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Blendung und Spiegelung

Sichtweisen und Sehhilfen - ein Führer im Irrgarten nationaler Bilder und Projektionen

  • Manfred Beller / Joep Leerssen (Hg.): Imagology. The cultural construction and literary representation of national characters. A critical survey. (Studia Imagologica 13) Amsterdam, New York: Rodopi 2007. XVI, 476 S. Gebunden. EUR (D) 45,00.
    ISBN: 978-90-420-2318-5.
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Von Platon bis René Magritte reicht die Reihe derer, denen Bilder verdächtig, zumindest rätselhaft erscheinen. Zwischen der autoritären Haltung eines Bilderverbots religiöser und anderer Glaubenssysteme einerseits und einer zuletzt in der Postmoderne konstatierten Verselbstständigung der Bilderflut gegenüber ihren Referenten andererseits stellen Bilder in der ganzen Vielfalt ihrer Erscheinungen und Materialien ein ebenso eigenständiges wie komplexes Feld vergegenständlichter, in die Sichtbarkeit gehobener Vorstellungen, Wertungen und Empfindungen dar, wobei eben die Fragwürdigkeit der Bilder-Substanz durch die Interpretationsbedürftigkeit der in diesen Gestaltungen zum Ausdruck, zur Anschauung kommenden Inhalte noch einmal gedoppelt wird. Handelt es sich gar um sprachliche »Bilder«, so ist deren Status noch einmal um ein Ganzes ungeklärter, beginnend schon mit der Frage, in wieweit es sich bei der Rede von Wörtern und Sätzen als Bildern überhaupt um eine zutreffende beziehungsweise angemessene Redeweise handelt.

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Die besonderen Bilder der Imagologie

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Vor dem Hintergrund dieser ebenso verbreiteten wie vielgestaltigen, ja in gewissem Sinne unergründlichen Multiplität des Bildhaften, in kulturwissenschaftlichen wie in medienhistorischen und in vielfältigen einzeldisziplinären Zugriffen aktuell unter der Stichwort des »visual« oder »iconic turn« erneut in den Vordergrund getreten, stellt die im Feld der Komparatistik (und in angrenzenden Literaturwissenschaften) angesiedelte Imagologie, die Beschäftigung mit den Bildern »der anderen (Völker)« im Spiegel der jeweils »eigenen« Medien, naiv zunächst eben als »Bilderwissenschaft« übersetzbar, eine deutliche Eingrenzung und Spezialisierung dar. Diese ergibt sich zum einen aus der Komplexität ihres Gegenstandes selbst, zum anderen auch der Geschichte des Faches und speziell auch dieses Teilbereichs, sind doch mit »images« im Sinne des imagologischen Ansatzes nicht einfach Bilder in einem kunstwissenschaftlichen oder auch stilistisch-rhetorischen Sinne gemeint. Vielmehr geht es bei den Bildern der Imagologie vornehmlich um in literarischen Texten dargestellte oder gestaltete Gruppenporträts, um das Bild der jeweils »anderen« Gruppe(n) in einer bestimmten autozentrierten Perspektive, in deren Erscheinung oder Ausführung sich freilich nicht einmal unbedingt – nach neueren Ansätzen schon gar nicht 1 – Eigenschaften oder Sachverhalte festmachen lassen, wie sie »wirklich« bei »den anderen« vorkommen oder diese »kennzeichnen«; eher schon werden die Perspektiven des Betrachters und Gestalters und seine in diese Bilder hineingelegten »Setzungen« beziehungsweise auch Besessenheiten erkennbar.

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In dieser Hinsicht sind die im Zusammenhang der Imagologie zu erkundenden »images« beziehungsweise »mirages« 2 als kulturelle Konstruktionen zu sehen, in denen sich jeweils situations-, schichten oder sonstwie gruppenspezifisch vermittelte Sichtweisen und Selbstbilder im »Spiegel der anderen« erkennen lassen, freilich in einer durch den Charakter des Mediums auch mitbestimmten Weise.

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Imagologie als Arbeitsfeld
der Komparatistik

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Reiz, Stellenwert und Grenze eines Arbeitsfeldes »Imagologie« ergeben sich freilich nicht nur aus den wissenschaftslegitimatorisch immer wieder in Anschlag gebrachten Ansprüchen auf ein einigermaßen abgrenzbares Untersuchungsobjekt und eine gegebenenfalls hierauf bezogene Methodik (und Methodendiskussion), die sich – wie im Falle der ebenfalls vergleichenden Erforschung politischer Kulturen – auf entsprechende Datensätze und computergestützte Auswertungs- und Darstellungsprogramme verlassen kann, sondern waren (sind?) aufs Engste mit dem disziplinären Selbstverständnis der Komparatistik selbst verbunden. Immer wieder, und dies betrifft zentral auch die Bedeutung der Imagologie, die entweder als »Kerngeschäft« eines Faches gesehen werden kann, das sich selbst in Zusammenhängen der Völkerpsychologie, der Kulturgeschichte oder auch der »Europaforschung« situiert, oder aber als ein weiteres Untergebiet einer verdienstvollen, allerdings auch nicht weiter aufregenden »Stoff- oder Motivgeschichte« , stehen die Disziplin selbst, ihre Zugänge und Perspektiven in Frage beziehungsweise zur Legitimierung an; im Sinne eines modernen, selbst-reflexiven Wissenschaftsverständnisses vielleicht gar keine schlechte Position, vielmehr »state of the art«.

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Eben zwischen der Konzentration auf literarische Texte, die unter dem seit dem 18. Jahrhundert sich konstituierenden Leitbegriff der Kunstautonomie wahrgenommen und entsprechend auch in ihrem Rang als komparatistisches Betätigungsgebiet gewertet werden, und der Einbettung literarischer Texte in übergreifende Strukturen, die von historischen, ideologischen oder auch soziologischen, also »externen Faktoren« bestimmte werden, lassen sich bislang auch die Konjunkturen komparatistischen Selbstverständnisses im Allgemeinen beschreiben, die ihrerseits als Rahmenbedingung imagologischer Forschung und ihres Stellenwertes fungieren; nicht zuletzt waren die Fragestellungen für die Arbeit an diesen Bildern immer wieder auch auf externe Bestimmungsfaktoren hin ausgerichtet.

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In welchem Maße diese letzteren, gleich ob es sich dabei um die Stärkung des eigenen Nationalkollektivs oder um Völkerverständigung, um Kriegsvorbereitung oder Friedensforschung, die Festschreibung kollektiv vermuteter Völkerseelen oder um Spielmaterial für individuell ästhetische Ansprüche handelt, für die Konstitution, die Analyse und Reflexion literarisch beziehungsweise künstlerisch vermittelter Völker-Bilder eine Rolle spielen und mit welcher Gewichtung welche der genannten Faktoren ausschlaggebend waren beziehungsweise sein können, ist in der Geschichte der Komparatistik immer wieder umstritten gewesen, zumal die Selbststilisierung der Komparatistik zu einer Étude der Weltläufigkeit gegenüber der vermeintlich stumpfen Borniertheit nationalistischer Literatur- und Kulturkonzeptionen leider nur die eine Hälfte (vielleicht ein bisschen mehr als die Hälfte) der Wahrheit beschreibt. Die andere Seite dieser Geschichte, wie sie sich eben gerade auch an den Zielvorgaben und Erkenntnisinteressen, zumal auch an den Rezeptionsmöglichkeiten imagologischer Befunde und Erkenntnisse aus den Anfängen des Forschungsfeldes zeigen lässt, besteht eben darin, dass auch die Komparatistik – zumal in ihren Vergleichsansprüchen, die sich auf das Vorliegen beziehungsweise auf die Beschreibung von festen Größen, wie sie in den Nationalliteraturen vorzulegen schienen, zu stützen suchten – in der Befestigung und im Transport, mitunter sogar in der »Erfindung« von festliegenden Vergleichs-Bildern und entsprechenden Wertungen ihre Aufgabe und mitunter ihre Funktion zu sehen glaubte.

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Ansatzpunkt und
fachgeschichtlicher Hintergrund

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Vor diesem Hintergrund stellt die vorliegende Bestandsaufnahme imagologischer Forschung, deren Untertitel »a critical survey« im Deutschen durchaus als »Handbuch« zu übersetzen wäre, nicht nur eine Zwischenbilanz, sondern so etwas wie eine klare Positionsbestimmung, einen insgesamt doch recht eindeutigen und historisch reflektierten Arbeitsansatz für weitere imagologische Forschungen dar. Mehr noch, die Buch liefert eine Fülle von Fallbeispielen, sowohl für die Geschichte und Bedeutung der Bilder jeweils anderer als »Völker«, »Nationen«, »Ethnien«, »Gesellschaften«, als was auch immer, anzusprechender Großgruppen, soweit sie in literarischen Texten formuliert und zu finden sind, und darüber hinaus auch eine methodologisch ausgerichtete Grundausstattung sowie weitere wichtige Bezugsbegriffe, die für die Rahmung der Bildinterpretationen ebenso nützlich sind wie für die Reflexion und Ausarbeitung eigener Befunde und Perspektiven in diesem Bereich.

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Namentlich vor dem Hintergrund des Zweiten Weltkriegs und der in den 1940er Jahren in Erscheinung getretenen menschenfeindlichen Folgen von Rassismus und nationalistischer Engstirnigkeit ließ sich gerade nach 1945 ein Ansatz, der auf das Kennenlernen anderer Völker, auch der eigenen Bevölkerung im Spiegel der Anderen ausging und entsprechende Vermittlungs- und Verstehensmöglichkeiten zu erkunden versprach, durchaus rechtfertigen, auch wenn ein solcher extern motivierter Zugang zu den Werken und Zusammenhängen der schönen Literatur unter internen Vorgaben, zumal in den Debatten der 1950er Jahre, höchst umstritten war. Wenn Marius-François Guyard in seiner noch heute wichtigen kleinen Programmschrift La littérature comparée von 1951 das Arbeitsfeld der Imagologie unter der seitdem viel zitierten Überschrift »L’étranger tel qu’on le voit« als »un domain d’avenir« 3 anspricht, so werden in den dazu gehörigen Ausführungen auch zwei Bezugsrahmen erkennbar, die die Etablierung eines solchen Arbeitsansatzes »mit Zukunft« legitimieren sollten: Neben dem Rekurs auf die politischen und geschichtlichen Zusammenhänge des Krieges und des Menschenhasses, aus deren Erscheinungsformen und Folgen es zu lernen galt, ging es auch – wissenschaftsintern – um die methodologisch-wissenschaftstheoretische Absicherung des Arbeitsgebiets der Komparatistik selbst, wobei hier zeitgemäß die Anlehnung an eine bestimmte normative Vorstellung naturwissenschaftlich empirisch ausgerichteter Wissenschaftlichkeit noch deutlich erkennbar ist:

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Les influences sont souvent impondérables, les analogies fortuites, tandis qu’on peut, avec de la méthode, décrire exactement l’image ou les images d’un pays en circulation dans un autre à une époque donnée. 4
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Gegen beide Setzungen ist dann mit Bezug auf Guyard und andere der amerikanische Literaturwissenschaftler René Wellek nicht nur vehement zu Felde gezogen. Vielmehr hat er eine mögliche Konzentration der Komparatistik auf imagologische und andere mit Stoff- und Gesellschaftsbezügen befasste Fragestellungen zugleich als Symptome einer grundsätzlichen »Krise« der Komparatistik ausgemacht: »This extension of comparative literature implies a recognition of the sterility of the usual subject matter – at the price, however, of dissolving literary scholarship into social psychology and cultural history.« 5

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Noch immer, so zeigen es auch die einleitenden Überblicksdarstellungen im vorliegenden Handbuch, sind damit Pole der Auseinandersetzung und Ansatzpunkte der Legitimierung, aber auch der Kritik benannt, zwischen denen sich komparatistisches Arbeiten und Selbstverständnis bis heute bewegt. Auch wenn die Gegenüberstellung (hier das autonome Kunstwerk, dort die Repräsentation sozialer, historischer oder kultureller Verhältnisse in Zeichensystemen), die nach der sozialgeschichtlichen Wende der Literaturwissenschaft der 1970er Jahre und erst recht durch deren Aufhebung in eine »irgendwie« umfassendere Kulturwissenschaft spätestens seit den 1990er Jahren sowohl Interdependenzen und Relativierungen deutlich gemacht hat als auch neue Überschneidungen und manche Unbestimmtheit, dann doch auch wieder die beiden genannten Pole, und sei es nur als »Limesbegriffe«, hervortreten lässt.

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Bild-Geschichten –
Bilder-Reflexionen

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Vor dem Hintergrund der angesprochenen Fachgeschichte geht es dabei nicht nur um die Bereitstellung eines Werkzeugkastens für ein bestimmtes Arbeitsfeld. Vielmehr ist auch aus systematischen und wissenschaftstheoretischen Gründen, aber auch aus ganz praktischen, danach zu fragen, in welchem Maße und vor allem in welchem Sinne die mit der skizzierten Legitimationsproblematik angesprochenen Fragen nach den Erkenntnismöglichkeiten sozialer, politischer und kultureller Verhältnisse im Zusammenhang der Lektüre literarischer Texte Eingang in dieses Buch gefunden haben. Deutlicher noch: Es ist weniger danach zu fragen, welche Antworten das Buch hinsichtlich der Frage nach den Bildern einer bestimmten Gruppe, seien es nun die Kanadier oder die Belgier, bereit hält, als vielmehr danach, in welchem Maße es den durch die Fragen angestoßenen Reflexionsbedarf, zumal das begleitende Wissen um den Konstruktionscharakter all dieser Bilder und Charakterschilderungen offen hält, ja zu einer ebenso informierten wie grundlegend die analytische Arbeit an literarischen Texten und ihren Wirkungsgeschichten begleitenden reflektierten, also behutsamen und sich selbst begrenzenden Sichtweise beiträgt beziehungsweise auf diese hinführt.

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Beiden Ansprüchen, um dies deutlich zu sagen, vermag das vorliegende Buch in einem hohen Maße, zum Teil wirklich auch anregenden, vermittelnden und immer wieder auch überraschenden, Impulse gebenden Sinn, gerecht zu werden. Dies lässt sich sowohl für die einzelnen Porträts spezifischer Großgruppen festhalten, die sich ziemlich streng daran halten, wieder zu geben, was das reiche und in seinen Gliederungen doch auch recht heterogene Archiv unterschiedlicher Textsorten (Reiseberichte und Romane, Autobiographien und programmatisch angelegte Epik und Lyrik, Dramatik und Unterhaltungsliteratur, nicht zuletzt in Ansätzen auch Film und andere elektronisch codierte Medien) enthält und anbietet, ohne, dass es dabei zu einem naturalistischen Fehlschluss, zu Essentialisierungen oder identifizierenden Gleichsetzungen von individuellen Verhaltensmustern und kollektiven Identitäten käme, wie sie derzeit in interkulturellen Arbeitsfeldern, seien es nun Kommunikation, Psychologie oder »interkulturelle« Philologien immer noch beziehungsweise schon wieder auftreten.

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Empirie und Imagination

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Statt der Beschreibungen »der Gruppen« stehen »die Beschreibungen« der Gruppen, zumal in ihrer Funktion als Selbstbeschreibungen des Beschreibenden im Medium der intendierten beziehungsweise vielfach auch imaginierten Anderen, im Mittelpunkt der Darstellung. Ob wir etwas über die Kanadier lernen, mag dahin gestellt bleiben, was wir sehr wohl kennen lernen ist das, was Beobachter aus anderen Sprachen und sozialen Zusammenhängen, zumal den europäischen 6 , an Vorstellungen, Imaginationen und Obsessionen an den Kanadiern festmachen, im Medium ihres Kanada-Bildes anzusprechen oder auch implizit zu verbergen suchen. Martina Seifert schließt ihren ebenso informativen wie reflektierten Beitrag zu »Canada« mit einer Übersicht, die eben den Stoff erkennbar macht, aus dem sich solche »images« speisen: Topoi der Kulturkritik, visionäre Träume und Projektionen einer bestimmten – durch die Moderne geprägten – defizienten Weltvorstellung lassen sich so – offensichtlich auch anachronistisch – im Spiegel eines imaginierten, imaginären Kanada wiedererkennen:

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The high speed and frequency of cross-Atlantic exchange did not have a significant impact on popular hetero-visions. Time-honoured clichés still form the mainstay of today’s promotional image of Canada – wide open spaces, crystal-clear rivers and lakes, bears, moose, and ›Mounties‹ – and the Canadian wilderness is safeguarded and idealized as a haven of innocence, beauty and human values, a physical and mental healing place, a spiritual and ecological sanctum, a paradise untouched by the destructive effects of civilization. (S. 116)
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In dieser Hinsicht ließe sich die hier vorliegende Sammlung von Einzelstudien auch als eine Art Fortsetzung zu Ernst Robert Curtius‘ Epoche machender Sammlung von Topoi der klassischen Literatur und des Mittelalters 7 unter den spezifischen Bedingungen der Moderne, zumal der diese dominierenden Wissensansprüche und Großgruppenbezüge (Nationalismus und biologistisch getönte Völkerpsychologie) im Weltmaßstab und der darauf reagierenden konstruktivistischen beziehungsweise dekonstruktiven Kritik lesen. Freilich besteht in der vorliegenden Publikation das Ziel weniger darin, ein Inventar der Redeweisen und der literarischen Bilder-Tradition aufzustellen, sondern eben im Spiegel der Redeweisen den Vorstellungen und semantischen Besetzungen von Großgruppen in den jeweiligen Spiegeln der Anderen 8 und den damit verbundenen, darin erkennbaren Diskurskonstellationen nachzugehen.

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Natürlich ist in diesen Vergleichen zu erkennen, dass es gerade auch in den literarischen Texten nicht nur darum geht, im Sinne klassischer Bildung vorhandene, überkommene Topoi zu nutzen 9 oder die Bestätigung einer bereits vorgegebenen Größe und Bedeutung zu geben. Vielmehr beanspruchen, zumal unter dem Einfluss der im 18. Jahrhundert einsetzenden empirischen Ausrichtung, die in den »images« auftretenden beziehungsweise genutzten Topoi bis zur Grenze der Postmoderne hin vor allem erfahrungsgesättigt, zumindest empirisch geerdet und funktional ausgerichtet zu sein. Wie sehr die Korrektur der damit verbundenen Missverständnisse und eines daran mitunter anschließenden Missbrauchs wiederum auf literarische Beispiele, entsprechende Texte und ihre Verständnismöglichkeiten, nicht zuletzt eben auf literarische Bildung zurückgreifen kann beziehungsweise ihrer bedarf, kann das vorliegende Kompendium in seinen zahlreichen Belegen und Verweisen zeigen und nahe legen. In diesem Sinne handelt es sich bei diesem Buch um eine nach Stichwörtern geordnete Kulturgeschichte der Vorstellungen von einzelnen Ländern und Bevölkerungsgruppen von der Antike bis zur Gegenwart, wobei deren Konstruktionscharakter auch in der Anlage des Buches nachhaltig vermittelt wird.

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Bilder und ihre Rahmungen

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Das Buch, ergänzt durch einen vierten gegliederten bibliographischen Teil, besteht aus drei großen Abschnitten, wobei der Mittelteil, eine alphabetisch geordnete Übersicht der Bilder von verschiedenen Ländern, Bevölkerungsgruppen, Landschaften und Kontinenten, die von A wie Afrika bis T wie Türkei reicht, wohl ganz bewusst durch zwei andere Sektionen gerahmt wird, die es darauf anlegen, den jeweils einzelnen Bild-Geschichten einen entsprechenden historischen, methodologischen und wissenschaftstheoretischen Rahmen zu geben, der es gerade nicht auf die Festigung der Bilder und ihrer Aussagen zu den einzelnen Objektgruppen anlegt, sondern vielmehr dazu dienen soll, eine ebenso reflektierte wie fundierte, also eben methodologisch abgesicherte und zugleich darin auch begrenzte Arbeit mit den aufgeführten Materialien zu ermöglichen und Anschlüsse an andere Fragestellungen kulturgeschichtlicher und literaturwissenschaftlicher Art zu bieten.

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Begrifflichkeit und Methodologie eines hier umrissenen Arbeitsfeldes »Imagologie« werden zumal in den Beiträgen der beiden Herausgeber, Manfred Bellers Ausführungen zur wissenschaftsgeschichtlichen Entwicklung und Fundierung des Faches sowie zwei Beiträge Joep Leerssens zur engeren Methodengeschichte und zur Konzeptionalisierung der Imagologie einerseits, andererseits zur Geschichte des Umgangs mit Nationalcharakteren seit der europäischen Neuzeit, präsentiert, in ihrer Tragweite gezeigt und zugleich damit auch in ihren Grenzen vorgestellt, zumal auch die Versuche, diese ideologisch auszuformen beziehungsweise auszuweiten und zu essentialisieren, wie dies in den Ausprägungen des Rassismus und der Völkerpsychologie des 19. Jahrhunderts der Fall war. Dabei sind sich die Herausgeber der Tatsache, dass die Darstellung in ihrer ganzen Anlage eurozentrisch ausgerichtet ist, durchaus bewusst. Auch die Länder- beziehungsweise Regionen-Auswahl und die daran dokumentierten Perspektiven beziehen sich explizit auf eine europäische Sichtweise, eine Festlegung, die von den Herausgebern nicht nur gesehen und begründet wird, sondern auch als Impuls dazu angesprochen wird, dass vergleichbare andere Werke aus anderen Perspektiven erwünscht sind und benötigt werden (vgl. Foreword, S. XIV f.).

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Zur Fundierung dieser auf Europa bezogenen und aus »Europa« entwickelten Perspektive, auch einer sich in dieser Hinsicht als europäisches Projekt verstehenden Komparatistik, bietet der erste Teil des Buches zwei weitere Aufsätze: Wilfried Nippels, der sich mit den Bildern von Völkern in der klassischen Antike beschäftigt, und den außerordentlich lesenswerten Beitrag Peter Hoppenbrouwers über die mittelalterlichen Völkerkonzeptionen und die damit verbundenen Imaginationen und Obsessionen, deren Fremdheit und von heute aus durchschaubarer Konstruktionscharakter, etwa in der fundierenden Funktion, die dem »Trojaner«-Mythos in diversen Legitimitätsansprüchen der frühen Neuzeit zukam (vgl. S. 48f.), gerade für die Ausarbeitung und Reflexion der heute aktuellen Bilder (etwa vom Islam, dem Orient oder auch anderer außereuropäischer Impulse) außerordentlich instruktiv ist. Wichtig sind auch die Hinweise auf die Vor- beziehungsweise Frühformen rassistischer Konstruktionen bereits im späten Mittelalter und nicht zuletzt die Beschreibung eines Ambivalenzbereiches zwischen Empathie und Abwehr, zu dessen Konstitution und Begrenzung freilich auch bereits im Mittelalter mehr oder weniger »realitätsgerechte« Beobachtungen und durchaus auch Erfahrungen beitrugen.

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Gruppengeschichten

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Der zweite Teil, in etwa zwei Fünftel des vorliegenden Buches, gibt dann in Handbuchform eine alphabetisch geordnete Übersicht der Bilder verschiedener Völker und Staaten, wobei nicht nur die europäische Blickrichtung klar erkennbar ist, sondern auch eine durchaus ebenso begründungsbedürftige wie unvermeidbare Selektivität. Kleingruppen wie Niederländer, Österreicher, Dänen, Iren und Belgier haben einen eigenen, durchaus auch umfänglichen Eintrag, nicht kleiner als ganze Kontinente wie Afrika, Australien oder Lateinamerika. Für die europäischen Wahrnehmungen der Araber und ihre literarische Verfestigung muss dagegen eine knappe Doppelseite ausreichen, während Äthiopien, dessen wie immer auch imaginative und im ganzen auch literarisch erfundene Bebilderung doch immerhin vom griechischen Liebesroman über den Barock bis hin zu Ryszard Kapuściński reicht, gar keinen Eintrag hat. Auch sonst bleiben die Schwierigkeiten einer solchen Auswahl deutlich sichtbar: Was sind schon Völker? Manchmal handelt es um Staaten wie beispielsweise Kanada, manchmal sind es Kontinente wie Afrika; aber auch Regionen wie der Kaukasus haben einen eigenen Eintrag; ebenso historisch in ihrer Existenz und Ausdehnung durchaus umstrittene Großgruppen wie Kelten, Slaven oder Schotten, aber auch andere Bevölkerungsgruppen wie zum Beispiel die Kreolen oder die »gypsies«. Tschechen haben einen Eintrag, Slowaken nicht, wohl aber Schweden und Norweger jeweils separat. Hier im Einzelfall zu kritisieren ist leicht, es besser zu machen im Rahmen eines Buches und nicht auf einer grenzenlos weiten und durch Links zu vernetzenden Internet-Site dagegen schwer.

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Außerordentlich gelungen erscheint der Ansatz, der nicht nur in nahezu allen Beiträgen durchgehalten, sondern in vielen Darstellungen dieses Teils explizit und damit auch in Reflexion anstoßender Weise zu Bewusstsein gebracht wird, sich auf die Rekonstruktion von Diskursen und die damit jeweils verbundenen Geschichten zu beziehen und zugleich damit keine Aussagen über die jeweils angesprochenen Großgruppen oder Völker selbst machen zu wollen. Geboten wird in den Texten eine zum Teil sehr ausführliche und hilfreiche, zum Teil mit knappen Angaben nur weiterführende (zum Beispiel »Tibet«) Geschichte der jeweiligen Bezugsgruppe im Spiegel literarischer Texte, wobei – auch dies etwas, das die Imagologie sowohl akzentuiert als auch mitunter provoziert hat – hierzu ein weites Feld literarischer Texte (Reiseliteratur und Populärliteratur, Sachliteratur im engeren Sinne und »hohe« Literatur) herangezogen wird; ein essentialistischer Fehlschluss wird damit weitestgehend nicht nur ausgeschlossen, sondern die Möglichkeit zu solchen Identifizierungen selbst angesprochen und mitunter deutlich erörtert; so János Riesz in seinem Beitrag über »Afrika«. Schade ist, dass trotz der gerade Europa gewidmeten Ausführlichkeit bestimmte europäische »Zwischenwelten«, in denen sich gerade die Identifizierungen in ihrer Fragwürdigkeit, aber auch in ihrem Zustandekommen und in ihrer Attraktivität gut zeigen ließen und die nicht nur in dieser Hinsicht, sondern auch als Zonen heutiger Interferenzen und mitunter auch Konflikte noch immer eine Bedeutung haben: Galizien, das Elsaß, Schlesien, das Baskenland, aber auch Bayern, die Bretagne oder Sachsen, keinen eigenen Eintrag gefunden haben. Immerhin, das, was vorhanden ist und aufbereitet wurde, bietet soviel an Informationen und Anleitungen zu eigener Weiterarbeit, auch in Richtung der angesprochenen Lücken, dass hier ohne Weiteres von einem außerordentlich instruktiven Handbuch die Rede sein kann.

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Bezugsfelder

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Dazu gehört dann auch noch ein dritter Teil, die andere Seite des Rahmens der imagologischen Übersichten, und dieser nimmt nicht nur immerhin fast die Hälfte des ganzen Buches ein, sondern verstärkt insbesondere noch einmal das methodologische Rüstzeug, um in diesem Feld überhaupt zu arbeiten. Mehr noch dieser Teil verbindet die im engeren Sinne imagologischen Ausarbeitungen mit dem Feld dessen, was aktuell als kulturwissenschaftliches Arbeitsfeld für Literatur-, aber auch Sozial- und Medienwissenschaftler anzusprechen ist. Hier tritt das Buch mitunter in Konkurrenz zu anderen am Markt vorhandenen kulturwissenschaftlich oder interkulturell ausgerichteten Handbüchern oder Lexika, seien diese nun von Alois Wierlacher oder Ansgar Nünning verantwortet. Auch hier ist es so, dass schon angesichts der disziplinären Unterbestimmtheit eines interdisziplinär angelegten Arbeitsfeldes die Auswahl nicht nur nicht einfach erscheint, sondern in gewissem Sinn auch fragwürdig bleibt / bleiben muss. Wissenschaftstheoretische Grundbegriffe wie »discourse«, »comparision« oder »gender« stehen – einzig entlang des Alphabetes aufgereiht, so dass die Reihe sich in diesem Teil von »Alterity« bis »Visual Arts« zieht – neben eher literaturwissenschaftlichen Einträgen wie »character (dramatic)«, »point of view«, Ironie oder Symbol; Arbeitsgebiete wie Soziologie, Ethnologie (»anthropology«), Sozialpsychologie oder auch »intercultural management« haben einen eigenen Eintrag; ebenso bestimmte Konzepte der Kulturgeschichte oder auch der Sozialanthropologie: Barbaren, Exotismus, Held, Ehre und Scham, Mythos und Physiognomie, Mentalität und Monument.

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Hinzu kommen Begriffe, die in den aktuellen, zumal kulturwissenschaftlichen Debatten eine große Rolle spielen: Identität und Erinnerung, Repräsentation, Kartographie und Semiotik; postkoloniale Perspektiven und globalgeschichtliche Ansätze werden mit Einträgen zu Zentrum und Peripherie, Ost-West; Nord-Süd, Orientalismus und Eurozentrismus angesprochen. Ferner gibt es eigene Stichwörter zur Literatur- und Medienwelt in einem weiteren Sinne: Kino und Migrantenliteratur, Kinderliteratur und Comics, Schullektüren, Massenmedien und Tourismus, auch einige Begriffe wie »der Fremde« oder »Toleranz«, die zuletzt in der interkulturellen Germanistik und anderen interkulturellen Studien eine Rolle spielten, haben einen eigenen Eintrag. Zivilisation fehlt als Begriff ebenso wie Kultur, angesichts der Vielfalt und Komplexität, nicht zuletzt aber wegen der damit verbundenen Einladungen zu erneuten dichotomischen Setzungen und essentialistischen Regressionen vielleicht eine gut begründete Entscheidung. Geboten werden quellengestützte Sachinformationen und Hinweise auf die Notwenigkeit ihrer historischen, sozialen, kulturellen Relativierung, wissenschaftsgeschichtliche Zusammenhänge und der unverzichtbare Hinweis darauf, so beispielsweise im ebenso knappen wie lesenswerten Artikel zu »mentality«, dass es sich um wissenschaftliche Konstruktionen, analytische Begriffe und rahmenabhängige Hypothese-Bildungen handelt, die nicht mit »den Sachen selbst« verwechselt werden dürfen.

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Handwerkszeug und Methodologie

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Noch einmal nimmt dieser Teil auch das Handwerkszeug der Imagologie in den Blick, indem eigene Einträge zu »cliché« und »image«, Vorurteil und Stereotyp angeboten werden; natürlich wird hier nicht noch einmal etwas anderes angesprochen als in den dazu grundlegenden Beiträgen der beiden Herausgeber im ersten Teil. Eher bieten diese Artikel so etwas wie einen Leitfaden, eine Stütze, um die Auswahl und Bezugspunkte zu erkennen, nach denen dieser dritte Teil aufgebaut beziehungsweise ausgeführt wurde: Zusammengestellt wurden offensichtlich all jene Begriffe und Bezugsbereiche, die im Feld imagologischer Forschungen unter den aktuell kritischen und konstruktionsanalytischen Ansätzen und Reflexionen gebraucht werden, die in entsprechenden theoretischen Entwürfen ebenso vorkommen wie in Fall bezogenen Ausarbeitungen und die deshalb einer Klärung bedürfen oder als Orientierungshilfe angeboten werden können. Auch in diesem Teil bestehen viele Einträge aus einer Übersicht beziehungsweise Einführung in die mit den jeweiligen Begriffen verbundenen Fragestellungen, Optionen und Entscheidungen, nicht so sehr in der Vermittlung einer hieb- und stichfesten Position; auch hier eröffnet das Buch also ein Angebot zur Reflexion und zur Weiterarbeit. Dies gilt schließlich auch für die angeschlossene, nach bestimmten Themen geordnete Auswahlbibliographie, die als Rahmung für die jeweiligen spezielleren bibliographischen Angaben zu den einzelnen Artikeln und Beiträgen fungiert; natürlich heißt Georg Simmels klassische Ausarbeitung nicht »Diskurs«, sondern »Exkurs über den Fremden« (so S. 465) und auch an anderen Details mag das eine oder andere nachzubessern sein. Insgesamt aber sind die hier angebotenen Angaben ebenso von großem Nutzen wie die Beiträge selbst.

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Zusammenfassung und Wertung

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Es handelt sich bei dem vorliegenden Werk ohne Zweifel um ein Buch, das nicht nur in keiner Bibliothek fehlen, sondern dort auch so aufgestellt sein sollte, dass es den Studierenden und Lehrenden als Werkzeug nutzbar und erkennbar ist. Sicherlich haben Bilder, zumal in künstlerischen, literarischen oder sonstwie medialen Ausarbeitungen, ihre eigene Ausstrahlung und unterliegen offensichtlich auch einer bestimmten Ökonomie, wie sie Walter Lippmann bereits 1922 für die Konjunktur beziehungsweise Unabweisbarkeit von Stereotypen hervorhob. 10 Auch aktuell scheint, etwa bei Großmeistern interkultureller Kommunikation wie Geert Hofstede und anderen, eine kulturwissenschaftliche Arbeit an interkulturellen Beziehungen stärker auf eine zur Verdinglichung hin neigende Setzung von Entitäten als auf deren literarische, künstlerische, literaturwissenschaftliche oder sonstwie wissenschaftstheoretisch begleitete Analyse und Reflexion hinauszulaufen.

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Hier setzt das vorliegende Werk vor allem in seiner Anlage und in der Fülle seiner Beispiele und Belege – noch einmal sei auf den schönen Beitrag von Hoppenbrouwers verwiesen – nicht nur deutliche Gegenakzente, sondern bietet gerade in seinen durchaus heterogenen Einträgen jene Vielfalt, die sich eben nicht auf ein festes Bild reduzieren lässt, sondern einen Fundus umfasst, der zur Weiterarbeit nötigt, nicht zuletzt weil der historische Wandel und die Abhängigkeiten von Situationen und Interessen, Standpunkten und Perspektiven angemessen deutlich herausgestellt werden. Gleichwohl mag es auch in diesen Zusammenhängen angesichts begrenzter geistiger und materieller Ressourcen Grenzen der Aufklärung und einer entsprechend ausgerichteten Interaktion über Gruppengrenzen hinweg geben. Am hier vorliegenden Buch dürfte es freilich nicht liegen, wenn wieder einmal kulturalistischer Essentialismus statt reflektierter Relativität und in der Sachlage begründeter Offenheit den Ton angeben sollte.

 
 

Anmerkungen

Manfred Beller, einer der Herausgeber und Hauptautoren des hier vorgestellten Werks, hat die zugrunde liegende Problematik und die damit verbundene Wechselwirkung der Perspektiven und Erkenntnismöglichkeiten schon vor einigen Jahrzehnten (1987) auf den Punkt gebracht: »Es bedeutet eine wesentliche Erweiterung unserer Erkenntnismöglichkeiten, wenn man sich klar macht, dass Heterostereotypen mehr über den urteilenden Sprecher selbst aussagen als gar dessen eigene Autostereotypen.« Zit. nach Manfred Beller: Eingebildete Nationalcharaktere. Vorträge und Aufsätze zur literarischen Imagologie. Hg. von Elena Agazzi in Zusammenarbeit mit Raul Calzoni. Göttingen 2006, S. 57.   zurück
Beide Begriffe traten in der französischen Komparatistik der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts ohne klare Unterscheidung auf; Versuche, im Anschluss an das Französische in »mirage« eher das »Trugbild«, in »image« eher ein objektivierbares Bild ansprechen zu wollen, haben sich im Zuge dessen, dass in den letzten Jahrzehnten der Konstruktionscharakter jeder Art Bild deutlicher in den Blick genommen wurde, seit den 1950er Jahren nicht weiter verfolgen lassen; allgemein hat sich der Begriff des »Image« – französisch oder englisch ausgesprochen – durchgesetzt.   zurück
Vgl. Marius-François Guyard: La Littérature comparée. Avant-propos de Jean-Marie Carré. Paris 1951, S. 118.   zurück
René Wellek: The Crisis of Comparative Literature [1959]. In: R.W.: Concepts of Criticism. New Haven, London 1961, S. 285.   zurück
»The country’s physical immensity has been mythologized, romanticized or demonized, serving as a field of projection for European dreams of exploration and conquest, a tabula rasa on which a new European culture could be written.« (Seifert, ebd., S. 113)   zurück
Vgl. Ernst Robert Curtius: Europäische Literatur und lateinisches Mittelalter. Bern 1948.   zurück
Vgl. dazu grundlegend jetzt Julia Reuter: Ordnungen des Anderen. Zum Problem des Eigenen in der Soziologie des Fremden. Bielefeld 2002.   zurück
Auch wenn diese Völkertafeln durchaus im Sinne der Loci-communes Anwendung fanden und so tatsächlich auch zum »Handwerkszeug« von Schriftstellern zählten, die es darauf anlegten eine Geschichte zu erzählen, ohne damit »Sachinformationen« über eine andere Bevölkerungsgruppe oder ein anderes Land geben zu wollen. Vgl. dazu etwa die entsprechenden Topoi in Thomas Nashe: The Unfortunate Traveller (1594); zit. Thomas Nashe: The Unfortunate Traveller and other Works. London, New York: Penguin 1972, S. 341 ff.   zurück
10 
Vgl. Walter Lippmann: Die öffentliche Meinung [1922]. München 1964, bes. S. 67 ff.   zurück