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Apuleius' Metamorphosen im frühneuzeitlichen Deutschland

  • Birgit Plank: Johann Sieders Übersetzung des »Goldenen Esels« und die frühe deutschsprachige »Metamorphosen«-Rezeption. Ein Beitrag zur Wirkungsgeschichte von Apuleius' Roman. (Frühe Neuzeit 92) Tübingen: Max Niemeyer 2004. VIII, 260 S. Leinen. EUR (D) 58,00.
    ISBN: 3-484-36592-7.
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Der antike Eselsroman

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Die um 170 n. Chr. entstandenen Metamorphosen des Lucius Apuleius von Madaura, bekannter unter dem Titel Asinus aureus (Goldener Esel), sind der älteste vollständig erhaltene lateinische Roman. Darin wird der neugierige Lucius durch eine zauberkräftige Salbe in einen Esel verwandelt und erlebt als Vierbeiner mannigfache Abenteuer, bis er gegen Ende durch die Hilfe eines Priesters des Isis-Kultes wieder Menschengestalt erlangt. Der fiktionale Kunstgriff der Verwandlung eines Menschen in ein mit menschlicher Vernunft begabtes Tier erleichtert Apuleius die satirisch-überzeichnete Darstellung menschlicher Schwächen und gesellschaftlicher Mißstände, bleibt die Vernunftbegabung des Esels den Menschen, die mit ihm zu tun haben, doch verborgen. Die Bedeutung dieses Romans für die europäischen Literaturen der Frühen Neuzeit, besonders für den Schelmen- oder Pikaroroman, ist – wie schon Nachschlagewerke für die gebildeten Laien zu Recht betonen –»nicht hoch genug einzuschätzen« 1 . Angesichts dessen erstaunt es, daß die älteste erhaltene vollständige Übersetzung dieses Romans nicht in moderner Edition vorliegt und auch erst jetzt, gut anderthalb Jahrhunderte nach Etablierung der Germanistik als akademischer Disziplin, 2 erstmals eine Studie erscheint – eine zweite Untersuchung mit ähnlicher Themenstellung ist in Kürze zu erwarten –, 3 die sich eingehend mit dieser Übersetzung und ihrer Bedeutung für die Wirkungsgeschichte dieses Romans in der frühneuzeitlichen deutschen Literatur beschäftigt.

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Die älteste deutsche Übersetzung
des Goldenen Esels

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Johann Sieder, Würzburger Kanoniker und Sekretär des Fürstbischofs Lorenz von Bibra, schloß im September 1500 seine Übersetzung des Goldenen Esels ab. Sie ist in der Widmungshandschrift 4 erhalten, die der Autor Johann von Dalberg, dem Fürstbischof von Worms und bedeutendsten Förderer des deutschen Humanismus um 1500, überreichte oder übersandte. Erst 1538, mindestens drei Jahre nach Sieders Tod, gelangte die Übersetzung in Augsburg erstmals zum Druck; 1605 folgte ein zweiter und bislang letzter Druck in Frankfurt a. M. Sieder übersetzte die lateinische Vorlage bis auf einige, im Widmungsbrief angekündigte Auslassungen sexuell anstößiger Stellen, die im Goldenen Esel nicht eben selten sind, vollständig und unter enger Anlehnung an die Vorlage auch in der deutschen Syntax. In der Frühgeschichte der deutschen Übersetzungsliteratur (die ja als Übersetzungsliteratur im engeren Sinn, die den Werkcharakter der Vorlage erkennt und in der Zielsprache zu erhalten sucht, erst im deutschen Frühhumanismus einsetzt) 5 gilt Sieder, der sich im Widmungsbrief affirmativ auf Niklas von Wyle bezieht, daher als Exponent eines wörtlichen, streng vorlagenbezogenen Übersetzungsstils.

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Zielsetzung und Aufbau der Arbeit

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Mit der Buchhandelsfassung von Birgit Planks i. J. 2000 abgeschlossener, von Hans Joachim Kreutzer betreuter Regensburger germanistischer Dissertation ist nun erstmals eine eingehendere philologische Erschließung der drei genannten Überlieferungsträger von Sieders Übersetzung greifbar. Auch die Frage der Wirkung des Goldenen Esels in der deutschen Literatur des 16. und 17. Jahrhunderts wird von Plank erstmals zusammenfassend und ausführlich, keineswegs beschränkt auf die Wirkung der Siederschen Übersetzung, dargestellt.

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Aus dieser Themenstellung ergibt sich der logisch plausible Aufbau der Arbeit, die (neben der Einleitung und Zusammenfassung) Kapitel zu den Voraussetzungen der frühen deutschen Apuleius-Rezeption (II.), zu Sieders Übersetzung (III.), zur Rezeption des Goldenen Esels in Deutschland im 16. und 17. Jahrhundert (IV.), zum Verhältnis von Apuleius und der Tradition des Pikaroromans im allgemeinen (V.) sowie bei Grimmelshausen und Wolfgang Caspar Printz im besonderen (VI.) enthält. Den Abschluß bildet ein »Ausblick« auf die Bedeutung des antiken Romans auf das Verständnis dieser Gattung im 16. und 17. Jahrhundert in Deutschland (VII.).

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Philologische Erschließung von
Sieders Übersetzung

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Hauptstück der Arbeit ist – ihrem Titel entsprechend – die Untersuchung der Übersetzung Sieders (Kap. III.). Die ihr nachgestellte Betrachtung zu Niklas’ von Wyle zeitlich vorangehender deutscher Übersetzung (gedruckt um 1478) des griechischen Romans Lucius oder der Esel in Poggio Bracciolinis lateinischer Version, die Sieder kennt und auf die er sich beruft, hätte freilich besser ins Kapitel der Voraussetzungen (II.) gepaßt. Plank beschreibt die drei o. g. Überlieferungszeugen, legt dar, daß die Augsburger Editio princeps nicht auf die erhaltene Widmungshandschrift, sondern eine unvollständigere gemeinsame Vorlage zurückgehen muß und weist einen zweiten, wenn auch textkritisch unbedeutenden Druck der Übersetzung von 1605 nach. Die Ausführungen zum Verhältnis von Handschrift und Druck (S. 57–64) besitzen hohe Plausibilität und ziehen kodikologische Erkenntnisse (Lagenbeschreibung, Wasserzeichenbestimmung) dort heran, wo es zur Rekonstruktion der Textgeschichte angezeigt ist. Die Identifizierung der lateinischen Vorlage Sieders (in Frage kommen immerhin 37 Handschriften und fünf erhaltene sowie vier weitere erschlossene Inkunabeldrucke; S. 65) wurde von Plank allerdings gar nicht erst in Angriff genommen. Dieser Befund ist für die germanistische Übersetzungsforschung symptomatisch, da die modernen Ausgaben antiker Literatur durch die Auswahl von Lesarten nach textkritischen, nicht überlieferungsgeschichtlichen Kriterien allenfalls in die Lage versetzen, bestimmte Überlieferungszeugen als Vorlagen auszuschließen.

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Forschungsstand und Vorarbeiten

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Wichtigste Vorarbeit Planks auf dem Gebiet von Sieders Apuleius-Übersetzung ist eine ungedruckte Regensburger, ebenfalls von Kreutzer betreute Staatsexamensarbeit von Andreas Henkel. 6 Alle erwähnten Ergebnisse, die über den bisher publizierten Forschungsstand hinausgehen, 7 sind dort bereits erreicht. Plank weist ihre Dankesschuld gegenüber Henkel getreu nach; dennoch verwundert es, daß eine Arbeit mit solch gewichtigen Ergebnissen unveröffentlicht blieb bzw. ihre Ergebnisse nicht einmal in Form eines Aufsatzes publik gemacht wurden. So blieb sie – etwa in Worstbrocks Artikel im Verfasserlexikon – unbekannt. Allerdings wäre gerade dieser Artikel von Plank füglich häufiger als ein einziges Mal (S. 43) zu zitieren gewesen. Zur Biographie Sieders hält er – um ein Beispiel herauszugreifen – bereits alle Daten bereit, die Plank (S. 44–51) nur unter Berufung auf Henkel oder die Quellen präsentiert (S. 120, 123–126). Ähnliches gilt für Einsichten zum Verhältnis der Lukian- zur Apuleius-Übersetzung sowie zur Umarbeitung des Widmungsbriefs Sieders in die Vorrede des Erstdrucks, die ähnlich bereits im Verfasserlexikon zu lesen sind. 8

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Die Untersuchung
von Sieders Übersetzung

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Innerhalb des Hauptkapitels sind die Untersuchungen zu Sprache und Stil der Übersetzung Sieders und ihrer Modifikation in den Drucken (S. 85–114) sowie die Untersuchung der Übersetzungsintention (»Interpretation«, S. 114–136) der ertragreichste Teil. In wenigen, aber sprechenden Beispielen wird Sieders vorlagennaher Übersetzungsstil, den nicht erst Plank neben den Wyles stellt (S. 85 u.ö.), 9 auf Wort-, Satz- und übergeordneter Stilebene dargestellt, präzise werden die Veränderungen der beiden Drucke, die Sieders latinisierenden Satzbau schrittweise reduzieren, illustriert. Die Redaktoren der Druckausgaben stellten nämlich schrittweise nicht nur einen besser lesbaren deutschen Text her, sondern entfernten sich auch zusehends von Sieders Intention, die lateinische Kunstprosa des Apuleius, die Plank seine »poetische Sprache« (S. 94) nennt, im Deutschen nachzuschaffen.

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Allerdings wäre der Gewinn der Beobachtungen zu Sieders Sprache größer gewesen, hätte die Autorin nicht auf eine Untersuchung des Sprachstandes der immerhin von Sieder autorisierten Handschrift verzichtet. Sie verweist auf fehlende Voruntersuchungen zur Würzburger Schreibsprache vor und um 1500 (S. 57), doch hätte dies ja eine Beschreibung dialektgeographischer Merkmale der Übersetzung, die in der Handschrift immerhin 176 Blätter in Folio umfaßt, nicht verhindert. Eine solche Untersuchung hätte um so ertragreicher sein können, als in derselben Handschrift Sieders deutsche Übersetzung der Vorrede und der Bücher I und II von Lukians Wahren Geschichten überliefert ist. 10

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Plank ist den latinistischen Anforderungen ihres Themas sicher gewachsen und bewegt sich auf der Höhe der altphilologischen Forschung, wenngleich es seitenlanger Referate jüngerer Diskussionen zur Interpretation des antiken Romans (S. 3–12), die in kein Verhältnis zur Apuleius-Rezeption der Frühen Neuzeit gesetzt werden, nicht bedurft hätte. Mit Blick auf eine vorwiegend germanistische, auch studentische Leserschaft wären Übersetzungen von längeren lateinischen Zitaten (etwa S. 31) willkommen gewesen; einige lateinische Zitate sind unglücklich in den deutschen Satzbau eingefügt (S. 29), einmal ist ein Abtippfehler unterlaufen. 11 Auch der mittelplatonische philosophische Hintergrund des Apuleius, die Geschichte der Überlieferung und Wiederentdeckung des Romantextes durch namhafte Humanisten, schließlich die Editionen und der einflußreiche Kommentar Filippo Beroaldos d. Ä. werden kenntnisreich und gut lesbar dargestellt. Überschätzt ist allenfalls der Einfluß des neuen Platonismus auf die Bemühungen der italienischen Humanisten um bisher unbekannte antike Texte. Insgesamt zeichnet sich die Arbeit durch Verzicht auf literaturwissenschaftlichen Jargon aus, ohne dabei einen Verlust an philologischer Präzision zu erleiden.

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Die Untersuchungen zur Wirkungsgeschichte
des Goldenen Esels

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Weniger Neues bringen die anschließenden Kapitel IV.–VII., die der Rezeptionsgeschichte des Goldenen Esels in der deutschen Literatur der Frühen Neuzeit gelten. Eine kurze Diskussion von einigen in der Forschung angezogenen Versionen des bei Apuleius zentralen Motivs der Verwandlung eines Menschen in einen Esel und zurück wird im Bewußtsein der methodischen Probleme dieser Art von Einflußforschung ohne großes Engagement geführt. Das Ergebnis dieses Kapitels gibt daher allenfalls den Forschungsstand wieder (S. 144 f.). Der Artikel Eselmensch in der von Literaturwissenschaftlern häufig ignorierten, für motivgeschichtliche Fragestellungen aber grundlegenden Enzyklopädie des Märchens, in dem erstmals »sieben verschiedene Traditionsstränge« 12 des untersuchten Motivs unterschieden werden, hätte dieser Diskussion allerdings eine entscheidende Perspektivierung bringen können. Der Artikel scheint Plank, die die Enzyklopädie des Märchens auch sonst nicht heranzieht, unbekannt geblieben zu sein.

[18] 

Der Abschnitt zu Hans Sachsens Verarbeitung von zwei schwankhaften Episoden aus dem Goldenen Esel in zwei Spruchdichtungen und zwei Meisterliedern, zugleich die »einzige sicher nachzuweisende Nachwirkung der Siederschen Metamorphosen-Übersetzung im 16. Jahrhundert« (S. 145), arbeitet die Prinzipien der Sachsschen Umarbeitung deutlich heraus. Doch geht Plank auch hier über den Forschungsstand kaum hinaus. Man vermißt eine Erwähnung Wilhelm Abeles, der erstmals auf die Siedersche Übersetzung als Sachsens Quelle hinwies 13 und – von bibliographischen Aufnahmen des Druckes abgesehen – auch am Beginn der überschaubaren Forschung zu Sieder steht. 14 Man vermißt es, nicht weil Vollständigkeit aller Erwähnungen Ziel einer Bibliographie wäre, sondern weil Anmerkungen und Bibliographie die Fortschritte der Forschungsgeschichte markieren sollten. Hätte Plank überdies berücksichtigt, daß Hans Sachs in seinem eigenhändigen Bücherinventar »Apuleus mit dem guelden Esel« 15 verzeichnete und die Forschung (seit Abele) einig ist, daß mit diesem Eintrag nur der Augsburger Druck von 1538 gemeint sein kann, hätte sie ein zusätzliches und wohl entscheidendes Argument für die Diskussion der Frage gehabt, ob Sachs wirklich Sieders Übersetzung benützte (S. 146).

[19] 

Ein gravierenderer Einwand trifft den zweiten Teil des Kapitels über den Goldenen Esel »bei Hans Sachs und in der Schwankliteratur« (Kap. IV.2). Über den Umweg von Boccaccios Decameron und seiner Übersetzungen sind mehrere Schwänke aus Apuleius’ Metamorphosen in deutsche Schwanksammlungen des 16. Jahrhunderts aufgenommen worden. Auch diese Schwanksammlungen diskutiert Plank unter der Rubrik der »Rezeption des antiken Eselsromans in Deutschland« (Kap. IV.). Die Kompilatoren der Schwanksammlungen lasen jedoch nicht Apuleius (auch nicht in Sieders deutscher Übersetzung), sondern Boccaccios Decameron in Arigos Übersetzung. Die für die Rezeptionsforschung grundlegende Frage, ob die aufgezeigte Reduktion der aus dem Goldenen Esel übernommenen Episoden auf das Schwankhafte nun überhaupt auf Eingriffe der Schwanksammler in ihre Vorlagen zurückgeht, oder nicht vielmehr bereits auf die Auswahl Boccaccios, wird von Plank nicht diskutiert. Vielmehr legt sie das in den Bearbeitungen beobachtete »didaktische Interesse« (S. 161) umstandslos auch den »Schwankautoren« (ebd.) bei. Wenn aber philologischen Grundfragen nicht berücksichtigt werden, sind die Ergebnisse rezeptionsgeschichtlicher Untersuchungen nicht verläßlich.

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Der letzte Abschnitt des Kapitels zur Rezeption des Eselsromans in Deutschland im 16. und 17. Jahrhundert gilt Johann Ludwig Praschs Psyche Cretica, einem der wenigen in Deutschland entstandenen neulateinischen Romane in Prosa. Plank referiert hier verläßlich und kritisch den Forschungsstand und gelangt an einigen Stellen darüber hinaus.

[21] 

Verdienstvoll ist, daß die Apuleius-Rezeption in der deutschen neulateinischen Literatur und mit ihr das literarisch-kulturelle Umfeld, in dem die Übersetzer antiker Literatur ins Deutsche sich bewegten, überhaupt in den Blick dieser Untersuchung gerät, die primär der deutschen Übersetzung eines Werks der lateinischen Literatur gewidmet ist.

[22] 

Ratlos läßt hingegen das Kap. V. (»Apuleius’ Metamorphosen und die Tradition des Picaro-Romans«) den Leser zurück: Nach einer Einführung in zentrale Strukturmerkmale des Pikaroromans diskutiert Plank eine Reihe dieser Merkmale im Hinblick auf Apuleius’ antiken Roman und kommt zum Schluß, daß dieser »durchaus« als solcher »bezeichnet werden kann« (S. 184). Später bezeichnet sie dann Sieders Übersetzung als »ersten Vertreter der Gattung ›Picaro-Roman‹ in Deutschland« (S. 227). Eine derart ahistorische Verwendung des Gattungsbegriffs verwundert angesichts der nicht mehr ganz jungen gattungstheoretischen Diskussion, die in Gattungen »literarisch-soziale Institutionen« 16 sehen zu lehren versuchte, verwundert besonders den altgermanistisch geschulten Leser, der geneigt ist, Gattungen als »klar umgrenzte Werkreihen in konkretem historischem Zusammenhang« 17 aufzusuchen. Selbst wenn man die Verwendung des Begriffs ›Pikaroroman‹, der doch schon im ersten Wortbestandteil (pícaro) auf einen spezifischen kulturellen Kontext des 16. Jahrhunderts in Spanien verweist, für Apuleius’ Metamorphosen oder Sieders deutsche Übersetzung als Hypothese akzeptiert, ist doch fraglich, welchen Ertrag eine solche Ausweitung des Begriffsgebrauchs zeitigt. Für das historische Verständnis von Apuleius’ Roman bringt die Zurechnung zu einer zur Entstehungszeit inexistenten Gattung keinerlei Erkenntnisgewinn, dasselbe gilt auch für Sieders Übersetzung. Auch für die Gattungsgeschichte des Pikaroromans in Deutschland bliebe der postulierte frühe Beginn mit Sieders Übersetzung über 115 Jahre (bis zu Aegidius Albertinus’ Guzman-Übersetzung) ohne Konsequenz.

[23] 

Nach der müßigen Frage, ob die Metamorphosen selbst oder ihre deutschen und übrigen volkssprachigen Übersetzungen zum pikaresken Roman zu zählen sind, wendet sich Plank in den Kapiteln wieder einer ertragreicheren Fragestellung zu. Sie untersucht, inwieweit der Goldene Esel und seine Übersetzung auf die Entstehung des spanischen und des ihm nachfolgenden europäischen Pikaroromans wirkten (Kap. VI.) und geht abschließend auf die Frage der Bedeutung der Metamorphosen für die Romantheorie der Frühen Neuzeit, vorrangig in Deutschland, (Kap. VII.) ein. Plank kann für einige Romane Grimmelshausens (v.a. Simplicissimus samt Continuatio und Wunderbarliches Vogelnest) die in der jüngeren Forschung recht lebhaft diskutierte Frage, ob Grimmelshausen den Goldenen Esel gekannt habe, mit einiger Sicherheit zu einer bejahenden Antwort führen (S. 190–213). Für den Güldenen Hund des Wolfgang Caspar Printz, der sich schon im Titel mit dem Goldenen Esel vergleicht, stand die Bekanntschaft des Autors mit dem lateinischen Roman nie in Frage. Plank kann hier ein weiteres Mosaikstück der Rezeption des Goldenen Esels im frühneuzeitlichen Deutschland vorführen (S. 213–221), beläßt es freilich auch dabei: Sie beschränkt sich darauf, den Anlaß, Handlung und die unterhaltend-didaktische Absicht des Romans darzustellen, ohne ihn einer spezifischen Form der Metamorphosen-Rezeption zuzuordnen. Die Ergebnisse des Kapitels zur Apuleius-Rezeption im deutschen Roman des 17. Jahrhunderts freilich können die Behauptung des vorangehenden Kapitels, bereits die Metamorphosen selbst seien ein Pikaroroman, nicht nachträglich erhärten; sie sind auch plausibel vor dem bisherigen Forschungskonsens, der im Goldenen Esel ein entfernt verwandtes Werk, allenfalls einen Vorläufer der Gattung sieht.

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Fehler im Detail

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Die germanistische Forschungsliteratur ist dort, wo der unmittelbare Gegenstand der Arbeit verlassen wird, nicht immer zureichend verarbeitet. Müßig ist die Klage darüber, daß Hieronymus Boner (gest. 1556) keinen Artikel im Verfasserlexikon erhielt (S. 15), übersetzte er doch in den 1530er und 1540er Jahren, mithin nach der zeitlichen Grenze (ca. 1519 für vorwiegend deutsch schreibende Autoren) dieses der mittelalterlichen deutschen Literatur gewidmeten Nachschlagewerks. 18 Andernorts ist Boner dagegen verzeichnet. 19

[26] 

Schwerwiegender: Plank identifiziert in Text und Register ohne Einschränkung Arigo, den pseudonymen ersten deutschen Übersetzer des Decameron, mit Heinrich Schlüsselfelder (S. 14 u. 259), obwohl im Literaturverzeichnis die einschlägigen Arbeiten von Christa Bertelsmeier-Kierst 20 und Joachim Theisen stehen, in denen die lange Zeit akzeptierte Identifizierung nachhaltig erschüttert 21 bzw. nicht mehr verfochten 22 wird und obwohl – durch einen der Reihenherausgeber – diese Erkenntnis ins Verfasserlexikon eingegangen ist. 23

[27] 

Literatur, die nach 2000 erschien, wurde offensichtlich 24 in keinem Fall eingearbeitet, 25 mancherorts werden grundlegende Arbeiten, etwa Franz Josef Worstbrocks Beiträge zu Niklas von Wyle 26 nicht zitiert oder nicht kritisch ausgewertet.

[28] 

Weniger gravierende sachliche Versehen der Verfasserin begegnen in ziemlicher Fülle: Jakob Wimpfeling erscheint in Text und Register als »Johann« (S. 46 Anm. 4 u. S. 260), Paul Joachimsohn, der auch als Joachimsen publizierte, wird im Text zu »Andreas Joachimson« (S. 13 Anm. 51), im Literaturverzeichnis immerhin zu »Paul Joachimson« (S. 248). Der Florentiner Humanist Poggio Bracciolini erscheint im Register systemwidrig unter seinem Vornamen Poggio, dafür werden ihm – ein in der Germanistik allerdings weitverbreiteter Irrtum – die Vornamen »Gian Francesco« beigelegt, die nicht er, sondern zwei seiner Söhne trugen. 27 Dieselben Vornamen trägt Poggio im Literaturverzeichnis (S. 240), obwohl die zitierte kritische Briefausgabe den Irrtum selbstredend nicht enthält. 28 Plank schreibt konsequent »Würtemberg« (S. 53 u. 246), auch wenn sie eine Publikation zitiert, die richtiges »Württemberg« hat, 29 zum Verhältnis des Grafen Eberhart im Bart zum Humanismus wäre überdies Dieter Mertens’ Studie zu zitieren gewesen. 30 Unbekannt ist ihr, daß es verschiedene Zählungen der alttestamentlichen Psalmen gibt und daß daraus die von den meisten gebräuchlichen Übersetzungen unterschiedene Zählung der lateinischen Bibel zu erklären ist (S. 122 Anm. 339). Der im alttestamentlichen Buch Daniel genannte Nebukadnezar bekennt sich bei Plank »zum Christentum« (S. 196).

[29] 

Derlei Unachtsamkeiten sind auch im Kernbereich der Arbeit zu entdecken: Sieders Widmungsbrief an Johann von Dalberg datiert bald vom 19. (S. 44 Anm. 1), bald vom 15. Sept. 1500 (S. 50 Anm. 29); die Tatsache, daß man bisher vom 29. Sept. 1500 ausging, 31 wird nicht diskutiert.

[30] 

Weniger sicher als im Lateinischen ist Plank im Griechischen. Die stoffgeschichtlich bedeutende griechische Parallele, der unter Lukians Werken überlieferte Roman Lucius oder der Esel, eine Kurzfassung von Apuleius’ nicht erhaltener griechischer Vorlage, wird von Plank stets mit dem griechischen Titel zitiert, doch dieser Titel wird ausnahmslos, vom Inhaltsverzeichnis bis zur Zusammenfassung, mit falschem Akzent auf dem zweiten Wort geschrieben (S. V, 1, 25, 28 und passim bis S. 225). Bei der Wiedergabe des griechischen Titels der Poetik des Aristoteles begegnen drei Fehler in zwei Wörtern (S. 223 Anm. 6).

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Grundlegende handwerkliche Mängel

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Neben den genannten Irrtümern begegnen Mängel in der Praxis wissenschaftlichen Arbeitens: Bereits die 4. Anmerkung (S. 1) ist defekt, sie verweist zur Erklärung der Tatsache, daß die Existenz des vollständigen griechischen Eselsromans nur »durch den griechischen Dichter Photios« bezeugt ist, kommentarlos auf »Cod. 129«. Daß hiermit die Bibliotheke (auch: Myriobiblon) des byzantinischen Gelehrten und Theologen gemeint ist, ist für den Nichtgräzisten nur mit einigem Spürsinn feststellbar. Die Bibliotheke wird in der Gräzistik mit dem Kurztitel »Bibl. cod.« (für »Bibliothecae codex«) zitiert, offenkundig ist das entscheidende »Bibl.« ausgefallen.

[33] 

Zum Straßburger Humanisten, Gräzisten und Musiktheoretiker Otmar Luscinius (Nacht[i]gall), den Plank konsequent »Luscinus« nennt (S. 159 f. u. 259), verweist Plank auf »den Artikel von Mechthild Albus und Christoph Schwingenstein in: Verfasserlexikon, S. 531–532« (S. 159 Anm. 110); doch weder in der ersten noch in der kürzlich abgeschlossenen zweiten Auflage dieses Nachlagewerks 32 findet sich ein Eintrag zu diesem Autor; 33 vielmehr erschien der gemeinte Text in der Neuen Deutschen Biographie. 34

[34] 

Die in der Arbeit benutzten Lexikonartikel, etwa derjenige Franz Josef Worstbrocks zu Johann Sieder im Verfasserlexikon, der doch Wesentliches, auch über die Arbeiten desselben Verfassers hinaus, 35 zu Sieders Rang als literarischer Übersetzer beizutragen vermag, werden zwar meist an Ort und Stelle ihrer Ersterwähnung (S. 47) nachgewiesen, 36 scheinen jedoch im Literaturverzeichnis nicht mehr auf. Hier wäre wenigstens ein Eintrag der benützten Nachschlagewerke geboten, wenn schon nicht jeder verwendete Artikel separat aufgeführt wird. Mehrfach begegnen nicht aufzulösende Verweise wie derjenige »auf die RE-Artikel ›Eros‹ und ›Platon‹« (S. 23 Anm. 20), deren Verfasser nicht einmal genannt werden, oder auf Götz Alys »RE-Artikel zum ›Mythos‹« (S. 4 Anm. 12), der gleich darauf mit Spalten-, aber ohne Bandangabe zitiert wird. Die Abkürzung »RE« wird aber weder im Verzeichnis der Abkürzungen (S. 233) noch im Literaturverzeichnis aufgelöst. Nicht jeder Studierende der Germanistik wird wissen, daß hier Paulys Real-Encyclopädie der classischen Altertumswissenschaft in der Neubearbeitung Georg Wissowas (Stuttgart 1883–1997) gemeint ist. In Planks Buch erhält man diese Auskunft erst gute 50 Seiten nach ihrer Erstzitation (S. 54 Anm. 44). 37

[35] 

Empfindlich macht sich das Fehlen eines Siglenverzeichnisses bemerkbar, da Plank die Neigung hat, die in unterschiedlichen Forschungsdiskursen üblichen Siglen zu übernehmen. So führt sie im Kapitel zur Rezeption des Goldenen Esels bei Hans Sachs und in der Schwankliteratur (IV.2) die in der Sachs-Forschung übliche Sigle »KG« (S. 145 Anm. 26) ein, doch der Leser, der beim Nachschlagen an späterer Stelle (S. 148 f.) darauf stößt, steht vor einem Rätsel. In derselben Anmerkung taucht im Zusammenhang mit einem unedierten Meisterlied Sachsens unvermittelt zweimal die Buchstabenkombination »MG« auf, die später nochmals erscheint (S. 160 f. Anm. 114 f.). Daß hiermit jedoch Sachsens autographe Meistergesangbücher im Zwickauer Stadtarchiv (Sign.: MG 5 und MG 8) gemeint sind, kann ein in der Sachs-Philologie nicht bewanderter Leser in Planks Buch nur durch Zufall oder nach langem Suchen herausfinden, denn die Signatur wird stets ohne Bibliotheksort und -bezeichnung zitiert und im Literaturverzeichnis steht sie selbstredend nicht unter »MG« sondern in der Rubrik »Handschriften« unter »Sachs« (S. 236).

[36] 

Gleiches gilt für Siglen, die auf verschiedene Bände der Gesammelten Werke Grimmelshausens verweisen (»Spring.«, »VN« und »S« für Springinsfeld, Vogelnest und Simplicissimus). Sie werden zwar jeweils eingeführt (S. 191 Anm. 4, S. 192 Anm. 8, S. 196 Anm. 22), sind aber an späterer Stelle unauflösbar. Die Sigle »C«, die offenkundig auf die Ausgabe der Continuatio des abentheuerlichen Simplicissi im Simplicissimus-Band der Gesammelten Werke verweisen soll, wird über Seiten hinweg verwendet (S. 199, 202 f., 211), bei der ersten Erwähnung der Continuatio (S. 198 Anm. 32) jedoch nicht definiert.

[37] 

Im Literaturverzeichnis sind Hilfsmittel (neben Lexika auch Wörterbücher) generell unterdrückt. So werden selbstverständliche Hilfsmittel der Frühneuhochdeutsch-Philologie wie die Wörterbucher des Dasypodius, das Deutsche Wörterbuch der Brüder Grimm, oder Schmellers, Birlingers und andere, modernere regionalsprachliche Wörterbücher zwar zumeist bei der Erstzitation vollständig angeführt (S. 86–88 Anm. 212–214, 221), im Literaturverzeichnis sucht man sie jedoch vergebens. Der Leser muß sich bei den späteren Verweisen auf die genannten Werke (ebd. Anm. 213–225) mühsam zur Ersterwähnung hochhangeln, wenn er wissen will, wo die zitierten Einträge stehen. Bei einer Glosse zum Wort ›hafen‹ läuft er jedoch von der lapidaren Bemerkung »Götze: obdt. für Topf« (S. 86 Anm. 215) ins Leere und muß auf anderen Wegen herausfinden, daß Alfred Götzes Frühneuhochdeutsches Glossar 38 den Beleg für die Behauptung enthält. Darüber hinaus sind die Verweise auf Wörterbucheinträge ohne Seiten- oder Spaltenangaben gegeben, bei den durchaus unterschiedlichen Lemmatisierungsprinzipien der verwendeten Wörterbücher ein allzu leserunfreundliches Verfahren. Schließlich ist anzumerken, daß die vorliegenden Lieferungen des grundlegenden Frühneuhochdeutschen Wörterbuchs 39 nicht konsultiert wurden.

[38] 

Zumeist zitiert Plank moderne Ausgaben ab der zweiten Erwähnung nur mit dem Namen des Herausgebers, verzeichnet sie in der Bibliographie jedoch unter dem Autorennamen. Das mag noch angehen, da in der Regel aus dem Zusammenhang der Lektüre klar wird, daß das Kürzel »Keller« (S. 53–55 Anm. 42 f., 48 f., 51–53) im Literaturverzeichnis unter ›Wyle‹ aufzulösen ist, wenn von Niklas von Wyles Translationen gehandelt wird. Beim ausgiebig zitierten Kommentar Beroaldos zum Goldenen Esel, der häufig nach der dreibändigen Apuleius-Werkausgabe des Johannes Bosscha (Leiden 1823) zitiert wird, sucht man jedoch im Literaturverzeichnis zunächst unter ›Bosscha‹ und ›Beroaldus‹ vergeblich, steht die Ausgabe doch unter ›Apuleius‹. Eine ähnliche Suchaufgabe stellt Plank dem Leser mit der Übersetzung von Jean Bodins Dämonologie (De la démonomanie des sorciers) durch Johann Fischart, die mit dem Kurztitel »Fischart« zitiert wird (S. 140 Anm. 6 f., S. 144 Anm. 23), obwohl sie unter »Bodin« im Literaturverzeichnis (S. 237) zu suchen ist. Verwirrspiele treibt Plank mit dem Leser dann jedoch, wenn sie das Decameron, das ausschließlich in deutscher Übersetzung konsultiert wird, mit dem Kurztitel »Dekamerone« zitiert (S. 156–158 Anm. 85, 89 f., 92, 95–101), obwohl es im Literaturverzeichnis unter Boccaccios Namen verzeichnet ist (S. 237), und den Zweiten Teil der Gartengesellschaft des Martin Montanus als »Gartengesellschaft«, obwohl Johannes Boltes Ausgabe beider Schwankbücher dieses Verfassers unter Montanus verzeichnet ist (S. 239) und das Wort Gartengesellschaft nicht einmal in ihrem Titel erscheint.

[39] 

Die undeutliche Zitierweise führt auch zu fragwürdigen Aussagen: So wird der Traité de l’origine des romans des Pierre Daniel Huet (1670) ausschließlich in der zeitgenössischen deutschen Übersetzung des Eberhard Werner Happel von 1682 zitiert. Dies ist innerhalb der Fragestellung, der Bedeutung des Eselsromans für die Romantheorie des 17. Jahrhunderts in Deutschland, ein angängiges Verfahren. Plank jedoch zitiert die Happelsche Übersetzung stets anstelle von Huets Text (S. 225 f.), behauptet also etwa, daß »Huet [...] sogar den ›Tyl Eulenspiegel‹ als ›Roman‹« (S. 226) bezeichnet, belegt dies aber nur mit Happels Übersetzung. Der Leser, den interessiert, ob hier ein Beleg für die Eulenspiegel-Rezeption im Frankreich des 17. Jahrhunderts vorliegt, muß selbst recherchieren, daß diese Erwähnung tatsächlich auf Huet selbst und nicht erst auf seinen Übersetzer zurückgeht. 40 In den Anmerkungen sind die Nachweise zwar richtig »Happel« (S. 225 f. Anm. 15–20) zugewiesen, dieser Kurztitel ist aber wie gewohnt im Literaturverzeichnis unter »Huet« (S. 239) aufzulösen.

[40] 

Kleinere redaktionelle Inkonsequenzen

[41] 

Bei solch grundlegenden Defekten der wissenschaftlichen Dokumentation fallen kleinere Mängel kaum noch ins Gewicht. Genannt seien jedoch die fehlende (chronologische oder alphabetische) Ordnung bei Reihungen mehrerer Titel in einer Anmerkung, der bunte Wechsel von vollständiger und verkürzter Anführung mehrfach zitierter Forschungsarbeiten 41 , sowie der Wechsel von Kurztiteln mit Namen und Titelstichwort oder nur mit Namen.

[42] 

Das Buch wird von einem »Namenregister« beschlossen, das die Benutzung der Arbeit wesentlich erleichtert; aufgenommen sind jedoch – ohne daß Ausschlußkriterien benannt würden – nur Namen von antiken, mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Personen und auch diese keineswegs vollständig, sondern in unausgewiesener Auswahl. 42

[43] 

All die genannten kleineren und größeren Mängel hätten von der Verfasserin bei einer sorgfältigeren Vorbereitung der Drucklegung behoben werden können, spätestens der verantwortliche Reihenherausgeber oder das Lektorat des Verlages hätten aufmerksam werden müssen.

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Fazit

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Nach einer solchen Liste von Mängeln kann das Fazit zu Planks Untersuchung nurmehr zwiespältig ausfallen. Es ist ihr Verdienst, Sieders Übersetzungstechnik und die redaktionellen Eingriffe in den beiden Drucken seiner Übersetzung erstmals in einiger Breite analysiert zu haben. Die sich anschließenden Untersuchungen zur Rezeptionsgeschichte des Goldenen Esels im Deutschland der frühen Neuzeit, besonders zur Wirkung der Siederschen Übersetzung, bringen zwar ein zum überwiegenden Teil verläßliches Bild des Forschungsstands, aber kaum Neues. Darüber hinaus sind durch mangelnde Reflexion der philologischen Grundlagen der Rezeptionsgeschichte und einen naiven Gattungsbegriff ganze Kapitel (IV.2 [zur Schwankliteratur] und V.) nahezu wertlos. Der Forschung wäre mit einer ausführlicheren Untersuchung der Siederschen Übersetzung, die sich auch auf die sprachgeschichtlichen und -geographischen Aspekte seines umfänglichen Übersetzungswerks (unter Einschluß der Lukian-Übersetzung) eingelassen hätte, mehr gedient gewesen als mit der in den Kapiteln IV.-VII. gegebenen Tour de force durch die Geschichte des Pikaroromans im frühneuzeitlichen Deutschland. Die aufgeführten leichteren und zahlreichen schweren Mängel führen überdies dazu, daß der Leser, der selbst weiterforschen will, in den Anmerkungen und im Literaturverzeichnis ständig auf die Suche geschickt wird. Derartiges hätte man in dieser Reihe nicht erwartet.



Anmerkungen

Bernhard Kytzler: Reclams Lexikon der griechischen und lateinischen Autoren. Stuttgart: Reclam 1997, S. 45. Ähnlich Richard Mellein: Lucius Apuleius. In: Walter Jens (Hg.): Kindlers Neues Literaturlexikon. Bd. 1. München: Kindler 1988, S. 578–580, hier S. 579.   zurück
Die erste mir bekannte Erwähnung der Übersetzung Sieders steht bei Karl Goedeke: Grundriß zur Geschichte der deutschen Dichtung aus den Quellen. 2., ganz neu bearb. Aufl. Dresden: Ehlermann 1886, S. 319.   zurück
Ihre Tübinger Dissertation von 2002 kündigt Franziska Küenzlen als Buch an unter dem Titel Verwandlungen eines Esels. Apuleius’ Metamorphoses im Kommentar Filippo Beroaldos d. Ä., in den Übersetzungen von Johann Sieder, Diego López de Cortegana, Agnolo Firenzuola und Guillaume Michel sowie im Schelmenroman Lazarillo de Tormes (http://www.uni-muenster.de/DeutschePhilologie1/publikation_kuenzlen.html; 12.10.2004).   zurück
Berlin, Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz, Ms. germ. fol. 139.   zurück
Vgl. Franz Josef Worstbrock: Wiedererzählen und Übersetzen. In: Walter Haug (Hg.): Mittelalter und frühe Neuzeit. Übergänge, Umbrüche und Neuansätze (Fortuna vitrea 16) Tübingen: Niemeyer 1999, S. 128–142, bes. S. 130–133.   zurück
Andreas Henkel: Der guldin Esel Apuleij. Zur ersten deutschen Übersetzung der Metamorphosen des Apuleius durch Johann Sieder in der Handschrift von 1500 und im Druck von 1538. 1979.    zurück
Franz Josef Worstbrock: Sieder, Johannes. In: Kurt Ruh [u.a.] (Hg.): Die deutsche Literatur des Mittelalters. Verfasserlexikon. 2., völlig neu bearb. Aufl. Berlin / New York: de Gruyter 1978–2004. Bd. 8. 1992, Sp. 1195–1199.   zurück
Franz Josef Worstbrock (Anm. 7), Sp. 1196 u. 1197.   zurück
So bereits Franz Josef Worstbrock (Anm. 7), Sp. 1195, 1196 u.1198.   zurück
10 
Diese Übersetzung ist freilich ihrerseits nicht untersucht. Einige Wahrscheinlichkeit hat die Vermutung für sich, daß die lateinische Übersetzung Poggios Sieders Vorlage war (Plank, S. 120, nach Andreas Henkel [Anm. 6], S. 93).   zurück
11 
Das Zitat aus Met. II 1 (S. 95) muß lauten: »[...] sol novum diem fecit«.   zurück
12 
Vgl. Alex Scobie: Eselmensch. In: Kurt Ranke u.a. (Hg.): Enzyklopädie des Märchens. Handwörterbuch zur historischen und vergleichenden Erzählforschung. Bd. 4. Berlin / New York: de Gruyter 1984, Sp. 445–452, hier Sp. 445.   zurück
13 
Die antiken Quellen des Hans Sachs, 2 Teile (Programm der Realanstalt zu Cannstatt 1896/97 und 1898/99). Cannstatt: Bosheuyer 1897/99, S. 74 f.   zurück
14 
Vgl. Franz Josef Worstbrock (Anm. 7), Sp. 1198.   zurück
15 
Wolfgang Milde (Hg.): Das Bücherverzeichnis des Hans Sachs. In: 500 Jahre Hans Sachs. Handwerker, Dichter, Stadtbürger (Ausstellungskataloge der Herzog August Bibliothek 72) Wiesbaden: Harrassowitz 1994, S. 38–55, hier S. 47.   zurück
16 
Wilhelm Voßkamp: Gattungen als literarisch-soziale Institutionen. Zu Problemen sozial- und funktionsgeschichtlich orientierter Gattungstheorie und -historie. In: Walter Hinck (Hg.): Textsortenlehre – Gattungsgeschichte. Heidelberg: Quelle & Meyer 1977, S. 27–44.   zurück
17 
Klaus Grubmüller: Gattungskonstitution im Mittelalter. In: Nigel F. Palmer / Hans-Jochen Schiewer (Hg.): Mittelalterliche Literatur im Spannungsfeld von Hof und Kloster. Tübingen: Niemeyer 1999, S. 193–201, hier S. 210.   zurück
18 
Vgl. Kurt Ruh: Vorwort. In: Kurt Ruh (Anm. 7), Bd. 1, 1978, S. V.   zurück
19 
Petra Fochler: Boner, Hieronymus. In: Walther Killy (Hg.): Literaturlexikon. Autoren und Werke deutscher Sprache. Gütersloh/München: Bertelsmann 1988–1993, Bd. 2. 1988, S. 105 f.   zurück
20 
Bei Plank stets »Bertelsmeier-Kirst« (S. 243).   zurück
21 
Christa Bertelsmeier-Kierst: ›Griseldis‹ in Deutschland. Studien zu Steinhöwel und Arigo. Heidelberg: Winter 1988, bes. S. 55–82, 332–336   zurück
22 
Joachim Theisen: Arigos Decameron. Übersetzungsstrategie und poetologisches Konzept (Bibliotheca Germanica 37) Tübingen / Basel: Francke 1996, bes. S. 3.   zurück
23 
Vgl. Jan-Dirk Müller: Schlüsselfelder, Heinrich. In: Kurt Ruh (Anm. 7). Bd. 8. 1992, Sp. 752–758; ders., Art. ›Arigo‹. ebd. Bd. 11/1. 2000, Sp. 125–130.   zurück
24 
Da ein Vorwort fehlt, gibt es keine Autoräußerung über den Zeitpunkt des Manuskriptschlusses.   zurück
25 
Zu Johann Ludwig Praschs lateinischem Roman Psyche cretica hätte ergänzt werden können: Christiane Holm: Die verliebte Psyche und ihr galanter Bräutigam. Das Roman-Projekt von Susanna Elisabeth und Johann Ludwig Prasch. In: Thomas Borgstedt / Andreas Solbach (Hg.): Der galante Diskurs. Kommunikationsideal und Epochenschwelle (Arbeiten zur neueren deutschen Literatur 6) Dresden: Thelem 2001, S. 53–85.   zurück
26 
Franz Josef Worstbrock: Niklas von Wyle. In: Kurt Ruh (Anm. 7). Bd. 6. 1987, Sp. 1016–1035; F. J. W.: Niklas von Wyle. In: Stephan Füssel (Hg.): Deutsche Dichter der Frühen Neuzeit 1450–1600. Ihr Leben und Werk. Berlin: Schmidt 1993, S. 35–50.   zurück
27 
Vgl. Ernst Walser: Poggius Florentinus. Leben und Werke (Beiträge zur Kulturgeschichte des Mittelalters und der Renaissance 14) Leipzig / Berlin: Teubner 1914, S. 6. Die Arbeit wird von Plank übrigens zitiert (S. 40 Anm. 40, 41 u. 43).   zurück
28 
Poggio Bracciolini: Lettere. Hg. von Helene Harth. 3 Bde. Florenz: Olschki 1984–1987.   zurück
29 
Graf Eberhard im Bart von Württemberg im geistigen und kulturellen Leben seiner Zeit. Zur Stuttgarter Bibliophilentagung verfaßt von der Württembergischen Landesbibliothek. Stuttgart: Krais 1938.   zurück
30 
Dieter Mertens: Eberhard im Bart und der Humanismus. In: Mans-Martin Maurer (Hg.): Eberhard und Mechthild. Untersuchungen zu Politik und Kultur im ausgehenden Mittelalter (Lebendige Vergangenheit 17) Stuttgart: Kohlhammer 1994, S. 35–81.   zurück
31 
Franz Josef Worstbrock (Anm. 7), Sp. 1196; F. J. W.: Deutsche Antikerezeption 1450–1550. Teil I: Verzeichnis der deutschen Übersetzungen antiker Autoren. Mit einer Bibliographie der Übersetzer. Boppard: Boldt 1976, S. 22.   zurück
32 
Wolfgang Stammler / Karl Langosch (Hg.): Die deutsche Literatur des Mittelalters. Verfasserlexikon. 5 Bde. Berlin: de Gruyter 1933–1955; Kurt Ruh (Anm. 7).   zurück
33 
Jedoch ist ein solcher für den von Franz Josef Worstbrock herausgegebenen Ergänzungsband ›Deutscher Humanismus 1480–1520‹ zur zweiten Auflage des Verfasserlexikons durch den Rezensenten in Vorbereitung.   zurück
34 
Neue Deutsche Biographie. Hg. von der Historischen Kommission der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Bd. 15. Berlin: Duncker & Humblot 1987, S. 531 f.   zurück
35 
Vgl. Franz Josef Worstbrock (Anm. 31), 1976, Nr. 26 u. 27.   zurück
36 
Auch dies im genannten Beispiel jedoch nicht vollständig: Es fehlt die Bandangabe (Bd. 8). Auch der bloße Verweis »den entsprechenden Eintrag in: ADB« (S. 48 Anm. 18) zu Lorenz von Bibra ist offenkundig defekt.   zurück
37 
Dort wird einmal mehr ein Artikel zwar mit Spalten-, aber ohne Bandangabe zitiert.   zurück
38 
7. Aufl. Berlin: de Gruyter 1967.   zurück
39 
Begründet von Robert R. Anderson / Andreas Goebel / Oskar Reichmann. Hg. von A. G. / O. R. Bd. 1–4 u. Bd. 5/1, 6/1, 7/1, 8/1, 9/1. Berlin / New York: de Gruyter 1989–2003.   zurück
40 
Vgl. Pierre Daniel Huet: Traité de l’origine des romans. Faksimiledrucke nach der Erstausgabe von 1670 und der Happelschen Übersetzung von 1682. Mit einem Nachwort von Hans Hinterhäuser. Stuttgart: Metzler 1966, S. 90: »le roman de Tiel Vlespiegle«.   zurück
41 
So erscheint Hermann Degerings und Emil Jacobys Berliner Handschriftenkatalog (Mitteilungen aus der königlichen Bibliothek. Bd. 2. Teil 1, Berlin: Weidmann 1914) in Kap. III vollständig in Anm. 61 u. 89, verkürzt dagegen in Anm. 62 u. 76.   zurück
42 
Es fehlen etwa die Namen der S. 15 genannten Übersetzer Hieronymus Boner und Johannes Zschorn oder die S. 30 erwähnten Erstdrucker Italiens, Konrad Sweynheym und Arnold Pannartz, ebenso Sebastian Franck, der S. 71 (»Frank«) erwähnt wird. Von den zahlreichern erwähnten Zeichnern und Holzschneidern erscheinen Leonhard Beck, Hans Burgkmair, Hans Schäufelein (»Schäuffelein«), der Monogrammist NH und der Petrarcameister im Register, nicht jedoch Jörg Breu und Hans Weiditz, die im selben Zusammenhang, den Illustrationen des Augsburger Drucks (S. 70–73), erwähnt werden.   zurück