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Katalog der deutschen Handschriften
in der Universitätsbibliothek Heidelberg

  • Universitätsbibliothek Heidelberg (Hg.): Die Codices Palatini germanici in der Universitätsbibliothek Heidelberg (Cod. Pal. germ. 1-181). Bearbeitet von Sonja Glauch, Matthias Miller, Armin Schlechter und Karin Zimmermann. (Kataloge der Universitätsbibliothek Heidelberg 6) Wiesbaden: Dr. Ludwig Reichert 2003. XLVIII, 572 S. 32 s/w, 9 farb. Abb. Kartoniert. EUR (D) 138,00.
    ISBN: 3-89500-152-X.
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Seit über dreißig Jahren bemüht man sich an der Universitätsbibliothek Heidelberg um die systematische, auf dem neuesten Stand beruhende Katalogisierung der Handschriftenbestände und der Codices der ehemaligen Bibliotheca Palatina (heute Vatikanische Bibliothek, Rom). Der vorliegende Katalog beschreibt die ersten 181 Handschriften der insgesamt 848 Codices Palatini germanici, die im Gegensatz zu den lateinischen Handschriften 1816 aus Rom nach Heidelberg zurückgelangten. Zwar liegen noch die alten Kataloge von Karl Bartsch und Jakob Wille aus den Jahren 1887 beziehungsweise 1903 vor, doch entsprechen diese schon lange nicht mehr den heutigen Bedürfnissen, weil in ihnen kodikologische Angaben fehlen und Schriften mit Fachprosa meist summarisch und oberflächlich behandelt worden sind (S. XXVI). Der neue Katalog orientiert sich in seiner Gestalt an den Richtlinien der Deutschen Forschungsgemeinschaft zur Handschriftenkatalogisierung.

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Bei der Rezension eines Handschriftenkatalogs kommt es primär darauf an, die hier verfolgte Systematik und Struktur der Beschreibungen zu diskutieren, um den Aussagewert des Katalogs bestimmen zu können. Die Einleitung bietet zunächst einen historischen Überblick darüber, was mit der Heidelberger Bibliotheca Palatina seit dem 16. Jahrhundert geschehen ist. Es braucht kaum eigens erwähnt zu werden, dass die Bibliotheca Palatina nach der Eroberung der Kurpfalz durch bayerische Truppen 1622–1623 nach Rom geschafft wurde, wobei viele Verluste und Schäden auftraten. Erst im 19. Jahrhundert kehrten zumindest die deutschen Handschriften wieder nach Heidelberg zurück, von denen hier diejenigen mit der Signatur 1 bis 181 sorgfältig beschrieben werden. Ab dem folgenden Band, Cod. Pal. germ. 182, setzt eine größere Gruppe medizinischer Handschriften ein, die in einem späteren Katalogband erfasst werden sollen.

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Der Katalog beginnt mit einer umfassenden Bibliographie der einschlägigen Forschungsliteratur. Darauf folgen ein Verzeichnis der allgemeinen Abkürzungen, eine Liste der Autorensiglen, eine Konkordanz zum Signaturenbereich Cod. Pal. germ. 1–181, ein Verzeichnis der Abbildungen und dann der eigentliche Katalog. Am Ende erscheinen ein Personen-, Orts- und Sachregister, ein Verzeichnis der Verse nach Walther und der Bibelprologe nach Stegmüller, ein Verzeichnis der Initien und eine Liste der Konkordanzen.

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Wie von einem modernen Handschriftenkatalog zu erwarten, bietet jeder Eintrag als erstes die Signatur, gefolgt von dem beziehungsweise den Autornamen und / oder dem Werktitel, dann wird das Schreibmaterial beschrieben. Im sich anschließenden Paragraphen werden die Lagen, Zeichnungen und der Erhaltungszustand dargestellt. Die weiteren Abschnitte behandeln die Herkunft, die Schreibsprache, die einschlägige Literatur, Initien, Editionen und besondere Beobachtungen. Zusätzlich werden die Wasserzeichen erwähnt, auch dann, wenn sie nicht in den gängigen Repertorien belegt sind. Bei größeren Sammelbänden haben die Autoren jeden einzelnen Text gesondert aufgeführt und beschrieben. Mit großer Befriedigung stellt man zudem fest, dass sogar Korrekturen in den Handschriften hier reflektiert werden, wie überhaupt die Schreibung der Handschriften diplomatisch wiedergegeben wird. Bei neuzeitlichen Handschriften (ab 1520 / 30) fallen jedoch meistens die Angaben zu dem Standort, den Kustoden und Reklamanten weg, obwohl diese durchaus auch hätten aufgenommen werden sollen.

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Die große Zahl der vorne angefügten Illustrationen erweist sich als eine große Bereicherung. Nicht nur zeichnen sie sich durch erstklassige Qualität aus, sondern sie demonstrieren auch, welchen hohen kulturhistorischen Wert die deutschsprachigen Handschriften in der Bibliotheca Palatina besitzen. Bei den farbigen Abbildungen handelt es sich um Illustrationen aus mehreren Bibeln, aus Ulrich Erthels Beschreibung des Armbrustschießens in Stuttgart 1560, Antonius’ von Pforr Buch der Beispiele (1480 / 1490), Adam Reißners Römische Historia (16. Jh.), aus der Elsässischen Legenda aura (1419), aus Elisabeths von Nassau-Saarbrücken Herpin (ca. 1475) und der Chronica Hungarorum des Johannes de Thurocz (nach 1490). Die schwarz-weißen Abbildungen bieten Beispiele von Schreibereinträgen und wichtigen Autographen, Schenkungseinträgen, Exlibris und einmal auch von einem Einband.

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Es bleibt zu hoffen, dass die weiteren Katalogbände auf ebenso hohem wissenschaftlichem Niveau bald im Druck erscheinen werden. Die Autoren des vorliegenden Bandes haben jedenfalls sehr beeindruckende, vorbildliche Arbeit geleistet.