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Auch als Poetiker:
Jacob Balde - ein 'deutscher Horaz'

  • Thorsten Burkard (Hg.): Jacob Balde: Dissertatio de studio poetico (1658). Einleitung, Edition, Übersetzung, Kommentar von Thomas Burkard. (Münchener Balde-Studien 3) München: Herbert Utz 2004. XCI, 373 S. Kartoniert. EUR (D) 44,00.
    ISBN: 3-8316-0327-8.
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Nach dem ersten Buch der Batrachomyomachia 1 ist nun mit der Dissertatio de studio poetico zum zweiten Mal der Teilabdruck eines Textes von Jacob Balde zur Grundlage einer Dissertation gemacht worden, die in der neuen Reihe der »Münchner Balde-Studien« Aufnahme gefunden hat. Im Falle der Dissertatio wird es freilich kaum Kritik an der Selbstbeschränkung des Verfassers geben, bildet doch das Vultuosae Torvitatis Encomium (1658), zu dem die Dissertatio formal eine Einleitung ist, ein von dieser weitgehend unabhängiges Werk, das seinerseits durchaus geringeres Interesse beansprucht als die Vorrede, in der Balde zentrale poetologische Ansichten formuliert. Thorsten Burkard, der zuvor mit einer bemerkenswerten Abhandlung zum sonst wenig beachteten Gebiet der Interpunktion neulateinischer Texte 2 in Fachkreisen Aufmerksamkeit erregt hatte, hat sich der Dissertatio mit bemerkenswerter Gründlichkeit angenommen, so daß der souverän eingeleitete, anschaulich übersetzte und solide kommentierte Text nun für Klassische Philologen (Horaz-Rezeption), Neuphilologen (frühneuzeitliche Poetik) und Bildungshistoriker (Jesuitengymnasien) gut aufbereitet zur Verfügung steht.

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Publikationskontext,
formale Klassifikation

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Im Rahmen seiner umfangreichen Einleitung äußert sich Burkard zusammenhängend über das mit der Dissertatio zugleich publizierte Encomium, eine aus 1303 Hexametern bestehende Satire gegen die »Kritiker und Neider des Dichters« (S. XI–XIV, Zitat S. XIII). Während die Beziehung zwischen diesen beiden Texten deutlich herausgearbeitet wird, vermißt der Leser eine systematische Einordnung der Dissertatio in das poetologische Gesamtwerk des Dichters. Bemerkungen wie »die vor der Diss. systematischste Dichtungsdiskussion findet sich in Van. [De Vanitate Mundi] 11–13« (S. III) stehen in der Einleitung isoliert, was um so bedauerlicher ist, als Burkard andererseits an vielen Stellen seines Kommentars auf Entsprechungen zu anderen Werken Baldes verweist (vor allem zur Expeditio Polemico-Poetica) und damit das Bedürfnis des Benutzers nach umfassender und zusammenhängender Orientierung weckt.

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Erfreulich ist hingegen die Entscheidung, die Dissertatio im Rückgriff auf Heinrich F. Pletts provozierend schematischen, aber heuristisch wertvollen Überblick über die poetologischen Ansätze der Frühen Neuzeit 3 zu klassifizieren. Das Ergebnis dieses Versuches, daß »die stark an Horaz angelehnte Poetologie« und »die klassische Rhetorik samt ihrer Umformung in Renaissance und Barock« (S. III) für Baldes Text konstitutiv seien, ist keineswegs so belanglos, wie es vielleicht erscheinen mag: Es ist nämlich gerade die Kombination aus horazischer Essayistik und rhetorischem Lehrbuchwissen, die Baldes Vermittlungsgestus zuweilen inkohärent erscheinen läßt und die Lektüre der Dissertatio ein wenig erschwert. Was schon auf den ersten Blick auffällt, ist die offenkundige Distanz zu systematischen oder systematisierenden Poetiklehren der Zeit. Die Dissertatio ist »noch weniger als die Ars Poetica des Horaz eine Ars oder Institutio poetica im traditionellen Sinn« (S. IV), denn Balde wendet sich mit seinen eher grundsätzlichen Ermahnungen an fortgeschrittene Adepten der Poetik; für den modernen Leser ist der Text in erster Linie als literaturkritisches Manifest aus der Barockzeit wichtig.

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Forschungsstand,
Editionsprinzipien

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Die bisherige, spärliche Auseinandersetzung von Ästhetikern (seit Herder) und Literaturwissenschaftlern mit Baldes Text wird knapp referiert (S. VIII–XI). Burkard konstatiert abschließend, daß »noch nicht einmal Spezialaufsätze zur Diss. oder zu einzelnen Passagen« (S. XI) existieren. 4 Trotz dieses Befundes gibt der Verfasser vor, seinerseits keine »umfassende Interpretation« (ebd.) präsentieren zu wollen. Dies ist angesichts der umfangreichen Einleitung und der teilweise zu enzyklopädischen Übersichten ausgeweiteten Lemmata des Kommentars (siehe unten) zwar bescheiden formuliert, in der Sache aber zutreffend. Die Frage wäre allerdings, in welcher Richtung beziehungsweise auf der Basis welcher These diese (suspendierte) Spezialuntersuchung geführt werden sollte und ob der Text unabhängig vom übrigen poetologischen Schrifttum Baldes überhaupt einen geeigneten Gegenstand für eine über das Geleistete hinausgehende Analyse bieten würde.

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Zum ›Beiwerk‹ von Burkards Arbeit gehört neben dem Literaturverzeichnis und mehreren nützlichen Indices eine ausführliche Darlegung der Textgeschichte und der Editionsprinzipien (S. LII–LXIII). Der Verfasser vergleicht die für die Textkonstitution in Frage kommenden Drucke – Erstpublikation zusammen mit dem Encomium (1658), Neudrucke im Rahmen der vierbändigen Poemata (1660) und der postumen, aber möglicherweise auf Balde-Handschriften zurückgehenden Opera omnia in acht Bänden (1729) – und analysiert das Abhängigkeitsverhältnis der Textzeugen, woraus sich präzise Folgerungen für die Wahl der jeweils bevorzugten Variante ergeben (vgl. im einzelnen S. LVIII). Ebenso ausführlich begründet Burkard seine Entscheidung, bei der Textwiedergabe »die Orthographie und die Interpunktion weitgehend bei[zu]behalten« (ebd.). So kann er aufgrund eigener einschlägiger Studien (siehe oben) plausibel machen, daß Balde »mit hoher Wahrscheinlichkeit in Orthographie und Interpunktion Regeln [befolgte], die er in seiner Schulzeit gelernt hatte«, und auch wohl »die Druckfahnen Korrektur las« (S. LXI). 5

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Struktur der Dissertatio

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In Modifikation eines Ansatzes von Eckart Schäfer gibt Burkard eine detaillierte Analyse der Struktur von Baldes Dissertatio (S. VII–VIII), woraus hervorgeht, daß sich um einen zentralen »Horaz-Teil« (Kapitel 14–58) ein vielfältig aufgefächerter Rahmen legt (Kapitel 1–13, 59–73). Hier werden so unterschiedliche Gegenstände wie ein Katalog poetischer Fehler, eine Auseinandersetzung über das Verhältnis von ›novitas‹ und ›imitatio‹, eine Anwendung humoralpathologischer Überlegungen auf die Dichtungstheorie 6 und eine Apologie des satirischen Schreibens untergebracht. Die 45 Kapitel des Binnenteils, die laut Burkard nach dem ›variatio‹-Prinzip angeordnet sind, folgen fast durchweg dem Muster, wonach an eine Passage aus Horaz (Ars Poetica, Episteln oder Satiren) mehr oder minder eigenständige Überlegungen angeknüpft werden. Teilweise handelt es sich dabei lediglich um Analogien, das heißt das Horazzitat dient als Beglaubigung einer poetologischen Position Baldes. Dies ist zum Beispiel in Kapitel 34 der Fall, wo der Anspruch des Autors, ein Dichter dürfe vom höchstmöglichen Niveau niemals abweichen (»ab egregiè coeptis nunquam remittere«), durch eine bekannte Passage aus der Ars poetica (V. 378: »Si paullùm summo discessit, vergit ad imum«) gestützt wird (S. 38). In anderen Fällen knüpfen sich weitergehende, oft auf die aktuellen Verhältnisse bezogene Reflexionen an das Klassikerzitat an. So wird das ›Armutsargument‹ aus Epistel 2,2,51 f. (»Paupertas impulit audax, / Ut versus facerem«) zum Ausgangspunkt für Überlegungen über die Wechselbeziehungen von materieller Situation und literarischem Anspruch genommen (S. 44; vgl. den Kommentar S. 255).

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Burkards Umgang mit den strukturellen Gegebenheiten des Textes, insbesondere des Binnenteils, kann akzeptiert werden, sofern man nicht annimmt, eine extrem kleinteilige Aufbauanalyse, wie sie für Horazens Ars poetica immer wieder versucht worden ist, 7 trüge dem Werk doch besser Rechnung. Richtig ist, daß die Horaz-Kapitel »eine Art Kommentar« (S. IV) zur Ars Poetica bilden, weniger überzeugend erscheint die Formulierung, daß Balde anhand der Horazstellen seine poetologischen Vorstellungen »entwickelt« (ebd.) habe – dann hätte man diesen Umsetzungsprozeß zusammenhängend analysieren sollen. Im Abschnitt 5 der Einleitung (»Balde und Horaz«, S. XVIII–XXI) wird vermerkt, Balde habe die zeitgenössische Kommentarliteratur zu Horaz nicht rezipiert und den Römer selbst vor allem als »Stichwortgeber« (S. XX), vielfach wohl sogar aus dem Gedächtnis, zitiert, um seinen eigenen Ansichten Gewicht zu verschaffen. Dies geschehe »aufgrund einer inneren Verwandtschaft zu Horaz« (ebd.), beide Dichter reagierten mit Abscheu darauf, daß »in der [jeweils] zeitgenössischen Dichtung nicht Qualität, sondern Quantität und die Neigung zum raschen, nachlässigen Arbeiten« (S. XXI) dominierten. Entsprechend kann Burkard im Kommentar zu Beginn des ›Horaz-Teils‹ (S. 175) eine kurze Zusammenfassung derjenigen poetologischen Konzepte des Römers geben, auf die Balde »immer wieder variierend zu sprechen« kommt.

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Dichtungstheoretische
Positionen

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In mehreren Abschnitten seiner Einleitung beschäftigt sich Burkard mit Baldes dichtungstheoretischen Positionen (S. XXI–XLII), die auf eine fundierte Kenntnis der einschlägigen Schriften von der Antike bis zu den Zeitgenossen gründen. 8 Auffällig ist hier in erster Linie der fehlende Rückgriff auf inhaltliche Gesichtspunkte der Poetik, wie sie für Aristoteles fundamental sind (Nachahmung der Natur, Einheitlichkeit des Gegenstandes, Wahrscheinlichkeit). Offensichtlich, so Burkards These, sah Balde auf diesem Gebiet weniger Defizite als im Bereich der formalen Perfektion (vgl. S. XXII). Man müßte allerdings fragen, ob jene primär auf die ›großen‹ Gattungen wie Tragödie oder Epos zu beziehenden Forderungen in der frühneuzeitlichen Poetik generell eine zentrale Rolle spielten, ob also Baldes Akzentsetzung im zeitgenössischen Kontext auffällig ist.

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Der enge Anschluß Baldes an Horaz ist hingegen relativ leicht damit zu erklären, daß beide Autoren aus einem elitären Dichtungsverständnis heraus – für Horaz kam die mäzenatisch gewährte Unabhängigkeit des ›freien‹ Schriftstellers hinzu – die Perfektionierung des poetischen Werkes ohne Rücksicht auf gesellschaftliche oder gar materielle Zwänge propagierten. Einprägsame Horazische Forderungen, die noch heute als geflügelte Worte die Zitatenlexika zieren, durchziehen leitmotivisch den Text: »Mediocribus esse poetis, / Non homines, non dii, non concessere columnae« (Ars poetica 372 f.; S. 24); »Carmen reprêndite, quod non / Multa dies, & multa litura coercuit, atque / Perfectum decies non castigavit ad unguem« (ebd. S. 292–294; S. 26); »nonúmque prematur in annum« (ebd. S. 388; S. 38) usw.

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Was die poetische ›lima‹ zu behindern pflegt, sind die finanzielle Not des Lohnschreibers, die Balde entschuldigt, oder die Eitelkeit des dilettierenden Ignoranten, die er mit Verachtung straft. Ziemlich genau im Zentrum der Dissertatio (Kapitel 35–42 von insgesamt 73, vgl. aber auch Kapitel 4) findet sich eine vehemente Auseinandersetzung mit der zeitgenössischen Gelegenheitsdichtung – topisch auch in der deutschsprachigen Poetik des 17. Jahrhunderts von Opitz bis Neukirch –, 9 und wenngleich sich Balde nicht explizit gegen bekanntere Zeitgenossen wendet, so zielt er doch zumindest an einer Stelle auf einen konkreten Gegner, über den er in einer unübersetzbaren Paronomasie spottet: »sub finem inficetae adulationis, Auctoris nomen. H. I. K. pastor ad S. Annam, Poeta Caesareus Laureatus. meliùs poneretur; Larvatus« (S. 42). 10 Gegenüber diesem Zerrbild möge der Adressat der Dissertatio 11 darauf sehen, einst mit Horaz sagen zu können: »Exegi monumentum aere perennius« (S. 42). 12 Dieser Ruhm gründet nicht auf dem Beifall der Masse, sondern auf der Befolgung von »Dichtungsgesetze[n] […], die Balde zwar nicht weiter begründet […], die aber unbedingt zu berücksichtigen sind« (S. XLI).

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Bei einer Gesamtwürdigung der Dissertatio ist Burkard darin zuzustimmen, daß Balde in »unsystematische[r], assoziative[r] Vorgehensweise« (S. V) den Leser daran erinnert, daß jenseits der einzelnen poetologischen »praecepta« und vor dem Hintergrund eines vernünftig abwägenden Einsatzes von »ingenium« und »ars« das Hauptaugenmerk auf die nach Perfektion strebende feilende Arbeit (»labor«) am Kunstwerk zu richten ist – unerläßliche Voraussetzung dafür, daß man ein »poeta«, kein »versificator« (S. 8) wird.

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Zur Kommentierung
der Dissertatio

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Burkard weist in seiner Einleitung auf die verschiedenen »Kommentarebenen« (S. LXIII) hin, die er abzudecken beabsichtigt, und benennt dabei – erwartungsgemäß – die Bereiche der Realien, der Sprache und des Stils, der intertextuellen Bezüge, des Gedankengangs sowie der textuellen Varianten. Die Erläuterungen, mit denen er seine grundsätzlichen Entscheidungen rechtfertigt, lassen auf ein reflektiertes und skrupulöses Vorgehen im Einzelfall schließen. Dem Benutzer fällt zunächst positiv auf, daß zur genauen Erfassung des historischen Textverständnisses zeitgenössische – meist ebenfalls von Jesuiten verfaßte – poetologische Schriften (vgl. etwa zu ›imitatio‹ S. 118 f., 13 zu ›parodia‹ S. 166, zu ›satyra‹ S. 322 f.) und Lexika ausgewertet wurden (z.B. zu ›argutari‹ 14 S. 130, zu ›hypotyposis‹ S. 201 f., zu ›sideratus‹ S. 304 f.). 15 Mit der römischen Literatur, dem klassischen Latein und den Realien aus der antiken Welt ist der Verfasser souverän vertraut, wohingegen Baldes Zitate aus neulateinischen Texten nicht immer verifiziert werden können. Dies ist freilich auch nicht zu verlangen; außerdem muß nicht jede markierte Stelle ein schriftlich fixiertes wörtliches Zitat sein (vgl. etwa S. 109 zum Lemma »Nec temerè […]«, S. 142 zum Lemma »prisco […]«).

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Weiterführend sind meist die Einleitungen zu den einzelnen Kapiteln oder Kapitelgruppen, in denen Burkard »den Gedanken- und Argumentationsgang, die Struktur und die Absicht der jeweils zur Diskussion stehenden Stelle darzulegen, also […] die Textstelle zu interpretieren [sucht], indem er sie in die Gesamtheit des Werkes […] einordnet« (S. LXV–LXVI). Daneben gibt es einige Einzelkommentare, die sich zu selbständigen monographischen Einträgen ausweiten, etwa die Anmerkungen zur Claudian-Rezeption bei den Jesuiten (S. 131) oder zur zeitgenössischen Verbreitung von Barclays Argenis (S. 281 f.).

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Resümee

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Als Resümee bleibt festzuhalten, daß Burkards Arbeit, eine bei Joachim Gruber entstandene Münchner Dissertation von 1998, die gängigen Anforderungen an eine philologische Qualifikationsschrift voll erfüllt: Mögen der diskursiv gehaltene Einleitungsteil (S. I–LXVI) auch relativ knapp und der behandelte Text gleichfalls nicht sehr umfangreich sein (S. 2–71 in synoptischer Anordnung lateinisch-deutsch), so ergänzt die Arbeit an diesen Partien doch überzeugend den Aufweis der literaturwissenschaftlich relevanten Kompetenzen, die der Verfasser im Hauptteil, dem Kommentar (S. 73–355), dann in aller wünschbaren Breite entfaltet.

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Was Baldes Text betrifft, der nach seiner Faksimilepublikation vor einigen Jahren 16 nun auch eine umfassende wissenschaftliche Bearbeitung erfahren hat, darf der Leser nicht nach einer systematisch angelegten Poetik, gar nach einem kurzgefaßten Kompendium verlangen. Es handelt sich vielmehr um eine Mischung aus Lehrbrief, poetologischem Manifest und literaturkritischem Essay – ganz in der Nachfolge von Horazens Ars Poetica.



Anmerkungen

Jacob Balde: Batrachomyomachia. Homers Froschmäusekrieg auf römischer Trompete geblasen […]. 1. Buch. Hg., übersetzt und kommentiert von Veronika Lukas (Münchner Balde-Studien 2) München 2001. Vgl. dazu die Rezension von Robert Seidel in IASLonline: http://www.iasl.uni-muenchen.de/rezensio/liste/seidel.html (26.02.2002).   zurück
Thorsten Burkard: Interpunktion und Akzentsetzung in lateinischen Texten des 16. und 17. Jahrhunderts. Ein kurzer Überblick nebst einer Edition von Leonhard Culmanns »De Orthographia«, des »Tractatus de Orthographia« von Joachim Camerarius und der »Interpungendi Ratio« des Aldus Manutius. In: Neulateinisches Jahrbuch 5 (2003), S. 3–58.   zurück
Heinrich F. Plett: Renaissance-Poetik. Zwischen Imitation und Innovation. In: H. F. P. (Hg.): Renaissance-Poetik. Renaissance Poetics. Berlin 1994, S. 1–20.   zurück
Vgl. vor allem Dieter Breuer: Oberdeutsche Literatur 1565–1650. Deutsche Literaturgeschichte und Territorialgeschichte in frühabsolutistischer Zeit (Zeitschrift für bayerische Landesgeschichte, Beiheft B 11) München 1979; Eckart Schäfer: Deutscher Horaz. Conrad Celtis, Georg Fabricius, Paul Melissus, Jacob Balde. Die Nachwirkungen des Horaz in der neulateinischen Dichtung Deutschlands. Wiesbaden 1976.   zurück
Burkard knüpft an die Ergebnisse der aus der Anglistik übernommen ›copy-text-Theorie‹ an. Gegensätzliche editionswissenschaftliche Positionen der Frühneuzeitphilologie sind vereinigt im Sammelband: Lothar Mundt / Hans-Gert Roloff / Ulrich Seelbach (Hg.): Probleme der Edition von Texten der Frühen Neuzeit […] (editio, Beiheft 3) Tübingen 1992.   zurück
In Kapitel 59–64 behandelt Balde »offenbar als erster die Humoralpathologie ausführlich in einem eigenen Abschnitt einer Poetik« (S. VIII). Burkard trägt diesem Umstand durch eine ausführliche wissenschaftshistorische Darstellung innerhalb seiner Einleitung Rechnung (S. XLII–LII) und zeigt in den einschlägigen Kommentarpassagen fundierte Kenntnisse etwa der zeitgenössischen Melancholie-Literatur, die er in vergleichenden Zitaten anführt.   zurück
Vgl. den Forschungsüberblick zum Thema bei Gregor Maurach: Horaz. Werk und Leben (Wissenschaftliche Kommentare zu griechischen und lateinischen Schriftstellern) Heidelberg 2001, S. 475–480.   zurück
Dankenswerterweise führt Burkard im Kommentar großzügig analoge oder erläuternde Passagen aus diesen Quellen, vor allem aus Jesuitenpoetiken, Speziallexika und Studienordnungen, an, so daß der bildungsgeschichtliche Kontext der Argumentation klar zutage tritt.   zurück
Vielleicht wäre auch zu diesem Thema ein zusammenhängender Abschnitt in der Einleitung sinnvoll gewesen. Burkard kennt, wie die diversen Stellen des Kommentars zeigen, die literarhistorische Forschung zur Kasualpoesie. Man hätte gerne erfahren, inwieweit die – bei Balde kurz angerissene – Problematik einer zu Kompromissen gezwungenen Auftragsdichtung im Kontext der Jesuitenschulen diskutiert wurde.   zurück
10 
›larvatus‹ heißt ›besessen‹. Zu »H. I. K.« vermutet der Kommentar, es könne sich um einen Pastor an der Augsburger St.-Anna-Kirche handeln (S. 248).   zurück
11 
Burkard geht davon aus, daß der im Titel genannte Adressat ein Pseudonym, keine fiktive Person ist; vgl. den Kommentar S. 73 f.   zurück
12 
Beiläufig sei darauf hingewiesen, daß Martin Opitz als ›Sphragis‹ unter seine Acht Bücher Deutscher Poematum (1625) eine Übersetzung von Horatii: Exegi monumentum (carmen 3,30) setzte. Vgl. Martin Opitz: Gesammelte Werke. Kritische Ausgabe. Hg. von George Schulz-Behrend. Bd. 2: Die Werke von 1621 bis 1626. 2. Teil (Bibliothek des literarischen Vereins in Stuttgart 301) Stuttgart 1979, S. 748.   zurück
13 
Vgl. zu diesem wichtigen frühneuzeitlichen Konzept (und seinem Pendant, der ›dissimulatio imitationis‹) auch die Einleitung, S. XXXIX–XL, und Kommentar, S. 142 und 283.   zurück
14 
In seiner Einleitung setzt sich Balde sehr ausführlich mit der Frage auseinander, inwieweit die Dissertatio Positionen des zeitgenössischen ›argutia‹-Ideals vertritt. Die Argumentation, die meines Erachtens nicht in jeder Einzelheit überzeugend vorgetragen wird, zielt auf den Nachweis, »daß der Balde der Diss. […] dem Argutismus nicht nur fern steht, sondern sogar dezidiert Position gegen die argutia-Bewegung bezieht« (S. XXXII). Im ganzen ist Burkard sicher Recht zu geben, wofür schon Baldes ständiger Rekurs auf die ›klassischen‹ Grundsätze Horazens spricht.   zurück
15 
Vgl. den Nachweis der benutzten Quellen S. LXVIII–LXXXIII, der als virtueller Handapparat für die Beschäftigung mit Jesuitenliteratur angesehen werden kann.   zurück
16 
Jacob Balde: Opera Poetica Omnia. Neudruck der Ausgabe München 1729, hg. und eingeleitet von Wilhelm Kühlmann und Hermann Wiegand. 8 Bde. (Texte der Frühen Neuzeit 1) Frankfurt / Main 1990; hier Bd. 3, S. 318–357.   zurück