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Der deutsche Juvenal?

Baldes satirisches Werk

  • Gérard Freyburger / Eckard Lefèvre (Hg.): Balde und die römische Satire. Balde et la satire romaine. (NeoLatina 8) Tübingen: Gunter Narr 2005. 343 S. Gebunden. EUR (D) 98,00.
    ISBN: 3-8233-6141-4.
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Der vorliegende Band, den die editores pii dem Andenken von Robert Schilling gewidmet haben, ist aus einem der inzwischen schon traditionellen, alljährlich abgehaltenen Freiburger Neulateinischen Symposien hervorgegangen. Das Thema dieser Tagung ist, wie die Herausgeber selbst hervorheben, mit Bedacht gewählt, da nicht nur die neulateinische Satire, sondern gerade auch Baldes satirisches Werk von der Forschung viel zu wenig beachtet wird. 1 So finden sich in der Bibliographie von Wolfgang Beitinger und Wilfried Stroh lediglich etwa zehn Spezialtitel zu Baldes satirischen Dichtungen (im engeren Sinne), 2 die allenfalls noch um drei, vier Beiträge aus dem letzten Balde-Sammelband 3 zu ergänzen wären. 4 Baldes Satiren umfassen sowohl hexametrische Gedichte wie den 1651 veröffentlichten Zyklus Medicinae gloria als auch umfangreiche Prosimetra wie das Solatium podagricorum von 1661. In diesen Satiren zeigt sich nicht nur Baldes außergewöhnliche poetische Begabung, sondern sie sind auch zeit- und literaturgeschichtliche Zeugnisse ersten Ranges. Für das Freiburger Symposion hätten daher allein diese Werke schon mehr als genug Material geboten. Das Ziel war aber ganz offensichtlich, nicht nur die Satiren zu untersuchen, sondern überhaupt das Satirische im Gesamtwerk des Jesuiten zu verfolgen. 5 Dies ist sicherlich zu begrüßen, da durch diese Entscheidung auch der mit Balde nicht so vertraute Leser ein breiteres Bild von dessen Œuvre erhält. 6 In der Folge sollen nun die durchweg lesenswerten, teilweise vorzüglichen Einzelstudien nach einzelnen Kategorien geordnet besprochen werden.

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Allgemeines zur Satire

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Der Band beginnt nach dem Vorwort der Herausgeber (S. 9–11) mit einem Überblick über den Begriff der Satyra bei Balde (Christoph Friedrich Sauer: Animosum scribendi genus, 7 S. 13–24). Hier werden zentrale Stellen, an denen sich Balde über die Satire (oder eben das Satirische) äußert, gesammelt. Eine Einordnung in die Satirentheorie der damaligen Zeit ist nicht angestrebt und wäre in diesem Rahmen auch nicht zu leisten gewesen. 8 Die Paraphrasen der einschlägigen Balde-Passagen sind knapp, informativ und treffend. 9 Der Abschnitt »Generalia« wird nach dem Aufsatz von Marie-France Gineste (dazu s.u.) von Richard Hommes’ Beitrag über Balde und Johann Rist (1607–1667) beschlossen (S. 41–53). Hier werden Parallelen bei beiden Autoren vorgestellt, ohne dass Hommes eine Beeinflussung in welche Richtung auch immer unterstellen würde. 10

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Übergreifende Themen

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Hermann Wiegand berührt ein recht heikles Thema, nämlich die »Ethnischen und religiösen Minoritäten in den Medizinersatiren Jakob Baldes« (S. 151–169). Wiegand gelingt es, den richtigen Mittelweg einzuschlagen und Balde weder unserer moralischen Empörung preiszugeben noch seine für uns heute nicht mehr nachvollziehbaren Diffamierungen der Juden und Roma herunterzuspielen oder zu exkulpieren. Jeder Balde-Liebhaber hat mit diesem hochgelehrten, trefflich recherchierten und informativen Beitrag eine bittere Pille zu schlucken. Wiegand kann nämlich nachweisen, dass Balde – hierin dem xenophoben Juvenal ein Seelenverwandter – über rein topische ethnische Stereotype weit hinausgeht, woraus Wiegand zu Recht schließt, dass es sich hier um Herzensangelegenheiten des Dichters handelte. 11

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Interpretationen einzelner Werke und Gedichte: Die Satiren

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Sechs der insgesamt 19 Beiträge beziehen sich auf die Medizinischen Satiren, die unter Baldes Satyrica am besten erforscht sind. 12 Den Anfang dieser Sektion macht Jean-Louis Girard, der den die Medizinersatiren einleitenden Hymnus auf Cosmas und Damian vorstellt (S. 147–149). Rolf Friedrich Hartkamp gibt einen kurzen Überblick über die dritte Satyra, eine Schelte schädlicher medizinischer Erfindungen (S. 207–217). In diesem Gedicht findet sich ein Katalog seltsamer Heilmittel; Hartkamp vermutet ansprechend, dass Balde einiges selbst erfunden hat, »um eine größere Wirkung seines Spottes zu erzielen« (S. 215). 13

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Nur ein weiterer Beiträger beschäftigt sich mit einer einzelnen Medizinischen Satire. Eckard Lefèvre präsentiert einen mustergültigen Aufsatz zur fünften Satyra 14 mit Übersetzung, Kommentar und Interpretation (S. 219–229). 15 In dieser Satire geht es um das Paradox, dass ein verantwortungsloser, dem Trunk ergebener Quacksalber besser und effektiver zu heilen vermag als ein gewissenhafter Arzt. 16 In seiner Deutung arbeitet Lefèvre in der Nachfolge von Classen 17 überzeugend heraus, dass Balde nicht aus einem spezifisch christlichen Blickwinkel heraus urteilt, sondern sozusagen allgemein-menschliche Maßstäbe anlegt. 18 Lefèvres Fazit, dass Balde in dieser Satire eher den sanfteren Horaz als den aggressiven Juvenal nachahme, ist überzeugend (S. 228). François Heim hat sich mit der erst 1729 veröffentlichten hexametrischen Satire Crisis auseinandergesetzt und stellt die Frage, ob es sich um ein humorvolles Selbstportrait oder einen Reflex persönlicher Angriffe auf den Dichter handelt (S. 231–243). Laut Heim richtet sich die Satire nicht gegen Balde, sondern gegen seine Ankläger: Indem sie den Dichter tadeln, enthüllen sie ihre eigenen Fehler, die Fehler von Hofschranzen, die Balde in der Crisis an den Pranger stellen wolle (S. 242 f.). Thomas Baiers Beitrag (S. 245–255) ist dem Vultuosae Torvitatis Encomium gewidmet, einem satirischen Paradox-Encomium in Hexametern aus dem Jahre 1658. 19 Baiers Erklärung des seltsamen Begriffs vultuosa torvitas ist überzeugend. 20 Sehr anregend ist die These, dass bei Balde eine Verwandtschaft formaler Art zwischen Satirendichtung und Predigt bestehe (S. 253 f.). 21

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Stefan Faller beschäftigt sich mit der langen prosimetrischen Satire über die Sonnenfinsternis des Jahres 1654 (»Satirisches in Baldes De eclipsi solari«, S. 258–283). 22 Faller erläutert den zeithistorischen Hintergrund der Satire und gibt einen nützlichen Überblick über ihren Inhalt, wobei dankenswerterweise auch deutsche, sehr flüssig zu lesende Übersetzungen beigegeben werden – was bei Balde bekanntlich fast immer notwendig ist. 23 Zu hart geht Faller mit dem baldeschen ›Helden‹ der Sonnenfinsternis, dem Schwaben Daminus, ins Gericht: Wenn Balde dessen mera vita und sein merum cor lobt, so meint er damit, 24 dass er reines (und nicht lauteres, wie Faller übersetzt) Leben ist, dass er nur aus Energie und Mut besteht – alle anderen sind im Gegensatz dazu »wie vom Anblick einer Gorgone« (ceu Gorgone visâ) gleichsam versteinert. Diese Stelle ist nicht ironisch zu verstehen. Der Witz besteht darin, dass in einer solchen Situation, in einer Massenhysterie, jemand schon wie ein epischer Held (Daminus wird mit Hektor verglichen) wirkt, der keine Angst hat. 25

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Der längste Beitrag des Bandes (wiederum von Sauer, S. 107–146) behandelt die von Balde als Somnium betitelte Ode (Sylv. 7,16; 1642 verfasst, 1643 veröffentlicht) und deren Interpretatio, einen sieben Jahre später entstandenen apologetischen Kommentar. Balde reflektiert in diesem Gedicht durchaus kritisch seine für ihn unselige Zeit als Hofhistoriograph bei Kurfürst Maximilian I. (1640–1648). Gedicht sowie die erst postum erschienene Interpretatio sind gleichermaßen brisant und wurden in der Forschung zuweilen als Belege für Baldes Insubordination aufgefasst. 26 Sauer folgt der extremen Variante dieser Richtung nicht bzw. nur besonnen. 27 Zuzustimmen ist Sauer auch darin, dass man die Rolle der Ordenszensur nicht vernachlässigen darf. 28 Der Beitrag stellt im ersten Teil (S. 107–134) i.W. eine Zusammenfassung der Interpretatio dar. Sauers zentrale These, dass es sich bei der Ode um eine Satire handele, wird dann im zweiten Teil (S. 134–143) mit Argumenten untermauert. Sauer schlägt zur Stützung dieser Deutung viele gelehrte, aber unnötige Umwege ein. Es genügt schon, eine Satire als zeitkritisches Werk zu definieren, um zu erkennen, dass man das Somnium als Satire bezeichnen kann. Dass diese Minimaldefinition in Baldes Sinne wäre, zeigen die Schlusskapitel seiner Dissertatio de studio poetico (Kap. 68–72), 29 denen sich Sauer gegen Ende seines Aufsatzes zuwendet, wo er sich vor allem mit dem Ausdruck Etiam Satyras somnio (Kap. 68) beschäftigt. Er macht hier zu Recht darauf aufmerksam, 30 dass Balde damit auf sein Somnium anspielen könnte (S. 136 f.). 31 Sollte Sauer mit dieser ansprechenden Vermutung Recht haben, so wäre seine These übrigens sozusagen aus erster Hand bewiesen (so dass er sich andere Beweismittel hätte ersparen können).

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Zwei Beiträger, Jean-Marie André (S. 301–318) und Fidel Rädle (S. 319–334), beschäftigen sich mit der postum erschienenen Satire Nihil gratis, in der sich Balde in 831 Hexametern darüber beklagt, dass die Menschen aus Habgier für alles und jedes Geld verlangen. Entstanden ist dieses amüsant-kritische Werk im letzten Lebensjahr des Dichters (also 1667/68), wie aus der Sphragis hervorgeht. 32 André ordnet Baldes vielleicht letztes Werk 33 in sein satirisches Schaffen ein, nennt die klassischen Prätexte, 34 behandelt einzelne Themen in Nihil gratis (avaritia, luxuria) und kann so zeigen, wie Balde verschiedene literarische Stränge in seinem Werk vereinigt (Horaz, Juvenal, Vergil, Mythologie [wenn auch humorvoll gebrochen], Diatribe, antike lascivia, »réalisme moderne«), um sein Hauptziel zu erreichen, nämlich Sittenkritik mit Humor zu verbinden. Rädle greift einzelne Passagen heraus, 35 um sie eingehender zu besprechen; auch hier ist man wie in Fallers Beitrag für die beigefügten Übersetzungen dankbar. 36 Bei der Textkonstitution gelingt Rädle eine schlagende Konjektur: Im 37. Stück wird beschrieben, wie dem deutschen Italienreisenden von den dortigen Wirten in bildlichem Sinne das Fell über die Ohren gezogen wird: fit Marsya Faunus. 37 / Decollatus abit: mirum & mirabile monstrum. 38 Auch wenn das überlieferte decollatus sowohl ›enthauptet‹ als auch ›betrogen‹ bedeutet, passt dieses Verb nicht zur Marsyas-Geschichte, die wohl auch dem Ausdruck mirum monstrum zugrunde liegt. Daher ändert Rädle (S. 329) überzeugend zu decoriatus (›geschunden‹), das vielleicht erst durch Balde an dieser Stelle zur Metapher gemacht wird, und zwar in Anlehnung an entsprechende deutsche Ausdrucksweisen. 39 Lediglich an einer Stelle würde der Rezensent den Text anders konstituieren: 40 Im ersten Vers des ersten Abschnitts 41 wird (offenbar stillschweigend) 42 Conquerar, indigner, damnemne haec secula! zu Conquerar, indigner, damnemque haec secula! emendiert und übersetzt mit »Ich sollte klagen usw.«. Die Emendation ist unnötig; Balde stellt sich selbst eine dubitative rhetorische Frage, die er implizit bejaht: »Soll ich mich über diese Zeiten beklagen usw.?«. 43

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Interpretationen einzelner Werke und Gedichte:
Nichtsatirische Werke

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Karin Haß beschäftigt sich in ihrem Beitrag mit Baldes Ode Lyr. 1,21 (S. 55–64). Hier beeinträchtigt leider ein zentrales Missverständnis die Deutung des ganzen Gedichts. Balde wendet sich hier an einen empfindlichen Menschen namens Balthasar Melonius, 44 den jedes in die Konversation (absichtlich oder unabsichtlich) eingestreute Scherzwort buchstäblich »in die Luft gehen lässt« (Toto corpore subsilis, V. 11), und versucht ihm die Sinnlosigkeit seiner übertriebenen Reaktionen deutlich zu machen: Zum einen wolle Balde ihn nicht ernsthaft verletzen, zum anderen sei ein Wort, auch wenn es beleidigen könne, ein flüchtiges Ding, das man am besten ignoriere, und nur wenn der Verspottete sich an dem Witzwort krampfhaft festhalte (das ist wohl der Sinn von retrahere in V. 24), könne die Beleidigung Dauer gewinnen. 45 Wir haben hier ein Beispiel wohl nicht nur für Baldes Gesprächsideal, sondern überhaupt für jesuitische Konversationstheorie, 46 die etwa in der Eutrapelia, im maßvollen Scherz, ein Ideal sah. 47 Mit Melonius zeichnet Balde nun einen Menschen, der gegen die Regeln dieser Gesprächskultur verstößt. Diese Kritik an menschlichen Verhaltensweisen im alltäglichen Gespräch verkennt Haß, wenn sie Baldes Äußerungen auf seine satirischen Dichtungen bezieht. 48 Der Kern des Gedichts wird mithilfe einer Horaz-Adaption ausgedrückt: »Atqui non ego te, Pepo, / Admorsu tigridis frangere persequor«. 49 Diese Bemerkung ist weder ironisch noch scheinheilig, 50 wie Haß behauptet (S. 58), sondern soll dem Angesprochenen deutlich zu verstehen geben, dass Balde mit seinen Scherzen nur harmlose Absichten verfolgt (was übrigens für Horaz in der zitierten Ode ebenfalls gilt – freilich mutatis mutandis). 51 Da Haß die ganze Ode auf Baldes Dichtungen bezieht, missversteht sie auch den Schluss (dass Melonius Scherzworte ignorieren solle), der natürlich unsinnig wäre, wenn Balde damit eine Leseanleitung für seine Satiren meinen würde, und muss ihn daher ironisch interpretieren. Wie Haß jedoch richtig bemerkt, kann man das Gedicht als eine Satire auf Melonius, einen überempfindlichen Menschen, lesen, der überall Beleidigungen wittert (tacitis suspicionibus, V. 18). 52

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Ein Muster philologischer Gelehrsamkeit und Sensibilität ist Gesine Manuwalds Deutung der 32. Ode des dritten Buches der Lyrica, in der Balde auf satirische Jugendwerke verweist (S. 65–82). Die textkritischen und interpretatorischen Entscheidungen zu Einzelstellen sind immer überzeugend, 53 ebenso die Gesamtinterpretation, dass in diesem Gedicht eine Entwicklung von einer sehr aggressiven Spielart der Satire über (im weiteren Sinne) lyrische Themen zu einer neuen, aber gemäßigten und moralisch legitimeren Form der Satirendichtung als Form der Gegenwehr skizziert wird (S. 78). Mit einer gewissen Zurückhaltung bemerkt Manuwald, dass die Parallelen zu Horaz, Ode 1,16 und Satire 2,1 vielleicht darauf hindeuten könnten, dass der Inhalt von Lyr. 3,32 nicht unbedingt autobiographisch zu lesen ist (S. 78 f.). Manuwald hütet sich auch vor dem (biographistischen, wenn auch nahe liegenden) Schluss, dass am Ende der Ode schon eine Vorausdeutung auf die seit 1650 entstandenen Satiren im eigentlichen Sinne zu sehen sei; diesen liege nämlich eine andere Konzeption zugrunde, sie dienten nicht der Verteidigung, sondern der Erziehung der Menschen (S. 79 f.). Der ganze Beitrag ist somit frei von Überinterpretationen und erfreulich ausgewogen im Urteil. Dasselbe angenehme Gefühl, mit Gewinn belehrt zu werden, stellt sich bei der Lektüre des Beitrags von Eckart Schäfer ein (S. 83–105), der sich mit den Silven-Gedichten 7,12–13 befasst und überzeugend nachweist, wie sich bereits in der Lyrik allmählich der Übergang zur Satirendichtung ankündigt. Gleichsam an das Gegenteil der Satirendichtung, nämlich an Baldes großen Elegienzyklus Urania Victrix, wagt sich Johannes Christes, allerdings nur an einen kleinen Abschnitt, wo Urania die Ehe grundsätzlich verwirft (Urania 5,6,8 f.), also – daher zu Recht die Aufnahme in diesen Sammelband – eine Satire gegen diese Institution vorträgt (S. 285–300). Christes bettet die Passage im ersten Teil seines Beitrags kenntnisreich in ihren geistesgeschichtlichen Zusammenhang ein und kommentiert dann den Text mit Angabe zahlreicher nützlicher Parallelstellen aus den Klassikern. So kann er schön zeigen, wie Balde kontrastierend die römischen Liebeselegiker imitiert. 54

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Balde und seine antiken Vorbilder

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Der Einfluss Juvenals auf die Medicinae Gloria ist das Thema von Aude Lehmanns Beitrag (S. 189–205). Lehmann demonstriert plausibel, dass Balde zwar programmatisch die Medizinischen Satiren nicht in dem aggressiven Geist der juvenalischen Satire halten wollte, 55 dass er ihn im Kleinen (auf Vers- und Wortebene) aber dennoch immer wieder rezipiert. Im Großen wird Juvenal vor allem in der derb-invektivischen Satire gegen Laienärzte und Juden zum Vorbild (Nr. 15; bei Lehmann S. 192–197). Catherine Notter widmet sich dem Epigrammatiker Martial in Baldes Satiren (S. 171–188). Zunächst stellt sie die Aussagen Baldes über Martial zusammen, um dann die Korrespondenzen bei Themenwahl, Lexik und den Personennamen zu untersuchen. Sie kommt schließlich zu dem treffenden Urteil, dass Martial in Baldes Satiren präsent ist und diese Präsenz von den Zeitgenossen wegen der Bekanntheit des Epigrammatikers auch wahrgenommen worden ist. Man kann also nicht davon ausgehen, dass Balde etwa Martials Namen aus Angst vor der Ordenszensur unterdrückt hätte. Wenn die Bedeutung Martials für die Medicinae Gloria hinter der von Horaz und Juvenal zurückbleibt, so ist das vor allem auf deren Bedeutung zurückzuführen (S. 187 f.). Die Beziehungen zwischen Balde und Claudian untersucht Marie-France Gineste (S. 25–40). Nach einem Überblick über Baldes Aussagen über Claudian zählt sie summarisch Stellen auf, an denen der Elsässer den spätantiken Dichter imitiert hat. Drei Parallelen (»rapprochements«) werden sodann näher untersucht. Leider ist hierzu zu bemerken, dass die Auswahl der ersten beiden Stellen nicht recht glücklich ausfällt, da die Parallelen nicht allzu schlagend sind. Im ersten Fall (S. 34 f.) ist es sogar recht unwahrscheinlich, dass Balde von Claudian angeregt wurde, 56 im zweiten Fall handelt es sich um ein einfaches inseriertes Zitat (S. 35 f.). 57 Interessanter ist hingegen die dritte Übernahme (S. 36–38), eine (im damaligen Sinne) parodistische Anverwandlung einer Claudian-Stelle. 58 Hier kann Gineste schön nachweisen, dass Balde Claudian in einer spielerischen Art und Weise imitiert (»réécriture ludique«). 59

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Fazit

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Auch dieser Freiburger Sammelband ist eine wertvolle Hilfe zur Erschließung eines im Großen und Ganzen doch noch recht unbekannten neulateinischen Autors. Es bleibt zu hoffen, dass dieser rundum gelungene Band zu Baldes satirischem Schaffen Philologen wie Historiker zu weiteren erhellenden Arbeiten auf diesem Gebiet anspornen wird.

 
 

Anmerkungen

Dass die neulateinische Satire nicht allzu viel Interesse auf sich zieht, erkennt man alleine schon daran, dass der inzwischen 35 Jahre alte Aufsatz von Jürgen Brummack immer noch eine Art Standardwerk zur neulateinischen Satire darstellt (Zu Begriff und Theorie der Satire. In: Deutsche Vierteljahresschrift für Literaturwissenschaft und Geistesgeschichte 45 [1971], S. 275–377).   zurück
Wolfgang Beitinger / Wilfried Stroh: Bibliographischer Anhang. In: Hans Pörnbacher / W. S. (Hg.): Georg Westermayer: Jacobus Balde […]. München 1868. Amsterdam, Maarssen 1998, S.15*–71*, hier S. 52*–53*, 55*–56* und 57*.   zurück
Thorsten Burkard / Günter Hess / Wilhelm Kühlmann / Julius Oswald SJ (Hg.): Jacob Balde im kulturellen Kontext seiner Epoche. Zur 400. Wiederkehr seines Geburtstages. (Jesuitica 9) Regensburg: Steiner 2006.   zurück
Außerdem kommt noch, wie Wilfried Strohs ständig aktualisierter Balde-Bibliographie im Internet (http://www.klassphil.uni-muenchen.de/~stroh/balde_lit.htm) zu entnehmen ist, folgender dem Rezensenten unbekannter Aufsatz hinzu: Hermann Vogel: Jakob Balde. Medicinae Gloria. In: Pharmazeutische Zeitung 149 (30.9.2004), S. 78–87.   zurück
Es geht also im Hempferschen Sinn um das Satirische als Schreibart (vgl. dazu auch S. 286, Fn. 10 in dem Beitrag von Johannes Christes). Man vermisst jedoch um so schmerzlicher eine die Beiträge verbindende Definition des Satirischen, so dass der Eindruck entsteht, dass hier mit einer vortheoretischen Begrifflichkeit operiert wird – was der Qualität der Einzelbeiträge freilich nicht schadet.   zurück
Die Beiträge von Haß, Manuwald, Schäfer und Christes widmen sich Dichtungen, die von der Form her lyrisch bzw. elegisch sind. Einen Sonderfall stellt der zweite Aufsatz von Sauer dar (S. 107–146), vgl. dazu unten im Haupttext.    zurück
Zur Erklärung dieses Ausdrucks vgl. Sauer, S. 19.   zurück
Der Aufsatz von Doris Behrens (Jacob Baldes Auffassung von der Satire. In: Jean-Marie Valentin (Hg.): Jacob Balde und seine Zeit. Akten des Ensisheimer Kolloquiums 15.–16. Oktober 1982. (Jahrbuch für Internationale Germanistik A 16) Bern u.a.: Lang 1986, S. 109–126) ist bei weitem nicht erschöpfend; vgl. zu Behrens auch die Bemerkungen des Rezensenten in: Th. B.: Die Vorreden zu Baldes Werken. In: Th. B. u.a. (Anm. 3), S. 166–182, hier S. 171–175.   zurück
Zur Deutung von Diss. 69 (S. 16) sollte man noch hinzufügen, dass es Balde hier in erster Linie darum geht, dass eine gute Satire auch hohen formalen Ansprüchen genügen sollte, sie ist kein zeitgebundenes Produkt, sondern ist für die Ewigkeit bestimmt.    zurück
10 
Ein Einfluss des in deutscher Sprache schreibenden Hamburger Protestanten auf den alemannischen Horatius ist fast mit Sicherheit auszuschließen.    zurück
11 
So verbindet Balde etwa das Bild eines medizinischen Scharlatans ohne Notwendigkeit mit antisemitischen Klischees (S. 157 f.).   zurück
12 
Vgl. vor allem Carl Joachim Classen: Barocke Zeitkritik in antikem Gewande. Bemerkungen zu den medizinischen Satiren des ›Teutschen Horatius‹ Jacob Balde S.J. In: Daphnis 5 (1976), S. 67–125; Hermann Wiegand: Ad vestras, medici, supplex prosternitur aras. Zu Jakob Baldes Medizinersatiren. In: Udo Benzenhöfer / Wilhelm Kühlmann (Hg.): Heilkunde und Krankheitserfahrung in der frühen Neuzeit. (Frühe Neuzeit 10) Tübingen 1992, S. 247–269.   zurück
13 
Fel und bilis als typische Satirenvokabeln zu bezeichnen (S. 212) erscheint dem Rezensenten etwas gewagt, da es sich hierbei um die Verba propria handelt.    zurück
14 
Jacob Balde SJ: Opera poetica omnia. Bd. 1–8. München 1729. Nachdruck, hg. und eingel. von Wilhelm Kühlmann und Hermann Wiegand. (Texte der Frühen Neuzeit 1) Frankfurt/M. 1990. Bd. 4, S. 384–386.    zurück
15 
Für die Textkonstitution hat Lefèvre nur die Drucke von 1660 und 1729 heranziehen können.    zurück
16 
Balde gibt dem Medicaster den Namen Ofellus aus Horaz’ Satire 2,2; dieser Ofellus wird dort aber durchweg positiv beschrieben. Lefèvre erklärt dies mit einer Umkehrungstechnik. Vielleicht besteht aber die Parallele in dem natürlichen, von keiner Techne angekränkelten Mutterwitz der beiden Figuren.    zurück
17 
Vgl. Classen (Anm. 12), S. 105.   zurück
18 
Balde betrachte »das Problem nicht aus der Sicht des christlichen Theologen« (S. 226). Die scheinbar unchristliche ›Moral‹ der Satire, dass der Erfolg der menschlichen Fähigkeiten vom Zufall regiert wird, findet Lefèvre »erstaunlich« (S. 227 f.). Vermutlich konnte sich Balde (vor sich selbst und der Ordenszensur) einen solchen Zweifel an einer sinnvollen Weltordnung erlauben, da ja nicht die letzten Wahrheiten betroffen sind, sondern es lediglich um die technischen Fertigkeiten in einer speziellen Disziplin geht.   zurück
19 
Jacob Balde (Anm. 14), Bd. 3, S. 357–393.    zurück
20 
Baier, S. 248 f. Baier verweist a.O. unter anderem auf den horazischen Ausdruck torvus vultus (Epist. 1,19,12).   zurück
21 
Nicht überzeugt hat den Rezensenten die Deutung des Vergil-Zitats (Aen. 1,102 f.) in Diss. stud. poet. Kap. 67 (Baier, S. 251). Wenn ich mir auch nicht sicher bin, ob meine minimalistische Deutung im Kommentar (Jacob Balde: Dissertatio de studio poetico. Einleitung, Edition, Übersetzung, Kommentar. (Münchner Balde-Studien 3) München 2004, S. 321) ausreicht, so erscheint mir Baiers Lösung die Stelle zu überfrachten. Die von ihm zur Erklärung herangezogene Stelle aus Pontanus’ Vergil-Kommentar bezieht sich meines Erachtens nicht auf die beiden von Balde zitierten Verse, sondern auf die ganze Rede des Aeneas.   zurück
22 
Nicht korrekt ist Fallers (von Behrens [Anm. 8] übernommene) Deutung des Untertitels Poema epico-dramaticum als Provokation (S. 260, Fn. 11), vgl. dazu den Aufsatz des Rezensenten (Anm. 8), S. 171, Fn. 36. Auch Behrens’ unzutreffende Behauptung, die Satire sei eine Gattung ohne praecepta, wird leider in einem Beitrag wiederholt (André, S. 306).   zurück
23 
Nur einige kleine Korrekturen sind anzubringen: excussi rimantur viscera Solis (S. 264 mit S. 265, Fn. 22; Jacob Balde [Anm. 14], Bd. 4, S. 224), bedeutet »sie durchwühlen/untersuchen [nicht zerreißen] eifrig [durch Synonymik ausgedrückt] die Eingeweide der Sonne«; auf S. 266 deutet Faller Eque (Jacob Balde [Anm. 14], Bd. 4, S. 232 f.) als graphische Variante von aeque; das ist nicht nur (nach meinem Kenntnisstand) in den Drucken der damaligen Zeit unüblich, sondern würde auch den Hexameter zerstören (was Balde auf keinen Fall zuzutrauen ist). Es handelt sich ganz einfach um die Präposition e(x) mit angehängtem -que. Auf S. 267, Fn. 24 bietet Faller eine Übersetzung des folgenden Textes: si vis, uter aequius ergo / Iudicet, Astrologis nequidquam obnoxius ullis. An magis addictus; litem hanc interprete ferro / Decidamus (Jacob Balde [Anm. 14], Bd. 4, S. 241). Hier fällt er einer beliebten Eigenheit des Neulateinischen zum Opfer: nequiquam und nequaquam werden nämlich häufig verwechselt, so auch bei Balde. Und nur mit nequidquam i.S.v. ›keinswegs‹ ergibt sich hier ein zufrieden stellender Sinn. Des Weiteren handelt es sich um eine echte Doppelfrage, deren erstes Glied ohne Fragepartikel steht; Faller fasst auch fälschlich die beiden Nominative als Vokative auf. Der Satz lautet einfach: »Entscheiden wir den Streit, wer von uns beiden richtiger urteilt, ob der, der überhaupt nicht den Astrologen verfallen ist oder vielmehr [übliche Verwendung von an magis] derjenige, der ihnen hörig ist.« Auf S. 270 übersetzt Faller turres quoque conticuere supinae (Jacob Balde [Anm. 14], Bd. 4, S. 258) mit: »auch die ragenden Türme schwiegen«. Das Adjektiv supinus bedeutet aber genau das Gegenteil; es ist wohl prädikativ und in übertragener Bedeutung aufzufassen, so dass sich der Witz aus dem Oxymoron ergibt: »auch die Türme schwiegen zur Ruhe gelegt / untätig / schlafend«. Gemeint sind wohl die Glockentürme der Kirchen. Auf S. 271 bedeutet si quid placuit, potuitque placere (Jacob Balde [Anm. 14], Bd. 4, S. 262) nicht »Wenn es gefallen hat – und es hätte durchaus gefallen können« (S. 272, Fn. 30), sondern »wenn etwas gefallen hat und gefallen konnte«. Auf S. 273 zitiert Faller Baldes Umdeutung eines berühmten Horaz-Verses (Ars Poetica 139) nicht vollständig: Parturiunt Mentes: & nasus nascitur ingens. Hier folgt noch ein zweiter Hexameter: Pro obscuro nitidum tacturus acumine Solem (Jacob Balde [Anm. 14], Bd. 4, S. 293). Was immer er auch bedeuten mag, er müsste zur Klärung der »riesigen Nase« herangezogen werden. In dem Ausdruck Letho sed barbarus esto (Jacob Balde [Anm. 14], Bd. 4, S. 277 f.) ist nicht gemeint, dass der Angesprochene dem Tod gegenüber »ein Fremder« sein soll (S. 279 mit Fn. 50), sondern dass er sich dem Tod gegenüber »barbarisch« erweisen soll, d.h. tapfer und unerschrocken. Denn zuvor ist ja von der Unverzagtheit gegenüber dem Tod die Rede (s. auch die darauf folgenden Verse auf S. 278 bei Balde).   zurück
24 
Jacob Balde (Anm. 14), Bd. 4, S. 260 f.    zurück
25 
Balde legt Daminus zudem die Worte hic stamus (auch im Original kursiv) in den Mund, die Faller, wenn auch vorsichtig, auf Luthers berühmtes Diktum zurückführen möchte (Faller, S. 274, Fn. 36). Da aber diese angeblichen Worte Luthers wahrscheinlich eine spätere Erfindung sind, ist eine solche Anspielung – ganz abgesehen von der konfessionellen Problematik – eher auszuschließen. Die Kursivierung soll wohl nicht ein Zitat, sondern nur die direkte Rede markieren. Daminus wird als epischer Held stilisiert, der sich vor dem heranrückenden Feind (der Sonnenfinsternis) nicht erschüttern, geschweige denn von der Stelle bewegen lässt. Auch das Verhalten der Schweizer (Jacob Balde [Anm. 14], Bd. 4, S. 268) wird in Fallers Deutung der Lächerlichkeit preisgegeben (S. 275 f.; Faller widerlegt sich a.O. übrigens selbst); aber auch hier preist Balde die Unerschütterlichkeit der dargestellten Personen angesichts einer allgemeinen Panik. Verspottet werden nur die Ängstlichen.    zurück
26 
Hier sind vor allem die verdienstvollen Arbeiten von Dieter Breuer zu nennen, von denen beispielhalber die jüngste genannt sei: Balde und Kurfürst Maximilian I. In: Thorsten Burkard u.a. (Anm. 3), S. 41–50 (mit Verweis auf Breuers ältere Arbeiten in Fn. 1).   zurück
27 
Vgl. in dem Beitrag S. 111 mit den Fußnoten und S. 143, Fn. 109.   zurück
28 
Sauer, S. 125 mit Fn. 60.   zurück
29 
Vgl. auch Lyr. 3,32,21–24 mit Manuwalds Bemerkungen dazu in dem hier rezensierten Sammelband (S. 73) und v.a. Manuwald, S. 77: Es werde in Baldes Lyr. 3,32 »deutlich, daß hier mit Satire eine Dichtung mit dem Aggressionspotential der Invektive gemeint ist«.   zurück
30 
Daran hat der Rezensent übrigens in seinem Kommentar zugegebenermaßen nicht gedacht.   zurück
31 
Allerdings kann sich der Rezensent Sauer bei der syntaktischen Deutung des unmittelbar folgenden Satzes (ut hoc, atque utinam ex vero possim, concedam) nicht anschließen; ut hier als Optativ-Partikel aufzufassen, scheint mir in Verbindung mit concedam sinnlos. Sauers Deutung auf S. 137 verstehe ich nicht recht, habe aber den Eindruck, dass wir der Sache nach nicht allzu sehr divergieren; sein Fazit a.O. ist nämlich m.E. korrekt, dass »das Satyras somniare als ehrenvolle dichterische Tätigkeit gerechtfertigt« wird.   zurück
32 
Nr. 48, V.1 f. (Jacob Balde [Anm. 14], Bd. 4, S. 492); vgl. dazu André, S. 302 f. mit Fn. 9 (dort auch der Begriff Sphragis) und Rädle, S. 332 f.   zurück
33 
Rädle, S. 319.   zurück
34 
Dabei werden auch die Anleihen aus Vergil und die Verwendung mythologischer Namen behandelt.   zurück
35 
Wohl zutreffend ist Rädles Entdeckung auf S. 328, dass ung(u)ere i.S.v. ›schmieren (also bestechen)‹ eine Lehnübersetzung aus dem Deutschen ist; in der Tat ist weder für das Simplex noch für das Kompositum inung(u)ere laut ThLL s.vv. eine entsprechende Bedeutung belegt.    zurück
36 
Zu Recht weist Rädle selbst darauf hin, dass wir dringend Übersetzungen von Baldes schwierigen Werken benötigen (S. 319, Fn. 3). Zu Rädles Übersetzungen seien folgende Ergänzungen vorgeschlagen: In dem Satz Libera dona probo: quae non retrahuntur ab unco (Jacob Balde [Anm. 14], Bd. 4, S. 469) übersetzt Rädle auf S. 322 den zweiten Teil mit: »die keinen Widerhaken haben«; gemeint ist aber wohl: »die nicht wieder mit einem Haken (uncus hier personifiziert zu denken, daher das ungewöhnliche ab) zurückgezogen werden«; der Ausdruck unco retrahere begegnet bei Boethius in der Consolatio (2,8); der Ablativus instrumentalis unco kommt in der Verbindung mit trahere und seinen Komposita häufiger vor.    zurück
37 
Hier ist nicht gemeint, dass der Faun zum Marsyas wird (was sollte das bedeuten?), sondern Marsyas ist ein Faun und daher ist zu übersetzen: »Er (der deutsche Reisende) wird zum Faun Marsyas«. Marsyas ist ein Satyr, und dieses griechische Wort wird im Lateinischen häufig mit Faunus wiedergegeben, vgl. auch in der Marsyas-Passage in Ovids Metamorphosen den Ausdruck Fauni et Satyri fratres (6,392 f.)   zurück
38 
Jacob Balde (Anm. 14), Bd. 4, S. 487.   zurück
39 
Ebenso hat Rädle, S. 332 mit Fn. 50 natürlich Recht, wenn er die von Christoph Sauer vorgeschlagene Emendation mendicato statt überliefertem medicato in den Text übernimmt (Jacob Balde [Anm. 14], Bd. 4, S. 492).   zurück
40 
Das Werk ist nur in der Münchener Gesamtausgabe von 1729 (s. Anm. 14), also unikal überliefert.   zurück
41 
Jacob Balde (Anm.  14), Bd. 4, S. 469.   zurück
42 
Zumindest findet sich keine Bemerkung; es könnte sich freilich auch um einen einfachen Lapsus handeln.   zurück
43 
Schließlich noch eine Ergänzung zu einer Passage aus dem 48. Stück (Jacob Balde [Anm. 14], Bd. 4, S. 492): Pergite … torvis / Aspicere hanc statuam. Diese Stelle hat Balde aus Ovids Metamorphosen übernommen (auch dort mit elliptischem torvis): adspicit hanc torvis (6,34).   zurück
44 
Dieser Mensch soll nicht »gestreichelt« (so Haß’ Übersetzung für demulcere im Odentitel), sondern beschwichtigt, besänftigt werden (vgl. Thesaurus Linguae Latinae 5,1,512,38–57). Das Verb ist auch durchaus nicht ironisch zu verstehen (so Haß, S. 55 f.).   zurück
45 
Die Ode ist sehr gelungen; Baldes souveräner Umgang mit dem lateinischen Sprachmaterial zeigt sich auch hier (wie so oft) in der ausgefallenen Wortwahl.    zurück
46 
Vgl. dazu Barbara Bauer: Jesuitische ars rhetorica im Zeitalter der Glaubenskämpfe. (Mikrokosmos 18) Frankfurt/M.: Lang 1986, S. 288–303.   zurück
47 
In der Historia Collegii Neoburgi 1668 wird Baldes grata Eutrapelia gerühmt (abgedruckt bei: Julius Oswald SJ: Ein Jesuitendichter aus dem Elsaß. In: Thorsten Burkard u.a. [Anm. 3], S. 341–362, hier S. 361); er selbst erwähnt sie etwa Diss. stud. poet. Kap. 28 und 64.   zurück
48 
Schon die ersten drei Verse widerlegen diese Interpretation: »Si quando mihi lubricus / Inter verba jocus melle madentia (Haß, S. 57 bezieht ohne Belege melle madentia auf die Lyrik), / Aut salsus lepor excidit; / Vae, quam terribilem simus agis caprum?«.   zurück
49 
V. 15 f.; vgl. Hor. 1,23,9 f.   zurück
50 
Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass sich Balde zuweilen mit einem Tiger vergleicht (so Haß, S. 58 mit Fn. 13; der zweite Beleg stützt zudem ihre Ansicht kaum); solche Bildlichkeiten sind kontextabhängig und nicht etwa semantisch invariant.   zurück
51 
Damit erledigen sich auch Haß’ Überinterpretationen des Horaz-Bezuges und von V. 20 f. von selbst (S. 59–61). Im Gegensatz dazu hat Balde die in Lyr. 3,32,29–40 genannten Personen mit großer Aggressivität heimgesucht (vgl. auch Silv. 5,21,29–40 und 73–78).   zurück
52 
Zudem greift Balde auch zum niedrigen Stil der Satirendichtung: Der Zornige wird recht geschmacklos – wie Haß auf S. 58 zu Recht bemerkt – so beschrieben: Limaces calidis naribus excoquis (V. 14). Noch einige kleinere Bemerkungen zu dem Beitrag: In V. 13 ist mit bellum domesticum sicherlich der »innere/seelische Aufruhr« des Melonius gemeint (so richtig S. 58, Fn. 12; im Haupttext entscheidet sich Haß leider anders); sicherlich recht hat Haß, wenn sie crispare (V. 20) als ›necken‹ auffasst. Mag dies auch keine antik nachzuweisende Bedeutung sein, so bedeutet doch das französische Wort ›crisper‹ ›ärgern‹.   zurück
53 
Vgl. etwa S. 73, Fn. 31; S. 75, Fn. 38.   zurück
54 
Zwei Anmerkungen zur Übersetzung: in V. 29 f. (Christes, S. 296) muss man wohl vicina mit Thestylis verbinden, also etwa: »die Nachbarin Thestylis«. Kompliziert ist die Formulierung in V. 31: Juncta viro totos urenti ad dolia Soles (Christes a.O.). Christes will nach einem Vorschlag von Rolf Hartkamp urenti als medio-passives Partizip auffassen und übersetzt: »mit einem Manne verheiratet, der sich den lieben langen Tag nach den (Bier)fässern verzehrte«. Nimmt man diese Bedeutung für urenti an, kann man aber kaum ad dolia als Objekt dieser brennenden Begierde auffassen (es sei denn, man setzt einen Germanismus an, ad für übertragen verwendetes ›nach‹), es müsste dann heißen »bei den Fässern«. Vielleicht kann man aber transitives urenti halten: Es könnte nämlich eine witzige Umkehrung vorliegen: Nicht die Sonne versengt den alkoholkranken Ehemann, sondern er versengt seinerseits die Sonnen, d.h. die Tage, das bedeutet, er verbringt seine Tage unnütz, indem er sich in Hitze trinkt.    zurück
55 
Vgl. Jacob Balde (Anm. 14), Bd. 4, S. 369.    zurück
56 
Jacob Balde (Anm. 14), Bd. 4, S. 54; Claudian, carm. min. 13.   zurück
57 
Jacob Balde (Anm. 14), Bd. 4, S. 6.    zurück
58 
Jacob Balde (Anm. 14), Bd. 4, S. 77 f.; Claudian, III cons. 95–98.   zurück
59 
Insgesamt vermisst man hier aber die sensible Beobachtungskunst, mit der etwa Veronika Lukas solche Imitationen beispielhaft untersucht hat (Balde als Leser. In: Th. Burkard u.a. [Anm. 3], S. 13–26).   zurück