Seiler über Glauser / Heitmann: Verhandlungen mit dem New Historicism

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Thomas Seiler

Textuelle Kraftfelder

  • Jürg Glauser / Annegret Heitmann (Hg.): Verhandlungen mit dem New Historicism. Das Text-Kontext-Problem in der Literaturwissenschaft. Würzburg: Königshausen & Neumann: 1999. 305 S. Kart. € 30,-.
    ISBN 3-8260-1436-7.


Kontext

Der New Historicism, in den frühen 80er Jahren von der University of California in Berkeley ausgehende Methode literatur- und kulturwissenschaftlichen Arbeitens ist seit etwa Mitte der 90er Jahre auch hierzulande auf Interesse gestoßen, wobei es schwierig abzuschätzen ist, wie groß dieses wirklich ist. Der neuen Bewegung wurde jedenfalls schon früh ihr innovatives Potential abgesprochen (z.B. von Hans Robert Jauss), und der Experimentier- und Spielfreudigkeit der Neuhistoristen begegnete man mit Misstrauen. Bemängelt wurde die unpräzise Terminologie, obwohl die Vertreter der neuen Forschungsrichtung daraus nie einen Hehl gemacht haben, sondern eine gewisse Unschärfe der Begrifflichkeit als notwendige Voraussetzung ihres Konzepts verstanden. Doch eine Methode muss sich immer an den Resultaten messen, die sie erreicht; sie stellt meines Erachtens nicht schon einen Wert an sich dar. Und bezogen auf die Resultate kann nicht geleugnet werden, dass es die Neuhistoristen verstanden haben, mit originellen Studien der Literatur- und Kulturwissenschaft neue Impulse zu verleihen, indem sie sich auch dem Marginalen zuwandten und scheinbar unvereinbare Fragestellungen miteinander kombinierten, was oft zu überraschenden Erkenntnissen führte.

Vier Verhandlungsfelder

Deshalb ist es erfreulich, dass an der Ludwig-Maximilians-Universität München ein Symposion zum New Historicism veranstaltet wurde, aus dem der hier anzuzeigende Band hervorgegangen ist. Dieser setzt sich nicht zum Ziel, "Einigkeit über den New Historicism zu erlangen, sondern ein facettenreiches Bild der Verhandlungsmöglichkeiten zu bieten", wie Annegret Heitmann in ihrer Einleitung schreibt (S.18 / 19). Die 15 Aufsätze – wenn man die prägnante Einführung von Annegret Heitmann mitzählt – sind in vier Kapitel eingeteilt, die unter dem jeweiligen Stichwort ("Relationen", "Konzeptionen", "Positionen", "Illustrationen") die Perspektive angeben, unter welcher die Verhandlungen mit dem New Historicism geführt werden.

Im folgenden versuche ich, einen Eindruck von den vier Kapiteln zu geben, damit sich die Lesenden ein ungefähres Bild ihres Inhalts machen können. Da der Versuch, sich zu allen Beiträgen kritisch zu äußern, den Rahmen einer Rezension sprengen würde und vor allem die Kompetenz des Rezensenten überstiege, muss ich es bei einer summarischen Übersicht bewenden lassen. Ausführlicher will ich mich nur mit drei Beiträgen aus meinem Fachgebiet, der Skandinavistik, beschäftigen, die zudem drei der Kapitel des Buches vorstellen.

Das erste Kapitel "Relationen – New Historicism im kulturwissenschaftlichen Kontext" umfasst fünf Beiträge, die sich mit Roland Barthes (Gerhard Neumann), Walter Benjamin (Birgit R. Erdle), Michel Foucault und Karen Blixen (Dag Heede), Clifford Geertz (Thomas Fechner-Smarsly) und dem schwedischen Literaturwissenschaftler Kurt Aspelin (Thomas Olsson) beschäftigen. Ziel dieser Aufsätze ist es, diejenigen Ideen der diskutierten Theoretiker herauszuarbeiten, die vom New Historicism produktiv aufgenommen und weiterentwickelt wurden. Es fällt bei diesem ersten Kapitel auf, dass die "Relationen" zum New Historicism eher stiefmütterlich behandelt werden. Das gilt insbesondere für die Beiträge über Roland Barthes und Walter Benjamin, die aber dennoch zu den besten des Bandes zählen. Stellt ersterer einen souveränen Überblick über Barthes als Ethnologen dar, der sich auch als Einführung eignet, handelt es sich bei der Studie über Benjamins Erzählen um eine luzide Analyse des Benjaminschen Erzählverfahrens unter dem Aspekt der Erinnerungsthematik.

Im zweiten Kapitel "Konzeptionen – New Historicism als Ausgangspunkt" werden bestimmte problematische Gedanken und Begriffe des New Historicism einer kritischen Prüfung unterzogen. Frederik Tygstrup macht sich in seinem Beitrag "Die Taktik des Stils. Eine diskurstheoretische Annäherung an modernistische Literatur" Gedanken über den Zusammenhang des Individualstils eines Autors mit dem "kulturpolitischen Stil, der bestimmte historische Machtformationen kennzeichnet" (S.121). In welchem Verhältnis dann aber diese Frage mit seiner Lektüre von Marcel Prousts "A la recherche du temps perdu" steht, will nicht recht klar werden. Überhaupt scheint mir sein Aufsatz nicht so ganz in diesen Band passen zu wollen.

Barbara Sabel unterzieht das neuhistoristische Interesse an der Ekphrasis einer kritischen Würdigung. In "Szene, Non-art, Repräsentation. Die Wiederentdeckung der Ekphrasis im New Historicism" diskutiert sie verschiedene Konzeptionen neuhistoristischer Ekphrase-Vorstellungen. In dem dicht geschriebenen Text fällt die Argumentation oft etwas knapp aus und Schlüsse werden schnell gezogen. Der theoretisch anspruchsvolle Beitrag wartet mit spannenden Überlegungen zum Text-Bild Verhältnis auf, macht es jedoch den Lesenden unter anderem durch die häufige Übernahme von Zitaten in die eigenen Formulierungen (unnötig?) schwer.

Das dritte Kapitel ist den "Positionen – New Historicism im wissenschaftspolitischen Kontext" gewidmet. Hartwig Isernhagen untersucht die amerikanischen Kontexte, indem er zunächst den New Historicism von dem in den USA einflussreichen New Criticism abgrenzt. Stefanie Würth macht sich Gedanken über die Anwendbarkeit des New Historicism in der Mediävistik und da insbesondere in der Altnordistik. Anhand der Hrafnkels saga wird aufgezeigt, auf welche Schwierigkeiten man beim Versuch stößt, "das Geflecht zeitgenössischer Diskurse in den scheinbar so realistischen Berichten von der Sagazeit" aufzudecken (S.200).

Ergebnisse neuhistoristischer Analysearbeit werden im vierten Teil "Illustrationen – New Historicism als Lektürepraxis" vorgestellt. Sabine Schülting untersucht in ">Poisoning the Blood of the Nation<: Viktorianische Verhandlungen urbaner Prostitution" die Art und Weise, wie im viktorianischen England über Prostitution geschrieben wurde. Elfi Bettinger analysiert Text und Kontext anhand von Prozessakten, die einem Werk zugrundeliegen. Ihr Beitrag "Die Tochter als Leerstelle. Ein hintergründiger Prozess zu Aphra Behns Love-Letters Between a Nobleman and his Sister" zeigt auf, wie sich Text und Prozessakten in ein kulturelles System einschreiben und auf "Sinnstiftungen" (S.268) angewiesen sind. Sabine Schülting wie Elfi Bettinger eröffnen zudem eine weitere Perspektive, indem sie Überlegungen zur Geschlechterdifferenz in ihre Argumentation aufnehmen. Bettinger spricht von der prekären "Positionierung der weiblichen Subjekte", deren Subjektivität im Sprechen im öffentlichen Text sich als widerständige artikuliert und dadurch den männlichen Diskurs unterminieren kann (S.269).

Jürg Glausers Aufsatz " Die textuelle Dynamik der Polygamie. Zur Zirkulation fiktionaler Energie in der frühneuzeitlichen Erzählung: Der Joris Pines im skandinavischen 17. und 18. Jahrhundert" macht auf die prinzipielle Offenheit dieser Prä-Robinsonade aufmerksam, die damit dem Textbegriff nahekommt, wie er etwa vom späten Roland Barthes entwickelt wurde. Wie sein Held paart sich auch der Text selbst mit allem, "was seinen Weg kreuzte" (S.287). Bezogen auf die Gattung heißt das, dass wir es mit einer höchst unreinen Gattung zu tun haben, die Elemente "der Utopie, der Pastorale, des Reiseberichts, der topographisch-historischen und geographischen Schriften, des Pikareskromans" (S.287 / 288) in sich vereinigt.

Literatur als Diskursanalyse?

Mit Dag Heedes Aufsatz "Michel Foucault und Karen Blixen: Verhandlungen zwischen Literatur und Geschichte" aus dem ersten Teil des Buches möchte ich mich eingehender beschäftigen, nicht nur weil seine Studie mein Fachgebiet unmittelbar berührt, sondern auch, weil er eine kritische Auseinandersetzung provoziert. Nachdem Heede einleitend Verbindungslinien des New Historicism zu Gedanken Michel Foucaults skizziert, bestimmt er anschließend auch das dichterische Verfahren Karen Blixens als diskursanalytisches im Sinne Foucaults. Doch die ins Feld geführten Berührungspunkte sind meines Erachtens derart allgemein, dass sie kaum als spezifisches Merkmal des poetologischen Verfahrens Karen Blixens angesehen werden können. Das zeigen die Ausführungen zur Strategie der Autorin, die der Verfasser folgendermassen charakterisiert:

Dabei ist die Strategie der Autorin wichtig, die Gegenwart zu verfremden, die angebliche Natürlichkeit des Status Quo aufzulösen und zu dekonstruieren. Was im Blixenschen Diskurs am meisten provoziert, ist nicht, dass er die Grausamkeit einer vergangenen Zeit idealisiert, sondern dass er die in der Gegenwart verdrängten Zwangsmechanismen bloßstellt, dass er absichtlich auf die blinden Punkte der Modernität fokussiert. Mit Hilfe der Geschichte schüttelt er die festgefrorene Maske der Gegenwart, die sich als >Natur< ausgibt, ab. (S.73)

Diese metaphorische Redeweise kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass Heede hier an Blixen festmachen will, was generell für Literatur, für Kunst gilt, hat doch bereits der russische Formalismus auf den Verfremdungscharakter als Bestimmungsmerkmal von Kunst hingewiesen.

Zur Illustration seiner Gedanken analysiert der Verfasser die Erzählungen "Sorg-Agre" (Leid-Acker) und "Ringen" (Der Ring), die er als "Diskursanalyse" bezeichnet. Auch bei der Erzählung "Der Ring" spricht er von einem "Diskurszusammenstoß", wiederholte Male redet er von Blixens "Diskursen", ohne je zu erläutern, was er unter diesem Begriff versteht. Dies wäre bei dem mittlerweile inflationären Gebrauch dieses Terminus vonnöten, soll er etwas bedeuten und seine Verwendung nicht einfach modische Anbiederung an den Zeitgeist sein. Zu vermuten ist, dass der Autor mit dieser Redeweise die Nähe von Blixens literarischen Texten zu Foucaults Diskursen unterstreichen will. Ich finde diesen Vergleich problematisch. Gerade bei einem Autor, der eine Einführung zu Foucault und eine Dissertation über Blixen verfasste, demnach als Spezialist auf beiden Gebiet zu gelten hat, hätte ich mir doch präzisere Ausführungen gewünscht.

Folgt man Foucaults Diskursbegriff, so ließe sich die Literatur sinnvollerweise als eine Diskursart unter vielen anderen – etwa dem juristischen, dem medizinischen, dem historischen – bezeichnen. Dass literarische Figuren unter anderem dadurch charakterisiert sind, dass sie Sprecher einer bestimmten Diskursart sind, gehört zum Wesen von Literatur und ist im Grunde eine triviale Erkenntnis. Deshalb ist unverständlich, weshalb nun gerade beim Werk Karen Blixens davon soviel Aufhebens gemacht wird.

Darüber hinaus zeigen Heedes Analysen der beiden Erzählungen, dass er die Textelemente, die ihm hinderlich sein könnten bei einer diskursanalytischen Lesart einfach überliest oder übersieht. Seine Lektüren gehen von stillschweigenden Annahmen aus, die er jedoch als textuell Gegebene ausgibt. So schreibt er etwa über die Erzählung "der Ring":

In einer rätselhaften, pantomimischen Szene, in der sie als Todesengel agiert, schenkt sie dem Sterbenden ihren Trauring [...]. Die Anfangsidylle, in der das ferne Paradies auf Erden niedergestiegen zu sein schien, bekommt jetzt ominöse Untertöne, denn Lovise versteht, dass sie in einer Welt ohne Himmel und Hölle lebt. (S.77)

Weshalb es sich bei einem Menschen, der einen Armbruch erlitt, um einen Sterbenden handeln soll, wird nicht gesagt und lässt sich durch den Text auch nicht zwingend stützen. Das ist eine Interpretation, der man sich anschließen kann, aber nicht muss. Im Text heißt es dazu nur:

Noch ein paar Augenblicke lang ließ er seinen Blick auf ihrem Gesicht ruhen, dann hob er den Kopf höher, immer noch das seltsame Leuchten im Gesicht, und schloss die Augen. Die Bewegung war endgültig und unbedingt. Er tat damit, worum sie ihn gebeten hatte: er verschwand und war fort. Sie war frei. 1

Auch die angebliche "Anfangsidylle" vermag ich nicht zu sehen, schliesslich werden gleich zu Beginn die Standesunterschiede der Familien angeführt, die einer Heirat des jungen Paares im Wege standen.

Soziale Energie

Wolfgang Behschnitts Ausführungen zu dem Greenblattschen Konzept der "social energy", die das zweite Kapitel "Konzeptionen – New Historicism als Ausgangspunkt" abschließen, stellen den gelungenen Versuch einer kritischen Auseinandersetzung mit einem der zentralen Begriffe des New Historicism dar. "Die Macht des Kunstwerks und das Gespräch mit den Toten: Über Stephen Greenblatts Konzept der >Social Energy<" lautet der Titel seines Aufsatzes.

Behschnitt gelingt es auf stringente Art und Weise, Leistungen und Grenzen des Begriffs herauszuarbeiten und ihn in einem größeren literaturwissenschaftlichen Zusammenhang zu verorten. Klar argumentierend und wohltuend frei von anbiederndem Jargon geht er dessen Implikationen nach und verweist auf die Nähe zu entsprechenden Überlegungen der Rezeptionstheorie über die ästhetische Wirkung sogenannter >großer Kunst<. Mit Recht weist er auf die Unzulänglichkeit hin, wenn Greenblatt die ästhetische Qualität eines Werks auf die sozialen Energien zurückführen will, die seine Entstehung geprägt haben. (Diese Beobachtung wird übrigens durch Jürg Glausers Aufsatz in Kapitel IV "Illustrationen" aufs schönste bestätigt. Seine Ausführungen über Joris Pines, eine Art Prä-Robinsonade der frühen Neuzeit zeigen einen Text, der geradezu gesättigt mit sozialen Energien war und dennoch in Vergessenheit geriet.) Die Wirkung eines historischen Kunstwerks ist dem Autor zufolge grundsätzlich unabhängig von der >Poetik< der Kultur, in der es entstanden ist. Vielmehr steht sie in einem "Zusammenhang mit den sozialen Energien in der Kultur des Rezipienten", hält Wolfgang Behschnitt fest. (S.164)

Feminismus und New Historicism

In ihrem Beitrag "New Historicism und Genus – eine Herausforderung", der das dritte Kapitel "Positionen – New Historicism im wissenschaftspolitischen Kontext" abschließt, beschäftigt sich Margaretha Fahlgren mit der Frage nach der Bedeutung des New Historicism für die feministische Literaturwissenschaft. Die Autorin beklagt das fehlende Interesse der Neuhistoristen für den Genusaspekt oder für das "Genussystem", wie Margaretha Fahlgren in Anlehnung an die entsprechende schwedische Terminologie formuliert. Der New Historicism interessiere sich zwar durchaus für das Marginale, wie wiederholt festgehalten wird, er vernachlässige aber die Geschlechterfrage, obwohl – historisch gesehen – das weibliche Geschlecht sich stets in einer marginalen Position befunden habe in Bezug auf das normsetzende Patriarchat.

Anhand von schwedischen Texten aus dem ausgehenden 19. Jahrhundert wird die Wichtigkeit von Geschlechterfragen demonstriert. Fahlgren zeigt auf, dass Schreiben in dieser Zeit für beide Geschlechter jeweils etwas grundlegend anderes bedeutete. Begriffe wie "Dekadenz" und "Flaneur", die zur Charakterisierung der Literatur der Jahrhundertwende beziehungsweise zur Typologisierung wiederkehrender Figuren dienen, seien an Männertexten entwickelt worden. Die Literatur von Frauen in dieser Epoche ergäbe ein anderes Bild. Deshalb ist es für die Autorin von zentraler Bedeutung, dass der New Historicism die Geschlechterfrage in seine Überlegungen einbezieht, wolle er seinem Anspruch gerecht werden, etwas Neues darzustellen.

Mit diesen Überlegungen trifft die Autorin zweifellos einen zentralen wunden Punkt der Literaturwissenschaft, ist es doch nicht zu leugnen, dass die Epochencharakterisierungen in Literaturgeschichten fast ausschließlich an Texten von Männern entwickelt und durch einen "männlichen Blick" geprägt wurden. Schade ist nur, dass versäumt wird, in einen Dialog mit neuhistoristischen Positionen zu treten. Der Leser und die Leserin wären neugierig auf Argumente gewesen, die die These vom fehlenden Interesse des New Historicism am "Genussystem" belegt hätten. Dies umsomehr, als zahlreiche Aufsätze in der Zeitschrift "representations" als dem führenden Organ der Bewegung unter die Ruprik >gender studies< fallen dürften. Ihre Gewährsfrau, Judith Lowder Newton, äußert sich jedenfalls nicht so dezidiert negativ, wie dies die Autorin Glauben machen möchte. Im angeführten Zitat heißt es:

But the important difference between most >new historicist< and feminist literary / historical work still lies in the degree to which gender relations, gender struggle, women and women´s activities and power are seen as being within >history<, are seen as having significant or causative relations to the political and economics realms associated with men. (S.211)

Judith Lowder Newton zufolge handelt es sich eher um einen graduellen und nicht um einen prinzipiellen Unterschied, ein Eindruck, der sich bei der Lektüre ihres Aufsatzes auch bestätigt. 2

Fazit

Handelt es sich beim Titel des Bandes um mehr als um ein Wortspiel, umreißt er auch die Thematik der Beiträge? Diese Frage kann nur dann positiv beantwortet werden, wenn der New Historicism im Kontext der schon seit geraumer Zeit zu beobachtenden Umorientierung der Literaturwissenschaft in eine kulturwissenschaftliche Disziplin gesehen wird. Sieht man von den Lektüren in Kapitel IV ab, geht es in fast allen Aufsätzen eher um kulturwissenschaftliche Fragestellungen. Über den Zusammenhang dieser Fragen mit dem New Historicism wird selten reflektiert. Wer sich an dieser Unschärfe, die eine Unschärfe der Bewegung selber ist, nicht stört, liest das Buch mit Gewinn. Die kluge Gliederung des Buches ermöglicht eine rasche Orientierung, so dass sich die Lesenden zwischen Roland Barthes, der Prostitution im viktorianischen Zeitalter und der "textuellen Dynamik der Polygamie" nicht verlieren.


Dr. Thomas Seiler
Universität zu Köln
Institut für Nordische Philologie
Albertus-Magnus-Platz
D-50923 Köln

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Ins Netz gestellt am 23.04.2002
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Anmerkungen

1 Zitiert nach Tania Blixen: Schicksalsanekdoten. Reinbek bei Hamburg: 1984, S.181   zurück

2 Vgl. Judith Lowder Newton: History as Usual? Feminism and the "New Historicism". In: Harold Aram Veeser (Hg.): The New Historicism. New York, London: Routledge 1989, S.152–168.   zurück