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Mediaevalismen und Rezeptionskulturen: Das Mittelalter in Humanismus und Historismus

  • Mathias Herweg / Stefan Keppler-Tasaki: Das Mittelalter des Historismus. Formen und Funktion in Literatur und Kunst, Film und Technik. (Rezeptionskulturen in Literatur und Mediengeschichte 3) Königshausen & Neumann 2015. 436 S. Paperback. EUR (D) 49,80.
    ISBN: 978-3-8260-5559-1.

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1. Einleitung

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Seit geraumer Zeit schon richtet sich das Interesse vieler Literatur- und Kulturwissenschafler sowie Historiker auf das überaus weite Feld der sogenannten ›Mittelalterrezeptionsforschung‹. Daher ist es nicht verwunderlich, dass sich die Herausgeber dieses Bandes nun schon zum zweiten Mal diesem breit aufgestellten Forschungsfeld zuwenden und die Ergebnisse einer 2011 veranstalteten Tagung mit dem Titel »Kontinuität, Nostalgie, Aufbruch. Bilder des Mittelalters im Zeitalter der Entdeckungen und in der modernen Technikkultur« in einem Sammelband präsentieren. Der Band versammelt verschiedene Annäherungsversuche an das Mittelalter, wobei zwei ›Epochen‹ im Vordergrund stehen: der Humanismus und der Historismus. Verbindendes Element bei den ›Referenzzeiten‹ – so die Herausgeber – ist die Tatsache, dass sie das Mittelalter (je nachdem in Ablehnung oder in Annahme) eigentlich erst erfanden (vgl. S. 9) und in den Dialog mit ›dem Anderen‹, dem Mittelalter, traten (S. 10).

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Dem seit langem etablierten und häufig verwendeten, wenn auch nicht unumstrittenen Begriff der Mittelalterrezeption stellen die Herausgeber das aus dem Englischen entlehnte Konzept des ›Mediaevalismus‹ zur Seite. Dieser Begriff bezeichnet, nach Leslie J. Workman, »the application of medieval models to contemporary needs and the inspiration of the Middle Ages in all forms of art and thought« (S. 11). Mittels dieser Terminologien wollen die Herausgeber das Potential des Forschungsfeldes zum Ausdruck bringen, das neben (germanistischen) Mediävisten auch offen für andere wissenschaftliche Disziplinen ist und auch sein soll. Im Vergleich zum ersten, ebenfalls von Herweg und Keppler-Tasaki herausgegebenen Band Rezeptionskulturen. Fünfhundert Jahre literarischer Mittelalterrezeption zwischen Kanon und Populärkultur1, der sich zwar über einen längeren Zeitraum, dafür aber disziplinär eingegrenzter zeigt, verfährt dieser Band »gegenläufig und komplementär« (S. 14). Ziel ist es, das übergreifende und schon im Vorgängerband entworfene Konzept der ›Rezeptionskulturen‹ zu etablieren. Rezeptionskulturen sind in diesem Sinne »distinkte Milieus, die eigene Ziel- und Schwerpunkte, Regeln und Medien bei der Wahrnehmung und Aneignung diachron und/oder synchron fremder Kulturen und Kulturelemente verfolgen beziehungsweise nutzen« (S. 11 f.). Dieses Konzept, das auch eine »Akzentverlagerung vom Rezipierten auf die Rezeptionskontexte« bewirkt, soll dazu geeignet sein, »neben und mit der Literatur auch andere kulturelle Phänomene von Kunst, Politik und Alltag sowie die jeweiligen Entwürfe von Geschichte und Kulturwissenschaft in den Blick zu rücken« (S. 12).

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Der Sammelband enthält zwanzig Beiträge unterschiedlicher Disziplinen. So finden sich Beiträge der Germanistik neben Beiträgen aus der Romanistik und der Anglistik. Technik und Architektur treffen auf medien- und filmgeschichtliche Untersuchungen. Unterteilt sind diese Ergebnisse in drei Sektionen. Die erste Sektion konzentriert sich auf das Mittelalter in der Frühen Neuzeit beziehungsweise im Humanismus. Die zweite Sektion, die den Hauptteil bildet, beleuchtet verschiedene Mittelalterbilder und -darstellungen im 19. Jahrhundert. Abschließend werden im dritten Teil Beiträge versammelt, die sich dem Mittelalter in den ›Neohistorismen‹ im 20. Jahrhundert widmen. Ergänzt wird der Band durch ein ausführliches Autoren- und Werkverzeichnis.

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2. Memoria und Translatio: Das Mittelalterbild zur Zeit Maximilians I

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Die erste Sektion, »Vorgeschichte: Antiquarische Mittelalterinteressen im Humanismus« wird mit einem Beitrag von Marie-Sophie Masse über das Ambraser Heldenbuch, eine zu Beginn des 16. Jahrhunderts von Maximilian I. in Auftrag gegebene Sammelhandschrift mittelalterlicher Epik, eröffnet. Die Autorin geht der Frage nach, ob es neben dem ›memoria‹-Interesse Maximilians noch andere Intentionen zur Anfertigung und Konzeptualisierung der Sammelhandschrift gab (vgl. S. 44). Vieles deutet darauf hin, dass Maximilian ein literaturhistorisches Interesse am Ambraser Heldenbuch hatte. »Während die von ihm in Auftrag gegebenen Ritterromane auf panegyrische Zwecke und somit auf eine auf den Herrscher zentrierte Gedächtniskultur angelegt sind, scheint die Ambraser Sammlung in einem ersten Schritt dem Erhalt und der Weitertradierung mittelalterlicher Texte zu dienen, welche in ihrer Historizität und Alterität wahrgenommen wurden« (S. 48). In einem weiteren Schritt zeigt sich, dass sich Maximilians erkenntnistheoretisches Interesse darin äußert, dass er mit der Ambraser Sammelhandschrift – in Abgrenzung zur italienischen Entwicklung und dem Geschichtsverständnis der italienischen Humanisten – einen Schwerpunkt auf die Geschichte der Germanen setzt. Die damit einhergehende Aufwertung des Mittelalters wertet zugleich dessen Schriftsteller und Texte auf (vgl. S. 50). »Vor diesem Hintergrund lässt sich die Ambraser Sammlung als Zeugnis des Öffnungsprozesses gegenüber dem Mittelalter und dessen Schriftstellern im Humanistenkreis um Maximilian verstehen« (S. 51). Dieser Öffnungsprozess, vor allem aber die veränderte Auffassung des Geschichtsverlaufs im Vergleich zum italienischen Humanismus zeigt, so die Autorin, dass Maximilian neben einem ›memoria‹-Unternehmen und der Bewahrung mittelalterlicher Texte auch explizit einen ›translatio‹-Gedanken verfolgte. Dadurch wird eine Kontinuität von der Antike bis in die deutsche Gegenwart hergestellt (vgl. S. 52). Diese Kontextualisierung des Ambraser Codex zwischen ›memoria‹ und ›translatio‹, Alterität und Kontinuität, lassen Maximilian zum Nachfolger Karls des Großen werden. Der deutsche Humanismus um Maximilian bedient sich so eines Mittelalters, das einen Transfer der literarisch-kulturellen ›translatio‹ von Rom nach Deutschland ermöglicht.

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An diese Zeit anknüpfend untersucht Claudia Wiener in ihrem Aufsatz »Barbarossas Erbe. Die Kreuzzüge in der Literatur zur Zeit Maximilians I.« den Kreuzzugs-Topos, der immer wieder Analogien zwischen Barbarossa und Maximilian suggeriert. Ausgehend von der Analyse der Schedelschen Weltchronik bis hin zum Ligurinus-Epos kommt sie zu dem Ergebnis, dass in der Literatur um Maximilians Hof ein Mittelalterbild in Form eines Kontinuitätsbewusstseins existiert, das weder eine »Distanz zur eigenen Zeit«, noch die »Betonung einer Differenz zwischen Antike und Mittelalter« verlangt (S. 90). Vielmehr soll »weiterhin in der politischen Auseinandersetzung die Fortsetzung der (Heils-)Geschichte bis in die Neuzeit affirmativ demonstriert werden« (S. 90).

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3. Mittelalterrezeption vs nachwirkendes Mittelalter und die Invention der Heldensage

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In seiner gut strukturierten und sehr einleuchtenden Einleitung zu einem Beitrag über Menrad Molther geht Michael Rupp auf die allgemeinhin um 1500 angesetzte Epochengrenze ein, die in Bezug auf das Mittelalter »eine Wahrnehmung von historischer Distanz und Alterität« (S. 91) sichtbar werden lässt und als Kriterium für das Phänomen ›Rezeption‹ gelten kann. Anhand des Beispiels Molther lässt sich plausibel aufzeigen, dass sich Referenzzeiten und Epochenschwellen, je nach Standpunkt des Betrachters, verschieben lassen und somit auch die Frage, ab wann von ›Rezeption‹ gesprochen werden kann, im jeweiligen Kontext beantwortet werden muss.

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Katharina Strobels Beitrag widmet sich dem Tübinger Reim-Faust – einer sehr wortgetreuen Versifizierung des Prosaromans Historia von D. Johann Fausten – und geht der Frage nach, welche Intention sich hinter dieser Versifizierung verbirgt. Dabei kommt die Autorin nach einer sehr strukturierten und überaus aufschlussreichen vergleichenden Darstellung der Texte sowie einer methodisch sehr einleuchtenden Abarbeitung verschiedener Forschungsthesen zu dem Ergebnis, dass der Reim-Faust, obschon Ende des 16. Jahrhunderts entstanden, kein »re-mediävalisierter Versroman« sei, sondern vielmehr ein »Fortsetzer noch immer lebendiger mediävaler Traditionen« (S. 123).

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Mit dem Beitrag von Peter Hv. Andersen Vinilandicus über die Nibelungenrezeption in Dänemark und auf den Färöern schließt die erste Sektion. Der Autor legt bei seiner Darstellung über das Nibelungenlied in der dänischen Literatur den Fokus auf den Dänen Tycho Brahe und dessen Rolle innerhalb eines Intrigengeflechts um das dänische Königshaus im 16. und 17. Jahrhundert, das sich in codierter Form in der Hvenischen Chronik von Jon Jakobsen wiederfindet. Im letzten Abschnitt des Beitrags präsentiert Andersen den leider sehr spekulativ anmutenden Anriss einer These, dass Heldenepen vielleicht nicht immer auf alter mündlicher Überlieferung beruhen, sondern – wie das Beispiel der Nibelungen in Dänemark zeigen soll – schlicht die Invention des jeweiligen Verfassers sein könnten.

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4. Das Mittelalter im Spannungsfeld von Technisierung und ›Gusseisen-Gotik‹

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Die zweite Sektion, »Mediaevalismus im langen 19. Jahrhundert« ist zugleich der umfangreichste Teil und setzt somit einen thematischen Schwerpunkt. Im Hinblick auf die verschiedenen Fachrichtungen, denen die Beiträge entstammen, zeigt sich diese Sektion sehr facettenreich. Wir finden Beiträge zu Heinrich Heines Rezeption der mittelalterlichen Troubabourdichtung (Ralph Häfner), eine textnahe Analyse von Émile Zolas Au Bonheur des Dames (Brigitte Burrichter), ebenso wie den anglistischen Blickwinkel auf Dracula (Cordula Lemke) und die in architektonische und politische Untersuchungen hineinreichende Darstellung der Wiederherstellungsgeschichte der Wartburg im 19. Jahrhundert (Jens Haustein).

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Mit Harald Siebenmorgen wird schließlich »Die Idee des Künstlerklosters im 19. Jahrhundert«, wenn auch nur sehr kurz, aus kunsthistorischer Perspektive angerissen. Lohnenswert – aber an dieser Stelle nur kurz skizziert – erscheint in dieser Sektion vor allem eine ausführliche Betrachtung von Bastian Schlüters Beitrag, zumal er zwei für den gesamten Band wichtige Begriffe ausarbeitet: Moderne und Historismus. Schlüter geht der Frage nach, wie es im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert zu einer ›Gleichzeitigkeit von Ungleichzeitigem‹ kam, zu einem »Ineinander von ganz und gar Neuem, Modernen, Rationalem und ganz Altem, Romantischem« (S. 235). Beispiel hierfür ist die sogenannte ›Gusseisen-Gotik‹, die neue Produktionstechniken mit alter (gotischer) Form kombiniert. In ihr repräsentiert sich das Spannungsverhältnis der Moderne um 1900, »das eine Gleichzeitigkeit von Progression und Regression mit sich bringt« (S. 245). Einher geht diese Gleichzeitigkeit mit der ›gewaltig aufstrebenden technischen Industrialisierung‹ der Moderne einerseits und dem neuen Umgang mit Geschichte und historischem Wissen andererseits (vgl. S. 249).

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Unter den Schlagworten ›Gotische Maschinen‹ und ›Ritter der Lüfte‹ beschäftigt sich der von Kurt Möser verfasste und von den Herausgebern als »Probe aufs Exempel zu Bastian Schlüter« (S. 17) bezeichnete Beitrag mit der Verarbeitung und Thematisierung von Technik um 1900. Ebenfalls die ›Gusseisen-Gotik‹ aufgreifend arbeitet Möser heraus, dass das Mittelalter im technischen Historismus genutzt wurde, eine kulturelle und soziale Akzeptanz des technischen Fortschritts herzustellen. Den Schluss dieser Sektion bildet Peter Sprengels Aufsatz zum Gotik-Bild Gerhard Hauptmanns, dessen dichterisches Selbstverständnis dadurch geprägt war, dass er – wie auch andere Vertreter der Moderne um 1900 – in der Gotik »ein Remedium zur Behebung aktueller Kulturdefizite und insbesondere des Verlustes an kollektiven Verbindlichkeiten sah, den Kunst und Literatur im Zuge der Säkularisierung erlitten« (S. 287 f.).

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5. Neue Möglichkeiten: Das Mittelalter im 20. Jahrhundert

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Die dritte und letzte Sektion versammelt unter dem Titel »Mittelalter in den Neohistorismen des 20. Jahrhunderts« sechs Beiträge. Eine Untersuchung von Eduard Stuckens Artusdramen eröffnet diese Sektion. Die Dramen sind eine beinahe in Vergessenheit geratene (›eher schiefrunde‹) Perle, die, wie Matthias Däumer zeigt, als »Missing Link zwischen der dominierenden Rezeptionswelle der Romantik und den postmodernen bzw. postdramatischen Adaptionen« fungieren (S. 297 f.). Heiko Hartmann widmet sich anschließend dem Mittelalter im weiteren Umfeld Stefan Georges und zeigt, dass die drei Mediävisten Paul Theodor Hoffmann, Paul Ludwig Landsberg und Wolfram von den Steinen eine ›Mittelalterkonstruktion‹ erschaffen, die als Reaktion auf den ›Modernisierungsschock‹ (vgl. S. 342) im frühen 20. Jahrhundert »das Ideal einer verbindlichen Wertewelt« (S. 345) liefert.

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Diesen beiden literaturwissenschaftlichen Ansätzen folgen zwei Beiträge, die sich dem Mittelalter im Film widmen. Andreas Böhn fokussiert dabei den frühen Film, angefangen mit dem ›Cinema of Attractions‹ bis hin zum stummen Langfilm Ende der 1920er Jahre, während hingegen Claudia Pinkas-Thompsons Beitrag sich auf die Untersuchung von Wissenschaft und Technik im Film der 1920er Jahre konzentriert, wo sich das Mittelalter in Form von »Modernen Wissensorten mit ›mittelalterlichem Kolorit‹« (S. 368) präsentiert. Wieder die Fachrichtung wechselnd folgt eine Ausführung der Kunsthistorikerin Karin Stober über das Konstanzer Konzil. Zwar wird keine wirkliche These und auch kein neuer Forschungsstandpunkt ausgearbeitet, allerdings zeigt sich hier ein zwar knapper, aber dennoch aufschlussreicher Beitrag zur ereignisreichen Rezeptionsgeschichte des Konstanzer Konzils.

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6. Mittelalter-Tourismus

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Im letzten Beitrag widmet sich Valentin Groebner dem Tourismus als ›Mittelalter-Generator‹. Eingehend auf den Tagungstitel ›Kontinuität, Nostalgie und Aufbruch‹, den er mit den Schlagworten ›Statis‹, ›geträumte Rückkehr‹ und ›Beschleunigung in ein Noch-Nicht‹ assoziiert (vgl. S. 405), geht Groebner auf das Potential des Mittelalters als Tourismus-Magnet ein. Er fokussiert die ›Repräsentationen von Historischem als Zeit-Management‹ und die Produktion des Mittelalters in der Gegenwart, einem technischen Zeitalter, »das ziemlich viel technischen Aufwand dafür betreibt, Nähe zu Mittelalterlichem herzustellen« (S. 405). Die gerade seit den 1990er Jahren einsetzende Forschung zur Gedächtnis- und Erinnerungskultur hat das Forschungsfeld ›Tourismus‹ lange Zeit ausgeblendet, dabei scheint gerade der Tourismus ein äußert aufschlussreicher Forschungsgegenstand zu sein, da er in Bezug auf den Umgang mit Geschichte fähig ist, neue Vergangenheiten zu erzeugen. Dabei bietet die »Frage nach einem spezifischen touristischen Modus im Umgang mit dem Historischen« (S. 412) vielversprechende neue Phänomene und Perspektiven. So zum Beispiel das Konzept der ›übereinander gefalteten Zeit‹ (vgl. S. 414), in der Wiederholbarkeiten und topographische Verdichtungen des Historischen sichtbar werden. In der Tourismusforschung gelangen so beispielsweise Themenparks, mittelalterliche Spiele und Erlebniswelten, sowie Inszenierungen historischer Ereignisse in den Fokus. »Die Vergangenheit – das unbetretbare Land – wird dabei zu einem Ort, in dem Geschichte auf verschiedenen Ebenen gleichzeitig sichtbar werden soll« (S. 413).

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7. Fazit

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Der vorliegende Band liefert eine aufschlussreiche und sehr vielschichtige Ergänzung zur Mittelalterrezeptionsforschung. Auf den Ergebnissen des ersten Bandes aufbauend entwickeln die Herausgeber den Begriff der Rezeptionskulturen weiter. Es bleibt abzuwarten, inwiefern sich dieser doch sehr offene und kaum trennscharf verwendbare Begriff durchsetzen wird, gerade da davon auszugehen ist, dass der Terminus technicus ›Mittelalterrezeption‹ in der Forschung immer präsent sein wird. Ausführlicher hätte die in der Einleitung angerissene Verbindung von Humanismus und Historismus, im Hinblick auf ihren Umgang mit dem Mittelalter, ausfallen können, schließlich bilden sie das theoretische ›Fundament‹ des Bandes. Es läge nahe, dies ebenso wie eine Zusammenfassung der Ergebnisse und gegebenenfalls einen Ausblick in einem Fazit zusammen zu fassen.

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Was die einzelnen Beiträge anbelangt, unterscheiden sie sich einerseits natürlich hinsichtlich ihrer Konzeptualisierung, ihres Erkenntnisgewinns und ihrer Qualität. Andererseits tritt dadurch auch die – im positiven Sinne – durchaus starke Heterogenität des Forschungsfeldes hervor, was viele Anregungen zu weiteren Untersuchungen an die Hand gibt. Zwar fand eine außereuropäische Perspektive in diesem Band keinen Platz (das gestehen auch die Herausgeber ein), es ist aber auch fraglich, inwiefern ein Tagungsband das auch noch hätte leisten können, zumal sich dadurch immerhin ein potentielles Thema für eine eventuell folgende Tagung ergibt. Insgesamt zeigt sich, dass es sich durchaus lohnt, noch tiefer und weiter in die Materie der Mittelalterrezeptionsforschung vorzudringen, deren Ausmaß noch lange nicht ausgeschöpft zu sein scheint. Ein dritter Band bleibt abzuwarten.

Anmerkungen:

1. Mathias Herweg / Stefan Keppler-Tasaki (Hg.): Rezeptionskulturen. Fünfhundert Jahre literarischer Mittelalterrezeption zwischen Kanon und Populärkultur. Berlin / Boston: Walter de Gruyter 2012.