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Avancen einer Königin

Dido im ‚Eneasroman‘ und die Frage nach der narrativen Kohärenz

  • Anne Sophie Meincke: Finalität und Erzählstruktur. Gefährdet Didos Liebe zu Eneas die narrative Kohärenz der Eneide Heinrichs von Veldecke? Stuttgart: ibidem 2007. 284 S. Paperback. EUR (D) 29,90.
    ISBN: 978-3-89821-622-7.
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1. Dido und die Poetik des ›Eneasromans‹

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Die Erzählung von Dido, die aufgrund ihrer unerwiderten Liebe zu Eneas in den Tod geht, gilt als eine Schlüsselepisode im ›Eneasroman‹ Heinrichs von Veldeke. 1 Dass sie auch für die Poetik dieses ersten höfischen Romans in deutscher Sprache von Aufschluss ist, belegen neuere Studien, die an ihr das fokalisierte Erzählen (G. Hübner), die Narratologie des Tragischen (R. Toepfer), das romanhafte »Neu und anders Erzählen« des Überlieferten (J. Hamm) oder die rhetorischen Grundlagen der adaptation courtoise (S. Schmitz) untersuchen. 2 Auch Anne Sophie Meinckes 2007 erschienene Arbeit 3 geht von dieser Passage aus und einen Schritt weiter – freilich in eine andere Richtung: Die Didoepisode dient ihr als Ausgangspunkt, um gängige Vorstellungen von narrativer Kohärenz, Kausalität und Finalität zu hinterfragen und ein erweitertes Kohärenzmodell zu entwickeln, das sich als Alternative zu den bisherigen Ansätzen versteht und der historischen Variabilität narrativer Kohärenz (S. 13) Rechnung trägt. Der ›Eneasroman‹ dient hier also als Fallbeispiel für ein weit darüber hinaus reichendes, ambitioniertes Ziel: für eine historisch differenzierende Neuvermessung des Kohärenzbegriffes.

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2. Abkehr von kausalen und finalen Kohärenzmodellen

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Die fragliche Szene aus der Didoepisode (29,4–31,30), die Ausgangspunkt für Meinckes Überlegungen ist, wird eingangs im Wortlaut abgedruckt (der Textwiedergabe mangelt es allerdings an philologischer Sorgfalt). 4 Bei der Begrüßung der schiffsbrüchigen Trojaner in Libyen bietet Königin Dido dem edlen Eneas nicht nur eine gastfreundliche Aufnahme, sondern sogar ihre Herrschaft und, wie es scheint, ihre Liebe an. Diese weitreichenden Avancen der Königin irritieren. Bei unbefangener Betrachtung erscheinen sie, so Meincke, als überzogen und unmotiviert – und keiner der zahlreichen Deutungsversuche der Forschung (S. 17–40) habe sie nachträglich plausibel machen können.

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Hieraus auf eine Störung der narrativen Kohärenz zu schließen, hieße jedoch, so Meincke (S. 12), einen historisch nur begrenzt gültigen und einseitigen Kohärenzbegriff zugrunde zu legen. Gegenüber neueren Kohärenzmodellen, die von narrativer Motivierung und Motivation ausgehen und die Kohärenz eines Textes in seinen kausalen Zusammenhängen begründet sehen, insistiert sie darauf, dass ein ausschließlich kausales Verständnis die Möglichkeiten narrativer Kohärenzbildung unzulässig einenge und der Komplexität literarischer Erzähltexte nicht gerecht werde.

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Als Alternative untersucht Meincke das Konzept narrativer Finalität. Sie geht von Lugowski aus und diskutiert das hierauf gründende Modell von Martínez, das die »Motivation von hinten« weiter ausdifferenziert: Je nach Instantiierung der Zukunftsgewissheit werden eine transzendentale Motivierung, die auf der Ebene der Komposition ausgedrückt ist (»kompositorische Motivation«), und eine zielgerichtete, transzendente Motivierung, die in der erzählten Welt angesiedelt ist (»finale Motivation«), unterschieden.

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Meinckes Kritik an diesem Finalitäts-Konzept setzt u.a. an Martínez‘ Unterscheidung zwischen der »lebensweltlich-praktischen«, zukunftsungewissen Perspektive der Figuren und der »analytisch-retrospektiven«, zukunftsgewissen Erzählerperspektive an. Ihre Überlegung, dass ein extradiegetisch-heterodiegetischer Erzähler – im Unterschied zum Historiographen – sich im Verhältnis zum erzählten Geschehen »möglicherweise außer der Zeit« befinde und damit nicht eine zukünftige epistemische Position einnehme, aus der er »analytisch-rhetorisch« berichten könnte (S. 111), ist jedoch methodisch problematisch, zumal mit Blick auf den ›Eneasroman‹: Denn hier tritt ein Sprecher-Ich auf, das doch gerade Teil jenes Kontinuums ist, das in der Erzählung Antike und staufische Gegenwart verbindet, 5 und das insofern eine eindeutig zukünftige Position zum Erzählten einnimmt (siehe S. 111, Anm. 331).

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3. Das »Götterproblem«

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Dass weder das Konzept der finalen Motivation noch der doppelten Welt nach Martínez sinnvoll anwendbar erscheinen, führt Meincke darauf zurück, dass Veldeke das Wirken der olympischen Götter stark reduziert bzw. in die Äußerungen der erzählten Figuren verlegt hat. Sowohl Martínez‘ ontologische Definition von »Finalität« als auch das Konzept der »doppelten Welten« erweisen sich als zu eng. »Die erzählte Welt des Eneasromans fügt sich nicht in das Schema finaler Motivation« (S. 169).

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Veldekes Adaptation der epischen Götterwelt wirkt sich darüber hinaus auf den Eindruck narrativer Finalität aus. Die Erzählung von Didos Gastfreundschaft ist in der ›Aeneis‹ nicht der Inkohärenz verdächtig, da Venus Merkur beauftragt hatte, die Herzen der wilden Libyer milde zu stimmen: Didos überaus freundlicher Empfang ist direkte Folge göttlichen Einwirkens. 6 In den Eneasromanen jedoch ist vom fürsorglichen Auftrag der Venus keine Rede mehr. Damit bricht das kausale Gefüge auf, Didos Verhalten erscheint nurmehr vom Ende her motiviert. Es kommt, so Meincke, zu einem paradoxen Effekt: Durch die Reduktion der Götter wird der »finale Eindruck«, dass das Geschehen endgesteuert sei, noch verstärkt. »Motivation von hinten« ist insofern »im Falle der Eneide das Resultat mythologischer Reduktion« (S. 178).

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In Erinnerung zu rufen ist hierbei allerdings, dass der ›Eneasroman‹ keineswegs, wie Meincke sagt (S. 41), eine fiktive Erzählung ist, sondern vielmehr – nach mittelalterlicher Auffassung – ein in ehrwürdiger (lateinischer) Schriftlichkeit überliefertes, glaubwürdiges und geglaubtes Geschehen berichtet. Die Geschichte des Eneas ist bei Vergil durch das unabänderliche Fatum, das noch über dem Wirken der Götter steht, im Vorhinein festgelegt. In den Eneasromanen wird das Fatum durch das gleichfalls unabänderliche Gesetz der Geschichte ersetzt: Das Geschehen kann nicht anders erzählt werden, als es sich ereignet hat – und vor diesem Horizont ist auch die Frage nach Kausalität und Finalität zu sehen.

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4. »Thematische« Kohärenz

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Als Zwischenfazit stellt Meincke fest, dass die im Titel ihrer Studie gestellte Frage sich »nicht, wie erhofft, durch den Hinweis auf eine nicht ›kausale‹, sondern ›finale‹ Kohärenz aus der Welt schaffen lässt« (S. 203). Den Weg zu einem neuen, systematischen Kohärenzmodell weisen ihr die erotischen Avancen der Königin, die noch nicht in der ›Aeneis‹, sondern erstmals eindeutig im ›Roman d‘Enéas‹ begegnen und von Veldeke in abgemilderter Form übernommen werden. Man könnte diese als Relikt der Vorlage(n) verstehen (hierauf ist noch zurückzukommen), doch dies ist für Meincke keine Lösung, da damit die Inkohärenz von Veldekes Erzählung eingestanden und das Problem letztlich doch nur auf den französischen Roman verschoben würde (S. 193).

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Es scheine vielmehr, so Meincke, als handele es sich bei dieser erotischen Komponente um eine Art kompositorischen bzw. thematischen Vorgriff des Erzählers bzw. Autors innerhalb des von der Stofftradition vorgegebenen Handlungsgerüstes. Für die Kohärenzdiskussion ist eine solche kalkulierte Vorwegnahme des Minnebeginns, wie sie die Veldekeforschung (u.a. A. Syndikus, R. v. Gosen, H. Vögel) bereits vermutet hat, insofern wegweisend, als sie eine Alternative zum kausalen und finalen Kohärenzverständnis eröffnet.

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Hiervon ausgehend schlägt Meincke ein erweitertes Kohärenzmodell vor, in dessen Mittelpunkt ein Funktionalitätsbegriff steht, der über Handlungsfunktionalität im engeren Sinne hinausreicht und es als »kompositorische Funktionalität« erlaubt, Kohärenz stärker als bisher auch thematisch zu fassen. Dem so modifizierten Verständnis von Kohärenz, die als formale und thematische Kohärenz in der Texttiefenstruktur verortet ist, entspreche auf der Textoberfläche die gleichermaßen formale bzw. thematische »Kohäsion«, also die Verbindung der einzelnen Textkomponenten untereinander. Wie Kohärenz und Kohäsion zusammenspielen und wie zu dem (durch mythologische Reduktion hervorgerufene) Eindruck einer »Motivation von hinten« ergänzend explizite (Erzähler- und Figuren-)Vorausdeutungen auf das Ende treten, zeigt Meincke am Beispiel der Dido-Episode auf.

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Dass man hierbei von thematischer Kohärenz innerhalb »themadeterminierter Handlungsblöcke« (S. 225) sprechen kann, erläutert sie anknüpfend an Peter Czerwinskis Überlegungen zu »Raum-Zeit-Blöcken« und deren Aggregation. Ihre These lautet, dass Erzähleinheiten wie die Didoepisode nicht linear, sondern thematisch kohärieren: Jede Aussage lasse sich als »Illustration von Didos Verliebtheit« (S. 232 f.) lesen, die das übergeordnete Thema des Handlungsblocks darstelle.

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Damit ließe sich die Empfangsszene in Libyen erzähltheoretisch besser verstehen: Innerhalb des Handlungsblocks wird schon mit Didos erstem Auftreten das zentrale Thema präsent gemacht und Kohärenz gestiftet, nicht linear-horizontal, sondern vielmehr systematisch-vertikal (S. 237). An den Nahtstellen der thematisch geschlossenen Handlungsblöcke – die Problematik ihrer Abgrenzung wird nicht angesprochen – können damit Brüche auftreten, die aus linearer Sicht als Inkohärenzen (miss)verstanden werden könnten. Die Ausgangsfrage »Warum macht Dido Eneas so weitreichende Angebote?« lässt sich somit beantworten: »Weil dies das Thema des Ereignisblocks der Dido-Episode ist: die aufopferungsvolle Liebe einer großen Herrscherin mit für sie tödlichen Folgen« (S. 239).

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5. Zwei philologische Anmerkungen

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Das skizzierte Modell ist als historische Differenzierung geläufiger Kohärenzvorstellungen zu begrüßen. Ergänzend hier noch zwei philologische Anmerkungen, die über Meinckes Studie hinausführen, aber doch wesentlich für ihr Thema erscheinen.

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Zum einen: Die vielgestaltige Aeneasüberlieferung im Mittelalter erlaubt es, zumindest ansatzweise einen historischen Diskurs zu rekonstruieren, der für die Deutung der fraglichen Szene von Aufschluss ist. Einige Forscher, zuletzt Silvia Schmitz, sehen Didos Avancen im Kontext zeitgenössischer Herrscherrepräsentation und deuten sie als königliche Gastfreundschaft, die zum Zwecke der Ehrerbietung für einen hochgestellten Gast von Dido absichtsvoll übersteigert werde – eine Deutung, die Meincke als unplausibel ablehnt (siehe S. 27 f.), die sich aber auf Johannes von Salisbury berufen kann, der im 12. Jahrhundert Didos largitas ausdrücklich lobt. 7 Mag auch dieses Zeugnis nicht schlagend sein, so mangelt es der Didoszene nach zeitgenössischem Verständnis womöglich nicht gänzlich der kausalen Motivation.

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Zum anderen bleibt zu fragen, ob der irritierende Textbefund im deutschen Roman nicht das Ergebnis einer nur ansatzweise durchgeführten bzw. gelungenen Harmonisierung widerstreitender stoffgeschichtlicher Traditionen und erzählerischer Vorlagen ist – wogegen sich Meincke explizit verwahrt (S. 192). Seit der Antike war Dido eine ambige Exempelfigur: auf der einen Seite die treue Ehefrau, die ihren Gatten über den Tod hinaus liebt, auf der anderen Seiten die treulose Geliebte, die ihren Treueschwur gegenüber dem verstorbenen Gatten zugunsten des Aeneas bricht und an dieser Liebe zugrunde geht. 8

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Spuren der zweiten Deutung finden sich schon bei Vergil, die spätantiken Kommentatoren der ›Aeneis‹ greifen sie auf, Macrobius spricht explizit von der lasciviens Dido, und die allegorische Vergilexegese kritisiert den incestus amor der Königin und macht sie zum exemplum cupiditatis 9 – noch bei Dante wird sie sich als Didone amorosa im Inferno unter den treulosen Frauen wiederfinden, die zu Lebzeiten der lussuria frönten. 10 Durchaus denkbar, dass die Avancen der Königin ihre Plausibilität und Begründung außerhalb der ›Eneasromane‹ finden: in einem exemplarischen Diskurs, der Dido zur liebestollen Verführerin stilisiert.

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Nun mag man zögern, für die volkssprachigen Romandichter eine Vertrautheit mit solchen lateinsprachigen Diskursen vorauszusetzen. Doch es gibt darüber hinaus auch Erzähltraditionen, die Dido als Verführerin darstellen. 11 Prominentes Beispiel hierfür ist das recht verbreitete ›Excidium Troiae‹, eine lateinische Prosifizierung der ›Aeneis‹ wohl aus dem 6. Jahrhundert: Auch hier ist Dido schon bei der Begrüßung der Trojaner in Leidenschaft entbrannt und trägt dem Eneas explizit und insistierend ihre Liebe und die Heirat an. 12

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Dass das ›Excidium Troiae‹ den französischen Eneasroman beeinflusste, wurde bereits anderweitig vermutet. Festzuhalten ist, dass die Avancen der Königin im ›Roman d‘Enéas‹ einer im Mittelalter nachweislichen Didoüberlieferung entsprechen und im ›Excidium Troiae‹ ganz ähnlich narrativ gestaltet wurden. Aufschlussreich ist überdies, dass der Redaktor der Handschrift D des ›Roman d‘Enéas‹ die Avancen der Königin abgemildert hat, 13 ähnlich wie hernach Heinrich von Veldeke. Ob damit das Bild der Didone amorosa oder gar eine Störung der Kohärenz gemildert werden sollte, lässt sich nicht entscheiden. Für die Wahrnehmung von Kohärenz sind diese Texteingriffe allemal von Bedeutung.

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6. Zusammenfassung

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Die philologischen Anmerkungen nehmen Meinckes Überlegungen zur narrativen Kohärenz letztlich nichts. Ihre Studie beeindruckt durch terminologische Genauigkeit, präzise Argumentation, konzeptionellen Anspruch und durch den Mut, eine Grundfrage mittelalterlichen Erzählens neu und eigenständig anzugehen. Insofern wird man die bisweilen recht kleinteilige Recensio bestehender Kohärenz- und Finalitätskonzepte, die mehr als die Hälfte des Buches einnimmt und letztlich auf den Nachweis ihrer Defizienz hinausläuft, als notwendiges Abarbeiten an bestehenden Begriffen und Konzepten werten dürfen, das den eigenen Entwurf deutlicher konturiert. Für die eingehende Analyse, für das Bemühen um die Historisierung des Kohärenzbegriffes und für die »Warnung vor der ›kausalistischen Falle‹«ist man der Verfasserin jedenfalls nachdrücklich zu Dank verpflichtet.

 
 

Anmerkungen

Der in der älteren Forschung noch gebräuchliche Titel ›Eneide‹ für diesen Versroman hat sich als missverständlich erwiesen, da Veldeke selbst mit ›Eneide‹ nie das eigene Werk, sondern stets die ›Aeneis‹ Vergils bezeichnet, vgl. die Kommentare Kartschokes und Fromms (zu 26,37). Für Veldekes Roman ist in der späten Handschrift h (15. Jh.) der Titel ›Eneas‹ überliefert.   zurück
Vgl. Gert Hübner: Erzählform im höfischen Roman. Studien zur Fokalisierung im ›Eneas‹, im ›Iwein‹ und im ›Tristan‹. Basel 2003; Regina Toepfer: Höfische Tragik. Motivierungsformen des Unglücks in mittelalterlichen Erzählungen. Berlin, New York 2013, S. 323–360; Silvia Schmitz: Die Poetik der Adaptation. Literarische inventio im ›Eneas‹ Heinrichs von Veldeke. Tübingen 2007; Joachim Hamm: Âne missewende. Erzählpoetik und Vorlagenbearbeitung im ›Eneasroman‹ Heinrichs von Veldeke. Masch. Habil. Kiel 2007.   zurück
Zugrunde liegt offenbar eine Abschlussarbeit an der Universität München.   zurück
Es fehlen, hier wie auch sonst, eine das Textverständnis klärende neuhochdeutsche Übersetzung und eine leserfreundliche Durchzählung der Verse. Ohne weitere Begründung wird die Ausgabe von Kartschoke, die auf Ettmüllers dialektaler Umsetzung von 1852 basiert, und nicht Hans Fromms handschriftennähere Edition zugrunde gelegt. Die im Einzelfall interpretationsrelevante Varianz in der Romanüberlieferung (vgl. etwa 31,4) bleibt unberücksichtigt. Vor allem weist der Textabdruck (S. 17–20) einige Fehler und Verschreibungen auf, zwei Verse sind gänzlich entfallen: 24,7 lies siz; 29,4 lies vernomen,; 29,9 lies irgienk; 29,13 lies luzel; 29,27 lies meres; 29,35 lies di borde; 29,39 lies die lînen; 30,7 lies und; 30,35 lies alsô. Es fehlen die Verse 29,22–23 uns hât harde gerret / unsanfte tormint. Dieser Mangel an philologischer Sorgfalt setzt sich allerdings, nach Stichproben zu urteilen, im weiteren Verlauf der Darstellung nicht fort. Insgesamt ist die Arbeit gut lektoriert.   zurück
Vgl. die sog. »Stauferpartien« und den Epilog, aber auch die Ansätze historiographischen Erzählens, die poetologisch auf die historia verweisen, dazu Karen Opitz: Geschichte im höfischen Roman. Historiographisches Erzählen im ›Eneas‹ Heinrichs von Veldeke. Heidelberg 1998.   zurück
Vgl. Verg. Aen. I, 303 f. und Serv. Aen. I, 571: non sine ordine poeta inducit Didonem et credentem ignotis et tam facile tanta promittentem; si enim bene advertatur, de illo loco [i.e. Verg. Aen. I, 303 f.] pendet »in primis regina quietum / accipit in Teucros animum mentemque benignam«.   zurück
Vgl. Schmitz (Anm. 2), S. 124–127. Johannes preist Didos Gastfreundschaft gegenüber Eneas als Pflicht der pietas (›Policraticus‹ VI, 22), wenn sie auch recht leichtfertig gewährt worden sei.   zurück
Zum Folgenden vgl. Marilynn Desmond: Reading Dido. Gender, textuality, and the medieval ›Aeneis‹. Minneapolis, London 1994; Joachim Hamm: Infelix Dido. Metamorphosen einer Liebestragödie. In: Dorothea Klein, Lutz Käppel (Hgg.), Das diskursive Erbe Europas: die Antike. Frankfurt a. M. 2008, S. 1–24.   zurück
Vgl. u.a. Serv. auct. Aen. VI, 1; Macr. sat. V, 17,5. Der Chartreser Vergilkommentar des Ps.-Bernardus formuliert prägnant: Dido id est libido (Commentum I, 11).   zurück
10 
Dante, Commedia, Inferno c. 5, v. 61–63.   zurück
11 
Mecklenburgs Dictum, »daß es keinen mittelalterlichen Text gibt, in dem Dido tatsächlich als Verführerin dargestellt wird«, trifft so nicht zu, vgl. Michael Mecklenburg: Verführerin oder Verführte? Zur Figur der Dido in der volkssprachigen Literatur des Mittelalters. In: Ulrich Müller, Werner Wunderlich (Hgg.): Mittelalter-Mythen. Bd. 3: Verführer, Schurken, Magier. Konstanz, St. Gallen 2001, S. 173–191, hier 173.   zurück
12 
Vgl. Excidium Troiae. Hg. v. Elmar Bagby Atwood and Virgil K. Whitaker. Cambridge, Mass. 1944 (The Mediaeval Academy of America 44). Dido sagt in der Botenempfangsszene: Et non illi [i.e. Enee] displicebunt connubia nostra (S. 30 Z. 16 f.). Achates legt dies Aeneas gegenüber ganz eindeutig aus: Vides reginam nedum te nosse et in amorem tuum incidisse (S. 31, Z. 15.). Nach Atwood S. LXXV präsentiert sich Dido hier als »libidinous courtesan«. Vgl. hierzu Hamm (Anm. 2).   zurück
13 
Vgl. Le ›Roman d'Enéas‹. Edition critique d'après le manuscrit B.N. fr. 60. Traduction, présentation et notes d'Aimé Petit. Paris 1997 (Lettres gothiques), v. 586–589.   zurück