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Bis heute stellt Schmerz in medizinischer Hinsicht ein grundlegendes, drängendes Problem dar. Die ethische Dimension physischen Leides gelangt auch durch die Debatte um aktive und passive Sterbehilfe in den Fokus der Öffentlichkeit, durch Diskussionen über die Einrichtungen von Hospizen, die Risiken und Chancen der Palliativmedizin, über die ›Humanität‹ bestimmter Hinrichtungsarten wie beispielsweise der Giftspritze in den USA.
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Frei von Schmerzen zu sein ist heutzutage ein zentrales Bedürfnis der meisten Menschen. Allenfalls Geburtsschmerz wird bisweilen noch positiv konnotiert. Die Suche nach möglichst verträglichen und ungefährlichen Anästhetika und Analgetika ist deswegen ein wichtiges Ziel medizinischer Forschung und hat unzählige wissenschaftliche Publikationen angeregt. Die literaturwissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Phänomen Schmerz ist jedoch lückenhaft, was angesichts des großen, gesamtgesellschaftlichen Interesses und der zahlreichen literarischen Bearbeitungen dieses Themas erstaunt.
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Die zentrale Körperempfindung Schmerz bleibt bis Mitte der 1980er Jahre weitgehend unbeachtet. Erst das Buch der US-amerikanischen Literaturwissenschaftlerin Elaine Scarry, The Body in Pain: The Making and Unmaking of the World (1985), und die kulturhistorische Überblicksstudie ihres Kollegen und Landsmannes David B. Morris – The Culture of Pain (1991) – regen vor allem im anglo-amerikanischen Raum die Auseinandersetzung mit dem Thema an.
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Beide Studien weisen allerdings substantielle Schwächen auf: So verzichtet Morris in seiner breit angelegte Übersicht zum Thema weitgehend auf literaturwissenschaftlich fundierte Analysen und Methodenreflexionen.
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Scarry widmet der Literatur nur wenig Raum, was nicht verwundert, da sie fälschlicherweise konstatiert, physischer Schmerz finde darin kaum Beachtung.
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Dass diese Aussage nicht haltbar ist, Schmerz vielmehr ein zentrales Thema der Literatur, wies bereits Karl Heinz Bohrer in seiner Habilitationsschrift Die Ästhetik des Schreckens. Die pessimistische Romantik und Ernst Jüngers Frühwerk von 1978 nach. Hier entfaltet er als Erster die »Problematik der ästhetischen Wahrnehmung als ›Schmerz‹-Wahrnehmung«.
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Bohrer analysiert verschiedene Auffassungen und Ausformungen dieser Körperempfindung und betrachtet sie als Denkfigur, die den Text entscheidend mitgestaltet. Seitdem ist der schmerzende Körper auch Gegenstand historischer
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und gender-spezifischer
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Forschung geworden.
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Mit seiner Studie Poetik des Schmerzes. Physiologie und Literatur von Brockes bis Büchner hat der Gießener Literaturwissenschaftler Roland Borgards ein umfangreiches Buch vorgelegt, in dem literarisch vermittelte Schmerzauffassungen im historischen Kontext untersucht und mit medizinischen und physiologischen Diskursen in Beziehung gesetzt werden. Nach Iris Hermanns Untersuchung Schmerzarten. Prolegomena einer Ästhetik des Schmerzes in Literatur, Musik und Psychoanalyse
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ist Roland Bogards Poetik des Schmerzes die zweite aktuelle Studie zum Thema. Sie wurde als Habilitationsschrift 2005 von der Universität Gießen angenommen.
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Die Untersuchung ist im Bereich der kultur- und wissenschaftsgeschichtlich orientierten Literaturwissenschaft situiert, innerhalb derer in den vergangenen zwanzig Jahren die Vorstellung des Körpers als transhistorisch-invarianter Realität und »stable experience« abgelöst wurde.
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An deren Stelle trat die Auffassung, dass historisch sich wandelnde Vorstellungen der menschlichen Physis einen Einfluss darauf haben, wie Menschen ihren Körper wahrnehmen und beschreiben.
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Fragen danach, welche Modelle kultureller Identität und physiologische Auffassungen sprachliche Inszenierungsformen, Wahrnehmungsweisen und Beschreibungsmodi des Körpers geprägt haben, können – wie Roland Borgards Arbeit zeigt – mittels literaturwissenschaftlicher Forschung geklärt werden.
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»Poetik des Schmerzes«
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Der Begriff »Poetik«, der sich bereits im Titel der Studie findet, ist forschungsleitend. Roland Borgards positioniert sich damit innerhalb eines wissenschaftlichen Feldes, das bereits Gaston Bachelard mit seiner Untersuchung La Poétique de l’éspace im Jahr 1957 markiert hatte: Literarisch vermittelte Phänomene werden einerseits als Ausdruck dichterischer Kreativität und Autonomie erfasst. Andererseits gibt deren Erforschung auch Auskunft über kulturspezifische Wertvorstellungen und über den Zusammenhang von Epistemologie und bildhafter Ausdrucksweise. Methodisch nutzt Roland Borgards Schmerz als Schnittstelle, an der sich – im Anschluss an grundlegende Überlegungen Michel Foucaults
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– Aspekte gesellschaftlich sanktionierter Gewalt sowie politische, juristische und medizinische Diskurse überkreuzen.
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Roland Borgards verweist einleitend auf die literarhistorisch lange und bedeutende Tradition, die dem Thema Schmerz in diversen Gattungen – u.a. Krankengedichten, Märtyrerdramen, Hinrichtungsgeschichten, Folterdarstellungen – seit dem 16. Jahrhundert bis in die Gegenwart zukommt. Und er begründet die besondere Relevanz und Ubiquität dieses Gegenstandes zu Recht damit, dass körperliches Leid als elementarer Lebensbestandteil auf Endlichkeit verweist und u.a. deswegen »mit einer Positionsbestimmung des Menschen verknüpft« (S. 10) ist. Dieser Aspekt gewinnt besondere Relevanz im 18. Jahrhundert, in einer Zeit, innerhalb derer wissenschaftliche Grundlagen für die späteren positivistischen Erforschungen nicht nur des Schmerzes, sondern auch des menschlichen Körpers überhaupt gelegt werden: »Physiologisch gewinnt der Schmerz an Wert; semiologisch verliert er an Konsistenz; experimentell […] rückt er in die Position des epistemischen Dings« (S. 28 f.). Es ist deswegen nur folgerichtig, dass sich Roland Borgards in seiner detailreichen Untersuchung auf das 18. Jahrhundert konzentriert.
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Methodisch ergibt sich daraus die Konsequenz, literarische und wissenschaftliche Texte nicht in qualitativer Hinsicht voneinander zu unterscheiden, sondern beide Formen auf ihr rhetorisches Potential hin zu überprüfen, durch das Schmerz sprachlich präsent ist. Es geht also nicht um bloße Einflussforschung, sondern vielmehr darum, »den Gegensatz von Fakt und Fiktion« zu dekonstruieren (S. 38), die Produktion und die spezifischen sprachlichen Gestaltungen von physiologischem Wissen zu untersuchen und – im methodischen Anschluss an Joseph Vogl
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– diskursive Übereinstimmungen in Medizin und Literatur zu ergründen, welche für Schmerzauffassungen prägend waren.
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»Positionen des Schmerzes«
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Roland Borgards entfaltet seine literatur- und kulturwissenschaftliche Perspektive in drei großen Abschnitten. Der erste – »Positionen des Schmerzes« – ist der einflussreichen physiologischen Schmerztheorie Descartes’ gewidmet sowie Gedichten Barthold Heinrich Brockes, Johann Wolfgang Goethes Prometheus und Clemens Brentanos Roman Godwi. Der zweite große Analyseteil – »Zeichen, Versuche, Geschichten« – enthält Untersuchungen zu Schmerzrepräsentationen in religiösen Gedichten, Albrecht von Hallers wirkungsmächtigen Schmerzexperimenten, Gotthold Ephraim Lessings Miß Sara Sampson, Johann Gottfried Herders Schrift zu Philoktet und zur narrativen und rhetorischen Präsentation von Schmerz in juristischen, medizinischen und weiteren literarischen Texten. Den Schluss bildet eine Untersuchung von Georg Büchners Erzählung Lenz.
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Große philologische Kompetenz und ein breites medizinhistorisches Wissen zeigt Roland Borgards in minutiösen Interpretationen, beispielsweise in eben den eher selten betrachteten Brockes-Gedichten, an denen er u.a. in Licht, Feuer und Hitze sprachliche Bilder ausmacht, welche cartesianischen Denktraditionen folgend »[d]ie Grenze zwischen einer sinnesspezifischen Normalwahrnehmung und deren schmerzhafter Übersteigung« veranschaulichen (S. 67). In ›Intensität‹ und ›Steigerung‹ erkennt Roland Borgards Argumentationsfiguren, die sowohl für Schmerzbeschreibungen in physiologischen als auch in literarischen Texten kennzeichnend sind. Schmerz wird primär als eine von außen kommende Störung begriffen. Brockes Gedichte sind deswegen exemplarisch für eine physikotheologisch geprägte Auffassung, in deren Zusammenhang sich der christlich orientierte Mensch wesentlich über eine religiöse Relativierung des Schmerzes definiert.
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Nicht ganz schlüssig erscheint die Entscheidung, der Interpretation von Goethes Prometheus breiten Raum zu geben. Während Brockes in seinen Gedichten u.a. Zähneziehen, Fieber und ein verletztes Schienbein thematisiert und mit Reflexionen über die Welt, Gott und das leidende Subjekt verknüpft, sind die Bezüge zum Schmerzthema in Goethes Poem weniger offensichtlich. Roland Borgards betreibt großen interpretatorischen und argumentativen Aufwand, um ausgehend von Prometheus’ Bestrafung – die freilich in dem Goethe-Gedicht gar nicht thematisiert ist – und zwei Versen Schmerz als Ursache für Kulturentstehung und die Selbstermächtigung des Menschen darin aufzuwerten: »Hast du die Schmerzen gelindert / Je des Beladenen?« Es ist zu fragen, warum nicht beispielsweise Friedrich Hölderlins Schicksalslied oder Friedrich Schillers Nänie herangezogen worden sind, um Schmerz, Kulturentstehung, Vergänglichkeit und Schönheit literaturwissenschaftlich zu perspektivieren. Fragen nach den Prinzipien der Werkauswahl – Ausschluss- wie Einschlusskriterien – sind in Roland Borgards Arbeit der einzige Punkt, an dem mehr Informationen wünschenswert gewesen wären.
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In der Analyse von Brentanos Godwi sind die Zusammenhänge eindeutig. Roland Borgards erörtert hier die medizinhistorischen und epistemologischen Aspekte, welche die Gestaltung des körperlichen und seelischen Schmerzes und die Gestaltung fast aller Figuren prägen. Ein überraschendes Ergebnis der Untersuchung ist, dass Clemens Brentano den Stand aktueller medizinischer Forschung in seinem Roman verarbeitet. So zeigt Roland Borgards Zusammenhänge auf zwischen Reiz- und Schmerztheorien des französischen Mediziners Hyppolite Bilon und Schmerz im Roman als »produktive[m] Stachel sprachlicher Tätigkeit«:
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Aus dem Schmerz entsteht hier Sprache und Schrift, entsteht ein Brief und ein Stück Literatur. Damit ist einerseits ein Unterschied zwischen medizinischen und literarischen Texten angezeigt, geht es doch der Medizin um vitale, der Literatur hingegen um textuelle Produktivität. Andererseits wird auch eine Verwandtschaft lesbar, denn insofern Schreiben und Leben gleichermaßen aus dem Schmerz hervorgehen, erweisen sie sich als Geschwisterpaar. (S. 138)
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Neben diesem Aspekt besteht die Kernproblematik der im ersten Teil analysierten Texte im Zusammenhang von religiösen Weltbildern und Schmerz.
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»Zeichen, Versuche, Geschichten«
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Im zweiten Abschnitt – »Zeichen, Versuche, Geschichten« – führt Roland Borgards anhand von Passionsgedichten Brockes’ und Bodmers vor, wie sprachlich gestaltete Wunden als Zeichen für Schmerz figurieren und diesen evident werden lassen. Einmal mehr wird deutlich, dass Schmerz als unausweichlicher Bestandteil menschlichen Lebens als Motor literarischer Produktion fungiert. Gerade Dichtung mit ihrer hochgespannten Rhetorizität erweist sich als geeignetes Ausdrucksmedium, mittels dessen schwankende Intensitäten des Schmerzes sprachlich nuanciert gefasst und die innere Realität körperlicher Empfindungen aus der vorsprachlichen Zone in den Kontext intersubjektiver, sprachlicher Objektivierung gebracht werden kann. Dies gilt auch für Dichtungen Albrecht von Hallers, speziell für dessen Poem Ueber den Ursprung des Uebels, das Roland Borgards in überzeugender, kontextualisierender Lektüre mit Hallers Dissertation Von den empfindlichen und reizbaren Theilen des menschlichen Leibes (1752) untersucht. Stellt Haller in seinem Gedicht Gedankenexperimente an, beispielsweise dazu, wie sich Schmerzerfahrung mit Vorstellungen eines gütigen Gottes verbinden lässt, weist seine physiologische Schrift bereits auf eine empirisch abgesicherte Wissensproduktion hin, bei der Schmerz als Zeichen für körperliche Sensibilität fungiert.
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Die Frage nach der Zeichenhaftigkeit des Schmerzes und nach den Möglichkeiten der Schmerzenskommunikation ist auch für den Fortgang der Analyse grundlegend. Roland Borgards zeigt anhand Lessings Miß Sara Sampson, dessen Briefdebatten mit Friedrich Nicolai und Moses Mendelssohn über das Trauerspiel und Herders Reflexionen über Philoktet, dass im literarischen Kontext neben Reden und der körperlichen Ausdrucksebene in Form von Tränen und anderen somatischen Indikatoren, neben Seufzen, Schreien auch die Rede des mitfühlenden Betrachters Schmerz vermitteln kann:
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Die Repräsentationslogik gründete […] auf dem scharf und stabil etablierten Unterschied zwischen der repräsentierenden Rede, also dem Schmerzausdruck, und dem repräsentierten Gegenstand, also dem Schmerzgefühl. Repräsentationslogisch betrachtet besteht darin […] die Möglichkeitsbedingung einer jeden Schmerzkommunikation: Die Schmerzen werden nicht trotz, sondern dank der Differenz übermittelt; der Schmerz liegt auch in der mitfühlenden Rede des Anderen offen vor Augen. Und doch bedarf es nur einer kleinen Verschiebung der Perspektive, um die repräsentationsfundierende Differenz als systematisches und drängendes Problem der Kommunikation zu reformulieren. Denn eine Überprivilegierung der artikulierten Gefühlsbeobachtung kann das Gefühl selbst – anstatt ihm zu unmittelbarer Evidenz zu verhelfen – auch in eine ungewisse Ferne rücken. (S. 233)
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Schmerzzeichen beinhalten somit immer ein dialogisches Moment, mittels dessen sich die Grenze des Sag- und Verstehbaren ausloten lässt. Dieser Aspekt verleiht der Produktion von Schmerztexten quasi den Status ›experimenteller‹ Dichtung, innerhalb derer deiktische Strukturen seitens des Autors erprobt und seitens des Lesers auf ihre Wirksamkeit hin überprüft werden können. Dies gilt auch noch für Büchners Erzählung Lenz. Vergleichbare experimentelle Anordnungen bieten auch juristische und medizinische Texte zu Folter und Hinrichtung aus dem 18. Jahrhundert, die eng mit ethischen und politischen Erwägungen gesellschaftlich sanktionierten Formen von Gewalt verknüpft sind.
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Fazit
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Roland Borgards Studie liefert eine Fülle von Details sowie hochkomplexe Analysen. Gerade deswegen jedoch wären noch mehr Zusammenfassungen, Wiederholungen und häufigere Zuspitzungen wünschenswert gewesen. Auf Möglichkeiten und Grenzen seiner Studie weist der skrupulöse Verfasser eingangs selbst hin.
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Dies schmälert jedoch nicht das Verdienst der Arbeit: Die Forschungsergebnisse, die Roland Borgards präsentiert, sind für das Verständnis sich historisch wandelnder Schmerzauffassungen und ‑ausdrucksmöglichkeiten ebenso wesentlich wie für die wissenschaftsgeschichtliche Erforschung des Experiments im Kontext von Repräsentationslogik, Semiotik und Kommunikation. Die Untersuchung des sprachlich inszenierten Schmerzes, dessen medizinischen Implikationen und Überschneidungen mit bedeutenden zeitgenössischen gesellschaftliche Diskursen ermöglichen es, die Kulturation des Körpers besser zu verstehen und geben auch Auskunft über zentrale Funktionen des Schmerzes in der Literatur. Roland Borgards leistet Grundlagenforschung auch für die (medizin-) historischen Wissenschaften, denn ein Teil der von ihm behandelten Schriften (u.a. von Ambroise Tranquille Sassard, Marc-Antoine Petit) sind wichtige, aber bislang wenig beachtete Zeugnisse in der Geschichte des Schmerzes.
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