Hagestedt über Heydebrand: Zum Berichtsband des DFG-Symposions "Kanon - Macht - Kultur"

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Lutz Hagestedt

Steppenwolf sucht Diotima.
Zum Berichtsband des 19. DFG-Symposions "Kanon - Macht - Kultur"

Kurzrezension zu
  • Renate von Heydebrand (Hg.): Kanon - Macht - Kultur: theoretische, historische und soziale Aspekte ästhetischer Kanonbildungen. (Germanistische-Symposien-Berichtsbände; 19) Stuttgart, Weimar: Metzler 1998. XIV + 648 S. Geb. DM 168,-.
    ISBN 3-476-01595-5.


In seinem Roman Stadt Land Fluß (Frankfurt 1999) erzählt Christoph Peters vom Großvater, der "alle wichtigen Bücher gelesen" hatte: "seine Generation konnte das noch, zumal er Werke, die jünger waren als er selbst, getrost ausließ: Die mussten ihre Bedeutsamkeit erst erweisen. Ab Mitte der dreißiger Jahre schrumpfte der Kanon nochmals dramatisch, was seinem Bedürfnis nach Vollständigkeit entgegenkam." (S. 207)

Die Frage nach dem Kanon ist eine bildungsbürgerliche Gretchenfrage, der man mehr und mehr ausgewichen ist. Seit Beginn der neunziger Jahre wird sie verstärkt in den Literaturwissenschaften wieder gestellt, und davon profitierte das DFG-Symposium, das Renate von Heydebrand (München) im September 1996 unter das Motto "KANON MACHT KULTUR" gestellt hatte.

Der Tagungsband dokumentiert einerseits eine lebendige Forschungspraxis. Ihre Attraktivität gewinnt durch ein flexibles Instrumentarium von Kriterien und Methoden. Andererseits aber präsentiert sich hier eine Wissenschaft, die sich zwar selber historisch geworden ist, aber nichts von ihrem Glück wissen will, "Nachwelt" zu sein und selbst zu kanonisieren. Eine Wissenschaft, die kaum Vorstellungen entwickelt hat von der Dynamik zeitgenössischer kanonstiftender Institutionen.

Kanonstiftende Institutionen?

Kanonisierung wird überwiegend nur retrospektiv beschrieben als das große Post Festum vollendeter Tatsachen. Die konventionelle postmortale Inthronisation eines Klassikers oder dessen Verschwinden aus dem Kanon. "Über die Kanonisierung eines literarischen Werkes entscheidet nicht sein Autor, sondern die Nachwelt", so beginnt Matías Martínez (München) seine Ausführungen, um dann sensationell fortzufahren: "Gelegentlich ist jedoch bereits die Produktion durch kanonischen Geltungsanspruch geprägt." (S. 215)

Sensationell deshalb, weil er den bereits in der Produktionsphase sichtbaren "kanonischen Geltungsanspruch" des noch lebenden Autors in den Blick nimmt und damit das Vorfeld der Kanonisierung und seine Institutionen. Sensationell im negativen Sinn, weil dies weiterhin als gelegentliche Ausnahme betrachtet wird. Und wer sich erwartet, Martínez werde sich aktuellen Kanonisierungsprozessen in einer plurimedialen Gesellschaft zuwenden, sieht sich getäuscht: es geht ihm um Dantes Commedia und – ach! – Klopstocks Messias. Dabei wenden sich einzelne Stimmen – wie Aleida Assmann (Konstanz) – entschieden gegen eine Autonomisierung des ästhetischen Raums gegenüber "lebensweltlichen Kontexten" (S. 50): Kanonforschung heute müsse die Trennlinie "zwischen Literatur und Leben" überwinden, mit der "die Literaturwissenschaft die Literatur seit dem 18. Jahrhundert als autonome Wertsphäre aus dem Ensemble kultureller Praktiken" ausgegrenzt habe.

Das Dilemma ist erkannt, doch an der Forschungspraxis ändert dies nichts, wie auch in den Diskussionen respective Diskussionsberichten deutlich wird: Da wird etwa die kanonstiftende Funktion von Verlagen explizit verneint, wenn Karl Eibl (München) argumentiert, dass Lektoren ausschließlich nach ökonomischen Kriterien selegieren und folglich keine "positiven Werte" setzen würden, "die eine Kanonisierung begründen könnten" (S. 455). Deutlicher lässt sich Weltfremdheit nicht demonstrieren, das Beispiel zeigt, wie notwendig die weitere Öffnung unseres Horizontes für Praxisbezug, für Buchwissenschaft, Literaturvermittlung und Medienwissenschaft nach wie vor ist. Dort nämlich, wo sich die Germanistik an ihren Rändern erweitert, scheint man schon weiter zu sein: Um Medienwertungsforschung geht es Helmut Schanze (Siegen), wenn er das Verhältnis von Autonomie und Heteronomie im Bereich der Kulturmedien, speziell der "Bildschirmmedien" untersucht. Am Beispiel Margarethe von Trottas und des "Frauenfilms" stellt Schanze dar, aufgrund welcher Zuordnung und Topik Prädikate vergeben und ihrerseits kanonisierend eingesetzt werden.

Einteilung in vier Sektionen

In vier Sektionen wird die Kanonfrage erörtert: I. Theoretische und methodische Grundlagen (mit Thomas Anz als Kurator), II. Historische Konstellationen der Kanonbildung I: Interkulturelle Perspektiven (Ulrich Schulz-Buschhaus), III. Historische Konstellationen der Kanonbildung II: intrakulturelle Perspektiven (Jörg Schönert), IV. Kanon im gesellschaftlichen Prozess (Alois Hahn).

Den Auftakt macht in der Sektion I Friederike Worthmann (Göttingen). Worthmann untersucht Kanon-Wertungs-Relationen und hat die These, dass die "Kanonforschung bislang die Kanones als Resultate, Ziele und Mittel von Wertungen in den Blick genommen" habe (S. 10). Fragen nach Kanones als Bedingungen für Wertungen hätten dagegen nur ungenügende Beachtung gefunden. Rüdiger Zymner (Freiburg/Schweiz) untersucht in seinem Beitrag, inwiefern Anspielungen auf die Existenz eines Kanons schließen lassen. Zymner versteht "Anspielungen im Sinne von >Allusion< (nicht aber von Andeutung) als Aktivierung gemeinsamen Hintergrundwissens" (S. 30). Historisch differenzierend fungieren die "Vermittlungsmedien", die Anspielungen unter die Leser bringen: Moderne Massenmedien verbreiten "anspielungsfähiges Material [...] über viele verschiedene Milieus hinweg" (S. 34f.). Erst das statistisch signifikante Glücken der Anspielung aber beweise den "aktiven Kanon" (S. 39). Als Beispiel für einen "identifikatorischen Gebrauch" von Anspielungen nennt Jürgen Link eine Heiratsannonce wie "Steppenwolf sucht Diotima" (S. 125). In der Debatte zu Zymners Thesen wird bestritten, dass die Bekanntheit einer Anspielung zwingende oder notwendige Bedingung von Kanonizität sei.

Zwischen Markt und Universität

Eine anschauliche Analyse der faktisch betriebenen, wenn auch selten "bewusst reflektierte[n] Kanonbildung" zwischen Markt und Universität (S. 246) bietet Peter Kuons (Salzburg) Beitrag "Zur Kanonisierung der französischen Literatur des 20. Jahrhunderts im deutschsprachigen Raum". Sein Ausgangspunkt ist die Darstellung der französischen und frankophonen Literatur in den verschiedenen Ausgaben von Kindlers Literatur Lexikon. Sein Beitrag gibt einen ergiebigen und konzentrierten Einblick in die Redaktionspraxis des Lexikons, in die spürbaren Verschiebungen im Kräfteverhältnis von französischer und frankophoner Literatur, sprich von >Metropole< und >Peripherie<. In der anschließenden Diskussion wird heftig über den "Kanonstatus" des Lexikons debattiert; strittig ist, ob Lexika wie der Kindler wissenschaftliche Kanonisierungsinstanzen sind oder ob sie als "Vorinstanz der Kanonbildung" (S. 309) interpretiert werden müssen.

An dieser Diskussion zeigt sich krass die Praxisferne der Geisteswissenschaften, denn die "Durchsetzung am Markt" (S. 309) ist selbstverständlich ein brauchbares Kriterium für Kanonisierung, wenn auch nicht das einzige. Denn vieles spricht dafür, dass die Literaturwissenschaft den Kanon zwar mitformulieren und diskursiv stützen muss, dass aber ihre Bedeutung bei seinem Zustandekommen und bei seiner Bestandssicherung in den letzten Jahrzehnten zunehmend marginalisiert worden ist, wenn ihr Einfluss nicht überhaupt von jeher überschätzt wurde. In einer Mediengesellschaft jedoch stellt sich auch die Frage nach der Relevanz anderer Institutionen und Mechanismen. Insofern muss die Absenz des Buchmarktes in einem solch opulenten Tagungsband befremden, zumal der abendländische Kanon, wie Alexander Honold zurecht bemerkt, bis heute >Bibliothek< war und ist (S. 566). Was aber heutzutage Bibliotheken konstituiert, wird von vorinstanzlichen Momenten der Kanonbildung mitbestimmt, die sich im Alltag manifestieren. Die "neue Kanon-Hegemonie" (S. 118) der Germanistik zielt so ins Leere. Bestes Beispiel dafür ist der Deutsche Klassiker Verlag, seit 1985 auch ein Großunternehmen der deutschen Universitätsgermanistik, dem es nicht gelang, seine Textausgaben am Markt durchzusetzen: "Die Spekulation des Deutschen Klassiker Verlages auf den Zahnarzt in Kaufbeuren ist nicht aufgegangen"(S. 76).

Kein Blick auf die Vielfalt der Märkte

Die Vielfalt der Märkte aber gerät dem Symposium nicht in den Blick. Der Nachdruck etwa, mit dem Publikumsverlage heutzutage ihren Büchern und Autoren Normativität zusprechen und ihnen solange institutionelle Fürsorge angedeihen lassen, bis >kanonoide< Bedingungen geschaffen sind, wird von keinem der Beiträge dargestellt. Der Einfluss der neuen Speichertechniken bleibt unberücksichtigt, die >Begleitmusik< zum puren Text, auf CD-Rom, DVD oder im Internet, wird in ihren Folgen nicht thematisiert. Der Vielfalt der Angebote, heißt es nur lapidar, entspricht eine "spürbare öffentliche Dekanonisierung der literarischen Kultur" (S. 118).

Soweit überhaupt der Buchmarkt in den Blick gerät, wird er an historischen Beispielen abgehandelt, deren Übertragbarkeit auf heutige Marktbedingungen nur eingeschränkt möglich ist. Jutta Osinski (Marburg) zeigt in ihrem Beitrag, dass die Kanonisierung von Ida Gräfin Hahn-Hahn in einer homogenen Sonder- und Gegenkultur erfolgte, an der das "konfessionell-katholische Verlags- und Büchereiwesen" (S. 533) maßgeblich beteiligt war. Es konstituierte sich ein katholischer Buchmarkt mit eigenen Bücherverzeichnissen und Vereinsbibliotheken, "die sich rasch zu einem geschlossenen Netz von Volksbüchereien entwickelten" (S. 534). Für einen solch großen, kirchlich gestützten und von katholischer Orthodoxie gelenkten Markt haben wir heute keine Entsprechung, doch wird hier sofort die literaturpolitische Bedeutung kommerziell gelenkter Institutionen sichtbar.

Nationale Identität

In verschiedenen Beiträgen von Michael Böhler (Zürich), Barbara Vinken (Hannover), Ulrich Johannes Beil (München) kommen Fragen der Individualität und kulturellen (nationalen) Identität zur Sprache. Vinken plädiert in ihrem Beitrag über Vasaris Kanon dafür, nicht immer nur von Identität zu sprechen und sie zu behaupten, sondern das wissenschaftliche Vorbehaltspostulat für die Entwicklung von "Differenzwissenschaften" (S. 202) zu nutzen – denn jede Kanonisierung treffe Unterscheidungen. In seiner Darstellung der deutschen Literaturgeschichtsschreibung des 19. Jahrhunderts zeigt Beil, dass "erstaunlich viel von fremden Kulturen die Rede ist, wo nur die deutsche Thema zu sein scheint" (S. 330). Den Dreischritt zur deutschen Nationalliteratur beschreibt Beil am Beispiel von Weltliteraturanthologien (S. 330 f.). Gisela Brinker-Gabler (Binghamton) interpretiert Kanon und Nation als "diskursive Felder" mit je eigener Geschichte und ideologischer Relevanz. Nationen sind demzufolge >imaginierte Gemeinschaften< (S. 81), nationale Kanones sind auf diese fiktiven Gemeinschaften bezogen. Sie wirken daran mit, "symbolische Gemeinschaften, d. h. Systeme kultureller Repräsentation" (S. 81) zu stiften, nach innen Unterschiede zu tilgen und sich nach außen "durch ein System von Differenzen" abzugrenzen.

Ein Beispiel für die wichtige Funktion >negativer< Kanonbildung kommt von Simone Winko (Hamburg), die am Beispiel August von Kotzebues die Frage untersucht, wie und wodurch dieser Autor zum >negativen Kernbestand< des Kanons avancieren konnte und damit der "Profilierung des Positiven" (S. 363) diente. Karl Eibl (München) beschreibt die allgemeine Umstellung von Religion auf Bildung in der >Sattelzeit<, die Verdrängung des religiösen Kanons (und seiner "Auslegungsregeln") durch ein allgemeines Kanon-Konzept des literarisch interessierten Bürgertums nach 1800. Der Versuch, trotz aller "Ungleichheit" einen für alle Stände gültigen Kanon zu stiften, sei "paradox" (S. 66) und Ausdruck nationaler "Überspannung".

Gender

Aspekte der Gender-Forschung macht der Vortrag Barbara Hahns (Princeton) fruchtbar. Hahn untersucht Briefeditionen bedeutender Männer, aus denen die "Stimmen" der Frauen "aussortiert" wurden, weil sie nicht vereinbar waren mit dem Register des "Natürlichen" und "Spontanen" (S. 139 f.). Antoinette Roesler-Friedenthal (Rom) beschreibt "Funktionen und Rezeptionsstrukturen des Künstlerbildnisses" am Beispiel verschiedener Reihenportraits, deren Zusammenstellung eine quasi-dynastische >Ahnengalerie< oder eine Gesellschaft "verdienter Kollegen" ergibt, in deren Tradition sich der Künstler selber sehen möchte. Künstlerbilder, "die das Individuum zum Teil einer Abfolge von vorbildlichen Menschen" machen, entfalten ihre eigene Wirkungsgeschichte und belegen, dass die Kanonisierung schon im Augenblick der Konzeption des Kunstwerkes beginnen kann.

Barbara Vinken demonstriert mit Vasaris Künstlerviten einen berühmter Fall der Renaissance, der dem "christologische[n] Muster vom ausersehenen Sohn" (S. 205) folgt und einen "Pantheon" bildet. Nur eine der 143 Viten der Erstausgabe von 1550 ist einer Frau gewidmet, der Bildhauerin Properzia de'Rossi, doch sie wird nicht wie ihre männlichen Kollegen in das metaphorische System künstlerischer Verwandtschaft integriert, da ihre Vita, wie keine sonst, direkt Autobiographisches darstelle – de'Rossis Kunst wird als "Ausdruck und Abbild ihrer gelebten Leidenschaft für einen Mann" interpretiert (S. 212).

Frankophone Kanones Afrikas und Amerikas

Die frankophonen Kanones Afrikas und Amerikas untersucht Hans-Jürgen Lüsebrink (Saarbrücken). Er kann zeigen, wie noch der post-koloniale Kanonwandel als "Erfolg der kolonialen Kulturpolitik" (S. 233) interpretiert wird. Im weiteren führte die Dekolonialisierungspolitik seit den ausgehenden 50er Jahren zur Schaffung neuer Nationalliteraturen, besonders in Afrika (S. 243). Lüsebrink hat als einer der wenigen Beiträger dieses Bandes auch einen Blick für die Vergabepraxis von Literaturpreisen übrig, verknüpft Fragen der frankophonen kanadischen Nationalliteratur mit der Analyse des schulischen und universitären Lektürekanons und berücksichtigt auch dessen institutionelle Umsetzung. Er kann zeigen, wie zwischen 1960 und 1980 eine "enorme Ausweitung des Spektrums möglicher Autoren und Werke" (S. 241) in Kraft trat und die Praxis eines "relativ schmalen, historisch ausgerichteten und verbindlichen Lektürekanons" ablöste.

Anschlussfähige Kommunikation

Ein Kanon, dies ergibt Jörg Schönerts Zwischenbericht, "ermöglicht anschlussfähige Kommunikation über Literatur" – Sinn und Zweck aller Kanonbildung. Anschlussfähig sind Texte und Theorien, bei denen sich Kommunikationstechniken wie die "wiederholte Lektüre" (Georg Stanitzek) bewähren, die als nachhaltig interpretationsbedürftig gelten und die der methodischen Vielfalt der analytischen Zugriffe genügend >Angriffsfläche< bieten und in die Alltagskultur ausstrahlen; bestes Beispiel in der Literatur des 20. Jahrhunderts wäre das in den 50er Jahren kanonisierte Werk Kafkas, dem ein Beitrag von Benno Wagner (Bochum) gewidmet ist.

Deutungskanon

Neben dem materialen Kanon gerät der Deutungskanon in den Blick, wie Walter Erhart in seinem fachgeschichtlichen Beitrag "Kanonisierungsbedarf und Kanonisierung in der deutschen Literaturwissenschaft (1945-1995)" belegt. Die Erweiterung des >materialen Kanons< speziell durch zwei Autoren, Thomas Mann und Bertolt Brecht sowie den Expressionismus und des >Deutungs- und Kriterienkanons< in den fünfziger und sechziger Jahren, sei durch die "Kanonisierung einer bestimmten Theorie der Literaturinterpretation ermöglicht" worden: der >werkimmanenten Interpretation< (S. 106). Sie garantierte "den weitgehend problemlosen Ausbau der Traditionsbestände", der Klassiker, und abstrahierte "von den historischen Werk-Kontexten zugunsten der ästhetischen Form" (S. 104). Der germanistische Kanon der achtziger Jahre entspricht, soweit er noch Geltung beanspruchen kann, methodisch der >neuen Unübersichtlichkeit<: Der materiale Kanon wurde sparsam um Gegenwartsliteratur und neue Autoren erweitert "oder auch auf die bereits 1960 >angebotenen< alten oder neuen >Klassiker< (re-)orientiert" (Erhart, S. 112). Der Deutungskanon wurde durch eine "Pluralität der >Ansätze<" (S. 113) erheblich erweitert: ihn charakterisiert "Methoden-Eklektizismus" (S. 118). Aber selbst der >Dekonstruktivismus< arbeitet an sich kanonischen Texten ab, während die kanonerweiternde >feministische< Literaturwissenschaft, zumindest in Deutschland, zunächst nur marginale Bedeutung erlangt.

Fazit

Ein Problem solcher Symposien ist die Frage der Vermittlung isolierter Beispiele (Autoren, Œuvres), isolierter Diskurse (Methoden, Terminologien) und isolierter Fragestellungen, wiewohl der wortspielerische "MACHT"-Begriff des Titels Anschlussmöglichkeiten genug böte, um etwa darzustellen, wie multimediale Literaturvermittlung in der Praxis funktioniert und an der Kanonschraube mitdreht. Immerhin lässt sich aus diesem Band ersehen, inwieweit traditionelle Germanistik von anderen Wissenschaften profitieren könnte – zwei mittlerweile kanonisch gewordene Impulsgeber seien hier stellvertretend genannt: Bourdieus Kultursoziologie (insbesondere seine Feldtheorie) und Luhmanns Systemtheorie.


Dr. Lutz Hagestedt
Konrad-Duden-Weg 3
D-60437 Frankfurt/M.

Ins Netz gestellt am 14.08.2001
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