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Der Text des Exils

Julia Schölls Monographie zu Tagebüchern, Briefen
und dem Josephsroman Thomas Manns

  • Julia Schöll: Joseph im Exil. Zur Identitätskonstruktion in Thomas Manns Exil-Tagebüchern und -Briefen sowie im Roman »Joseph und seine Brüder«. (Studien zur Literatur- und Kulturgeschichte 18) Würzburg: Königshausen & Neumann 2004. 368 S. Kartoniert. EUR (D) 39,80.
    ISBN: 3-8260-2829-5.
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Joseph und die Exilliteratur

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Der Großroman Joseph und seine Brüder wird seit geraumer Zeit nicht allein als Resultat einer unter anderem durch Thomas Manns Bachofen- und Freud-Lektüre beeinflußten ›Arbeit am Mythos‹ gelesen, sondern er wurde ganz zurecht in das Corpus der historischen und mythologischen Romane des Exils eingeordnet. 1 Damit war ein erster Schritt getan, der von der Quellenfixierung und der Biographiezentrierung der Thomas-Mann-Forschung wegführte und der die Lektüre auch des umfangreichen Joseph innerhalb des kulturellen Textes des Exils erlaubte. Es waren über lange Zeit allerdings andere Texte, vor allem der Doktor Faustus, die der Exilliteratur näherhin zugeschrieben wurden, begann die Arbeit am Joseph doch 1925 / 26 und erschien der erste Band bereits 1933. Mit der Programmatik »Mythos plus Psychologie« schien der Roman eine zwar durchaus eminent politische, mittlere Schaffensperiode Thomas Manns der zwanziger und dreißiger Jahre zu begründen; die Zäsuren der Emigration (1933), der Ausbürgerung (1936) und der zweiten Emigration in die USA (1938) schienen dabei leichter zu wiegen als das Ganze des fast zweitausendseitigen Romans, der, nach der Aussage des Autors, eben auch eine zusammenhängende Lebens- und Arbeitsperiode von »sechzehn Jahre[n]« umspannt. 2

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Identitäten des Exils

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Julia Schölls Buch gewährt differenzierte Aussagen zum kulturellen Text des Exils und zu den Texten Thomas Manns und geht damit über die Prämissen der jüngeren Forschung hinaus, die allerdings die Verwurzelung des dritten und vierten Teils in Thomas Manns Erfahrung der Emigration bereits mehr oder weniger pauschal postuliert hatte. 3 Schölls Arbeit basiert auf einem konstruktivistischen Identitätsbegriff, den die Autorin gleichzeitig an die Textbewegung des Narrativen anschließt und damit eng mit der Vorstellung von Prozessualität verknüpft; es handelt sich, nach Anthony Kerby, um die Vertextung einer »Erfahrung der eigenen Existenz über einen gewissen Zeitraum hinweg« (S. 23). Wird Identität »im narrativen Prozess erst produziert« (S. 23), dann lassen sich auch unterschiedliche (freilich je durch Narrationen grundierte) Textsorten heranziehen.

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Inkonsistenzen personaler oder kollektiver Identität mit dem exiltypischen Zwang zum Nomadentum in Beziehung zu setzen, ist eine absolut überzeugende Prämisse. Dies gilt auch für die konsequente Analyse des Joseph als politischer Roman, der er als Staatsroman innerhalb einer prominenten Motivtradition ja ohnehin ist 4 – und der Architext, der Pentateuch, ist ebenfalls Text der Genese einer Ethnie, die sich lange Zeit durch den Verzicht auf Seßhaftigkeit auszeichnet. Nicht alle Aussagen über sämtliche Texte sind auf den empirischen Autor und seine Biographie zu beziehen, Roman, Tagebuch und Brief bilden nicht ›Realität‹ ab, sondern generieren und transformieren in je form- und kommunikationsspezifischer Weise kulturelle Codes, die als ›Exil-Identitäten‹ von Aktanten lesbar werden. Ohne den Roman-Joseph mit dem Brief-Ich oder dem Tagebuch-Ich Thomas Manns gleichzusetzen – bereits ein konsistentes Brief-Ich anzunehmen, bedeutete eine Verkürzung – sind doch markante Übereinstimmungen zu beobachten, die zudem auf eine ›Wirklichkeit‹ der historischen Kontexte außerhalb von Thomas Manns Textwelten referenzierbar sind, und das meint auch Erfahrungen von Fremdheit und Entfremdung.

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Mit ihrem Identitätsbegriff vermeidet Schöll von vornherein eine ungute Festlegung Mannscher Texte auf ›Positionen‹; insgesamt aber ist der Thomas Mann, den ihr Buch zeichnet, ein wenig zu widerspruchsfrei, nüchtern und engagiert; seine Werkbiographie im Exil scheint sich allzu zielstrebig wie Josephs Biographie vom Tiefpunkt der ›Entführung‹ und ›Verschleppung‹ zum gesellschaftlichen Aufstieg zu bewegen. Doch der politisch verantwortungsvolle, nicht mehr nur national denkende Thomas Mann entwirft sich schon in den zwanziger Jahren, teils noch zu Zeiten des Zauberberg (Von deutscher Republik, 1922), teils parallel zu den Anfängen des Joseph-Projekts, etwa in der Abkehr von einer einseitig chthonisch-völkisch denunzierten deutschen Spätromantik in Pariser Rechenschaft (1926). Hier bereits stellt Mann eine Verbindungslinie zwischen romantischer oder ›nächtiger‹ Mythologie und völkischer Politik her. 5 Doch verläuft die Metamorphose zum »Wanderredner der Demokratie« (Thomas Mann) nicht kontinuierlich und irreversibel, und selbst ein Thomas Mann hegte seine Zweifel angesichts wegbrechender Käuferpotentiale bei einem so ›deutschen‹ Roman wie Lotte in Weimar: »Was meinen Sie, wann wird Deutschland mich wieder lesen können? Eigentlich ist das die Frage, mit der ich zu Bett gehe und wieder aufstehe.« 6

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Repräsentation
in Tagebuch und Brief

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Alle untersuchten Texten gruppiert die Autorin allerdings um eine biographische Achse, die bezeichnet ist durch Manns endgültigen Bruch mit dem nationalsozialistischen Deutschland, damit aber auch den Verlust seiner deutschen Staatsangehörigkeit und – seiner deutschen Leserschaft im Jahr 1936. ›Exil‹ ist somit als Prozeß und Text einer (erst individuellen, dann zunehmend auch kollektiven) Identitätsstiftung und -konsolidierung zu begreifen: ›Thomas Mann‹, der des Tagebuchs und der der Briefe, tritt aus dem geschützten Bereich seiner nationalen Identität und damit auch der des Nationalautors heraus und fügt sich, bedingt durch in Amerika erfahrene Anerkennung, langsam in eine neue, durch die Kultur vor allem der USA bestimmte Identität ein, die bald auch Manns Autorschaft und seine öffentlichkeitswirksame Person in den Dienst einer neuen Identität stellt, den des »anderen Deutschland« und seiner Repräsentation im Exil. 7

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Für die Übergangsphase der Etablierung des »neuen Selbstentwurf[s] als politische Repräsentationsfigur des Exils« (S. 54) zieht Schöll vor allem das Zeitschriftenprojekt Maß und Wert heran; bereits dort fordert Mann eine europäisch-amerikanische Allianz gegen den Faschismus. Die im Gegensatz zur Schweiz erhöhte Aufnahmebereitschaft der USA gegenüber Emigranten aus Deutschland leitet einen Weg der Assimilation ein, der bis zur US-Staatsbürgerschaft (seit 1944) führt und zu einem Rollenverständnis des Mittlertums zwischen deutschen Emigranten und dem Gastland, ja sogar der Immigration, schließlich auch – induziert durch die amerikanische Öffentlichkeit – des politischen Repräsentanten der deutschen Emigration bei gleichzeitiger Abwertung einer bloß nationalen Identität.

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Das Exil-Tagebuch wird vor diesem Hintergrund als Medium verstanden, in dem Thomas Mann vor einem künftigen Publikum Rechenschaft ablegen möchte. Der Identitätsentwurf des Tagebuches ließe sich als Ausstieg aus einer narzißtischen Identität des Nationalen (auch der Abgrenzung gegen die übrigen Emigranten) zugunsten politischer Verantwortlichkeit und sogar zur Rolle eines »Volkspädagogen« (S. 119) beschreiben. Gleichzeitig nimmt die Korrespondenz im Vergleich zum Tagebuch als »Medium der Konstruktion einer neuen Identität« (S. 150) an Bedeutung zu: den vielen Brief-Ichs entsprechen variable soziale Rollen. Von einer begrifflich etwas unscharfen Unterscheidung zwischen ›öffentlicher‹ und ›persönlicher‹ Rede (S. 89) aus gesehen, kommt es zunehmend zu einer Einebnung dieser Differenz (S. 183) und damit der politischen und der künstlerischen »Person« (S. 191).

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Joseph –
Der Emigrant als Sonderfall

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Die Romanfigur Joseph und das erzählte Volk Israel untersucht Schöll auf die Konstruktion von ›Heimat‹ und die Zusammenhalt generierenden patriarchalen Strukturen wie auch die dort kollektiv wirksamen narrativen Verfahren hin. Schon hier bedeuten Nomadentum und ›Exil‹ – die synonyme Begriffsverwendung wäre allerdings zu prüfen – nicht Deklassierung, sondern »Freiheit und Souveränität« (S. 218). Während es in den ersten beiden, vor Manns Exil entstandenen Bänden vorwiegend um ›Heimat‹ als ethnische Identität geht, um den kulturellen Text des ›Volkes‹, etabliert sich Joseph zunehmend »als Teil und zugleich Sonderfall dieser Gesellschaft« (S. 206), der sich von seinem kollektiven Erbe abhebt und »auch auf die Identifikationsangebote anderer kultureller Kontexte zurückgreift« (S. 206) bis zur Bereitschaft zu einem religiösen Synkretismus.

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Voraussetzung einer neuen, eigenständigen Identität ist die grundlegende Erfahrung der Fremdheit, die Joseph seiner Entführung und der langsamen Akkulturation an Ägypten »verdankt«. Dazu gehört auch ein freier Umgang mit Autorschaft, ein Sich-Selbst-Entwerfen im Erzählen »um des Erzählens willen« (S. 236), nicht mehr, wie es Jaakob pflegte, ein geläufiges Repetieren des Mythos zum Zweck der Herrschaftslegitimation. Die Verfahren, ›Mythos‹ und ›Historie‹ aus dem Erzählen zu beziehen, behält Joseph bei, integriert aber sein neues kulturelles Betätigungsfeld: zu seiner weitgehenden Assimilation gehört etwa eine Annäherung über die Sprache. Hatte der dritte Band der Romantetralogie Joseph noch zwischen beiden Kulturen situiert, so konstruiert der Exilant Joseph im vierten Band eine Identität als »Ernährer«, eine gleichsam individuelle Synthese, die »die binäre Struktur des Kulturen-Antagonismus zumindest für seine Person« (S. 291) hinter sich läßt und dem »Patriarchat Jaakobs und der utopischen humanistischen Staatsidee Pharaos« (S. 303) verpflichtet ist, damit aber auch einen »Prozess der Säkularisierung« (S. 308) bezeichnet: Joseph verwirft die »vormals geliebte Rolle des Erwählten und Segensträgers«. (S. 320)

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Seine Individuation nach dem Freudschen Schema »Vom Es zum Ich« beschreibt damit zumindest idealtypisch eine Parallele zum neuen Identitätskonzept des Autors Thomas Mann, eine ›verweltlichende‹ Revision (vgl. S. 337) der nationalen Mythologie. Der dritte Band, in dem sich Josephs neue Identität vorbereitet, aber noch nicht zum Durchbruch gelangt, firmiert nun unter »Produkt des Exils« (S. 339), also als ein Hiatus, der Manns zunächst eher deprimierende Emigrantenerfahrung widerspiegelt (womit freilich doch wieder die Nähe zur biographischen Erzählung des Autors gesucht und gefunden wird). Erst für den Ernährer Joseph ist das Exil »kein vorübergehendes Phänomen mehr« (S. 344).

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Hier ist freilich anzumerken, daß Schöll Manns dazu kontradiktorische Äußerungen wie auch das, gelinde gesagt, ambivalente Bedeutungspotential seiner fiktionalen Texte ausblendet oder unterschätzt. 8 Den Konstruktionsprozeß von ›Identität‹ stellt Schöll als Akt der Mehrstufigkeit, als Abfolge von Stationen und Übergängen dar, nicht so sehr als Polysemie gleichzeitiger, sich etwa überlagernder und widersprechender Identitäten. Mann trat nach außen hin eben zunehmend ungern als Repräsentant des ›einen‹ wie auch des ›anderen‹ Deutschland auf; fraglich ist zudem, inwieweit Manns Texte überhaupt zwischen zwei Deutschland-Imagines unterscheiden. Deutschland und die Deutschen jedenfalls, jener 1945 im Zeichen der deutschen Niederlage verfaßte grundlegende Essay zu dieser Frage, spricht von einem Deutschland; frühere Texte hatten aber diese Schematisierung längst vorbereitet.

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›Repräsentation‹, namentlich die irgendeines ›Deutschlands‹, ist in Thomas Manns Œuvre vielmehr selbst zu einem Problem geworden, das unter den epistemologischen Bedingungen der Moderne nicht mehr durch repräsentierende Aktanten in den je zur Verfügung stehenden Textsorten und Aussagemodi gelöst oder wenigstens überdeckt werden kann. 9 Auf der anderen Seite: die Integration in den amerikanischen Alltag fiel dem erfolgreichen Autor gewiß leichter als den meisten aus Deutschland emigrierten Kollegen, doch schließt spätestens die Entwicklung in der Nachkriegszeit eine Gleichsetzung von Josephs Optimismus mit einem glückenden (und dann, ab 1943, unverändert verharrenden? 10 ) Exil-Identitäts-Konstrukt in Thomas Manns Ego-Texten aus. 11

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Manns Assimilation?

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Von einer »Assimilation auf öffentlicher Ebene« (S. 181) wie auch auf privater Ebene ist die Rede – eine recht kühne Behauptung über einen weiterhin fast ausschließlich deutsch schreibenden, Themen der deutschen Kultur (der Faustroman!) verhandelnden Autor, der einige Jahre später wieder nach Europa zurückkehrt, was übrigens ein biographischer Beleg für Schölls These von den changierenden Identitäten des Exils ist. Wenn es um den Ernährer Joseph geht, korrigiert Schöll dann allerdings »Assimilation« zu »Akkulturation« und meint damit die »gezielte und bewusste Übernahme verschiedener Elemente der fremden Kultur und deren Integration in das eigene Weltbild« (S. 304). 12

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Schölls sorgfältige und zugleich übersichtliche Romananalyse überzeugt, während die Kapitel zu Brief und Tagebuch sich mitunter bereitwillig der biographischen Darstellung und dem langen Zitat hingeben; dies mag allerdings der Materialfülle geschuldet sein, der es auch zuzuschreiben ist, daß bis heute keine Monographien zu Thomas Manns diaristischem und epistolarem Werk vorliegen. Die Versuchung ist groß, in breiter Ausführlichkeit Manns zahlreiche ›Selbstkommentare‹, seine Äußerungen zu Kontinuität und Wandel seiner Autorschaft in die Argumentation einzubinden und dabei manches zu wiederholen, was in den zuletzt zahlreich erschienenen Mann-Biographien geleistet wurde.

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Noch ein weiteres: daß literarische Texte im Gegensatz zu elementaren, nonverbalen ethnologisch analysierten Codes »sich explizit selbst reflektieren« (S. 25), wie der Mediävist Walter Haug festgestellt hat, meint nicht so sehr die Selbstreflexion »des Individuums«, sprich: der Sprecherinstanz oder einer dahinter auszumachenden auktorialen Instanz, sondern die Referentialität auf die eigenen Bedingungen (Literalität, Narrativität, ›formale‹ Abweichungen von ›Alltagssprache‹ usw.); folgerichtig wäre die spezifische Leistung der Textsorten ›Tagebuch‹ wie ›Brief‹ unter die Lupe zu nehmen, über die Rubrizierung als Medien der Innen- versus der Außendarstellung des jeweiligen »Ich« hinaus. Briefe vor allem begründen Kommunikationsprozesse, die neben dem primären Adressaten die bei künftiger Publikation zu erreichenden weiteren Adressatenkreise mitkonstituieren können.

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Ausgesprochen nützlich ist aber eine nach Textsorten trennende Untersuchung allemal, die zwar Vergleiche herstellt, aber nicht endlose Kontaminationen vornimmt, wie in biographisch orientierten Untersuchungen zu Thomas Mann üblich. Erfreulich ist der übersichtliche, im einzelnen den Gang der Argumentation abbildende Aufbau der Studie, die bei vielleicht etwas überbordendem Materialreichtum auch stilistisch sehr ansprechend ist. Ein weiterer Pluspunkt der Arbeit ist ihre Textnähe; sie bewegt sich vielleicht auch deswegen relativ wenig im Feld der Exilforschung, die ihrerseits Fragen der Akkulturation (versus Assimilation) und instabiler ethnischer und nationaler Identität längst verhandelt. 13 Diese Einwände wiegen allerdings leicht im Vergleich zu der in sich konsistenten Leistung von Julia Schölls Monographie, die den langen Atem des Epikers gekonnt auf die wissenschaftliche Prosa transferiert.



Anmerkungen

Vgl. bereits: Hans Dahlke: Geschichtsroman und Literaturkritik im Exil. Berlin, Weimar: Aufbau 1976, S. 325–356; Joseph P. Strelka: Exilliteratur. Bern u. a.: Lang 1983, S. 90; Maria Giebel: Erzählen im Exil. Frankfurt / Main u. a.: Lang 2001; neuerdings auch: Sybille Schneider-Philipp: Überall heimisch und nirgends. Thomas Mann – Spätwerk und Exil. Bonn: Bouvier 2001.   zurück
Thomas Mann: Sechzehn Jahre. In: T. M..: Gesammelte Werke in dreizehn Bänden. Band XI. Frankfurt / Main: S. Fischer 1960 / 74, S. 669–681.   zurück
Vgl. dazu bereits Hermann Kurzke, allerdings auf die Produktionsumstände bezogen: »Der Roman gewinnt durch das Exil eine neue Funktion: er hilft, angesichts der nationalen Katastrophe und der sozialen Entwurzelung die Identität zu behaupten.« (Hermann Kurzke: Thomas Mann. Epoche – Werk – Wirkung. München: C. H. Beck 21991, S. 255.) – Weiterhin: Sybille Schneider-Philipp (Anm. 1).   zurück
Vgl. das Kapitel »Der alttestamentarische Joseph in der Literatur: Berater, Stellvertreter und Organisator der Lebensvorsorge« in: Kerstin Stüssel: In Vertretung. Literarische Mitschriften von Bürokratie zwischen früher Neuzeit und Gegenwart. Tübingen: Niemeyer 2004, S. 37–86.   zurück
Nicht erst in der Wagner-Rede von 1933 und damit im unmittelbaren Vorfeld der Emigration, wie Schöll es darstellt: vgl. S. 246. – Vgl. ein Zitat aus Sechzehn Jahre, das den Beginn an der Arbeit am Joseph kurzschließt mit dem von Manns antivölkischer Publizistik: »Man muß bedenken, daß zu der Zeit, als ich mit dem Joseph begann, die innerpolitischen Nachkriegsspannungen in Deutschland schon volle Schärfe erreicht hatten und daß ich in jenen zwanziger Jahren meine künstlerische Arbeit, dank meiner politischen, unter dem Druck, den seelischen Störungen und Beschwerungen nationaler Verhaßtheit tat«. (Thomas Mann, Anm. 2, S. 672.)   zurück
Thomas Mann an Agnes E. Meyer am 3.11.1939. In: Thomas Mann. Agnes E. Meyer. Briefwechsel 1937–1955. Hg. von Hans Rudolf Vaget. Frankfurt / Main: Fischer 1992, S. 178. – Paradebeispiel für Thomas Manns Lavieren zwischen Ich-Entwürfen im Brief und der ironischen Teil-Rücknahme, die aber von der Briefpartnerin nur partiell überhaupt zur Kenntnis genommen wird, ist, wie Schöll ganz zurecht andeutet, die Korrespondenz mit Mäzenin und ›Fan‹ Agnes E. Meyer (vgl. S. 202).   zurück
›Anderes Deutschland‹ ist freilich im Exil (wie auch danach und davor) vieldeutiges Konzeptschlagwort und Pathosformel und läßt sich namentlich nicht auf politische Aktivitäten deutscher Emigranten in den USA einengen. Vgl. Ulrich Fröschle: Das andere Deutschland. Zur Topik der Ermächtigung. In: Gunther Nickel (Hg.): Literarische und politische Deutschlandkonzepte 1938–1949 (Zuckmayer-Jahrbuch 7 / 2004) Göttingen: Wallstein 2004, S. 47–86.   zurück
Immerhin heißt es an einer Stelle über den Autor: »Zwar erweist er sich nicht als ganz so anpassungsfreudig wie der jugendliche Joseph, doch an Ehrgeiz steht er ihm kaum nach.« (S. 337)   zurück
Hierzu muß ich auf meine eigene Monographie zum Thema verweisen: Jochen Strobel: Entzauberung der Nation. Die Repräsentation Deutschlands bei Thomas Mann. Dresden: Thelem 2000.   zurück
10 
Vgl. die Schlußbemerkung: »Das Exil ist vor diesem Hintergrund kein vorübergehendes Phänomen mehr, sondern wird von Thomas Mann als der neuen Identität entsprechende Lebensform definiert und gestaltet.« (S. 344) Diese Aussage scheint nun einen konservativeren Identitätsbegriff zu implizieren.   zurück
11 
Vgl. Hans Rudolf Vaget: Schlechtes Wetter, gutes Klima: Thomas Mann in Amerika. In: Helmut Koopmann (Hg.): Thomas-Mann-Handbuch. Stuttgart: Kröner 32001, S. 68–77.   zurück
12 
Mitunter fällt eine unbekümmerte Verwendung von konnotationsträchtiger Begrifflichkeit auf, sei es von ›reaktionär‹ versus ›fortschrittlich‹ (S. 291) oder von »Leitkultur« (S. 304).   zurück
13 
Vgl. etwa: Jüdische Emigration. Zwischen Assimilation und Verfolgung, Akkulturation und jüdischer Identität (Exilforschung Band 19) München: edition text und kritik 2001.   zurück