Horstkotte: Werden die Deutschen endlich normal?
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Werden die Deutschen endlich normal?

Zwei neue Studien aus Großbritannien zur Vergangenheitsbewältigung in der deutschen Gegenwartsliteratur

  • Helmut Schmitz: On Their Own Terms. The Legacy Of National Socialism In Post-1990 German Fiction. Birmingham: University of Birmingham 2004. VIII, 341 S. Kartoniert. GBP 19,95.
    ISBN: 1-902-45937-7.
  • Stuart Taberner: German Literature of the 1990s and Beyond. Normalization and the Berlin Republic. (Studies in German Literature Linguistics and Culture) Rochester/NY: Camden House 2005. 320 S. 10 s/w Abb. Hardback. GBP 45,00.
    ISBN: 1571132899.
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Don’t mention the war

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»Kritiker, Literaturhistoriker und sogar die Schriftsteller selbst werden kaum dem Urteil widersprechen, daß die deutsche Literatur der letzten fünfzig Jahre weder dem Vergleich mit der gleichzeitigen internationalen noch dem mit der früheren nationalen Literatur standzuhalten vermag.« 1 Das Urteil Heinz Schlaffers über die neuste deutsche Literatur steht paradigmatisch für ein systematisches Defizit in Lehre und Forschung: Die deutsche Germanistik beschäftigt sich nicht gerne mit Gegenwartsliteratur – wenn man unter »Gegenwartsliteratur« tatsächlich die Literatur seit der Wiedervereinigung versteht und nicht Literatur seit 1945 oder sogar des gesamten zwanzigsten Jahrhunderts. Lehrveranstaltungen zur Literatur der 1990er Jahre werden an vielen Instituten eher von engagierten Nachwuchswissenschaftlern angeboten als von etablierten Lehrstuhlinhabern; Lektürelisten werden nur zögerlich auf einen Stand gebracht, der auch Literatur nach Böll, Bachmann und Bernhard umfaßt. Ebenso wird der Ruf nach einer neuen Literaturwissenschaft als historischer Kulturwissenschaft 2 nur selten auf die eigene, zeitgenössische Kultur angewandt.

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Anders stellt sich die Lage in Großbritannien, dem Ursprungsland der cultural studies dar, wo mehrere germanistische Institute einen expliziten Forschungsschwerpunkt auf die deutsche Gegenwartskultur legen. Nicht zuletzt die german departments der Universitäten Leeds und Warwick haben sich auf diesem Gebiet sowohl in der Lehre als auch in Form einschlägiger Publikationen hervorgetan. Nun haben Helmut Schmitz, Lecturer am Department of German Studies, University of Warwick, und Stuart Taberner, Professor of Contemporary German Literature, Culture and Society und Lehrstuhlinhaber am German Department, University of Leeds, zwei Studien vorgelegt, die die jüngste deutsche Literatur in kulturellen und öffentlichen Debatten verorten. Zentrales Thema ist und bleibt dabei der Umgang mit der NS-Vergangenheit, besonders bei Helmut Schmitz, während Taberners Studie umfassender angelegt ist; doch auch hier bildet die Verarbeitung der NS-Zeit einen Schwerpunkt.

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Zyniker mögen diesen Forschungsschwerpunkt auf die sprichwörtliche britische Präokkupation mit der Nazi-Zeit zurückführen (»Don’t mention the war!«), die das Deutschlandbild bis in die Lehrpläne der Sekundarschulen hinein dominiert, 3 und insbesondere Stuart Taberners Frage nach der Normalisierung der Berliner Republik als Auswuchs einer stereotypen britischen »Normalisierungsforschung« betrachten. Jenseits der beiderseitigen Vorurteile ist jedoch die reiche Forschung zum kulturellen Gedächtnis an britischen (übrigens auch an irischen) Universitäten zu betonen, 4 die sich in den letzten Jahren verstärkt der Diskussionen um Täter- und Opfergedächtnis der Deutschen und die ›Wenden des Erinnerns‹ nach 1945 und 1989 angenommen hat. 5 Bereits 2002 hatte Bill Niven, Professor an der britischen Nottingham Trent University, eine Studie zu Facing the Nazi Past vorgelegt, die ein seit 1990 verstärkt zu beobachtendes öffentliches Interesse an der NS-Zeit als Funktion und Resultat der Wiedervereinigung bezeichnet: »It is my contention that many of the views of Nazism presented in the public realm after 1990, and certainly the interest in them, must be understood not as a contradiction of unification, but as a result of it.« 6

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In der Tat speist sich die zeitgenössische Konjunktur von ›Gedächtnisstreiten‹ 7 über die NS-Vergangenheit (von der Walser-Bubis-Debatte über die Diskussion um das Holocaust-Mahnmal bis hin zu den umstrittenen Plänen für ein Zentrum der Vertriebenen und überhaupt zur neuen Aufmerksamkeit für die Deutschen als Opfer von Flucht und Vertreibung und als Opfer des Bombenkriegs), 8 wie kulturwissenschaftliche und historische Studien belegt haben, aus zwei Quellen: erstens der Wiedervereinigung, durch die auch die Frage nach Formen des Gedenkens an die NS-Zeit erneut virulent wurde, denn diese war in den beiden geteilten Staaten sehr unterschiedlich bewertet worden. 9 Es ergab sich nach 1990 also die Notwendigkeit, für die gemeinsame, aber im geteilten Deutschland je verschieden verarbeitete Vergangenheit einen in Ost und West akzeptablen Gedächtnisdiskurs auszuhandeln. 10 Von einer einseitigen oder hegemonialen ›Vergangenheitsbewältigung‹ 11 wie in der alten BRD kann seitdem nicht mehr die Rede sein.

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Zweitens befinden wir uns an einer Epochenschwelle des kollektiven Gedächtnisses, an der das Gedächtnis an die NS-Zeit von der Generation der Täter, Mitläufer und Überlebenden endgültig auf deren Enkel übergeht und folglich einen »Abschied von den Kriegsteilnehmern« (so der Romantitel von Hans-Josef Ortheil) nötig macht. Im Anschluß an die einflußreiche Gedächtnistheorie Maurice Halbwachs’ hat Jan Assmann bekanntlich die Unterscheidung zwischen einem kommunikativen Gedächtnis, das im wesentlichen Halbwachs’ »mémoire collective« entspricht, und einem kulturellen Gedächtnis vorgeschlagen, das eine Art System objektivierter Kultur bildet, wie es sich etwa in Texten, Bildern, Riten, Bauwerken und Denkmälern spiegelt. 12 Das kommunikative Gedächtnis reicht weniger weit zurück als das kulturelle, nämlich etwa drei bis vier Generationen (80–100 Jahre), und dieser Zeithorizont wandert mit fortschreitendem Gegenwartspunkt mit. Die jüngsten »Kriegsteilnehmer«, die die NS-Zeit oder Teile davon als Erwachsene erlebten, wurden Anfang der 1920er Jahre geboren, waren also zur Jahrtausendwende etwa 80 Jahre alt. Im Angesicht des Todes dieser letzten Zeitzeugen besteht gegenwärtig die letzte Chance, deren erlebte Erfahrung greifbar zu machen. Wir befinden uns also, wie Günter Oesterle im Anschluß an Dan Diner formuliert hat, »an einer Epochenschwelle […], wo die lebendige E[rinnerung] von Zeitzeugen an die großen Katastrophen [des 20. Jahrhunderts] schwindet und dafür die Geschichtsschreibung und ihre unterschiedlichen E[rinnerungs]formen […] in den Vordergrund treten«. 13

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Tatsächlich schlägt sich der Übergang von der lebendigen und verkörperten Erinnerung der Zeitzeugen und deren Weitergabe in Form des kommunikativen Gedächtnisses zu stabileren Vergangenheitsnarrativen, zu denen neben der Geschichtsschreibung nicht zuletzt literarische Texte zählen, seit den 1990er Jahren in einer Vielzahl literarischer Publikationen nieder, die grob dem Subgenre des Generationen- oder neuen deutschen (auch österreichischen) Familienromans zugerechnet werden können: 14 beispielsweise Kurt Drawerts Spiegelland (1992), Monika Marons Pawels Briefe (1999), Uwe Timms Am Beispiel meines Bruders (2003), Tanja Dückers’ Himmelskörper (2003), Stephan Wackwitz’ Ein unsichtbares Land (2003) oder Arno Geigers Es geht uns gut (2005), um nur eine kleine Auswahl zu nennen. Hinzu kommen stärker fiktionalisierte Romane wie zum Beispiel Marcel Beyers Flughunde (1996) und Spione (2000) oder der äußerst erfolgreiche, mittlerweile sogar verfilmte Vorleser von Bernhard Schlink (1997), die ebenfalls die anhaltende Aktualität der NS-Vergangenheit für gegenwärtige deutsche Selbstbilder bekunden. Die in der britischen Fernsehserie Fawlty Towers mantraartig wiederholte Anweisung zum Umgang mit Deutschen –»Don’t mention the war!« – scheint sich in der deutschen Gegenwartsliteratur ins Gegenteil verkehrt zu haben: Please mention the war!

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Eine neue Normalität?

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Entwickelt sich der deutsche literarische Vergangenheitsdiskurs damit in Richtung einer neuen Normalität, die jenseits von Auschwitz auch die eigenen Opfer anerkennt? Diese These steht im Zentrum von Helmut Schmitz’ Studie. Wie Niven sieht Schmitz in der Wiedervereinigung das Schlüsselereignis für den neuen Vergangenheitsdiskurs, denn diese habe die diskursiven Sicherheiten außer Kraft gesetzt, die sich im öffentlichen Leben der BRD über die vergangenen Jahrzehnte etabliert hatten, und zur Suche nach einer neuen Normalität geführt (Schmitz, S. 1) – einer Normalität, die einen Schlußstrich (closure) unter die Vergangenheit zieht und somit die NS-Verbrechen notwendig relativiert (S. 6). Schmitz steht dieser Entwicklung einerseits offenbar kritisch gegenüber, wenn er das Ergebnis als eine Art bequemes Arrangement mit dem Exzeß und der Unverständlichkeit von Auschwitz bezeichnet, die zuvor dessen Integration in die deutsche Nationalgeschichte verhindert haben (ebd.); andererseits muß er diesen Prozeß, indem er ihn als eine Form kollektiver Trauerarbeit deutet, als notwendig, folgerichtig und unumkehrbar darstellen.

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Als Indikator einer neuen Normalität gelten Schmitz vor allem die spezifischen Formen der Repräsentation von Gedächtnissen – »the question of how and to what purpose the Nazi past is remembered« (S. 5); überhaupt die Tatsache, daß öffentliche Debatten (über das Berliner Holocaust-Mahnmal, die Goldhagen- und die Walser-Bubis-Kontroverse sowie die Wehrmachtsausstellung) sich weniger mit den Erinnerungen selbst, als vielmehr mit deren Repräsentation befassen. Mit Jan und Aleida Assmann gesprochen, stelle sich das kulturelle Gedächtnis somit nicht als stabiles Archiv, sondern als sich ständig verschiebender Prozeß der Selbst-Aktualisierung einer Gruppe oder eines Kollektivs dar, »an unstable site of contestation« (S. 4). Die NS-Zeit ist für Schmitz folglich keine »Vergangenheit, die nicht vergehen will«, 15 sondern eine, deren Bedeutung für die Gegenwart sich ständig verändert. Insbesondere konstatiert Schmitz seit der Wiedervereinung einen Trend zur Dezentrierung des Holocaust als Schlüsselereignis des kollektiven Gedächtnisses, das ersetzt werde durch die neue Beschäftigung mit den Deutschen als Opfern.

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Basierend auf einer psychoanalytischen Deutung des Generationenkonflikts, wie Schmitz sie in zahlreichen Arbeiten über die ›Kinder der Täter‹ vorfinden konnte, 16 wendet die Studie sich zunächst Hans-Josef Ortheil zu, einem Autor der Nachkriegsgeneration, der noch ganz vom Konflikt mit den Traumata der Eltern geprägt ist. Detailliert und plausibel analysiert Schmitz die Formen des Durcharbeitens und der Trauerarbeit in Ortheils Werk und kontrastiert diese mit Bernhard Schlinks Vorleser, in dem der Generationenkonflikt aus dem schuldhaften Schweigen der Elterngeneration resultiere: dem von zahlreichen Kritikern geäußerten Vorwurf, Schlink setze den Analphabetismus seiner Protagonistin exkulpatorisch ein, erwidert Schmitz, der Schwerpunkt des Romans liege gar nicht auf der Motivation der Täterin, sondern auf den mentalen und emotionalen Problemen der zweiten Generation (S. 57), der der Erzähler angehört – auch wenn diese erzählerische Fokussierung die Perspektive der eigentlichen, jüdischen Opfer notwendig ausschließe (S. 70). Schlink wie Ortheil werden als verspätete Varianten des Väterromans gelesen (S. 57), die jedoch empathischer mit der Elterngeneration umgehen; insbesondere wertet Schmitz das einfühlsame Porträt einer Täterin bei Schlink als neue Stufe in der kollektiven deutschen Vergangenheitsbewältigung (S. 86).

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Ausgehend vom Freudschen Begriff der Trauerarbeit 17 und der Studie der Mitscherlichs über die Unfähigkeit zu Trauern 18 postuliert Schmitz somit eine psychotherapeutische Entwicklung in der deutschen Literatur, die letztlich in die Empathie des Täterkollektivs mit der eigenen Geschichte münden solle, einschließlich der Verdrängung der eigentlichen Opfer der Nazis, die dies notwendig mit sich bringe (S. 86). Dabei unterschlägt Schmitz, daß die These von der »Unfähigkeit zu Trauern« als eines Traumas der Täter, das bei den Mitscherlichs aus dem Tod des geliebten Führers und der damit verbundenen »Ich- oder Selbstverarmung und -entwertung« der Täter resultiert, 19 in der neueren Trauma- und Gedächtnisforschung zunehmend auf Kritik gestoßen ist. Zu Recht hat Sigrid Weigel auf die Absurdität einer quasi-mythischen Wiederkehr von Schuldvorstellungen bei Kindern und Enkeln der Nazis hingewiesen, »die – mit einer von den Eltern ererbten Schuld – dem Begriff der ›Erbsünde‹ nahe kommen«, 20 und Harald Welzer merkt an: »Es gibt in der Forschung der Nachkriegszeit, auch in den psychiatrischen Akten, kaum Hinweise darauf, daß die Großelterngeneration von Schuldgefühlen geplagt wurde.« 21 Produktiver erscheint auch für das Gedächtnis der Täterkinder und -enkel der Anschluß an Marianne Hirschs Begriff des postmemory oder Postgedächtnisses, der Verspätung und verpaßte Erfahrung der Nachgeborenen nicht aus unbewußten Übertragungsvorgängen, sondern aus einer bewußten und kreativen Auseinandersetzung mit der fremden Vergangenheit herleitet.

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Problematisch erscheint an Schmitz’ Konzept jedoch vor allem der Ausschluß jüdischer Opfer aus dem deutschen Gedächtnisdiskurs, den er als eine Notwendigkeit vorstellt, die sich aufgrund der Textlage so nicht nachvollziehen läßt. Vielmehr ist erst Schmitz’ Textauswahl verantwortlich für die Konstruktion einer homogenen Erinnerungsgemeinschaft, die keine alternativen Perspektiven mehr zuläßt. 22 Autoren mit Migrantenhintergrund wie Zafer Senocak (dessen vielgelobte Gefährliche Verwandtschaft eine Familiengeschichte mit gemischtem, deutsch-jüdischem und türkisch-armenischem Erbe präsentiert), vor allem jedoch jüdische Autoren (oder solche mit einzelnen jüdischen Vorfahren, beispielsweise Monika Maron) werden aus der Betrachtung ausgeschlossen beziehungsweise zählen offenbar nicht als deutsch. Verräterisch ist hier Schmitz’ Frage, »to which [extent] a literary imagination and construction of the Jewish victims’ perspective is possible and permissible for Germans« (S. 101), die voraussetzt, daß »Germans« nicht zugleich »Jewish victims« sein können. Für die Repräsentation der Opferperspektive greift Schmitz statt dessen auf W.G. Sebalds Austerlitz zurück, ohne zu erwähnen, daß Sebalds Texte in mehreren Forschungsarbeiten für das Führen eines Pseudo-Opferdiskurses kritisiert wurden, bei dem wirkliche Empathie mit den Opfern durch klischeehafte Vorstellungen von Tätern und Opfern verstellt werden. 23

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Jenseits solcher Fragen der Textauswahl versteht Schmitz es immer wieder, die parallele Lektüre je zweier Autoren (in einem Kapitel dreier) produktiv zu machen; gleichzeitig bleibt das Textkorpus übersichtlich und es bleibt genügend Raum für differenzierte Textanalysen, die insbesondere detailliert auf die Besonderheiten der narrativen Perspektive in den einzelnen Texten eingehen. Denn sowohl autobiographisch geprägte als auch hybride Erinnerungstexte stehen ja stets vor der Notwendigkeit, zwischen erzählendem und erzähltem Ich zu vermitteln und dies auch durch die Erzählperspektive zu leisten. Dagegen bieten fiktionale Darstellungen die Möglichkeit einer erzählerischen Beschränkung auf die Zeit des Dritten Reichs, ohne intervenierende Gegenwartsperspektive. Dieses Erzählverfahren diskutiert Schmitz anhand von Ulla Berkéwicz’s Engel sind schwarz und weiß und Marcel Beyers Flughunde, zwei Romanen, die sich intensiv mit der Sprache des Nationalsozialismus beschäftigen. Schmitz lobt besonders Berkéwicz als anspruchsvolles narratives Experiment: vollkommen auf die Erzählperspektive des jungen Reinhold beschränkt, dessen zunehmende Verblendung durch die NS-Ideologie lediglich durch die Stimmen anderer Figuren gebrochen wird, nicht jedoch durch eine Erinnerungsperspektive in der Gegenwart oder durch eine von der Figur unabhängige Erzählerstimme. 24

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Die Perspektivkonstruktion hybrider Erinnerungstexte diskutiert Schmitz im folgenden Kapitel, das zwei Romane der Flakhelfer-Generation kontrastiert: Martin Walsers Ein springender Brunnen und Ludwig Harigs Weh dem, der aus der Reihe tritt. Bereits die detaillierte und differenzierte Lektüre von Walsers Friedenspreis-Rede (S. 181–184) erweist die von Walser aufgebauten Dichotomien zwischen öffentlichem und privatem Gewissen als falsche Alternative im Dienste rhetorischer Strategien aus dem Repertoire der »Neuen Rechten« (S. 183). Dieselbe, falsche Kontrastierung von privater und öffentlicher Sprache, privater und öffentlicher Erinnerung findet Schmitz auch in Walsers Ein springender Brunnen vor. Vor allem jedoch ist es der Kontrast mit Ludwig Harigs Weh dem, der aus der Reihe tritt, der die Problematik dieser Dichotomie offenlegt: gerade die HJ- und Flakhelfer-Generation erlebte eine so vollständige Durchideologisierung auch des privaten Lebens, daß sich Öffentliches und Privates in ihren Erinnerungen kaum trennen lassen. Anhand der mit Naziparolen (»Unsere Fahne flattert uns voran«, »Juda verrecke« etc.) überschriebenen Kindheitsepisoden Harigs wird die Durchdringung aller Lebensbereiche mit nationalsozialistischem Sprach- und Gedankengut deutlich, die auch in der Erinnerung eine komplexe Vermittlung zwischen individueller Erfahrung und dem kollektiven Gedächtnis an die Nazizeit erforderlich macht. Dagegen liest Schmitz Ein springender Brunnen trotz der einleitenden Teile (»Vergangenheit als Gegenwart«) als paradoxen Versuch, die Vergangenheit unmittelbar, ohne eine Gegenwartsperspektive, zu erzählen. Gerade das Erzählen in der dritten Person ermögliche dabei ein Ineinanderblenden von Erzähler- und Figurenperspektive, weil hier nämlich die beim Erzählen in der ersten Person notwendig evozierte Frage nach der Identität von erzählendem und erlebendem Ich wegfällt (S. 188). Doch die in den drei einleitenden Reflexionen »Vergangenheit als Gegenwart« propagierte Unschuld der Vergangenheitsperspektive mißlingt: die vermeintliche Unschuld Johanns ist tatsächlich eine aktive und willentliche Ignoranz; gegen die Wahrnehmung des alltäglichen Faschismus bei Harig steht bei Walser somit das aktive Wegsehen, letztlich der Versuch einer Auslöschung der Opferperspektive beziehungsweise das Kollabieren der »negativen Symbiose« von Tätern und Opfern in einer einzigen Sprache. 25

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Deutsche Opfer I

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Die wachsende Bedeutung deutscher Opferdiskurse untersucht Schmitz im folgenden Kapitel anhand dreier Romane, die sich mit deutschen Kriegserfahrungen befassen: Dieter Wellershoffs Der Ernstfall, Dieter Fortes Der Junge mit den blutigen Schuhen (in späteren Auflagen auch unter dem Titel Tagundnachtgleiche) und Günter Grass’ Im Krebsgang. Schmitz zufolge repräsentieren diese Texte die letzte Stufe der deutschen Vergangenheitsbewältigung, nämlich die Einbeziehung bisher ausgeschlossener deutscher Perspektiven in das kulturelle Gedächtnis des Nationalsozialismus (S. 217). Und in der Tat wird der deutsche Erinnerungsdiskurs seit der Wiedervereinigung von Aspekten beherrscht, die nicht zur offiziellen Memorialkultur der alten BRD gehörten. Bemerkenswert ist vor allem das neue Interesse an den Deutschen als Opfern, 26 das sicherlich teilweise durch literarische Texte und literaturwissenschaftliche Debatten mit befördert wurde: deutsche Zivilisten als Opfer der alliierten Bombenangriffe rückten nicht zuletzt durch W.G. Sebalds Züricher Poetik-Vorlesungen in den Mittelpunkt des Interesses, 27 die Frage nach den deutschen Opfern von Flucht und Vertreibung wurde durch Grass’ Krebsgang entscheidend befördert, 28 und das Schicksal deutscher Frauen als Opfer von Massenvergewaltigungen durch die Rote Armee wurde im Anschluß an die Publikation des anonymen Tagebuchs Eine Frau in Berlin diskutiert. 29

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Mit seiner intensiven Schilderung nicht-verallgemeinerbarer individueller Erfahrung gleiche Wellershoffs Der Ernstfall der Wehrmachtausstellung: auch diese markiert Schmitz zufolge einen Übergang von moralischer Verurteilung zur Weitergabe von Erfahrung (S. 235). Dieter Fortes Der Junge mit den blutigen Schuhen wird vor dem Hintergrund der Sebaldschen Luftkriegsdiskussion gelesen und insbesondere auf seine Repräsentation von Tätern und Opfern befragt. Zumindest im Ansatz muß man Schmitz recht geben, daß die Einbindung der Nazizeit in ein historisches Kontinuum, das im ersten Teil der Trilogie, Das Muster, bis ins Mittelalter zurückreicht, zu einem Geschichtsrelativismus führt, der zudem die Grenzen zwischen den Opfern der Nazis und den Opfern der Geschichte in einem allgemeineren Sinne (den Kleinen und Unterdrückten, hier der polnischen Arbeiterfamilie Lukacz) verwischt (S. 247). 30 Während beispielsweise Günter Grass’ Blechtrommel aus einem Prozeß Freudscher Trauerarbeit resultiere, stelle Fortes Trilogie das Ergebnis eines Kindheitstraumas dar, das unverarbeitet in das kulturelle Gedächtnis integriert wird. Um diese These weiter zu plausibilisieren, hätte Schmitz möglicherweise auf eine differenziertere Theorie des Traumas zurückgreifen können, wie sie etwa in Susanne Vees-Gulanis Studie zur Literatur des Luftkriegs entwickelt wurde. 31

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Während die Kontrastierung zwischen Harig und Walser für die Interpretation fruchtbar gemacht werden konnte, erwächst aus der eher lockeren Zusammenstellung von Wellershoffs Wehrmachts-Memoiren, Fortes Bombenkriegsroman und dem als überkonstruiert kritisierten Grass’schen Krebsgang (s. S. 273, 275) keine Reibung – nicht zuletzt deswegen, weil die drei Opferdiskurse letztlich doch ihre je eigenen Besonderheiten haben und sich nicht wirklich in einen einheitlichen Trend pressen lassen. So weist Schmitz selbst darauf hin, daß das Thema Flucht und Vertreibung sowie die mythische Landschaft Ostpreußen unterhalb der Ebene der offiziellen Selbstrepräsentation der BRD literarisch schon länger präsent war (S. 265 f.), ganz im Gegensatz zum wesentlich stärker verdrängten Bombenkrieg und seiner literarischen Repräsentation, die tatsächlich erst seit Sebalds Vorlesungen wieder ins Bewußtsein rückte.

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Normalisierung

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Beschreibt Helmut Schmitz’ Begriff der Normalität das Ergebnis einer kollektiven Trauerarbeit, so thematisiert Stuart Taberners Leitkonzept der Normalisierung den Anschluß literarischer Diskurse an je unterschiedliche Werte und Normen. Dazu kontrastiert Taberner drei Normalitätsbegriffe: eine »latitudinal normality«, die in Multikulturalismus (das ist im Englischen offenbar kein pejorativer Begriff!) und in den Werten und Normen der westlichen Welt verwurzelt ist (Taberner, xiv); eine »longitudinal normality«, welche Normalität aus deutschen Normen und Werten in der eigenen Vergangenheit gewinnt (xv); und schließlich eine »ahistorical normality« als postmoderne Dekontextualisierung, deren Vergangenheitsbezüge ausschließlich dekorativ sind (xvii). Die »Normalisierung« der jüngsten deutschen Literatur birgt also unterschiedliche Anschlußmöglichkeiten, die Taberner unter vier thematischen Gesichtspunkten zusammenfaßt: erstens die politische und ökonomische Entwicklung des wiedervereinigten Deutschlands hin zu einer globalisierten Konsumentenkultur (S. 26); zweitens die weiterhin dominante Beschäftigung mit der NS-Zeit, wobei der »politisch korrekte« Umgang mit der deutschen Kollektivschuld jedoch zunehmend infragegestellt werde (ebd.); drittens eine Neuverortung der Beziehungen zwischen deutschen Juden und nicht-jüdischen Deutschen (S. 27) und viertens die Beschäftigung mit der Provinz und mit Provinzialität beziehungsweise die Suche nach einer deutschen Identität jenseits der binären Opposition zwischen einer erdrückenden Provinzialität und einer hegemonialen, globalen Konsumentenkultur (ebd.).

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Diese vier Themen gliedern grob den Aufbau der Studie, die zunächst literarische Entwicklungen im Osten (S. 33–67) und im Westen kontrastiert (S. 68–105); die Konfrontation der Nazi-Zeit unter den Gesichtspunkten der »politischen Korrektheit« (S. 106–133) und der Deutschen als Opfer diskutiert (S. 134–164); sich sodann der deutsch-jüdischen Symbiose zuwendet (S. 165–198) und zuletzt literarische Schauplätze zwischen Berlin und der Provinz sichtet (S. 199–229). Damit liefert Taberner einen umfassenden und kenntnisreichen Überblick über die deutsche Gegenwartsliteratur; leider bleibt die Studie im Detail aber oft zu oberflächlich, pauschal und teilweise auch polemisch. Die Literatur der 1990er Jahre wird in Feuilleton-Debatten seit der Wiedervereinigung verortet, die um die Begriffe der »Gesinnungsästhetik«, der »Unterhaltsamkeit«, des »Realismus« und der »Neuen Lesbarkeit« kreisten (S. 1), sowie in einem von mächtigen Literaturkritikern nach ihren eigenen Bedürfnissen geformten Markt (S. 11) und in einem undurchsichtigen Kriterien folgenden System von Preisen und Stipendien (S. 12), dem Taberner erkennbar kritisch gegenübersteht, ohne dies im einzelnen zu begründen. Die zweite Hälfte der Studie fokussiert jedoch hauptsächlich auf den Umgang mit der Nazi-Vergangenheit und spricht zu einem großen Teil dieselben Texte an wie Schmitz, weshalb ich mich im folgenden auf dieses Thema konzentrieren werde.

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Wie Schmitz leitet auch Taberner seine Diskussion des NS-Gedächtnisses mit Überlegungen zu Hans-Josef Ortheil ein, dessen Abschied von den Kriegsteilnehmern schon im Titel den Übergang zu einer neuen Generation von Gedächtnisträgern ankündigt. Damit thematisiere Ortheil die zentrale Frage des neusten Erinnerungsdiskurses: »whether it is appropriate to ›historicize‹ the experience of those who lived through it and to ›normalize‹ the German past« (S. 106 f.). Im Vergleich zum Väterroman der späten 1970er und achtziger Jahre, der in beiden Studien als Negativfolie zum neueren Vergangenheitsdiskurs nicht besonders gut (und wenig differenziert) wegkommt, 32 konstatiert Taberner bei Ortheil ein höheres Maß an Empathie: der Roman sei keine beschämende Anklage des Vaters, sondern stelle den Versuch dar, den Vater von seiner traumatischen Erfahrung loszusprechen (S. 107).

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Ein Fokus auf die verschlungenen Biographien einfacher Deutscher, die zu Opfern der Umstände ihrer Zeit wurden (S. 109), zeige sich auch in Uwe Timms Am Beispiel meines Bruders, Marcel Beyers Flughunde und Bernhard Schlinks Der Vorleser. Eingehender diskutiert Taberner die Repräsentation von Mitläuferbiographien in einem Vergleich zwischen Peter Schneiders Eduards Heimkehr und F.C. Delius’ Flatterzunge auf der einen, Martin Walsers Ein springender Brunnen auf der anderen Seite. Während bei Schneider und Delius die Historisierung der NS-Vergangenheit durch eine Hervorhebung der unveränderbaren Fakten deutscher Schuld aufgewogen werde (S. 119), verbinde Walser die Kritik an der »politischen Korrektheit« mit einem melancholischen Abgesang auf das zersplitterte Subjekt der Moderne (S. 123). Gerade im Umgang mit Walsers Roman zeigt sich dabei ein grundsätzliches Problem der Studie: angesichts der Fülle des besprochenen Materials gelangt Taberner häufig nicht über undifferenzierte Pauschalurteile hinaus, die der Komplexität der besprochenen Texte selten gerecht werden und auch nicht kritisch genug mit ihrem Material umgehen. Gegen die überwiegend positive Wertung Walsers bei Taberner ist beispielsweise einzuwenden, daß in den letzten Jahren zahlreiche Arbeiten, nicht zuletzt das einschlägige Kapitel bei Helmut Schmitz, detailliert nachgewiesen haben, daß und warum der Versuch des Walserschen Erzählers, die authentische und unschuldige Kindheitsperspektive des Protagonisten Johann innerhalb der NS-Zeit aufrechtzuerhalten, scheitern muß. Zudem hat Friederike Eigler argumentiert, daß auch Johanns Kindheit keineswegs frei von Verstrickungen gewesen ist: sein halb-jüdischer Schulfreund Wolfgang ist aus der HJ entfernt worden, und obwohl Johann am Ende des Romans Wolfgangs Erzählung, wie er den Krieg überlebte, emotional abweist, hält die Erzählung durch kontinuierliche Referenzen auf einen anderen Wolfgang die Erinnerung an den ersten, eigentlichen Wolfgang beständig wach und bewahrt so ein kritisches Moment, das dazu dienen kann, Johanns Anspruch auf eine rein ästhetische Authentizität in Frage zu stellen. 33

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Deutsche Opfer II

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Eingehend beschäftigt sich Taberner sodann mit der der Täter-Opfer-Debatte, wobei auch hier eine Reduktion des Textmaterials die Stringenz der Argumentation befördert hätte. Am detailliertesten fallen noch die Ausführungen zu Flughunde und Der Vorleser aus, während zentrale Texte zu diesem Themenkomplex wie W.G. Sebalds Luftkrieg und Literatur, die Forte-Trilogie, Hans-Ulrich Treichels Der Verlorene und Günter Grass’ Im Krebsgang mit jeweils wenigen kurzen Bemerkungen abgehandelt werden. Die Gefahr dieser Überblicksdarstellung besteht darin, daß die behaupteten großen Trends nicht im Einzelnen belegt werden können; befürchtete Konsequenzen werden so meist lediglich im Potentialis (mit dem englischen Hilfsverb »may«) angedeutet, wie an einem Beispiel gezeigt sei:

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The danger is that the undoubted anguish endured by Germans during the war years may be depicted in a manner which blurs the boundaries between perpetration and victimhood and generates a generalized narrative of human suffering. Alternatively, or perhaps even consequently, suffering itself, both German and Jewish, may be sentimentalized and turned into a commodity to be marketed by the globalized culture industry. (S. 135)
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Wichtig ist sicherlich Taberners Hinweis, daß im Übergang von der zweiten zur dritten Generation als Trägern des kommunikativen Gedächtnisses nicht nur die erlebte Erinnerung der ersten Generation, sondern ebenso deren Verarbeitung durch die zweite Generation, die Generation von 1968, in Frage gestellt wird (S. 138). So warne Marcel Beyers Roman Flughunde vor einer unkritischen Inanspruchnahme von Opferrollen, die dazu dienen könne, eigene Täterschaft zu maskieren (S. 145). Dagegen enthalte Bernhard Schlinks Vorleser Widersprüche in der narrativen Perspektive, die Schlinks inkonsequente Haltung zur Vergangenheitsbewältigung widerspiegelten; letztlich sieht Taberner im Roman die Tendenz einer Relativierung der Täterrolle innerhalb eines allumfassenden Opferdiskurses.

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Im Gegensatz zu Helmut Schmitz behandelt Taberner explizit auch die jüdische Perspektive, und zwar sowohl durch Texte jüdischer Autoren der zweiten Generation (Seligmann, Biller) als auch über die Repräsentation jüdischer Figuren bei nicht-jüdischen Autoren (vor allem Sebald). Im Anschluß an die Täter-Opfer-Diskussion des vorangegangenen Kapitels liegt sein Fokus allerdings vor allem auf Philosemitismus und sekundärem Antisemitismus in Texten von Nicht-Juden und auf der Frage: »Can non-Jewish Germans write about Jews […] without exploiting them as a means of underpinning a form of German ›normality‹ which either excises German perpetration from German history or sentimentalizes […] Jewish suffering?« (S. 171) »Normalität« wird damit explizit auch für das Zusammenleben von deutschen Juden und nicht-jüdischen Deutschen eingefordert (S. 185). Hier wird zudem deutlich, daß Normalität für Taberner ein normativer Begriff ist: ein »normales« deutsch-jüdisches Zusammenleben hat für ihn jenseits von Auschwitz stattzufinden und Judentum als unauffälligen, nicht bemerkenswerten Teil der deutschen Gesellschaft zu betrachten. Dagegen führe die explizite Identifikation mit jüdischen Protagonisten in W.G. Sebalds Die Ausgewanderten und Austerlitz die Unmöglichkeit einer Normalisierung vor Augen, sofern diese lediglich der Bequemlichkeit nicht-jüdischer Deutscher diene (S. 190).

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Vor allem in Monika Marons Familienroman Pawels Briefe sieht Taberner die Gefahr einer Appropriation individueller Schicksale für politische Zwecke (der Autorin; s. Taberner S. 174 f.). Diese Behauptung, die sich bereits in verschiedenen Rezensionen zu Pawels Briefe fand 34 und sich auf die dort thematisierte Stasi-Affäre bezieht, läßt sich bei einer differenzierteren Betrachtung des Romans allerdings kaum halten; immerhin setzt sich Maron in Pawels Briefe mit ihren Stasi-Berichten, die sie zudem in dem Band quer über die Gleise vollständig veröffentlicht hat, explizit auseinander und integriert diesen Lebensabschnitt so in ihre selbstkritische, reflektierte Auseinandersetzung mit Gedächtniskonstruktionen. 35 Die Erinnerung an die eigenen Großeltern als Aneignung einer fremden Geschichte zu bezeichnen, erscheint vor diesem Hintergrund absurd.

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Fazit

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Angesichts der besprochenen Materialfülle bleibt die Analyse einzelner Texte bei Taberner, wie bereits angedeutet, meist oberflächlich und enthält im Detail zudem teilweise ärgerliche Fehler. 36 Gerade angesichts des Anspruchs, die deutsche Gegenwartsliteratur insgesamt zu präsentieren, stellen sich außerdem auch hier Fragen zur Textauswahl. Vor allem untersucht Taberner praktisch keine Lyrik oder Dramen, sondern beschränkt sich mehr oder weniger auf Prosawerke, was angesichts des Titelbezugs auf die gesamte »German Literature« überrascht. Auch fällt auf, daß in der Fülle der genannten Autoren einige wichtige fehlen: so werden Wilhelm Genazino und Martin Mosebach nicht erwähnt, deren Romane als Chroniken des Alltäglichen bei Genazino 37 oder als deutsche Familiengeschichte der Nachkriegszeit in Mosebachs Westend (1992) vielleicht Alternativen zur literarischen Kriegsbewältigung hätten bieten können und insofern ebenso für eine neue Normalisierung stehen. Umgekehrt verwundert die Aufnahme Peter Handkes in Taberners Kanon der Gegenwartsliteratur (S. 203–204): was hat ein in Paris lebender Österreicher mit serbophilen Neigungen in einer Studie über Normalisierungsdiskurse im wiedervereinigten Deutschland zu suchen?

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Insgesamt hätte eine ausführlichere Untersuchung weniger, paradigmatischer Texte der Studie sicher gut getan und auch geholfen, den Begriff der »Normalisierung« stärker zu profilieren. Indem Taberner im Gegensatz zu Schmitz sowohl den in der Gedächtnisforschung zu oft vernachlässigten Ost-West-Gegensatz als auch die Literatur ethnischer Minderheiten berücksichtigt (insbesondere S. 94–99), begegnet er einerseits der Gefahr einer einseitigen Homogenisierung des kulturellen Gedächtnisses, doch andererseits verlieren seine Leitbegriffe dadurch deutlich an Trennschärfe. Trotz einzelner Probleme in der Textauswahl bietet Taberner jedoch einen breiten Überblick über Prosatexte der deutschen Gegenwartsliteratur, der sich auch gut als Einführung für fortgeschrittene Studierende und für Dozenten eignet, die sich bisher nicht intensiv mit der Gegenwartsliteratur befaßt haben. Dagegen sei Schmitz’ Studie, mit ihrer intensiven und gut lesbaren Analyse paradigmatischer Texte, zur Vertiefung der Diskussion um die neuste deutsche Vergangenheitsbewältigung ausdrücklich empfohlen.



Anmerkungen

Heinz Schlaffer: Die kurze Geschichte der deutschen Literatur. München: Hanser 2002. S. 151.   zurück
Vgl. u. a. Claudia Benthien (Hg.): Germanistik als Kulturwissenschaft: eine Einführung in neue Theoriekonzepte. Reinbek: Rowohlt, 2002; Gerhard Neumann (Hg.): Lesbarkeit der Kultur. Literaturwissenschaften zwischen Kulturtechnik und Ethnographie. München: Fink 2000; Ansgar Nünning (Hg.): Kulturwissenschaftliche Literaturwissenschaft: disziplinäre Ansätze, theoretische Positionen, transdisziplinäre Perspektiven. Tübingen: Narr 2004; Franziska Schößler: Literaturwissenschaft als Kulturwissenschaft: eine Einführung. Tübingen [u.a.]: Francke 2006.   zurück
Im Dezember 2005 kritisierte ein Bericht der UK Qualifications and Curriculum Authority (QCA) die einseitige Fixierung des Geschichtsunterrichts auf die NS-Zeit. Das Nazi-Klischee in den Massenmedien thematisierte der Guardian jüngst in einem Artikel zur Fußball-WM: Martin Kettle: The worst thing about this World Cup is it’s in Germany. The Guardian, 3.6.2006.   zurück
Dies belegen nicht zuletzt die zahlreichen Konferenzen zum kulturellen Gedächtnis in der deutschen Literatur, z.B. The Fragile Tradition: The German Cultural Imagination 1500 to the Present, Cambridge University, 1.-3.10. 2002; Memory Contests: Cultural Memory, Hybridity and Identity in German Discourses since 1990, University College Dublin, 23.-25.6. 2004; The Politics of Cultural Memory, Manchester Metropolitan University, 4.-6.11. 2004; Cultural Memory of German Left-Wing Terrorism 1968–1998, Cardiff University, 16.-17.9. 2005; A Melancholy Search for Heimat? History, Generation and Gender in German Discourse, UCD, 28.-30.9. 2006.   zurück
Die Parallele zwischen 1989 und 1945 zieht u. a. Konrad H. Jarausch: 1945 and the Continuities of German History: Reflections on Memory, Historiography and Politics. In: Geoffrey J. Giles (Hg.): Stunde Null: The End and the Beginning Fifty Years Ago. Washington: German Historical Institute 1997, S. 9–24. Zur Auseinandersetzung mit dem Dritten Reich nach 1989 vgl. auch Susanne Vees-Gulani: Trauma and Guilt: Literature of Wartime Bombing in Germany. Berlin, New York: de Gruyter 2003; Aleida Assmann / Ute Frevert: Geschichtsvergessenheit, Geschichtsversessenheit. Vom Umgang mit deutschen Vergangenheiten nach 1945. Stuttgart: DVA 1999; Robert G. Moeller: War Stories: The Search for a Usable Past in the Federal Republic of Germany. Berkeley 2001; Jane Kramer: The Politics of Memory: Looking for Germany in the New Germany. New York: Random House 1996; Peter Reichel: Vergangenheitsbewältigung in Deutschland. Die Auseinandersetzung mit der NS-Diktatur von 1945 bis heute. München: Beck 2001.   zurück
Bill Niven: Facing the Nazi Past: United Germany and the Legacy of the Third Reich. London, New York: Routledge 2002, S. 2.   zurück
Damit greife ich den Begriff des »memory contest« auf, den Anne Fuchs auf der Dubliner Tagung 2004 etabliert hat (vgl. Anm. 4).   zurück
Vgl. hierzu insb. Omer Bartov: Germany as Victim. In: New German Critique 80 (2000), S. 29–40.   zurück
Vgl. hierzu Jeffrey Herf: Divided Memory: The Nazi Past in the Two Germanys. Cambridge, MA: Harvard University Press 1997.   zurück
10 
Zu deutschen Identitäten seit der Wiedervereinigung vgl. vor allem Dieter Henrich: Nach dem Ende der Teilung. Über Identitäten und Intellektualität in Deutschland. Frankfurt/M. 1993.   zurück
11 
Vgl. die Kritik von Alon Confino und Peter Fritzsche (Hg.): The Work of Memory: New Directions in the Study of German Society and Culture. Urbana: University of Illinois Press 2002.   zurück
12 
Jan Assmann: Kollektives Gedächtnis und kulturelle Identität. In: Jan Assmann und Tonio Hölscher (Hg.): Kultur und Gedächtnis. Frankfurt/M.: Suhrkamp 1988, S. 9–19; Jan Assmann: Das kulturelle Gedächtnis. Schrift, Erinnerung und politische Identität in frühen Hochkulturen. München: Athenäum 1999. Vgl. Maurice Halbwachs: Das kollektive Gedächtnis. Frankfurt/M.: Suhrkamp 1985; Maurice Halbwachs: Das Gedächtnis und seine sozialen Bedingungen. Übers. Lutz Geldsetzer. Frankfurt/M.: Suhrkamp 1985 sowie Lutz Niethammer: Geschichte und Gedächtnis. In: Ulrich Herbert (Hg.): Deutschland danach. Postfaschistische Gesellschaft und nationales Gedächtnis. Bonn 1999, S. 536–607; Gerald Echterhoff und Martin Saar: Einleitung: Das Paradigma des kollektiven Gedächtnisses. Maurice Halbwachs und die Folgen. In: Gerald Echterhoff und Martin Saar (Hg.): Kontexte und Kulturen des Erinnerns: Maurice Halbwachs und das Paradigma des kulturellen Gedächtnisses. Konstanz: UVK 2002, S. 13–35.   zurück
13 
Günter Oesterle: Erinnerung, kulturelle. In: Ansgar Nünning (Hg.): Metzler Lexikon Literatur- und Kulturtheorie. Ansätze – Personen – Grundbegriffe. Stuttgart, Weimar: Metzler 1998, S. 125–127. Vgl. Dan Diner: Der Krieg der Erinnerungen und die Ordnung der Welt. Berlin 1991.   zurück
14 
Den Begriff »Generationenroman« hat Friederike Eigler vorgeschlagen; Friederike Eigler: Gedächtnis und Geschichte in Generationenromanen seit der Wende. Berlin: Erich Schmidt 2005. Vgl. auch Cornelia Blasberg: Geschichte als Palimpsest. Schreiben und Lesen über die »Kinder der Täter«. In: DVjs: 3 (2002), S. 464–495; Sigrid Weigel: Die ›Generation‹ als symbolische Form. Zum genealogischen Diskurs im Gedächtnis nach 1945. In: figurationen: gender, literatur, kultur 0 (1999), S. 158–173; Harald Welzer: Im Gedächtniswohnzimmer. Warum sind Bücher über die eigene Familiengeschichte so erfolgreich? Ein ZEIT-Gespräch mit dem Sozialpsychologen Harald Welzer über das private Erinnern. Die Zeit, Nr. 14.   zurück
15 
So der berüchtigte Artikel von Ernst Nolte: Vergangenheit, die nicht vergehen will. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 6.6.1986.   zurück
16 
U. a. Dan Bar-On: Die Last des Schweigens. Gespräche mit Kindern von Nazi-Tätern. Frankfurt/M., New York: Campus 1993; Anita Eckstaedt: Nationalsozialismus in der ›zweiten Generation‹. Psychoanalyse von Hörigkeitsverhältnissen. Frankfurt/M. 1989. Speziell zur literarischen Verarbeitung vgl. Cornelia Blasberg: Geschichte als Palimpsest. Schreiben und Lesen über die »Kinder der Täter«. In: DVjs: 3 (2002), S. 464–495. Zu den Kindern der Opfer vgl. dagegen Helen Epstein: Children of the Holocaust: Conversations with Sons and Daughters of Survivors. New York: Putnam 1979.   zurück
17 
Insbesondere in Sigmund Freud: Erinnern, Wiederholen und Durcharbeiten. In: Anna Freud (Hg.): Sigmund Freud. Gesammelte Werke. London: Imago 1946, S. 125–136.   zurück
18 
Alexander und Margarete Mitscherlich: Die Unfähigkeit zu trauern. Grundlagen kollektiven Verhaltens. Leipzig: Reclam 1990.   zurück
19 
Ebd., S. 38.   zurück
20 
Sigrid Weigel: Télescopage im Unbewußten. Zum Verhältnis von Trauma, Geschichtsbegriff und Literatur. In: Elisabeth Bronfen, Birgit Erdle und Sigrid Weigel (Hg.): Trauma: Zwischen Psychoanalyse und kulturellem Deutungsmuster. Köln, Weimar, Wien: Böhlau 1999, S. 51–76, hier S. 66. Vgl. auch Sigrid Weigel: Die ›Generation‹ als symbolische Form. Zum genealogischen Diskurs im Gedächtnis nach 1945. In: figurationen: gender, literatur, kultur 0 (1999), S. 158–173.   zurück
21 
Harald Welzer: Im Gedächtniswohnzimmer. Warum sind Bücher über die eigene Familiengeschichte so erfolgreich? Ein ZEIT-Gespräch mit dem Sozialpsychologen Harald Welzer über das private Erinnern. Die Zeit, Nr. 14, S. 44. Zur Frage einer Traumatisierung der Täter bzw. einer traumatischen Kultur in Deutschland vgl. auch Micha Brumlik: Deutschland – eine traumatische Kultur. In: Klaus Naumann (Hg.): Nachkrieg in Deutschland. Hamburg: Hamburger Edition 2001, S. 409–418; Günter Butzer: Fehlende Trauer. Verfahren epischen Erinnerns in der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur. München: Fink 1998; Eric Santner: Stranded Objects: Mourning, Memory, and Film in Postwar Germany. Ithaca: Cornell University Press 1990.   zurück
22 
Die Konstruktion einer homogenen Erinnerungsgemeinschaft ist, wie Friederike Eigler überzeugend argumentiert, ein grundsätzliches Problem der deutschsprachigen Gedächtnistheorie; Friederike Eigler: Gedächtnis und Geschichte in Generationenromanen seit der Wende. Berlin: Erich Schmidt 2005.   zurück
23 
Vgl. Stuart Taberner: German Nostalgia? Remembering German-Jewish Life in W.G. Sebald's Die Ausgewanderten und Austerlitz. In: Germanic Review 79: 3 (2004), S. 181–202; Maya Barzilai: Facing the Past and the Female Spectre in W.G. Sebald's The Emigrants. In: Jonathan J. Long und Anne Whitehead (Hg.): W.G. Sebald – A Critical Companion. Seattle: University of Washington Press 2004, S. 203–216, sowie meinen eigenen Aufsatz: Silke Horstkotte: Transgenerationelle Blicke: Fotografie als Medium von Gedächtnistradierung in Die Ausgewanderten. In: Ruth Vogel-Klein (Hg.): W.G. Sebald: Mémoire. Transferts. Images. (Erinnerung. Übertragungen. Bilder.) 2005, S. 47–64.   zurück
24 
Schmitz spricht von einem »almost total lack of authorial comment« (S. 92), aber die Existenz auktorialer Kommentare, die nicht durch einen Erzähler vermittelt sind, wird von der neueren Erzählforschung mehrheitlich in Frage gestellt; vgl. zusammenfassend Frank Zipfel: Fiktion, Fiktivität, Fiktionalität. Analysen zur Fiktion in der Literatur und zum Fiktionsbegriff in der Literaturwissenschaft. (Allgemeine Literaturwissenschaft – Wuppertaler Schriften, 2). Berlin: Erich Schmidt 2001.   zurück
25 
Zu einem ähnlichen Befund kommt auch Friederike Eigler, die bei Schmitz allerdings bemerkenswerterweise nicht zitiert wird: in Ein springender Brunnen herrsche ein »Gestus des ›Wegschauens‹«, das den Bereich des Ästhetischen aus dem Bereich des Ethischen ausnimmt. Friederike Eigler: Nostalgisches und kritisches Erinnern am Beispiel von Martin Walsers Ein springender Brunnen und Monika Marons Pawels Briefe. In: Elke Gilson (Hg.): Monika Maron in Perspective: »Dialogische« Einblicke in zeitgeschichtliche, intertextuelle und rezeptionsbezogene Aspekte ihres Werkes. Amsterdam, New York: Rodopi 2002, S. 157–180. Der bei Schmitz zitierte Begriff der »negativen Symbiose« stammt von Dan Diner: Negative Symbiose: Deutsche und Juden nach Auschwitz. In: Babylon 1 (1986), S. 9–20.   zurück
26 
Vgl. Omer Bartov: Germany as Victim. In: New German Critique 80 (2000), S. 29–40.   zurück
27 
Publiziert als W.G. Sebald: Luftkrieg und Literatur. Mit einem Essay zu Alfred Andersch. 2. Aufl. Frankfurt/M.: S. Fischer 2002. Vgl. Graham Jackman (Hg.): The End of a Taboo? The Experience of Bombing and Expulsion in Contemporary German »Gedächtniskultur«. German Life and Letters 57:4 (special issue). Oxford: Blackwell 2004; Susanne Vees-Gulani: Trauma and Guilt: Literature of Wartime Bombing in Germany. Berlin, New York: de Gruyter 2003; Volker Hage: Zeugen der Zerstörung. Die Literaten und der Luftkrieg. Frankfurt/M.: S. Fischer 2003.   zurück
28 
Vgl. Kirsten Prinz: »Mochte doch keiner was davon hören« – Günter Grass' Im Krebsgang und das Feuilleton im Kontext aktueller Erinnerungsverhandlungen. In: Astrid Erll und Ansgar Nünning (Hg.): Medien des kollektiven Gedächtnisses: Konstruktivität – Historizität – Kulturspezifität. Berlin, New York: de Gruyter 2004, S. 179–194. sowie Axel Dornemann: Flucht und Vertreibung aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten in Prosaliteratur und Erlebnisbericht seit 1945: Eine annotierte Bibliographie. (Hiersemanns bibliographische Handbücher, 17). Stuttgart: Hiersemann 2005; Sascha Feuchert (Hg.): Flucht und Vertreibung in der deutschen Literatur: Beiträge, (Gießener Arbeiten zur neueren deutschen Literatur und Literaturwissenschaft, 21). Frankfurt/M. u. a.: Peter Lang 2001; Elke Mehnert (Hg.): Landschaften der Erinnerung: Flucht und Vertreibung aus deutscher, polnischer und tschechischer Sicht, (Studien zur Reiseliteratur- und Imagologieforschung, 5). Frankfurt/M. u. a.: Peter Lang 2001.   zurück
29 
Constanze Jaiser: Rezension zu Anonyma – Eine Frau in Berlin (Die Andere Bibliothek 221) Frankfurt/M.: Eichborn, 2003. In: H-Soz-u-Kult (5.12.2003). URL: http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/rezensionen/2003-4-138 (Datum des letzten Zugriffs: 29.09.2006).   zurück
30 
So auch schon Stephan Braese: Bombenkrieg und literarische Gegenwart. In: Mittelweg 36: 1 (2002), S. 2–24.   zurück
31 
Susanne Vees-Gulani: Trauma and Guilt: Literature of Wartime Bombing in Germany. Berlin, New York: de Gruyter 2003.   zurück
32 
Vgl. hierzu Jochen Vogt: Er fehlt, er fehlte, er hat gefehlt ... Ein Rückblick auf die sogenannten Väterbücher. In: Stephan Braese u.a. (Hg.): Deutsche Nachkriegsliteratur und der Holocaust. Frankfurt/M., New York: Campus 1998, S. 385–412.   zurück
33 
Vgl. hierzu im Detail Friederike Eigler: Nostalgisches und kritisches Erinnern am Beispiel von Martin Walsers Ein springender Brunnen und Monika Marons Pawels Briefe. In: Elke Gilson (Hg.): Monika Maron in Perspective: »Dialogische« Einblicke in zeitgeschichtliche, intertextuelle und rezeptionsbezogene Aspekte ihres Werkes. Amsterdam, New York: Rodopi 2002, S. 157–180. sowie Friederike Eigler: Engendering Cultural Memory in Selected Post-Wende Literary Texts of the 1990s. In: German Quarterly 74: 4 (2001), S. 392–406.   zurück
34 
Vgl. v. a. Corina Caduff: Missbrauchte Geschichte: Monika Maron macht sich auf die Spurensuche nach ihrem polnisch-jüdischen Grossvater. Die Weltwoche, 25.2.1999; Robin Detje: Ich bin der Sieger der Geschichte. »Pawels Briefe«: In ihrem neuen Buch nimmt Monika Maron die DDR sehr persönlich. Berliner Zeitung, 23.2.1999.   zurück
35 
Vgl. hierzu wiederum Friederike Eigler: Nostalgisches und kritisches Erinnern am Beispiel von Martin Walsers Ein springender Brunnen und Monika Marons Pawels Briefe. In: Elke Gilson (Hg.): Monika Maron in Perspective: »Dialogische« Einblicke in zeitgeschichtliche, intertextuelle und rezeptionsbezogene Aspekte ihres Werkes. Amsterdam, New York: Rodopi 2002, S. 157–180.   zurück
36 
So erschien W.G. Sebalds Austerlitz fast ein Jahr vor dem Tod des Autors, nicht danach, und Ambros Adelwarth und Cosmo Salomon in der Erzählsammlung Die Ausgewanderten desselben Autors wurden durch Nachrichten über den ersten Weltkrieg traumatisiert, nicht durch den Holocaust.   zurück
37 
U. a. Die Kassiererinnen (Rowohlt, 1998); Ein Regenschirm für diesen Tag (Hanser, 2001).   zurück