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Kittlerdeutschland

Zu Geoffrey Winthrop-Youngs Friedrich Kittler zur Einführung

  • Geoffrey Winthrop-Young: Friedrich Kittler zur Einführung. Hamburg: Junius 2005. 200 S. Kartoniert. EUR (D) 13,90.
    ISBN: 3-88506-607-6.
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Glaubt man Niklas Luhmann, dann kann im Wissenschaftssystem Reputation »[i]n ganz seltenen Fällen« mittels zweier Figuren »enttemporalisiert« werden: Entweder »in der Figur des (zunächst verkannten) Genies, das die Reputation schon vor ihrem Eintreffen verdient hätte«, oder »in der Figur des Klassikers, dessen Werke auch dann noch wie gegenwärtiges Wissen zu behandeln sind, wenn sie ihre aktuelle Bedeutung für die Forschung längst verloren haben«. 1 In Sachen Friedrich Kittler bietet es sich an, seine Aufnahme in die Einführungsreihe des Hamburger Junius-Verlages als Indikator für Reputation zu verwenden. Von seinen deutschsprachigen Zeitgenossen ist lediglich Karl-Otto Apel, Hans Blumenberg, Jürgen Habermas und Luhmann selbst diese Ehre widerfahren, von seinen deutschsprachigen Generationsgenossen niemandem. Die Feststellung von Geoffrey Winthrop-Young, dem Autor der Einführung, ist deshalb selbsterfüllende Prophezeiung und zutreffende Beobachtung in einem: »Kittler [...] ist [...] Klassiker geworden« (S. 13). Zugleich verrät es einiges über die offensichtlich mit diesem Gegenstand verbundenen Schwierigkeiten, daß er den Text trotzdem mit einem anderen Satz eröffnet: »Kittler [...] ist umstritten« (S. 9). Einerseits existiere ein regelrechter »Kittler-Effekt [...] in den deutschsprachigen Literatur- und Medienwissenschaften« (ebd.), andererseits ziehe sein Verursacher »eine Kritik auf sich, die mitunter ähnlich obsessiv wirkt wie die Mimikry seiner Anhänger« – es falle schwer, »unbefangen über ihn zu reden« (S. 10 f.).

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Angesichts dieser unumstrittenen Umstrittenheit war es eine weise Entscheidung, dieses Buch der Außenperspektive eines kanadischen Germanisten und Medienwissenschaftlers anzuvertrauen. Ihre Konsequenzen sind dennoch bemerkenswert: Winthrop-Young führt nicht nur in Kittler, sondern gleich auch noch in Deutschland ein. »Kittlers Medienwissenschaft« habe einen »repräsentativen Status als Niederschlag historischer Medienerfahrungen« (S. 17) und gerade das enthebe sie den Vorwürfen der Kritiker, nichts weiter zu sein als »starrsinnige[r] Technodeterminismus« (S. 17), »Antihumanismus«, »Übertreibungen« eines »›bösen Buben‹«(S. 12), bloße »Provokation« oder bedenklich »unumwunden[e] [...] Bewunderung für die militärischen und nachrichtentechnischen Leistungen der deutschen Wehrmacht« (S. 11). Ob Kittler ein Klassiker oder ein Tunichtgut ist, kann also durchaus offenbleiben – er taugt in jedem Fall als Quelle der Deutschenkunde.

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Regelanalyse und
Interpretationswahn

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Pointiert läßt sich die bisherige intellektuelle Biographie Kittlers als Abfolge dreier Metamorphosen zusammenfassen. Ein Freiburger Germanist verwandelt sich in den 1970er Jahren in einen deutschen Poststrukturalisten, dieser verwandelt sich in den 1980er Jahren in einen deutschen Ingenieur (oder dessen Trugbild) und dieser verwandelt sich in den 1990er Jahren in einen deutschen Professor des 19. Jahrhunderts, der von Griechenland träumt. Im Groben ist das auch die Einteilung bei Winthrop-Young: Teil I heißt Literaturwissenschaft, Teil II Medienwissenschaft und der abschließende Teil III wird vorsichtig auf den Namen »Ausblicke: Computer, Schriftsysteme, Griechenland« (S. 132) getauft. Eingeschoben zwischen die drei Teile sind zwei prägnante Exkurse zu Kittlers Sprache und seiner »Kriegsfixierung« (S. 17); innerhalb der Hauptteile hat Winthrop-Young die manchmal etwas schematische Binnengliederung ›Vorspann‹ – ›Rahmen‹ – zusammenfassende ›Beobachtungen‹ gewählt.

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Während der ersten beiden Drittel des Buches steht Kittlers zweite Metamorphose im Zentrum des Interesses – die vom Poststrukturalisten zum Ingenieur. Über die erste Verwandlung vom C. F. Meyer-Philologen zum Foucault-und-Lacan-Adepten erfährt man leider wenig. So wird der Leser direkt mit Regelanalyse konfrontiert und kann den »unbegrenzten Interpretationswahn« (S. 46), auf den sie reagiert und den sie beenden will, allenfalls nachträglich (und über einen amerikanischen Umweg) erschließen. Winthrop-Young führt drei Beispiele vor: Wandrers Nachtlied (Goethe), Don Carlos (Schiller) und Brain Damage (Pink Floyd). Weil Kittler diese »textuelle« und auditive »Vielfalt auf diskursive Regelmäßigkeiten« abbilden wolle, gehe er seine Objekte ganz »äußerlich« an, das heißt »ohne Rücksicht auf Intention, höheren Sinngehalt oder ideologische Verbrämung, sondern unter direktem Bezug auf [...] Praktiken, Institutionen und Technologien« (S. 25). Der Wunsch nach direkter oder »klartextliche[r] Erfassung der [...] Diskursregeln« (S. 46) produziert drei exemplarische Anti-Interpretationen: Wandrers Nachtlied erzählt von einer Sprach- und Schrifterwerbsreform, Don Carlos berichtet über die widersprüchlichen Bildungsprogramme des aufgeklärten Absolutismus und Brain Damage enthält die Autobiographie »moderner Schallaufzeichnungs- und Wiedergabetechnologien« (S. 75).

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Winthrop-Young hebt hervor, daß Kittler mit Modellanalysen wie in Beispiel 1 und 2 (Goethe und Schiller) dazu beigetragen habe, »neue Textsorten wissenschaftlich salonfähig«, das heißt »Lesefibeln, Schönschreibinstruktionen oder Schulprogramme [...] ins Zentrum der literaturwissenschaftlichen Diskussion« (S. 59) zu rücken. Beispiel 3 (Pink Floyd) kündige Ambitionen auf Höheres an. Mit Brain Damage verabschiede sich Kittler von einem noch weitgehend semiotischen, das heißt »untechnisch[en]« Medienbegriff und vollziehe damit die nicht nur für sein eigenes Werk, sondern auch für einen »ebenso wichtige[n] wie umstrittene[n] Teil der neueren deutschen Medienwissenschaften« »entscheidende Wende« (S. 79 f.): ihre Neugeburt in Ingenieursgestalt.

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›Wenden‹, gerade wenn sie entscheidend oder eben umstritten sind, verschleiern oft die unberührt gebliebenen Kontinuitäten. Der gemeinsame Nenner von Kittlers Literatur-, Medien- und Griechenwissenschaft ist die Annahme, daß in den analysierten Gegenständen (Goethe, Schiller, Pink Floyd usw.) tatsächlich ein »›Diskurs über Diskurskanalbedingungen‹«(S. 55) geführt wird. Obwohl er Marshall McLuhans Medienanthropologie ablehnt, kann für Kittler die Botschaft immer nur das Medium sein. Das Signal spricht entweder über sich selbst oder ist die Decodierung nicht wert, was auf einen Formalismus beziehungsweise eine medienwissenschaftliche Entstellung des l’art pour l’art der avantgardistischen Tradition hinausläuft. Dieser methodischen Anweisung gegenüber schwankt Winthrop-Young: Mal wird Kittler die von ihr programmierte »brachiale Reduktionsrhetorik« (S. 77) vorgeworfen, mal wird sie als Verknappungsprinzip referiert (vgl. S. 46), mal ihre »fundamentale Ausplauderfunktion« (S. 55) anerkannt. Plaudern tun vor allem die Frauen und die Irren. »Goethes Groupie« (ebd.) Bettina und der Senatspräsident Schreber »›verraten‹, wie man mit einem Text wie Wanderers Nachtlied [sic!] umzugehen hat« (S. 56); sie enthüllen, daß Kultur ein ›Aufschreibesystem‹ ist, das heißt eine »umfassende Datenverarbeitungsmaschinerie [...], die aus der Speicherung, Übertragung und Verarbeitung von Daten besteht« (S. 47).

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Die Vernünftigkeit der Regelanalyse eines deutschen Professors, der unausgesetzt über Verrücktheit und Hirnschäden schreibt, ist schwer einzuschätzen. Winthrop-Young begrenzt den drohenden Interpretationswahn, indem er Kittlers großes Buch Aufschreibesysteme 1800 / 1900 differenziert nach Epochenschwellen beurteilt. Die Strategie der Don Carlos-Lektüre werde »im ersten Teil der Aufschreibesysteme auf die ganze ›Gesellschaft‹ angewendet, die solche Texte und den ihnen kongenialen Imperativ des Interpretierens [...] hervorgebracht« (S. 46) habe. Die am Dominanzmedium Buch orientierte historische Verbundform von Vollalphabetisierung, preußischem Beamtenstaat und philosophischer Hermeneutik werde in der »zu Recht hoch gelobten Analyse von E.T.A. Hoffmanns Geschichte Der Sandmann« (S. 49) überzeugend dargestellt. Anders als der Muttermund des späten 18. Jahrhunderts kommt das von Kittler hypostasierte Aufschreibesystem von 1900 schlecht weg. Seine Großerzählung vom humanwissenschaftlichen Positivismus, der sich mit den neuen Graphien in Experimentalanordnungen vergemeinschafte und »allen Großerzählungen von Geist, Dichtung und Mensch ein Ende« bereite, kommentiert Winthrop-Young ausnehmend nüchtern: »Je näher man hinschaut, desto schwerer fällt es, die von Kittler angedeuteten Wechselwirkungen nachzuvollziehen« (S. 93). Den in Aufschreibesysteme gleichfalls verkündeten Sockelsturz der Literatur, ihre Spaltung in »Kafka und Konsalik« und die ihr vorhergesagte Restexistenz in der medialen Sackgasse der Unverfilmbarkeit kritisiert er als »grobschlächtige, deutlich auf Provokation hin angelegte Analyse, die weit hinter die gerade in Deutschland komplexen Intermedialitätsdebatten zurückfällt; kaum jemand nimmt sie ernst« (S. 104).

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Elfenbeinbarrikaden

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Kittlers Version von Medienwissenschaft ist Winthrop-Young zufolge zwei »sehr konkrete[n] Einflüsse[n]« (S. 26) geschuldet: Erstens der Diskursanalyse Michel Foucaults mit ihrer »Emphase der Zäsur« (S. 38) und der »Diskontinuität« (S. 26); zweitens der strukturalen Psychoanalyse Jacques Lacans und deren Behauptung der »Vorgängigkeit sprachlicher Ordnungen« (ebd.), das heißt der These, daß »Sprache den Sprechern vorausgeht und sie formt« (S. 37). In Kittlers »fruchtbare[r] Verschränkung von Foucault und Lacan« (S. 41) könnten daher Literatur und Wissenschaft »weder Abdruck sozialer Strukturen noch Ausdruck menschlicher Grundbefindlichkeiten« (S. 39) sein, sondern – durchschaue man nur den anthropozentrischen Verblendungszusammenhang – müßten als »Seeleneinschreibeprogramme« (S. 41) bestimmt werden, die das angebliche Subjekt des Humanismus allererst erzeugten.

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Vor diesem Hintergrund ist es dann einigermaßen überraschend, daß Winthrop-Young die Zuordnung Kittlers zum »so genannten französischen Poststrukturalismus« für ein »kanonisierte[s] Missverständnis« (S. 13) hält. Trotz der Foucault-Anleihen (von Lacan ist nicht mehr weiter die Rede) gehöre Kittler »in andere, größere Zusammenhänge« gestellt, nämlich in deutsche: »Geschichtsphilosophie in der Tradition Hegels, Seinsgeschichte im Gefolge Heideggers und eine an Oswald Spengler [...] erinnernde eschatologische Technikvision« (S. 14). Es ist ein interessanter Aspekt der Klassikerwerdung Kittlers, wie er hier vom Schulfall der Frankolatrie zum deutschen Nationalautor mutiert. Voraussetzung dafür ist allerdings eine Vereinfachung der Rezeptionsgeschichte des Poststrukturalismus. »[W]as in Frankreich mit deutlich philosophischem und gesellschaftskritischem Anspruch aufgetreten war« (S. 29), sei in den USA von akademischen »Eliteinstitutionen« (S. 34) aufgegriffen und zum Nachfolgeunternehmen des ›erschöpften‹ New Criticism gezähmt worden, um den philologisch eingeübten, »unbegrenzten Interpretationswahn« (S. 46) mit anderen Mitteln fortsetzen zu können. Protest gegen die »Elfenbeinbarrikaden der deconstruction« (S. 30) habe sich erst geregt, »als der Poststrukturalismus weit über das literaturwissenschaftliche Terrain hinaus Fuß gefasst hatte und in einer – in den Augen seiner Gegner – unheiligen Allianz mit feministischen und postkolonialistischen Ansätzen die amerikanische Kultur als Ganzes zu untergraben schien« (S. 32).

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Götterdämmerung

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Während die amerikanischen Literaturwissenschaftler handzahme, aber erstaunlicherweise dennoch kulturuntergrabende Elfenbeinbarrikaden besteigen (1966, Konferenz in Baltimore), verständigen sich ihre notorisch verspäteten westdeutschen Kollegen auf ein Programm nachholender Modernisierung (1966, Germanistentag in München), das heißt auf genau jene »geschichtlich-emanzipatorischen Sinngebungs- und Subjektermächtigungsprozesse, die vom Poststrukturalismus in Zweifel gezogen wurden« (S. 33). Die ›french theory‹ habe auf die deutschen Professoren wie ein »Wiederimport suspekter deutscher Ideen« gewirkt, nämlich »als modisch aufgeputzte Version irrationaler Tendenzen früherer Generationen« (ebd.), die demzufolge lange Zeit ausschließlich eine Sache der »anarchischen Bohème« und der »noch nicht verbeamteten Dozenten« (S. 34) geblieben sei. 1966 – Amerika gehorcht dem dekonstruktiven Interpretationswahn, Westdeutschland sitzt bei der Kritischen Theorie nach und die Regel- oder Diskursanalyse versteckt sich bei den kleinen Fischen.

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Ins Gespräch kommt man trotzdem nicht: »Kittler ist Foucault nie begegnet, obwohl er ihn einmal – und zwar anlässlich einer Bayreuther Aufführung der Götterdämmerung – zu Gesicht bekommen hat. Allerdings blieb es bei stummer Bewunderung aus der Ferne« (S. 83). Hätte der sprachlose Fan in Bayreuth Worte gefunden, dann hätte er dem fernen Meister noch rechtzeitig sagen können, daß die »Bibliotheken der Neuzeit [...] das historische Apriori von Foucaults historischem Apriori« (S. 84) sind und durch sein eigenes Apriori ersetzt gehören. Götterdämmerung x 2: »So wie die Epoche, in der der Buchdruck das Leitmedium darstellte, vom Zeitalter moderner Datenverarbeitung abgelöst wurde, so folgt auf die Diskursanalyse die Medienwissenschaft« (S. 85). Letztlich aber bleibe, so Winthrop-Young weiter, Kittlers Verhältnis zu Foucault ambivalent. Einerseits behaupte er, zu ihm im Verhältnis der »Ein- oder gar Erlösung« zu stehen und die »Diskursanalyse vom (textorientierten) Kopf auf ihre (medientechnischen) Füße« gestellt zu haben, andererseits betrachte Kittler Foucault ebenso als »französische[n] Kittler« (S. 108 f.) wie sich selbst als deutschen Foucault.

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Verpaßte und / oder zustande gekommene deutsch-französische Spitzenbegegnungen sind ein beliebtes Sujet der Ideengeschichte (1808, Fürstentag zu Erfurt: Goethe trifft Napoléon) – was dabei, das heißt in der Kategorie ›Klassiker‹ zu verschwinden droht, ist die kollektive Dimension des Wandels deutschsprachiger Literatur- zu einer Kultur- und Medienwissenschaft. 2 Denn im historischen Rückblick (und gegen den Strich der Diagnose Winthrop-Youngs gelesen) besteht die bleibende Leistung dieses Kollektivs wahrscheinlich darin, gerade im Umweg über Baltimore das 1966 in München beschlossene Modernisierungsprogramm erfolgreich umgesetzt zu haben: den Exorzismus des deutschen Idealismus.

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Hexen-Einmaleins

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Die kritische Übersetzung Kittlers in französischen Einfluß, der dann in vornehmlich deutsche Tradition weiter- oder zurückübersetzt wird, ist ein häufig gewähltes Darstellungsverfahren Winthrop-Youngs. Kittlers Abneigung gegen »[m]etatheoretische Erörterungen« etwa schreibe Foucaults Schwierigkeiten fort, nicht klären zu können, »[w]elche Episteme [...] ihm denn diesen beinah göttlichen Überblick über andere Episteme« erlaube, womit aber lediglich das Problem der Kulturmorphologie Oswald Spenglers wiederkehre, Aufstieg und Fall von Großkulturen von einer »externen Beobachterposition« her bestimmen zu wollen, »die von der Theorie ausgeschlossen wird« (S. 71 f.).

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Ähnliches gelte für das ›Aufschreibesystem 2000‹, das heißt Kittlers apokalyptische These, daß die Medienevolution im »Übermedium« (S. 140) Computer aufgehoben werde. Dabei handele es sich zunächst um eine historische Verlängerung der in der Computerwissenschaft ansonsten »eher marginale[n]« (S. 138) Kommunikationstheorie Claude Shannons. Ihre Attraktivität für Kittler rühre daher, daß der kybernetische Informationsbegriff »nichts mit dem zu tun« habe, »was ein Signal bedeutet, was sich ein Sender dabei gedacht hat oder wie der Empfänger darauf reagiert« (S. 137). Und weil Shannons »generalisierte ›Kanaltheorie‹« keinen Ansatzpunkt für unbegrenzten Interpretationswahn biete, sei auch er ein Foucault: »ein Foucault mit größerer mathematischer Begabung« (S. 138 f.). Tatsächlich jedoch stecke »exkarnierte[r] Hegel« (S. 147) hinter Kittlers Konstruktion. Dialektisch werde das »Hexen-Einmaleins der Mediengeschichte« variiert: »aus eins mach drei und aus drei wieder eins« (S. 148), das heißt die Schrift von 1800 werde in die Typo-, Phono- und Kinematographien von 1900 zerlegt, damit sie in der I/0-Koine von 2000 erneut zueinanderfinden können. Vielleicht greife man mit Hegel aber auch zu hoch, vielleicht gehe es ›nur‹ um eine zeitgemäßere »Version der von Günther Anders prognostizierten Antiquiertheit des Menschen im technologischen Zeitalter« (S. 149).

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Das Stirnrunzeln eines bedächtigen Historikers ob des turbulenten Zappings durch die Ideen- und Wissenschaftsgeschichte kann man sich genauso gut vorstellen wie die leichten Schwindelgefühle studentischer Leser, die – wie Winthrop-Young einräumt – mit ziemlich »viele[n] Namen« (S. 14) klarkommen (und vermutlich noch etliche Junius-Einführungen werden nachkaufen) müssen. Allein, die Übersetzungsvorschläge sind in der überwiegenden Zahl der Fälle erhellend, oft auch lustig – so der Vergleich Kittlers mit dem »kleine[n] Junge aus Andersens Märchen« Des Kaisers neue Kleider, der auf der Straße »ausplaudert, dass Geist, Seele, Wahrheit, geschichtlicher Sinn und andere Kaiserfiguren des humanistischen Denkens Illusionen eines nackten Apparates aus Medien, Institutionen oder Schriftsysteme[n] sind« (S. 69).

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Elektronisches
Lutheranertum

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Da ist es ausgesprochen mißlich, daß der Hofstaat des unbekleideten Souveräns partout nicht auf den kleinen Jungen hören will und beispielsweise eine »Medienkunst« erfindet, um die ganzen »alte[n] Ideen von Originalität, Subjektivität und Schöpferkraft« in ein Feld einzuschmuggeln, das doch »schon auf technischer Ebene diese Ideen verbietet« (S. 98) – mithin jene Verschöngeistigung betreibt, die schon Walter Benjamin für Photographie und Film weitgehend folgenlos anklagte. Erreicht ist der Gipfel der Perfidie jedoch erst in dem Moment, wo der natürliche Agent des Posthumanismus, der Ingenieur, selbst der »von Kittlers Mediengeschichte kritisierte[n] Illusion, Computer seien als Werkzeuge bloße Instrumente im Dienste des Menschen« (S. 144), aufsitzt. Seliger Lötkolbenzeiten eingedenk habe Kittler daher eine bemerkenswert »aktivistische Kritik« (ebd.) an der Computerindustrie formuliert und den Intellektuellen einen verschärften Befehl zum Selberprogrammieren erteilt.

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Im Anschluß an eine polemische Formulierung Frank Hartmanns sieht Winthrop-Young in der ideologiekritischen »Aufforderung, die betörende Korrumpierung durch Maus, Cursor und Interface-icons durch hartnäckiges und nüchternes Schreiben auf Maschinenebene zu ersetzen, eine puritanische Denkfigur« (S. 146). Der aus einem lutheranischen Elternhaus stammende Kittler stehe für »ein elektronisches Lutheranertum, in dem Microsoft die Stelle des Vatikans einnimmt. Ein guter Christ braucht keine klerikale Infrastruktur, um sich an Gott anzuschließen [...]. So wie die katholische Kirche mit Ablass, Sakramenten und bunten Mysterienspielen die entmündigte Gemeinde im Zaum hält, so hat ›unter Stichworten wie Benutzeroberfläche, Anwenderfreundlichkeit oder auch Datenschutz die Industrie den Menschen mittlerweile dazu verdammt, Mensch zu bleiben‹« (ebd.). An diesem Meeresufer will Foucaults Gesicht im Sand einfach nicht verschwinden.

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Vielleicht erklärt dieser religionssoziologische Kontext Kittlers dritte (und rezente) Verwandlung – die vom Ingenieur zum griechenbegeisterten Professor. Winthrop-Young paraphrasiert knapp die überaus verwickelte und altphilologisch fragwürdige Erzählung vom Ursprung des griechischen Alphabets, die Ton-, Wort- und Zahlkombinatorik protodigital in Homers Odyssee zusammenfließen sieht und einen literarischen Text einmal mehr den für die Regelanalyse erforderlichen »Diskurs über Diskurskanalbedingungen« (S. 157) führen läßt, den Platon und Aristoteles anschließend philosophischer Medienvergessenheit überantwortet hätten. »Ganz wie der dienstbeflissene Computer erscheint das neue Alphabet [...] seinen Benutzern, zumal den Philosophen unter ihnen, als rein zuhandenes Werkzeug« (S. 160). Damit bewege sich Kittler in »ausgetretenen philhellenischen Denkgebilden« und wiederhole »eine sattsam bekannte Geschichte, die spätestens von Nietzsche mit großem Pathos eingeführt und dann von Heidegger bestätigt worden« sei: »Salopp gesagt geht es um die kulturkritische Diagnose, dass bereits in der Frühphase der uns überlieferten griechischen Kultur etwas schief gelaufen ist, was uns heute noch zu schaffen macht« (S. 161 f.). Dementsprechend sei »das wirkliche Liebesobjekt« auch »nicht Griechenland oder Homer«, sondern »Heidegger«; dementsprechend habe Kittler seine Arbeit selbst »ein Update der heideggerschen Technikanalyse im Turing-Zeitalter« (S. 163) genannt. Und, was für ein Zufall, noch eine verpaßte Begegnung: Wie später Foucault in Bayreuth ist Kittler dem »›alte[n], kleine[n] Mann, der immer wieder über die Korridore des Philosophischen Seminars Freiburg schlurfte‹«, aus dem Weg gegangen und hat »›nebenan mit minderen Denkern vorlieb‹« genommen, was Winthrop-Young als »eine Form von Selbstschutz« deutet, »um nicht völlig in den Bannkreis Heideggers zu geraten« (S. 163 f.).

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Kittlerdeutsch

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Sollte Kittler Tür an Tür mit Heidegger an ›Einflußangst‹ 3 laboriert haben, dann hat er in Frankreich gute Therapeuten gefunden. Das ist die Quintessenz von Winthrop-Youngs Exkurs zur Sprache der Regelanalyse, dem »Kittlerdeutsch«, das – »ob nun aus Kittlers eigener Hand oder derjenigen stilistischer Nacheiferer« – ein »unverwechselbare[r] akademische[r] Idiolekt« (S. 64) geworden sei. Es handele sich dabei um eine stilistische Gegenreaktion auf »Adornodeutsch« (ebd.) unter geschickt getarnter Zuhandnahme Heideggers, die sich dennoch in der Ersetzung des geschichtsphilosophischen ›an sich‹ durch das existentiale ›an ihm‹ zu erkennen gebe (vgl. S. 62 f.). Neben seinem thematischen Militarismus sei »Kritikern Kittlers nichts so negativ aufgestoßen wie seine Prosa«, dieser »fortgesetzte[n] Notzucht an der deutschen Sprache« (S. 65). Worin bestehen die Sünden des – nun plötzlich doch – »poststrukturalistische[n] ›Jargons der Uneigentlichkeit‹« (S. 67)? Das Register ist lang und spätestens hier wird deutlich, daß Winthrop-Young als Hagiograph nicht in Frage kommt. Er bemängelt den »esoterische[n] Abschottungsgestus«, die »Lust am platten [...] Wortspiel«, den »Hang zur assoziativen Logik« und die ausgeprägte Vorliebe für reduktive »Attribute und Adverbien wie nur, einfach nur, schlicht, klar, schon weil, nichts als und selbstredend«, die den »simple[n] technische[n] Nenner« (S. 66 f.) bezeichneten, der hinter aller Semantik stehe.

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Doch so treffend die Kritik im einzelnen ist, so wenig kommen die durchaus vorhandenen, am ehesten ›neusachlich‹ zu nennenden Qualitäten dieser Sprache in den Blick. Denn vor allem anderen ist Kittler ein guter, nachgerade stilbildender Schriftsteller – andernfalls wäre der Erfolg unerklärlich, den er dann doch unter Literaturwissenschaftlern gehabt hat. »[D]ie Existenz einer Kittler-Schule« mag vielleicht »fraglich« (S. 9) sein, aber die Antwort auf die richtig gestellte Frage danach, ob und warum Kittler Klassiker sei, liegt auf der Hand: Seiner Schreibkunst verdankt sich die singuläre Tatsache, als Germanist Objekt der Germanistik geworden zu sein. Winthrop-Young gerät statt dessen auf den Spuren von Klaus Laermann ins Moralisieren und verquickt unnötigerweise Sach- und Sozialdimension. Die Rede ist von »Leserbeschämungsrhetorik« (S. 68), von »einem fortgesetzten, an bestimmtes Primatenverhalten gemahnenden Auf-die-Brust-Schlagen« und vom »Machismo« (S. 168) eines gewesenen »angry young man« (S. 56), der wie »manche der inzwischen zu Amt und Ehren gekommenen poststrukturalistischen Ex-Rebellen« seine »Ausfälle« nicht im Griff habe, was kompensationstheoretisch auf »ein verschlepptes Erbe der vergangenen wilden Jahren« (S. 58) hindeute. Müssen sich Klassiker klassizistisch benehmen? Das gelegentlich und »fairerweise« (S. 168) geäußerte Verständnis für den »enttäuschte[n] Faust« (S. 65) beziehungsweise – das wird den Besprochenen besonders amüsieren – den »enttäuschten Idealisten« (S. 169), dem es um »Abklärung« und »Ausgang aus einer selbstverschuldeten Vollmundigkeit« (ebd.) gehe, bringt deshalb allenfalls die Küchenpsychologie, nicht aber die Argumentation voran. Um so mehr, als es in diesem Buch nach eigener Aussage »nicht zu bierernst zugehen« soll, »denn wenn es etwas gibt, was Anhänger und Gegner [Kittlers] gemeinsam verschüttet haben, dann ist es sein Unterhaltungswert« (S. 19). Das hätte man dem Kittlerdeutsch auch zugute halten können.

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Fortgesetzte
Medienüberwältigung

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Geoffrey Winthrop-Young ist eine gut lesbare, informierte wie informierende Einführung in das unumstritten umstrittene Werk eines der derzeit wichtigsten deutschen Kulturwissenschaftler gelungen, die eine kritisch engagierte Bilanz der Diskussionen zu, mit und über Kittler zieht. Auch wenn man sich manchen Aspekt ausführlicher oder überhaupt behandelt gewünscht hätte (etwa eine fachkundige Einschätzung der Kittlerschen Ausflüge in die Mathematik), wird ein repräsentatives Bild dieses »Partytöter[s] auf dem Fest des Fortschritts« (S. 171) gezeichnet. – So könnte die Rezension enden, ginge das rezensierte Buch restlos in seiner propädeutischen Funktion auf. Das tut es nicht, weil es (wie eingangs angedeutet) nicht nur in Kittler, sondern auch in Deutschland einführt.

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Das zeitgeschichtliche Pars pro toto beginnt mit der Frage nach der »Einmaligkeit deutscher Medientheorie« (S. 80). Hauptmerkmal hiesiger »›Medientheorieproduktion‹« sei, daß drei Großfraktionen (Konstruktivismus, Systemtheorie, Poststrukturalismus) »in erbittertem Streit miteinander« (ebd.) lägen. »Intellektuell ist die deutschsprachige Medientheorie auf der Höhe der Zeit, doch sozial ist sie quasi im (sehr deutschen) Mittelalter, weil eine Handvoll untereinander verfeindeter Geistes- und Landesfürsten der Entwicklung einer königlichen Zentralautorität im Weg steht« (S. 81). Die historische Analogie der kanadischen Majestätssuche läuft über eine schwankende Eselsbrücke und findet die Teutonen schon wieder auf dem Sonderweg. Typisch »das Sendungsbewusstsein« und »die hohe Selbsteinschätzung der Medientheorie« (ebd.); bezeichnend »die große Zahl derer, die von der Literatur- in die Medienwissenschaft emigriert sind«; symptomatisch, »dass den Medien genau jene überragende Wichtigkeit zugesprochen wird, die früher der Literatur angedichtet wurde« (S. 82). In Irrtümern sind also diejenigen gefangen, die das neue Fach für eine Reaktion auf neue Wirklichkeiten halten, die man in die wissenschaftliche Reflexion zu integrieren habe. Im Gegenteil: Emigration, »Massenabwanderung in die Medien«, »Flucht in die Relevanz vor den zermürbenden Selbstzweifeln und Selbstzerfleischungen« (ebd.) dauerkriselnder Germanistik.

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Noch schriller klingen Winthrop-Young die Rückkopplungen zwischen deutschem Sonderweg und Kittlers Theorie in den Ohren. So diskutiert er mehrere Seiten lang die Frage, ob Kittler nicht dem »reactionary modernism« (S. 110) der Zwischenkriegszeit zuzuordnen sei, weil er »die traditionelle Gleichsetzung von Wissenschaftsentwicklung mit emanzipatorisch-aufgeklärtem Gesellschaftswandel« (S. 111) aufgebe. Zwar befürworte Kittler nirgendwo »vormoderne Gemeinschaftsformen«, aber es gebe dennoch verblüffende Ähnlichkeiten zwischen Spenglers und seinen »Ausfällen gegen bloß schöngeistige Geschäftigkeit, der eine entschlossene Ingenieursverherrlichung entgegengestellt wird« (ebd.). Immerhin, zu bierernst soll es beim Spengler-Vergleich nicht zugehen – er bereitet nur die These vor, daß die medientheoretische Einmaligkeit der Deutschen aus deren »extreme[n] kollektive[n] Erfahrungen im Umgang mit Medien« (S. 112) zu erklären sei. »Die Erfahrung einer fortgesetzten Medienüberwältigung schlägt sich nieder in Theorien über die Fremdbestimmung durch Medien« (S. 114) – was »Kittlers technodeterministische[r] Habitus [...] quasi in Reinform« (S. 112) zeige. Begründet wird dies damit, daß Deutschland immer schon »eine Art Medienprodukt« (ebd.) gewesen sei, es sich darüber hinaus um das Stammland der »Technikphilosophie« (S. 113) handele und es im 20. Jahrhundert die »Diktaturen und Befreiungen auch und gerade als Medienereignisse erlebt und verarbeitet« (ebd.) habe. In dieser Perspektive ist die westdeutsche Medienwissenschaft ein hybrides Spätprodukt der Goebbelschen Propaganda zum einen, der Fußballweltmeisterschaft von 1954 (Tor! Tor! Tor!) und der popkulturellen Re-education durch Rock ’n’ Roll zum anderen. Und einmal diesem eher suggestiven als durchgängig plausiblen historiographischen Schema erlegen, kann dann Kittlers Obsession für Militärtechnik gleichermaßen als Echo des »Kalten Krieges« (S. 117) wie zur verschrobenen Weiterentwicklung von »Heideggers Authentizitätsprämissen« (S. 122) erklärt werden, das heißt »als eine Entschlackung der Redeordnungen, die die ›harten‹ Notwendigkeiten der Kommunikationen freilegt« (S. 126).

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Man mag Winthrop-Youngs Versuch, von der singulären Quelle Kittler aus eine Mentalitätsgeschichte von Nachkriegsdeutschland zu improvisieren, für anregend oder für mißglückt halten – auf jeden Fall dürfte er damit seine Datenbasis überfordert haben. Das zielt nicht auf die pragmatische Beschränkung, daß es zwar Klassiker, aber keine Klassikerarchive zu Lebzeiten gibt, sondern auf eine metatheoretische Erörterung. Einerseits bricht er in seinem Buch souverän mit den Regeln der Regelanalyse und interpretiert Kittlers Theorie oder Sprache nach Maßgabe der Hermeneutik. In Niemand kann man nicht einführen. Das Ziel der Operation hat ihr Gegenstand vor fünfundzwanzig Jahren bündig formuliert: »Hermeneutik unterläuft den Diskurs einer Tiefenbedeutung zuliebe, die dann meine Weltanschauung oder mein Stil heißen kann.« 4 Andererseits nimmt er Kittlers Theorie von der »Implosion des Persönlichen im medialen Dispositiv« (S. 72) wörtlich und verzichtet auf biographische Informationen, die über dürre Jahreszahlen, den konfessionellen Hintergrund des Elternhauses und verhinderte Gipfeltreffen in Bayreuth beziehungsweise Freiburg hinausgehen. Weder wird – um nur einen Vorschlag zu machen – der Verlauf der Kittlerschen Karriere und des Widerstandes gegen sie rekonstruiert, noch die unter dem »Kittler-Effekt« stehende »Reihe von jüngeren Wissenschaftlern« (S. 9) und ihre Arbeiten benannt, wie es in einer wissenschaftsgeschichtlichen Darstellung üblich und für eine Einschätzung der Produktivität dieser Schule oder dieses ›Effektes‹ erforderlich wäre. Winthrop-Youngs Schlußpointe handelt deshalb auch nicht von Menschen (oder – das ist Kittlers Ersatzbegriff – von Leuten), sondern von einer Maschine: Er imaginiert eine Zukunft, in der die Intelligenz endgültig von »menschlicher wetware« (S. 136) ins Silizium ausgewandert sein wird und in der ein »historisierende[r] Roboter ein paar anerkennende Worte für einen seiner hominiden Vorläufer« findet, »der ihm mit der Analyse von Aufschreibesystemen und Medientechnologien so eindrucksvoll vorgearbeitet hat« (S. 178). Zumindest das klingt orthodox.



Anmerkungen

Niklas Luhmann: Die Wissenschaft der Gesellschaft. Frankfurt / Main: Suhrkamp 1990, S. 251.   zurück
Vgl. dazu Erhard Schüttpelz: »[...] ein Handbuch zu finden«. Zum ›double bind‹ der Hermeneutik Heinrich Bosses und Friedrich Kittlers um 1980. In: Jörg Schönert (Hg.): Literaturwissenschaft und Wissenschaftsforschung. DFG-Symposion 1998. Stuttgart, Weimar: Metzler 2001, S. 101–119.   zurück
Vgl. Harold Bloom: Einflußangst. Eine Theorie der Dichtung. Frankfurt / Main: Stroemfeld 1995.   zurück
Friedrich A. Kittler: Vergessen. In: Ulrich Nassen (Hg.): Texthermeneutik. Aktualität, Geschichte, Kritik. Paderborn, München, Wien, Zürich: Schöningh 1979, S. 195–221, hier S. 213.   zurück