Kammer über Begemann / Wellbery (Hg.): Kunst – Zeugung – Geburt

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Stephan Kammer

Kulturwissenschaftliche Erkundungen
ästhetischer Produktivitätskonzepte

  • Christian Begemann / David E. Wellbery (Hg.): Kunst – Zeugung – Geburt. Theorien und Metaphern ästhetischer Produktion in der Neuzeit (Reihe Litterae 82). Freiburg i. Br.: Rombach Verlag 2002. 423 S. Kart. EUR (D) 49,90.
    ISBN 3-7930-92747.


Inhalt

David E. Wellbery: Kunst – Zeugung – Geburt. Überlegungen zu einer anthropologischen Grundfigur, S. 9–36 | Glenn W. Most: Sechs Bemerkungen zum platonischen Eros, S. 37–49 | Andreas Kablitz: Die Natur des Eros und der Eros der Natur. Ethik und Schöpfung in Dantes Commedia (Purgatorio XVII / XVIII), S. 51–87 | Albrecht Koschorke: Inseminationen. Empfängnislehre, Rhetorik und christliche Verkündigung, S. 89–110 | Christopher J. Wild: Neros Kaiserschnitt. Das Phantasma der Selbstgeburt absoluter Macht in Lohensteins Agrippina, S. 111–149 | Cornelia Blasberg: Werkstatt am >Strom< oder: Das Dädalus–Syndrom. Produktionsphantasien im Göttinger Hain, S. 151–175 | Heinrich Bosse und Johannes Friedrich Lehmann: Sublimierung bei Jakob Michael Reinhold Lenz, S. 177–201 | Helmut Pfotenhauer: Apoll und Armpolyp. Die Nachbarschaft klassizistischer Kreationsmodelle zur Biologie, S. 203–224 | Rüdiger Campe: Zeugen und Fortzeugen in Karl Philipp Moritz' Über die bildende Nachahmung des Schönen, S. 225–249 | Barbara Vinken: Wo Joseph war, soll Prometheus werden: Michelets männliche Mütter, S. 251–270 | Helmut Müller-Sievers: "Eine ungeheure Kluft." Nietzsche, die Geburt der Tragödie und das Maß in der Dichtung, S. 271–291 | Gerhard Neumann: "Wie eine regelrechte Geburt mit Schmutz und Schleim bedeckt". Die Vorstellung von der Entbindung des Textes aus dem Körper in Kafkas Poetologie S. 293–324 | Claudia Öhlschläger: "Der Kampf ist nicht nur eine Vernichtung, sondern auch die männliche Form der Zeugung". Ernst Jünger und das >radikale Geschlecht< des Kriegers", S. 325–252 | Walter Erhart: Der Germanist, die Dichtung und die >nicht mehr zeugungsfähigen Mächte<. Wissenschaftshistorische Anmerkungen zum paternalen Selbstwertgefühl der deutschen Literaturwissenschaft, S. 353–379 | Christian Begemann: Die Schrift des Körpers und der Körper der Schrift. Anthropologie und Semiotik in Peter Greenaways The Pillow-Book, S. 381–420

Wer sich mit Fragen nach der ästhetischen Produktivität beschäftigt, sieht sich schnell dem Trivium von psychologisch-anthropologischen Kreativitätstheorien, sogenannten >Selbstzeugnissen< ästhetisch Schaffender und den sperrigen, aber unverzichtbaren Zeugnissen ihrer konkreten Arbeit gegenüber, wie sie – zumindest was die Literatur betrifft – immer noch gerne in schwer zugänglichen Apparatbänden versteckt sind. Den ersten beiden Wegen, wenigstens den Verlockungen, ihnen methodisch allzu naiv zu folgen, stellt nun der zu besprechende Sammelband eine mehr als plausible Alternative entgegen: das Unterfangen nämlich, in breiter kulturwissenschaftlicher Perspektive einen zentralen metaphorischen Komplex der Thematisierung ästhetischer Produktivität, die traditionsreiche Analogiebildung zu biologisch->natürlichen< Zeugungs- und Fortpflanzungsmodellen, aufzuschlüsseln.

Diese Denkfigur hat, wie es scheint, noch die einschneidendsten Verwerfungen des europäischen Kunstverständnisses überstanden; ihre Implikationen weisen sowohl weit über den genuinen Bereich des Ästhetischen hinaus wie über die Szenen konkreter ästhetischer Produktivität – deren Spuren, nebenbei gesagt, diese Denkfigur oft genug als eminent metaphorische Figuration sichtbar werden lassen.

Der Beitrag von David E. Wellbery, der den Band eröffnet ("Kunst – Zeugung – Geburt. Überlegungen zu einer anthropologischen Grundfigur", S. 9–36), konturiert, wie es der Titel in Aussicht stellt, die hier verhandelte Problemstellung im Interdiskurs von Anthropologie und Ästhetik. Zwei Beobachtungen dienen dabei zur Präzisierung der Fragestellung: Zunächst die traditionsreiche und vielfältige semantische Engführung von ästhetischer Produktion und biologischer Prokreation. Überdies nimmt diese Konfiguration wiederholt die "Leitfunktion bei der Artikulation des kulturellen und insbesondere des künstlerischen Selbstverständnisses" (S. 9) ein – beide diskursiven Verfahren werden im historischen Raum der sog. abendländischen Kulturgeschichte zwischen Platon und Sloterdijk je neu aktualisiert.

Homogen ist dieser diskursive Raum – obwohl, oder vielleicht gerade weil in ihm in aller Grundsätzlichkeit die Relation von Natur und Kultur zur Diskussion steht – indes keineswegs. Nimmt man die "operative Dimension" (S. 13, i.O. kursiv) der ihm zugrundeliegenden semantischen Felder in den Blick, läßt sich "die eigentümliche Doppelbewegung [...] beobachten, die die zeugungssemantische Bestimmung der Kunstproduktion generell kennzeichnet":

Diese bedient sich einerseits der Unterscheidung zwischen den Bereichen >Natur< und >Kultur< und trägt maßgeblich zur Erhaltung und Entfaltung dieser semantischen Distinktion bei; andererseits aber suspendiert sie die Opposition, stellt zwischen den getrennten Sphären Sinnbezüge dergestalt her, daß sich die eine Sphäre mit dem Vokabular und Bildfeld der anderen beschreiben läßt. In diesem Sinne ist der Komplex Kunst – Zeugung – Geburt als ein Topos zu begreifen, an dem die paradoxe Einheit der semantischen Unterscheidung Natur / Kultur verhandelt wird. (S. 13)

Damit ist das methodische Konzept benannt, mit dem die >anthropologische Grundfigur< gerade in der Variabilität ihrer historischen Erscheinungsformen rekonstruiert werden kann: Geschichte der ästhetischen Reflexion / der Poetologie als Diskursgeschichte und vice versa, um so die gegenseitige Verschränkung semantisch distinkter Bereiche an ihrem jeweiligen metaphorischen Übertragungsort kenntlich werden zu lassen.

Wellbery führt diese Übertragungsleistung überzeugend an den zentralen Umbruchstellen dieses Interdiskurses vor; zunächst in den Entwürfen um 1800, deren biologisch-physiologisches Bezugsmodell der Prokreation von der "Ablösung der Präformationstheorie durch das Konzept der Epigenesis" (S. 20) gekennzeichnet ist und deren poetologisch-ästhetische Reflexionsfigur die des >Genies< darstellt. Er zeigt, wie bei Schelling, Wilhelm von Humboldt und vor allem in Johann Wilhelm Ritters Fragmenten aus dem Nachlasse eines jungen Physikers (1810) der Versuch unternommen wird, "eine einheitliche Beschreibungssprache für die Bereiche der Natur und der Kultur zu erfinden" (S. 18). Im Zentrum dieses ersten historischen Querschnitts steht im Bereich der ästhetischen Produktionsreflexion die Verschiebung vom "alteuropäische[n] Standardmodell biologisch-kultureller Vaterschaft" und seiner Varianten zur "Figur der Selbstzeugung, der Autogeneration" (S. 21f.), die Wellbery an der poetologischen Programmatik des jungen Goethe diagnostiziert. 1

Einen weiteren Einschnitt macht Wellbery an der im Anschluß an Nietzsches Geburt der Tragödie erfolgenden "Ontologisierung der Prokreation" (S. 30) um 1900 fest. Die topische Verschränkung von biologischer Fortpflanzung und ästhetischer Produktion steht darin im Zeichen ausdifferenzierter physiologischer und psychologischer Theorieentwürfe zur Geschlechterdifferenz und zu Übergängen zwischen den Geschlechtern, wie sie Freud, Fließ und Weininger anbieten; die spekulativen Kreationsmodelle beziehen daraus das Fundament einer radikalen und neuartigen metaphorischen Sexualisierung kultureller Phänomene.

Wie Wellbery ausblickend an einer Passage aus Hermann Brochs >Tod des Vergil< zeigen kann, behindert auch das im 20. Jahrhundert einsetzende Reflexivwerden der topischen Konfiguration von Kunst, Zeugung und Geburt und damit ihre Verwendung "im Wissen um [ihren] Charakter als eine anthropologische Grundfigur" (S. 35) nicht die Aktualität ihres semantisch-metaphorischen Übertragungspotentials. Der "Topos Kunst – Zeugung – Geburt [ist] auch für die Krisendiskurse und kulturellen Exhaustionssyndrome des vergangenen Jahrhunderts eine aufgrund ihrer anthropologischen Relevanz unverzichtbare semantische Ressource geblieben" (S. 35f.).

Zeugungslustige Seelen

Mit Wellberys Eröffnungsbeitrag ist auf beeindruckende Weise der methodische und historische Rahmen umrissen, in dem sich der größte Teil der Aufsätze dieses Bandes in meist monographischer Konzentration auf einzelne Autoren bewegt. Die chronologisch angeordneten Beiträge setzen jedoch sinnvollerweise um einige Jahrhunderte früher ein: Glenn W. Most rekonstruiert in seinen "Sechs Bemerkungen zum platonischen Eros" (S. 37–49) die vor allem im Gastmahl angelegten Verknüpfungs- resp. Ersetzungsverhältnisse von biologischer Prokreation und kultureller Produktion. Auf die vorplatonische Tradition der Problematisierung von menschlicher Sterblichkeit und Unsterblichkeit des Ruhmes / des Werks / des Logos verweisend (S. 47f.), macht Most auf die präzise rhetorische Inszenierung des Dialogs und insbesondere der durch Sokrates gebrochenen Rede der Diotima aufmerksam, die in der klimaktischen Reihung der Ausdrucksformen und Objektbindungen des (männlichen) Begehrens die Brüchigkeit ihrer logischen Verknüpfung maskiert:

Die scheinbar unaufhaltsam hinaufstrebende Aufwärtsbewegung ist dazu geeignet, eine Kontinuität in den Übergangen von der einen Stufe zu der nächsten zu suggerieren und dadurch von der tatsächlichen logischen Andersartigkeit dieser Schritte abzulenken: Von der ersten Stufe (einem schönen Körper) zu der nächsten (vielen schönen Körpern) führt eine einfache Pluralisierung, zu der nächsten (allen schönen Körpern) eine Verallgemeinerung innerhalb einer bestimmten Kategorie, zu der nächsten (Bestrebungen) eine Abstraktion samt Kategorienwechsel, zu der nächsten (Wissenschaften) ein Verwandtschaftsverhältnis mit zunehmender Strenge, zu der letzten (dem Schönen schlechthin) ein Wechsel zur Grundprämisse oder dem Grundgegenstand. (S. 43)

Es ist also weniger eine Idealisierung oder Ersetzung des biologischen Eros zugunsten des / durch den philosophischen, der in der suggestiven Rhetorik des Gastmahls am Werk ist, es sind vielmehr Strategien der "Erregung, Steigerung, Kanalisierung [des Sexualtriebs], Umwendung gegen sich selbst und Umleitung auf neue Gegenstände hin" (S. 45). Die "Zeugung im Schönen, dem Körper wie dem Geiste nach" (206b), der sich der Eros verschrieben hat, bildet die letztlich paradoxe Chiffre der Übertragbarkeit, die den in den Beiträgen des Bandes kartographierten Interdiskurs möglich macht.

In Andreas Kablitz' Untersuchung zu Dantes Commedia bleibt dieser jedoch bedauerlicherweise ein marginaler Teil der Argumentation ("Die Natur des Eros und der Eros der Natur. Ethik und Schöpfung in Dantes Commedia (Purgatorio XVII / XVIII)", S. 51–87). Zwar vermag Kablitz auf ausführliche und einsichtige Weise zu zeigen, wie einerseits in Dantes Werk eine "konsequente Parallelisierung von Handlungstheorie und Schöpfungslehre" (S. 79) vorgenommen wird und andererseits die "spezifische Leistung der poetischen Rede [...] eine theoretische Qualität" (S. 76) gewinnen kann. Die Engführung dieser beiden Argumentationslinien, die es möglicherweise erlauben würde, Dantes genuin poetische Theorie menschlichen Handelns auch als Modell einer spezifischeren Reflexion ästhetischer Produktion zu thematisieren, bleibt jedoch aus.

Ganz anders in Albrecht Koschorkes Aufsatz ("Inseminationen. Empfängnislehre, Rhetorik und christliche Verkündigung", S. 89–110): Ausgehend von der Zeugungstheorie des frühneuzeitlichen Arztes und Anatomen William Harvey, an der die Übertragungsmöglichkeiten des >körperlich<-biologischen und >geistig<-kulturellen Zeugungsdiskurses herausgearbeitet werden können, bietet Koschorke einen konzentrierten Abriß der Christianisierung der aristotelischen und platonischen Zeugungslehre. Harvey stellt mit einer physiologischen Fundierung von "Topoi der antiken Mimesis-Lehre" die These auf, "daß jede eidetische Tätigkeit des Intellekts den biologischen Zeugungsakt nachahmt" (S. 93). Doch in diesem aristotelischen Begründungsmodell seines argumentativen Gebäudes ist mit der Verschiebung von der "Berührungskausalität" (S. 90, i.O. kursiv) zur "Übertragungskausalität" (S. 92, i.O. kursiv) eine entscheidende Differenz gesetzt: An die Stelle des "Kontinuum[s] und damit d[er] entelechische[n] Einheit von geistiger Form und materieller Substanz" (S. 96), welche die aristotelische Zeugungslehre auszeichnen, steht in Harveys Modell "eine Lücke im Zeugungsgeschehen" (S. 90). Diese Lücke läßt sich, wie Koschorke überzeugend darlegen kann, auf die patristisch-scholastischen Tradition der doppelten Zeugung des Menschen zurückführen; die Übertragung der "Konzeptionslehre in die Sphäre des intellektuellen Verkehrs" (S. 97) beruht ihrerseits auf einer genuin christlichen Adaptation des rhetorischen Kommunikationsmodells (vgl. S. 97–105).

Die Strategie dieser beiden Diskursmodelle zielt darauf ab, "alle rein irdischen Verbindungslinien, seien sie intergenerativer oder kommunikativer Natur, durch die Intervention einer transzendenten Macht zu unterbrechen" (S. 105). An den Ort dieser Unterbrechung tritt, wie Koschorke abschließend zeigt, Maria. Zeugung qua Verkündigung und jungfräuliche Mutterschaft formieren eine "Gegenmythologie gegen den sexuellen Prokreationismus der antiken Welt", in der "die christliche Madonna, von den Theologen auch Maria mediatrix genannt, so etwas wie die Stammutter der artifziellen Zeugungen und Geburtsakte" (S. 109) wird, in denen die Reflexion kultureller Produktivität begründet liegt.

Eine artifizielle Zeugung ganz anderer Art steht im Zentrum des Beitrags von Christopher J. Wild ("Neros Kaiserschnitt. Das Phantasma der Selbstgeburt absoluter Macht in Lohensteins Agrippina", S. 111–149). Den Themenkomplex des Bandes zur Frage nach dem Konnex von Politik-Zeugung-Geburt hin erweiternd, zeigt Wild in seiner ausführlichen und materialreichen Interpretation von Lohensteins Cäsarendrama, wie die barocke Figuration absoluter Macht in letzter Konsequenz als "Prozeß der phantasmatischen Selbstsetzung" (S. 144) hyperbolisiert wird. Neros Muttermord und seine Autopsie von Agrippinas Leichnam, die "Inszenierung einer Geburt durch einen postmortalen Kaiserschnitt" (S. 131), sowie der beinahe vollzogene Inzest lassen sich als Symptome des Konflikts zwischen natürlicher und kultureller Genealogie lesen, der aus der Setzung absoluter kaiserlicher Souveränität entspringt: "Der Kaiser stellt einen Menschen dar, dessen Geburt durch einen Schnitt gekennzeichnet ist, der ihn von seinem biologischen Ursprung abschneidet und trennt" (S. 132).

Kunstgeburten um 1800

Mit der von Wellbery pointierten ersten historischen Zäsur, dem ausgehenden 18. Jahrhundert, beschäftigen sich vier Einzelstudien des Bandes.

Cornelia Blasberg erinnert in ihrem Beitrag zum Göttinger Hain ("Werkstatt am >Strom< oder: Das Dädalus-Syndrom. Produktionsphantasien im Göttinger Hain", S. 151–175) daran, daß das Genie-Konzept zwar die dominante, aber keineswegs einzige Möglichkeit zur Reflexion kultureller Produktion gestellt hat. In Entwürfen kollektiver Autorschaft – Blasberg spricht von "Dichter-Werkstätten" und "Autoren-Kollektiven" (S. 152) – dominiert ein poetologisches Modell, das eher von ökonomischen Produktions- als von biologischen Prokreationsmetaphern geleitet wird. Wenn aber "Dichten als harte Arbeit [am Material Sprache] konnotiert wird" (S. 163), die sich innerhalb eines Kollektivs organisiert, dann taugen die individualheroisch-mythologischen Modelle der Geniereligion nicht zur symbolischen Kodifizierung der eigenen kreativen Tätigkeit.

Die Dichter des Göttinger Hains wählen sich demgemäß ihren mythologischen Ahnen im "Werkmeister und Techniker" (S. 153) Dädalus. Die komplexe Strukturierung dieses Mythos, in dem "Technisches und Persönliches, die Impulse von positiver Instruktion und negativer Sanktion" sich wechselseitig bedingen und einen "für das Werkstatt-Konzept bedeutungsvollen Zusammenhang von technischer Kunstfertigkeit und psychosozialer Dynamik" (S. 154) hervorbringen, der aber ebenso Anschlußmöglichkeiten im Rahmen der Genieästhetik (Ikarus) offenhält, ermöglicht die Inszenierung von Metaphern kollektiver und bewußt als artifiziell codierter Produktion. Besonders erhellend werden Blasbergs Ausführungen, wenn man sich an das von Wellbery eingangs des Bandes beschriebene Modell der Autogeneration erinnert: Sie unterstreichen den Eindruck, daß gerade die Differenz zur Denkfigur biologisch-genealogischer Vater- und Mutterschaft, die in den Metaphern ästhetischer Produktion bei allen interdiskursiven Schnittstellen zur Biologie artikuliert wird, in der Ausdifferenzierung des Systems Literatur im 18. Jahrhundert die ausschlaggebende Rolle spielt.

Dieser Differenz ist auch die anthropologische Poetik von J.M.R. Lenz verschrieben, die den Gegenstand des Aufsatzes von Heinrich Bosse und Johannes Friedrich Lehmann bildet ("Sublimierung bei Jakob Michael Reinhold Lenz", S. 177–201). Die in der Auseinandersetzung mit der Philosophie des französischen Materialismus eines Helvétius und Thiry d'Holbach entwickelte physikalische Anthropologie der "Konkupiszenz" (vgl. S. 180–183) und deren >Platonisierung< resp. >Christianisierung< durch Lenz bildet nun aber weniger eine (metaphorische) Matrix kultureller Produktion als vielmehr ein "System der energetischen Rückkoppelung", dessen "Regelkreis von Steigerungen […] kein anderes Produkt hervor[bringt] als sich selber, den Imperativ unaufhörlicher Steigerungen" (S. 191). Den doppelten Grund dieses Systems, Körper und Glaube, zwingt Lenz in den ästhetischen Begriffen der Mimesis und des "Standpunktnehmens" (S. 197f.) indes nicht zu einer genieästhetischen Synthese von Produktivität zusammen; sein Versuch befaßt sich "nicht mit der Umwandlung von Energie, sondern mit ihrem Transfer" (S. 177) und formuliert so ebenfalls ein deutliches Gegenmodell zur dominanten Poetik des Genies – auch wenn die darin angelegte Selbstregulierung zunächst mit dem Konzept der Autogeneration durchaus kompatibel scheint:

Tatsächlich gehen weder der Schöpfer noch das Werk aus dieser Poetik hervor. An ihrer Stelle tobt der süße Tumult schöpferischer Kräfte, der aus der Dynamik der Abstoßung an eine Grenze vorstößt, derart, daß er auf den Empfänger überspringen kann. […] Wo für andere Autoren die Liebe Schöpfer und Werk, Geschaffenes und Gezeugtes zusammenschließt, punktualisiert sich ihm [Lenz] der dichterische Prozeß zu einer dezentrierten Kommunikation. (S. 200f.)

Ins Zentrum der klassizistischen Ästhetik der zweiten Jahrhunderthälfte zielen Helmut Pfotenhauer ("Apoll und Armpolyp. Die Nachbarschaft klassizistischer Kreationsmodelle zur Biologie", S. 203–224) und Rüdiger Campe ("Zeugen und Fortzeugen in Karl Philipp Moritz' Über die bildende Nachahmung des Schönen", S. 225–249). Während Pfotenhauers Beitrag in Winckelmanns und Moritz' Ästhetikmodellen die durchaus ambivalenten "Konjunktionen" (S. 212) zu biologischen Prokreationstheorien herausstellt und für Winckelmann ein in >androgyner< "diskursive[r] Logik" (S. 213) sistiertes Oszillieren zwischen Konzepten der Präformationstheorie und der Epigenesis, für Moritz die mit der Entscheidung für das Epigenesismodell eingehandelte "Kontingenzangst" (S. 222) diagnostiziert, konzentriert sich Campe mit Gewinn auf die Verwerfungen in der – nicht zuletzt aufgrund ihrer Entstehungsumstände (vgl. v.a. S. 245–248) – komplexen Moritz'schen Ästhetik.

Campe zeigt, wie Moritz' Entwurf durch den Sprung zur Metaphorik der Geschlechterdiskurse und der sexuellen Fortpflanzung "d[er] unwahrscheinliche Zusammenfügung von Bilden und Nachahmen, die das Hybrid des Titels seiner Programmschrift abgibt" (S. 229), nicht nur Plausibilität zu verschaffen verspricht, sondern damit im Zentrum der ästhetischen Theoriebildung auch eine Serie von Paradoxa in Gang setzt, welche die basalen Fragen der klassizistischen Ästhetik betreffen: die Relation von Form und Wahrnehmung, von Nachahmung und Bildung, von Ganzem und Teil. Der rhetorische Sprung nämlich führt in Diskursformationen, die ihrerseits heterogenen Ordnungen unterliegen und die deshalb kein einfaches Abbildungs- oder Analogieverhältnis in den dadurch korrelierten Bereichen zu konstatieren erlauben. Campes Lektüre belegt damit eindrucksvoll die von Wellbery eingangs angemahnte Notwendigkeit, die je spezifischen Verschränkungen des Interdiskurses von Ästhetik und Biologie zur Grundlage der Textanalyse werden zu lassen.

Politische und "ästhetische Gebärfreudigkeit"

Im Vergleich zu der von Campe bei Moritz festgestellen Heterogenität der biologisch-sexuellen Metaphorik zwischen Spiel, Gewalt und Fortpflanzung scheint Jules Michelets Modell des Übertragungsdiskurses geradezu banal. Barbara Vinken ("Wo Joseph war, soll Prometheus werden: Michelets männliche Mütter", S. 251–270) zeigt in einem Beitrag, der den Bezug zum Sammelbandthema der ästhetischen Produktivität allerdings kaum einzulösen vermag, wie Michelet in seiner Begründungs- und Legitimationsgeschichte der französischen Republik eine "penible Übertragung religiöser Strukturen auf die laizistische Republik" (S. 253) vornimmt.

Die Nation, genauer: die diese figurierenden >Kernfamilien< erscheinen dabei, in der diskursiven "Überblendung von Herz-Jesu und Gebärmutter" (S. 260), als eine postreligiöse "familia Christi" (S. 253) – eine Übertragungsleistung, deren Ambivalenz im Umstand liegt, daß Michelet gerade dieses christlich-katholische Modell geistig-spiritueller Generativität "als Grund allen Übels identifiziert" (S. 254) und einer harschen Kritik unterzieht. Mit der biologischen Reliterarisierung der Metaphorik geistiger Mutterschaft einher geht die Vertreibung der (geistig von ihrem Ehemann in dieses Dispositiv erst erschaffenen, >geborenen<; vgl. S. 263f.) Frau aus dem Bereich der Öffentlichkeit:

Michelet bemüht die Tropen der Familien in Christo zu ihrem entgegengesetzten Ende: zur Durchsetzung der bürgerlichen Ideologie von monogamer Ehe und Privatheit der Familie und der daran hängenden Arbeitsteilung der Geschlechter, die weibliche Selbständigkeit ausschließt und die öffentliche Sphäre zu einer tatsächlich brüderlichen, nämlich rein männlichen macht. (S. 263)

Helmut Müller-Sievers (">Eine ungeheure Kluft.< Nietzsche, die Geburt der Tragödie und das Maß in der Dichtung", S. 271–291) setzt sich mit Friedrich Nietzsches gemeinhin als Schlüsseltext und Gipfelpunkt der "ästhetische[n] Gebärfreudigkeit des 19. Jahrhunderts" (S. 271) verstandenen Geburt der Tragödie auseinander und vermag durch die Berücksichtigung von Nietzsches philologischen Aufzeichungen aus den frühen 1870er Jahren 2 einige bemerkenswerte Akzentverschiebungen in diesem Verständnis zu erzielen. Diese Aufzeichnungen präsentieren, so Müller-Sievers, "eine Reihe von Überlegungen [...], die der offiziellen, geburtsfreudigen Lesart der G[eburt]d[er]T[ragödie] strikt zuwiderlaufen" (S. 273).

Da Nietzsche in seinen Überlegungen die antike Rhythmik als "zeitmessende Rhythmik" beschreibt, die "quantitierend und nicht akzentuierend", also "nicht an der Amplitude, sondern an der Frequenz orientiert" (S. 279) ist, und die moderne Metrik mit ihrer "Präponderanz der Melodie und der Harmonie" (S. 283) im Verhältnis dazu als ">ungeheure Kluft<" 3 und als "Dekadenzphänomen" (S. 287) bestimmt, erkennt Müller-Sievers in der Geburt der Tragödie eine "Szene, auf der sich zwei gegensätzliche Argumentationsrichtungen offen durchkreuzen": "Dionysische Musik, indem sie sich auf die Intensität des Tones und nicht auf die Proportionalität der Töne stützt, ist nach-apollinische Musik" (S. 286f.) und damit weit entfernt von der Möglichkeit, den verdrängten Ursprung künstlerischer Erfahrungsmöglichkeiten in einer wie immer beschaffenen >Wiedergeburt< zugänglich oder auch nur "den Zusammenhang von Antike und Moderne als organischen Zeugungsvorgang" (S. 291) denkbar zu machen.

Die reflexive Wendung des Interdiskurses
von ästhetischer Produktion und Geburt

Müller-Sievers' Beitrag zu Nietzsche bereitet die chronologisch und epistemologisch abschließende Gruppe von Aufsätzen vor, die sich mit der Problematik des metaphorischen Transfers zwischen Produktion und Prokreation um und nach 1900 beschäftigen. Gewissermaßen eine Summe seiner langjährigen Auseinandersetzung mit Kafkas Poetologie 4 legt Gerhard Neumann vor (">Wie eine regelrechte Geburt mit Schmutz und Schleim bedeckt<. Die Vorstellung von der Entbindung des Textes aus dem Körper in Kafkas Poetologie", S. 293–324). Geradezu exemplarisch vollzieht sich in der "parallel geschaltete[n] Inszenierung von Selbstgeburt und Schreibgeburt" (S. 310), die Kafkas Tagebuchaufzeichnungen und Briefe prägen, die reflexive Wendung der Übertragungsleistung zwischen Sprache, Körperlichkeit und Kunst – d.h. deren Problematisierung als kulturelles Konstrukt, an dem sich die Poetologie individueller Schreibarbeit je neu und unter Risiken (bei Kafka insbesondere dem der familiären, >väterlichen< Besetzung der Produktionsstelle in diesem Transformationsmodell; vgl. S. 312–322) abzuarbeiten hat:

Das Bedeutsame an dieser Kafkaschen Konzeption, die als ein Prozeß der Poetologie-Gewinnung aufzufassen ist, muß wohl darin gesehen werden, daß er die ehrwürdige, bis in die Antike zurückreichende Metapher von der >Geburt< des Kunstwerks aus dem Künstler in einem ersten Schritt auf das Spiel zwischen realer Korporalität und Sprachproduktion bezieht; in einem zweiten Schritt sodann aus der Erfahrung mit zeitgenössischen Repräsentationsmedien – nämlich den Körpersprachen des Films, des Sports, des Tanzes, der Akrobaten und Gaukler, der Schreibtisch-Szenerie, des jiddischen Theaters, des Mischidioms des Jargons – den Vorgang kultureller Zeichenproduktion selbst in den Blick nimmt; und daß er zuletzt diesen Akt der Zeichenbildung als >künstlich<, als >Bastelei<, als >Durchquerung< gegebener Sprachbestände, als >subversives< Grenzphänomen zwischen Körperlaut und Diskurs aufzufassen sucht. (S. 311f.)

Die Umkehrung, die Kafkas Poetologie an der Metaphernreihe von >Kunst-Zeugung-Geburt< vornimmt: die "Vorstellungsfigur [...] Geburt – Zeugung – Kunst" (S. 293), spitzt die darin angelegte Aporie des >Herausspringens< aus der Reihe natürlicher Genealogie unter Beibehalt des poetologischen Konzepts der Kunstgeburt zu. Kafkas List – Neumann spricht mit Roland Barthes' Leçon von "tricherie" (S. 323) – besteht dabei in der "Überschreibung der Geburt-Zeugungs-Vorstellung mit dem alle Biologie verleugnenden Schaffensmodell von bricolage und Anagramm, von Künstlichkeit, von gebasteltem Körper, verstellter Schrift und verwirbelten Buchstaben" (S. 323): Odradek ist das Paradigma dieser Kafka'schen >Kunstgeburten<.

Die Radikalität und Konsequenz von Kafkas poetologischen Entwürfen hinsichtlich der in diesem Sammelband erforschten Metaphernkonstellation wird nicht minder deutlich als in Neumanns vorzüglicher Darstellung im Kontrast mit Ernst Jüngers Ersetzung genealogisch-familiärer durch kriegerische Zeugungszusammenhänge sichtbar. Claudia Öhlschläger (">Der Kampf ist nicht nur eine Vernichtung, sondern auch die männliche Form der Zeugung<. Ernst Jünger und das >radikale Geschlecht< des Kriegers", S. 325–252) rekapituliert in ihrem Beitrag, der sich auf den sicheren Bahnen der neueren Forschung zu Jünger und zum Diskurskomplex der >konservativen Revolution< bewegt, diese Funktion des Krieges als "Schauplatz, an dem anthropologische Grundkonstanten neu ausgehandelt und definiert werden" (S. 343).

Walter Erharts Aufsatz ("Der Germanist, die Dichtung und die >nicht mehr zeugungsfähigen Mächte<. Wissenschaftshistorische Anmerkungen zum paternalen Selbstwertgefühl der deutschen Literaturwissenschaft", S. 353–379) bietet den gerade im Kontext der reflexiven Wendung des Übertragungsdiskurses höchst interessanten Versuch einer neuen Form der Wissenschaftsgeschichte der Germanistik, die sich nicht mehr funktionsgeschichtlich mit Institution und Wissenschaftssystem oder ideologiekritisch mit den Grundlagen der Fach- und Gegenstandskonstitution auseinandersetzt, sondern eine "Interpretation ihrer Erzählungen und Darstellungsformen, eine Analyse wissenschaftlicher Rhetorik und literaturwissenschaftlicher Stilformen, eine – in Anlehnung an Stephen Greenblatt – >Poetik der Wissenschaft<" in Aussicht stellt (S. 355).

Das Fazit dieser Analyse ist so aufschlußreich wie ernüchternd: Während avancierte poetologische Entwürfe (wie Müller-Sievers für Nietzsche und Neumann für Kafka zeigen konnten) die metaphorischen Übertragungen zwischen Biologie und künstlerischer Produktion mit der geschärften Aufmerksamkeit einer >Hermeneutik des Verdachts< zu beobachten beginnen, feiern biologistische Katachresen in der Germanistik insbesondere geistesgeschichtlicher Ausprägung fröhliche Urständ:

Die Metaphorik von Zeugung und Geburt, aufgrund derer sich Germanisten plötzlich nicht nur als Geburtshelfer, Zeugungsgutachter und Taufpaten, sondern auch als >zeugende Mächte< und als durchaus konkrete >Liebhaber< der Muttersprache präsentieren, läßt sich als ein durchgehendes professionelles Kriterium der geistesgeschichtlich orientierten deutschen Literaturwissenschaften erkennen – in unmittelbarer Nachbarschaft zur zeitgenössischen Literatur und Kultur, die den organologischen Zusammenhang ästhetischer und biologischer Vorgänge thematisieren und darstellen. (S. 371)

Letztere >unmittelbare Nachbarschaft< indes gälte es noch einmal kritisch zu befragen; nichtsdestotrotz zeigt sich Erharts methodische Verschiebung in der Wissenschaftsgeschichte der Germanistik als ein äußerst geglücktes Unterfangen, 5 dem weitere Untersuchungen mit diesem Ansatz hoffentlich folgen mögen. Denn mag auch die Germanisten-Metaphorik des beginnenden 20. Jahrhunderts knappe 100 Jahre später lächerlich genug erscheinen, ihre epistemologische Produktivität sucht die Darstellungsformen und Grundbegrifflichkeiten der Philologie gerade in der Auseinandersetzung mit Problemen der ästhetischen Textproduktion und ihrer Präsentation noch heute heim. 6

Etwas isoliert im Kontext der ausschließlich textbasierten Beiträge des Bandes steht der abschließende Aufsatz von Christian Begemann ("Die Schrift des Körpers und der Körper der Schrift. Anthropologie und Semiotik in Peter Greenaways The Pillow-Book", S. 381–420). Trotzdem erscheint in Begemanns Auseinandersetzung mit Greenaways filmischem Œuvre gleichsam ein Resümee der im Band verhandelten Thematiken und Problematiken aus dem gewissermaßen verschobenen Blickwinkel des Filmemachers, der – ausgehend von den aktuellen Forschungsansätzen der Kulturwissenschaft durchaus entsprechenden Frage- und Problemstellungen – den Komplex >Kunst-Zeugung-Geburt< eben im Medium des Filmes und nicht in dem des wissenschaftlichen Aufsatzes zur Debatte stellt: "Greenaway >realisiert< die Metaphern, er setzt sie im Wortsinn ins Bild und erprobt sie, indem er ihr Bedeutungspotential an den Schicksalen veranschaulicht, denen sie auf der Ebene der Handlung unterworfen werden" (S. 414).

Begemanns Beitrag erweist sich damit als glücklicher Schlußpunkt eines im hohen Maß geglückten Bandes, der gerade an den für die diskursive Konstellation, die zu beschreiben anstand, einschlägigen Verwerfungs- und Umbruchstellen fundamentale Forschungsarbeiten präsentiert (Wellbery, Campe, Müller-Sievers, Neumann), auch darüber hinaus mit Anregungen und Materialreichtum nicht geizt und nur gelegentlich eine etwas präzisere Anbindung an den thematischen Rahmen wünschen läßt. Wer sich mit diesem zentralen metaphorischen Komplex des Diskurses über ästhetische Produktion auseinandersetzen will, wird künftig an den Beiträgen dieses Sammelbandes jedenfalls kaum vorbeikommen.




Dr. des. Stephan Kammer
Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main
Institut für Deutsche Sprache und Literatur II
Grüneburgplatz 1
D-60629 Frankfurt / Main
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Diese Rezension wurde betreut von unserem Fachreferenten Dr. Martin Stingelin. Sie finden den Text auch angezeigt im Portal Lirez – Literaturwissenschaftliche Rezensionen.

Redaktionell betreut wurde diese Rezension von Katrin Fischer.


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Anmerkungen

1 Vgl. die ausführliche Darstellung dieses Modells bei David E. Wellbery: The Specular Moment. Goethe's Early Lyric and the Beginnings of Romanticism. Stanford 1996.   zurück

2 Friedrich Nietzsche: Werke. Kritische Gesamtausgabe. Begr. v. Giorgio Colli und Mazzino Montinari. Weitergeführt v. Wolfgang Müller-Lauter u. Karl Pestalozzi. Bd. II.3: Vorlesungsaufzeichnungen 1870–1871. Bearb. v. Fritz Bornmann u. Mario Carpitella. Berlin, New York 1992. Müller-Sievers bezieht sich vor allem auf die Manuskripte Zur Theorie der quantitirenden Rhythmik, Griechische Rhythmik, Aufzeichnungen zur Metrik und Rhythmik, Rhythmische Untersuchungen.   zurück

3 Nietzsche [Anm. 2], S. 401, hier zit. S. 281.   zurück

4 Vgl. etwa Gerhard Neumann: Hungerkünstler und Menschenfresser. Zum Verhältnis von Kunst und kulturellem Ritual im Werk Franz Kafkas. In: Archiv für Kulturgeschichte 66 (1984), S. 347–388; G. N.: "Nachrichten vom >Pontus<". Das Problem der Kunst im Werk Franz Kafkas. In: Wolf Kittler / Gerhard Neumann (Hg.): Franz Kafka: Schriftverkehr. Freiburg i.Br. 1990, S. 164–198; G. N.: Hungerkünstler und singende Maus. Franz Kafkas Konzept der "kleinen Literaturen". In: Gunter E. Grimm (Hg.): Metamorphosen des Dichters. Das Selbstverständnis deutscher Schriftsteller von der Aufklärung bis zur Gegenwart. Frankfurt / M. 1992, S. 228–247; G. N.: Der Zauber des Anfangs und das >Zögern vor der Geburt<. Kafkas Poetologie des >riskantesten Augenblicks<. In: Hans Dieter Zimmermann (Hg.): Nach erneuter Lektüre: Franz Kafkas Der Proceß Würzburg 1992, S. 121–142.   zurück

5 Etwas kurzatmig allerdings erscheint der Versuch, das Untersuchungsfeld auf aktuelle literaturwissenschaftliche Diskurse (de Man, Hamacher) auszuweiten, mit dem Erhart seinen Aufsatz zu einem geradezu gewaltsamen Ende bringt (vgl. S. 378f.).   zurück

6 Vgl. dazu Roland Reuß: Schicksal der Handschrift, Schicksal der Druckschrift. Notizen zur >Textgenese<. In: Text. Kritische Beiträge 5 (1999), S. 1–25.   zurück