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Der vorliegende Band, den die editores pii dem Andenken von Robert Schilling gewidmet haben, ist aus einem der inzwischen schon traditionellen, alljährlich abgehaltenen Freiburger Neulateinischen Symposien hervorgegangen. Das Thema dieser Tagung ist, wie die Herausgeber selbst hervorheben, mit Bedacht gewählt, da nicht nur die neulateinische Satire, sondern gerade auch Baldes satirisches Werk von der Forschung viel zu wenig beachtet wird.
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So finden sich in der Bibliographie von Wolfgang Beitinger und Wilfried Stroh lediglich etwa zehn Spezialtitel zu Baldes satirischen Dichtungen (im engeren Sinne),
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die allenfalls noch um drei, vier Beiträge aus dem letzten Balde-Sammelband
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zu ergänzen wären.
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Baldes Satiren umfassen sowohl hexametrische Gedichte wie den 1651 veröffentlichten Zyklus Medicinae gloria als auch umfangreiche Prosimetra wie das Solatium podagricorum von 1661. In diesen Satiren zeigt sich nicht nur Baldes außergewöhnliche poetische Begabung, sondern sie sind auch zeit- und literaturgeschichtliche Zeugnisse ersten Ranges. Für das Freiburger Symposion hätten daher allein diese Werke schon mehr als genug Material geboten. Das Ziel war aber ganz offensichtlich, nicht nur die Satiren zu untersuchen, sondern überhaupt das Satirische im Gesamtwerk des Jesuiten zu verfolgen.
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Dies ist sicherlich zu begrüßen, da durch diese Entscheidung auch der mit Balde nicht so vertraute Leser ein breiteres Bild von dessen Œuvre erhält.
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In der Folge sollen nun die durchweg lesenswerten, teilweise vorzüglichen Einzelstudien nach einzelnen Kategorien geordnet besprochen werden.
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Allgemeines zur Satire
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Der Band beginnt nach dem Vorwort der Herausgeber (S. 9–11) mit einem Überblick über den Begriff der Satyra bei Balde (Christoph Friedrich Sauer: Animosum scribendi genus,
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S. 13–24). Hier werden zentrale Stellen, an denen sich Balde über die Satire (oder eben das Satirische) äußert, gesammelt. Eine Einordnung in die Satirentheorie der damaligen Zeit ist nicht angestrebt und wäre in diesem Rahmen auch nicht zu leisten gewesen.
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Die Paraphrasen der einschlägigen Balde-Passagen sind knapp, informativ und treffend.
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Der Abschnitt »Generalia« wird nach dem Aufsatz von Marie-France Gineste (dazu s.u.) von Richard Hommes’ Beitrag über Balde und Johann Rist (1607–1667) beschlossen (S. 41–53). Hier werden Parallelen bei beiden Autoren vorgestellt, ohne dass Hommes eine Beeinflussung in welche Richtung auch immer unterstellen würde.
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Übergreifende Themen
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Hermann Wiegand berührt ein recht heikles Thema, nämlich die »Ethnischen und religiösen Minoritäten in den Medizinersatiren Jakob Baldes« (S. 151–169). Wiegand gelingt es, den richtigen Mittelweg einzuschlagen und Balde weder unserer moralischen Empörung preiszugeben noch seine für uns heute nicht mehr nachvollziehbaren Diffamierungen der Juden und Roma herunterzuspielen oder zu exkulpieren. Jeder Balde-Liebhaber hat mit diesem hochgelehrten, trefflich recherchierten und informativen Beitrag eine bittere Pille zu schlucken. Wiegand kann nämlich nachweisen, dass Balde – hierin dem xenophoben Juvenal ein Seelenverwandter – über rein topische ethnische Stereotype weit hinausgeht, woraus Wiegand zu Recht schließt, dass es sich hier um Herzensangelegenheiten des Dichters handelte.
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Interpretationen einzelner Werke und Gedichte: Die Satiren
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Sechs der insgesamt 19 Beiträge beziehen sich auf die Medizinischen Satiren, die unter Baldes Satyrica am besten erforscht sind.
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Den Anfang dieser Sektion macht Jean-Louis Girard, der den die Medizinersatiren einleitenden Hymnus auf Cosmas und Damian vorstellt (S. 147–149). Rolf Friedrich Hartkamp gibt einen kurzen Überblick über die dritte Satyra, eine Schelte schädlicher medizinischer Erfindungen (S. 207–217). In diesem Gedicht findet sich ein Katalog seltsamer Heilmittel; Hartkamp vermutet ansprechend, dass Balde einiges selbst erfunden hat, »um eine größere Wirkung seines Spottes zu erzielen« (S. 215).
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Nur ein weiterer Beiträger beschäftigt sich mit einer einzelnen Medizinischen Satire. Eckard Lefèvre präsentiert einen mustergültigen Aufsatz zur fünften Satyra
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mit Übersetzung, Kommentar und Interpretation (S. 219–229).
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In dieser Satire geht es um das Paradox, dass ein verantwortungsloser, dem Trunk ergebener Quacksalber besser und effektiver zu heilen vermag als ein gewissenhafter Arzt.
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In seiner Deutung arbeitet Lefèvre in der Nachfolge von Classen
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überzeugend heraus, dass Balde nicht aus einem spezifisch christlichen Blickwinkel heraus urteilt, sondern sozusagen allgemein-menschliche Maßstäbe anlegt.
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Lefèvres Fazit, dass Balde in dieser Satire eher den sanfteren Horaz als den aggressiven Juvenal nachahme, ist überzeugend (S. 228). François Heim hat sich mit der erst 1729 veröffentlichten hexametrischen Satire Crisis auseinandergesetzt und stellt die Frage, ob es sich um ein humorvolles Selbstportrait oder einen Reflex persönlicher Angriffe auf den Dichter handelt (S. 231–243). Laut Heim richtet sich die Satire nicht gegen Balde, sondern gegen seine Ankläger: Indem sie den Dichter tadeln, enthüllen sie ihre eigenen Fehler, die Fehler von Hofschranzen, die Balde in der Crisis an den Pranger stellen wolle (S. 242 f.). Thomas Baiers Beitrag (S. 245–255) ist dem Vultuosae Torvitatis Encomium gewidmet, einem satirischen Paradox-Encomium in Hexametern aus dem Jahre 1658.
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Baiers Erklärung des seltsamen Begriffs vultuosa torvitas ist überzeugend.
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Sehr anregend ist die These, dass bei Balde eine Verwandtschaft formaler Art zwischen Satirendichtung und Predigt bestehe (S. 253 f.).
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Stefan Faller beschäftigt sich mit der langen prosimetrischen Satire über die Sonnenfinsternis des Jahres 1654 (»Satirisches in Baldes De eclipsi solari«, S. 258–283).
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Faller erläutert den zeithistorischen Hintergrund der Satire und gibt einen nützlichen Überblick über ihren Inhalt, wobei dankenswerterweise auch deutsche, sehr flüssig zu lesende Übersetzungen beigegeben werden – was bei Balde bekanntlich fast immer notwendig ist.
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Zu hart geht Faller mit dem baldeschen ›Helden‹ der Sonnenfinsternis, dem Schwaben Daminus, ins Gericht: Wenn Balde dessen mera vita und sein merum cor lobt, so meint er damit,
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dass er reines (und nicht lauteres, wie Faller übersetzt) Leben ist, dass er nur aus Energie und Mut besteht – alle anderen sind im Gegensatz dazu »wie vom Anblick einer Gorgone« (ceu Gorgone visâ) gleichsam versteinert. Diese Stelle ist nicht ironisch zu verstehen. Der Witz besteht darin, dass in einer solchen Situation, in einer Massenhysterie, jemand schon wie ein epischer Held (Daminus wird mit Hektor verglichen) wirkt, der keine Angst hat.
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Der längste Beitrag des Bandes (wiederum von Sauer, S. 107–146) behandelt die von Balde als Somnium betitelte Ode (Sylv. 7,16; 1642 verfasst, 1643 veröffentlicht) und deren Interpretatio, einen sieben Jahre später entstandenen apologetischen Kommentar. Balde reflektiert in diesem Gedicht durchaus kritisch seine für ihn unselige Zeit als Hofhistoriograph bei Kurfürst Maximilian I. (1640–1648). Gedicht sowie die erst postum erschienene Interpretatio sind gleichermaßen brisant und wurden in der Forschung zuweilen als Belege für Baldes Insubordination aufgefasst.
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Sauer folgt der extremen Variante dieser Richtung nicht bzw. nur besonnen.
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Zuzustimmen ist Sauer auch darin, dass man die Rolle der Ordenszensur nicht vernachlässigen darf.
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Der Beitrag stellt im ersten Teil (S. 107–134) i.W. eine Zusammenfassung der Interpretatio dar. Sauers zentrale These, dass es sich bei der Ode um eine Satire handele, wird dann im zweiten Teil (S. 134–143) mit Argumenten untermauert. Sauer schlägt zur Stützung dieser Deutung viele gelehrte, aber unnötige Umwege ein. Es genügt schon, eine Satire als zeitkritisches Werk zu definieren, um zu erkennen, dass man das Somnium als Satire bezeichnen kann. Dass diese Minimaldefinition in Baldes Sinne wäre, zeigen die Schlusskapitel seiner Dissertatio de studio poetico (Kap. 68–72),
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denen sich Sauer gegen Ende seines Aufsatzes zuwendet, wo er sich vor allem mit dem Ausdruck Etiam Satyras somnio (Kap. 68) beschäftigt. Er macht hier zu Recht darauf aufmerksam,
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dass Balde damit auf sein Somnium anspielen könnte (S. 136 f.).
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Sollte Sauer mit dieser ansprechenden Vermutung Recht haben, so wäre seine These übrigens sozusagen aus erster Hand bewiesen (so dass er sich andere Beweismittel hätte ersparen können).
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Zwei Beiträger, Jean-Marie André (S. 301–318) und Fidel Rädle (S. 319–334), beschäftigen sich mit der postum erschienenen Satire Nihil gratis, in der sich Balde in 831 Hexametern darüber beklagt, dass die Menschen aus Habgier für alles und jedes Geld verlangen. Entstanden ist dieses amüsant-kritische Werk im letzten Lebensjahr des Dichters (also 1667/68), wie aus der Sphragis hervorgeht.
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André ordnet Baldes vielleicht letztes Werk
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in sein satirisches Schaffen ein, nennt die klassischen Prätexte,
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behandelt einzelne Themen in Nihil gratis (avaritia, luxuria) und kann so zeigen, wie Balde verschiedene literarische Stränge in seinem Werk vereinigt (Horaz, Juvenal, Vergil, Mythologie [wenn auch humorvoll gebrochen], Diatribe, antike lascivia, »réalisme moderne«), um sein Hauptziel zu erreichen, nämlich Sittenkritik mit Humor zu verbinden. Rädle greift einzelne Passagen heraus,
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um sie eingehender zu besprechen; auch hier ist man wie in Fallers Beitrag für die beigefügten Übersetzungen dankbar.
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Bei der Textkonstitution gelingt Rädle eine schlagende Konjektur: Im 37. Stück wird beschrieben, wie dem deutschen Italienreisenden von den dortigen Wirten in bildlichem Sinne das Fell über die Ohren gezogen wird: fit Marsya Faunus.
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/ Decollatus abit: mirum & mirabile monstrum.
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Auch wenn das überlieferte decollatus sowohl ›enthauptet‹ als auch ›betrogen‹ bedeutet, passt dieses Verb nicht zur Marsyas-Geschichte, die wohl auch dem Ausdruck mirum monstrum zugrunde liegt. Daher ändert Rädle (S. 329) überzeugend zu decoriatus (›geschunden‹), das vielleicht erst durch Balde an dieser Stelle zur Metapher gemacht wird, und zwar in Anlehnung an entsprechende deutsche Ausdrucksweisen.
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Lediglich an einer Stelle würde der Rezensent den Text anders konstituieren:
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Im ersten Vers des ersten Abschnitts
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wird (offenbar stillschweigend)
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Conquerar, indigner, damnemne haec secula! zu Conquerar, indigner, damnemque haec secula! emendiert und übersetzt mit »Ich sollte klagen usw.«. Die Emendation ist unnötig; Balde stellt sich selbst eine dubitative rhetorische Frage, die er implizit bejaht: »Soll ich mich über diese Zeiten beklagen usw.?«.
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Interpretationen einzelner Werke und Gedichte: Nichtsatirische Werke
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Karin Haß beschäftigt sich in ihrem Beitrag mit Baldes Ode Lyr. 1,21 (S. 55–64). Hier beeinträchtigt leider ein zentrales Missverständnis die Deutung des ganzen Gedichts. Balde wendet sich hier an einen empfindlichen Menschen namens Balthasar Melonius,
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den jedes in die Konversation (absichtlich oder unabsichtlich) eingestreute Scherzwort buchstäblich »in die Luft gehen lässt« (Toto corpore subsilis, V. 11), und versucht ihm die Sinnlosigkeit seiner übertriebenen Reaktionen deutlich zu machen: Zum einen wolle Balde ihn nicht ernsthaft verletzen, zum anderen sei ein Wort, auch wenn es beleidigen könne, ein flüchtiges Ding, das man am besten ignoriere, und nur wenn der Verspottete sich an dem Witzwort krampfhaft festhalte (das ist wohl der Sinn von retrahere in V. 24), könne die Beleidigung Dauer gewinnen.
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Wir haben hier ein Beispiel wohl nicht nur für Baldes Gesprächsideal, sondern überhaupt für jesuitische Konversationstheorie,
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die etwa in der Eutrapelia, im maßvollen Scherz, ein Ideal sah.
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Mit Melonius zeichnet Balde nun einen Menschen, der gegen die Regeln dieser Gesprächskultur verstößt. Diese Kritik an menschlichen Verhaltensweisen im alltäglichen Gespräch verkennt Haß, wenn sie Baldes Äußerungen auf seine satirischen Dichtungen bezieht.
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Der Kern des Gedichts wird mithilfe einer Horaz-Adaption ausgedrückt: »Atqui non ego te, Pepo, / Admorsu tigridis frangere persequor«.
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Diese Bemerkung ist weder ironisch noch scheinheilig,
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wie Haß behauptet (S. 58), sondern soll dem Angesprochenen deutlich zu verstehen geben, dass Balde mit seinen Scherzen nur harmlose Absichten verfolgt (was übrigens für Horaz in der zitierten Ode ebenfalls gilt – freilich mutatis mutandis).
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Da Haß die ganze Ode auf Baldes Dichtungen bezieht, missversteht sie auch den Schluss (dass Melonius Scherzworte ignorieren solle), der natürlich unsinnig wäre, wenn Balde damit eine Leseanleitung für seine Satiren meinen würde, und muss ihn daher ironisch interpretieren. Wie Haß jedoch richtig bemerkt, kann man das Gedicht als eine Satire auf Melonius, einen überempfindlichen Menschen, lesen, der überall Beleidigungen wittert (tacitis suspicionibus, V. 18).
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Ein Muster philologischer Gelehrsamkeit und Sensibilität ist Gesine Manuwalds Deutung der 32. Ode des dritten Buches der Lyrica, in der Balde auf satirische Jugendwerke verweist (S. 65–82). Die textkritischen und interpretatorischen Entscheidungen zu Einzelstellen sind immer überzeugend,
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ebenso die Gesamtinterpretation, dass in diesem Gedicht eine Entwicklung von einer sehr aggressiven Spielart der Satire über (im weiteren Sinne) lyrische Themen zu einer neuen, aber gemäßigten und moralisch legitimeren Form der Satirendichtung als Form der Gegenwehr skizziert wird (S. 78). Mit einer gewissen Zurückhaltung bemerkt Manuwald, dass die Parallelen zu Horaz, Ode 1,16 und Satire 2,1 vielleicht darauf hindeuten könnten, dass der Inhalt von Lyr. 3,32 nicht unbedingt autobiographisch zu lesen ist (S. 78 f.). Manuwald hütet sich auch vor dem (biographistischen, wenn auch nahe liegenden) Schluss, dass am Ende der Ode schon eine Vorausdeutung auf die seit 1650 entstandenen Satiren im eigentlichen Sinne zu sehen sei; diesen liege nämlich eine andere Konzeption zugrunde, sie dienten nicht der Verteidigung, sondern der Erziehung der Menschen (S. 79 f.). Der ganze Beitrag ist somit frei von Überinterpretationen und erfreulich ausgewogen im Urteil. Dasselbe angenehme Gefühl, mit Gewinn belehrt zu werden, stellt sich bei der Lektüre des Beitrags von Eckart Schäfer ein (S. 83–105), der sich mit den Silven-Gedichten 7,12–13 befasst und überzeugend nachweist, wie sich bereits in der Lyrik allmählich der Übergang zur Satirendichtung ankündigt. Gleichsam an das Gegenteil der Satirendichtung, nämlich an Baldes großen Elegienzyklus Urania Victrix, wagt sich Johannes Christes, allerdings nur an einen kleinen Abschnitt, wo Urania die Ehe grundsätzlich verwirft (Urania 5,6,8 f.), also – daher zu Recht die Aufnahme in diesen Sammelband – eine Satire gegen diese Institution vorträgt (S. 285–300). Christes bettet die Passage im ersten Teil seines Beitrags kenntnisreich in ihren geistesgeschichtlichen Zusammenhang ein und kommentiert dann den Text mit Angabe zahlreicher nützlicher Parallelstellen aus den Klassikern. So kann er schön zeigen, wie Balde kontrastierend die römischen Liebeselegiker imitiert.
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Balde und seine antiken Vorbilder
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Der Einfluss Juvenals auf die Medicinae Gloria ist das Thema von Aude Lehmanns Beitrag (S. 189–205). Lehmann demonstriert plausibel, dass Balde zwar programmatisch die Medizinischen Satiren nicht in dem aggressiven Geist der juvenalischen Satire halten wollte,
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dass er ihn im Kleinen (auf Vers- und Wortebene) aber dennoch immer wieder rezipiert. Im Großen wird Juvenal vor allem in der derb-invektivischen Satire gegen Laienärzte und Juden zum Vorbild (Nr. 15; bei Lehmann S. 192–197). Catherine Notter widmet sich dem Epigrammatiker Martial in Baldes Satiren (S. 171–188). Zunächst stellt sie die Aussagen Baldes über Martial zusammen, um dann die Korrespondenzen bei Themenwahl, Lexik und den Personennamen zu untersuchen. Sie kommt schließlich zu dem treffenden Urteil, dass Martial in Baldes Satiren präsent ist und diese Präsenz von den Zeitgenossen wegen der Bekanntheit des Epigrammatikers auch wahrgenommen worden ist. Man kann also nicht davon ausgehen, dass Balde etwa Martials Namen aus Angst vor der Ordenszensur unterdrückt hätte. Wenn die Bedeutung Martials für die Medicinae Gloria hinter der von Horaz und Juvenal zurückbleibt, so ist das vor allem auf deren Bedeutung zurückzuführen (S. 187 f.). Die Beziehungen zwischen Balde und Claudian untersucht Marie-France Gineste (S. 25–40). Nach einem Überblick über Baldes Aussagen über Claudian zählt sie summarisch Stellen auf, an denen der Elsässer den spätantiken Dichter imitiert hat. Drei Parallelen (»rapprochements«) werden sodann näher untersucht. Leider ist hierzu zu bemerken, dass die Auswahl der ersten beiden Stellen nicht recht glücklich ausfällt, da die Parallelen nicht allzu schlagend sind. Im ersten Fall (S. 34 f.) ist es sogar recht unwahrscheinlich, dass Balde von Claudian angeregt wurde,
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im zweiten Fall handelt es sich um ein einfaches inseriertes Zitat (S. 35 f.).
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Interessanter ist hingegen die dritte Übernahme (S. 36–38), eine (im damaligen Sinne) parodistische Anverwandlung einer Claudian-Stelle.
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Hier kann Gineste schön nachweisen, dass Balde Claudian in einer spielerischen Art und Weise imitiert (»réécriture ludique«).
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Fazit
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Auch dieser Freiburger Sammelband ist eine wertvolle Hilfe zur Erschließung eines im Großen und Ganzen doch noch recht unbekannten neulateinischen Autors. Es bleibt zu hoffen, dass dieser rundum gelungene Band zu Baldes satirischem Schaffen Philologen wie Historiker zu weiteren erhellenden Arbeiten auf diesem Gebiet anspornen wird.
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