IASLonline

Ist Literatur überlebenswichtig?

»Literaturwissenschaft als Lebenswissenschaft«

  • Wolfgang Asholt / Ottmar Ette (Hg.): Literaturwissenschaft als Lebenswissenschaft. Programm - Projekte - Perspektiven. (Edition Lendmains 20) Tübingen: Gunter Narr 2010. 290 S. Kartoniert. EUR (D) 58,00.
    ISBN: 978-3-8233-6540-2.
[1] 

Die Potenzierung des Lebenswissens

[2] 

Eine Ankündigung der Literaturwissenschaft als Lebenswissenschaft lässt vorab literaturtheoretische oder auch philosophische Anschlüsse in viele verschiedene Richtungen vermuten: Anthropologische Literaturwissenschaft, Biopoetik, ›Cognitive Poetics‹, Lebensphilosophie usf. Ottmar Ettes erstmals im »Jahr der Geisteswissenschaften« 2007 publiziertes und hier der Aufsatzreihe vorangestelltes, z. T. mehr fachpolitisches denn literaturtheoretisches Programm impliziert alle diese Richtungen, positioniert sich jedoch fernab von der Palette neuer und neuester literaturwissenschaftlicher Ansätze. Literaturwissenschaftliche Bekenntnisse findet man erst in den über drei Jahre hinweg gesammelten Kommentaren (und nicht etwa Gegenprogrammen) zu Ettes Schrift, die im Grunde eher eine philologische Haltung als eine ›echte‹ Literaturtheorie darstellt. Die Beiträge verteilen sich auf einen Diskussions-Block, eine Zwischenbilanz von Ette, Perspektiv-Vorschläge und schließlich einen Anhang, der ein Interview mit dem libanesisch-französischen Dichter Amin Maalouf sowie eine Laudatio auf den erst kürzlich verstorbenen spanisch-französischen Schriftsteller Jorge Sémprun enthält, dessen Beitrag zur Philosophie als ›Überlebenswissenschaft‹ den Sammelband abschließt.

[3] 

Ette entwirft reißbrettartig das Projekt einer Literaturtheorie, die quasi noch in ihren Kinderschuhen steckt und vorläufig erst den Charakter einer »Grundlagenforschung« (S. 34) hat. Sein Programm geht von der Grundannahme aus, dass fiktionale Literatur (z. B. Roman) und genuin nicht-fiktionale Literatur (Biographie und Autobiographie) Lebenswissen – in allen sich durch das Kompositum bietenden Formen als Wissen vom Leben, Wissen über das Leben, Wissen im Leben, Wissen zum Leben usw. – erstens darstellt (»simuliert«), zweitens vermittelt und drittens konstituiert. Aus der Literatur – so die These – kann man also Lebenswichtiges lernen: »Literatur besitzt einen Zugriff auf das Lebenswissen ihrer Leser, gleichviel, ob sie diesen sucht oder nicht« (S. 30). Literatur verwahre und vermittle ein Wissen, das für das Leben überhaupt, im Speziellen aber auch für das Zusammenleben, in Extremfällen sogar für das Überleben notwendig sei. Grundlegend ist die Annahme, bei (fiktionaler) Literatur handle es sich um eine Art ›Experimentierfeld‹, in dem man sich – auf welche Art auch immer – Lebensstrategien aneignen könne.

[4] 

Vorrangiges Ziel einer Neuperspektivierung der Literaturwissenschaft als Lebenswissenschaft scheint dabei weniger die Hervorbringung neuartiger Analyse-Verfahren im Sinne eines alternativen Zugangs zu literarischen Texten zu sein, sondern erst einmal die Hinterfragung der Literaturwissenschaft überhaupt. Unter lebenswissenschaftlicher Perspektive erhält Literatur die Funktion einer sozialen ›Institution‹, in der Arten des Lebens, Erlebens, Zusammenlebens und Überlebens ›gelernt‹ werden könnten (vgl. S. 34). Auf diesem Weg soll es gelingen, den Begriff des Lebenswissens, der durch die – auch politisch – dominanten ›Life Sciences‹ mit der Biologie als prototypischer Vertreterin allzu sehr vereinnahmt worden sei, (wieder) vermehrt zu einer philologischen Angelegenheit und dadurch letztendlich ›ganzheitlicher‹ zu machen. Ganzheitlicher wird Lebenswissen gemäß Ette insofern, als das Leben unter literaturwissenschaftlicher Perspektive im Medium der Literatur qua Selbstreferenzialität ein »Wissen von sich selbst« zugesprochen erhält (vgl. S. 20). Von der Literatur inszeniertes Lebenswissen ist also quasi potenziert vorhanden: einerseits als literarisch-fiktionales Reden über und Zeigen von Wissen, andererseits – auf zweiter Stufe – als Sprechen über dieses Reden bzw. Zeigen selbst. Als Gegenstand eines fiktionalen Textes untersteht das Leben den Regeln des literarischen Spiels, von dem auch die nach biowissenschaftlichen Maßstäben gezogene Grenze, der Tod, nicht ausgenommen ist (vgl. S. 26).

[5] 

Zwischen Anthropologischer Literaturtheorie und Poetologie des Wissens

[6] 

Das überaus ambitionierte Projekt, Literaturwissenschaft als Lebenswissenschaft zu etablieren, zeigt erst einmal, dass die Literaturwissenschaft in ihrer Entwicklung zumindest nicht stillsteht, sondern auf die aktuellen soziokulturellen und wissenschaftspolitischen Bedingungen zu reagieren versucht. Dass sie das tut, beweist allerdings nicht erst Ettes Programmschrift, sondern die mittlerweile tatsächlich etablierten und sich als interdisziplinär durchwegs bewährenden Neuansätze wie Karl Eibls ›Biopoetik‹ oder die sich immer noch vor allem im englischsprachigen Raum ausbreitenden, aber zunehmend im deutschen Sprachbereich Einzug haltenden ›Cognitive Poetics‹ (z. B. Ralph Müllers ›Theorie der Pointe‹ 1 ).

[7] 

Der Ansatz, Literaturwissenschaft als Lebenswissenschaft zu begreifen, steht dem ersten Anschein nach im Zuge solch neuerer und neuester Literaturtheorien, die konzeptionell auf der Frage nach dem Nutzen der Literaturwissenschaft für das gesellschaftliche Leben – nach Karl Eibl: die Frage nach dem ›Nutzen des Nutzlosen‹ – aufbauen (die ›Cognitive Poetics‹ mit einem kognitionspsychologischen, die Biopoetik mit einem entsprechend evolutionstheoretischen Ansatz). Mit diesen inzwischen auch methodisch anwendbaren Literaturtheorien gemeinsam hat Ettes ›Literaturwissenschaft als Lebenswissenschaft‹ den Fokus auf dem empirischen Nachweis von Produktion bzw. Rezeption (in den ›Cognitive Poetics‹) sowie die dezidierte Ablehnung eines selbstgenügsamen Autonomieanspruchs von Literatur – und somit das Anvisieren eines erweiterten, ›ganzheitlichen‹ Literaturbegriffs. Ettes Konzeption unterscheidet sich aber grundsätzlich darin von solchen Literaturtheorien, dass sie (noch) keine Methoden für eine spezifische Analyse literarischer Texte bereitstellt, sondern vorerst nur darüber reflektiert, welche Relevanz solche Texte für das Leben haben könnten (ohne dabei jedoch das Bedeutungspotential des geschriebenen Textes zu negieren und im Sinne eines ›Radikalen Konstruktivismus‹ 2 die Bedeutungskonstituierung eines Textes ausschließlich dem Leser zuzuschreiben).

[8] 

Die Abkehr von einer einzig auf die Werkimmanenz konzentrierten Literaturtheorie vollzieht das Konzept einer Literaturwissenschaft als Lebenswissenschaft allenfalls halbwegs mit, indem es zwar durchaus textexterne Phänomene zu seinem Untersuchungsgegenstand macht, ohne dabei jedoch textinterne Elemente (wie z. B. die Figurenkonstellation innerhalb eines Romans) aus der Analyse auszuschließen. Vielmehr beruht Ettes Programm gerade auf einer Verbindung von textintern (re-)präsentiertem Wissen und textexterner Aneignung dieses Wissens durch das Lesersubjekt. Dass dieser gegen Ende des Aufsatzes immer stärker profilierte und schließlich dem ganzen Ansatz zugrunde gelegte Prozess der Übertragung eines fiktionsinternen Textsinns auf die fiktionsexterne Lebenswelt des Rezipienten (altbekannt unter dem hermeneutischen Terminus der ›Applikation‹) von Ette als innovativ präsentiert wird, ist zumindest befremdend.

[9] 

Doch lässt gerade die vehemente Betonung der Applikation sowie der spezifischen Funktion von Literatur als Inszenierungs-Medium von Wissen vornehmlich an zwei literaturwissenschaftliche Ansätze denken: (1) an eine anthropologisch ausgerichtete Literaturtheorie und (2) an eine Poetologie des Wissens.

[10] 

Am ehesten kann das Programm einer Literaturwissenschaft als Lebenswissenschaft – wenigstens prinzipiell – noch der anthropologisch ausgerichteten Literaturtheorie zugerechnet werden, die nach den Bezügen zwischen der Literatur und dem menschlichen Leben fragt. Dabei können diese Bezüge wesentlich auf drei verschiedene Arten hergestellt werden, nämlich (1) durch die fiktionsinterne Präsentation/Darstellung anthropologischer Themen (im Sinne Ettes: »textintern«); (2) durch die literarisch-ästhetische Bereitstellung anthropologischen Wissens (oder eben: Lebenswissens?); und (3) durch die Neubelichtung der Literaturwissenschaft unter einer anthropologischen (bzw. lebenswissenschaftlichen?) Perspektive. 3

[11] 

Auffallend an Ettes Konzept ist außerdem die permanente Implikation des seit Mitte der 70er-Jahre kursierenden, von Joseph Vogl programmatisch ausgearbeiteten Ansatzes einer Poetologie des Wissens, die die literarische Inszenierung eines Wissens-Diskurses (der Diskurs-Begriff wird dabei in der Regel vom eigentlichen Übervater dieser Richtung, Michel Foucault, entlehnt) mit einer radikalen Relativierung des Wissens- und Wahrheitsbegriffs verbindet. 4 Die Produktion von Wissen kann unter einer wissenspoetologischen Perspektive nicht von einer ästhetischen Inszenierung desselben getrennt gedacht werden. In dieser Richtung gehen dann etwa auch die Buchbeiträge von Ansgar Nünning (Lebensexperimente und Weisen literarischer Welterzeugung) oder Klaus-Michael Bogdal (Das Biologische und das Historische. Bewegungen im Grenzgebiet). Dabei hebt Nünning das Potential literarisch-fiktionaler Texte zur Produktion (und eben nicht nur Reproduktion) von Wissen qua ästhetisch-narrativer Strategien hervor (vgl. S. 50); Bogdal beanstandet mit Hilfe von Foucaults Konzept der Literatur als ›Nicht-Sprache‹ die Unterkomplexität von Ettes Lebensbegriff. Beide kommen zum Schluss, dass die Philologie bescheidener als »lebenswissenschaftlich orientierte ›Literaturwissenschaft‹« (Nünning, S. 63) ihr ›Haupt-Geschäft‹ der wissenschaftlichen Analyse sprachlich-ästhetischer Zeichen (Bogdal) beibehalten sollte.

[12] 

Anything goes?

[13] 

Zudem teilt die lebenswissenschaftlich ausgerichtete Literaturwissenschaft Ettes mit der wissenspoetologischen Richtung leider auch die Tendenz poststrukturalistischer Literaturtheorien, zentrale Begrifflichkeiten bewusst und unter dem Vorwand eines Komplexitätsgewinns in der Schwebe zu halten, sodass der entsprechende Terminus (in Vogls Poetologie ›Wissen‹ überhaupt, in Ettes Lebenswissenschaft spezifischer das ›Lebenswissen‹) den Ansprüchen exakten literaturwissenschaftlichen Arbeitens kaum mehr genügen kann – auch wenn die Neubelichtung des Wissensbe­griffs in beiden Ansätzen jeweils durchaus ihre Berechtigung hat. So ist auch Ettes Begriff des Lebenswissens durch die morphologische Akrobatik, die mit dem Kompositum betrieben wird, kaum einmal konkret fassbar. Zudem verweisen gleich drei Autoren in ihren Beiträgen auf die irritierende nationalsozialistische Konnotation des Begriffs, nämlich Wolfgang Adam in seinem ›Beitrag zur Debatte‹, Klaus-Michael Bogdal (Das Biologische und das Historische) sowie Toni Tholen (Die Literaturwissenschaft und das Leben); diese Konnotation hatte ihre geistigen Wurzeln bekanntlich in Strömungen der ›Lebensphilosophie‹ des Fin de Siècle (Nietzsche, Dilthey, Simmel), der Ette und andere Beiträger dieses Sammelbands in ihren demonstrativ ›antiszientifischen‹ Formulierungen zuweilen bedenklich nahe rücken.

[14] 

Diese potenzielle Offenheit in der literaturwissenschaftlichen Positionierung und Begriffsverwendung birgt einerseits die Gefahr eines Anything goes (wie sie ja dezidiert auch den biopoetischen und kognitionswissenschaftlichen Ansätzen immer wieder unterstellt wird), indem die Programmschrift auf einem – auch für eine solche Textsorte – allzu hohen Abstraktionsniveau bleibt. Andererseits bringt diese Offenheit aber auch Chancen, indem sie möglicherweise gewinnbringende Anschlussmöglichkeiten an Ettes Ansatz eröffnet. Die auf die bereits 2007 vorgelegte Programmschrift folgenden und schließlich im vorliegenden Sammelband zusammengestellten Aufsätze von Germanisten sowie deutschen Anglisten und Romanisten ergeben ein relativ breites Spektrum von begriffstheoretischen Analysen mit terminologischen Alternativ-Vorschlägen (z. B. Toni Tholen und seine »Philologie des Lebens«) über hochfliegend spekulative Theorieansätze bis hin zu Abhandlungen, die die von Ette unhinterfragte Etikettierung von Literatur als »Experimentierfeld« oder »Speichermedium« sowie die ebenso unkritische Verwendung eines dreifachen mimesis-Begriffs dankenswerterweise reflektieren und die Funktion der Literatur als Medium der Vermittlung gesicherter Erkenntnis hinterfragen.

[15] 

Letzteres unternimmt etwa Michael Basseler in seinem Aufsatz Literatur – Erfahrung – Lebenswissen: Perspektiven einer pragmatischen Literaturwissenschaft. Er gibt mit einer Art Ergänzungs-Programm zu Ettes literaturtheoretischem Entwurf berechtigterweise zu bedenken, dass nicht das Wissen in einem Text (wenn es denn ein solches überhaupt gibt), sondern dasjenige, das durch einen Text vermittelt wird, textexterne und damit allenfalls lebenswissenschaftliche Relevanz hat (vgl. S. 209). 5 Basseler rekapituliert damit aber auch nur literaturtheoretische Binsenwahrheiten – natürlich nicht hinsichtlich der Frage, wie genau Literatur Erkenntnis vermittelt und welcher Art solche Erkenntnis ist, sondern hinsichtlich der Tatsache, dass sie dies überhaupt tut. Man muss nach wie vor und mit gutem Grund davon ausgehen, dass fiktionale Literatur keine wahren oder falschen (sprich: propositionalen) Aussagen über die ›reale‹ Welt macht, sondern diese Welt in besonders bezeichnenden Ausschnitten bloß zeigen und gegebenenfalls (re-)präsentieren, höchstens aber fiktionale Wahrheiten generieren kann. Literaturwissenschaftler und philosophische Literaturtheoretiker, die sich schon seit Längerem und teilweise ausnahmslos mit dieser Crux der Literatur als Medium von Erkenntnisvermittlung beschäftigen (Gottfried Gabriel, Christiane Schildknecht, Dieter Teichert, Donatus Thürnau, Tilmann Köppe usw.), werden dabei übrigens kaum einmal erwähnt.

[16] 

Mehrfach hingewiesen – ganz explizit z. B. von Bogdal (S. 88f.) – wird auch auf folgenden irritierenden, für die offensichtliche Porosität des Ette’schen Konzepts aber wohl ganz bezeichnenden Umstand: Bei der konkreten Aufzählung derjenigen literarischen Gattungen, die von Ette für die Vermittlung von Lebenswissen vorgesehen sind, werden etwa die Lyrik (als potentielles Medium z. B. der Vermittlung von »Erlebenswissen« [S. 27]) oder das Drama (als ›Wissen darüber, wie man leben soll‹ – vgl. Tendenzliteratur?) vollständig ignoriert. Als mögliche ›Erprobungsräume‹ von Lebenswissen erscheinen mit der Biographie und Autobiographie genau solche literarische Gattungen, die in ihrer urtypischen Form nicht-fiktional, ja nicht einmal wesentlich literarisch sind. Als einzig entschieden fiktionale Gattung (freilich eine von literarhistorisch sehr beschränkter Reichweite) wird der Prosaroman erwähnt, dem nun aber auch nicht mehr zugemutet wird als die Vermittlung des Wissens, »wie man leben kann« (S. 37). Immerhin macht Vera Nünning im dritten Teil des Bandes einen Vorschlag, den Roman Enduring Love des britischen Bestseller-Autors Ian McEwan als Text der Vermittlung von prozeduralem, die Sozialkompetenz steigerndem Wissen zu lesen. Aber gerade die Unterscheidung zwischen einer textinternen und einer textexternen ›Modellierung‹ von Lebenswissen bezeichnet aus kommunikationstheoretischer Sicht im Grunde etwa die Eigenart des Mediums ›Drama‹ als Komplex von innerem und äußerem bzw. zwischen diesen beiden vermittelndem Kommunikationssystem. 6

[17] 

Fazit

[18] 

Letztlich wird man als Leser das Gefühl nicht los, dass Ettes Programm einer Literaturwissenschaft als Lebenswissenschaft nicht viel mehr ist als eine vornehmlich auf Subventionswürdigkeit abzielende Reformulierung der Bedeutung von Literatur als ein auf das Leben gerichtetes und dieses in einer spezifischen Weise auch beeinflussendes Medium (Hans-Ulrich Gumbrecht fragt im ersten Teil seines Aufsatztitels zu Recht: »Wie könnte man nicht einverstanden sein?«). Es handelt sich dabei nicht wirklich um eine Erweiterung des Literaturbegriffs (Konzepte der Wissensvermittlung in und durch literarische Texte sind etwa auch schon in der Literatur des Mittelalters in Hülle und Fülle vorhanden). Innovation wird durch die vermeintliche Neuprofilierung des Lebensbegriffs – bei gleichzeitiger Beibehaltung bewährter und mehrfach erwiesener Funktionen von Literatur – mehr suggeriert denn tatsächlich praktiziert. Ob der »Garten des Wissens« – ein Begriff, den Ette ausgerechnet dem Philosophen Friedrich Nietzsche entlehnt 7 – mit Hilfe des vorgetragenen Programms wirklich überschritten werden kann, wie dies Ette zu Beginn der Schrift utopisch antizipiert, bleibt letztlich zweifelhaft.

 
 

Anmerkungen

Vgl. Ralph Müller. Theorie der Pointe, Paderborn 2003 oder ders.: Kognitive Poetik und Korpusstilistik. Ein Zugang zur Metaphorik bei Rainer Maria Rilke. In: Martin Huber / Simone Winko (Hg.): Literatur und Kognition. Bestandsaufnahmen und Perspektiven eines Arbeitsfeldes. Paderborn 2009.   zurück
Vgl. exemplarisch für diesen Ansatz Stanley Fish: What Makes an Interpretation Acceptable? In: S. F.: Is There a Text in This Class? The Autority of Interpretive Communities. Cambridge/Mass., London: Harvard University Press 1980, S. 338–355.   zurück
Vgl. zu einer kompakten Gesamtdarstellung solcher neuen literaturwissenschaftlichen Ansätze: Tilmann Köppe / Simone Winko: Neuere Literaturtheorien. Eine Einführung, Stuttgart: Metzler 2008.    zurück
Vgl. Joseph Vogl: Für eine Poetologie des Wissens. In: Karl Richter / Jörg Schönert / Michael Titzmann (Hg.): Die Literatur und die Wissenschaften 1770–1930. Walter Müller-Seidel zum 75. Geburtstag. Stuttgart: Verlag für Wissenschaft und Forschung 1997, S. 107–127.   zurück

Vgl. zum Komplex ›Literatur und Wissen‹ Tilmann Köppe: Literatur und Erkenntnis. Studien zur kognitiven Signifikanz fiktionaler literarischer Werke. (Explicatio) Paderborn: Mentis 2008.

   zurück

Zum Drama als Kommunikationssystem vgl. etwa Elke Platz-Waury: Drama und Theater. Eine Einführung. (Literaturwissenschaft im Grundstudium 2) Tübingen: Narr 1999.

   zurück
Vgl. Friedrich Nietzsche: Unzeitgemäße Betrachtungen. Zweites Stück: Vom Nutzen und Nachtheil der Historie für das Leben. In: F. N.: Sämtliche Werke. Kritische Studienausgabe in 15 Bänden. Hg. von Giorgio Colli / Mazzino Montinari. München, New York 1967–1977. Bd. 1: Die Geburt der Tragödie. Unzeitgemäße Betrachtungen I-IV. Nachgelassene Schriften 1870–1873. München, New York: Deutscher Taschenbuch Verlag / de Gruyter 1980, S. 243–334. Nietzsche hätte sich wohl wenig um die gesellschaftliche Relevanz und Realisierbarkeit seiner Theorien gekümmert, geschweige denn eine »Bringschuld« im Sinne einer disziplinären Selbstrechtfertigung beanstandet.   zurück