Krellner über Elben: »Ausgeschriebene Schrift«

Ulrich Krellner

Wer interpretiert, sollte an manches denken




  • Christian Elben: »Ausgeschriebene Schrift«. Uwe Johnsons »Jahrestage«: Erinnern und Erzählen im Zeichen des Traumas. (Johnson-Studien 5) Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2002. 284 S. Gebunden. EUR 49,00.
    ISBN: 3-525-20944-4.
  • Katja Leuchtenberger: »Wer erzählt, muss an alles denken«. Erzählstrukturen und Strategien der Leserlenkung in den frühen Romanen Uwe Johnsons. (Johnson-Studien 6) Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2003. 349 S., 13 Abb. Gebunden. EUR 69,00.
    ISBN: 3-525-20945-2.


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Umstrittener ›Klassiker‹

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Das Werk und die Person von Uwe Johnson genießen auch im 21. Jahrhundert große Popularität beim Publikum. Dafür kann Margarethe von Trottas wiederholt im Fernsehen ausgestrahlte Verfilmung der Jahrestage ebenso ein Beispiel geben wie eine überfüllte Lesung aus unveröffentlichten Johnson-Briefen in der Berliner Akademie der Künste in diesem Frühjahr, zwei Uwe-Johnson-Wochen in Wieck (Darß) und im Berliner Brecht-Haus anlässlich der Wiederkehr von Johnsons 70. Geburtstag im Juli 2004 und die für den Herbst geplante Eröffnung eines Uwe-Johnson-Hauses im Mecklenburgischen Klütz. Der Suhrkamp Verlag unterstützt diese Konjunktur und festigt das Prestige seines Hausautors durch die vom Frankfurter Johnson-Archiv sorgfältig edierten Briefwechsel mit Max Frisch, Siegfried Unseld (beide 1999) und neuerdings Hannah Arendt (2004), demnächst sogar noch durch eine Anthologie, in der 500 Stimmen von Schriftsteller-Kollegen, Politikern, Philosophen und bildenden Künstlern zu Uwe Johnson versammelt werden sollen – laut Verlagsankündigung die »umfassendste« Publikation ihrer Art, »die es zu einem Schriftsteller des 20. Jahrhunderts gibt«. 1

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Ist Uwe Johnson mithin ein Autor, dessen Kanonisierung – zwanzig Jahre nach seinem Tod – als gesichert gelten kann? Vielleicht täuscht der Eindruck. Die publikumswirksam inszenierte Fassade des Autors mit der Aura einer ost-westdeutschen Doppelidentität verbirgt nur allzu oft gravierende Vorurteile und Missverständnisse. Obwohl Johnsons ›gesamtdeutscher‹ Erzählkompetenz allenthalben Respekt gezollt wird, kann diese Wertschätzung nicht darüber hinwegtäuschen, dass nach wie vor erhebliche Zweifel am Status seines literarischen Werkes geäußert werden. Wie widerspruchsvoll die Johnson-Rezeption vonstatten geht, belegt bereits die Tatsache, dass mittlerweile sechs miteinander konkurrierende literaturwissenschaftliche Einführungen vorliegen, die seit 1994 etwa im Zweijahrestakt neu herauskommen und sich mit auffällig uneinheitlichen Urteilen an interessierte Johnson-Leser wenden. 2

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Unter den hierzulande einflussreichsten Literaturkritikern scheint die Skepsis gegenüber Uwe Johnson inzwischen zu überwiegen. Fritz J. Raddatz beispielsweise wirft die Frage auf, »ob man das Werk [Johnsons] nicht neu untersuchen müsste«, um fort zu fahren: »Ist es wirklich so bedeutend, wie auch ich betone und beteure? Ist es nicht doch dröge/bösartig/charmelos und schamlos, mehr Notatprosa als von epischem Schwung?« 3 Marcel Reich-Ranicki ist über solche scheinskrupulösen Erörterungen längst hinaus gelangt. In seiner Autobiografie Mein Leben (1999), die nahezu keinen Schriftsteller der Nachkriegsliteratur von Rang unberücksichtigt lässt, taucht der Name Johnson lediglich zweimal in Aufzählungen neben anderen Autoren auf, Werke werden gar keine erwähnt. Und in Helmut Böttigers jüngst erschienener Geschichte der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur, die nicht nur Günter Grass und Christa Wolf, sondern auch Autoren wie Markus Werner, Thomas Strittmatter und Ulrich Peltzer eigene Kapitel widmet, fehlt Uwe Johnson ganz. 4

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In einer solchen Situation müsste es die Literaturwissenschaft als ihre Aufgabe ansehen, die populäre Einvernahme des ›gesamtdeutschen‹ Autors Uwe Johnson als eine zweckdienliche Projektion kenntlich zu machen, sie müsste weiterhin die Invektiven und Marginalisierungen der Kritiker auf deren je eigene Befangenheit hin untersuchen, vor allem aber müsste sie die Verfahren der Johnson’schen Werke selbst einer strukturellen und literarhistorischen Analyse unterziehen - und damit einem Verständnis den Weg bereiten, das sowohl methodologisch-philologisch reflektiert ist als auch die Komplexität der Texte und ihre Erzählverfahren angemessen zu würdigen weiß. Ob die Johnson-Philologie diese Herausforderung tatsächlich angenommen hat, soll anhand der beiden jüngsten Bände der bei Vandenhoeck & Ruprecht veröffentlichten Johnson-Studien überprüft werden, die es hier anzuzeigen gilt.

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Form als Schlüssel zur
Interpretation

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Katja Leuchtenbergers Dissertation leitet aus der Diskrepanz zwischen populärer Wertschätzung und der formalen Komplexität von Johnsons Werken eine klare Position ab. Sie wendet sich – eine Formulierung des Autors aufgreifend – im Einleitungskapitel gegen die vielfältigen Versuche, aus dem Schriftsteller Johnson einen »Markenartikel« (S. 11) zu machen und kündigt an, »Johnsons frühe Romane einer vergleichenden Strukturanalyse zu unterziehen« (S. 16). In den konkreten Untersuchungen setzt sie sich in vier Kapiteln mit Johnsons »vor den Jahrestagen« (S. 20) entstandenem Erzählwerk auseinander, das im jeweils neuen Anlauf auf seine »Makrostruktur«, »Mikrostruktur« und »Erzählsituation« hin analysiert wird.

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Bereits diese Gliederung macht deutlich, dass Leuchtenberger Johnsons Romane formal zu analysieren gedenkt; eine Entscheidung, die ebenso einleuchtend wie prekär erscheint. Einleuchtend, weil die hochkomplexe Anlage der Johnson’schen Texte nach einem Dechiffrierverfahren verlangt, das bei der Form ansetzen muss, will es nicht an den Oberflächenphänomenen dieser Prosa haften bleiben. Prekär ist eine solche Vorgehensweise allerdings dann, wenn die Beschreibung der Form als Ergebnis stehen bleibt, sozusagen als Beweis dafür, wie weit man es als Avantgardist bringen – oder wie man scheitern konnte. Wenn die Verfasserin im ersten Satz ihrer Arbeit völlig richtig auf die »Überzeugung Uwe Johnsons« (S. 11) aufmerksam macht, »es sei ›schlecht möglich, abseits der Zeitgeschichte zu leben‹«, und eine politisch und historisch reflektierte Haltung »auch für die Rezeption seiner Bücher« reklamiert, drängt sich die Frage auf, ob der gewählte interpretatorische »Rahmen eines close readings« (S. 25) Aussagen im Sinne dieser eingeforderten Perspektive überhaupt zulässt.

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Ein Blick auf die Proportionen der Arbeit belegt, dass die Verfasserin Wert auf eine formale Gleichbehandlung der vier untersuchten Johnson-Texte legt; den komplexen Romanen Mutmassungen über Jakob und Das dritte Buch über Achim widmet sie deshalb etwa den gleichen Raum wie den (in Gattungshinsicht ambivalenten) Zwei Ansichten und Johnsons aus dem Nachlass veröffentlichtem frühesten Erzähltext Ingrid Babendererde. Reifeprüfung 1953. Die Motive für diese strategische Entscheidung erschließen sich aus Leuchtenbergers Intention, eine »Neubewertung der künstlerischen Entwicklung Johnsons« (Klappentext) vorzunehmen und im Ergebnis mit den Zwei Ansichten das »bisherige Stiefkind der Forschung« (ebd.) aufzuwerten.

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Vorwurf Überstrukturiertheit

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Im ersten Hauptkapitel thematisiert Leuchtenberger Johnsons in den Jahren 1953 bis 1957 entstandenen und mehrfach überarbeiteten Erzähltext Ingrid Babendererde. Reifeprüfung 1953, den sie – weitgehend in Übereinstimmung mit der Forschungsliteratur, die ausgiebig zitiert wird – als ein in der Gestaltung der Zeitebenen, Motive und Erzählperspektiven anspruchsvolles Erstlingswerk charakterisiert. Skeptisch schätzt die Verfasserin hingegen die Form dieses verhinderten Debüts ein: »Die Makrostruktur – deutlich das Resultat von Formexperimenten – erweist sich schlicht als einige Nummern zu groß für den Stoff« (S. 98). Johnsons Behandlung des »Stoffes« selbst bescheinigt Leuchtenberger eine politisch indifferente Grundhaltung: »Im übergeordneten politischen Diskurs enthält sich der Text der Stimme, die Option ›Gehen‹ oder ›Bleiben‹ wird schon hier als Aporie formuliert, und der Leser bleibt mit der unbeantwortbaren Frage, welcher der drei Protagonisten am Ende die ›richtige‹ Entscheidung getroffen hat, allein« (S. 96).

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Mit dieser These übersieht sie allerdings, dass die Frage ›Gehen‹ oder ›Bleiben‹ im Rahmen von Johnsons Erzählung keineswegs »unbeantwortbar« geblieben, sondern mit der bereits auf der ersten Seite vermeldeten Flucht der Protagonisten Ingrid und Klaus eindeutig entschieden worden ist. Ihre »Reifeprüfung« haben die Helden abgelegt, indem sie der stalinistisch indoktrinierten DDR den Rücken kehren, anstatt ihren Abituraufsatz zu schreiben. Hat man die in der zeitgeschichtlichen DDR-Realität begründeten Anlässe – Johnson beschreibt sie in der Frankfurter Poetik-Vorlesung als seinen »Streit mit der Welt« 5 – einmal erfasst, muss die formale Konstruktion des Textes keineswegs als »Resultat von Formexperimenten« verstanden werden. Die Inversion der Erzähl- und Zeitstruktur kann vielmehr als eine bewusste Strategie gelten, die der Erzählung die Möglichkeit verschafft hat, die Gründe für eine Flucht aus der DDR retrospektiv aufzudecken. Anstatt Johnsons analytische, auf die Durchdringung der zeitgenössischen DDR-Wirklichkeit ausgerichtete Konzeption ernst zu nehmen, attestiert Leuchtenbergers »close reading« dem Buch eine formalistische Darstellungsstrategie, die in wechselnden Formulierungen als ›antithetisches Erzählen‹ (S. 43, 47, 64, 66) beschrieben wird. Dieses Konzept gestatte Johnson eine Auffächerung von Oppositionen: »Schule gegen Freizeit, Vormittag gegen Nachmittag, staatlich verordnetes Denken gegen selbständige Reflexion« (S. 43).

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»Meister, der vom Himmel fällt«

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Da Leuchtenberger die formale Reflektiertheit der Anlage von Johnsons Erstling nicht sehr hoch einschätzt, kann sie die Leistung der Mutmassungen über Jakob nur als abrupten Qualitätssprung beschreiben und stellt Johnson mit seinem Debüt als einen »dem Sprichwort zum Trotz vom Himmel gefallenen Meister« (S. 176, vgl. 324) dar. Den im ersten Kapitel eingeschlagenen Weg einer Formanalyse setzt die Verfasserin anhand der eingeführten Kategorien fort und wendet sich im ersten Mutmassungen-Unterkapitel zunächst der »analytischen Ausgangssituation« (S. 100), der »Vorzeithandlung« (S. 104) und der »Kapitelgliederung« (S. 110) des Werkes zu.

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Die komplexe narrative Struktur von Johnsons Debütroman, der auf dem Weg einer mnemologischen Recherche die Wahrheit über einen mysteriösen Unfalltod ans Licht bringen will und im gleichen Zuge eine angemessene Form zur Darstellung eines misslungenen Stasi-Anwerbeversuches auszubilden sucht, bleibt im Rahmen dieser Deutung allerdings vollkommen unterbelichtet. Kennzeichnend für das methodische Vorgehen der Interpretin ist die Bestimmung des Romanplots als Abfolge von »Vorzeithandlung« und »Gegenwartshandlung« (S. 104) – Begriffe, die einen chronologisch linearen Ereigniszusammenhang suggerieren, während Johnsons Roman seine Darstellungsmittel gerade darauf gründet, diese Einlinigkeit zu problematisieren.

[16] 

Unmotiviert erscheint Leuchtenbergers terminologische Entscheidung, die fünf nummerierten Kapitel des Romans – entgegen der in diesem Punkt übereinstimmenden Sekundärliteratur – in »Bücher« (S. 101) umzuwidmen und stattdessen die paratextuell unmarkierten Monolog-, Dialog- und Erzählpassagen durchzunummerieren und als »Kapitel« auszugeben. Diese Entscheidung führt dazu, dass Leuchtenberger die letzten acht Seiten des Romans als ein eigenes »Buch« behandeln muss, und ist erklärlich wohl nur durch das Bestreben, in Johnsons Roman vermittels einer rigiden Terminologie eine ›Ordnung‹ zu stiften, die der Text selbst verweigert. Da die Verfasserin für ihre begriffliche Neuerung keinerlei Argumente ins Feld führt, bleibt dies jedoch ein in seinem Erkenntnisgewinn bestenfalls fragwürdiger Eingriff.

[17] 

In den folgenden Unterkapiteln setzt sich Leuchtenberger mit der »Pluralisierung der Erzählinstanz« (S. 116) auseinander, die ihrer Ansicht nach in den Mutmassungen als ein Nebeneinander von »Erzähler« und »Co-Erzählern« realisiert wird. Großen Wert legt die Interpretin darauf, dass die – von ihr eingeführte – formelle Gleichordnung der Erzählinstanzen de facto nicht vorhanden sei. In Wahrheit, so erfährt der Leser, kennzeichne Johnsons Roman ein »überwiegend auktoriales Erzählverhalten« (S. 140), das letztlich nichts anderes als eine »Leistungsschau für den ohnehin mit hoher Kompetenz ausgestatteten Erzähler« (S. 153) darstellen würde. Johnsons innovativem Erzählkonzept wird damit eine normbrechende Qualität aberkannt und stattdessen eine Kompatibilität mit der geläufigen Tradition des ›auktorialen‹ Erzählens bescheinigt. Aus welchem Grund der Roman eine ganz und gar unkonventionelle Oberflächenstruktur ausgebildet hat, wenn letztlich doch nur eine einzige narrative Autorität zu Wort kommen sollte, wird nicht weiter problematisiert.

[18] 

Zur Klärung der Form von Johnsons Text greift Leuchtenberger in ihrem Mutmassungen-Schlusskapitel den in der Forschung geläufigen Begriff der Polyphonie auf, jedoch nur, um ihn abzulehnen und durch den Terminus »konzentrierte Mehrstimmigkeit« (S. 162) zu ersetzen – eine Operation, die keine über die vorliegenden Interpretationen hinausweisenden Erkenntnisse, sondern allenfalls einen (minimalen) terminologischen Distinktionsgewinn für sich verbuchen kann. Es sei, so Leuchtenberger abschließend, die »strenge Form des Textes, seine durchkomponierte Struktur [...], die den Raum für diese Art von Lebendigkeit überhaupt erst erzeugt, indem sie ihn nämlich für den Leser – und nur für ihn – öffnet« (S. 172). Die polyperspektivische Offenheit der Mutmassungen über Jakob wird damit den je individuellen Rezeptionsstrategien der Leser überantwortet. Im Rahmen von Leuchtenbergers Deutung bleibt die erzählerische Konzeption ein Rätsel, vor dem die Literaturwissenschaft kapituliert hat. Damit die Form von Johnsons Roman jedoch nicht als ein hapax legomenon stehen bleibt, flüchtet die Interpretin sich in die Musikwissenschaft und zieht zweimal den »Vergleich mit Bachs Komposition für Violine« (S. 172, vgl. 164) heran, der kompensieren muss, was in ihrer »Strukturanalyse« unaufgeklärt geblieben ist.

[19] 

Obwohl Leuchtenberger Johnsons erstveröffentlichten Roman als eine »Welt von hoher Suggestivkraft« (S. 174) charakterisiert, der seine »dokumentarische Kraft aus der perfekten Kongruenz von Form und Inhalt bezieht« (S. 175), ist dieses enthusiastische Gesamturteil vor dem Hintergrund ihrer Ausführungen nichts weniger als folgerichtig. Der »Inhalt« des Romans nämlich erscheint in der vorgelegten Lesart als ein höchst fragwürdiges Konstrukt. Leuchtenberger gibt sich skeptisch gegenüber der »tendenziellen Unglaubwürdigkeit des Handlungsverlaufs« (S. 175) und gelangt zu dem »beinahe abschreckenden Befund« (S. 172), hier würden »typisierte Figuren« und ein »modellhaft durchgearbeiteter abstrakter Diskurs« (ebd.) mehr oder weniger unmotiviert miteinander verquickt. Wie es allerdings zugegangen sein sollte, dass die »nachgerade unglaubliche Handlung« (S. 171) der Mutmassungen über Jakob »organisch aus der Logik der Geschichte entwickelt« (S. 103) werden konnte, bleibt eine ungelöste Frage.

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»Formaler Kollaps«

[21] 

Leuchtenbergers in der Mutmassungen-Lektüre bereits implizit angelegten, wenngleich noch unartikuliert gebliebenen Einwände gegenüber Johnsons Erzählpraxis treten im dritten Untersuchungsteil offen zutage und werden als expliziter Tadel an den Roman Das dritte Buch über Achim adressiert. Die Verfasserin beanstandet die »formale Überfrachtung« (S. 207) des Textes, bemängelt die »Schemenhaftigkeit« der Figuren (S. 242), beklagt eine »erschreckende Urteils- und Standpunktlosigkeit« (S. 243) der Erzählinstanz Karsch und äußert abschließend ihren Unmut gegenüber diesem »am wenigsten gelungenen Buch« (S. 250) Johnsons. Die polemische Voreingenommenheit gegenüber dem Untersuchungsgegenstand macht dieses Kapitel zu einem Kompendium aller Gemeinplätze, die seit fünfundvierzig Jahren über den ›Formalisten‹ Johnson im Umlauf sind. Mit viel Zitieraufwand versammelt Leuchtenberger noch die entlegensten Aufsätze und unpublizierten Magisterarbeiten, um gegen die vermeintlichen »formalen Exzesse« (S. 242) beziehungsweise die »formale Willkür« (S. 251, Anm. 256) des Buches Protest einlegen zu können.

[22] 

Argumentativ stützt sich die Verfasserin durchgängig auf die Dissertation Holger Helbigs, der 1996 eine Strukturanalyse von Johnsons erstem in der Bundesrepublik verfassten Roman vorgelegt hat. 6 Bereits diese Untersuchung war von dem unterschwelligen Zweifel geprägt, ob die formalen Entscheidungen dem Dritten Buch über Achim tatsächlich jene narrative Kohärenz verschaffen würden, die Johnson selbst immer reklamiert hat. Die Bezugnahme auf die Terminologie Genettes hatte der Darstellung zu einer methodischen Klarheit verholfen, die viele Johnson-Dissertationen vermissen lassen. Allerdings hielt Helbig diese Argumentationslinie nicht durch; etwa weil er mit der eigens entwickelten Bezeichnung »Leser« der Vermischung einer diegetischen Instanz mit dem narrativen Adressaten Vorschub geleistet hat – ein interpretatorischer Fauxpas, der nicht nur den Status des fiktiven ›Interviewpartners‹ in Johnsons Text verfehlt, sondern auch die Genettesche Begrifflichkeit, die in diesem Punkt klar unterscheidet. Leuchtenberger macht sich – von minimalen Korrekturen einmal abgesehen – aber nicht die Mühe, Helbigs Interpretation auf ihre Stichhaltigkeit zu überprüfen, sondern übernimmt sie als Ausgangspunkt für eine vehemente Kritik, die in ihrem schroffen negativen Urteil in der Johnson-Philologie einzigartig dasteht.

[23] 

Zur Verteidigung der Interpretin sei angeführt, dass Johnsons Roman, der nach dem Willen des Verfassers ursprünglich Beschreibung einer Beschreibung heißen sollte, für konventionelle Leser gewisse Zumutungen bereithält. Erzählt wird die Geschichte des westdeutschen Journalisten Karsch, der 1960 auf einer Reise in die DDR versucht hat, das Leben des Radprofis Joachim T. zu beschreiben, aufgrund deutsch-deutscher Missverständnisse jedoch gezwungen war, das Projekt fallen zu lassen, und schließlich unverrichteter Dinge wieder nach Hamburg zurückkehrt. Die Problematik bei der Vermittlung dieser Geschichte bestand – laut Johnson – darin, »das Leben des Beschriebenen zu zeigen gleichzeitig mit den Arbeitsumständen und den Einwänden des Beschriebenen gegen das Geschriebene«. 7 Die das Biografieprojekt behindernden »Arbeitsumstände«, die im Rahmen eines »close readings« freilich nicht ins Bild gelangen konnten, resultierten aus der von Kommunikationsproblemen und Missverständnissen geprägten politischen Wirklichkeit im geteilten Deutschland. Johnson hat sie in seinem Roman adaptiert, indem er dem Buch eine paradoxe Erzählkonstruktion zugrunde legt, die fiktionsimmanent als konsequenter Widerspruch durchgehalten wird und dem (reflektierten) Leser nahe bringen will, dass es in einer Situation wie der deutsch-deutschen keine Erzählinstanz geben kann, auf die sich eine plausible Darstellung der wechselseitigen Vorurteile gründen ließe.

[24] 

Mit der provokanten formalen Entscheidung, ein undurchführbares Biografieprojekt durch eine paradoxe Erzählinstanz wiedergeben zu lassen, hat Johnson versucht, die Rezipienten seines Buches »aus [i]hren Lesegewohnheiten [...] herauszulocken « 8 – und damit möglicherweise manche Leser überfordert. Der Widerspruch Leuchtenbergers entzündet sich an der richtigen Beobachtung, dass es Johnson »auf eine konsistente Identifikation« der Textinstanzen Erzähler und Karsch »nicht wirklich angekommen sein kann« (S. 197). Anstatt nach den Motiven für die inszenierte Inkonsistenz zu suchen, beklagt sie allerdings das Fehlen einer »realistische[n] Situation« (S. 241). Möglicherweise hätte ihr die Lektüre von Johnsons Nachschrift die Augen öffnen können, in der es heißt: »Die Personen sind erfunden. Die Ereignisse beziehen sich nicht auf ähnliche, sondern auf die Grenze: den Unterschied: die Entfernung / und den Versuch sie zu beschreiben.« 9

[25] 

Wenn Johnson, der im Kontext der Jahrestage auf das ›Eigenleben‹ seiner ›Personen‹ größten Wert legt, die »Personen« im Dritten Buch über Achim als »erfunden« kennzeichnet, dann hätte die Interpretin allen Anlass gehabt, die Suche nach einer »Personifikation von Erzähler und Leser« (S. 197) als in die Irre führend einzustellen, und statt dessen nach konstruktiveren Erklärungen Ausschau halten müssen. Auch mit dem Tatbestand, dass die »Ereignisse« im Dritten Buch über Achim gemäß der impliziten Poetologie nicht auf »ähnliche« bezogen werden können, will sich Leuchtenberger jedoch nicht abfinden und beruft sich dabei als Johnson-Rezipientin »auf ein schriftlich verbrieftes Recht […] die Geschichte nämlich« (S. 253). Unter einer »Geschichte« scheint sie allerdings etwas anderes zu verstehen als Uwe Johnson, der einmal angegeben hat: »Ich bin sicher, es gibt Geschichten, die man einfach so erzählen kann, wie sie zu sein scheinen. Ich kenne keine.« 10

[26] 

Abschließend bleibt festzuhalten, dass Leuchtenbergers auf eine »optische Gliederung« (S. 185) der Textoberfläche, »menschliche Intensität« (S. 246) in der Personendarstellung und das »stoffliche Substrat« (ebd.) der Handlung fixierter Deutungsversuch in Johnsons Drittem Buch über Achim keine narrative Logik hat erkennen können. Das beweist allerdings nicht die poetologische Unhaltbarkeit von Johnsons Roman, wie die Verfasserin glauben machen will, sondern belegt nicht viel mehr als die analytische Unbrauchbarkeit der an den Text herangetragenen (bzw. aus der Sekundärliteratur unreflektiert übernommenen) Untersuchungskriterien. Von einer Interpretin, die in ihrer Einleitung versichert hat, »sich auf die Struktur seiner [Johnsons] Texte, auf das Vertrackte ihrer Konstruktion und den Rhythmus ihrer Sprache einzulassen« (S. 16), hätte man mehr Analysebereitschaft erwarten dürfen.

[27] 

Neue Ansichten der Zwei Ansichten

[28] 

Im letzten Teil ihrer Arbeit thematisiert Leuchtenberger jenen Text, in dem Johnson die während seiner »Menschenhandelstätigkeit« 11 gesammelten Erfahrungen literarisch gestaltet hat, die Zwei Ansichten. Die inhaltliche Stereotypie und formale Schlichtheit dieser Fluchthelfer- und Autogeschichte machen das Buch zum Dokument einer Krise und zum einzigen literarisch (und historisch) fragwürdigen Text des Gesamtwerkes – so jedenfalls das weithin übereinstimmende Urteil der Johnson-Forschung. Im Rahmen von Leuchtenbergers Deutung erfüllt dieser Text jedoch als einziger der Johnson-Prosa vor den Jahrestagen das Kriterium der ›Lesbarkeit‹, weil man als »Leser um die zuweilen sehr spannende Geschichte einer Flucht keineswegs betrogen [wird]« (S. 311). Das Ziel der Formanalyse Leuchtenbergers besteht deshalb darin, dieses »Stiefkind der Forschung« zu rehabilitieren.

[29] 

Um die Konsekration des in mehrerer Hinsicht randständigen Erzähltextes begründen zu können, muss Leuchtenberger eines ihrer Wertungskriterien auf den Kopf stellen. Galten ihr die »seltsam blassen und konturlosen Figuren« (S. 253) im Falle des Dritten Buches über Achim noch als Anlass, die Gelungenheit des Romans in Frage zu stellen, werden im Falle der Zwei Ansichten die im »Status entwicklungsloser Pappkameraden« (S. 302) belassenen Protagonisten als Voraussetzung für das ›Gelingen‹ dieses Buches ausgegeben: »Nur durch die monologische Parallelführung zweier extrem reduzierter, allein als Projektionsfläche behandelter Protagonisten kann die geteilte Stadt Berlin mit all ihren Facetten lebendig dargestellt werden« (S. 316).

[30] 

Im Ergebnis ihrer Analysen weist Leuchtenberger den Zwei Ansichten eine werkgeschichtliche (und produktionsästhetische) Schlüsselfunktion zu:

[31] 
[O]hne die Vergewisserung der eigenen narrativen und strukturellen Techniken, wie sie in den Ansichten erfolgt, wäre ein so großer Wurf wie derjenige, der Johnson im Anschluß mit den Jahrestagen gelingt, kaum vorstellbar. (S. 318)
[32] 

Da die Verfasserin Johnsons Hauptwerk aus ihren Analysen »ausgeklammert« (S. 21) hat, muss sie allerdings den Beleg für diese Hypothese schuldig bleiben. Hätte sie die Jahrestage, die aus offenbar rein pragmatischen Gründen unbeachtet geblieben sind, in ihre Untersuchungen mit einbezogen, dann würde sie festgestellt haben, dass Johnson in diesem Buch an die Biografieproblematik des Dritten Buches über Achim anknüpft, während er im Hinblick auf die Berliner Mauer ein Urteil formuliert, das dem der Zwei Ansichten diametral entgegensteht. Die Jahrestage nämlich korrigieren die in den Zwei Ansichten vorgeführte (fragwürdige) Geschichte von der Überwindbarkeit der deutsch-deutschen Grenze vermittels menschenhändlerischer Machenschaften, indem sie jene Funktion der Mauer in den Blick nehmen, die die soziale Wirklichkeit in Deutschland 28 Jahre lang geprägt hat:

[33] 
Im Sommer mauerte jene Partei, die immer Recht hat, die Stadt Berlin ein, zog einen Sperrzaun um ihr Staatsvolk. Die vorgezogene Angst: ob es Tote gegeben habe. – Keine am ersten Tag: sagte Anita am Telefon: viele in den nächsten Jahren. 12
[34] 

Abgesehen vom argumentationslogischen Widerspruch und den historischen Wertungsproblemen der Darstellung fällt auf, dass Leuchtenberger einem Komplex keine Aufmerksamkeit gewidmet hat, der eine Untersuchung durchaus verdient hätte: die kritische Distanz des Autors gegenüber dem eigenen Text. Uwe Johnson, der ein untrügliches Gespür für die Auf- bzw. Abwertung seines symbolischen Kapitals besaß, hat alles versucht, um die Zwei Ansichten – ihrem tatsächlichen Status gemäß – als möglichst unscheinbares Ereignis hinzustellen. Bereits vor Abschluss des Manuskripts bezeichnete er das Buch als »ein geringfügiges Beispiel, das man nicht anpreisen darf«; 13 eine Strategie der Selbstverkleinerung, die angesichts von Johnsons mit den ersten beiden Büchern erworbenem literarischen Prestige und der Tatsache, dass Unseld nach vierjähriger Wartezeit dringend einen ›neuen Johnson‹ brauchte, keinen Erfolg haben konnte. Nach Herstellung der Druckvorlage beschwerte der Autor sich – mit Blick auf Satzspiegel und Drucktypen nicht zu Unrecht –, »hier werde ein kurzer Text zu einem langen aufgeblasen« 14 und forderte den Verlag auf, die Zwei Ansichten wenigstens durch ihr Einbandlayout zu isolieren:

[35] 
Wolltet ihr die Reihe, die durch die Ausstattung meiner beiden ersten Bücher hergestellt ist, in Zukunft noch fortsetzen, so möchte ich bitten, das erst mit einem anderen Buch zu tun und das vorliegende deutlich anders zu machen als die vorigen. 15
[36] 

Als nach der Veröffentlichung der Zwei Ansichten die kritischen und enttäuschten Reaktionen nicht auf sich warten ließen, hat Johnson zunächst einen halbherzigen Versuch der Ehrenrettung angestellt, indem er in einer als fingiertes Interview konzipierten Selbstrechtfertigung die »alten Motive« 16 aus Romeo und Julia herbeizitiert, um dem Buch doch noch zu einer Bedeutung zu verhelfen, die der Text selbst nicht besitzt. Mit dem Erscheinen der Begleitumstände ist jedoch die Distanzierung Johnsons evident geworden: »Was die Hilfe bei der Flucht aus der ostdeutschen Republik angeht, so ist das Buch in dieser Hinsicht historisch«; 17 so Johnson 1980. Da die Fluchthelfergeschichte das eigentliche narrative Zentrum der Zwei Ansichten bildet, kann dieser Selbstkommentar nur so verstanden werden, dass Johnson aus der Rückschau der Frankfurter Poetikvorlesung die Gültigkeit eines Textes einzuschränken versucht hat, der nach allgemeinem Dafürhalten das Resultat einer Erzählkrise gewesen ist.

[37] 

Keinem dieser ›Begleitumstände‹ ist die Verfasserin nachgegangen, obwohl aus anderen Zitaten klar hervorgeht, dass sie die entsprechenden Texte und Briefe alle kennt. Sie verzichtet darauf, um eine 1994 in die Welt gesetzte These 18 retten zu können, der es spätestens seit der Veröffentlichung des Unseld-Briefwechsels an Plausibilität fehlt. Johnson als Verfasser ›spannender Geschichten‹ aus dem Fluchthelfermilieu würdigen zu wollen, mag noch legitim sein. Fragwürdig wird die Argumentation jedoch dann, wenn um den Preis einer solchen (zweifelhaften) Popularität ein anspruchsvolles Erzählwerk wie das Dritte Buch über Achim diskreditiert wird.

[38] 

Substantialistische
Untersuchungsprämissen

[39] 

Im Untertitel ihrer Dissertation kündigt Leuchtenberger an, die »Erzählstrukturen und Strategien der Leserlenkung« analysieren zu wollen – Begriffe, die ihre Arbeit in den Umkreis der Rezeptionsästhetik stellen. Obwohl dieser Ansatz seit dem Ende der achtziger Jahre an Prominenz eingebüßt hat, wäre er vorzüglich geeignet gewesen, die Durchbrechung des Erwartungshorizontes der Leser und den Ereignischarakter von normüberschreitenden Werken am Beispiel von Johnsons frühen Prosatexten nachzuweisen. Insbesondere die raffinierten Strategien der Leseraktivierung im Dritten Buch über Achim hätten auf diesem Wege aufgeschlüsselt werden können. Wie die Besprechung gezeigt hat, wurde diese Chance von der Verfasserin jedoch nur unzureichend genutzt. Das Problem liegt zusammengefasst darin, dass Leuchtenberger die in Johnsons Texten wirksamen Strategien der Leserlenkung nur nach dem Schema der Identifikation mitzuvollziehen bereit ist, anstatt sie – wie von Johnson angeregt – als Anstoß zur Reflexion zu verstehen. Die evidente »Verunsicherung [...] des Lesers« im Dritten Buch über Achim hält sie für »wenig produktiv, weil die komplexe Erzählsituation [...] nicht aus der Figurenwirklichkeit entwickelt« (S. 241) worden ist. Diese »Figurenwirklichkeit« ist jedoch ihrerseits eine an den Text erst herangetragene Fiktion, die allein auf den substantialistischen Prämissen von Leuchtenbergers Literaturverständnis gründet, während Johnson in seiner Nachschrift vor einem solchen konventionellen Leseschema als eine Fehllektüre warnen wollte.

[40] 

Die begrenzte Aussagekraft von Leuchtenbergers Analyse ist auf eine literaturwissenschaftliche Unbekümmertheit zurückzuführen, die auf den ersten Blick sympathisch wirken, bei genauerem Hinsehen ihre Defizite aber nicht verbergen kann. Im Vorwort kündigt die Interpretin an: »das theoretische Instrumentarium wird eingeführt, wenn es gebraucht wird, und im übrigen auf das Notwendige reduziert« (S. 23). Beabsichtigt sei – so erfährt man an späterer Stelle – weder »eine terminologische Nähe zu Franz K. Stanzel« noch »inhaltliche [?] Implikationen im Sinne Gérard Genettes« (S. 102, Anm. 7). Tatsächlich stützt sich Leuchtenberger jedoch methodisch durchweg auf Stanzels (durch Jürgen H. Petersen reformulierte) Erzähltypologie, während Genettes durch den nicht synthetischen, sondern analytischen Grundzug weitaus geeigneteres Beschreibungsinstrumentarium in der Tat unbeachtet blieb.

[41] 

Überhaupt scheint Leuchtenberger einer literaturwissenschaftlichen Analyse von Johnsons Erzählverfahren skeptisch gegenüber zu stehen. Anstatt Thesen zu formulieren und für deren Plausibilität zu argumentieren, erstellt sie Tabellen, Diagramme und (zum Teil bizarre) Schaubilder, die die Textstruktur der untersuchten Werke offenbar ›abbilden‹ sollen. Eine solche Untersuchungspraxis hat unter anderem den Nachteil, dass sie im literaturwissenschaftlichen Diskurs (also auch in dieser Rezension) weder argumentativ behandelt noch zitiert werden kann. Die mangelnde Artikuliertheit von Leuchtenbergers rubrizierenden Illustrationen korrespondiert mit dem Charakter mancher Urteile, etwa wenn sie Johnsons Romanen eine »Sprache von unglaublicher Intensität« (S. 321) nachsagt oder den Erzählvorgang der Mutmassungen über Jakob mit den Worten resümiert: »Hier erzählt ein Erzähler nicht mehr von seinen Figuren, sondern mit ihnen« (S. 116). An einzelnen Stellen bewegt sich Leuchtenbergers Arbeit nur noch in den Randzonen eines wissenschaftlichen Diskurses. Da ist von »Schnittstellen« die Rede, die »die Kapitel der Gegenwartshandlung wie ›Klebefalze‹ miteinander verzahnen« (S. 51), von einer Zeitkonzeption, die den »Roman symmetrisch zu einer Kreisform rundet« (S. 66) und von einem Erzähler, der »nach beiden Seiten gründlich aus[teilt]« (S. 284f.) – schiefe Bilder, Redundanzen und umgangssprachliche Wendungen, die in einem wissenschaftlichen Text fehl am Platz sind.

[42] 

Jahrestage als
gescheiterter Erinnerungsroman

[43] 

Christian Elbens Dissertation setzt an der Stelle ein, an der Katja Leuchtenberger die Untersuchung von Johnsons Erzählwerk abgebrochen hatte: mit den Jahrestagen. Die ein Jahr vor Leuchtenbergers Buch erschienene (und aus Gründen der Werkchronologie hier an zweiter Stelle behandelte) Arbeit fügt den vorliegenden, inzwischen mehr als zwanzig monographischen Deutungen von Johnsons Vermächtnisroman eine weitere hinzu, ohne – dies sei vorweggenommen – der Forschung tatsächlich weiterführende Impulse vermitteln zu können. Von der Fragerichtung her sucht Elben Anschluss an einen kulturwissenschaftlichen Trend, der seit Mitte der neunziger Jahre nicht nur der Germanistik allgemein, sondern auch speziell der Johnson-Philologie neue Wege gewiesen hat. Im Gegensatz zu Untersuchungen der achtziger und frühen neunziger Jahre, die vordringlich den Fragen von Gesines moralischer Selbstverwirklichung im ›Prager Frühling‹ oder auch der Problematik der Abschließbarkeit und Kohärenz des lange unvollendet gebliebenen Werkes nachgegangen sind, kann heute nicht nur die konzeptionelle Geschlossenheit der Jahrestage als gesichert gelten, sondern auch deren Status als Erinnerungsroman.

[44] 

Im Zuge der Neujustierung dieser Debatte haben die Begriffe Erinnerung und Gedächtnis eine Umwertung erfahren. Hatte die früheste Arbeit zum Erinnerungskonzept der Jahrestage noch für Gesines im Erzählen »endlich erreichte Identität mit ihrer Vergangenheit« 19 plädiert, urteilte Günter Butzer in seiner Dissertation von 1998 folgendermaßen:

[45] 
Die Jahrestage vermitteln keine Hoffnung auf die Zukunft, die sich als Impuls an die Leser verlängern ließe. Sie überliefern einen Überlieferungsprozeß, der selbstgenügsam und nicht für die Lebenden bestimmt ist. 20
[46] 

An dieser pessimistischen Beurteilung der im Roman geleisteten Erinnerungsarbeit orientiert sich auch Elben, wenn er im Einleitungskapitel die Jahrestage als einen »Darstellungsversuch mit offenem Ausgang« (S. 12) bzw. ein »Darstellungsexperiment« (S. 13) kennzeichnet, im Rahmen dessen von »einer befreienden Aufklärung [...] keine Rede sein kann« (S. 19).

[47] 

In einer »Lektüre ausgewählter, einschlägiger Passagen« (S. 14) sucht Elben diese Zentralthese zu untermauern und nimmt zunächst »Gesines Nachdenken über das Funktionieren ihres Gedächtnisses in Gustafsons Sandwichstube« (S. 25) in den Blick. Die innere Architektur und Argumentationsstruktur dieses Kapitels kann als für die gesamte Arbeit typisch gelten – und gibt Anlass zu zwei Beobachtungen:

[48] 

1. Elben untersucht die diskontinuierliche Erinnerung der Protagonistin nicht – wie die Kapitelüberschrift nahe legt – im Erzählzusammenhang des Tageskapitels vom 8. September 1967, in dem Gesines mémoire involontaire in den Jahrestagen ihren Platz hat. Er benutzt sie vielmehr als Ausgangspunkt für einen Streifzug durch den gesamten Roman, der folglich nicht in seiner Struktur, sondern lediglich als Ansammlung von Episoden wahrgenommen wird, anhand derer der Verfasser eine Hypothese überprüft, die ihren (statischen) Befund an immer neuen Beispielen exemplifiziert.

[49] 

2. Der reduktionistische Charakter dieser Betrachtungsweise rührt daher, dass Elben keinerlei Überlegungen zum hochkomplexen kalendarischen Erzählschema der Jahrestage und zum Verhältnis der beiden, das Textgeschehen prägenden, Erzählinstanzen ›Gesine‹ und ›Genosse Schriftsteller‹ angestellt hat. Im Unterschied zu Leuchtenberger, die den Stellenwert der formalen Gestaltung zwar nicht konstruktiv erklären kann, aber immerhin als textkonstitutiv erkannt hatte, fehlt bei Elben jede Reflexion auf das zugrunde liegende Erzählkonzept.

[50] 

Anstatt die Gedächtnisstrategien des Romans analytisch offen zu legen, versucht Elben, die in den Jahrestagen immer wieder thematisierte Inkongruenz von Sprache und Denken durch neoexpressionistische Bilder zu ›veranschaulichen‹:

[51] 
Die Kombination aus festen, bruchstückartigen Elementen, die aus der Blockade des Gedächtnisses heraussickern, läßt an einen Trichter denken, an dessen Engpaß, dem Gedächtnisausgang, eine Sprachmühle wütet. (S. 31)
[52] 

Wer eine systematische Reflexion über den Zusammenhang von mnemologischen und narrativen Verfahren in Uwe Johnsons Roman erwartet hatte, wird enttäuscht. Über stereotype Bemerkungen zum »problematischen Zusammenspiel von Erinnern und Erzählen« (S. 255) gelangt Elben auch in späteren Kapiteln nicht hinaus.

[53] 

In einem der umfangreichsten Kapitel untersucht der Verfasser eine Problematik, die ins strukturelle Zentrum des Romans führt, nämlich das Verhältnis Gesines zu ihrer Mutter Lisbeth, die in der Nacht vom 9. zum 10. November 1938 Selbstmord verübt hatte; ein Ereignis, dem sich die Protagonistin in New York im Mittelkapitel der Jahrestage unter Schmerzen anzunähern sucht. Johnson hat mit diesem Suizid eine hochkomplexe Metapher formuliert, die einerseits die Schuld der Deutschen im Dritten Reich evoziert. Gesines Erinnerungsqual bei der Vergegenwärtigung des Muttertodes symbolisiert darüber hinaus jedoch auch das psychische Trauma, das die nationalsozialistische Vergangenheit in der nachfolgenden Generation ausgelöst hat. Elben erkennt zwar richtig die erste Dimension dieses Komplexes, d.h. Lisbeths »wahnhafte Wahrnehmung der Täter- und Opferrolle« (S. 123), er verzichtet aber auf eine genauere Analyse der generationsspezifischen und psychologisch-historischen Implikationen und verweist statt dessen ganz allgemein auf die »entsetzlichen Erfahrungen« (S. 92) in der »schockierenden Vergangenheit« (S. 105). Die Untersuchung der narrativen Erinnerungsstrategien Gesines versteht er als »illustrierende Überprüfung der Befunde« (S. 87) aus dem ersten Kapitel.

[54] 

Elbens »lesende[m] Mitvollzug von Gesines scheiternden Bemühungen« (S. 153) bleibt verborgen, dass das Vergangenheitsbewusstsein der Protagonistin in den Jahrestagen keine statische Größe bildet, sondern im Laufe des erzählten Jahres bemerkenswerte Veränderungen durchmacht. Während die vom Verfasser als Kapitelaufhänger benutzte ›Wassertonnengeschichte‹ im ersten Band der Jahrestage die unbewussten Momente im Erinnerungsprozess der Protagonistin in den Vordergrund gerückt hat, belegt die Neuthematisierung der Episode im zweiten Band, dass Gesine nach anfänglichem Zögern bereit ist, dieses Ereignis im direkten Gespräch mit ihrer Tochter Marie zu erörtern. Gesines zweiter Erinnerungsanlauf lässt deutlich werden, dass sie durchaus in der Lage ist, die wahnhaft-pathologischen Motive für die unterbliebene Hilfeleistung ihrer Mutter richtig einzuschätzen: »Sie hätte das Kind sicher gewußt, fern von Schuld und Schuldigwerden. Und sie hätte von allen Opfern das größte gebracht«. 21 Elben nimmt diese Modifikationen jedoch nicht zur Kenntnis und behauptet: »Stets bleibt das Verhalten Lisbeths Gesine und mit ihr den Lesern der Jahrestage in seiner Undurchschaubarkeit vor Augen« (S. 124). Das Resümee lautet daher folgendermaßen:

[55] 
Als nicht auszulesendes aber unübersehbar eingebranntes Zeichen des Traumas wird das Schicksal der Familie Cresspahl, unaufklärbar und unvergesslich zugleich, von Gesine an ihre Tochter und an die Leser der Jahrestage weitergegeben. (S. 157)
[56] 

Rolle des Analytikers »A. M.«

[57] 

Eine für das Gesamtverständnis der Jahrestage fundamental wichtige Problematik bildet den Gegenstand von Elbens letztem Untersuchungsteil: Gesines Briefwechsel mit dem Psychiater »A. M.«, der mit dem irritierenden ›Stimmenhören‹ der Protagonistin nicht allein einen individualpsychologischen Defekt, sondern auch eine der wichtigsten narrativen Kommunikationsformen der Jahrestage einer rationalen Analyse unterziehen soll (S. 183-272). Zunächst befasst sich Elben – entsprechend dem ihm eigenen mäandernden Argumentationsstil – jedoch über mehrere Unterkapitel mit dem Problem der »drohende[n] Wiederholung entsetzlicher Ereignisse in Prag« (S. 186) beziehungsweise dem »Problem der Wiederholung« (S. 191) ganz allgemein. Als er dann auf Gesines am 12. Juli 1968 verfassten Brief an ›Mitscherlich‹ zurückkommt, gelten seine interpretatorischen Anstrengungen ganz der Abwehr der – durch die konkrete Anfrage eigentlich nahe liegenden – psychologischen Dimension von Gesines Problem. »In keinem Fall inszeniert Johnson eine Zusammenarbeit zwischen Patientin und Analytiker nach dem Modell von Trauerarbeit« (S. 201, Anm. 57).

[58] 

Elben erkennt völlig richtig, wie Gesine trotz ihrer Anfrage »ihr Innerstes gleichsam tarnend zu schützen« (S. 201) sucht und bemerkt auch, dass das ›Stimmenhören‹ »erstaunlicherweise weitgehend mit Johnsons einschlägigen Schilderungen seiner eigenen Arbeitsweise übereinstimmt« (S. 206). Hätte der Verfasser dieses Erstaunen in eine produktive Fragestellung umgewandelt, dann würde er bemerkt haben, dass Uwe Johnson mit der fiktionalen Problematisierung der parapsychologischen ›Begabung‹ der Protagonistin nicht nur eine der prekärsten Erzählgesten der Jahrestage zu entpathologisieren sucht, sondern darüber hinaus eine indirekte Selbstobjektivierung der ›Quellen‹ für seine Produktivität als Schriftsteller vorgenommen hat – ein in seiner selbstreflexiven Intention auch literaturgeschichtlich höchst bemerkenswerter Vorgang. Elben durchschaut aber weder diese Operation, noch erkennt er die problematischen Implikationen des ›Stimmenhörens‹, wenn er diese Erzählgeste als »außerordentliche Kommunikationskapazität« (S. 209) auffasst, die der Protagonistin einen »Gedankenaustausch mit Hilfe der Stimmen« (S. 214) ermöglicht habe, während tatsächlich ein intrapersonaler monologischer Diskurs stattfindet, von dem – außer »A. M.« und dem Leser des Romans – in der Fiktion der Jahrestage niemand irgendetwas erfahren hat.

[59] 

Zum Abschluss seiner Untersuchung zieht der Verfasser die familiären Verhältnisse des Schriftstellers Johnson heran, um das Scheitern des Romans bekräftigen zu können. Obwohl Gesines Anfrage an Mitscherlich bereits zu einem Zeitpunkt geplant war, als die Ehekrise in Johnsons Leben noch keine Rolle gespielt hat, 22 kennzeichnet Elben den untersuchten Briefwechsel »als Teil seiner [Johnsons] eigenen schmerzhaften Auseinandersetzung mit der Zerstörung seiner Familie« – eine Behauptung, die nicht nur chronologisch unhaltbar ist, sondern sich auch mit der alleroberflächlichsten Beschreibung der gescheiterten Ehe von Elisabeth und Uwe Johnson zufrieden gibt. »Nur das Akzeptieren der letztlich unheilbaren Erfahrung des Zerbrechens seiner Ehe« – so Elben weiter – »kann den Unterbruch der Arbeit an den Jahrestagen beenden« (S. 259). Im Ergebnis bilanziert der Verfasser den Abschluss des Romans folgendermaßen: »Die Hinnahme des Zerbrechens eines Textes, der im Zeichen von Trauma steht, erscheint als Voraussetzung für seine Vollendung« (S. 260). Mit dieser Formulierung bleibt letztlich ungewiss, ob die Jahrestage durch die Publikation des letzten Bandes nun ›zerbrochen‹ oder vollendet worden sind.

[60] 

Fazit

[61] 

Die Dissertationen von Katja Leuchtenberger und Christian Elben stimmen darin überein, dass sie die Komplexität von Uwe Johnsons Romanen (aus jeweils verschiedenen Gründen) skeptisch bewerten und deshalb einer konstruktiven Deutung der Erzählverfahren misstrauisch gegenüberstehen. Während Leuchtenberger der Ansicht ist, Johnson habe mit dem Dritten Buch über Achim einen Roman vorgelegt, »dessen formale Komplexität sich selbst zu genügen scheint«, glaubt Elben, dass das Formkonzept der Jahrestage nur als »ein zerrissenes Erzählgewebe« beschrieben werden kann (S. 253 in beiden Arbeiten). Diese Befunde, die den eingangs zitierten Vorbehalten der Kritiker Recht zu geben scheinen, sind jedoch nicht auf die formale Unklarheit der Johnson’schen Erzählverfahren selbst zurückzuführen, sondern vielmehr auf die mangelnde Bereitschaft der Interpreten, nach den poetologischen Prämissen der Werke ernsthaft zu suchen.

[62] 

Leuchtenbergers Arbeit, die eigentlich mit dem Vorsatz angetreten war, die »Unklarheiten und Mißverständnisse in Formfragen« (S. 16) auszuräumen, hat nolens volens die Klischees vom ›Formalisten‹ und künstlerisch partiell gescheiterten Schriftsteller Uwe Johnson in vollem Umfang bestätigt. Im Ergebnis ihrer Untersuchung wertet sie mit den Zwei Ansichten »das am unkompliziertesten strukturierte Buch Uwe Johnsons« (S. 311) auf, das jedoch nach allgemeinem Urteil allenfalls den Status eines fragwürdigen Nebentextes beanspruchen kann. Die anspruchsvollen Erzählverfahren der Mutmassungen über Jakob und des Dritten Buches über Achim werden durch den rein textimmanenten Zugang der Verfasserin kaum deutlich, weil die von Uwe Johnson formal adaptierte DDR-Wirklichkeit nicht in den Blick kommt. Eine solche analytische Offenlegung ist im Horizont der Arbeit Leuchtenbergers auch nicht zwingend erforderlich gewesen, da die frühen Romane nach Ansicht der Interpretin eine Durchgangsstufe zur ›einfacheren‹ formalen Struktur der Jahrestage markieren – ein Missverständnis, vor dessen Desillusionierung die Verfasserin sich zu schützen wusste, indem sie Johnsons Hauptwerk nicht untersucht hat.

[63] 

Christian Elben hat seine Arbeit den Erinnerungsverfahren der Jahrestage gewidmet. Die richtige Beobachtung, Johnsons Roman verfahre »nicht im Sinne traditioneller Trauerarbeit« (S. 48), hätte den Ausgangspunkt für eine Suche nach den Erzähl- und Erinnerungsverfahren bilden können, auf deren Basis die Jahrestage tatsächlich operieren. Im Zuge einer solchen Analyse hätte Johnsons Roman als narrativ doppelt codierte hochkomplexe Bewusstseinsprosa aufgefasst werden können, innerhalb derer die Protagonistin Gesine ein biografisches Trauma aufzuklären sucht, das sie zur Stellvertreterin einer »Generation« gemacht hat, von der ihr ›Genosse Schriftsteller‹ »eine Person vorführen« 23 wollte. Die Frage nach dem de facto realisierten Vergangenheitsbezug der Jahrestage und den Motiven für dessen literarische Präsentation wird jedoch von Elben nicht einmal gestellt, weil er glaubt, diese Problematik von vornherein unter Verweis auf die Traumatheorie der amerikanischen Literaturwissenschaftlerin Cathy Caruth beantworten zu können, die dafür plädiert hat, Traumata könnten »nicht in das subjektive oder historische Wissen integriert werden« (S. 155f.) – ein Theorieeffekt par excellence.

[64] 

Die begrenzte Aussagekraft der Arbeiten von Leuchtenberger und Elben rührt auch daher, dass sie ihren Fokus jeweils nur auf Teile des (keineswegs unüberschaubaren) Johnson’schen Werkes gelegt haben. Implizit machen sie deutlich, wie wichtig eine integrale Sicht auf Johnsons schriftstellerische Entwicklung sein könnte. Für die zukünftige Johnson-Philologie wäre deshalb wünschenswert, dass sie die textnahe Auseinandersetzung mit den Werken beibehält, von der die Untersuchungen Leuchtenbergers und Elbens immerhin ein lobenswertes Beispiel geben können. Darüber hinaus scheint jedoch unverzichtbar, den interpretatorischen Umgang mit Johnsons Romanen methodologisch grundsätzlich neu zu reflektierten, um der Forschung Instrumente an die Hand zu geben, die die vordergründigen ›Ambivalenzen‹ dieses Schriftstellers im Modus der Analyse nicht lediglich verdoppeln, sondern mit Blick auf die autor- und textstrategischen Verfahren kritisch durchleuchten. Ein echtes Desiderat bliebe eine literatursoziologische Analyse, die in der Lage wäre, die ins Auge springenden Homologien zwischen der fiktionalen Romanwelt und der sozialhistorisch rekonstruierbaren Wirklichkeit aufzudecken, die Uwe Johnson allen seinen Romanen zugrunde gelegt hat.


Dr. Ulrich Krellner
Kopenhagener Str. 26
DE - 10437 Berlin

Ins Netz gestellt am 14.10.2004

IASLonline ISSN 1612-0442

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Redaktionell betreut wurde diese Rezension von Julia Ebeling.

Empfohlene Zitierweise:

Ulrich Krellner: Wer interpretiert, sollte an manches denken. (Rezension über: Christian Elben: »Ausgeschriebene Schrift«. Uwe Johnsons »Jahrestage«: Erinnern und Erzählen im Zeichen des Traumas. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2002. – Katja Leuchtenberger: »Wer erzählt, muss an alles denken«. Erzählstrukturen und Strategien der Leserlenkung in den frühen Romanen Uwe Johnsons. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2003.)
In: IASLonline [14.10.2004]
URL: <http://iasl.uni-muenchen.de/rezensio/liste/krellner.html>
Datum des Zugriffs:

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Anmerkungen

Vgl. Stefanie Golisch: Uwe Johnson zur Einführung, Hamburg: Junius 1994; Sven Hanuschek: Uwe Johnson. Berlin: Morgenbuch-Verlag 1994; Jürgen Grambow: Uwe Johnson. Reinbek: Rowohlt 1997; Gary Lee Baker: Understanding Uwe Johnson. Columbia/S. C.: University of South Carolina Press 1999; Michael Hofmann: Uwe Johnson. Stuttgart: Reclam 2001; Manfred Windfuhr: Erinnerung und Avantgarde. Der Erzähler Uwe Johnson. Heidelberg: Winter 2003.   zurück
Fritz J. Raddatz: Unruhestifter. Erinnerungen. München: Propyläen 2003, S. 391.   zurück
Helmut Böttiger: Nach den Utopien. Eine Geschichte der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur. Wien: Zsolnay 2004.   zurück
Uwe Johnson: Begleitumstände. Frankfurt / Main: Suhrkamp 1992, S. 69.   zurück
Vgl. Holger Helbig: Beschreibung einer Beschreibung. Untersuchungen zu Uwe Johnsons Roman »Das dritte Buch über Achim« (Johnson-Studien, Bd. 1) Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 1996.   zurück
Peter Michael Stahlberg / Ulrich Schmitz: Begegnung mit Uwe Johnson. In: Eberhard Fahlke (Hg.): »Ich überlege mir die Geschichte«. Uwe Johnson im Gespräch. Frankfurt / Main: Suhrkamp 1988, S. 213-216, hier S. 215.   zurück
Uwe Johnson (Anm. 5), S. 188.   zurück
Uwe Johnson: Das dritte Buch über Achim. Frankfurt / Main: Suhrkamp 1992. S. [301].   zurück
10 
Eberhard Fahlke (Anm. 7), S. 182.   zurück
11 
So Johnson am 2. November 1964 an Siegfried Unseld. Uwe Johnson – Siegfried Unseld: Der Briefwechsel. Hg. von Eberhard Fahlke und Raimund Fellinger. Frankfurt / Main: Suhrkamp 1999, S. 351.   zurück
12 
Uwe Johnson: Jahrestage. Aus dem Leben von Gesine Cresspahl. Frankfurt / Main: Suhrkamp 1988, S. 1878.   zurück
13 
Uwe Johnson - Siegfried Unseld (Anm. 11), S. 349.   zurück
14 
Ebd., S. 378.   zurück
15 
Ebd., S. 383.   zurück
16 
Uwe Johnson: Auskünfte und Abreden zu Zwei Ansichten. Auf Fragen von Mike S. Schoelmann. In: Eberhard Fahlke (Anm. 7). S. 86–89, hier S. 86.   zurück
17 
Uwe Johnson (Anm. 5), S. 329   zurück
18 
Vgl. Katja Leuchtenberger: »Nachrichten über die Lage«. Argumente für eine Lesart der Zwei Ansichten. In: Johnson-Jahrbuch 1 (1994). S. 85–104.   zurück
19 
Sigrun Storz-Sahl: Erinnerung und Erfahrung. Geschichtsphilosophie und ästhetische Erfahrung in Uwe Johnsons Jahrestagen. Frankfurt / Main u.a.: Peter Lang 1988, S. 177.   zurück
20 
Günter Butzer: Fehlende Trauer. Verfahren poetischen Erinnerns in der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur. München: Wilhelm Fink 1998, S. 159.   zurück
21 
Uwe Johnson (Anm. 12), S. 618.   zurück
22 
Bereits am 27. Mai 1971 hat Johnson brieflich folgende Frage an Unseld gerichtet: »Einmal angenommen, Mrs. Cresspahl beschriebe einem deutschen Psychiater in einem Brief, dass sie ›Stimmen hört‹, und bäte ihn um eine Auskunft darüber: dürfte man dafür Prof. Mitscherlich um eine fiktive Antwort bitten [...]?« Uwe Johnson - Siegfried Unseld (Anm. 11), S. 685.   zurück
23 
Uwe Johnson - Siegfried Unseld (Anm. 11), S. 664.   zurück