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Intersektionalitätstheorie an ihren Grenzen

  • Jutta Jacob / Swantje Köbsell / Eske Wollrad (Hg.): Gendering Disability. Intersektionale Aspekte von Behinderung und Geschlecht. (Studien interdisziplinäre Geschlechterforschung 7) Bielefeld: transcript 2010. 240 S. Kartoniert. EUR (D) 25,80.
    ISBN: 978-3-8376-1397-1.
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Intersektionalität von Gender und Disability

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»Das schmeckt wie grüner Apfel, das fühlt sich an wie Feuerwerk, wie Achterbahn fahren« (S. 188). So beschreibt ein Junge mit Behinderungserfahrung die Frage nach seinem Erleben von sozialer Interaktion. Und so, oder so ähnlich, lässt sich die Vielfältigkeit der Verstrickungen, Überschneidungen, multiplen und veränderlichen Formen der mehrdimensionalen interdisziplinären Diskriminierungstheorien beschreiben, die in diesem Sammelband zusammengetragen wurden. Was sich gleich zu Beginn über das Buchprojekt sagen lässt: es ist ambitioniert. Es nimmt sich eines Forschungs- und Praxisfeldes an, das bisher im deutschsprachigen Raum kaum oder nur vereinzelt Ansprache fand, nämlich der Analyse der Beziehung von Behinderung und Geschlecht. Aber: wird das Buch den eigenen Ambitionen gerecht? Und ist die Intersektionalitätstheorie eine geeignete Methode um diese Beziehung nicht nur anschaulich zu machen, sondern sie auch kritisch zu befragen?

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»In welchem Verhältnis stehen Behinderung und Geschlecht zueinander?« (S. 7) Diese scheinbar einfache, jedoch wie sich herausstellt äußerst komplexe Frage, formulieren die Herausgeberinnen von Gendering Disability und versuchen, sie mit Ansätzen aus Theorie und pädagogischer Praxis zu beantworten. Die Grundannahme aller Beiträge ist, dass zwischen mehreren Formen der Diskriminierung (aufgrund von Geschlecht, Behinderung, Alter, Hautfarbe oder Migrationserfahrung) Interdependenzen bestehen, die es nicht erlauben, eine schlichte Addition von Differenzkategorien zu postulieren. Diese Interdependenzen erschweren außerdem eine angemessene juridische, praxisorientierte sowie wissenschaftliche Reaktion auf spezifische Formen von Benachteiligung. Trotz der festgestellten und hier im Detail analysierten sozialen, politischen, rechtlichen und körperlichen Differenzen, schaffen es die Herausgeberinnen des Buches, eine zusammenführende und inklusive Perspektive zu präsentieren: Der verbindende Analyseansatz ist die Methode der Intersektionalität.

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Intersektionelle Theorieansätze wurden in der kulturtheoretischen und soziologischen Forschung entwickelt, um die spezifischen und komplexen Formen der Benachteiligung von »women of color« und später von behinderten, queeren und anderen nicht der Norm entsprechenden Identitäten zu analysieren (S. 76–78; 117). Um ihrem Analysefeld gerecht zu werden, ist die intersektionelle Theorie grundlegend interdisziplinär angelegt, insbesondere verbindet sie Forschungspraktiken aus den Bereichen der Philosophie, Soziologie, Anthropologie, Politologie und Rechtstheorie. In der Geschlechterforschung wurde dieser Theorie aufgrund ihres Ursprungs in feministischen Diskursen in den letzten Jahren zunehmend Beachtung geschenkt, während sie in den deutschsprachigen »Disability Studies« bisher kaum zum Einsatz kam (S. 7). Der Sammelband Gendering Disability versucht, diesem Mangel produktiv zu begegnen, indem er Beiträge präsentiert, die sich nicht nur explizit mit den Themen Geschlecht und Behinderung in ihrer Verwobenheit auseinandersetzen, sondern auch weitere Merkmale der sozialen Benachteiligung aufgrund von Körpermerkmalen, sowie »Rasse«, Ethnizität, Alter und Sexualität in ihre Analyse mit einbeziehen. Die versammelten Beiträge verorten sich in den Sozialwissenschaften, Erziehungswissenschaften, den Politik- und Rechtswissenschaften, der Geschlechterforschung und Queer Studies, und der Rehabilitationspädagogik.

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Struktur

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Der erste Teil des Bandes ist theoretisch ausgerichtet. Er versammelt Artikel, die mithilfe von intersektionellen Theorieansätzen und anhand von verschiedenen Fall- und Praxisbeispielen das komplexe Zusammenspiel von mehrdimensionalen Benachteiligungen problematisieren. In allen Beiträgen wird der Bezug auf den Körper als Analysekriterium herangezogen. Er wird nicht nur als Fundament sozialen Wissens, sondern auch als Ort der Verletzbarkeit und Angriffsfläche für Beeinträchtigungen verschiedener Art gesehen. Es geht einerseits darum, Begriffe wie Behinderung und Beeinträchtigung (Köbsell), Normalität, Normalisierung und Normierung (Waldschmidt) zu differenzieren. Andererseits ist es von Bedeutung, Konzepte wie Verletzbarkeit (Hutson), Queerness (Raab) und Nicht*Behinderung (Pohlen) in die Analyse von mehrdimensionaler Benachteiligung mit einzubeziehen. 1 Der letzte Beitrag des ersten Teils bildet die Brücke zum zweiten, mehr praxisorientierten Abschnitt des Bandes, indem er eine praktische Analyse von Ungleichheit in der Interaktion von herrschendem Rechtsdiskurs und sozial-, politik-, und wirtschaftswissenschaftlichen Erkenntnissen skizziert (Zinsmeister).

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Der zweite Teil des Buches stellt alltägliche und pädagogische Anwendungsbezüge von wissenschaftlich gewonnenen Erkenntnissen über Zusammenhänge von Behinderung, Geschlecht und Migrationshintergründen (Gummich), »geistiger Behinderung« (Langner), Gender Mainstreaming (Bretländer), Jungen- (Jerg) und Mädchenarbeit (Middendorf) vor. Zum Abschluss berichtet Sigrid Arnade in ihrem Beitrag über den Entstehungsprozess der UN-Behindertenkonvention. Sie zeigt auf, wie die Umsetzung von Genderreferenzen in diesem Zusammenhang nach wie vor auf Widerstand und Ignoranz stößt. Der Band wird, ebenfalls von Arnade, mit einer zukunftsorientierten Evaluation der diesem Buch zugrundeliegenden Tagung »Gendering Disability. Behinderung und Geschlecht in Theorie und Praxis« (Januar 2009) abgeschlossen.

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Mit Differenzkategorien Gemeinsamkeiten denken?

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Warum benötigen wir die Ordnungskategorie »Behinderung«, beziehungsweise warum zerstören wir mit der binären Codierung Behinderung-Nichtbehinderung die Gemeinsamkeiten? (S. 205)
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Dieses Zitat von Jo Jerg deutet auf die Schwierigkeit hin, ein so komplexes und in Deutschland weitgehend unbeschriebenes Theorie- und Praxisfeld mithilfe von Intersektionalitätstheorien anzugehen. Welche alternativen Möglichkeiten für Theoriebildung und Praxis stellt das Projekt des »Gendering Disability« nun in Aussicht?

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Mit der Forderung nach der Wahrnehmung von Gemeinsamkeiten statt Differenzen erinnert uns Jerg in seinem Beitrag über männer- beziehungsweise jungenspezifische Perspektiven auf Behinderung und Geschlecht daran, wie schwierig es ist, die in der Theorie entwickelten Ansätze von Intersektionalität in der Lebenswirklichkeit von Personen mit Behinderungserfahrung konstruktiv umzusetzen. In der Theorie treten Gemeinsamkeiten aufgrund von erkannten Interdependenzen zwar vorübergehend in den Vordergrund, aber sie gehen in der Benennung von (relationalen) Differenzkategorien als Analysebasis, und in nach wie vor bestehenden disziplinären Abgrenzungen leicht wieder unter. Im Alltag werden Gemeinsamkeiten gerade im Bereich von Behinderung und Geschlecht ungern wahrgenommen, da herrschende Differenzierungspolitiken kulturell konstruierte homogenisierende Identitätskategorien verstärken. Wenn Geschlechterkategorien wie Mann und Frau aufgrund von körperlichen Merkmalen als gegensätzlich dargestellt und gelebt werden, werden Kategorisierungen wie Behinderung versus Nicht-Behinderung im Vergleich noch stärker postuliert, da die Grenzen zwischen ihnen fluider und unbeständiger sind. Gesellschaftliche Homogenisierungstendenzen in Identitätspolitiken versuchen, dieser Undeutlichkeit der Grenzen zwischen Gesundheit, Krankheit, Begabungen, Einschränkungen und strukturellen Ungleichheiten beziehungsweise Behinderungen entgegenzuwirken, indem die Separierung von Körpern verstärkt performativ ausgedrückt wird (S. 82–83). Mit anderen Worten, die Gefahr die Definitionsmacht über (den eigenen) Körper zu verlieren führt zu Zwängen und Verboten, welche individuelle Ausdrucksformen von Körperlichkeit und das Ausleben von kategorienübergreifenden Erlebnissen begrenzt (S. 84–85).

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Intersektionalität von Theorie und Praxis

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Jergs Ansatz, zwischen Forschung und Praxis eine Verbindung herzustellen, scheint nicht nur das Hauptanliegen seiner Studie und seiner sozialorientierten Arbeit zu sein, sondern steht auch exemplarisch für das Ziel des ganzen Sammelbandes: Intersektionalität in Theorie und Praxis, Lebenswirklichkeiten, Recht, Alltagserfahrung und politischen Vorhaben zu beleuchten und nutzbar zu machen. Das Projekt Bod(y)zone wird von Jerg wissenschaftlich begleitet und in seinem Aufsatz analysiert. Es ist ein Praxisforschungsprojekt mit wissenschaftlicher Begleitung, das darauf ausgerichtet ist, Jungen mit Behinderungserfahrung geschlechtsbezogene Räume anzubieten, in denen ihre jeweils unterschiedlichen Ungleichheitserfahrungen sichtbar gemacht und trotzdem eine Balance zwischen Normalität und Vielfalt hergestellt werden kann (S. 196). Die alltägliche (Sozial-) Pädagogik wurde hier mit konzeptionellen und körperorientierten Ansätzen aus wissenschaftlichen und politischen Diskursen verknüpft und führte zu der Gewinnung von Erkenntnissen darüber, wie die Entwicklung von inklusiven und lebensweltorientierten Räumen aussehen kann.

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Dieser Beitrag verweist also zum einen auf die Möglichkeit, Forschung und Praxis produktiv miteinander zu verknüpfen. Zum anderen zeigt er auf, wie wichtig es ist, sowohl auf die strukturellen Gemeinsamkeiten zwischen verschiedenen Lebens- und Forschungsbereichen einzugehen als auch auf individuelle Besonderheiten (S. 204). Die Herausgeberinnen von Gendering Disability haben ein Projekt in Angriff genommen, das sie, wenn auch nicht vollkommen befriedigend, so doch hoffnungsvoll und zukunftsgerichtet umgesetzt haben. Das Analyseinstrument der Intersektionalität stellt dabei allerdings einen wunden Punkt dar, auf den einige Beiträge exemplarisch verweisen. Die Wahl einer einzigen, wenn auch vielschichtigen, Theorie, auf der die meisten der gesammelten Beiträge basieren, ist ein Problem für die konkrete Weiterentwicklung von Lösungsansätzen zu mehrdimensionalen Diskriminierungen.

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Grenzen der Intersektionalitätstheorie

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Die Methode der Intersektionalität veranschaulicht, dass Analysekategorien relational und interpendent begriffen werden müssen und dass »Identitäten in vielschichtige und historisch bedingte Macht- und Herrschaftsverhältnisse involviert sind« (S. 77). Außerdem scheinen Zusammenspiel und gegenseitiger Austausch von Theorie und pädagogischer oder rechtlicher Praxis, wie sie in dem vorliegenden Band präsentiert werden, exemplarisch für die Produktivität des intersektionalen Denkens und Arbeitens. Ein intersektioneller Ansatz weist aber ebenso darauf hin, dass theoretische Erkenntnisse nur dann einen produktiven Einfluss auf das Alltagserleben von mehrfach-diskriminierten Menschen haben, wenn solche Erkenntnisse in die Macht- und Herrschaftsverhältnisse eingreifen. Und genau hier liegt meiner Meinung nach die Schwachstelle der Methode der Intersektionalität: Sie ist ein vielversprechendes Analyseinstrument, erfüllt aber ihre eigenen Forderungen möglicherweise nur ungenügend, wenn es darum geht alternative Lebenswirklichkeiten zu entwerfen.

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Produktiver wäre es gewesen, die konkreten Handlungspraktiken im Umgang mit Geschlecht und Behinderung zu analysieren bevor der Versuch unternommen wird, sie aufzubrechen. Anders ausgedrückt, Ziel müsste es sein, Diskriminierungspraxen über die herrschende Art des Sehens, des Sprechens, des individuellen Erlebens und nicht zuletzt des Forschens zu zergliedern und zu verändern. Einige der Beiträge in diesem Sammelband bieten Ansätze zu dieser Strategie: Raab mit der Forderung einer repräsentationskritischen Analyse (S. 75) und Gummich mit der Ausrichtung auf individuelle Lebenswirklichkeiten (149). Jedoch bleiben sowohl die konkrete Ausführung als auch die theoretische Umsetzung der vorgestellten Entwürfe aus.

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Kulturanalytische Theorie als Weiterführung

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Für eine Weiterführung der hier gesäten produktiven Keime bedürfte es kulturanalytischer Theorien, welche genauso interdisziplinär ausgerichtet sind, aber statt sich auf Methoden zu stützen, mit flexibleren theoretischen Konzepten wie Performativität, Intention, Körperbild, Subjektivität, Intimität oder Verletzbarkeit arbeiten, und dadurch alltägliche kulturelle Vorgänge kontextabhängiger analysieren und kritisieren können.

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Was dem intersektionellen Ansatz im Allgemeinen und auch dem vorliegenden Band fehlt, ist die eingehende Beschäftigung mit den Hervorbringungen der alltäglichen Herstellung von eben jenen Differenzkategorien, die erforscht und kritisiert werden. In einem gendering von disability müsste also nicht nur untersucht werden, welche Bilder von behinderten Körpern produziert werden, sondern ebenso wie diese Bilder aufgrund von herrschenden visuellen Handlungsmustern hergestellt werden und wie sie mithilfe von alternativen Bildproduktionen aufgebrochen und verändert werden können.

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Alternative Ansätze

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Auf die problematische Wirkmächtigkeit von kulturell gelernten Praktiken wie Sehen, Sprechen, Identitäten bilden oder Körperbilder entwerfen, weisen mehrere Aufsätze in Gendering Disability hin. Raab kritisiert die hegemoniale Repräsentationsordnung (S. 91), die Mechanismen von kontemporären Bildproduktionen von behinderten Körpern (S. 75) und verweist auf die Problematik von Unsichtbarkeit gegenüber einem »Mehr an Sichtbarkeit« (S. 75). Gummich beleuchtet die Wichtigkeit der Sprache und der Kommunikationsfähigkeit im Zusammentreffen von Migrationshintergrund und medizinischem Diskurs (S. 147). Pohlen hebt die Schwierigkeit hervor, über Nicht*Behinderung zu sprechen oder zu schreiben (S. 101). Langer und Waldschmidt beschreiben, wie Identitätsbildungsprozesse bei Personen, welche als körperlich oder »geistig behindert« kategorisiert werden, von Angehörigen, Medizin, Pädagogik und Rechtsprechung untergraben werden, indem Sexualität als Identitätsbildungsmerkmal tabuisiert wird (S. 56–57; 159). Middendorf zeigt außerdem auf, wie das Ausbilden von »widerspenstigen« Körperbildern durch soziale Isolation und fehlende altersgerechte Erfahrungsmöglichkeiten erschwert oder verunmöglicht wird (S. 208).

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Leider bleiben diese Praktiken, obwohl sie beschrieben werden, in ihrer Entstehung unhinterfragt. Im Zusammenwirken von Geschlecht und Behinderung, Migrationshintergrund und Rassismus kommt zweifellos die Wirkmächtigkeit ebendieser Praktiken in Extremform zur Geltung. Sie muss nicht nur produktiv analysiert und kritisiert werden, sondern dies kann auch genau an dieser Stelle geschehen. Wenn es, wie Gendering Disabilities gleichwohl aufzeigt, in intersektionellen gesellschaftlichen Zusammenhängen primär darum geht, Theorie und Praxis miteinander zu verknüpfen, muss es auch möglich sein, die Grundsteine und Entstehungsweisen jeder gesellschaftlichen Praxis zu prüfen: Sehen, Sprechen, Begehren, Körpererleben und Identitätsbildung.

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Fragen, die unter diesem Gesichtspunkt hätten gestellt werden müssen, sind folgende: Wie lesen wir Körper? Anhand welcher Mechanismen konstituieren und verfestigen sich Muster der Identitätsbildung? In welcher Weise beeinflussen sich Bilder und Körpererleben gegenseitig? Welche visuellen oder kommunikativen Strategien sind erforderlich, um stereotype Kategorisierungen wie Geschlecht und Behinderung im Alltag zu verändern?

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Fazit

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Nach der Lektüre des vorliegenden Bandes bleibt festzuhalten, dass entgegen der Hoffnung, die mit dem Erscheinen eines so ambitionierten Projekts aufkeimt, die Intersektionalitätstheorie zwar geeignet ist, um Probleme des »Gendering Disability« aufzuzeigen, dass sie aber Schwachstellen aufweist, wenn diese Probleme in Angriff genommen oder sogar gelöst werden sollen. Gummich deutet in ihrem Beitrag darauf hin, dass das Konzept der Intersektionalität methodisch und analytisch noch nicht ausgereift ist und dass es gilt, einen Umgang mit Intersektionalität zu lernen, der Widersprüchlichkeiten und Nicht-Wissen (S. 149–50) als Teil von allen Lebenswirklichkeiten zulässt. Selbstkritisch gesteht Waldschmidt in ihrem sowohl gesellschaftspolitisch relevanten, wie auch theoretisch umfassenden Beitrag, dass sie keine Weiterentwicklung der bestehenden Theorieansätze bieten kann, um Körperdisziplinierungspraxen zu unterminieren oder sogar zu verhindern (S. 37). Doch letztlich bieten die in Gendering Disabilities zum Einsatz kommenden theoretischen Aufsätze generell kaum Aussichten auf eine Weiterentwicklung der Intersektionalitätsforschung im Bereich von Geschlecht und Behinderung. Dennoch bilden die gesammelten Beiträge in diesem Band eine wertvolle Grundlage für die deutschsprachigen »Disability Studies« und verkörpern gemeinsam mit den praxisbezogenen Beiträgen eine unerlässliche Ergänzung der hiesigen gender-bezogenen Forschungsprojekte.

 
 

Anmerkungen

Pohlen verwendet den Begriff Nicht*Behinderung um sichtbar zu machen, dass sowohl Behinderung als auch Nichtbehinderung soziale Kategorien sind. Das »Stolpern« beim Lesen des Begriffs soll zudem daran erinnern, dass der Begriff als analytische Kategorie und nicht als Identitätsbezeichnung gedacht wird (S. 100).   zurück