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Neue Untersuchungen zur Evidenz
in der Frühen Neuzeit

  • Gabriele Wimböck / Karin Leonhard / Markus Friedrich (Hg.): Evidentia. Reichweiten visueller Wahrnehmung in der Frühen Neuzeit. (Pluralisierung & Autorität 9) Münster: LIT 2007. 536 S. Gebunden. EUR (D) 49,90.
    ISBN: 978-3-8258-0632-3.
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Der von Gabriele Wimböck, Karin Leonhard und Markus Friedrich herausgegebene Band Evidentia. Reichweiten visueller Wahrnehmung geht auf eine Tagung im Kontext des SFB Pluralisierung und Autorität in der Frühen Neuzeit im Februar 2005 zurück und stellt das Ergebnis einer langjährigen Auseinandersetzung der Herausgeber/innen um bildliche Wissensformen dar. Die Tagung hatte sich das Ziel gesetzt, den »veränderte[n] Stellenwert der optisch legitimierten Wissensgewinnung und der optisch garantierten Wahrhaftigkeit von Wissen« (Tagungs-
beschreibung 1 ) zu eruieren und sich damit in einem Feld zu verorten, das in den letzten Jahren einige akademische und mediale Aufmerksamkeit erlangt hat. 2

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Die Rhetorik der Evidenz

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Im Mittelpunkt der Tagung wie der auf der Tagung aufbauenden Bandbeiträge steht mit der Evidenz eine Zentralkategorie antiker und frühneuzeitlicher Rhetorik, deren heutige Relevanz vor allem in ihrer Bedeutung für die frühneuzeitliche Naturforschung liegt. Von Cicero aus dem altgriechischen ›energeia‹ / ›enargeia‹ in die lateinische ›evidentia‹ überführt, ist Evidenz anfänglich als persuasives Verfahren des ›Vor-Augen-Stellens‹ bestimmt, welches Gewissheit über einen zweifelhaften Sachverhalt erzeugen sollte. In den antiken wie frühneuzeitlichen Rhetoriken 3 meint Evidenz immer zugleich die Gestaltung der Rede über sub oculos subiecto, phantasia, hypotyposis, illustratio, demonstratio und ihre Qualität im Sinne von perspicuitas und claritas. Evident ist diese erst, wenn sie das Gesagte so lebhaft (energeia) und genau (enargeia) vor die Augen ihrer Zuhörer stellen kann, dass jeder Zweifel an ihrer Wahrhaftigkeit erlischt und sie unbedingt gewiss wird.

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Damit ist Evidenz zu allererst als eine rhetorische Darstellungs- und Überzeugungsstrategie ausgewiesen und wurde ob dieser rhetorischen Herkunft bis vor kurzem vor allem in den Literaturwissenschaften reflektiert 4 . Daneben gibt es spätestens seit dem 16. Jahrhundert ein philosophisch-epistemologisches Konzept von Evidenz, welches die Gegebenheit eines Sachverhalts über die Gewissheit mit dem erkennenden Subjekt vermittelt. Evidenz meint hier den objektiven Grund eines subjektiven Gewissseins durch das konkrete ›Sich-Zeigen‹ eines Sachverhalts, das mit der subjektiven Erfassung eines objektiv gewissen Sachverhalts durch das Sehen eben dieses Sachverhalts korreliert. In der Differenz von sprachlicher und sensuell-empirischer Persuasion im Kontext der ›nova scientia‹ treten die rhetorische und empirische Evidenz zu Beginn des 17. Jahrhunderts auseinander, ohne jedoch ihren wechselseitigen Bezug vollständig aufzugeben. Gleichzeitig vervielfältigen sich die sprachlichen und bildlichen Darstellungsmodi, die das temporär oder konstitutiv ungesicherte Wissen für den Einzelnen wie auch im Allgemeinen sicherstellen sollten.

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Evidentielle Vielfalt

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Der Umstand, dass just das frühneuzeitliche Wissenschaftsprogramm dazu antrat, die rhetorische Evidenz durch empirische Vergewisserungsstrategien zu ersetzen, die ihrerseits auf rhetorische Strategien verwiesen blieben, macht die Evidenz als rhetorisches, philosophisches, empirisches und mediales Verfahren zur Erzeugung von Wissen für die interdisziplinäre Erforschung frühneuzeitlicher Wissensformen so interessant. Hiervon zeugt, dass die Herausgeber/innen eine Gruppe von Forscher / innen zusammengeführt haben, die trotz eines leichten Schwerpunkts in der Kunstwissenschaft ein breites Spektrum kulturwissenschaftlicher Disziplinen vertritt, angefangen von den Kultur- und Literaturwissenschaften über Medientheorie und Geschichtswissenschaft bis hin zu Medizingeschichte, Geistesgeschichte, Philosophie und Soziologie. Sie alle befassen sich mit unterschiedlichen »Konzepten anschaulicher Gewissheit« (S. 12), in denen das im wörtlichen Sinne begriffene Schauen zu einer Beglaubigungsstrategie wird, die das aus der Wahrnehmung gewonnene Wissen als vorgängig setzt, und zielen auf die Erforschung der Reichweite visueller Wahrnehmungsformen und ihrer »Position am zeitgenössischen Denkhorizont [des 16. und 17. Jahrhunderts, H.S.]« (S. 12).

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Den drei Feldern Erfahrung, Wissen, Glauben, die die Tagung strukturiert hatten, 5 folgt die Systematik des Bandes nur noch bedingt. Sie orientiert sich stattdessen an verschiedenen Modi visueller Wahrnehmung: Der Band setzt ein mit drei Beiträgen zur Bedeutung des Sehens in der Frühen Neuzeit sowie zum Übergang von rhetorischer Evidenz des 15. und 16. Jahrhunderts zu neuartigen Verfahren der Veranschaulichung an der Schwelle zum 17. (1. Unübersichtlich: Sehen und Evidenz mit Beiträgen von Robert Jütte, Jan-Dirk Müller und Markus Völkel). Es folgen vier Beiträge, die die Bedeutung der subjektiv-alltäglichen Seh-Erfahrung und dem so erzeugten Wissen unter dem Stichwort der »Innenseite des Sehens« (S. 20) beleuchten (2. Weitsichtig: Sehen / Erfahrung mit Beiträgen von Thomas Frangenberg, Thomas Schauerte, Harriet Rudolph und Gerhard. F. Strasser). Das folgende Kapitel schließt hier an, indem es in sieben Beiträgen den spezifisch wissenschaftlichen Wahrnehmungspraxen und ihrem Einsatz von bildlicher Visualität nachgeht (3. Scharfsichtig: Sehen / Wissen mit Beiträgen von Catherine Wilson, Karin Leonhard, Frank Büttner, Horst Bredekamp, Peter Bexte, Hartmut Böhme und Werner Busch). Von einer anderen Form von Gewissheit, der des glaubenden Sehens, bei dem das zu Glaubende den Blicken konstitutiv und unvermeidbar entzogen bleibt, sprechen die drei Beiträger des vorletzten Kapitels (4. Sichtbar? Sehen und Glauben mit Beiträgen von Klaus Krüger, Gabriele Wimböck und Markus Friedrich). Und schließlich formuliert das letzte Kapitel als passenden Abschluss zwei Ausblicke auf das Feld des Sehens an der Schwelle der Moderne, in dem aus dem Sehen ein Blicken wird, das einer in der Frühen Neuzeit noch unbekannten »Ethik des Schauens« (S. 28) folgt (5. Fernsicht: Geschichten vom Sehen mit Beiträgen von Barbara Duden und Carl Havelange / Jeanine Paul).

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Text oder Bild?

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Den durch die Verwendung der lateinischen ›evidentia‹ im Haupttitel suggerierten Schwerpunkt in der Rhetorik lösen die Beiträge allerdings trotz ihrer disziplinären Streuung nicht ein, auch wenn einige Beiträger / innen, wie z. B. Markus Völkel und Harriet Rudolph in ihren Beiträgen gewinnbringend auf die produktiven Spannungen eingehen, die sich aus der Diskrepanz von sprachlichen und bildlichen Evidenzverfahren ergaben. Bezogen auf den Gesamtband ist jedoch angebracht, sich bei Lektüre des Bandes vom Untertitel leiten zu lassen: Die Reichweiten visueller Wahrnehmung in der Frühen Neuzeit verdeutlichen, dass es den Herausgeber/innen und Beiträger / innen nur nachgeordnet um rhetorisch-poetische Vergewisserungsverfahren geht. Ihr Fokus liegt auf den historischen Spielarten einer bildlich-visuell erzeugten und vermittelten Gewissheit, der sich der Beobachtung verdankt, dass mit der Forcierung technisch optimierter Naturbeobachtungen und der Trennung von rhetorischer und empirischer Evidenz die sprachlichen Evidenzverfahren um bildliche erweitert wurde. Mit dieser Konzentration auf bildliche Evidenzstrategien und den sie begleitenden Präsentations- und Rezeptionsmodi schließt der Band an die seit gut zehn Jahren präsente Bildwissenschaft und ihre Erforschung visueller Wissensordnungen an; ein Schwerpunkt, der auch darin zum Ausdruck kommt, dass das umfangreichste Kapitel zu Sehen / Wissenschaft ausschließlich bildanalytische Beiträge beinhaltet und sich der Band insgesamt im Fortlauf zunehmend auf bildliche Evidenzeffekte konzentriert.

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Die Geschichte der Evidenz, d.h. ihre sukzessive Ablösung vom Paradigma der Rhetorik, ihre allmähliche Ausdifferenzierung und Vervielfältigung in die Bildmedien und die Herausbildung einer empirischen Evidenz kommt vor allem in der Einleitung der drei Herausgeber/innen zur Sprache, die in exzellenter Weise die Facetten des visuellen Wissens in der Frühen Neuzeit umreißen und so einen gleichermaßen historischen wie systematischen Rahmen für die sich anschließenden Analysen schaffen. Von den insgesamt 19 Einzelbeiträgen können im Folgenden vier außer Acht gelassen werden, da das in ihnen präsentierte Wissen in einem Fall fast textidentisch 6 und in zwei anderen Fällen in wesentlichen Aspekten zuvor bereits an anderen Orten veröffentlicht wurde. 7 Schließlich konnte bei dem durchaus lesenswerten Beitrag von Thomas Schauerte zur Figur des Herolds in den »maximilianischen ›gedechtnus‹-Werke[n]« (S. 157 8 ) trotz des abschließenden Hinweises, es handele sich hier um »ein gleichsam naturgegebenes Forschungsgebiet für die Wirkungsweisen visueller Evidenz« (ebd.) kein Bezug zu eben dieser festgestellt werden.

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Zwischen Text und Bild

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Eine gekonnte Erweiterung zu dem in der Einleitung skizzierten Feld der Evidenz stellt der Beitrag von Jan-Dirk Müller dar, der Sebastian Brandts Narrenschiff von 1494 zum Anlass nimmt, die Aporien rhetorischer Evidenz zu reflektieren. Brandts Werk trägt im Titelkupfer drei Inschriften: die zum Haupttitel avancierte Titulierung Das Narren schyff, ein als Ausruf gesetztes Ad Narragoniam, har noch sowie die Notation des Narrengesangs Gaudeamus omnes. Diese verwiesen – so Müllers Ausgangsgedanke – weniger auf den Text als auf die Vorgänge des Närrischen, die im Vollzug der Lektüre zum Spiegelbild des Lesers würden (vgl. S. 58 f.). Im Rückgriff auf die rhetorische ›evidentia‹ analysiert Müller die so erzeugte Präsenzsuggestion als ein Verfahren, bei dem das (sprachlich) Hergestellte sich als unmittelbar Einleuchtendes dem Lesenden vor Augen quasi selbsttätig stelle. Die evidentia des Erzählens ist eine Fiktion, die »Präsenzeffekte auslösen soll« (S. 62), indem sie die Beschreibung energetisiert und das Beschriebene zur Imagination drängt. Dieser durch das Narrenschiff initialisierte Befund repräsentiere, wie Müller überzeugend darlegt, die grundsätzliche Paradoxie rhetorischer Evidenz, an den Anfang der Erkenntnis die Täuschung zu setzen. Während in Brandts Narrenschiff die Identität von Imagination und Empirie allerdings noch funktioniere und der rhetorische Präsenzeffekt als Repräsentation eines für wahr befundenen Sachverhalt akzeptiert werde, löst sich der epistemische Anspruch an die Überzeugungskraft der imaginativen Anschauung im 16. Jahrhundert von den rhetorischen Verfahren ab und verlagert sie in die wissenschaftliche Abbildung.

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Hier schließt Markus Völkels Beitrag an, der aus der Perspektive der Geschichtswissenschaft das Problem der Beweiskraft des Augenzeugen diskutiert. Die Evidenz subjektiver Beglaubigungen basiert, wie Völkel am Beispiel der Schriften Hugo Grotius’ über die Belagerung der niederländischen Stadt Grolla / Groenlo zeigt, auf der Macht der sozialen Autorität ebenso wie auf kulturellen Regelungen von Repräsentation. Zusammen erzeugten sie eine » ›prästabilierte‹ Harmonie von rhetorischer und empirischer Evidenz« (S. 86), die jedoch in dem Maße schwinde, wie die rhetorische Evidenz mit neuen Formen der Bildlichkeit konkurrieren musste. Grotius’ Schriften, die Texte mit kartografischem Material collagieren, stellen dabei, wie Völkel ausführt, in medialer Hinsicht eine Übergangsform dar, da in ihnen Text und Bild noch unabhängig voneinander gestaltet sind. Sie zeugen in historischer Perspektive damit von der allmählichen Verlagerung der Augenzeugenschaft weg von der Rhetorik hin zum empirischen Beweis.

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Auch Thomas Frangenberg korreliert in seinem Beitrag zu Florentiner Stadtdarstellungen Text- und Bildmaterialien miteinander. Im Gegensatz zu der historisch und medial differenzierten Sichtweise der vorherigen Beiträge liegt seiner Argumentation ein einfaches Evidenzverständnis zugrunde, das Evidenz als konsensuellen, lebensweltlichen Beweis versteht, ohne auf sprach-bildliche Verfahren einzugehen. 9 Das »Erscheinungsbild einer jeden Stadt« wird als »Evidenz […] für [ihre] politischen, kulturellen, religiösen, kommerziellen und militärischen Errungenschaften« begriffen (S. 111), wobei die Schönheit der Stadt Beweis ihrer Tugendhaftigkeit sei (S. 123). Indem die Reiseführer des 16. und 17. Jahrhunderts ihre Leser gleichsam an die Hand nähmen und durch den Text / Stadt-Raum geleiteten, überführten sie die Beschreibung des Stadtkörpers in die Autorität einer imaginierten Ansicht. Frangenberg schließt seine Ausführungen mit dem Befund, dass die Evidenzfunktion der Stadt dabei zwar die gleiche bleibe, die Inhalte des Evidenten historisch jedoch grundlegend »umgedacht« (S. 130 f.) würden.

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Harriet Rudolph präsentiert demgegenüber in ihrem Beitrag zu Verbrechensdarstellungen in frühneuzeitlicher Einblattdrucke eine konzise auf das Ineinandergreifen unterschiedlicher Evidenzstrategien ausgerichtete Argumentation, die ihren Ausgang in der Beobachtung nimmt, das die Zeitung das frühneuzeitliche Evidenzmedium schlechthin darstelle, denn es lebe von der möglichst lebhaften Verbildlichung von Begebenheiten. In den Darstellungen von Verbrechen verdoppele sich der evidentielle Bezug des Mediums zu seinen Darstellungsstrategien, denn wie das Medium Zeitung beruhe der juridische Diskurs auf der Evidenz des (fingierten wie faktischen) Augenscheins (vgl. S. 162–165). Juridische Evidenz entstehe aus der Präsenz evidenter Objekte; in der Frühen Neuzeit besaßen diese »inspectio oculi« die Funktion von ›Augen-Beweisen‹ (vgl. S. 164). Die Zeitungen würde die Anforderung an den Augenbeweis mit Hilfe ekphrastischer Darstellungsmodi und einer tendenziellen Entdifferenzierung von Ereignis und Repräsentation kompensieren. Der Vergleich von »etwa 200 Einblattdrucken aus dem Zeitraum von 1550 bis 1650« (S. 162, Anm. 3) bringt Rudolph zu der Schlussfolgerung, dass ob der Präsenzfiktion der bildlichen Visualisierungen »den Abbildungen damit [...] stärker als den Texten eine Beweisfunktion zu [kam]« (S. 178). Damit ist der in den Beiträgen von Müller und Völker noch als unentschieden gewichteter Bezug zwischen sprachlichen und bildlichen Evidenzeffekten im Falle der Populärmedien zugunsten des Bildes entschieden.

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Auch Gerhard F. Strasser stellt einen Übergang von der Gleichwertigkeit rhetorischer und bildlicher Evidenzverfahren hin zur Dominanz von bildlicher Evidenz im 17. Jahrhundert fest. Wie er anhand der Schriften von Comenius, Johann Balthasar Schupp, Johannes Buno und Johann Justus Winckelmann zur frühneuzeitlichen Pädagogik aufzeigt, führte die neu betonte Priorität visueller Wahrnehmungsformen in der Bildung dazu, diese nicht länger als Ansammlung verbalisierbarer Wissensbestände zu verstehen, sondern sie über Realien zu belegen (vgl. S. 189f.). Strasser setzt dabei die erfolgreiche Verknüpfung von Text und Bild in den Emblematiken, Impressen und Ikonographien des frühen 15. Jh. als Voraussetzung für die evidentielle Bedeutung, die der Visualisierung von Sachverhalten für die erzieherische Wissensbildung in der Frühen Neuzeit zukam.

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›sub oculos subiecto‹ –
Evidenz des Bildes

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Karin Leonhards Beitrag zur künstlerischen Darstellung von Mikroskopien beleuchtet das bislang wenig beachtete Verhältnis zwischen den Mikroskopierern und jenen, meist namenlosen Künstlern, die die wissenschaftliche Observation in die Zeichnung übersetzten und so gleichsam tote Materie in die lebendige Erkenntnis verwandelten. Die immense Prägung neuzeitlicher Sehgewohnheiten und Vorstellungen über die mikroskopische Welt durch die Mikrografien von Robert Hooke, Jan Swammerdamm, Antoni van Leeuwenhoek oder Thomas Moufet ist wissenshistorisch gut erforscht, hingegen fehlte bislang eine Detailanalyse der Mikrografien unter kunst- bzw. bildwissenschaftlichen Gesichtspunkten. Diese Lücke schießt der vorliegende Beitrag auf einer gleichermaßen anspruchsvollen wie unterhaltsamen Weise, die durchweg Lust auf längere Ausführungen macht. Leonhard begreift die künstlerisch-mikroskopische Produktion als einen »elementare[n] Semantisierungsprozess« (S. 245), in dem jeder Punkt doppelte Bedeutung erhält, eine biologisch und eine künstlerisch, wobei sie die mikroskopische Darstellung nicht allein als Analyse, sondern als Wiederverlebendigung des toten Materials begreift (vgl. S. 246). Das diese bis zur Anverwandlung des Forschers an sein ›Objekt der Begierde‹ gehen konnte, zeigt Leonhard am Beispiel von Leeuwenhoek, der Insektenaugen nicht nur sezierte, sondern sie entkernte und vor die Linse setzte, um sie – im doppeltem Sinn – durchschauen zu können (vgl. S. 251). Hier werde – so Leonhards Schlussfolgerung – evident, dass an den Rändern des natürlichen Sichtbaren Evidenz erst dann entstehen kann, wenn fremde skopische Regime in die eigene Wahrnehmung übersetzt seien.

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In eine ähnliche Richtung, allerdings um die Frage der Perspektive kreisend, geht Frank Büttners Beitrag über die Bedeutung der optischen Messkunst für die Evidenz im Kontext der perspectiva artificialis. In seiner Analyse der Perspektive vor allem im 16. Jahrhundert differenziert Büttner zwei Modi des Sehens, die zugleich zwei Qualitäten benannten. Während aspectus die oberflächliche Betrachtung meint, die die manifesten, optischen Daten des Objekts erfasst, dient die intuitio bzw. obtutus der Erschließung der wesentlichen Eigenschaften des Objekts, v.a. seiner genauen Struktur (S. 275). In der Vermittlung vom visuellen Sinneseindruck, der Perzeption, zum kognitiven Erkennen, der Apperzeption, kommt der intuitio nach Büttner entschiedene Bedeutung zu, da nur die Intuition das Objekt Punkt für Punkt abtaste, um es in einem sekundären Akt zu einem Ganzen zusammenzusetzen. Als Bindeglied zwischen Fragment und Einheit, Perzeption und Apperzeption wird die Intuition zum Modus einer Erkenntnis, deren Evidenz sich aus dem Verrauen in einen messenden, d.h. ein Ganzes in Bezug zu seinen Teilen erfassenden Blick speist.

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Demgegenüber situiert Peter Bexte seine Analyse visueller Wahrnehmungsmodi im Feld der Blindheit bzw. der indirekten Sichtbarkeit. Am Beispiel von William Gilberts De Magnete, einer 1600 erstmals erschienenen Schrift über den Magnetismus, geht er der Frage der Wahrnehmung von Nicht-Wahrnehmbarem nach. Der Vorteil des Sehenden sei, die Wahrnehmung der Nicht-Wahrnehmung realisieren zu können, deren Unterscheidung Blinden verwehrt bliebe (S. 311). Die Leistungen von Gilbert, der u.a. den schwimmenden Kompass erfand, hätte nicht im Zeigen, sondern in der
(Er-)Findung eines semiotischen Verweissystems gelegen, das an die Stelle des im Falle einer kategorialen Unsichtbarkeit unmöglichen Augenbeweis trat. Indem Zeiger wie die Kompassnadel zum Indikator einer Sichtbarkeit werde, die nicht länger mit der Grenze der sinnlichen Wahrnehmung zusammen falle, zielten die Experimente von Gilbert auf die Demonstration von Unsichtbarkeit qua Augenschein und ließen Evidenz zum »Ergebnis einer Konstruktion [werden], die als Spur von Zeigern sichtbar macht, was sich der Sichtbarkeit entzieht« (S. 326). Wie Bexte überzeugend ausführt, indizierte Gilbert damit einen epistemologischen Zugang zu Sichtbarkeit und Wissen, den die Wissensgeschichte bislang erst zehn Jahre später mit dem Einsatz des Teleskops bei Galilei und Kepler ansetzte.

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Der Beitrag von Hartmut Böhme widmet sich einem Typus des frühneuzeitlichen Sakralbildes, welches in der Selbstreflexivität der eigenen Bildhaftigkeit weniger unmittelbare Evidenz als ein Bewusstsein dafür schufen, wie Darstellungsverfahren Evidenzeffekte hervorzurufen vermögen. Das sich hieraus ergebende Simulationsproblem, in welchem Verhältnis steht die Darstellung zum Dargestellten, teilte die Sakralkunst mit den Wissenschaften der Zeit. Böhme diskutiert die Epistemologie dargestellter Sichtbarkeit anhand verschiedener Beispiele aus der bildenden Kunst (v.a. die Gemälde van Eyck mit ihren optischen Implementierungen visueller Vorgänge) und der Naturphilosophie (u.a. Robert Fludds Kognitionsdiagramme, daneben v.a. Kosmografien) und kommt zu dem Befund, dass der »technisch-instrumentellen Beherrschung des Lichts und des Sehens« (S. 347) die Kunst voranging. Insbesondere die Malerei des 15. Jahrhunderts habe den »optischen Experimentalismus« (ebd.) des 17. Jahrhunderts mit ihrer künstlerischen Selbstreflexion des Bildmediums vorbereitet und damit der wissenschaftlichen Inszenierung optischer Vorgänge den Weg bereitet.

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Die Frage nach der Modulation des Lichts in der Malerei des 17. Jahrhunderts steht auch im Beitrag von Werner Busch im Mittelpunkt; hier fokussiert auf das Wechselspiel zwischen der gesteigerten Modulation von Farbe und Stofflichkeit in der Malerei der Frühen Neuzeit und der gestiegenen Sensibilität optischen Effekten gegenüber in den Wissenschaften, die Busch insbesondere auf Newtons Spektraltheorie des Lichts zurückführt (S. 371). Optische Instrumente hätten die technische Basis für ein »differenzierte[s] Sehen von Tonalität« (S. 372) gebildet, aus der im 17. Jahrhundert eine Ästhetik erwuchs, die sich den Naturwissenschaften stärker verbunden gefühlt habe als tradierten ästhetischen Idealen (vgl. 382 f.). In der Neugewichtung von wissenschaftlichen und künstlerischen Erkenntnismodi zugunsten der Kunst stimmt Busch mit den Befunden von Leonhard überein; die Überlegung, welche Schlussfolgerungen sich aus der Feststellung über die Sichtbarkeitsparadigmen der Malerei für die Frage nach der Evidenz ergeben könnten, bleibt hingegen bedauerlicherweise ausgespart.

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›per visibilia ad invisibilia‹ –
gläubiges Sehen

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Mit dem Beitrag von Klaus Krüger über Evidenzeffekte in religiösen Gnadenbildern der Frühen Neuzeit wird das dritte Kapitel zu Glauben und Sehen eingeleitet. Krüger definiert bildliche Evidenz vorab als ›Effekt von‹ Evidenz und präzisiert die Rede über Evidenz als Rede über »jene[n] Effekt […], den Bilder durch ihren medialen Konstruktionscharakter hervorbringen und zugleich darstellen, vermitteln und zugleich manifestieren« (S. 393). Das traditionelle Verständnis der Bildmystik sieht im sichtbaren, materiellen Bild zunächst nur eine »Transmissionsform« (S. 395), die zum Eigentlichen, Unsichtbaren leite, zugleich konkretisiere sich das über Imagination zu erfassende im Bild selber. Religiöse Bilder oszillierten damit zwischen einer objekthaft-konkreten und imaginären Präsenz, denn sie zeichne eine Mittlerposition zwischen sinnlicher Realerfahrung und »transmaterieller« Vision, zwischen der Anschauung von Ähnlichkeit und Erfahrung von Differenz aus (S. 397 f.). Am Beispiel von frühneuzeitlichen Mariendarstellungen konkretisiert Krüger seine Frage nach den Wirkungen dieser Bildambiguität auf den Betrachter und zeigt auf, wie im Verlauf des 15. und 16. Jahrhunderts die Glaubhaftigkeit der Darstellung vom Primat der Ähnlichkeit abgelöst und an die ästhetische Fiktion delegiert wird. Nicht länger die Mimesis erzeugt die erstrebte Evidenz, sondern erst ihr Zusammenspiel mit der ›phantasia‹ (vgl. S. 412 f.). Die bewusst erfahrene Differenz von materieller Konkretion und imaginärer Vorstellung wird zum Evokationsmoment für jenen Evidenzeffekt, den alle »autoritative[n] Sinnbegründungen des Bildes« (S. 402) bis heute anstrebten.

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Gabriele Wimböcks Untersuchung des Sehsinns und der ihm zugestandenen epistemologischen Reichweite im Konfessionenstreit stellt der bislang vorwiegend monokonfessionellen Forschung zum Sehsinn einen Vergleich von katholischen und lutherischen Bild- und Sehpraktiken gegenüber. Diese – so die erkenntnisleitende These dieses informativen, materialreichen und klar argumentierenden Beitrags – träfen sich in der Begrenzung des Blicks, indem erstere aus ihr die Bedeutung der Anschauung für den Glauben und letztere »Reservate« des Sehens in der Dominanz des Wortes ableiteten (vgl. S. 430 f.). Während die altgläubige Position auf die semiotisch-didaktische Funktion von Bildern fokussiert gewesen sei und aus Effizienzgründen Glaube mit visueller Wahrnehmung absicherte, habe sich für die Lutheraner beim Bild zwar stärker das Problem der Idolatrie gestellt, die Abweichung hätte jedoch nicht ihr gemeinsames Fundament in den damaligen Wahrnehmungsvorstellungen erschüttert (vgl. S. 437). Die reformatorische Haltung dem Bild und seiner Funktion im Glauben gegenüber ist – das zeigt Wimböcks Beitrag – vielschichtiger und komplizierter als bislang gemeinhin postuliert, zeigen doch ihre Analysen wie selbst streng lutherische Positionen nicht auf die Evidenzkraft der visuellen Anschauung verzichten wollten.

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Die Stellung des Sehsinns im frühneuzeitlichen Protestantismus, die Wimböck konfessionsüberschreitend untersucht hatte, wird von Markus Friedrich thematisch aufgegriffen und über einen Vergleich von Sehsinn mit dem Hörsinn vertieft. Ausgehend von Luthers Positionierung des Sehens zum Hören, d.h. des Bildes zum gesprochenen Wort, und konkretisiert anhand der Kontrolle des Sehens in der reformatorischen Andacht weist Friedrich nach, dass dieser dem Blick eine zumindest ambivalente Rolle in den Manifestationspraktiken des Glaubens zugestand, die er mit der großen Reichweite sowie der Unmittelbarkeit und Unhintergehbarkeit des Blicks begründete (vgl. S. 453–460). Friedrich gelingt es durch die sehr genaue Lektüre der zugrunde gelegten Texte zu zeigen, dass dabei weder das Sehen noch das Hören als eindeutige Sinneserfahrungen postuliert wurden, sondern erst ihre Doppelung in eine »wörtlich-leibliche« und eine »übertragen-geistliche« Bedeutungsebene (S. 461) ihre evidentielle Glaubensfunktion absicherte. 10

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Nach der Photo-Graphe –
Zur visuellen Wahrnehmung in der Moderne

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Die beiden letzten Beiträge des Bandes seien zum Abschluss nur kurz skizziert, da sie den zeitlichen Rahmen des Bandes nach vorne wie hinten deutlich entgrenzen. Barbara Duden kontrastiert die Thesen ihres Forschungspartners Ivan Illich zur gegenwärtigen »technogenen Indienstnahme des Auges« (S. 481 f.) mit einem Traktat zur Moral des Auges von Petrus von Limoges von 1281 und arbeitet mit einem Seitenblick auf Keplers Optik heraus, inwiefern die Erforschung des Sehens von Beginn ihrer Theoretisierung an verknüpft war mit einer Ethik der Sinne, die heute wieder in Anschlag zu bringen sei (vgl. S. 502 f.). Carl Havelange verfolgt in seinem zusammen mit Jeannine Paul verfassten Beitrag noch einmal die Frage nach der Bildevidenz (in) der Photografie des 19. Jahrhunderts. Wie schon vor ihnen Roland Barthes und in jüngster Zeit wieder Jonathan Crary, André Rouillè, Peter Geimer und Bernd Stiegler begreifen Havelange und Paul den Fotoapparat als instrumentelles Drittes, das zwischen Auge und Objekt tritt und eine Wahrnehmung generiert, die neuartige Reflexionen über kulturelle Codierung visueller Wahrnehmung evozierte.

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Fazit

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Was die Beiträge bei allen methodischen Differenzen, divergierenden Fragestellungen und unterschiedlichen Untersuchungsgegenständen, die ein interdisziplinäres Projekt mit sich bringt, dennoch im Einzelnen verbindet, ist ihr gemeinsamer, letztlich wissenspoetologischer Erkenntnisanspruch, der jenseits der Frage nach der divergenten Zeichenhaftigkeit unterschiedlicher medialer Systeme ihre transmediale Eingebundenheit in die jeweiligen, historischen Erkenntniskonstellationen offen legt. In der Summe zeigen die Beiträge dabei überzeugend die Vervielfältigung der Evidenzstrategien und seine Ausdifferenzierung in der Frühen Neuzeit auf und korrigieren damit implizit die von Rüdiger Campe, den man hier eigentlich als Beiträger erwartet hätte, formulierte Setzung, das 18. Jahrhundert sei eine »Epoche der Evidenz« 11 gewesen. Wie die versammelten Texte und Bilder eindrucksvoll und an ganz unterschiedlichen Gegenständen demgegenüber veranschaulichen, setzte das Interesse an der Evidenz und ihrer Funktion in Wissensprozessen bereits wesentlich früher ein, spätestens jedoch um 1600.

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Was allerdings im Verlauf der Lektüre der Beiträge nicht zweifelsfrei plausibel wird, ist die Zurückstellung der rhetorischen ›evidentia‹ hinter die empirische und bildliche Evidenz, die in der Einleitung als Merkmal der frühneuzeitlichen Evidenzdiskussionen postuliert wird. Hier provoziert der Band Nachfragen: Nach der Beziehung zwischen empirischer Evidenz und Bildlichkeit, nach dem Verhältnis von Rhetorik und Empirie in den Bildmedien und nicht zuletzt danach, ob die sprachlich und bildlich erzeugten Evidenzen nicht enger ineinander vermittelt und aufeinander angewiesen waren, als es der dominante Fokus auf die Bildmedien in vielen Beiträgen suggeriert. Es wäre durchaus lohenswert gewesen, mehr als einen literarischen Text (Sebastian Brands Narrenschiff) einzubeziehen und das breite Corpus der untersuchten Gegenstände um literarische Texte zu ergänzen. Gerade die frühneuzeitliche Literatur entwickelte in der Auseinandersetzung mit dem instabilen Wissen der empirischen und experimentellen Naturforschung bis lang kaum untersuchte Strategien der Sicherstellung von Wissensbeständen und nahm dabei teilweise moderne Darstellungsverfahren (wie z.B. das experimentelle Erzählen) vorweg. Die doppelte Kontrastierung von künstlerischem Bild und Text mit wissenschaftlichen Bildern bzw. Texten in Bezug auf die ihnen je eigenen Formen und Verfahren von Evidenz steht damit noch aus – der vorliegende Band ist in mehrfacher Weise eine hervorragende Basis, um in diese Richtung weiter zu denken.

 
 

Anmerkungen

Die Herausgeber / innen verweisen in ihrem Vorwort auf einen längeren Beitrag in der SZ von September 2006. Daneben ist besonders das Feuilleton der FAZ in den letzten Jahren zum Sprachrohr der Sichtbarkeitsmodi reflektierenden Bildforschung geworden.    zurück
Zur antiken Evidenz (energeia / enargeia; evidentia) vgl. die Rhetorica ad Herennium, die Rhetorik von Aristoteles, Ciceros Academici libri und Orator sowie Quintillians Institutio oratoria. Für die Frühe Neuzeit vgl. Johannes Susenbrots Epitome troporvm ac schematvm et grammaticorum et rhetorum (1563) sowie die Aristoteles- und Cicero-Kommentare von Petrus Victorius; Christian Weises Politischer Näscher (1686) und Schröters Gruendliche Anweisung zur deutschen Oratorie (1704). Im 18. Jahrhundert stieg die Zahl der Abhandlungen zur Evidenz sprunghaft an. Im deutschen Sprachraum besonders relevant waren Boureau-Deslandes Von der Gewißheit menschlichen Erkenntniß (1744), Christian August Crusius’ Weg zur Gewißheit und Zuverläßigkeit der menschlichen Erkenntniß (1747) und dann natürlich die Schriften zur Berliner Preisfrage 1763, von denen einige 1764 veröffentlicht wurden (vgl. Dissertation Qui A Remporté Le Prix Proposé Par L'Académie Royale Des Sciences Et Belles-Lettres De Prusse, Sur La Nature, Les Espèces, Et Les Degrés De L'Évidence: Avec Les Pièces Qui Ont Concouru. Berlin 1764).   zurück
Hier ist an aller erster Stelle auf die Arbeiten von Rüdiger Campe hinzuweisen, der neben zahlreichen Aufsätzen zur rhetorischen und poetischen Evidenz 2002 eine Abhandlung zur Wahrscheinlichkeit (Rüdiger Campe:Spiel der Wahrscheinlichkeit: Literatur und Berechnung zwischen Pascal und Kleist. Göttingen: Wallstein 2002) und eine Schrift zur Evidenz als poetischem Verfahren (Rüdiger Campe: Evidenz als Verfahren. Skizze eines kulturwissenschaftlichen Konzepts. In: Uwe Fleckner / Wolfgang Kemp / Gert Mattenklott (Hg.): Vorträge aus dem Warburg-Haus. Bd. 8. Berlin: Akademie-Verlag 2004.) veröffentlichte. Für weitere Forschungsangaben siehe im besprochenen Band, Anm. 3, S. 11.   zurück
Robert Jüttes Beitrag zum Augenlob – oder die (Neu-)Bewertung des Sehnsinns in der Frühen Neuzeit (S. 39–56) ist zu freundlich geschätzten 75 Prozent identisch mit seiner im Jahr 2000 im C.H. Beck Verlag erschienenen Studie Eine Geschichte der Sinne: Von der Antike bis zum Cyberspace – ein missliches Copy/Paste-Verfahren, das die Herausgeber/innen hätten unterbinden müssen.   zurück
Die Beiträge von Catharine Wilson (Some Sceptical Reactions to Early Microscopy, S. 217–234) und Horst Bredekamp (Die Evidenz des Stiles: Galileis Sonnenflecken, S. 291–308) gehen jeweils auf eine längere, exzellente Monografie zurück, in denen die im Tagungsband kurz angerissenen Argumentationen ausführlicher nachgelesen werden können. Vgl. hierzu Catharine Wilson: The invisible World. Early modern Philosophy and the Invention of the Microscope. Princeton, N.J.: Princeton University Press 1995. / Horst Bredekamp: Galilei der Künstler. Die Zeichnung, der Mond, die Sonne. Berlin: Akademie-Verlag 2007.   zurück
Im Inhaltsverzeichnis des Bandes ist die Seitenzählung ab dem zweiten Kapitel um zwei Seiten gegenüber der Textpaginierung verschoben. Die hier angegebenen Seitenzahlen sind gegenüber dem Inhaltsverzeichnis bereinigt und folgen der Seitenzahl im Text.   zurück
Der Beitrag würde daher genauso gut funktionieren, stünde statt Evidenz Beweis oder Beleg. Der semantischen und pragmatischen Ambiguität, mithin der Vielschichtigkeit des Terminus im Deutschen, die auch die Herausgeber/innen des Bandes betonen, würde dies allerdings nicht gerecht, denn der deutsche Begriff Evidenz funktioniert, anders als das englische ›evidence‹, gerade nicht als Synonym für Beweis, sondern unterhält ein historisch und systematisch komplexeres Verhältnis zu den semantischen Feldern von Wissen, Gewissheit und Vergewisserung.   zurück
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Damit kommen sowohl Wimböck als auch Friedrich zu dem ähnlichen Ergebnis wie eine Untersuchung des Hamburger Mediävisten Heimo Reinitzer, die jüngst im Feuilleton sehr positiv besprochen wurde. Vgl. Heimo Reinitzer: Gesetz und Evangelium – Über ein reformatorisches Bildthema, seine Tradition, Funktion und Wirkungsgeschichte. Hamburg: Christians Verlag 2006 (rezensiert in der FAZ vom 13. August 2008: URL: http://www.faz.net/s/Rub9A9371442B4F49A8B41FD3341F3D442D/Doc~E83CEC0D4305144E5BBC1D3644763DD28~ATpl~Ecommon~Scontent.html [22.12.2008]).   zurück
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Rüdiger Campe: Epoche der Evidenz. Knoten in einem terminologischen Netzwerk zwischen Descartes und Kant. In: Sibylle Peters / Martin Jörg Schäfer (Hg.): »Intellektuelle Anschauung«. Figurationen von Evidenz zwischen Kunst und Wissen. Bielefeld: Transcript 2006, S. 25–43.   zurück