Von Essen über Müller / Kindt: Brechts frühe Lyrik

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Gesa von Essen

Bertolt Brechts frühe Lyrik

  • Hans-Harald Müller, Tom Kindt: Brechts frühe Lyrik – Brecht, Gott, die Natur und die Liebe. München: Fink 2002. 158 S. Kart. EUR (D) 19,90
    ISBN 3-7705-3671-1.


Mit dem Erscheinen der Berliner und Frankfurter Werk-Ausgabe (1988 ff.) 1 einerseits, des Brecht-Handbuchs (1984 u.ö.) 2 sowie des Brecht-Arbeitsbuchs (1985) 3 andererseits schien die Summe des verfügbaren Wissens der neueren Brecht-Forschung zusammengestellt worden zu sein. Allerdings hatte Knopf in seinem Brecht-Handbuch bedauernd konstatieren müssen, daß die Lyrik im Vergleich zur Dramatik und Prosa Brechts den eher unbekannteren Teil des Gesamtwerks darstelle. 4 Doch seitdem ist in die Forschungslandschaft erhebliche Bewegung gekommen: in (oft kritischer) Auseinandersetzung mit den älteren Arbeiten von Schuhmann 5 und Schwarz 6 beschäftigten sich z.B. Stadler mit der Bibel-Parodie 7 und Hakkarainen mit der Intertextualität, 8 Kloepfer mit der Asien-Rezeption 9 und Kienast mit der >kollektiven Autorschaft<; 10 auch der weit ausgreifende Essay von Knopf 11 selbst sei hier nicht vergessen. Unter den im Zuge des Brecht-Jubiläums 1998 entstandenen Veröffentlichungen schließlich verdient der von Koopmann herausgegebene Band Brechts Lyrik – neue Deutungen 12 besondere Berücksichtigung, weil er viele weiterführende Impulse, etwa zum Thema der poetischen Selbstinszenierungen, der intermedialen Bezüge oder der politischen Emblematik, liefert.

An diese undogmatisch und perspektivenreich argumentierenden Neuansätze in der Literaturwissenschaft der letzten Jahre knüpfen auch Hans-Harald Müller und Tom Kindt an, zwei Brecht-Kenner, die sich nicht ohne weiteres in etablierte Forschungs-Bahnen einordnen lassen, sondern sich von der (oftmals einseitigen) Dominanz einzelner Deutungsmuster abzugrenzen suchen, um stattdessen die konkurrierende Vielfalt der Interpretationsvorschläge produktiv zu verbinden. Daher wollen sie auch "keine >neue< Theorie" vortragen, sondern "die vorliegenden [Theorien; G.v.E.], von denen wir gelernt haben, differenzieren und in gewisser Weise pointieren" (S. 8). Ihr Buch über Brechts frühe Lyrik verstehen sie dabei als Beitrag zur "poetischen Evolution des Werks" (S. 7), die sie, ausgehend von Interpretationen zentraler Gedichte der Jahre 1916-1924, in den Blick nehmen.

Diese Frage nach den Kontinuitäten und Brüchen des Brechtschen Werks ist in der Forschung oft und kontrovers diskutiert worden und hat, je nach Akzentuierung, zu unterschiedlichen Phaseneinteilungen geführt. Müller und Kindt gehen hier von drei zeitlich und konzeptionell begründeten Zäsuren aus, die gleichzeitig auch die Binnenstruktur ihrer Kapiteleinteilung mitbestimmen: als erste – weitgehend unumstrittene – Zäsur sehen sie den Ersten Weltkrieg an, in dem Brechts "protestantisch geprägter Glaube an Gott, Kaiser und Vaterland" (S. 8) zusammengebrochen sei; als Argument für die zweite Zäsur am Ende der zwanziger Jahre ziehen sie nicht nur, wie meist üblich, die Hinwendung Brechts zum Marxismus heran, sondern machen ebenso den Einfluß des Logischen Empirismus geltend; die dritte Zäsur schließlich wird durch das Ende der dreißiger Jahre markiert, als Brecht den Marxismus als ein weltanschaulich-politisches Ordnungssystem favorisiert habe (vgl. S. 8, 37).

1. Brecht

Zur Einführung ist dem Band, der z.T. auf bereits publizierte einschlägige Vorarbeiten der beiden Autoren zurückgeht, ein kurzes Kapitel vorangestellt, das wichtige Stationen der Biographie und des Frühwerks sowie einige Grundzüge von Brechts Poetik jener Zeit im Spannungsfeld von bildungsbürgerlicher Tradition, antibürgerlicher Bohème und literarischer Moderne skizziert (S. 15). Daran schließen sich die vier Hauptkapitel an, die nach den zentralen thematischen Koordinaten der frühen Lyrik gegliedert sind: Brecht, Gott, Natur und Liebe.

Als besonders fruchtbar erweist sich die erste dieser von Müller und Kindt herausgearbeiteten Koordinaten, nämlich die erstaunliche Vielfalt der lyrischen Selbstinszenierungen, die sich von den Augsburger und ersten Berliner Jahren bis in die des Exils und in der DDR beobachten lassen. Zu nennen wären Gedichte wie "Hier steht Bertolt Brecht auf einem weißen Stein" (1921) und "An die Nachgeborenen" (zwischen 1934 und 1938), "Die Rückkehr" (1943) und "Als ich in weißem Krankenzimmer der Charité" (1956). In vielen dieser Texte begegnen Protagonisten wie "Bertolt Brecht" und "B. B.", "Bidi" und "Biti" oder aber schlicht "der Augsburger", die einerseits durchaus autobiographische Züge tragen, andererseits aber als Kunstfiguren anzusehen sind. Bereits Frick hat in diesem Zusammenhang auf das bei Brecht stark ausgeprägte "Bedürfnis nach Selbstvergewisserung, Selbststilisierung, wohl auch nach Selbstrechtfertigung" 13 hingewiesen.

Müller und Kindt wollen für das Frühwerk zwischen Selbstbildern und Selbstporträts unterschieden wissen und nutzen hier als Abgrenzungskriterium die Verwendung des Eigennamens durch den Autor (S. 102): wenn der Autor von "Bert Brecht" oder "Biti" spreche, dann identifiziere er sich in diesen Selbstporträts ausdrücklich mit dem Protagonisten, während in den Selbstbildern lediglich "Charakteristika der Selbsteinschätzung des Autors in der Welt" auf eine Figur bzw. Figuration projiziert würden, ohne daß der Autor den Anspruch erhebe, daß sie ihm zugerechnet würden (S. 102). Allerdings sei hier zu bedenken gegeben, ob mit dieser Differenzierung systematisch tatsächlich viel gewonnen und nicht vielmehr das zentrale Problem des >lyrischen Ich< mit seinen empirisch-biographischen Relationierungen nur scheinbar umgangen wird. Davon unbenommen aber gehört die Untersuchung der vielfältigen Strategien der Selbstinszenierung im Gedicht "Vom armen B. B." (1922) zu den ergebnisreichsten und instruktivsten Analysen des gesamten Bandes (vgl. S. 118–133). Die Verf. kommen schließlich zu dem scheinbar paradoxen Zwischenergebnis, daß Brechts Selbstbilder insgesamt nur wenig von ihrem Schöpfer preisgeben, sondern sich – im Gegenteil – im wesentlichen mit der Frage beschäftigen, "wie Individualität durch Verleugnung individueller Züge zum Ausdruck gebracht werden kann" (S. 15 f., vgl. auch S. 133).

2. Gott

Mit der Untersuchung der zweiten Koordinate >Gott< bewegen sich Müller und Kindt in eher geläufigen Bahnen, die bisher wohl kaum (wie die Verf. behaupten, S. 21) in ihrer Intensität und ihren Folgen für das Brechtsche Œuvre unterschätzt worden sind, für die es aber zweifellos notwendig ist, daß die oft überaus pauschal gehaltenen Urteile über >Brecht und die Religion< mit detaillierten Spezialuntersuchungen auf den Prüfstein gestellt werden.

Dazu trägt das Kapitel von Müller und Kindt bei, das den Weg Brechts "vom protestantischen Glauben der Jugend über den fundamentalistischen zum >fröhlichen< Atheismus des Logischen Empirismus" (S. 8 f.) nachzuverfolgen sucht. Bekanntlich spielte in Brechts Werk lebenslang die Bibel als Referenzgröße eine zentrale Rolle, und zwar sowohl in der (oft subversiven) Verarbeitung bestimmter christlicher Motive und Themen wie auch in der (meist parodistisch-satirischen) Fortschreibung verschiedener liturgischer Formen und Textgattungen (man denke an die sog. "Lektionen" aus der "Hauspostille" oder später an die "Hitler-Choräle"). Müller und Kindt konzentrieren sich vor diesem Hintergrund im wesentlichen auf diejenigen Gedichte Brechts, in denen sein "Weltbild ohne Gott" (S. 32) zum Ausdruck kommt, und rekurrieren auf die Annahme Brechts, daß gerade das Gefühl des von Gott Verlassenseins die Ursache dafür sei, daß die Menschen dennoch an der Annahme der Existenz eines Gottes festhielten (S. 31 f.).

Eine besondere Bedeutung komme dabei, so die These der Verf. (im Anschluß an eine Interpretation der "Keuner"-Geschichten von Danneberg und Müller), dem Logischen Empirismus mit seinem "Verifizierbarkeitskriterium des (kognitiven) Sinns" (S. 37) zu, durch den Brechts Konzeption des Marxismus angereichert worden sei. Brecht habe keineswegs am Ende der zwanziger Jahre nach einem >neuen Glauben< gesucht, als den die Forschung gemeinhin den Marxismus ausmache, sondern es sei ihm in erster Linie um die Erkenntnis der Wirklichkeit gegangen, die durch eine – sich allein der Realität als Prüfungsinstanz verpflichtet fühlende – Verbindung von Logischem Empirismus und Marxismus ermöglicht werde (S. 38).

Diese Deutung Müllers und Kindts scheint durchaus plausibel, hätte aber einer breiteren Einführung in die Kernaussagen des Logischen Empirismus ebenso bedurft wie v.a. der interpretatorischen Erprobung an Hand einschlägiger lyrischer Texte, da sich die Verf. hier wesentlich auf Prosa (eben die "Keuner"-Geschichten) und Dramatik ("Die Heilige Johanna der Schlachthöfe") beziehen.

3. Natur

Daß die regelrechte "Streichung Gottes" (S. 9) auch unmittelbare Konsequenzen für Brechts Konzeption der Natur, der Anthropologie und der Gesellschaft hat, zeigt der dritte thematische Schwerpunkt des Buches.

Auch im Feld der Naturlyrik erweist sich Brecht als ein wahrer Meister der Parodie und Kontrafaktur lyrischer Traditionen, so etwa in der berühmten Überschreibung von Goethes "Wandrers Nachtlied" in der "Liturgie vom Hauch" von 1924. In diesen intertextuellen Umschriften läßt Brecht, ganz im Gegensatz zum harmonisierenden Naturbild insbesondere der deutschen Romantik (als dem Inbegriff deutscher Naturlyrik), immer wieder die >Nachtseiten< der Natur hervortreten, eben ihre vegetativ-vergänglich-vermodernden Seiten, wie sie beispielsweise, in Anknüpfung an Rimbaud, im Gedicht "Das Schiff" (1919) zum Ausdruck kommen.

Müller und Kindt beschäftigen sich vor allem mit demjenigen Typus von Brechts Naturgedichten, der durch die "Motive von Opfer, Untergang und Verklärung" gekennzeichnet ist (S. 41) und in ein positives oder negatives Einheitserlebnis mit der Natur münden kann. Besonders überzeugend sind die Überlegungen der Verf. zu solchen Gedichten, die den Untergang in der Natur eher als einen schmerz- und leidvollen Vorgang darstellen. Repräsentativ dafür ist z.B. "Das Lied von der Eisenbahntruppe von Fort Donald" von 1916, das im Blick auf Kontinuität (zu den vorangegangenen Kriegsgedichten) und Diskontinuität (den Neuanfang in einer anderen, exotischen Welt) sowie ebenso hinsichtlich der konzeptionellen Verschiebungen in der späteren Bearbeitung für die "Hauspostillen"-Fassung untersucht wird (S. 47–51). Während in diesem Gedicht allerdings nach dem schmerzvollen Untergang noch eine trostspendende Verklärung der toten Protagonisten durch ihr mythisches Weiterleben in der Natur möglich scheint, fehlt eine solche Perspektive in der ebenfalls (S. 57–62) ausführlich behandelten "Ballade von des Cortez Leuten" (1919) völlig: die Erzählhaltung in dieser episch angelegten Ballade beschränkt sich auf den nüchtern beobachtenden Chronistenblick, der sich gegen die Kälte der Natur, aber auch gegen jedes Einfühlen und Mitempfinden abgehärtet hat (S. 62).

Brechts Naturlyrik, so das Ergebnis dieses Kapitels, schildert eben nicht mehr die Gefühle des Menschen einem gottgeschaffenen Kosmos gegenüber, sondern stattdessen "den Kampf eines existentiell unbehausten Menschen mit der Natur, der er unterliegt" (S. 15). Das daraus resultierende "Problem der Ethik" (S. 66) wollen Müller und Kindt erneut mittels des Logischen Empirismus gelöst wissen, da es Brecht aus diesem Blickwinkel keineswegs um universal gültige Normen sittlichen Handels zu tun gewesen sei, sondern darum, die Tragfähigkeit und Effektivität solcher Normen in jeweils spezifischen Situationen (d.h. gegebenenfalls auch: streng zweckrational) zu beleuchten (S. 67). Daß diese These jedoch nicht so unmittelbar einleuchtet, mag nicht zuletzt daran liegen, daß sie auf nur zwei Seiten vorgetragen wird, die kaum in der gebotenen Ausführlichkeit in die vorangegangene Interpretationslinie eingefügt sind und noch dazu im wesentlichen aus längeren unkommentierten Brecht-Zitaten bestehen.

4. Liebe

Mit ihren Überlegungen zur vierten Koordinate in Brechts lyrischem Frühwerk, der Liebe, betreten Müller und Kindt ein besonders weit gespanntes Terrain, in dem sich so ziemlich alles "zwischen den Polen von empfindsamer Liebe und Pornographie" (S. 9) finden läßt.

Das wohl berühmteste Liebesgedicht Brechts "Erinnerung an die Marie A." (1920) handelt beispielsweise gerade nicht von der Beständigkeit, sondern – im Gegenteil – von der Vergänglichkeit der Liebe. Das Sonett "Über die Gedichte des Dante auf die Beatrice" (1934) wiederum schließt zwar an die Tradition europäischer Liebeslyrik von Petrarca bis Baudelaire an, kritisiert und konterkariert die dort vertretenen Liebeskonzepte aber zugleich mit sichtlicher Freude an der Überschreitung sexueller Tabus. Und sicherlich ist es auch kein Zufall, daß Prostituierte zu den besonders zahlreichen (durchaus mit Sympathie betrachteten) Protagonisten in Brechts Gedichten gehören (vgl. z.B. die >Hurenbeichte< von 1927 aus dem "Lesebuch für Städtebewohner"). Insgesamt also haben Müller und Kindt zweifellos Recht, wenn sie Brechts Bemühen betonen, sich (ähnlich wie von der romantisierenden Tradition der Naturlyrik) von den "empfindsam verklärenden Vorstellungen der romantischen Liebe" abzusetzen (S. 71 f.). Neben die nach wie vor bestehende Faszination durch die Intensität des Liebeserlebnisses tritt auf diese Weise ein oftmals derb-handgreiflicher, provozierend-direkter Ton, mit dem Brecht die naturalistische Entzauberung der Liebe betreibt.

Als zentrales poetisches Verfahren heben Müller und Kindt in diesem Zusammenhang die Strategien der Distanzierung und Entemotionalisierung (S. 81) hervor, die (z.B. in den Psalmen) in der Verlegung des Liebeserlebnisses in die ferne Vergangenheit, in der Denunziation der einstigen Geliebten sowie in der Ironisierung des investierten Gefühls erkennbar werden (S. 81). Komplexer allerdings erscheinen diejenigen Gedichte, die durch die widersprüchliche Gleichzeitigkeit zweier Stimmen, durch einen eher baalschen Liebesbegriff einerseits und das Ideal dauerhafter Liebe andererseits, bestimmt sind. Diese Aufspaltung des Liebeskonzepts arbeiten Müller und Kindt besonders für die "Erinnerung an die Marie A." (S. 86–90) sowie für die an Dante anknüpfenden, wohl 1928 entstandenen "Terzinen über die Liebe" (S. 93–98) heraus.

Brechts frühe Liebeslyrik läßt sich aus diesem Blickwinkel daher treffend mit der pointierten Formulierung der Verf. als ein Versuch beschreiben, "in den derbsten und zartesten Tönen zu prüfen, mit wie wenig Liebe die Gattung auszukommen vermag" (S. 15). Gleichwohl scheint jedoch die endgültige Verbannung der Liebe aus der Liebeslyrik Brechts erst Ende der dreißiger Jahre im Kontext sozialistischer Reflexionen erreicht (S. 100).

5. Fazit

Insgesamt liegt mit diesem Buch über Brechts frühe Lyrik ein schmal gehaltener, aber sehr anregender Band vor, der überdies in flüssigem Stil ohne übertriebenen Fachjargon geschrieben ist. 14 Gewiß: Kaum eines der von Müller und Kindt behandelten Gedichte Brechts ist in der Forschung bisher uninterpretiert oder gar unbeachtet geblieben. Aber die thematische Bündelung nach konstanten Koordinaten der frühen Lyrik ermöglicht überzeugende und weiterführende Kontextualisierungen.

Daß dieses Vorgehen überaus ergiebig sein kann, belegen die ausführlich angelegten Einzel-Interpretationen, die mit geschärftem Blick für das Detail die jeweiligen Besonderheiten der Gedichte (von Metrik und Rhythmik über Bildlichkeit und Satzbau bis hin zu Satzspiegel und Schrifttyp, auch unter Berücksichtigung von Vorstufen und Varianten) herausarbeiten und zweifellos zu den besonderen Stärken des Bandes gehören. Insofern liegt hier mit der Verbindung von genauer Einzelanalyse und sorgfältiger Einordnung der Texte in entstehungsgeschichtliche, konzeptionelle und poetologische Zusammenhänge in der Tat ein gelungenes Beispiel zeitgemäßer Lyrik-Interpretation vor (vgl. S. 9).

Die beiden Autoren können dabei für alle vier Themenbereiche Brecht, Gott, Natur und Liebe zeigen, daß und wie Brecht unter dem Einfluß der Ideen der Moderne die traditionellen Formen und Motive der Lyrik aufnahm und fortschrieb, sie zugleich aber in ihrem Kern veränderte und umschrieb. Die von Müller und Kindt vorgeschlagene Öffnung des Blicks für die Frage nach den Entwicklungslinien des Brechtschen Gesamtwerks, nach seinen Kontinuitäten und Brüchen erweist sich somit als eine fruchtbare Perspektivierung, von der man hoffen darf, daß sie künftig auch über die frühe Lyrik hinaus Berücksichtigung finden wird.


Dr. Gesa von Essen
Georg-August-Universität Göttingen
Seminar für Deutsche Philologie
Käte Hamburger-Weg 3
D–37073 Göttingen

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Ins Netz gestellt am 19.09.2003
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Anmerkungen

1 Bertolt Brecht: Werke. Große kommentierte Berliner und Frankfurter Ausgabe. Hg. von Werner Hecht / Jan Knopf / Werner Mittenzwei / Klaus-Detlef Müller, Berlin / Weimar / Frankfurt a.M.: Aufbau / Suhrkamp 1988 ff.    zurück

2 Jan Knopf: Brecht-Handbuch. Eine Ästhetik der Widersprüche. Lyrik, Prosa, Schriften, mit einem Anhang Film. Stuttgart: Metzler 1996 (1984).    zurück

3 Klaus-Detlef Müller (Hg.): Bertolt Brecht. Epoche – Werk – Wirkung. München: Beck 1985.    zurück

4 Jan Knopf (Anm. 2), S. 1. – Das Urteil fällt in der Einführung des 2001 von Knopf herausgegebenen, nun fünfbändigen Brecht-Handbuchs schon deutlich anders aus: spätestens nämlich seit den 90er Jahren habe sich eine regelrechte "Welle der Begeisterung für den Dichter B." bemerkbar gemacht, und zwar "in einem solchen Maße, daß er von einigen nun als Lyriker mehr gepriesen wird denn als Dramatiker" (Tom Kuhn: Brecht als Lyriker. In: Jan Knopf (Hg.): Brecht-Handbuch in 5 Bänden. Bd. 2: Gedichte. Stuttgart / Weimar: Metzler 2001, S. 1–21, hier S. 1).    zurück

5 Klaus Schuhmann: Der Lyriker Bertolt Brecht 1913–1933. Berlin: Rütten&Loening 1964. Ders.: Untersuchungen zur Lyrik Brechts. Themen, Formen, Weiterungen. Berlin: Aufbau 1973.    zurück

6 Peter Paul Schwarz: Brechts frühe Lyrik 1914–1922. Bonn: Bouvier 1980 (1971). Ders.: Lyrik und Zeitgeschichte. Brecht: Gedichte über das Exil und späte Lyrik. Heidelberg: Stiehm 1978.    zurück

7   Arnold Stadler: Das Buch der Psalmen und die deutschsprachige Lyrik des 20. Jahrhunderts. Zu den Psalmen im Werk Bertolt Brechts und Paul Celans. Köln / Wien: Böhlau 1989.  zurück

8 Marja-Leena Hakkarainen: Das Turnier der Texte. Stellenwert und Funktion der Intertextualität im Werk Bertolt Brechts. Frankfurt a.M.: Lang 1994.    zurück

9 Albrecht Kloepfer: Poetik der Distanz. Ostasien und ostasiatischer Gestus im lyrischen Werk Bertolt Brechts. München: Iudicium 1997.    zurück

10 Welf Kienast: Kriegsfibelmodell. Autorschaft und "kollektiver Schöpfungsprozeß" in Brechts Kriegsfibel. Göttingen: Vandenhoeck&Ruprecht 2001.    zurück

11 Jan Knopf: Gelegentlich: Poesie. Ein Essay über die Lyrik Bertolt Brechts. Frankfurt a.M.: suhrkamp 1996.    zurück

12 Helmut Koopmann (Hg.): Brechts Lyrik – neue Deutungen. Würzburg: Königshausen&Neumann 1999.    zurück

13 Werner Frick: "Ich, Bertolt Brecht ...". Stationen einer poetischen Selbstinszenierung. In: Ebd., S. 9–47, hier S. 16.    zurück

14 Daher wirkt auch der gelegentlich polemische Ton in der Auseinandersetzung mit den Vertretern der etablierten Brecht-Forschung, insbesondere um Jan Knopf, eher störend.    zurück