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Standardwerk mit Einschränkungen

  • Eduard Schönstedt / Thomas Breyer-Mayländer: Der Buchverlag. Geschichte, Aufbau, Wirtschaftsprinzipien, Kalkulation und Marketing. 3., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Stuttgart, Weimar: J. B. Metzler 17.05.2010. 381 S. Paperback. EUR (D) 29,95.
    ISBN: 978-3-476-02258-5.
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Knapp 20 Jahre nach dem ersten Erscheinen 1991 liegt »der Schönstedt« in einer vollständig überarbeiteten und erweiterten Auflage vor. Es ist die dritte; die zweite aus dem Jahr 1999 beschränkte sich auf die Korrektur von Satzfehlern. Die Neuauflage ist von der Zahl der Seiten her um ein Drittel umfangreicher als die erste und zweite Auflage. Da der Satzspiegel vergrößert wurde, kann man von weiteren zehn Prozent Umfangserweiterung ausgehen. Was ist hinzugekommen?

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Der Abgleich der beiden Fassungen zeigt, dass der ursprüngliche Schönstedt-Text weitgehend übernommen wurde. Thomas Breyer-Mayländer, Professor für Medienmanagement an der Hochschule Offenburg, hat das Werk um Abschnitte zur Verlagswirtschaft im Umbruch (S. 39–46), »über das gedruckte Buch hinaus« (S. 47–57), zu Fragen von Controlling und Kostenrechnung (S. 141–168) sowie zum Marketing als Unternehmenskonzeption (S. 227–234) erweitert. Vor allem aber die neuen Kapitel »Der Buchmarkt als Teil des Medienmarkts« (S. 185–226) und »Online-Marketing für Bücher« (S. 327–356) erhöhen den Gebrauchswert des Buchs. Hinzugekommen sind schließlich Aktualisierungen des Schönstedt-Texts in unterschiedlicher Länge; diese sind in der Regel dem Original additiv angefügt.

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Auf einen kurzen Nenner gebracht ist festzuhalten, dass Breyer-Mayländer neben die stark buchhistorisch ausgerichteten Passagen Schönstedts als eigenen Schwerpunkt die Buchwirtschaft und damit auch Besonderheiten des Buchmarkts als Teil des Medienmarkts gestellt hat. Das ist sehr verdienstvoll, weil Der Buchverlag damit zu einer umfassenden Darstellung sowohl in historischer wie buchwirtschaftlicher Sicht wird.

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Gleichwohl bleiben einige Monita. Neben redaktionellen Kleinigkeiten
(auf S. 357 fehlt der Leipziger Buchwissenschafts-Studiengang und im Literaturverzeichnis die grundlegende Arbeit zum Hörbuch von Sandra Rühr, Tondokumente von der Walze zum Hörbuch, 2008.) ist das zum einen der völlig antiquierte Buchbegriff in Anlehnung an das Wörterbuch des Buches von Helmut Hiller und an die rein formale UNESCO-Definition (»a nonperiodical printed publication of at least 49 pages«; zit. nach S. 8). In diesem Punkt ist die Buchwissenschaft deutlich weiter. Auch hätte eine adäquatere und umfänglichere Definition des Formalobjekts Buch es erlaubt, diejenigen Erscheinungsformen zu subsumieren, die jetzt etwas verlegen unter der Überschrift »Über das gedruckte Buch hinaus« dargestellt werden.

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Deutlich hinter den Anforderungen an ein zeitgemäßes Standardwerk bleiben auch die knappen Ausführungen zur Globalisierung, Digitalisierung und Medienkonvergenz (S. 43–46) zurück. Hier können Schönstedt / Breyer-Mayländer nicht mit der Verlagswirtschaft von Wulf D. v. Lucius mithalten (2. Auflage 2007).

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So erscheint das Beispiel der Harry-Potter-Romane für die Globalisierung wenig treffend, da es eine internationale und intermediale Vermarktung von Stoffen längst gab, bevor der Begriff der Globalisierung zum manchmal durchaus modischen Schlagwort geriet.

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Vollends unbefriedigend sind die noch nicht einmal eine Seite umfassenden Ausführungen zur Digitalisierung. V. Lucius widmet dieser zentralen Entwicklung im Medien- und damit auch im Buchmarkt immerhin ein ganzes Kapitel von über 40 Seiten.

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Und ein Letztes: Der Respekt des Schülers vor dem akademischen Lehrer ist verständlich und ehrenwert. Aber manches wäre da zu entschlacken, zu verschlanken und zu aktualisieren gewesen. So entsprechen zum Beispiel die Ausführungen zum Imprintgeschäft nur noch eingeschränkt dem heutigen (Branchen-)Sprachgebrauch. Trotz der aufgezeigten Mängel bleibt ein wichtiges Werk unseres Faches anzuzeigen.