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Eine deutsch-europäische Erfolgsgeschichte

  • Hendrikje Hartung u.a.: Laurin. (Relectiones 4) Stuttgart: S. Hirzel 2016. 245 S. Kartoniert. EUR (D) 18,90.
    ISBN: 978-37776-2534-8.
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... So ist die Einleitung zu diesem Buch überschrieben. Es setzt einen Befund mittelalterlich-internationalen Literaturtransfers in einer praktischen Sammeledition um: Nacheinander werden hier von einem Expertenteam eine mittelhochdeutsche, heldenepische Verserzählung, der ›Laurin‹, und seine tschechische, dänische und färöische Bearbeitung neu herausgegeben und in gegenwärtiges Deutsch übersetzt. Für den deutschen ›Laurin‹ zeichnet Florian Kragl verantwortlich, für den dänischen Hendrikje Hartung, für den tschechischen Jan K. Hon, für den färöischen Ulf Timmermann; die allgemeine Einleitung schrieb, hierfür hervorragend ausgewiesen, Florian Kragl. 1

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Er stellt zunächst den mittelhochdeutschen ›Laurin‹ nach Stoff, Inhalt und Gattung als ein Epos der sog. »aventiurenhaften« Dietrichepik knapp vor: ein Gedicht über eines der vielen Abenteuer des jungen Dietrich, in diesem Fall über die Besiegung des übernatürlich starken, märchenhaft reichen, zauber- und tückenreichen Zwergenkönig Laurin durch Dietrich und einige seiner Gefolgsleute mit dem ständig präsenten, motivierenden, Rat erteilenden und warnenden, »weisen« Meister Hildebrand als Coach des »Berners« und der jugendlichen Heldengefolgschaft Dietrichs.

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Besonders aber weist diese Einleitung hin auf die Eigenart der schriftlichen Präsenz des ›Laurin‹ in seiner reichen spätmittelalterlich-frühneuhochdeutschen Überlieferung durch Handschriften und Frühdrucke. Kontrastfolie ist die Überlieferung der klassischen höfischen Dichtung von der Art des Artusromans und des ›Tristan‹ mit ihren relativ festen Textbeständen. Davon hebt sich die Überlieferung der Heldenepik generell in charakteristischer Weise ab. Im Unterschied zur klassischen höfischen Epik mit ihrer Hinwendung an eine eher exklusive, adlige Rezipientenschaft gehörten die Texte der Dietrichepik – und hier besonders die der aventiurenhaften – »allen«. Und zugleich führt die Dietrichepik im Unterschied zur mittelhochdeutschen höfischen Epik, hinter der moderne französisch-literarische Vorlagen standen, eine oft uralte, nie ganz abreißende, und stets präsente mündliche, eben »allen« gehörende Tradition fort – auch im Medium der Schrift! 2 Das schlägt sich in der großen Makro- und Mikrovarianz der Texte dieser Gattung nieder: Kürzungen, Erweiterungen, Umstellungen und eine enorme Varianz im Bereich der Einzel-Lesarten. Es lassen sich zwar Gruppierungen von Handschriften nach Fassungen ein und derselben Erzählung ermitteln. Aber abseits davon repräsentiert doch jede Handschrift ein eigenes »Original« ihrer Erzählung auf der Grundlage ihrer »allen« gehörenden, in Vergangenheit und Gegenwart verfügbaren Präsenz. Nur die Erzählplots als solche bleiben mehr oder weniger konstant. Es versteht sich, dass bei dieser Überlieferungslage eigene, textsortenadäquate Richtlinien für die Edition der Schriftüberlieferung heldenepischer Texte entwickelt werden müssen. 3

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Die handschriftlichen Grundlagen der vier Editionen

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Damit ist man bereits bei der Wahl der Grundlagen für die einzelnen Editionen des vorliegenden Buches. Da mit ihm Lesetexte geboten werden sollen, steht einleuchtend von vornherein fest, dass nicht für jede der verschiedensprachigen Fassungen oder Versionen die jeweils gesamte Überlieferung präsentiert werden kann, sondern im Grundsatz immer nur eine Handschrift.

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Das Problem der Wahl stellt sich tatsächlich aber nur für den deutschen ›Laurin‹, und auch hier nur bedingt. Kragl entscheidet sich für die Handschrift Kopenhagen, Universitätsbibliothek, Arnamagnæanske Institut, AM 32.2o (Sigle L1) aus dem frühen 15. Jahrhundert. 4 Obwohl sie nicht die älteste erhaltene Handschrift des ›Laurin‹ ist, enthalte sie doch »einen der verlässlicheren Überlieferungszeugen der älteren Vulgatversion« des ›Laurin‹. Kragl meint (S. 2), ohne das näher zu begründen, dass sie »dem Ältesten, das wir greifen können, sehr nahe kommt«, sogar näher als die »Thüringer Handschrift L3« 5 aus dem späten 14. Jahrhundert, die zuletzt der großen Ausgabe von Elisabeth Lienert 6 wieder, wie schon früher, als Leithandschrift diente. Wichtig ist es für Kragl aber, dass die Kopenhagener Handschrift – freilich nicht ganz vollständig 7 – auch den ›Walberan‹ enthält, und zwar als einzige, sieht man von einem verschollenen ›Walberan‹-Fragment geringen Umfangs (ca. 200 Verse) ab. 8 Der ›Walberan‹ nun ist eine Fortsetzung der ›Laurin-Erzählung‹, in der es um einen Rachefeldzug des Zwergenkönigs Walberan für den besiegten Laurin geht, an dessen Schluss eine Versöhnung mit Dietrich steht. Nur die Kopenhagener Handschrift überliefert diese Fortsetzung als liber secundus des ›Laurin‹. Sollte diese Fortsetzung in der Ausgabe vertreten sein, so blieb dem Herausgeber keine andere Wahl als die dieser Handschrift, denn keine der übrigen ›Laurin‹-Handschriften enthält den ›Walberan‹. Fortspinnen einer vorgegebenen Erzählung, wie es hier exemplarisch vorliegt, ist freilich eine typische Bearbeitungsweise der aventiurenhaften Dietrichepik, und nur von daher ist Kragls Entscheidung denn begründet. Im Rahmen des vorliegenden Buches jedoch, wenn es hier denn auf Vergleichsmöglichkeiten zwischen den verschiedensprachigen Bearbeitungen des Stoffs ankommen soll, erscheint das Vorhandensein des ›Walberan‹ in der Kopenhagener Handschrift als Auswahlkriterium wenig zwingend. Denn weder die tschechische noch die dänische noch auch die färöische Bearbeitung haben die ›Walberan‹-Fortsetzung. Es gibt da also, bis auf die Tatsache, dass sie in jenen Übersetzungen »fehlt« – oder besser gesagt »nicht existiert« – für den ›Walberan‹-Bereich keine Vergleichsmöglichkeit mit dem Text der von Kragl gewählten Fassung des deutschen ›Laurin‹.

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Für den tschechischen ›Lavryn‹ erübrigt sich die Frage der Handschriftenwahl ohnehin. Erhalten ist der Text einzig im Codex Baworowski aus dem Jahr 1472 (Warschau, Biblioteka Narodowa Rps 12594), einer Sammelhandschrift mit weiteren Übersetzungen deutscher Verserzählungen ins Tschechische.

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Ähnlich der dänische (sprachlich jütländische) ›Lawrin‹. Er ist ebenfalls nur in einer Handschrift überliefert 9 , die um 1500 datiert wird; auch dies ist eine Sammelhandschrift mit mittelalterlichen Verserzählungen in dänischen Übersetzungen, hier aus dem Schwedischen. Nur für den ›Lawrin‹ wird angenommen, dass er nicht eine schwedische, sondern eine deutsche Vorlage hatte; ungewiss ist dabei, aus welchem deutschen Sprachbereich diese gekommen wäre. Sechs Drucke des 18. und beginnenden 19. Jahrhunderts vervollständigen das Überlieferungsbild. Als Editionsgrundlagen scheiden sie natürlich aus. Ob die Drucke auf die einzig erhaltene Handschrift zurückgehen, ist unbekannt. Für die vorliegende Ausgabe legt Hartung den Text von JØrgen Olrik nach der Kopenhagener Handschrift (s. o.) zugrunde. Zugezogen wird auch das Digitalisat der Handschrift, wie es über die Online-Ausgabe des ›Lawrin‹ von JØrgensen und Nielsen zugängliche ist. 10

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Es ist nicht einfach, aus den Angaben, die Ulf Timmermann zur Überlieferung des färöischen Laurinliedes macht, sich ein klares Bild zu verschaffen. Ich versuche eine Zusammenfassung: Zugrunde liegt der färöischen Bearbeitung ein dänischer Text, der in dänischen Drucken ab 1588 greifbar sei, die letztlich gemeinsam auf eine (erschlossene ?) handschriftliche (?) Vorlage zurückgehen. Auf der Basis dieser Frühdruckfassung(en?) ist das färöische Lied in Redaktionen von vier handschriftlichen Liedersammlungen des 19. und frühen 20. Jahrhunderts erhalten, 11 die in unterschiedlichem Ausmaß dänische Sprachspuren erhalten haben, und inhaltlich Zufügungen wie auch – zum Teil erhebliche – Kürzungen gegenüber der dänischen Vorlage aufweisen. Unter diesen Handschriften gilt als ursprüngliche Redaktion des färöischen Liedes die in der sog. »Sandoyarbók« mit der Sigle Ab 12 bezeichnete Überlieferung, wie sie in der Ausgabe der sog. Sandoyarbók greifbar ist. 13 Der von Timmermann gebotene Text »basiert auf dem Text dieser« – mit der Sigle Ab bezeichneten –»Handschrift anhand einer Ablichtung aus den Beständen von Dansk Folkemindesamling«. 14

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Text- und Apparatgestaltung

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Zusammenfassend ist für alle Editionstexte des Buches zu sagen: In allen Fällen ein sorgfältiger Rückgriff auf die handschriftliche Überlieferung, wenn auch, soweit erkennbar, durchweg anhand von (ggf. im Internet verfügbaren) Digitalisaten (oder Mikrofilmen?). Handschriftensignaturen fehlen durchweg, auch im Literaturverzeichnis (S. 241–242). Die materielle Beschreibung der Handschriften ist bei allen Texten kurz oder auch sehr kurz gehalten. Zu allen Handschriften werden nach Bedarf mehr oder weniger genaue Angaben zur Textgestaltung (Rubrizierung, Überschriften, Gliederungsmerkmale) und Alphabetisierung (Zeichenwahl, bzw. Transkription), auch zur historisch »richtigen« Aussprache geboten. Grundsätzlich besteht eine konservative Behandlung der Texte, lautliche bzw. grammatikalische Normalisierungen innerhalb der Texte oder in Richtung auf einen mittelalterlichen Sprachstand unterbleiben. Versabsetzung wird ggf. durchgeführt, moderne Interpunktion regelmäßig neu eingeführt. Abweichungen von den handschriftlichen Texten nur bei offensichtlichen Schreibfehlern; Konjekturen nur, wo das Textverständnis es unvermeidlich erscheinen lässt. Allen Texten sind regulär zwei Apparate beigegeben. Der erste Apparat verzeichnet Hinweise auf die Seitenwechsel der Handschriften und auf Schreibungen, soweit sie vom Editionstext abweichen; für den dänischen Text schrumpft dieser Apparat gegen Null. Der zweite, besonders hilfreiche Apparat dient als eine Art Kurzkommentar der Erläuterung schwer verständlicher Textstellen, ggf. mit Hinweisen auf andere mittelalterliche Texte der Heldenepik, auf Wörterbücher und Grammatiken. Beim färöischen Text sind beide Apparate besonders ausführlich gestaltet.

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Die Einleitungen zu den einzelnen Texten

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Sie sind sehr kurz gehalten. Hier findet sich, was bereits zur Text- und Apparatgestaltung bemerkt wurde, außerdem gibt es kurze überlieferungs- und literaturgeschichtliche Bemerkungen. Beim färöischen Text wird auch der Notentext einer der zu ihm überlieferten Melodien abgedruckt. Schließlich äußern sich die Einleitungen kurz zu den Übersetzungen. Hier gilt überall die übliche Formel: möglichste Nähe zum Original, kein literarästhetischer Anspruch, aber doch erträgliche Lesbarkeit auch ohne Rückgriff auf den Originaltext. Also in jedem Fall ein Balance-Akt zwischen den uralten Alternativen sensus pro sensu und verbum pro verbo.

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Nur für den mittel- bzw. frühneuhochdeutschen ›Laurin‹-Text kann ich mir eine hinreichende Sprachkompetenz zubilligen. Für den alttschechischen Text fehlt sie mir gänzlich, und nur mangelhaft kann ich sie für die den dänischen bzw. färöischen Text beanspruchen. Besonders dankenswert (vor allem für die sicherlich überwiegenden Leser der germanistischen Mediävistik) ist natürlich die Übersetzung des alttschechischen Textes. In Andeutungen berichtet Hon, ein Experte für diesen Bereich, 15 von der ziemlich reichhaltigen Überlieferung alttschechischer Übersetzungen mittelhochdeutscher Literatur. Eine Monographie zu diesem Bereich wäre überaus wünschenswert!

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Die Übersetzungen

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Durchgängig merkt man den Übersetzern das Vergnügen an, das sie an der Lektüre der Texte und dementsprechend an ihren Übersetzungsbemühungen gehabt haben und wohl auch weiter vermitteln wollten. Im Einzelnen seien hier doch einige Anmerkungen zu den Übersetzungen des mhd. ›Laurin‹ und des tschechischen ›Lavryn‹ erlaubt, soweit mir das – besonders hinsichtlich des alttschechischen Textes – jenseits meiner speziellen Sprachkompetenz möglich ist. Zur Übersetzung des färöischen Textes habe ich nichts weiter zu bemerken.

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Zum mhd. ›Laurin‹: Ich merke einige Stellen an, bei denen ich zu bedenken gebe, ob man hier nicht anders formulieren sollte. Um »Fehler« handelt es sich da selbstverständlich nie, aber doch um idiomatisch problematische Wendungen.

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Vorweg nenne ich drei Formulierungen, die ich als Austriazismen empfinde, die aber vielleicht dadurch annehmbar sein könnten, dass es sich ja sozusagen um einen »tirolerischen« Text handelt: »sich um etwas / jemanden annehmen« 28, 131, 780.- »arg unlieb« 511.- »auf etwas vergessen« 1316.

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Gegenwartsdeutsche Fremdwörter 16 , so flott sie immer klingen mögen, wirken auf mich oft stilwidrig: »profitieren« für genyessen lan 545.- »das Schwert blockierten« für daz swert untersprungen 659; »liebste Madame« für frau mein (in der Anrede), besser einfach »Herrin« 1024.- mein dinck mir kumerleichen stat »ich befinde mich in einer tristen Lage« 1027– »Idee« 1378, 2761.- »Affront« 2047.- »absolut« 2334.- »Defensive« 2827.

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Ferner: »verschlafen« idiomatisch nicht recht treffend für verligen 14.- »sich herumtreiben« für pflegen 32.- »wilde Länder« (allzu wörtlich) 62.- »feinsinnig« (zarten möchte ich als Adj. zu rosengarten ziehen, nicht als Adv. zu derzogen 67/68.- durich höflicher mer eher »um einer höfischen Geschichte willen« als »der höfischen Sache wegen« 90.- »Winzling« 266: in spöttischer Anrede passend (dann aber auch 363 so); anders in dritter Person wie 324, 477 u. ö.- herte mer »schlimme Nachrede« statt »schöne Geschichten« 372.- dise mer »diese Botschaft« statt »diese Neuigkeiten (?) 302.- mach ez [das getwerg] zu einem torn „betäube ihn [den Zwerg]« 424 (vgl. wolt ez haben betört 448; s. auch die Übersetzung an der entsprechenden Stelle im ›Lavryn‹ 636 und 671, auch 732).- »entzückend« für wünsam (twergt) 527 scheint mir auch im ironischen Sinn nicht recht passend, vgl. 806, 840, 915, 1021, 1354 (!).-»spare« für frisst idiomatisch ungebräuchlich, warum nicht wörtlich »friste«? 534.- Ähnlich »den Leib« statt »das Leben« 773.- stiessen die fingerlein an die hant 1396 normale mhd. Redewendung für »steckten die Ringe an die Hand«, die Übersetzung »stießen ...« bringt eine unpassende Dramatik in den Ausdruck.

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Zum ›Lavryn‹: Als des Alttschechischen völlig unkundig wage ich doch ein paar Anmerkungen zu Wendungen der Übersetzung, die mir vielleicht allzu sehr der gegenwärtigen Umgangssprache des Deutschen verhaftet oder sonst auffällig erschienen:

[22] 

Fremdwörter: »Spektakel« 337, 1802.- »war ihm noch nie passiert« 547, vgl. 1065, 1301.- »defilieren« 1238.- »kassierte« 1839.- »Katastrophe« 1951.-

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Austriazismus: »es wird sich ausgehen« 495.-

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»wackeln« (vom Helm), stilgerecht? 377, 529.- »geringer« statt »kleiner« (von Lavryn) 424.- »lästerte« statt »schmähte« (?) 458.- »unanständig« statt »unziemlich« (?) 467.- 469–470? »verhauen« 578 für die Verstümmelung an Hand und Fuß nicht recht passend (»verhauen« hört sich eher nach Erziehungsmaßnahme an); vgl. 818, 1014.- Lavrynchen» 596 und noch sehr oft: ist das Diminutiv im Original immer bewusst gesetzt? Es klingt in der Übersetzung oft zärtlich-mitleidig (z. B. tatsächlich in diesem Sinne 827 ff.) nicht spöttisch, ironisch oder verächtlich und wäre in solchem Sinn z.B. 699 ganz unpassend; „klein Laurin« scheint ein festes episches Epiteton zu sein und wäre oft eher als solches, also unemotional wiederzugeben.- »einhauen« 663 scheint hier beim Schwertkampf stilwidrig (vgl. oben und 1988).- »das Schwert schmiss ... er weg« 767/68, stilgerecht?- »platschte« 775 stilgerecht?- »prügelte er sich« 809 passend vom Ringkampf? Es hört sich hier fast nach bayerischer Wirtshausfolklore an! (»raufen«; vgl. vom Kampf zu Pferde 945, s. auch 1889).-1089 »aufpassen« (stilgerecht?).- »gewann ich sie von ihnen« etwa im Sinne von »nahm ich sie ihnen ab« 1090.- »verpassten« im Sinne von »zufügten« (stilgerecht?) 1795.- »verpasst« im Sinne von »versäumt« (stilgerecht?) 2028.- »gegen Laurin besiegen« (statt »siegen«, wohl aus Versehen) 1876.- »loswerden« (stilgerecht?) 1925?.- »klar machen« im Sinne von »überzeugen« (stilgerecht?) 2049.-

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Zum dänischen ›Lawrin‹

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Fremdwörter: hann maa thet rønæ »der muss es probieren« 86.- vden sorig »problemlos« 655.-

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»Spiel« für spel (1), spil (11): ist nicht eher »Erzählung«, »Geschichte« gemeint (vgl. mhd. spel)? Der Fußnotenverweis klärt die Sache nicht wirklich; man »schreibt« ein »Spiel« ja nicht (auch »Tanz« passt nicht recht, dafür steht rey 334).- mandom wohl eher »Mannhaftigkeit« als »Mut«? 32.- for segh: iterativ, kann in der Übersetzung wegbleiben 136.- i nødh: »in schwierigen Situationen« zu umständlich 145.- tørff wi jnthet faræ statt »dürfen ...« eher »brauchen wir nicht zu fliehen.« 236.- effter stødhe besser »zurückstoßen«? 524.- »wackelte« (stilgerecht?) 537.- tørne »verärgern« (stilgerecht?), besser »erzürnen«? 702.- hwad the siden mwn slaa appa »worauf sie seitdem verfielen« 879.- (stilgerecht?)

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Fazit

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Dem Herausgeber- und Übersetzerteam ist es gelungen, ein gut lesbares Sammelwerk zu gestalten. Die Texte sind mit ihren informativen Einleitungen und nützlichen Apparaten als »Lesetexte« gestaltet, ohne dass dabei wissenschaftliche Ansprüche zu kurz kämen. Man bekommt einen bequemen und qualitätvollen Zugang zur Rezeption einer vom Hochmittelalter bis in die Frühe Neuzeit innerhalb der Sprach- und Kulturgrenzen der Germania weit verbreiteten heldenepischen Erzählung aus dem Bereich der »aventiurenhaften« Dietrichepik. Für Seminarübungen zur »germanischen« Heldenepik kann das Buch sicherlich gute Dienste leisten. Am meisten hat mich überrascht, dass die Versionen des mhd., des tschechischen und des dänischen ›Laurin‹ bei aller Varianz doch erstaunlich dicht beieinander stehen. Von diesen Versionen hebt sich das färöische Lied markant ab. Hier ist nach Form (gesungene Strophen gegenüber den Sprechversen der übrigen Texte), nach Sprachgebung (epische Formeln, Versrefrains), nach Verknappung des Handlungsfortganges und nach »heldischem« Ethos viel bewahrt oder besser gesagt restituiert worden, was an älteste Heldenepik des Kontinents und Skandinaviens erinnert.

 
 

Anmerkungen

Florian Kragl, Heldenzeit. Interpretationen zur Dietrichepik des 13. bis 16. Jahrhunderts. (Studien zur historischen Poetik).Heidelberg 2013.   zurück
Vgl. dazu: Dietrich-Testimonien des 6. bis 16. Jahrhunderts. Hrsg. von Elisabeth Lienert. Tübingen 2008 (Texte und Studien zur mittelhochdeutschen Heldenepik 4).    zurück
Dazu zuletzt Elisabeth Lienert, Konzeptionelle und praktische Probleme der Dietrichepik-Edition. In: Überlieferungsgeschichte transdisziplinär. Neue Perspektiven auf ein germanistisches Forschungsparadigma. In Verbindung mit Horst Brunner und Freimut Löser hg. von Dorothea Klein (Wissensliteratur im Mittelalter 52), Wiesbaden 2016, S. 389-399.    zurück
Es fehlen Angaben, welches Material für die Ausgabe zur Verfügung stand. Anzunehmen ist wohl ein Digitalisat oder ein Mikrofilm. Es ist nicht benutzerfreundlich, eine Handschrift nach den Siglen der Ausgaben zu zitieren, statt nach dem Aufbewahrungsort und der dort geführten Signatur.   zurück
Das ist der Cod. 54 (2798) der Gräflich Schönbornschen Schlossbibliothek in Pommersfelden.   zurück
Laurin. Bd. 1: Einleitung, Ältere Vulgatversion, »Walberan«.- Bd. 2: »Preßburger Laurin«, »Dresdner Laurin«, jüngere Vulgatversion, Verzeichnisse. Berlin 2011 (Texte und Studien zur mittelhochdeutschen Heldenepik 6,1 und 6,2).   zurück
Es fehlt (mindestens) eine Lage. Doch darf man Kragls vorsichtiger Annahme aus inhaltlichen Gründen wohl zustimmen, dass der ›Walberan‹-Text hier fast sein Ende erreicht hat. Im Anschluss an ihn müsste die Handschrift dann irgendetwas Weiteres enthalten haben.   zurück

München, Archiv des Historischen Vereins im Stadtarchiv, Cahier I von 4° Nr. 6 [verschollen]

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Kungliga biblioteket i Stockholm K47.   zurück
10 
Flores og Blanseflor. Persenober [Partenopeus] og Konstantianobis. Dværgenkongen Lavrin. Hg. von JØrgen Olrik. KØbenhavn 1925 (Danske FolkebØger fra 16. og 17. Århundrede 6).- Digitalisat der Handschrift in der Online-Ausgabe von Merete K. JØrgensen und Marita AkhØj Nielsen: http://middelalderteksten.dk/dvaergekongen-laurin. Die Ausgabe ist Wort für Wort »lemmatisiert«, d. h. verlinkt mit verschiedenen (alt-) dänischen Wörterbüchern.   zurück
11 
Siglen Aa (ca. 1841/50); Ab (1822); Ac (1840); B (1915).   zurück
12 
Handschriftensignaturen werden nicht angegeben.   zurück
13 
Sandoyarbók Bd. 2. Hrsg. von Jóannes í Króki. Tórshavn 1970–1982, hier Nr. 56, S. 585-592. Deponiert ist die Handschrift jetzt in Tórshavn, Färöische Landesbibliothek; (eigentlich Eigentum der Universitätsbibliothek Kopenhagen, Universitätsbibliothek Kopenhagen, Arnamagnæanske Institut?).   zurück
14 
So Timmermann, S. 216.   zurück
15 
Um nur soviel herauszugreifen: Jan K. Hon, Übersetzung und Poetik. Der deutsche Prosaroman im Spiegel tschechischer Übersetzungen der Frühen Neuzeit. Heidelberg 2016 (Studien zur historischen Poetik 21).- Ders.: Late Medieval German Verse Romances and their Czech Adaptions. Research Perspectives. In: Slovo a smysl / Word and Sense 22 (2014), S. 13-37.   zurück
16 
Vgl. auch unten zum dänischen ›Lawryn‹.   zurück