Beßlich über Troeltsch: Ernst Troeltsch und die Weimarer Republik

IASLonline


Barbara Beßlich

Ernst Troeltsch
und die Weimarer Republik

  • Ernst Troeltsch: Schriften zur Politik und Kulturphilosophie (1918–1923). Hrsg. von Gangolf Hübinger in Zusammenarbeit mit Johannes Mikuteit (Kritische Gesamtausgabe im Auftrag der Heidelberger Akademie der Wissenschaften hg. von Friedrich Wilhelm Graf, Volker Drehsen, Gangolf Hübinger, Trutz Rendtorff 15) Berlin, New York: Walter de Gruyter 2002. 658 S. Geb. EUR (D) 198,00.
    ISBN 3-11-017157-0.


Nach Max Weber und Ernst Cassirer scheinen die modernen Kulturwissenschaften nun schon seit einiger Zeit vor allem auch Ernst Troeltsch als Ahnherren zu entdecken. Man kann gegenwärtig geradezu von einer Troeltsch-Renaissance sprechen. Troeltsch, der in Heidelberg von 1894 bis 1915 als Professor der Theologie, in Berlin ab 1915 als Ordinarius für Philosophie wirkte, schuf mit seinem Werk die Fundamente einer historischen Kulturwissenschaft, die traditionelle Fächergrenzen überspielte. Troeltschs Diagnose des Historismus und seiner Probleme wird heute als zentrale Etappe einer kulturwissenschaftlichen Erneuerung anerkannt. 1 Wie der 1865 geborene Ernst Troeltsch die Kultur der Moderne diagnostizierte, wie er das Christentum aus historischer Perspektive thematisierte und wie er vor allem als Intellektueller für die Demokratie der Weimarer Republik warb, scheint darüber hinaus von mehr als bloß wissenschaftsgeschichtlichem Interesse zu sein.

Intellektueller und Politiker

Unter dem Titel Schriften zur Politik und Kulturphilosophie (1918–1923) versammelt der vorliegende 15. Band der Kritischen Gesamtausgabe Ernst Troeltschs chronologisch gestaffelt 35 Texte aus der Gründungsphase der Weimarer Republik. Ausgeschlossen sind die Artikel, die Troeltsch in der Zeitschrift Kunstwart 1918–1922 unter dem Pseudonym Spectator veröffentlichte. Diese sogenannten Spectator-Briefe sollen im 14. Band der Kritischen Gesamtausgabe neu ediert werden. Was für den 15. Band bleibt, sind Texte unterschiedlichster Provenienz und Bedeutung, die illustrieren, welche geistige Rolle Troeltsch bei der Gründung der Weimarer Republik spielte.

Neben so prominenten Schriften wie Naturrecht und Humanität in der Weltpolitik oder Die Krisis des Historismus stehen abgelegenere und eher unbekannte Schriften. Sie dokumentieren Troeltschs politisches Engagement in der Deutschen Demokratischen Partei (DDP): Er gehörte zu ihren ersten Mitgliedern, saß für die DDP in der verfassungsgebenden preußischen Nationalversammlung und amtierte von März 1919 bis Juni 1920 als Parlamentarischer Unterstaatssekretär im preußischen Kultusministerium. Die vorliegenden Texte zeigen auch seine Vorschläge zur Umgestaltung der kirchlichen Verfassung und präsentieren die Reflexionen eines liberalen Intellektuellen zur kulturphilosophischen Begründung einer neuen europäischen Ordnung. Ernst Troeltsch kommt in den Texten als Wissenschaftler, als Gelehrtenpolitiker, als Wahlredner und als engagierter Christ zu Wort.

Plädoyer für
die Weimarer Republik

Es ist beeindruckend nachzulesen, wie Ernst Troeltsch für die junge Republik warb, indem er sie als historisch unhintergehbar darstellte. Dieses Plädoyer für die Weimarer Republik und die Demokratie ist auf den ersten Blick nicht selbstverständlich, gehörte Troeltsch doch im Ersten Weltkrieg auch zu denjenigen Intellektuellen, die eine spezifisch "deutsche Freiheit" dichotomisch einer westeuropäischen Tradition gegenüberstellten. Troeltsch hatte Anteil an der weltanschaulichen Konstruktion eines "Kulturkriegs", allerdings immer auf der gemäßigten Seite, in deutlicher Opposition zu den Alldeutschen und der "Deutschen Vaterlandspartei". Nach dem verlorenen Krieg gelang es Troeltsch, aus der 1914 noch unversöhnlich klingenden Opposition von Deutschem Geist und Westeuropa das Fernziel einer Kultursynthese zu formulieren, die die Demokratie deutschen historischen Gegebenheiten anschmiegte.

Aufschlußreich ist gerade die Vielzahl in kleinerem Rahmen getroffener Äußerungen. In einer Rede vor dem "Demokratischen Studentenbund" bekannte sich Troeltsch am 16. Dezember 1918 zur neuen Staatsform. Die Demokratie erschien bei Troeltsch als schlüssiges Ergebnis und unvermeidbare Konsequenz einer sich entwickelnden modernen Welt: "Die Demokratie ist die natürliche Konsequenz der modernen Bevölkerungsdichtigkeit, verbunden mit der zu ihrer Ernährung notwendigen Volksbildung, Industrialisierung, Mobilisierung, Wehrhaftmachung und Politisierung." 2 Pragmatisch resümierte Troeltsch, die Demokratie sei eine "rein praktische Notwendigkeit". 3 Als "Gegenwärtige und bleibende Werte der Deutschen demokratischen Partei" propagierte er die "ehrliche und vorbehaltlos durchgeführte Demokratie", die heute die "Partei der Mitte, der Ordnung und der Gerechtigkeit" sei. 4

Aristokratische Elemente der Demokratie

Den Konservativen versuchte er, die Demokratie als Gegengift zum Kommunismus schmackhaft zu machen. Lamentieren angesichts der deutschen Kriegsniederlage und des staatlichen Zusammenbruchs mochte zwar verständlich sein, "aber", so Troeltsch im Oktober 1919, "es kann an der Tatsache nichts ändern, daß ein seit lange sich vorbereitendes Schicksal unabänderlich die Demokratisierung gebracht hat und daß diese die Rettung vor dem Bolschewismus war." 5

Zugleich sei aber eine deutsche Demokratie offen für aristokratische Elemente und müsse danach trachten, "dem Bedürfnis nach Führern und Herrschern, dem Naturgesetz der Differenzierung der Talente und Kräfte, den unausrottbaren aristokratischen Neigungen, Fähigkeiten und Unterscheidungen gerecht zu werden". 6 Solche Äußerungen zeigen, wie skeptisch Troeltsch einem reinen Parlamentarismus gegenüberstand. Für ihn war der Garant einer funktionierenden Demokratie ein starker Mann an der Spitze, den er im Fall der Weimarer Reichsverfassung im Reichspräsidenten verkörpert sah. Die plebiszitäre Führerdemokratie stellte sein Ideal dar. Darin ähnelten sich Troeltsch und Max Weber.

Nach dem Kapp-Putsch 1920 bekräftigte Troeltsch seine demokratische confessio in der Beantwortung der Frage "Warum bekenne ich mich zur Demokratie?" 7 Nach der Ermordung Walther Rathenaus hielt er "Dem ermordeten Freunde" am 29. Juni 1922 bei der "Deutschen Gesellschaft 1914" eine Trauerrede, in der er eindringlich warnte vor "Bürgerkrieg" und "Chaos", die sich für ihn mit dem Attentat ankündigten. 8

Vom "Kulturkrieg"...

Zu Beginn des Ersten Weltkriegs hatte Ernst Troeltsch nationalsterotyp den "Geist der deutschen Kultur" von der westeuropäischen Tradition separiert. Ähnlich wie Thomas Mann stellte Troeltsch einer deutschen verinnerlichten Kultur eine westeuropäische, auf äußere Form bedachte Zivilisation gegenüber: Der Begriff der "Kultur" entsprach 1915 für Troeltsch

[...] der deutschen Geschichte und Geistesart, in welcher die Einigung der Nation von der geistigen Bildung her vollzogen und diese mit dem politisch-sozialen Dasein dann eng zusammengewachsen ist, er weist zugleich zurück auf das Luthertum und Landeskirchentum, in welchem der Staat und die höchsten Interessen völlig eins geworden sind. Demgegenüber spricht die angelsächsisch-demokratische Sprache nur von Zivilisation, die das natürlich Recht der Individuen, die Staatskontrolle durch sie, die Freiheit der Kirchen, den Privatcharakter der persönlichen Überzeugungen und den Einfluß der öffentlichen Meinung auf Regierung und Privatleute bedeutet. 9

Diese nationalisierte Kulturdiagnose seiner Weltkriegspublizistik war auf Unterschiede bedacht, auf Verteidigung des Eigenen gegenüber dem als fremd aufgefaßten westeuropäischen Geist. Aber sie war bei Troeltsch nie fundamentalistisch, sondern argumentierte immer historisch erklärend. Und sie kam im Verlauf des Kriegs zu der Einsicht, daß die kulturellen Unterschiede nicht ein wünschenswerter Status quo seien, sondern daß im Gegenteil eine Kultursynthese von deutschem Geist und Westeuropa das eigentliche Ziel sein müsse.

...zur Kultursynthese

Vor diesem Hintergrund erklärt sich Troeltschs berühmte Rede über Naturrecht und Humanität in der Weltpolitik, die er im September 1922 in Kiel hielt. Troeltsch rekapitulierte dort den "Kulturkrieg" und die "Ideen von 1914" als Phänomene einer mobilisierten modernen Massengesellschaft. Die Unterschiede der deutschen Politikauffassung und der westeuropäisch-amerikanischen führte Troeltsch zurück auf die westeuropäische Bindung an die Ideen des Naturrechts, der Humanität und des Fortschritts, die Deutschland fehle oder die es zumindest in den letzten 150 Jahren vernachlässigt habe: "eine ewige, Moral und Recht gemeinsam begründende rationale und gottgesetzte Ordnung dort [=Westeuropa], eine immer neue und lebendige, individuelle Verkörperung des historisch-produktiven Geistes hier [=Deutschland]" (S. 496). Troeltsch würdigte die historisch einfühlenden Innovationen der deutschen Romantik, aber er kritisierte scharf ihre Trivialisierungen und Abirrungen im
19. Jahrhundert:

Aber aus der individuellen Fülle der Volksgeister wurde die Verachtung der allgemeinen Menschheitsidee, aus der pantheistischen Staatsvergötterung die ideenlose Achtung des Erfolges und der Gewalt, aus der romantischen Revolution ein sattes Behagen am Gegebenen, aus dem jeweils individuellen Recht eine rein positive Satzung des Staates, aus der hochgeistigen, überbürgerlichen Moral die Moralskepsis überhaupt, aus dem Drang des deutschen Geistes zu einem staatlichen Leibe derselbe Imperialismus, wie überall sonst in der Welt. (S. 504)

Angesichts dieser Misere empfahl Troeltsch Deutschland mit Nachdruck die kulturelle Öffnung hin zur westeuropäischen Tradition. Er strebte eine "Kultursynthese" (S. 508) an und eine
"viel stärkere Rücksicht auf die großen politisch-ethischen Weltmächte des letzten Jahrhunderts, gerade auf die aus Naturrecht und Humanitätsidee hervorgegangenen Entwicklungen" (S. 508). Die Diagnose der kulturellen Unterschiede war ähnlich den nationalstereotypen Unterscheidungen im "Kulturkrieg". Aber die Konsequenzen und der Therapievorschlag waren andere als 1914. Diese Kontinuität der Argumente bei neuer Ausrichtung auf eine westeuropäische Tradition des Kosmopolitismus und des Naturrechts beeindruckte und beeinflußte die kulturelle Öffentlichkeit der Weimarer Republik.

Thomas Mann konnte hier vorexerziert sehen, wie man als ehemaliger Kulturkrieger zum Kämpfer für die Demokratie werden konnte, ohne seine kulturkriegerischen Artikel von damals verleugnen zu müssen. 1923 bekannte Thomas Mann, daß Troeltschs Schrift über Naturrecht und Humanität in der Weltpolitik ihm das "historische Erfordernis einer Wiederannäherung des deutschen Gedankens an den mit bestimmten religiösen und ideologischen Elementen unseres Kulturkreises unlöslich verbundenen westeuropäischen" vor Augen geführt habe. Bei Troeltsch sah Thomas Mann die "zeit- und weltnotwendige Wiederannäherung ohne jede grundsätzliche Verleugnung unserer geistigen Eigenart" gefordert. 10

Gangolf Hübinger betont in seiner Einleitung zum 15. Band der Kritischen Gesamtausgabe Ernst Troeltschs darüber hinaus auch noch die Bedeutung von Troeltschs Schrift über Naturrecht und Humanität in der Weltpolitik für Carl Schmitt. Schmitts Geistige Grundlagen des heutigen Parlamentarismus interpretiert Hübinger überzeugend als Gegenschrift und scharf abschlägige Antwort auf Troeltschs Vorschlag, an gemeineuropäische Naturrechtstraditionen anzuknüpfen. (S. 29 f.)

Historismus und Moderne

Troeltsch, dessen monumentaler Band Der Historismus und seine Probleme 1922 erschien, machte mit seinem Essay über Die Krisis des Historismus in der Neuen Rundschau auf zentrale Aspekte seiner Monographie aufmerksam. Den Historismus als "erstliche Durchdringung aller Winkel der geistigen Welt mit vergleichendem und entwicklungsgeschichtlich beziehendem Denken" charakterisierte Troeltsch als Spezifikum der Moderne, als "die eigentümlich moderne Denkform gegenüber der geistigen Welt, die von der antiken und mittelalterlichen, ja auch der aufgeklärt-rationalen Denkweise sich grundlegend unterscheidet". 11 Durch den modernen Historismus wurde für Troeltsch das geistige Leben von "übersinnlichen, festen, unveränderlichen Wahrheiten" (S. 438) entkoppelt, von einer spekulierenden Philosophie abgetrennt und isoliert.

Das führte auf der einen Seite zu einer philologisierten, akademisch spezialisierten "Seminarhistorie" (S. 442), die allerdings nur noch für Fachleute von Interesse sei. Auf der anderen Seite wurde das Bedürfnis nach großen Synthesen nicht mehr von den zünftigen Historikern abgedeckt, sondern zunehmend von "Dilettanten" für sich in Anspruch genommen. In diesem Zusammenhang rechnete Troeltsch mit Spenglers Untergang des Abendlandes ab, den er als eine "seltsame Mischung von historischer Skepsis und leichtgläubiger Mystik" einordnete. Spenglers Publikumserfolg war Troeltsch ein Beleg für das augenscheinliche Bedürfnis der Gegenwart nach groß ausgreifenden Welterklärungen.

Gegen Spenglers, für Troeltsch, unlautere geschichtsphilosophische Improvisationen, schlug Troeltsch vor, auf "wissenschaftlich gesinnte[r]" Basis eine "neue Berührung von Historie und Philosophie" (S. 454) zu erproben. So schloß Troeltsch seinen Überblick über die Krisis des Historismus mit der dringenden Empfehlung, der so lange verpönten Geschichtsphilosophie unter universalgeschichtlichen Auspizien eine neue Chance einzuräumen: "Der Historismus verlangt nach Ideen, die Philosophie nach Leben." (S. 454).

Wider die Anarchie der Werte

Durch die analysierte Säkularisierung und Historisierung der modernen Welt waren Letztbegründungen problematisch geworden. Der Historismus gipfelte in Troeltschs kulturgeschichtlichem Abriß in einem universalen Relativismus, der auch jegliche Werte historisierte und so in ihrer überzeitlichen Geltung nivellierte. Lapidar resümierte Troeltsch: "Die Zerbrechung der alten Werttafeln ward Parole und neue Werttafeln gab es im Grunde nicht. [...] Es gab keine Begründungsmöglichkeit für Werte mehr." (S. 448) Da ein überwölbender Wertehorizont nicht mehr existierte, trat an dessen Stelle ein Potpourri unterschiedlichster Wertekonstellationen. Dies mochte man positiv Pluralismus nennen, von skeptischer Warte erschien es als orientierungslose Unübersichtlichkeit.

Indem Troeltsch in diesem Zusammenhang vom "Polytheismus der Werte" sprach, zitierte er Max Webers Rede von der "Wissenschaft als Beruf". Aber Troeltsch blieb bei dieser Diagnose keineswegs stehen. Die "Anarchie der Werte" (S. 448) konnte für ihn nicht ein schlechthinniges Ergebnis sein, auch nicht für die wissenschaftliche Arbeit. Jenseits des konstatierten Pluralismus stand für Troeltsch die Suche nach ethischen Verbindlichkeiten, denen er sich, auch hier wieder, nicht mit dezisionistischen Setzungen, sondern mit Überlegungen zu einer interkulturellen Synthese näherte.

Politik und Kulturphilosophie
beim späten Troeltsch

Die Schriften zur Politik und Kulturphilosophie (1918–1923) zeigen den späten Troeltsch als einen auf Maß und Ausgleich bedachten Intellektuellen, den das Ende des Ersten Weltkriegs nicht radikalisierte, im Gegenteil: Je mehr die Weltanschauungskämpfe der frühen Weimarer Republik die politische Öffentlichkeit unversöhnlich polarisierte, desto eindringlicher mahnte Troeltsch zu Pluralismus und entwickelte seine Vorstellung einer "Kultursynthese", die die Kompromißfähigkeit zum handlungsleitenden Kriterium erhob.

Der vorliegende 15. Band der Kritischen Gesamtausgabe zeigt durch seine chronologische Anlage, daß solche kulturphilosophischen Überlegungen am Ende von Troeltschs Leben 1923 wieder ein leichtes Übergewicht gegenüber den im engeren Sinne politischen oder parteipolitischen Schriften einnahmen.

Edition und Einleitung

Alle Texte dieses Bandes sind von Gangolf Hübinger und Johannes Mikuteit mit großer Akribie ediert und eingeleitet worden. Nach den gewissenhaften editorischen Grundsätzen der Kritischen Gesamtausgabe wird man über Textvarianten genaustens informiert. Jedem Text ist ein vorbildlicher editorischer Bericht vorgeschaltet, der über Entstehung, Entwicklung und Überlieferungslage berichtet, was bei Texten wie Naturrecht und Humanität in der Weltpolitik oder Die Krisis des Historismus ungeheuer verdienstvoll ist. Dieselbe editorische Sorgfalt erstreckt sich natürlich auch auf randständigere Texte, wie etwa auf einen Artikel über Die Kundgebungen des Dresdener Kirchentages (1919).

Die vorgeschaltete, knapp 40seitige Einleitung hilft dem Leser, die Texte in die intellektuelle Biographie Troeltschs und in die Entstehungsphase der Weimarer Republik einzuordnen. Der einführende Text beleuchtet Troeltsch kenntnisreich als Gelehrtenpolitiker und Intellektuellen, erläutert seine Haltung zur nationalen Einheit und zur staatlichen Neuordnung, skizziert Troeltschs Rolle in der DDP, führt in sein kirchenpolitisches Engagement ein und beurteilt Troeltschs Stellung in den weltanschaulichen Grabenkämpfen zu Beginn der Weimarer Republik. Besonders behutsam und ohne vorschnelle moralische Urteile wird Troeltschs kurzfristige Annäherung an Kreise der "Konservativen Revolution" 1918 geschildert. Troeltsch hatte ihre Nähe aus einem antibolschewistischen Impuls heraus gesucht, brach jedoch den Kontakt zum Kreis um Heinrich von Gleichen-Rußwurm ab, als sich abzeichnete, daß seine Mitglieder sowohl eine internationale Verständigung als auch eine neue parlamentarische Verfassung ablehnten.


Dr. Barbara Beßlich
Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
Deutsches Seminar
Werthmannplatz
D-79085 Freiburg

E-Mail mit vordefiniertem Nachrichtentext senden:

Ins Netz gestellt am 28.08.2003
IASLonline

IASLonline ISSN 1612-0442
Copyright © by the author. All rights reserved.
This work may be copied for non-profit educational use if proper credit is given to the author and IASLonline.
For other permission, please contact IASLonline.

Diese Rezension wurde betreut von unserem Fachreferenten IASLonline. Sie finden den Text auch angezeigt im Portal Lirez – Literaturwissenschaftliche Rezensionen.

Redaktionell betreut wurde diese Rezension von Lena Grundhuber.


Weitere Rezensionen stehen auf der Liste neuer Rezensionen und geordnet nach

zur Verfügung.

Möchten Sie zu dieser Rezension Stellung nehmen? Oder selbst für IASLonline rezensieren? Bitte informieren Sie sich hier!


[ Home | Anfang | zurück | Partner ]

Anmerkungen

1 So beruft sich etwa jüngst Horst Turk: Philologische Grenzgänge. Zum Cultural turn in der Literatur. Würzburg: Königshausen & Neumann 2003, emphatisch auf Troeltschs Begriff der "Kultursynthese" und ordnet ihn in eine lange und verschachtelte Vorgeschichte des New Historicism ein. Zur Bedeutung Troeltschs für die modernen Kulturwissenschaften vgl. Otto Gerhard Oexle: Die Geschichtswissenschaft im Zeichen des Historismus. Studien zu Problemgeschichten der Moderne. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 1996.   zurück

2 Ernst Troeltsch, Demokratie. In: E. T.: Kritische Gesamtausgabe im Auftrag der Heidelberger Akademie der Wissenschaften hg. von Friedrich Wilhelm Graf, Volker Drehsen, Gangolf Hübinger, Trutz Rendtorff. Bd. 15: Schriften zur Politik und Kulturphilosophie (1918–1923). Hg. von Gangolf Hübinger in Zusammenarbeit mit Johannes Mikuteit. Berlin, New York: Walter de Gruyter 2002, S. 211. Im folgenden wird dieser Band "KGA 15" abgekürzt.   zurück

3 KGA 15, S. 218.   zurück

4 Ernst Troeltsch, Gegenwärtige und bleibende Werte der Deutschen demokratischen Partei. In: KGA 15, S. 98.   zurück

5 Ernst Troeltsch, Aristokratie. In: KGA 15, S. 273.   zurück

6 Ernst Troeltsch, Aristokratie. In: KGA 15, S. 275.   zurück

7 Ernst Troeltsch: Warum bekenne ich mich zur Demokratie? In: KGA 15, S. 374.   zurück

8 Ernst Troeltsch: Dem ermordeten Freunde. In: KGA 15, S. 475.   zurück

9 Ernst Troeltsch: Der Geist der deutschen Kultur. In: Otto Hintze, Friedrich Meinecke, Hermann Oncken und Hermann Schumacher (Hg.): Deutschland und der Weltkrieg. Leipzig und Berlin: B.G. Teubner 1915, S. 59, Anm. 7.   zurück

10 Thomas Mann: Gesammelte Werke in 13 Bänden. Frankfurt / M.: Fischer 1974, Bd. XII, S. 628.   zurück

11 Ernst Troeltsch, Die Krisis des Historismus. In: KGA 15, S. 438.   zurück