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Ungleich und ungleichzeitig: tugendhafte Weiblichkeit versus philologische Tugend

  • Levke Harders: Studiert, promoviert: Arriviert? Promovendinnen des Berliner Germanischen Seminars (1919-1945). (Berliner Beiträge zur Wissenschaftsgeschichte 6) Frankfurt/M. u.a.: Peter Lang 2004. 190 S. 7 Tab., 9 Graf., 13 Abb. Broschiert. EUR (D) 39,00.
    ISBN: 3-631-52610-5.
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Vorspiel

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Wenn eine Arbeit schon vor ihrer Publikation ein sonderbares Maß an Polemik auf sich zieht, scheint sie in ein Wespennest gestochen zu haben. Im November 2003 stellte Levke Harders Ergebnisse ihres Projektes auf einem Workshop Zur gegenwärtigen Lage der Wissenschaftsforschung. Eine Bestandsaufnahme im Zentrum für Literaturforschung in Berlin vor. Noch in einem erst im darauf folgenden Jahr publizierten Tagungsbericht zittert die Erregung nach, für die Harders’ Thesen bei den Mandarinen der germanistischen Wissenschaftsgeschichtsschreibung sorgten. An ihr Referat habe sich ein »lebhafter Disput« angeschlossen, und erst der folgende Vortrag habe wieder »einen stärker methodologischen Zuschnitt« gezeigt. Harders hingegen »wollte […] den Zusammenhang zwischen institutionellen Mustern und diskursiven Strukturen ermitteln« – nimmt man den Berichterstatter beim Wort, so ist es beim Wollen geblieben. 1

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Woher die Aufregung?

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Neben dieser erklärungsbedürftigen Episode ist es vor allem die grundsätzliche Bedeutung der Arbeit für die Wissenschaftsgeschichte der Germanistik, die es angezeigt erscheinen lässt, Ansatz und Argumentation des schmalen, aber dichten und voraussetzungsreichen Bandes etwas ausführlicher zu rekonstruieren und seinen Ertrag eingehend zu diskutieren.

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Nüchtern und direkt stellt die Verfasserin mit dem Titel »Studiert, promoviert: Arriviert? Promovendinnen des Berliner Germanischen Seminars (1919–1945)« ihren Untersuchungsgegenstand vor – und damit zugleich die leitende Frage, die in keinem Teil der Durchführung aus dem Blick verloren und genau genommen, wie man wohl vorwegnehmen darf, auch schon die beschließende Antwort sein wird. Der Titel liest sich wie eine noch zu beweisende, mathematische Gleichung: »Studiert, promoviert: Arriviert« ≙ a+b=c?. Am Ende dieser Beweisführung steht gleichsam als quod erat demonstrandum: »Das Fragezeichen [im Titel] bleibt.« (S. 141)

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Dieses Satzzeichen also ist es, das den herausfordernden Zündstoff birgt und als Kniff sowohl für eine feine Nuancierung der diskursiven Grauzone als auch für den Zusammenhalt der drei selbstständigen Hauptkapitel sorgt. Die Verfasserin hat drei Anliegen, die in der Fachgeschichte zwar durchaus angemahnt, bislang aber zu wenig thematisiert und noch weniger bearbeitet wurden:

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Erstens soll die Auswertung der Promotionsakten der Berliner Promovendinnen eine erste Grundlage für die Rekonstruktion der bislang kaum untersuchten historischen Situation von Germanistikstudierenden geben;

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zweitens sollen anhand der Untersuchung der wissenschaftlichen Beurteilungskriterien und Maßstäbe die innerdisziplinären Mechanismen der Bewertung des wissenschaftlichen Nachwuchses herausgearbeitet werden,

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und drittens geht es um die bisher weder in fach- noch in geschlechtergeschichtlichen Studien zur Wissenschaftsgeschichte angemessen geleistete Erinnerung an und Sichtbarmachung der Frauen in der Germanistik. 2

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Experiment

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Die dem Experiment zugrunde liegende Versuchsanordnung »Promovendinnen des Berliner Germanischen Seminars« wird vor dem Hintergrund der als »gut erforscht« attestierten klassischen Disziplin- und regionalen Wissenschaftshistoriografie sowie des Teilgebiets »Frauen in der Wissenschaft« (S. 11) aufgebaut – mit Berücksichtigung der Wurzeln im ausgehenden 19. Jahrhundert und der Filiationen nach 1945. Empirische Grundlage ist ein zunächst unscheinbar wirkendes Quellen- und Textkorpus, das jedoch aus mehreren Gründen bemerkenswert ist. Begreifbar als Scharnier zwischen den Beteiligten auf unterschiedlichen Ebenen oder auch als deren Schnittmenge, vielleicht sogar als Mikrokosmos des Funktionszusammenhangs von Wissenschaft überhaupt bietet es sich einem diskursanalytischen Zugriff in geradezu idealer Weise dar: Promotionsakten.

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Die Methode der Durchführung – und hieran dürften sich die angesprochenen Einwände vor allem entzünden – ist synkretistisch, das heißt »sozial- und strukturgeschichtliche Zugänge [werden] mit einer diskursanalytischen Auswertung kombiniert, um vier wesentliche Fragestellungen im Verhältnis von Geschlecht, Disziplin und Geschichte zu klären« (S. 10):

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1. gesellschaftliche und institutionelle Strukturen als Vorbedingungen für die Promotion von Frauen sowie deren anschließende Berufstätigkeit,

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2. das Wissenschaftsverständnis der Disziplin sowie den darin enthaltenen Diskurs »Germanistinnen«,

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3. Möglichkeiten und Strategien der Promovendinnen, sich im »Feld der Wissenschaft« zu etablieren,

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4. Illustration der Mechanismen und Strategien an vier ausgewählten Lebenswegen.

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Unter diesen Fragestellungen werden zunächst für das ausgehende 19. und beginnende 20. Jahrhundert die Entwicklung des Frauenstudiums allgemein und die Institutsgeschichte des Berliner Germanischen Seminars im Rahmen von Veränderungen der Disziplin fokussiert. Dabei bedient sich Harders etablierter Konzepte der (Sozial-)Geschichtsschreibung und schwerpunktmäßig der Kollektivbiografik. Indem sie anhand spezifischer Merkmale eine vorsichtige Typologie für die ersten drei ›Generationen‹ studierender Frauen entwickelt (vgl. Kap. 2.1.), wird ihre Argumentation anschlussfähig etwa an die Generationentheorie. Schon diese Aspekte deuten auf ein multikausales, mehrsträngiges Geschehen, bei dessen Bearbeitung und Darstellung die miteinander verschränkten Ebenen durch »Mehrfachperspektivierung« 3 in den Blick kommen und sich gerade der inkriminierte Synkretismus als besonders fruchtbar erweist.

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Promotionsakten

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Die bislang so in der Forschung nicht bearbeiteten Promotionsakten – zumal der Studentinnen in der (Berliner) Germanistik – halten gewissermaßen für jede Dimension, die Harders befragen möchte, aussagekräftiges Material bereit. Denn gegeben sind hier nicht nur (institutionalisierte) Selbstsicht und (formalisierte) Fremdbeurteilung, sondern darüber hinaus weitergehende Informationen über beide Partner des Pakts ›Prüfung‹. Die nicht homogenen Dokumente situieren einerseits die Antragstellerinnen unter anderem hinsichtlich der »sozial-strukturellen Ebene« (S. 55): Selbst solch schematisierte Eingaben wie Antrag, Lebenslauf, Briefe, Druckgenehmigungen, Danksagungen, gerichtet an einzelne Personen oder anonyme Kommissionen, enthalten immer auch einen biografischen Mehrwert, da sie mehrere Funktionen zugleich erfüllen sollen. Sie sind ein Werben, Bewerben, gerichtet von ›Bittstellern‹, die für sich einwerben, und liefern damit Daten (teilweise auch über Tätigkeiten in anderen Bereichen und spätere Berufswege), die Harders empirisch auswertet. Die Umworbene des Prozederes stellt auf der anderen Seite das Abstraktum wissenschaftliche Institution dar – und damit die »disziplinär-institutionelle Ebene«, vertreten durch ihr ›Personal‹ als Akteure, Repräsentanten und Bewahrer. Abgesehen von Briefen, Anträgen, den Protokollen der mündlichen Prüfungen, Empfehlungen, den Promotionsurkunden interessieren hier besonders die Gutachten, 4 die als Bewertungen einen Teil der Bewerbung ausmachen und als solche ebenfalls immer ein ›Mehr‹ an Informationen seitens der Begutachtenden aufweisen.

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Jener Pakt ist per definitionem asymmetrisch, wobei auf Seiten der Abhängigen die ersten Studentinnen gleich im doppelten Sinne ›Neuankömmlinge‹ waren: als Anfänger und als Frauen im bis dahin neutral-›männlich‹ formierten Sozialgefüge Wissenschaft. Mit Hilfe von kombinierten Anleihen bei Foucault und Bourdieu gelingt es der Verfasserin, dieses Beziehungsgeflecht im Promotionsverfahren besonders fein zu analysieren und vorhandene Wahrnehmungs- und Deutungsmuster zu entlarven.

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Als Schnittmenge aus den »historischen Diskursen« Frauenstudium und Germanistik wird der hier so bezeichnete Diskurs »Germanistinnen« untersucht (S. 55). Harders interessieren grundlegend die Bewertungskriterien der Professoren und das in ihnen enthaltene Wissenschaftsverständnis, das – so nicht nur die These, sondern ein erarbeitetes Ergebnis – mit geschlechtsspezifischen Zuschreibungen korrespondiert (S. 13). »Mit der Auswahl des akademischen Nachwuchses wird entschieden, wer an dem germanistischen Spezialdiskurs teilhaben darf. Gleichzeitig werden die innerdisziplinären Standards festgeschrieben« (S. 94) – und hier ist ›festschreiben‹ auch ganz wörtlich zu verstehen.

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Die vor allem sprachlich und stilistisch differenzierte Auswertung jener Gutachten offenbart darüber hinaus auch die fragile Position der Gutachter im Gesamtgefüge selbst, die nicht einmal erobert und dann auf immer zuerkannt ist, sondern unter sich verändernden Bedingungen – wissenschaftsintern (innerdisziplinär, personell, thematisch, methodologisch etc.) und -extern (wirtschaftlich, allgemeinpolitisch, hochschulpolitisch) – stets erneut ausgehandelt werden muss. Dies insbesondere, wenn sich das politische Deutungssystem empfindlich ändert, wie hier sehr eindringlich anhand des ›Vorzeigegermanisten‹ Julius Petersen in seinem Verhältnis zu dem ›newcomer‹ und späteren Widersacher, dem bekennenden Nationalsozialisten Franz Koch, dargelegt wird: »Er [sc. Koch] sieht sich hier mit diskursiven Abgrenzungen konfrontiert, die mit Foucault als Prozeduren der Ausschließung zu bezeichnen sind […] und gegen die sich Koch auf vielfältige Weise zur Wehr setzt, beispielsweise durch die Akzentuierung der Wissenschaftlichkeit nationalsozialistischer Germanistik« (S. 87). Insofern biete sich den Gutachtern eine geeignete Möglichkeit dar, »ihre Texte dazu [zu] nutzen, Machtkonflikte auszutragen und ihre eigene Position im Diskurs zu verbessern«. – Fazit: »Die Gutachten stellen so ein wesentliches Instrument der Diskurskontrolle dar« (S. 94).

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Gutachten und Gutachter

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Der Untersuchungszeitraum reicht von 1919 bis 1945. Die Promotionsakten von 61 Frauen des Germanischen Seminars 5 wurden ausgewertet, die 24 Vergleichsakten (männlicher) Promovenden mit analogen Gutachterkonstellationen dazu proportional ausgewählt. Zweitgutachten wurden nur berücksichtigt, »um ermittelte Tendenzen zu verdeutlichen und innerdisziplinäre Deutungskämpfe zu dokumentieren« (S. 77). Die Menge der Gutachten verteilt sich sehr unterschiedlich auf die beteiligten Professoren.

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Die deskriptiv-statistische Analyse der Bewertungspraxis wird im ersten Schritt auf zwei Ebenen vollzogen. Herausgearbeitet werden anhand der Argumentationsstruktur zum einen das »unterschiedliche Gewicht, das den einzelnen Aspekten von Gutachtern beigemessen wird« – solche Aspekte sind zum Beispiel Fragestellung, methodische Herangehensweise, Selbstständigkeit, Ergebnisse –, und zum zweiten, so vorhanden und messbar: geschlechtsspezifische Bewertungsdifferenzen. Ziel ist es, eine Art Durchschnittswert der Evaluationskriterien aller Gutachter zu gewinnen, um »nicht einzelne, individuelle Wertungen, sondern strukturelle Kategorien und Ungleichheiten aufzudecken« (S. 77).

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Diese Herangehensweise hat sowohl Konstanten als auch Verschiebungen zum Ergebnis. Bedeutsame Kriterien für die Beurteilung sind: Sorgfalt, Fleiß und selbstständiges Denken; hinzu kommen (variierend gewertet): methodische und formale Aspekte. Die Bewertungskategorien der einzelnen Gutachter scheinen sich stark zu überschneiden.

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In einem zweiten Schritt soll dann das jener Bewertung zugrunde liegende Wissenschaftsverständnis rekonstruiert werden. Gelänge dies, so wäre geradezu das Ei des Kolumbus der Wissenschaftshistoriografie erschrieben, denn bislang konnten zur Erstellung einer solchen Aussage wohl schwerlich je alle Faktoren gebündelt werden, die bei dem begutachtenden Einzelforscher (wieder im besonderen Fokus: Julius Petersen und Franz Koch, S. 84 ff.) hineinspielen. Immerhin: unter der vorsichtigen Formulierung, den »Diskurs um das germanistische Wissenschaftsverständnis genauer« (S. 77, Hervorhebung M.R.) untersuchen zu wollen, geht Harders die gewichtige Frage an und resümiert bei ihrer Annäherung, dass die bei den einzelnen Gutachtern teils doch gravierend auftretenden Unterschiede vielmehr Verschiebungen innerhalb eines gemeinsamen germanistischen Wissenschaftsverständnisses darstellten (vgl. S. 93).

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Zu betonen ist, dass im diskursanalytischen Verfahren ausschließlich die Ebene der Gutachten ausgewertet wird – und damit keinerlei Aussagen über das jeweilige Verhältnis von ›erbrachter‹ Leistung zur Bewertung angestrebt sind, da vorausgesetzt ist, dass die Gutachten ohnedies keine »›wahren‹ Aussagen« träfen (S. 76). Zudem ist mit Harders anzumerken, dass die ›freie‹ Gutachter- und damit auch Themenwahl für Frauen empfindlich eingeschränkt war: Der Lehrstuhl für Neuere deutsche Literaturwissenschaft blieb nach Erich Schmidts Tod 1913 bis zur Berufung Julius Petersens 1920 unbesetzt und wurde knapp sieben Jahre lang von Gustav Roethe, dem Lehrstuhlinhaber der älteren Abteilung, mitverwaltet, der sich schlicht weigerte, Promotionen von Frauen zu betreuen. Nach dem Weggang des Extraordinarius Hermann Schneider 1921 und bis zur Berufung Franz Kochs 1936 schlossen entsprechend fast alle weiteren Promovendinnen der Neueren deutschen Literaturwissenschaft bei Petersen ab (S. 102).

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Zusammenfassend bleibt festzuhalten, dass Harders’ Verfahrensweise mit sehr ungleichen Parametern rechnen muss, als augenfälligste: verschiedene Gutachter, mengenmäßig auf diese ungleich verteilte Betreuungen und nicht zuletzt unterschiedliche und schwer zu vergleichende Themen und Methoden – sowohl der Gutachter als auch der Promovierenden.

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Gerade in diesem heiklen Bereich ist aber die Untersuchung argumentativ gut abgesichert. Sie trifft sich unter anderem mit den Ergebnissen einer parallel entstandenen, vergleichbar angelegten, jedoch explizit auf die Gegenwart bezogenen Arbeit aus der Soziologie. 6 Die Fähigkeit von Gutachtern (und Gutachterinnen), innovative Leistung wahrzunehmen, könne demnach nicht ohne weiteres vorausgesetzt werden, sondern sei von strukturell zeitgebundenen und situativen Wahrnehmungsmustern prädisponiert: »Im Falle Petersens zeigt sich bei der Würdigung von innovativen Fragestellungen und / oder Ergebnissen eine geschlechtsspezifische Ungleichheit.« Solche strukturellen Ungleichheiten seien nun »weniger Ergebnis individueller Ansichten über die wissenschaftliche Leistungsfähigkeit von Frauen als der zeitgenössischen Auffassung von Wissenschaft« (S. 91). Auch diesen geschlechtsspezifischen Aspekt bestätigen statistische Untersuchungen zum aktuellen Gutachterwesen. 7

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Methodisches

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Die von Harders vorgenommene diskursanalytische Auswertung ist als quellenkritische Methode und Form der Textauslegung längst etabliert. Die Vorteile, die dieser Zugriff bietet, zeigen sich deutlich in dem ungemein skrupulösen und absichernden Vorgehen. Die meisten relevanten Begriffe werden beim ersten Einführen definiert oder erläutert, wie sie in der Arbeit zum Einsatz kommen. Das lässt die Teile zunächst auseinander treten und liest sich gelegentlich etwas mühsam, bietet den Lesenden aber durch das angenehme Verweissystem den Vorteil, zwischen Definition und Verwendung schnell hin- und herschlagen zu können. Die anfängliche Vogelperspektive auf den Funktionszusammenhang der germanistischen Disziplin verändert sich über den Fokus auf das Berliner Seminar und auf die in diesen Zusammenhang einziehenden Frauen in der Zeit nach 1900 bis hin zur Auswertung der Promotionsverfahren vom Allgemeinen und Institutionellen zum Konkreten und Persönlichen. Harders dringt schließlich in ihrer Grundlagenarbeit zu einer Tiefenschärfe vor, die einzelne Viten und Karrieren von namhafteren Wissenschaftlerinnen der ersten Generationen exemplarisch in den Blick zu nehmen erlaubt: Melitta Gerhard, Charlotte Jolles, Isabella Rüttenauer, Elisabeth Frenzel. Es wäre zu prüfen, ob der Umstand, dass die beiden letzteren noch leben, die Verfasserin zu Rücksichten bei ihrer Darstellung zwang.

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Für weitere Forschungen höchst wertvoll sind die umfangreich recherchierten Verzeichnisse der beiden bearbeiteten Samples von (sämtlichen) Promovendinnen und (der ausgewählten) Promovenden. Der Grundlagencharakter der Arbeit zeigt sich ferner in der den Themenkomplexen entsprechend sortierten Auflistung der Literatur, der guten Handhabbarkeit der Register, die nochmals unterteilt sind einerseits in ein kommentiertes Glossar (biografisches Verzeichnis der erwähnten Germanistinnen und Germanisten), andererseits in das vollständige Personenregister für die gesamte Arbeit. Zur Überprüfbarkeit beziehungsweise Illustration sind etliche, unter verschiedenen Gesichtspunkten aussagekräftige Dokumente eingespiegelt (Lebensläufe, Gutachten). Drastisch ist hier der handschriftliche Vermerk »nicht arisch« am oberen Rande des Formblatts zur Promotionsmeldung von Charlotte Jolles am 28. Juni 1935 (S. 117); die Urkunde von Elisabeth Rüttenauer dokumentiert unter anderem, dass die Dauer der Promotionsverfahren von Frauen zumeist ungleich länger war als bei männlichen Doktoranden (S. 124).

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Soziale Dimension und
›Tugendkatalog‹

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Der in der Wissenschaftshistoriografie immer wieder erfolgte Hinweis auf die soziale Dimension wissenschaftlicher Tätigkeit erhält in dieser Arbeit einen besonderen Stellenwert und schärft den Blick für das Geflecht von akademischen Institutionen und den sie flankierenden ›organisierten‹ Gesellschaftsformen wie zum Beispiel die legendäre Germanistenkneipe (vgl. S. 96), den Germanistenverband, die Deutschkunde- und Reformbewegung, das Vereinswesen – hier insbesondere die Studentinnenvereine als Unterstützungsnetzwerke wie etwa die seit 1919 bestehende Akademisch-wissenschaftliche Frauenvereinigung an der Universität Berlin (vgl. S. 24 ff. und S. 99) – und die Schule. Ein in neueren Publikationen vorgestelltes und viel versprechendes Begriffspaar: »homosozial« versus »heterosozial« 8 wäre in diesem Zusammenhang einschlägig und könnte jene zunächst von Männern entwickelte soziale Komponente des Wissenschaftslebens und den als solchen empfundenen ›Einbruch‹ der Frauen in dieses zumindest unter geschlechtlicher Perspektive homogen ausgebildete Gefüge weiter profilieren. 9

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Die auf diesem Feld gesammelten Beobachtungen münden schließlich in eine Art Tugendkatalog (S. 81) akademischer Sozialisation. Die philologischen (Sekundär-)Tugenden müssen aber erst einmal – teilweise geradezu in Initiationsriten – von den Lernenden erworben und als solche bestätigt werden. Die trivial klingende und immer wieder aufs neue gestellte Frage bleibt aktuell und berechtigt, ob es überhaupt einer Frau möglich ist, sich die Tugenden anzueignen, die von männlichen Akteuren für eine homosoziale ›Männer-Welt‹ entworfen wurden.

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Entsprechend interessieren Harders in ihrer weiten Umschau all die, im weitesten Sinne akademischen, Bereiche – insbesondere der Zwischenraum der Akademie –, zu denen Studentinnen und Absolventinnen durchaus, wenn ihr Können wahrgenommen wurde, nicht nur zugelassen, sondern in denen sie auch bezahlt wurden oder sogar Stellen bekamen. Welcher Art ihre Tätigkeiten jedoch in der Hauptsache waren, zeigen Studien, auf die Harders teils schon zurückgreifen konnte, die teils jedoch erst zeitgleich oder später entstanden sind. 10 Von der minderen Bezahlung einmal abgesehen, bestätigt das wohl nicht überraschende Ergebnis, dass für die Fleißarbeiten der Großprojekte vorwiegend die als zuverlässig geltenden Frauen herangezogen wurden. Aufstrebende und hoffnungsvolle Wissenschaftler hingegen sollten von solchen ›unzumutbaren‹ Arbeiten möglichst früh entlastet werden.

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Es lässt sich also eine nicht wegzuleugnende Differenz festhalten, die in einer 1896 öffentlich geäußerten Parole auf den Punkt gebracht wurde und als Gedankenmuster weit ins 20. Jahrhundert hineinreicht: »Der akademische Unterricht ist bestimmt und eingerichtet für Männer, nicht für Mädchen oder Frauen.« 11

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Details

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Die vielen Details der faktengesättigten Studie ermutigen zu einer entsprechend akribischen Überprüfung, die einmal mehr das Dilemma offenbart, dem sich schlechthin keine wissenschaftliche Arbeit entziehen kann: Sie muss auf Grundlagen und Erkenntnissen anderer aufbauen, die unter mikrologischem Blick als Klischees erscheinen, die unmöglich alle ihrerseits auf ihre Voraussetzungen geprüft werden können. Hierfür zwei prägnante Beispiele:

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Mit einem Zitat von Gesa Dane werden die Arbeiten von Melitta Gerhard als »heute nur noch unter epistemologischen, fachgeschichtlichen oder diskursanalytischen Aspekten überhaupt lesbar oder von Interesse« bezeichnet (S. 114). Eine unvoreingenommene Relektüre der Schriften Gerhards könnte indes zu dem Ergebnis kommen, dass sie durchaus noch lesbar und – so seltsam das angesichts bestimmter Signalwörter zunächst auch anmuten mag – gar (wieder) modern sind.

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Im politischen Bereich reproduziert Harders die erstmals 1985 von Wilhelm Voßkamp formulierte These, dass nach 1933 die »Diskontinuität der politischen Entwicklung […] keine Entsprechung auf der wissenschaftlichen Ebene« (S. 47) gefunden habe. So berechtigt diese These als Impuls für die fachgeschichtliche Diskussion gewesen sein mag, so differenzierungsbedürftig dürfte sie zwanzig Jahre nach der Formulierung sowohl für den Bereich der politischen als auch den der wissenschaftlichen Entwicklung sein.

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Obwohl man die Darstellung mithin vom Vorwurf der Tradierung von Stereotypen nicht völlig freisprechen kann, eröffnen ihre Beobachtungen auf demselben Sektor neue Perspektiven. Dies gilt etwa für das Paradox, dass sich die Situation für Frauen in der Berliner Germanistik nach dem politischen Machtwechsel 1933 zunächst in bestimmter Hinsicht günstiger gestaltete, da die misogyne Ausgrenzungspolitik Gustav Roethes auch über seinen Tod 1926 hinauswirkte und offenbar noch folgenreicher war als diejenige der Nationalsozialisten (S. 51).

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An solchen Stellen gelingt der Arbeit die methodische Quadratur des Kreises, institutionelle Muster und diskursive Strukturen in ihrer Verflechtung darzustellen. Auch dort jedoch, wo dieser hohe Anspruch nicht in jedem Punkt eingelöst werden kann, stellt Harders’ Arbeit eine Basis für Folgeuntersuchungen dar, zumal sie sich der Grenzen ihres Verfahrens stets bewusst ist (vgl. S. 56, Anm. 90). Daher sei im Zuge der Akzentuierung von Details noch der Hinweis gestattet, dass bei fast allen Lebensläufen Diskrepanzen zwischen den faksimilierten Dokumenten und deren Auswertungen auftreten. Charlotte Jolles etwa nennt in ihrem Lebenslauf die Studienfächer Germanistik, Geschichte und Philosophie, während Harders unkommentiert zusätzlich Pädagogik und Niederländisch anführt (vgl. S. 115 f.).

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Fazit

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Nach dem Willen der Verfasserin ist ihre Untersuchung als »ein erster Beitrag zu bisher wenig beachteten Bereichen der Wissenschaftsgeschichte zu verstehen«:

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Angesiedelt an der Schnittstelle von Universitäts-, Fach- und Geschlechtergeschichte wurde die Situation promovierender Frauen am Berliner Germanischen Seminar geschildert. Diese Rekonstruktion wird verknüpft mit den Auswirkungen des innerdisziplinären Selbstverständnisses […]. Zur Sichbarmachung von Frauen in der Wissenschaft, vor allem aber zu Kontextualisierung und Ursachenfindung besteht weiterhin Forschungsbedarf. (S. 141 ff.)
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Doch wie oben bereits aufgezeigt, greift die Arbeit weiter. Neben den auf unterschiedlichen Ebenen – strukturell, disziplinär, diskursiv und pragmatisch – erarbeiteten Ergebnissen, »die näher bestimmen, warum gerade die Germanistik [in Berlin] Frauen das ›Arrivieren‹ erschwerte« (S. 141), sei nochmals darauf hingewiesen, dass Harders keine Scheu vor brisanten Bereichen kennt, in welche die Frauenfrage verwoben war und ist: NS-Zeit, Exilproblematik, Umgang mit der Gegenwart (der noch lebenden Rüttenauer und Frenzel). So wird betont, dass ein »beträchtlicher Anteil der Berliner Germanistikabsolventinnen von rassistischer Politik des NS-Staates betroffen« war und emigrierte, gezeigt, inwiefern das Exil einen tiefen Einschnitt bedeutete, und der Schluss gezogen, dass auch die Lebensentwürfe von Wissenschaftlerinnen an einem »Modell einer männlichen Wissenschaftskarriere« ausgerichtet waren, das beispielsweise Kinder nicht unbedingt vorsah.

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Wie Frauen die Aus- und Abgrenzungen zu überwinden versuchten, welche Verhaltensformen sie entwickelten, führt die Arbeit vor. Je nach Kontext schien als Modell entweder Anpassung oder Innovation Erfolg versprechend: Frauen nutzten das Innovationspotenzial neuer Forschungsrichtungen (zum Beispiel der Geistesgeschichte), sie kombinierten in der NS-Zeit Innovation mit politischer Zuverlässigkeit – allerdings teils erfolglos, da der Ausschluss sowohl qua Geschlecht als auch durch Abgrenzung der Wissenschaft von der Politik erfolgte. Oder sie versuchten sich in explizit ›unpolitischer‹ Wissenschaftlichkeit, was den Zugang zu Einrichtungen wie der Preußischen Akademie der Wissenschaften (PAW) ermöglichte.

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Immer wieder gilt dabei: »[Der] Abwehrmechanismus der Germanistik gegenüber Frauen erklärt sich [...] nicht nur aus individuellen Antipathien, sondern aus der symbolischen Geschlechterordnung mit ihren historischen Machtverhältnissen« (S. 143). Die Habilitation als Eintrittsbillet blieb die am schwersten einzunehmende Bastion – nicht verwunderlich also, dass sich unter den wissenschaftlich erfolgreich tätigen Frauen im Untersuchungszeitraum nur eine regulär im Deutschen Reich habilitieren konnte. Zwei weitere emigrierten und konnten unhabilitiert in Großbritannien und in den USA als Universitätsdozentinnen reüssieren; andere Frauen wechselten in der Nachkriegszeit in die relativ junge Universitätsdisziplin Erziehungswissenschaft, die es Frauen auch ohne Habilitation ermöglichte, Professorinnen zu werden, noch andere arbeiteten in der PAW beziehungsweise in anderen außeruniversitären Forschungseinrichtungen, wurden Bibliothekarinnen oder – wie in einem Fall nach 1945: unhabilitierte Privatgelehrte.

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Die Frage drängt sich auf, wie nun der Anteil von Wissenschaftlerinnen wie Melitta Gerhard, Charlotte Jolles, Isabella Rüttenauer oder Elisabeth Frenzel an der Etablierung von Forschungsthemen und -methoden der Germanistik einzuschätzen ist. Harders’ Befund dazu lautet: »Die ersten Wissenschaftlerinnen in Deutschland konnten keine Traditionsbildung etablieren und wurden aus der akademischen Rezeption ausgeschlossen«, da geschlechtsspezifische Exklusionsmechanismen auch nach 1945 noch stabil waren und eine Reform der Universität zunächst unterblieb (S. 36). Die ernüchternde Bilanz der Untersuchung: »Keine Berliner Germanistikpromovendin erhielt einen ordentlichen Germanistik-Lehrstuhl in Deutschland« (S. 144).

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Nachspiel

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Verlockend ist das Gedankenspiel, welches Gutachten Levke Harders vor rund hundert Jahren ausgestellt worden wäre; interessant wäre auch, dies mit den tatsächlich ausgestellten Gutachten abzugleichen – man könnte noch weiter gehen und für die Beurteilung einbeziehen, wer diese Arbeit vor welchem Hintergrund betreute und ermöglichte, 12 ob ihre Ergebnisse als Faktoren noch immer in der Gegenwart wirkungsmächtig sind; wie es die heutige Germanistik mit ihren angehenden Wissenschaftlerinnen hält. 13 Bietet ein ›Fach‹ wie die Wissenschaftsgeschichte eine Art Nische, einen Randbereich, der zwar zunehmend ins Zentrum der Disziplin(en) rückt und der es besonders ermöglicht, als Frau Innovatives zu leisten? Da dies alles zu weit führen würde, soll an den Ausgangspunkt angeschlossen werden:

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Diesem Buch ist etwas ›eingeschrieben‹, das offenbar eine Grenzüberschreitung darstellt und damit eingefahrene Reaktionsmuster provoziert. 14 Man könnte meinen, in jenem Moment im November 2003, da die Einwände auf sie niederprasselten, sei der Autorin selbst zweifelnd die Frage gekommen: »Studiert, promoviert: Arriviert?« 15 – auch wenn mit diesem beeindruckenden Buch, das sollte ausdrücklich betont werden, noch nicht die Promotion, sondern erst der Magisterabschluss erlangt wurde.

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Nachzutragen bleibt, dass diese Arbeit von Professoren betreut wurde. In der Danksagung am Ende der Einleitung wird zwar eine Professorin erwähnt – diese allerdings ist eine Protagonistin aus dem untersuchten Sample. Eine aus der zweiten Generation Berliner Promovendinnen, die aus der Fachgeschichte in die Gegenwart hereinragt: gleich – ungleich – ungleichzeitig.



Anmerkungen

Ralf Klausnitzer: Zur gegenwärtigen Lage der Wissenschaftsforschung. Eine Bestandsaufnahme. Workshop am Zentrum für Literaturforschung Berlin, 7. und 8. November 2003. In: Geschichte der Germanistik. Mitteilungen 25/26 (2004), S. 116–120, hier S. 118. Das anerkennende Kurzreferat von Harders’ Buch durch Klausnitzer im selben Heft (vgl. S. 100) enthält hingegen keine Kritik.   zurück
Vgl. den gleichnamigen Katalog zu der von Harders konzipierten Ausstellung: Vom Ausschluss zum Abschluss – Berliner Germanistinnen von 1900 bis 1945. Studienalltag und Lebenswege (Berlin 2004), die vom 6.4.–8.5.2004 an der Humboldt-Universität zu Berlin und vom 18.2.–3.3.2006 in New York gezeigt wurde.   zurück
Vgl. dazu Wolfgang Höppner: Mehrfachperspektivierung versus Ideologiekritik. – Ein Diskussionsbeitrag zur Methodik der Wissenschaftsgeschichtsschreibung. In: Zeitschrift für Germanistik N.F. 5 (1995), S. 624–633.   zurück
Vgl. Christa Hempel-Küter: Germanistik zwischen 1925 und 1955. Studien zur Welt der Wissenschaft am Beispiel von Hans Pyritz. Berlin 2000, S. 185: »Unlängst hat Rainer Kolk die Rolle von Gutachten und Bewertungsvorgängen im Zusammenhang mit der Institutionalisierung und Professionalisierung der Germanistik vor allem am Beispiel der Selektion der Fachvertreter beschrieben. Welche Kriterien diese dann aber wiederum bei der Begutachtung der studentischen Schriften anlegen und welche Rolle diese Kriterien bei der Tradierung wissenschaftlicher Konzepte und der daraus resultierenden Schulbildung spielen, ist bislang noch nicht untersucht. Nun werden in Gutachten selten die angewandten oder zugrundegelegten Bewertungsmaßstäbe und -kriterien offengelegt, sondern sie müssen aus ihnen abgeleitet werden. Dabei ist zu berücksichtigen, daß Gutachten in einem bestimmten historischen, fachlichen oder personalen Zusammenhang oder Prüfungskontext stehen; aber trotz allem enthalten sie stets auch eine Darstellung der eigenen Person, der eigenen Kenntnis und der eigenen Forschungspraxis des Gutachtenden.«   zurück
Insgesamt handelt es sich um 66 Promotionsverfahren von Frauen. Berücksichtigt sind nur »Einfach-Promotionen« in Deutsch bzw. Deutsche Philologie, nicht in (Alt-)Nordistik oder Indogermanistik.   zurück
Sandra Beaufaÿs: Wie werden Wissenschaftler gemacht? Beobachtungen zur wechselseitigen Konstitution von Geschlecht und Wissenschaft. Bielefeld 2003.   zurück
Vgl. die 1997 in der renommierten Zeitschrift Nature publizierte erste statistische Untersuchung, der »echte Gutachterdaten zugrundeliegen« (S. 117, in): Christine Wennerås / Agnes Wold: Nepotism and Sexism in Peer-Review. In: Nature 387 (1997), pp. 341–343; Übers.: Vetternwirtschaft und Sexismus im Gutachterwesen. In: Beate Krais (Hg.): Wissenschaftskultur und Geschlechterordnung. Über die verborgenen Mechanismen männlicher Dominanz in der akademischen Welt. Frankfurt / Main, New York 2000, S. 107–120. Diese Untersuchung kommt durch ›multiple Regressionsanalysen‹ von Gutachten des schwedischen Medical Research Council zu dem Ergebnis, »daß Gutachter wissenschaftliche Leistung nicht unabhängig vom Geschlecht beurteilen können. […] Verschiedene Studien haben gezeigt, daß Frauen wie Männer die Qualität der Arbeit von Männern höher bewerten als die Qualität der Arbeit von Frauen, wenn ihnen das Geschlecht der zu evaluierenden Person bekannt ist, nicht aber, wenn sie zwar dieselbe Person bewerten, aber deren Geschlecht nicht kennen« (S. 117). Vgl. auch Margaret W. Rossiter: The Matthew-Matilda Effect in Science. In: Social Studies of Science 23 (1993), pp. 325–341; Übers.: Der Matthäus-Matilda-Effekt in der Wissenschaft. In: Theresa Wobbe (Hg.): Zwischen Vorderbühne und Hinterbühne. Beiträge zum Wandel der Geschlechterbeziehungen in der Wissenschaft vom 17. Jahrhundert bis zur Gegenwart. Bielefeld 2003, S. 191–210.   zurück
Vgl. dazu Erika Greber: Theoretische Grundüberlegungen zur Wissenschaftsgeschichtsschreibung und -forschung unter der Perspektive der Geschlechterdifferenz. In: Miriam Kauko et al. (Hg.): Gendered Academia. Wissenschaft und Geschlechterdifferenz 1890–1945 (Münchener Universitätsschriften. Münchener Komparatistische Studien 6) Göttingen 2005, S. 11–40.   zurück
Während Studenten jüdischer Herkunft offenbar als ›systemstabilisierende‹ Außenseiter wirkten, war das Bild der intellektuellen Frau aufgrund des relativ hohen Anteils an jüdischen Promovendinnen mit den Attributen des ›Jüdischen‹ verquickt, so dass die Abwehr der Frauen »z. T. mit latentem Antisemitismus durchsetzt« war (S. 19).   zurück
10 
Vgl. z.B. Petra Hoffmann: Innenansichten der Forschungsarbeit an der Akademie. Zur Geschichte von Mitarbeiterinnen in den wissenschaftlichen Projekten der Preußischen Akademie der Wissenschaften zu Berlin (1890–1945). In: Theresa Wobbe (Hg.): Frauen in Akademie und Wissenschaft. Arbeitsorte und Forschungspraktiken 1700–2000. Forschungsberichte der Interdisziplinären Arbeitsgruppen der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften. Band 10. Berlin 2002, S. 93–123.   zurück
11 
Prof. Dr. Eduard Sachau, Direktor des Seminars für orientalische Sprachen der Universität Berlin, in: Arthur Kirchhoff (Hg.): Die akademische Frau. Gutachten hervorragender Universitätsprofessoren, Frauenlehrer und Schriftsteller über die Befähigung der Frauen zum wissenschaftlichen Studium und Berufe. Berlin 1897, S. 214.   zurück
12 
Aufschluss bietet darüber hinsichtlich der Druckkostenzuschüsse die Titelei der Arbeit.   zurück
13 
Stellvertretend sei noch einmal auf Untersuchungen wie die (soziologische) Promotionsarbeit von Sandra Beaufaÿs (Anm. 6) hingewiesen.   zurück
14 
Dazu ein Zitat der Wissenschaftshistorikerin Lorraine Daston: »Anthropologen lehren uns, daß Abscheu eine Reaktion auf einen Verstoß gegen das Reinheitsgebot, auf das Überschreiten einer geheiligten Grenze ist.« In: L. D.: Wunder, Beweise und Tatsachen. Zur Geschichte der Rationalität. 2001, S. 121.   zurück
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Um nicht der Legendenbildung Vorschub zu leisten, sei auf S. 12, Anm. 7 verwiesen, wo Harders offen legt, wem sie die Anregung zum Titel verdankt.   zurück