Almgren über Englert: Magus und Rechenmeister

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Birgitta Almgren

Literatur im Dienste der
NS-Propaganda - das Beispiel Ibsen

  • Uwe Englert: Magus und Rechenmeister. Henrik Ibsens Werk auf den Bühnen des Dritten Reiches (Beiträge zur nordischen Philologie; 30) Tübingen u.a.: A. Francke 2001. X / 367 S. 71 Abb. Kart € 48,-.
    ISBN 3-7720-3093-9.


Als die Nationalsozialisten in Deutschland an die Macht kamen, existierte der Traum vom Norden längst als eine Art Kulturmode. Eine romantische Vorstellung in Anlehnung an Montesquieu von den unverdorbenen, nordischen Völkern hatte sich mit der Zivilisationskritik seit Ende des 19. Jahrhunderts entwickelt. Besonders die alljährlichen Nordseereisen, die Kaiser Wilhelm II. seit 1889 auf seiner Yacht "Hohenzollern" unternahm, hatten zum Interesse an den skandinavischen Ländern beigetragen. Eine idyllische Auffassung vom Norden, wo ein idealer Naturzustand bewahrt geblieben zu sein schien, vermischte sich mit einem romantischen Germanenbild, das auf den römischen Dichter und Historiker Tacitus zurückgriff. Der Norden diente als Projektionsfläche für deutsche Sehnsüchte nach Ursprünglichkeit, Reinheit und Stärke; er war schlechthin Heimat des "germanischen Geistes" geworden.

In den Schriften des NS-Chefideologen Alfred Rosenberg wurden die Begriffe >germanisch< und >nordisch< synonym verwendet. 1 Die sogenannte >Aufnordung< des deutschen Volkes war ein wichtiger Bestandteil in den nationalsozialistischen Bestrebungen gegen Dekadenz und Verfall, gegen den "Untergang des Abendlandes", den Oswald Spengler in seinem gleichnamigen Buch vorausgesagt hatte. 1936 definierte Meyers Lexikon >Aufnordung< als das "Bestreben, in einem aus mehreren Rassen gemischten Volk den Anteil der nordischen Rasse zu erhöhen".

Vor diesem Hintergrund des im Dritten Reich ideologisch Erwünschten wäre ein steigendes Interesse für die skandinavische Literatur zu erwarten. Deshalb nimmt es auch nicht Wunder, dass von den verschiedenen Stellen der NS-Kulturbürokratie Werke skandinavischer Autoren weitgehend empfohlen wurden. Auch in der germanistischen Fachpresse wurden nordische Dichter hervorgehoben. In der "Germanisch-Romanischen Monatsschrift" aus dem Jahre 1937 betonte der Hamburger Germanist Robert Petsch beispielsweise, dass die nordische Dichtung der "echt germanischen Form" den Deutschen besonders nahe stehe. Selma Lagerlöf, Sigrid Undset und Knut Hamsun seien "artverwandte" Dichter, die in "artgemäßen Denkbahnen" schrieben, nicht "auflösend" und "zerstörend" wie Alfred Döblin und Thomas Mann. Besonders Hamsun, dem Petsch als dem größten nordischen Erzähler huldigte, sei ein Vorbild, umsomehr als Hamsun auch zu den "wärmsten Bewunderern und Verteidigern" NS-Deutschlands im Ausland gehöre. 2 Das Interesse des Hamburger Germanisten galt hier besonders den Epikern, nicht den Dramatikern. Die Frage, inwieweit auch Werke skandinavischer Dramatiker aus NS-Perspektive vorbildlich seien, wurde von Petsch nicht behandelt.

Das Interesse an Ibsens Werken während der NS-Zeit

In seinen Erinnerungen aus dem Dritten Reich hat der Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki das Theater als seine schönste Zuflucht während dieser Zeit bezeichnet. Er schildert, wie die meisten neueren deutschen Dramatiker damals nicht gepielt werden durften, dafür aber die Klassiker seit der Antike über Shakespeare, Molière, Lessing bis Gerhart Hauptmann. Dann stellt Reich-Ranicki eine Behauptung auf, die den Leser stutzig macht: Henrik Ibsen sei nur selten aufgeführt worden. Auch Reich-Ranicki bezeichnet dies als "verwunderlich". 3 Kann es überhaupt zutreffen? Der nordische Ibsen, der seit Dezennien zum Repertoire der deutschen Bühnen gehört hatte, sollte gerade in einer Zeit der Hochschätzung des Nordischen plötzlich marginalisiert sein?

Reich-Ranickis Behauptung von der geringen Präsenz Ibsens auf den Repertoirelisten der Theater im NS-Deutschland wird durch das vorliegende Buch von Uwe Englert, das auf seine Münchener skandinavistische Dissertation von 1994 zurückgeht, überzeugend widerlegt. Uwe Englert hat die Aufnahme von Ibsens Werk auf den Bühnen des Dritten Reiches zwischen 1933 und 1945 auf der Grundlage des Deutschen Bühnenspielplans sowie nach Angaben aus Theater- und Stadtarchiven genauestens untersucht und statistische Übersichten zu Ibsen-Produktionen im Dritten Reich erarbeitet, die belegen, dass die Dramen des >nordischen< Künstlers durchaus häufig gespielt wurden. Während zahlreicher "Nordischer Wochen" und "Nordischer Zyklen" wurden Ibsens Stücke immer wieder aufgeführt und im Lichte der germanischen Ahnenverklärung interpretiert, um sie für ideologische Zwecke nutzbar zu machen. Besonders in das Frühwerk Ibsens wurde ein typisch >nordisches< Gedankengut hineingelesen.

Schwierige Materiallage

Als Ziel seiner Arbeit formuliert Englert in der Einleitung, "Aspekte der Rezeption Henrik Ibsens in Deutschland während der Jahre 1933–1945" darzustellen, da gerade dieser Zeitraum in der Rezeptionsgeschichte Ibsens in Deutschland eine auffallende Lücke bilde. In der Tat sind demgegenüber für andere Zeitabschnitte auch in Deutschland zahlreiche Arbeiten über Ibsen erschienen. Besonders dicht erforscht und dokumentiert ist etwa Ibsens Einfluss auf die deutschen Naturalisten. Englert grenzt sein Vorhaben noch einmal dadurch ein, dass er lediglich Ibsens Aufnahme auf den Bühnen fokussiert, wobei es vorrangig um eine Untersuchung der verschiedenen Ibsen-Bilder dieser Zeit geht. Seine eigene, eher vage und bescheidene Wortwahl ("Aspekte der Rezeption") bekommt ihre Erklärung in dem Abschnitt, in dem er auf die schwierige Quellenlage eingeht (S. 26).

Um über rein quantitative Resultate hinauszugelangen, die nach Englert die Darstellungen zur Theatergeschichte im Dritten Reich dominieren, sollten ursprünglich Regie-, Rollen-, und Soufflierbücher in die Untersuchung einbezogen werden, da nur so empirisch gesicherte qualitative Aussagen über Theateraufführungen möglich seien. Leider musste Englert bei seinen Recherchen jedoch feststellen, dass viele Regisseure wie Gustav Gründgens und Jürgen Fehling überhaupt keine Regiebücher geführt haben. Sofern sie doch existieren, seien sie von unterschiedlicher Qualität und in den seltensten Fällen so detailreich wie z.B. die Aufzeichnungen bei Max Reinhardt. Englerts Suche nach Regie- und Inspizientenbüchern von den weit über 200 zeitgenössischen Ibsen-Inszenierungen damaliger Zeit förderte daher lediglich Quellenmaterial zu etwa 25 Inszenierungen zutage.

Eine Differenzierung zwischen intendierten und realisierten Theateraufführungen konnte Englert daher nicht gelingen, da die notierten Regieanweisungen keine Garantie dafür bieten, dass sie tatsächlich auch in dieser Weise auf der Bühne ausgeführt wurden. Deshalb hat sich der Verfasser auf die Aufarbeitung der intentionalen Schemata der Inszenierungen konzentriert. Die Auswahl der analysierten Inszenierungen wurde – so Englert – von "Umfang", "Qualität" und "Aussagekraft" des jeweils überlieferten Materials geleitet.

Trotz dieser Einschränkungen und Vorbehalte gelingt es Englert, die nationalsozialistischen Versuche, Ibsen zu vereinnahmen, überzeugend nachzuzeichnen und gleichzeitig am Beispiel von Ibsens Dramen die heterogene und willkürliche NS-Kulturpolitik zu veranschaulichen. Nach einer Übersicht der bereits vorliegenden Forschungsergebnisse zur Ibsen-Rezeption in Deutschland vor 1933 im Kapitel 2 folgen in den Kapiteln 3 bis 7 seine eigenen Untersuchungen mit ergänzenden Bilddokumenten aus verschiedenen Ibsen-Inszenierungen. Die beiden abschließenden Kapitel enthalten die Zusammenfassung der Ergebnisse und einen Anhang mit Quellenverzeichnis.

>Ibsen-Bewunderung< contra >Ibsen-Ablehnung<

Englerts Untersuchung zeigt eine durchgehende Polarität in der Beurteilung Ibsens auf. Seit seinem Durchbruch in Deutschland 1878 mit dem Schauspiel "Die Stützen der Gesellschaft" wurde Ibsen von deutschen Rezensenten und vom deutschen Publikum zugleich sowohl gefeiert als auch strikt abgelehnt. Besonders für die junge literarische Generation in Deutschland war er ein Vorbild, während er in konservativeren Kreisen kritisiert wurde. Diese seit der Kaiserzeit zu beobachtende Polarisierung der Rezeption in >Ibsen-Bewunderung< contra >Ibsen-Ablehnung<, kann Englert auch für das Dritte Reich belegen.

Mit den Etiketten >Magus< und >Rechenmeister< wurde von der NS-Kulturbürokratie eine Aufteilung nach Schaffensphasen vorgenommen und Ibsen als nordischer Prophet, als Magus und Bewahrer des nordisch-germanischen Kulturerbes hervorgehoben. Sein auf diese Weise selektiv wahrnehmbar gemachtes Werk – so Englert – entsprach in dieser Perspektive erwünschten antimodernen Tendenzen. Dem positiv rezipierten >Magus des Nordens< in seinem Frühwerk stand der weitgehend negativ beurteilte >Rechenmeister< der späteren gesellschaftskritischen Dramen gegenüber, die als "rechnerisch" aufgebaute Stücke kritisiert wurde. Laut Englert gehörten "Nora", "Gespenster" und "Hedda Gabler" trotzdem zu den meistgespielten Dramen Ibsens im NS-Deutschland, in der Aufführungsfrequenz nur noch vom "Peer Gynt" übertroffen, ein Stück, das zirka 1200 mal aufgeführt wurde.

Peer Gynt als germanophiles Tendenzstück

Die Popularität des "Peer Gynt" sieht Englert als Folge einer bereits 1912 erschienenen Bearbeitung des Dramas durch den Hitler-Freund Dieter Eckart, einem "Nationalsozialisten der ersten Stunde", der Peer Gynt als Volkshelden darstellte. Eckart hatte Ibsens Drama dadurch in ein germanophiles Tendenzstück verwandelt, dass er schwerwiegende Textänderungen vornahm. Peers nordische Herkunft und nordisch-germanisches Wesen wurden durch Bezugnahmen auf die Wikinger betont, eine Stelle, die bei Ibsen völlig fehlt. Sinnentstellende Textänderungen mit rassistischen, antisemitischen Elementen finden sich da, wo die Gegensätze zwischen Peer und seiner Umgebung in Ibsens Original offenbar nicht ausreichend erkennbar waren. Ausführlich legt Englert dar, wie Eckart bei seiner Nachdichtung von Ibsens Drama eine doppelte Strategie verwendete: Ideologisierung und zugleich Sentimentalisierung. Hier polemisiert Englert gegen frühere Forschung, die in Eckarts Textrevision nur eine "leicht abwandelnde Textredaktion" sah, und zeigt stattdessen durch sehr viel genauere Textvergleiche die schwerwiegenden Texteingriffe Eckarts auf.

Anhand von Regie- und Rollenbüchern sowie zahlreichen Rezensionen meint Englert belegen zu können, dass die Bühnen im Dritten Reich dieses ideologisierte Konzept von Eckart mit der folgenden Antithetik übernahmen: >Übermenschen contra Untermenschen< und >NS-Utopie contra Kapitalismus und Materialismus<. Das Figurenensemble wurde derart schematisiert und vereinfacht, dass Konflikte in ideologisch gewünschter Weise zugespitzt erschienen. Auch in Inszenierungen von "Nora" dienten beispielsweise etablierte hierarchische Familienstrukturen als Muster für das im Dritten Reich favorisierte Gemeinschaftsmodell. Ibsens aufklärerischer Text verwandelte sich in sein diametrales Gegenteil.

Jüdische Kulturbünde

Besonders interessant ist Englerts Darstellung der Tätigkeit verschiedener Kulturbünde (Kapitel 7), in denen jüdische Künstler Zuflucht fanden, um kulturell weiter wirken zu können, nachdem sie 1933 durch die "Arisierung" der deutschen Kulturinstitutionen aus den Verlagen, Theatern, Orchestern und Museen vertrieben worden waren. Wurde die Förderung der jüdischen Kulturbünde von dem NS-Regime offiziell als Garantie für das Bestehen jüdisch-kulturellen Lebens begründet, so diente diese Ghettoisierung in Wirklichkeit einer effektiveren Überwachung und Kontrolle der kulturellen Tätigkeit von Juden. Gleichzeitig konnte das NS-Regime, wie Englert ebenfalls richtig betont, durch die Existenz der Kulturbünde dem Ausland propagandistisch vorführen, wieviel Freiheit den Juden in NS-Deutschland angeblich doch geblieben war. Da deutsche Werke von jüdischen Schauspielern nicht gespielt werden durften, gehörten Ibsen-Stücke vom Anfang an zum Repertoire. Besonders die Inszenierungen der "Wildente" enthielten, wie Englert zeigt, vieles, was die Juden stark an ihre verzweifelte Situation in Deutschland erinnern mußte.

Modernität oder Antimodernität?

Problematisch in Englerts Arbeit ist seine durchgehende Tendenz zu dichotomischer Vereinfachung. Englert verweist auf frühere Forschungen, die das Doppelgesicht, die Ambivalenzen und die selektive Modernisierung des NS-Regimes aufgedeckt hatten. Daher sei es ihm zufolge sinnvoll, Phänomene der nationalsozialistischen Kulturpraxis unter der Fragestellung von >Modernität< und >Antimodernität< zu diskutieren. Sicher können Positionsbestimmungen zur Modernität erkenntnisfördernd sein, indem sie neue Perspektiven eröffnen und Einblicke in die Befindlichkeit einer Gesellschaft gewähren, wie beispielsweise Zygmunt Baumans Forschungen über die Tragödie des Holocaust als Ausdruck der Moderne, als Produkt des >social engineering< in einer Gesellschaft mit antimodernen Vorstellungen und Phobien. 4

Wenn aber wie bei Englert alle Analysen dieser Frage – ob modern oder antimodern – untergeordnet werden, verblassen häufig komplexere Zusammenhänge und wichtige Unterschiede werden eingeebnet. Unter dem vagen Klammerbegriff der >Antimoderne< etwa werden von Englert so unterschiedliche Phänomene wie Antisemitismus, Antidemokratie, Antiaufklärung, Anti-Liberalismus, Antirationalismus, Antimaterialismus, Antiamerikanismus und Antifeminismus zusammengefasst. Die unterschiedlichsten Komponenten der NS-Weltanschauung werden pauschal als antimoderne Attitüden charakterisiert.

Semantische Komplikationen

Fragwürdig sind auch die vielen Collagen aus Zitaten mit unterschiedlichen Schlüsselwörtern wie >Gemeinschaft<, >Gefolgschaft<, >Führer<, >nordisch-germanisches Wesen<. Bedauerlicherweise fehlen oft Analysen der zitierten Passagen, so daß man den Eindruck hat, Englert meine, dass ein kommentarloses Zitieren ausreiche, um die nationalsozialistische Ideologisierung eines Textes zu beweisen. Dabei entgeht ihm die Tatsache, dass viele dieser Begriffe sehr dynamische Konnotationsveränderungen über die Zeit hinweg aufweisen und daher nicht ohne weiteres als >NS-Begriffe< abgestempelt werden können.

Begriffe, die seit den Tagen der Brüder Grimm vertraut waren, sind mit veränderten Akzenten oder semantisch verschoben in der NS-Kulturpropaganda instrumentalisiert worden. Lediglich Vokabeln zu registrieren und ihre Verwendung als Indiz für eine politische Gesinnung aufzufassen, genügt von daher nicht. Schlüsselwörter im Nationalsozialismus wie beispielsweise >Volk<, >Nation< und >Blut< wurden auch von Mitgliedern verschiedener Widerstandsgruppen verwendet, z.B. von den Geschwistern Scholl und Pastor Dietrich Bonhoeffer. Dieselben sprachlichen Formulierungen können folglich unterschiedliche semantische Inhalte aktivieren. 5 Der historische Kontext sowie die eventuellen semantischen Komplikationen in den Texten erfordern deshalb besondere Analysen.

Fazit

Mangelnde Genauigkeit zeigt Englert, indem er durchgehend die Begriffe >Faschismus< und >faschistisch< gebraucht (vgl. beispielsweise S. 154 und 170), obwohl er in einer Fußnote in Kapitel 1 bemerkt, dass er den Begriff >Nationalsozialismus< vorziehe, da er sich auf die deutsche Variante des Faschismus beziehe. Auch im Quellenverzeichnis hätte man größere Sorgfalt in Bezug auf die Archivmaterialien erwarten können. Beispielsweise genügt es nicht, für das Bundesarchiv Berlin lediglich Aktenbestände aufzulisten wie R 55 (Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda). Aktenbände und Aktenzeichen wären hier erforderlich. Auch wäre eine Aktualisierung nach den inzwischen stattgefundenen Transferierungen der Aktenbestände des Bundesarchivs wünschenswert. Die Akten, die früher im "Berlin Document Center" (nicht Document Center, Berlin wie Englert schreibt) lagen, sind jetzt im Bundesarchiv in der Finckensteinallee in Lichterfelde zusammengeführt. Irritierend auf den Leser wirkt schließlich auch die nahezu komplette Vorwegnahme der Ergebnisse in der Einleitung, die als Zusammenfassung der Resultate, dann im abschließenden Kapitel 8 nur noch einmal rekapituliert werden kann.

Trotz dieser kritischen Anmerkungen erweist sich die Arbeit von Uwe Englert als eine sehr wertvolle Ergänzung zu den bereits vorliegenden Forschungen zur Ibsen-Rezeption in Deutschland. Wichtig sind vor allem die Bemerkungen über die Parallelen zu unserer Zeit. Englert beanstandet den manchmal unreflektierten, naiven Hinweis auf Verbindungen zwischen angeblichen Mentalitäten und Ethnizitäten. Reminiszenzen an die >Blut-und-Boden<-Vorstellungen im Nationalsozialismus, tauchen bei der Erklärungen von Stilunterschieden zwischen Autoren in literarhistorischen Darstellungen bis heute auf: "Belege für eine gedankenlose Übernahme solcher Denkbilder finden sich bis in unsere Zeit." (S. 103). So ist es nicht zuletzt auch ein Verdienst der Arbeit von Uwe Englert, dass wir auf Basis seiner umfassenden Aufarbeitung bislang unbekannten Archivmaterials aus dem Dritten Reich immer auch an die Wirksamkeit diskursiver Strategien erinnert werden.


Associate Professor Dr. Birgitta Almgren
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Anmerkungen

1 Alfred Rosenberg: Der Mythus des 20. Jahrhunderts. Eine Wertung der seelisch-geistigen Gestaltenkämpfe unserer Zeit. München 1930, S. 40, 51, 79, 111, 205, 432.   zurück

2 Robert Petsch: Nordische Dichtung. Olav Duun und seine Zeitgenossen. In: Germanisch-Romanische Monatsschrift 25 (1937), S. 242–256.   zurück

3 Marcel Reich-Ranicki: Mein Leben. München 2001, S. 111.   zurück

4 Vgl. Zygmunt Bauman: Modernity and the Holocaust. New York 1989.   zurück

5 Vgl. dazu Birgitta Almgren: Illusion und Wirklichkeit. Individuelle und kollektive Denkmuster in nationalsozialistischer Kulturpolitik und Germanistik in Schweden 1928–1945 (Södertörn Academic Studies; 7) Stockholm 2001.   zurück