Dürbeck über Gernig: Fremde Körper

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Gabriele Dürbeck

Diskurse des Fremden: Wege zur Verbreitung der postcolonial studies in Deutschland

  • Kerstin Gernig (Hg): Fremde Körper. Zur Konstruktion des Anderen in europäischen Diskursen. Berlin: dahlem university press 2001. 412 S.131 Abb., davon 61 farbig, Geb. € 38,50
    ISBN 3-934504-04-3.

Inhalt

1. Voraussetzungen – 1.1. Text-Bild-Verhältnisse in der Interkulturalitätsforschung | 1.2. Interdisziplinarität als Facettenreichtum | 1.3. Ansatzpunkte bei den postcolonial studies | 1.4. Hermeneutik des Fremden | 1.5. Inszenierung des Körpers | 2. Inszenierung und Karnevalisierung des beunruhigenden Fremden: Teufel, Monster, Kannibalen | 3. Verähnlichung und Idealisierung – Métissage und kulturelles Übertäufertum | 4. Anthropologie und Ethnographie in (populär)wissenschaftlichen Texten, in Fotografien, lebenden Bildern, Völkerschauen und künstlerischen Performances | 5. >Befreiungen< in der postkolonialen Literatur | 6. Exotismus: China-, Japan-, Orient- und Indien-Bilder und deren Transfer | 7. Unwiderbringliche >wunderbare Besitztümer<



1. Voraussetzungen
1.1. Text-Bild-Verhältnisse in der Interkulturalitätsforschung

Der anregende Sammelband "Fremde Körper" zeigt auf den ersten Blick, dass die seit den 1980er Jahren allmählich alle Humanwissenschaften umgreifende Interkulturalitätsforschung das Stadium einer prädominanten Textwissenschaft hinter sich gelassen hat, indem der Fokus der einzelnen Beiträge auf das "intermediale Verhältnis von Text und Bild sowie die damit verbundenen [...] Wirkungszusammenhänge" (S.27) gerichtet ist. Es werden nicht nur Reiseberichte und Tagebücher, Kultur- und Sittengeschichten, Romane und Dramen oder ethnographische Schriften nach ihren Konstruktionsweisen des Fremden befragt, sondern auch danach, wie solche Konstruktionen in Gemälden und Kupferstichen, in Fotografien und wissenschaftlichen Schemata, in künstlerischen Performances und Völkerschauen erzeugt oder visualisiert werden.

Wie es das Bildmaterial reich belegen kann, zielt die Darstellung >fremder Körper< auf bestechende Sinnlichkeit und ethnographische Detailliertheit, auf Verfremdung und Inszenierung, die in dem bibliophil aufgemachten Buch auch anschaulich vor Augen geführt wird. Es überrascht nicht, dass bei eingehenderer Analyse der bildlichen und darstellerischen Medien – analog zu den Texten – ein >klassisches< Formenrepertoire (die drei Grazien, heroische Gesten, die weibliche Idealgestalt der hellenistischen Venus etc.) sowie populäre Darstellungskonventionen auszumachen sind, die nicht selten aus den schriftlichen Quellen herrühren.


1.2. Interdisziplinarität als Facettenreichtum

Der Band, von der Herausgeberin Kerstin Gernig und im Vorwort als "Anthologie" (S.7, 14, 15, 17) bezeichnet, ist aus einer gemeinsam mit Gert Mattenklott konzipierten Vorlesungsreihe an der Freien Universität Berlin im Sommersemester 2000 im Zusammenhang des Graduiertenkollegs "Körper-Inszenierungen" hervorgegangen. Er gibt einen repräsentativen Querschnitt der verschiedenen Perspektiven gegenwärtiger Fremdheitsforschung. Die programmatische interdisziplinäre Ausrichtung vereinigt vor allem Beiträge aus den verschiedenen Literatur- und Sprachwissenschaften, aus der Ethnologie sowie der Kunst- und Theaterwissenschaft. Der Buchtitel "Fremde Körper" greift dabei eine bereits im Ausstellungssektor zugkräftige Formulierung auf 1 und führt diese in das Forschungsfeld der postcolonial studies ein.

Eines der wichtigen Ziele des Bandes ist es, dieses vor allem in der amerikanischen Forschung "zum Kanon gehörenden" Forschungsfeld auch "hier stärker an Boden gewinnen zu lassen" (S.15). Um dies zu erreichen, wird mit den einzelnen Beiträgen ein "Kaleidoskop" verschiedener "Facetten" (S.14, 26, 27) geboten. Dabei sollen an Stelle von gewöhnlich die Interkulturalitätsdebatte bestimmenden dualistischen Oppositionen (wie etwa Wildheit vs. Zivilisation, Primitivismus / Exotismus vs. Entfremdung etc.) die "Vielfalt der existierenden Zwischentöne" (S.17) schattiert und "die eigene Kultur aus einer sozusagen dezentrierten Perspektive neu [...] beleuchte[t]" (S.15) werden.


1.3. Ansatzpunkte bei den postcolonial studies

Die Beschränkung auf ausschließlich europäische Darstellungen von außereuropäischer Fremdheit wird forschungspragmatisch begründet, soll aber ausdrücklich komplementäre Untersuchungen nicht-europäischer Quellen anregen (ebd.). Was dem Sammelband seinen Beitrag zum Ansatz der postcolonial studies sichern soll, ist seine dezidierte "Frage nach der Vergleichbarkeit des europäischen Blicks in Bezug auf verschiedenste Kulturkreise" (S.14). Nicht die >Stimmen des Anderen<, nicht die "location of culture" und der "third space" 2 stehen dann zur Debatte, sondern doch wieder die problematisierte Untersuchung von Dichotomien des Fremden und Eigenen und gegebenenfalls deren Auflösungen (ebd.).

Wenn auch Theorieansätze aus dem Postkolonialismus nicht durchgehend die Perspektive der Anthologie prägen, so kommen sie doch in mehreren Beiträgen zur Sprache:

  • Die Hybridität der Kulturen wird an den komplexen Prestige-, Geld- und Machtbeziehungen der mestizischen Nachkommenschaft angesprochen (vgl. den Beitrag von Ronald Daus)

  • das >Othering< wird für Reiseberichte über China aus dem 13. bis 17. Jahrhundert untersucht und negativ beantwortet, da eher ein "Similarizing" (S.52) zu beobachten sei (Volker Mertens)

  • die Interaktion zwischen einander fremden Körpern wird in einer Deutung von Shakespeares "Tempest", worin die gegenseitigen Ansichten der Wilden und Zivilisierten entweder als Tiere, Teufel, Monstren oder als Götter und Geistwesen karnevalisiert sind, in seinem ganzen Perspektivenreichtum entfaltet (Manfred Pfister)

  • das wechselseitige Hervorbringen von kulturellen Identitäten wird am Beispiel eines künstlerischen Experimentes von ausgestellten >Amerindians< im Blickwechsel mit deren Zuschauern aus der >western culture< aufgezeigt (Erika Fischer-Lichte)

  • und nicht zuletzt wird anhand der postkolonialen afrikanischen Literatur deren Verarbeitung der negativen Auswirkungen kolonialer Herrschaft analysiert (Flora Veit-Wild).

1.4. Hermeneutik des Fremden

In diesem Sinne betont die Einleitung von Kerstin Gernig, dass das Verhältnis des Eigenen und Fremden nicht als "dichotomische Gegenüberstellung" zu behandeln sei, sondern vielmehr "durch die Idee komplementär aufeinander bezogener Perspektiven überwunden" (S.13) werden könne. Sie illustriert dies mit der paradox erscheinenden Formulierung Edmond Jabes': "Der Fremde ermöglicht es dir, du selbst zu sein, indem er dich zum Fremden macht". 3 Das Erkennen des Fremden durch wechselseitige Interaktion, wie es das Jabes-Zitat nahelegt, hat Ortfried Schäffter als ein "permanente[s] Oszillieren" zwischen Positionen der Eigenheit und Fremdheit", die sich [...] gegenseitig hervorrufen", 4 beschrieben.

Auch Gernig betont die "Uneindeutigkeit des Status des Fremden" (S.16), das ebenso zur Abgrenzung und Konstituierung der eigenen Identität wie zur Erschütterung des Eigenen dienen oder sogar zur Erfahrung des Fremdwerdens des Vertrauten führen kann – die Möglichkeiten, die in Todorovs bekannter Typologie des Anderen auf der >praxeologischen Ebene< des Verhältnisses zwischen Eigenem und Fremden bestehen. 5

Die Spannbreite des dynamischen Prozesses zwischen Eigenem und Fremdem – die (problematische) Aneignung des Anderen bis hin zur (nicht weniger problematischen) "Auslieferung an das Fremde" 6 –, die in den unterschiedlichen Theorien des Fremdverstehens in den letzten zwei Jahrzehnten diskutiert worden ist, werden in der Einleitung ebenso wie die theoretischen Ansatzpunkte der postcolonial studies nur angedeutet. Eine ausführlichere Erörterung hätte man sich gewünscht.

Den Beiträgen ist ein stark eingegrenzter Fremdheitsbegriff zugrundegelegt: die "klassische Bestimmung der Fremde als geographisch fernes Land" (S.16). Dabei gilt die allgemein anerkannte Voraussetzung, dass das Fremde ein Differenzbegriff ist und nur in Relation zum Eigenem bestimmt werden kann. Da die Wahrnehmung des Fremden "nicht wertfrei" (S.19) sei, macht sich der Band zur Aufgabe, die "Deutungsmuster, Erfahrungsweisen, Erkenntnisinteressen [...] und Vorurteilsstrukturen" (S.19) aufzuzeigen, die den jeweiligen Körperdarstellungen zu Grunde liegen. Zwei Thesen sind leitend für die Beiträge. Sie gehen davon aus, dass

  1. Begegnungen von Kulturen in der Begegnung von Körpern stattfinden und

  2. Körperdarstellungen von Menschen anderer Kulturen sowohl in ihrer Ähnlichkeit als auch in ihrer Differenz "genuin europäische Wahrnehmungsweisen und Wertmuster spiegeln sowie [...] historisch einflussreich vermitteln." (S.14)

Entscheidend für die Untersuchung sind noch zwei weitere Voraussetzungen, nämlich zum einen, dass die Fremdheitswahrnehmung – eine "anthropologische Grunderfahrung" (S.15) – mit widerstreitenden Gefühlen verbunden ist: Sie changiert zwischen Faszination und Bedrohung, Begehren und Abscheu, Xenophilie und Xenophobie und evoziert darum auch widersprüchliche Vorstellungen. Gernig stellt deshalb heraus, dass Darstellungen des Fremden entweder als wirkungsmächtige Projektionen von eigenen Wünschen und Ängsten oder als zweckgebundene, pragmatische Konstruktionen etwa in imperialistischer Hinsicht dechiffriert werden können.


1.5. Inszenierung des Körpers

Zum anderen wird mit Gernot Böhme vorausgesetzt, dass der fremde wie auch der eigene Körper "Indikator inhärenter soziohistorischer Prozesse" (S.17) ist, wobei sich Identitäten über die kulturellen Sozialisationsmuster herausbilden. Diese unbestrittene Auffassung wird aber insofern weiter zugespitzt, als der Körper als "ein sich selbst inszenierender" (ebd.) – zu den Inszenierungsarten zählt auch die Nacktheit 7 – betrachtet wird. Damit ist ein Aspekt hervorgehoben, der in der bisherigen Fremdheitsdiskussion noch zu wenig Beachtung fand, auch wenn fast immer von Konstruktionen die Rede ist – der Aspekt des gemachten, des inszenierten >fremden Körpers<. Die europäische Darstellung von Gesten und Mimik, von Kleidung und Schmuck, von Verschleierungen und Tätowierungen, die dem Fremden zugeordnet wird, ist demnach in ihrer Wechselbezüglichkeit zu kulturellen, ästhetischen und moralischen Mustern des Eigenen zu analysieren.


2. Inszenierung und Karnevalisierung des beunruhigenden Fremden: Teufel, Monster, Kannibalen

Manfred Pfister untersucht in seinem Beitrag frühneuzeitliche Bilder des >fremden Körpers<, die zunächst nach Textvorlagen gestochen und gezeichnet wurden. Er geht von dem bekannten Phänomen aus, dass noch im elisabethanischen Zeitalter die Publikationen berühmter Reiseautoren von allen erdenklichen Monstrositäten zur Darstellung des Fremden – aufgelesen etwa durch Plinius' "Naturgeschichte" – bevölkert waren. Eine epochale Wende im Curiosa-Diskurs sieht Pfister in den kolorierten Zeichnungen des Engländers John White, der im "Virginia-Abenteuer" (S.66), einem kolonialen Projekt Sir Walter Raleghs, die Lebensart und das Aussehen der Algonkin-Indianer erstmals in einer "beispiellosen Genauigkeit" und "berückenden Schönheit" (ebd.) zeigte.

Sie wurden in der zweiten, für ein breites europäisches Publikum angelegten Auflage von Thomas Harriots' Virginia-Bericht (1590) von de Bry als Bildzyklus gestochen, der von einem Adam und Eva-Bild sowie fünf >piktischen< Porträts von schottischen Ureinwohnern eingerahmt ist; das eine von ihnen zeigt eine Amazone, auch Sinnbild für die Virgin Queen Elisabeth. Entscheidend sei nicht allein die "Europäisierung der Körper" (S.67), die sowohl in einen biblischen als auch einen nationalen Kontext eingerückt wird, sondern die entsexualisierte Darstellung von Nacktheit (S.79), wobei aber, bezieht man die berühmte zeitgenössische "America"-Darstellung von Theodor Galles ein, 8 die paradiesische Urszene der Sünde als Subtext mitlaufe.

Mit seiner anschließenden "Tempest"-Deutung zeigt Pfister, wie Shakespeare in seinem Personal "alle Deutungsvarianten" der "Inszenierung grotesker Körper" durchspielt und travestiert (S.83) – der fremde Körper als Tier, Teufel oder Monstrum –, und in Kenntnis von Montaignes Essay "Des cannibales" die Besichtigung importierter, kannibalischer >Wilder< weniger zur Kontrastierung mit der Blutrünstigkeit der Europäer nimmt, 9 als vielmehr mit den Figuren Trinculo und Stephano die Vermarktung fremder Menschen aus der neuen Welt in Jahrmarktsbuden vorführe und damit sein Theater zur grotesken "Tierkörperverwertungsanstalt" (S.87) werden lasse. Damit, so könnte man folgern, befördert Shakespeare eine zweckgebundene karnevaleske Wiederbelebung der Monster.

Auch mit dem Kannibalismus des 16. Jahrhunderts, aber in psychoanalytischer Hinsicht beschäftigt sich Michaela Holdenried unter dem sinnfälligen Titel "Einverleibte Fremde". Der materialreiche Beitrag, der auch die wichtigsten Ansätze der neueren Kannibalismus-Diskussion skizziert, entfaltet die Freudsche Auffassung, dass "regressive Einverleibungswünsche", die auf die Trennungserfahrung des Kindes folgen, zur Subjektgenese gehören. Mario Erdheims Ethnopsychoanalyse weiterführend, deutet die Autorin den Kannibalen als den Prototyp des Fremden, der "entgegen aller Aufklärung der unheimliche, beunruhigende Fremde schlechthin" (S.123) bleibe. In dieser Hinsicht seien alle Darstellungen kannibalischer Bedrohung über die Jahrhunderte hinweg von der Ambivalenz zwischen stärkster Angst des Subjekts vor Inkorporation sowie einem dionysisch-orgiastischen Aspekt geprägt. In der Konstruktion der europäischen Moderne steht Holdenried zufolge der Kannibalismus für das bedrohliche Irrationale, das nicht selten mit weiblicher Sexualität konnotiert war.

Die Autorin untersucht an einer Reihe von textlichen und bildlichen Quellen des 16. Jahrhunderts (Kunstmann II, Staden, de Léry, de Bry), in denen der Menschenfresserei "Sensationswert" (S.124) zukam, die wiederkehrenden Topoi und Zuspitzungen kannibalischer Darstellungen, in denen sich neben den Typisierungen auch theatralische Effekte und Verfremdungen ausmachen ließen. Dabei stellt sie heraus, dass der Erfolg von Stadens "Wahrhaftige[r] Historie" nicht auf christlicher Erbauung, als vielmehr auf deren "Textstatus des Übergangs" (S.138) zwischen Erzählertext, Apodemik und dem abgründigen Thema des Kannibalismus basiere, der damit auf eine "Krise der Individuation am Beginn der Neuzeit" (ebd.) geantwortet habe. 10


3. Verähnlichung und Idealisierung – Métissage und kulturelles Übertäufertum

Unter dem Titel "Katzenbart und Schlangenfraß" entfaltet Volker Mertens an repräsentativen Chinaberichten aus dem Mittelalter und der Frühen Neuzeit (Marco Polo / Rusticello, Boccaccio, Juan Gonzales de Mendoza) in überzeugender Weise, dass man der Begegnung mit dem Körper schwer habhaft werden könne, da sie "im Rahmen vorgegebener Erzählmuster" (S.33) wie dem Arthurischen Suche-Roman sowie durch "vorgegebene Wahrnehmungsmuster" (S.36) wie der Disziplinierung und Inszenierung des Körpers durch Kleidung und Duft (S.41) geschehe. Das signifikante "Similarizing" (S.52) des Anderen, das nicht selten zu dessen Idealisierung geführt habe, sei vor allem dann im 19. Jahrhundert einer Dichotomisierung Asiens mit verklärendem Exotismus einerseits und imperialistisch motivierter Degradierung andererseits gewichen.

In seinem lebendigen Beitrag gibt Ronald Daus der Überlegung Raum, inwiefern die Vorstellung berechtigt ist, dass "die Weltgeschichte der außereuropäischen Kolonisierung auch hätte anders ablaufen können" (S.114). Entgegen der gewöhnlichen Auffassung, einer fraglosen Superiorität der europäischen Mächte gebe es nämlich zahlreiche Dokumente, die darauf schließen ließen, dass Erstkontakte nicht allein von Eroberungsinteressen geprägt gewesen seien, sondern auch von dem umgekehrten Wunsch nach Assimilation und Übertritt in die andere Kultur, wie sie etwa in der als "Mariage des Brousse" bezeichneten Verbindung praktiziert wurden.

Verschiedene "Trennungskonzepte" – wie etwa in dem jesuitischen Experiment eines >indianerfreien< Landstriches von 400 Kilometern an der südamerikanischen Atlantikküste (S.108 f.) oder der staatlich organisierten Befriedigung fleischlicher Lust bei den portugiesischen Kolonisatoren in Indien durch die Einschiffung von Mädchen aus Waisenhäusern von Lissabon (S.106) – wurden als staatliche Gegenmaßnahme gegen solches privat motivierte Überläufertum etabliert, seien aber meist zum Scheitern verurteilt gewesen. Die Folge war Métissage, die "mestizische Vermischung" (S.110), die Daus als einen neuen Typus von kolonialer Herrschaft bezeichnet, indem er die Schlüsselstellung von Mestizen oder Kreolen hinsichtlich Prestige und Besitz nicht nur für die Kolonialgesellschaften hervorhebt, sondern am Beispiel Brasiliens auch für das Selbstverständnis postkolonialer Gesellschaften skizziert.

Am Bildmaterial von illustrierten europäischen Reiseberichten rekonstruiert Karl-Heinz Kohl, wie sich die Körperdarstellungen von Südseeinsulanern in der Zeit von 1770 bis 1820 in "sukzessiven Transformationen" (S.169) veränderten. Bildete sich seit Hawkesworth' Kompilation (1773) die Darstellungskonvention einer "Antikisierung der Südseebewohner" (S.156) als >Edle Wilde< in arkadischer Landschaft heraus, setzte sich in englischen und französischen Reiseberichten, die nach Cooks Tod publiziert wurden, die Figur des heroischen >Noble Savage< durch. Dieser wurde als Krieger idealisiert, der mit patriotischer Leidenschaft seinen Entdeckern und Eroberern entgegen getreten sei. Das Bildnis des französischen Seemanns Joseph Cabri, ein kultureller Überläufer im Kostüm des Wilden in Langsdorffs Weltreisebeschreibung (1812), wird in diesem Kontext als "Persiflage" auf die antikisierende Darstellung gedeutet.

Zur gleichen Zeit verschob sich Kohl zufolge die Projektionsfläche von Tahiti auf andere Regionen der Südsee, auf Australien, Neuseeland, Neukaledonien und die Marquesas, deren Bewohner dem "neuen hard-primitivistischen Idealbild weit eher" (S.161) entsprochen hätten. Hier macht Kohl bereits um 1800 einen weiteren Umbruch zu einem "manieristisch-naturalistischen Darstellungsstil" (S.166) aus, indem der >Wilde< in die Nähe des "Primitiven, des dem Tierreich noch weit näher stehenden Menschen" (S.167) gerückt und bis ins Groteske verzerrt werde. Zu fragen bliebe hier jedoch, ob diese Tendenz, die Kohl als eine Widerspiegelung "historischer Realerfahrungen" liest (S.169), nicht nur durch die Einengung des Blicks auf die Darstellung von den damals ohnehin als unzivilisierter geltenden Australiern und Tasmaniern so erscheint, während bei den Darstellungen von Polynesiern auch für spätere Zeiten alte und neue Idealisierungen aufgezeigt werden könnten.


4. Anthropologie und Ethnographie in (populär)wissenschaftlichen Texten, in Fotografien, lebenden Bildern, Völkerschauen und künstlerischen Performances

Mit Maßtabellen aus Stratz' erfolgreicher populärwissenschaftlicher Schrift Die Rasseschönheit des Weibes (1898) zur Festlegung des >Normalen< und zur Typenbildung beschäftigen sich zwei Beiträge, jedoch mit unterschiedlichen Akzenten.

Sibylle Benninghoff-Lühl demonstriert in ihrem Beitrag am Beispiel der "Drei getigerten Grazien", eine Attraktion in Castans Panoptikum in Berlin im Jahre 1896, dass die klassischen Motive der Kunstgeschichte nicht nur im populären Showgeschäft von Freaks zur Unterhaltung eingesetzt wurden, sondern auch in der wissenschaftlichen Fachwelt der Berliner Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte "geradezu eine emblematische Funktion" (S.238) erfüllt hätten.

An dem Bildmaterial der physischen Anthropologie im späten 19. Jahrhundert, das Fotografien mit Idealmaßen im Bild sowie typisierte Schemata enthält, interessiert die Autorin das Moment der stillgestellten Zeit, die den Körper als unveränderbar, als tot erscheinen lasse (S.243, 249). Sie zeigt eine bislang wenig verfolgte Tradition der Fotografien in den tableux vivants auf, die mit ihren >ruhigen Posen< eine "hervorragende Vorlage für die Fotografie" (S.242) bildeten und dem Anspruch der physischen Anthropologie nach Abbildung des unbewegten Körpers entgegenkamen. In deren gleichzeitigen Orientierung am griechischen Schönheitsideal kritisiert Benninghoff-Lühl, dass ein "Eigenleben den Körperbildern nicht zugestanden werden" sollte (S.250).

In ähnlicher Weise, aber schärfer in Bezug auf das Fremdheitsthema akzentuiert, stellt Kerstin Gernig an Bildern von Fremden in Lexika, Völkerkunden, Sittengeschichten und ethnographischen Schriften des 19. Jahrhunderts heraus, dass ein "Typenkanon" inszeniert wurde, der "latent ideologisch" war und die bestehenden "Herrschaftsverhältnisse tendenziell bestätigte" (S.291). Die junge Disziplinen der Anthropologie und Völkerkunde habe sich durch "ethnographische Klassifizierungsraster" (S.275) etabliert, zu denen die Beschreibung von Kleidung, Nacktheit, Haut- und Augenfarbe, Körpergröße und Schädelform zählten. Auch Gernig zufolge vollzogen sich die wissenschaftlichen Systematisierungen über die Anwendung von Idealmaßen der klassischen Kunst wie etwa die Venus von Medici, wobei der >fremde Körper< "primär über Defizite" (S.277) gekennzeichnet worden sei. Die Fotografie, die ebenfalls den "Objektivitätsanspruch der Wissenschaftlichkeit" 11 (S.273) reklamierte, diente dabei zur Beglaubigung der kanonisierten Texte der Wissensvermittlung und hatte also keineswegs nur eine illustrative Funktion, wie die Autorin plausibel zeigt. In dieser Hinsicht erscheint die wissenschaftliche Darstellung des >fremden Körpers< als Homogenisierung der Wahrnehmungen durch Ordnungsraster, indem "Fragmente einer anderen Kultur in den eigenen Horizont eingerückt" 12 worden seien.

Stand hier die Rekonstruktion eines typisierten Wahrnehmungsrasters in verschiedenen Inszenierungsformen des >fremden Körpers< im Mittelpunkt, untersucht Erika Fischer-Lichte vor dem Hintergrund der (Rezeptions-)Geschichte der um zwischen 1870 und 1910 in Europa so erfolgreichen Völkerschauen den ironisierenden Umgang mit diesem Darstellungsmedium am Beispiel der künstlerischen Performance "Two Undiscovered Amerindians" (1992) von Coco Fusco und Guillermo Gómez-Pena. Für die >klassischen< Völkerschauen hebt die Autorin die Stabilisierung von bestehenden Machtverhältnissen hervor, indem das Selbstbild der überlegenen Kultur und das zweideutige Fremdbild des >wilden anderen<, den das Publikum "verachtet, unterdrückt, kontrolliert und zugleich fürchtet und begehrt" (S.301), suggeriert werde.

Die experimentell orientierte Wiederbelebung des Genres durch die beiden vorgeblichen noch unentdeckten >Amerindians< inszenierte hingegen eine "Spielsituation" (S.307), indem sie agierten, als ob sie >unzivilisierte Wilde< seien. Gegen eine Gebühr konnte das Publikum die Performancekünstler dazu bewegen, ihre Geschichte zu erzählen, zu tanzen oder sich streicheln oder mit Bananen füttern zu lassen. Fischer-Lichte zufolge waren die Rezeptionsweisen unabhängig von den unterschiedlichen Kontexten – ob öffentlicher Platz in amerikanischen oder europäischen Großstädten, Kunstgalerie oder Naturkundemuseum – deshalb relativ homogen, weil die Zuschauer selbst zu Akteuren wurden und sich damit sowohl den Blicken der Künstler als auch den Blicken anderer Zuschauer aussetzten. Obwohl offenbar nicht alle Zuschauer den Spielcharakter der Show erkannten, die von einigen in regressiver Weise als eine Art Völkerausstellung rezipiert wurde (S.307), interpretiert die Autorin das Experiment insofern als gelungen, als es ein spielerisches Annehmen von neuen Identitäten, eine "Art rite de passage" (S.312) ermöglicht habe. Denn durch das "Spiel der Blicke und [den] Wechsel der Positionen" (S.309) werde, so die Autorin, der zugrundeliegende "Mechanismus der Identitätszusprechung und -kontrolle" (S.311) offengelegt und könne dadurch der >ideologiefreien< postkolonialistischen, multikulturellen Gesellschaft entsprechen.


5. >Befreiungen< in der postkolonialen Literatur

Der Beitrag von Flora Veit-Wild zeichnet das Entstehen der >écriture féminine< in der postkolonialen (süd)afrikanischen Literatur (Bessie Head, Tsitsi Dangarembga, Vera Yvonne) als einen Weg nach, der im Gedächtnis der Erniederungen der Kolonialzeit die Themen von Selbsthass und Selbstverstümmelung, körperlicher Gewalt und sexuellem Missbrauch, Neurosen und Psychosen an den Figuren vorführt: die Verweigerung von Essen und sexueller Lust meint "Protest gegen die kolonialen und patriarchalen Mechanismen" (S.349), wie auch in zum Teil "erschreckenden Körperbildern" (S.352) die Befreiung von neuen >Einschreibungen< gesucht werde. Veit-Wild rekonstruiert die Vorgeschichte der afrikanischen Literatur seit der frühen Neuzeit, in der den Afrikanern ein kindhafter, unreifer, animalischer Charakter (S.340) zugeschrieben und Afrika als Ort des Wahnsinns 13 angesehen wurde (S.342), und zeigt verschiedene Inversionen und Umkehrungen negrophober Vorstellungen in Texten Arthur Rimbauds, Joseph Conrads und Doris Lessings auf.


6. Exotismus: China-, Japan-, Orient- und Indien-Bilder und deren Transfer

Das Thema des Exotismus verbindet die vier folgenden Beiträge. Ingrid Schuster kann an einer Vielzahl von textlichen und bildlichen Darstellungen von Chinesen und Japanern überzeugend nachweisen, dass die Bilder vom Fremden entsprechend der sozialen Herkunft und Beruf der europäischen Beobachter differieren, indem sie sich jeweils eigene Symbolfiguren schufen:

Jesuiten und Philosophen Konfuzius, Regierungen und Kaufleute den Kaiser von China, die vornehme [...] Oberschicht den >natürlichen<, zuweiligen drolligen Chinesen. (S.213)

Wie im Beitrag von Wolfgang Mertens lässt sich für Quellen über China aus dem 18. Jahrhundert sowohl das >Similarizing< als auch die damit verbundene Idealisierung des Fremden (Chinoiserie) zeigen, während sich zum Ende des 19. Jahrhunderts das vitale, geheimnisvoll-märchenhafte Bild Chinas in eine "lächerliche verächtliche Karikatur" (S.217) – wie der imaginierte Chinese am Bett Effis in Fontanes "Effi Briest" – verwandelt habe. In der Konstruktion des Japanbildes hingegen sieht Schuster gerade die umgekehrte Tendenz: Herrschten zunächst Herablassung und Drohungen vor, setzte sich seit ca. 1860 ein Japanbild durch, das von Faszination und Begehren geprägt war. Belegt wird diese u.a. mit der von japanischen Holzschnitten inspirierten impressionistischen Malerei, in der die japanische Frau im Kimono als Sinnbild für einen neuen Lebenstil, "natürlich [...], unkonventionell, sinnlich erregend" (S.219), dargestellt wurde.

Der Beitrag von Karin Hörner zeichnet an Quellen aus dem 19. und frühen 20. Jahrhundert den exotistischen Haremsdiskurs in Reiseberichten nach und kontrastiert ihn stellenweise mit zeitgenössischen Gemälden. Mit Blick auf Sklavinnen und Tänzerinnen kann sie zeigen, dass die Aufmerksamkeit der europäischen Reiseautoren und -autorinnen sich meist auf den sozialen Status der Haremsfrauen gerichtet habe, der von Kleidung, Schmuck und Accessoires sowie von Einrichtungsgegenständen des Harems abgeleitet worden sei. Der Topos, dass dabei die "Faszination der Fern- in die Ernüchterung der Naherfahrung" (S.186) umgeschlagen sei, wird am Material bestätigt. Die festgestellte Heterogenität des Haremsdiskurses hätte Hörner jedoch nutzen können, die zugrunde gelegte Orientalismus-These Saids vom Material her zu diskutieren und zu differenzieren.

Die fast übersinnliche Faszination, die Ruth St. Denis mit ihrem indischen Tempeltanz auf ihre Zeitgenossen ausübte, ruft Rolf-Peter Janz am Beispiel von Hoffmannsthals Zeitungsessay "Die unvergleichliche Tänzerin" (1906) in Erinnerung. Die "äußerste Fremdheit" (S.261, 264), das Nicht-Mimetische der Körperinszenierung und das Besondere ihres Lächelns wird als "Zugleich von erotischer Lust und Spiritualität" (S.265) gedeutet, wogegen der Ausdruckstanz Isadora Duncans nur als >sentimental< abfallen konnte. In Kontrast zu der 1903 uraufgeführten "Elektra", in der Hoffmannsthals noch die "Zersprengung des Ich >von innen her<" (S.269), "das Schreckbild vom dämonischen Tierweib" (S.270) vorgeführt habe, hebt Janz in werkgenetischer Perspektive hervor, dass der Tanz Ruth St. Denis' zu einem neuem, modernen Körperbild der "Identität von Körper und Seele" (ebd.) geführt habe, ohne diese These aber mit anderen Beispielen zu kontextualisieren und dadurch zu erhärten.

In umgekehrter Weise beschäftigt sich Axel Michaels nicht mit der >unvergleichlichen sinnlichen Schönheit<, sondern mit den verschiedenen Lebensformen von indischen Asketen vom Mittelalter bis ins 20. Jahrhundert. Kritisch stellt er fest, dass sich das Indienbild – seit dem "romantischen Mythos Indiens" (S.326) – zum Klischee vom Land der Märchen und der Tempel, der unberührten Naturparadiese, der Heiligen und Gurus erstarrt sei und bis in die Werbeprospekte der heutigen Tourismusindustrie fortlebe. Dementsprechend seien die Darstellungen indischer Asketen von Sensationslust geprägt, die sich an sinnlichen Attraktionen wie dem pittoresken Sektenzeichen auf der Stirn, >romantischen< Behausungen wie Berghöhlen und Einsiedeleien befriedige und sich im schönen Schauder vor "bizarren Rekorden" (S.329) ergehe. Wenn Michaels darauf hinweist, dass dabei die wirklichen Motive für den Weg in die Askese und die Entscheidung für ein spirituelles, auf Unsterblichkeit ausgerichtetes Leben notwendig verborgen blieben, blendet jedoch auch er die >andere Seite< aus, nämlich die Analyse der Gründe und Funktionen der Form des Exotismus der moralisch Inkriminierten.


7. Unwiderbringliche >wunderbare Besitztümer<

Der Band wird beschlossen mit einer Relektüre von Lévi-Strauss' "Tristes Tropiques" (1955) von Gert Mattenklott, der anknüpfend an Henning Ritter erneut die Bedeutsamkeit dieses Textes für das 20. Jahrhundert als "Meisterwerk von Proustscher Nuancierung" 14 zu erweisen sucht. Über den "Umweg" (S.359) eines überlang geratenen Zitats aus Freuds "Notiz über den Wunderblock" zur Veranschaulichung der Arbeitsweise des Gedächtnisses rekapituliert Mattenklott die tiefe Melancholie über die Unwiederbringlichkeit des Reichtums >archaischer< Kulturen und sieht Lévi-Strauss' Botschaft in der "Desillusionierung über die Möglichkeit des Verstehens von Fremden" (S.375).

Der bis auf Kleinigkeiten sorgfältig redigierte und sehr schön eingerichtete Band zeigt, wie der interdisziplinäre Austausch in den Kulturwissenschaften gelingen kann. De "Fremden Körpern" ist darum eine breite, interdisziplinär interessierte Leser- und Leserinnenschaft zu wünschen, nicht zuletzt, weil die hervorragende Qualität und Fülle der Illustrationen – womit auch der noch junge Verlag auf sich aufmerksam macht – eine farbige Anschaulichkeit entfalten.


Dr. Gabriele Dürbeck
Universität Rostock
Institut für Germanistik
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Ins Netz gestellt am 23.07.2002
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Anmerkungen

1 Vgl. die Ausstellung des Deutschen Hygiene-Museums Dresden in Partnerschaft mit der DKV Deutsche Krankenversicherung AG unter dem Titel "Fremdkörper – Fremde Körper. Von unvermeidlichen Kontakten und widerstreitenden Gefühlen", die vom 6. Oktober 1999 bis 27. Februar 2000 gezeigt wurde und in dem Ausstellungskatalog unter demselben Titel (hg. v. Annemarie Hürlimann, Martin Roth und Klaus Vogel. Ostfildern 1999) mit zusätzlichen Katalogbeiträgen dokumentiert ist.    zurück

2 Vgl. Homi K. Bhabha: The Location of Culture. London, New York 1995 [dt.: Die Verortung der Kultur. Tübingen 2000].   zurück

3 Edmond Jabes: Ein fremder mit einem kleinen Buch unterm Arm. München, Wien 1993, S.7.    zurück

4 Ortfried Schäffter: Modi des Fremderlebens. Deutungsmuster im Umgang mit Fremdheit. In: O.S. (Hg.): Das Fremde. Erfahrungsmöglichkeiten zwischen Faszination und Bedrohung. Opladen 1991, S.11–42, hier: S.25.   zurück

5 Vgl. Tzvetan Todorov: Die Eroberung Amerikas. Das Problem des Anderen. Frankfurt / M. 1985 [Orig. Paris 1982], S.221.   zurück

6 Die Konsequenzen einer solchen "Enteignung als Auslieferung an das Fremde" sieht Bernhard Waldenfels in seiner phänomenologisch fundierten Studie "Der Stachel des Fremden" (Frankfurt / M. 1990) in "Exotik und Konventikelbildung" oder "Nomadentum" (S.62f.) und setzt dieser Enteignung die Auseinandersetzung mit dem Fremden als Erfahrung entgegen, in der ein "Zusammenwirken mit dem Fremden" zustandekommt, das "uns auffordert, anregt, einlädt, auch abschreckt." (ebd., S.64).   zurück

7 Vgl. dazu den kürzlich erschienen Sammelband von derselben Herausgeberin: Ästhetische Inszenierungen im Kulturvergleich (Literatur – Kultur – Geschlecht. Studien zur Literatur- und Kulturgeschichte; 17) Köln u.a. 2002.   zurück

8 Vgl. dazu besonders die Studie von Sabine Schülting: Wilde Frauen, Fremde Welten. Kolonisierungsgeschichten aus Amerika. Reinbek bei Hamburg 1997.   zurück

9 Vgl. dazu die jüngste Deutung von Renate Schlesier: Alteuropa im Spiegel der Neuen Welt. Montaigne und die "Kannibalen". In: Rolf-Peter Janz (Hg.): Faszination und Schrecken des Fremden. Frankfurt / M. 2001, S.68–83.   zurück

10 Vgl. dazu auch die kulturanthropologisch fundierte Deutung von Christian Kiening: Alterität und Mimesis. Repräsentation des Fremden in Hans Stadens Historia. In: Martin Huber / Gerhard Lauer (Hg.): Nach der Sozialgeschichte. Konzepte für eine Literaturwissenschaft zwischen historischer Anthropologie, Kulturgeschichte und Medientheorie. Tübingen 2000, S.483–507.   zurück

11 Vgl. zum Objektivitätsanspruch dieses Mediums in den Wissenschaften den Aufsatz von Lorraine Daston / Peter Galison: Das Bild der Objektivität. In: Peter Geimer (Hg.): Ordnungen der Sichtbarkeit. Fotografie in Wissenschaft, Kunst und Technologie. Frankfurt / M. 2002, S.29–99.   zurück

12 Vgl. Eberhard Berg / Martin Fuchs (Hg.): Kultur, soziale Praxis, Text. Die Krise der ethnographischen Repräsentation. Frankfurt / M. 2. Aufl. 1995 [1. Aufl. 1993], S.50.   zurück

13 Vgl. dazu die neue Studie von Johannes Fabian: Im Tropenfieber. Wissenschaft und Wahn in der Erforschung Zentralafrikas. München 2001.   zurück

14 Henning Ritter in: Frankfurter Allgemeine Zeitung v. 11.2.1994, Tiefdruckbeilage.   zurück