Steinmayr über Neumann / Weigel: Die Lesbarkeit der Kultur

IASLonline


Markus Steinmayr

Das Gesetz der Lesbarkeit.
Kulturwissenschaft als Lektüretechnik

  • Gerhard Neumann / Sigrid Weigel (Hg.): Die Lesbarkeit der Kultur. Literaturwissenschaften zwischen Kulturtechnik und Ethnographie. München: Fink 2000. 520 S. Kart. € 67,40.
    ISBN 3-7705-3465-4.

Inhalt

Probleme der Lesbarkeit | Die Ordnung der Rituale | Topik der Selbstbeschreibung | Figuren und Figurationen der Lesbarkeit | Anthropologische Annäherungen an die Wirklichkeit der Medien | Poetologien



Im Anblick der Kultur erneuern die betagten Geisteswissenschaften ihr ergrautes Antlitz. So ist der Begriff >Kultur< in den letzten Jahren in den Geisteswissenschaften zu einer Art Verheißung und Utopie geworden. 1 Für die Kulturwissenschaft gelte nämlich — wie es in einem der zahlreichen Manifeste heißt –, daß "sie eine Form der Moderation, ein Medium der Verständigung, eine Art Kunst der Mulitperspektivität" 2 darstelle, deren Telos darin bestehe "die heterogenen, hochspezialisierten, gegeneinander abgeschotteten Ergebnisse der Wissenschaften zu dialogisieren". 3

Kulturwissenschaft wird zur Utopie der geselligen Wissenschaften, die alle zwanglos miteinander ins Gespräch gebracht werden müssen. Nicht erst seit Friedrich Kittlers Spott über derlei Formen einer "Vorwegnahme des ewigen Friedens" 4 stellt sich die Frage nach der Methodologie der Kulturwissenschaft und der Epistemologie des Begriffs >Kultur<, liegt die Gefahr doch stets darin, daß Kultur zu jener Art des von Luhmann verspotteten "Sauerkraut[s]" 5 wird, das man bei Bedarf aus dem Keller holt, um "es aufgewärmt zu genießen". 6

Probleme der Lesbarkeit

Nun holt der zu besprechende Sammelband weder das sprichwörtliche Sauerkraut aus dem Keller noch wärmt er es auf. Vielmehr dokumentiert er kulturwissenschaftliche Lektüren jenseits aller disziplinären Kasernierung. Wohl nicht ganz zufällig erinnert der Titel "Die Lesbarkeit der Kultur" an Hans Blumenbergs große Untersuchung einer Zentralmetapher abendländischer Geistesgeschichte aus dem Jahre 1981, derjenigen der "Lesbarkeit der Welt". Hatte Blumenberg bereits darauf hingewiesen, daß diese Metapher, ihre Lesbarkeit, Infragestellung und Übertragung auf Bereiche, in denen man nicht nur Bücher liest, sondern auch Träume und genetische Codes, vor verschiedenen Problemhorizonten zu plazieren ist, so zeigt auch der vorliegende Band, daß die Problematik der >Lesbarkeit< eine grundlegende Frage von Kulturen und ihren Wissenschaften aufwirft. In diesem weiten Sinne geht es dem rezensierten Band um "anthropologische Formen der Bedeutungskonstitution" (S.9), die in den unterschiedlichsten Riten, Mythen, Figurationen, Szenarien und nicht zuletzt Medien vorkommen können.

Nun stellen Texte vor aller Interpretierbarkeit die Frage nach jenen Kontexten, in denen sie funktionieren. Die Herausgeber erinnern daran, daß die Philologie nicht nur die Zentralkategorie zur >dichten Beschreibung< kultureller Systeme, nämlich die des Textes, in Händen hält, sondern darüber hinaus immer schon wußte, daß ein Text allererst über gesteuerte Lektüreverfahren lesbar wird:

Sie [die Literaturwissenschaft, M.S.] vermag sich, in Anknüpfung an ihre lange hermeneutische Tradition, als ein von der Kenntnis literarischer Texte ausgehendes, durch sie geschärftes Organ der Lektüre solcher umfassenden kulturellen Texte zu verstehen, und zwar indem sie die Einflechtung der im herkömmlichen Sinne literarischen Texte in jene anderen semiotischen Felder des kulturellen Feldes sichtbar macht, die das Ensemble einer (historisch eingegrenzten) Kultur bilden. (S.13)

Die Literaturwissenschaft wird aufgrund ihrer Kompetenzen somit zu einer Art Metawissenschaft. Sie steht – mit den Worten Greenblatts – "im Dienste des Verstehens von Kultur". 7 Das Netzwerk einer Kultur, auch dasjenige einer alternden Moderne, ist nämlich nicht nur von seiner Hardwarearchitektur her beschreibbar. Aufgabe einer sich als Kulturwissenschaft verstehenden Literaturwissenschaft wäre es vielmehr, Medienentwicklungen nicht nur technik-, sondern auch semantik- und diskursgeschichtlich zu beschreiben. Dies hat Konsequenzen für eine Historiographie der Medien, deren Subjekt keinesfalls der Computer sein muß. Denn nach wie vor bildet der Text (oder genauer sein mediales Substrat der Schrift) die Grundlage von gesellschaftlicher Kommunikation. Was zur Folge hat, daß auch moderne Gesellschaften ihre Selbstbeschreibungen in Form von Kultur, die "symbolischen Dimensionen gesellschaftlicher Praxis", 8 nur in Form von Schrift verfertigen und verhandeln können.

Gerhard Neumann und Sigrid Weigel liefern in ihrer gemeinsam geschriebenen Einleitung gewichtige Argumente gegen solche medientheoretischen Exerzitien, die in der Technizität der Medien ein a priori entdecken zu können glauben, das alle Fragen nach Kultur und Semantik als Ableitungen eines in Silizium geronnenen Weltgeistes beobachtet. Denn die Frage nach der "Semantisierung der Kultur" (S.15) durch Texte und in Texten ist die Frage danach, was eine Kultur für bewahrens- und damit überlieferungswürdig hält und wie sie Schrift als Programmcode, Gesetzestext oder eben auch literarischen Text einsetzt, um lesbar zu sein. Solche Medieneinsätze sind ein Ort, an dem Kultur lesbar wird, ohne daß man die Lesbarkeit von Kultur darauf beschränken muß. Vielmehr geht es um den Einsatz kultureller Praktiken im weitesten Sinn, um die Frage, welches Wissen von der eigenen Kultur deren Beschreibungen transportiert, welche Tropen die Lektüren von Kulturen als Texte steuern und nicht zuletzt, wie sich Lesbarkeit von Kultur medial und kulturtechnisch beschreiben läßt.

Mit diesen vier Themenbereichen sind auch gleich die Sektionen genannt, nach denen die 26 Beiträge des Bandes angeordnet sind:

  • Kultur als Ritual

  • Poetiken der Kultur

  • Figuren der Lesbarkeit

  • Medien und Kulturtechniken der Lesbarkeit.

Die Beiträge gehen auf ein Symposium in Ascona zurück, das die Herausgeber im Anschluß an und als Reaktion auf das DFG-Symposium "Poststrukturalismus. Herausforderung an die Literaturwissenschaft" 9 veranstalteten. Die Reformulierung der Literaturwissenschaft als Kulturwissenschaft, die Friktionen zwischen Ethnologie, Anthropologie und Literatur, zwischen Bild und Text liefern dabei gleichsam das gemeinsame Skript der Beiträge.

Die Ordnung der Rituale

Rituale sind prominente Schauplätze einer Kultur. Sie stabilisieren Kommunikation und Gedächtnis einer Kultur. Sie zu beobachten, macht die Rituale zu einem prominenten Beispiel dichter Beschreibung. Denn das Skript, das Rituale lesbar macht, ist das Skript der ihnen zugrundeliegenden Kultur. Rituale sind also zweierlei: Sie geben zum einen Beispiele für die Möglichkeit der Lesbarkeit von Kultur und sie definieren zum anderen eine soziale Praxis, deren Kon-Text im Wortsinne Kultur lesbar macht. Die Beiträge in dieser Sektion widmen sich dem Ritual des Essens und des Tanzes (Neumann), untersuchen Ikonographien und Schauplätze expliziter Gewaltdarstellung in Mittelalter und früher Neuzeit (Müller, Teubner), vermögen den Fußball als metasoziale Situation (C. Geertz) auf Ost-Timor zu lesen (Kohl), zeigen die historische Semantik der Performance-Kunst und ihrer Rituale (Fischer-Lichte).

Gerhard Neumanns programmatischer Artikel "Begriff und Funktion des Rituals im Feld der Literaturwissenschaft" analysiert an der sozialen Praxis des Tanzes und des Essens bzw. der Mahlzeit die Funktion von Ritualen. Das Auftreten von Tanzsequenzen und Mahlzeiten in der Literatur ist weitaus mehr als ein bloßes Motiv. Dies überrascht zunächst nicht. Vielmehr geht Neumann von einer interessanten Position des literarischen Textes innerhalb der Zeichenensembles der Kultur aus. Für ihn sind Texte Beobachter, die von einer externen Position die Kultur, ihr "Spiel der Zeichen"(S.32), in den Blick nehmen können.

Die priviligierte Position der Literatur macht sie zur "Ethnographie der eigenen Kultur" (S.45). Der Tanz zum Beispiel ist ein hoch kodifiziertes Zeremoniell der Körper, ein "soziales Bewegungmuster" (S.23), das die Körper in eine Ordnung des Sozialen bringt und somit lesbar macht. Rituale implementieren somit den nicht-textuellen Hintergrund kultureller Handlungen, indem sie den Körper, seine Physiologie und Anatomie ins Spiel bringen, ihn kodifizieren. Dadurch wird der individuelle zu einem sozialen Körper.

Jan Dirk Müller macht eindringlich darauf aufmerksam, daß Rituale immer hinsichtlich der Gesellschaftsform zu befragen sind, in der sie auftauchen und der sie Stabilität verleihen. So zeigt der Blick auf Passionsspiele des ausgehenden Mittelalters, daß die Zeichen der Passion auf der Bühne ihre Lesbarkeit von einem ganz anderen Passionsgeschehen erhalten: dem der Eucharistie. Die von Müller geforderte "Historisierung des Rituals" (S.57) zeigt vor allem, daß Rituale in auf Stabilität ausgerichteten Gesellschaften wie der mittelalterlichen die Funktion der Inklusion übernehmen und das Subjekt an die herrschende Gesellschaftsform und ihre Semantik binden. So kann Müller zeigen, daß im Mittelalter das Verhältnis von Theater und Ritual, von Spiel und Eucharistie kein agonales ist, sondern die Eucharistie in ihrer sozial integrierenden Funktion einsetzt: als Gedächtnis der Gründungsszene christlicher Frömmigkeit, als Möglichkeit, das Gedächtnis der Passion in der kulturellen Semantik lebendig zu halten.

In seinem an Müller anschließenden Aufsatz verweist Günter Teubner auf die frühneuzeitliche Bühne als Ort der Visualisierung und damit der Lesbarmachung von Gewalt. Die Exzessivität der rituellen Gewalt auf der Bühne im Spanien des 17. Jahrhunderts opponiert einem modernen Verständnis kulturellen Schaffens, das sich im Hinblick auf die Darstellung von Gewalt einem strukturellen Ikonoklasmus unterzogen hat. 10 Dies war im Barock und in der französischen Klassik ganz anders. In Auseinandersetzung mit den Theorien Georges Batailles und René Girards zeigt Teubner, daß die Gewalt auf den Bühnen des 17. Jahrhunderts die Erinnerung an dem gewaltvollen bis gewalttätigen Gründungsakt einer Kultur festhält – dem Opfer. So zeigen Opferszenen wie in Lope de Vegas "El castigo sin venganza" oder in Petro Calderón de la Barcas "El médico de su honra", daß der Versuch, eine verletzte soziale Ordnung durch den Zugriff auf den Körper der Delinquenten wiederherzustellen, eine "tragische Ökonomie des Opfers" (S.91) sichtbar werden läßt.

Gleichwohl: Die "sakrifizielle Krise" (S.91), deren Dokument "Querelle du Cid" ja über die gattungspoetischen Diskussionen hinaus ist, zeigt, daß die kulturelle Semantik des Opfers im Begriff ist, problematisch zu werden. Denn die Frage "Wer kann sich wann für wen opfern?", die Corneille in "Le Cid" aufgeworfen (und ihm den Vorwurf des Verstoßes gegen alle Regeln der Schicklichkeit eingebracht) hat, zeigt, daß die Veränderungen in der Inszenierung von Opfer-Werden und Opfer-Sein auf eine kulturelle Verschiebung hindeutet, als deren dichte Beschreibung die Stücke gelesen werden können.

Clifford Geertz hat am Ritual des Hahnenkampfes auf Bali gezeigt, daß traditionell der Friedfertigkeit verdächtigte Gesellschaften wie die balinesische durch solche Rituale gleichsam einen Ort der symbolischen Gewalt schaffen, indem sie Konflikte in die Form eines gesellschaftlichen Rituals transponieren. Ähnlich scheint es sich mit dem Fußballspiel auf Ost-Timor zu verhalten. Karl-Heinz Kohl zeigt in seinem Beitrag, daß das Fußballspiel zwischen Dörfern an die "Stelle des Krieges" (S.105) getreten ist. Diese Substitution macht das Fußballspiel zu einem prominenten Beispiel einer Lesbarkeit der Kultur Ost-Timors. Denn die Riten der Geistesbeschwörung, der Fetischhinterlegung, die das Fußballspiel nicht nur subsidiär begleiten, zeigen die kulturellen Praktiken und Techniken in ihrem Vollzug.

Erika Fischer-Lichte weist in ihrem interdisziplinär operierenden Aufsatz mit dem Titel "Performance-Kunst und Ritual: Körper-Inszenierungen in Perfomances" nach, daß die Performance-Kunst, deren Strukturgewebe (Körperlichkeit, Aktion, Momentanismus) sich nur dann sinnvoll beschreiben läßt, wenn man sie vor dem Hintergrund der Ritual-Tradition liest. Anhand zahlreicher Settings kann Fischer-Lichte zeigen, daß z.B. das Ritual der Eucharistie mitsamt seiner Opfersymbolik die Ordnung der Körper vorgibt. Mit Fischer-Lichte könnte man sagen, daß der Sprechakt >Dies ist mein Leib<, den die Performances inszenieren, eine Gabe der Körper-Darbietung ist, damit aber auch das Versprechen impliziert, sich und seinen Körper zu geben und >Riten der Selbstauslöschung< zu praktizieren. Somit bekommen die Performances sowohl eine sozio- als auch eine physiosemantische Qualität: soziosemantisch, weil sie in der Lage sind, eine – wenn auch kurzzeitige – Gemeinschaft zu institutionalisieren, physiosemantisch, weil sie in der Lage, den Körper als eine Figuration anzubieten, die das Soziale lesbar macht.

Topik der Selbstbeschreibung

Poetik der Kultur zu betreiben oder zu beschreiben, bedeutet weitaus mehr als Produktion und Analyse eines Imaginären. Die von Stephen Greenblatt übernommene Formel erinnert vielmehr daran, daß in der Selbstbeschreibung von Kultur immer schon ein Wissen von der eigenen Kultur transparent wird, das Regeln und Regularien der Selbsthematisierung setzt. Begegnen sich einander fremde Kulturen, so kann dies zum Anlaß genommen werden, eine Selbstbeschreibung der eigenen Kultur anzufertigen. Diese Selbstbeschreibung ist dann Bild der eigenen Kultur. Die insgesamt fünf Beiträge aus der Sektion "Poetik der Kultur" widmen sich dieser Fragestellung aus unterschiedlichen Perspektiven und zeigen Orte, Texte und Bilder der Lesbarkeit.

Kant hat am Ende des 18. Jahrhunderts in seiner Schrift "Anthropologie in pragmatischer Hinsicht" das Reisen und das Lesen von Reisebeschreibungen zu den wesentlichen Mitteln der "Erweiterung der Anthropologie" 11 gezählt. Renate Schlesier stellt in ihrem Beitrag "Verdichtete Reiseberichte. Zur Geschichte des Homo viator" die Epistemologie dieser Kantischen Didaktik des Anthropologischen dar. Das Reisen in die Fremde und vor allem das Ankommen an den Gestaden fremder Kulturen zeigt das Dilemma des Anthropologen: Die fremde Kultur transformiert sich, wird unter den Bedingungen eines anwesenden Beobachters domestiziert und als das, was sie bis zum Zeitpunkt der Beobachtung gewesen sein mag, zum Verschwinden gebracht. Die fremde Kultur wird zur Konstruktion aus dem Geiste der Beobachtung, die immer schon mit eigenen Codes arbeitet und somit fremde Kultur als "Illusionen" (S.138) lesbar macht.

Schlesier kann zeigen, daß die Gattung des "ethnographischen Berichts" (S.139) innerhalb des Reiseliteraturgenres die Balance zwischen Konstruktion und Rekonstruktion, zwischen Imagination und Institutionalisierung austariert, indem die Schreibszenen ganz im Sinne von Levi-Strauss zu Orten der Poetik einer Kultur werden. Anhand von Georg Forsters "Reise um die Welt" und anhand der ethnographischen Passagen aus den "Essais" Montaignes vermag Schlesier dies zu zeigen.

Klaus Scherpe untersucht in seinem Aufsatz "First-contact-Szene. Kulturelle Begegnungen bei der Begegnung mit dem Fremden" jene "interkulturelle Konstellation" (S.150), die erscheint oder auftritt, wenn es darum geht, Begegnungen mit dem Anderen zu beschreiben. Die Inszenierung der Lesbarkeit der Fremden hat einen "habituellen und performativen" (ebd.) Charakterzug. Die habitualisierten Verhaltensweisen und medialen Performanzen / Performances sogenannter >First-Contact-Szenen< werden von Scherpe anhand dreier Beispiele eingehend beschrieben:

  • der Landung Captain Cooks an den Gestaden Neuseelands am 26.03.1772,

  • Joseph Conrads "Heart of Darkness" und

  • eines ethnographischen Dokumentarfilms aus dem Jahre 1983.

Alle drei thematisieren vor unterschiedlichem Hintergrund und mit unterschiedlicher Gewichtung die Erfahrung der Szene. Solche Szenen der ersten Begegnung mit dem Fremden sind zunächst einmal Szenarien der Kommunikation, und zwar der scheiternden Kommunikation. Denn die "Abwesenheit von sprachlich zureichend vermittelte[m] Sinn" (S.155) für den europäischen Beobachter aktiviert auf der anderen Seite ein ethnographisches Zeichenpotential der Gesten, Gebärden und Rituale. Diese Zeichenpotentiale machen den "kulturellen Bruch" (S.157) zwischen der eigenen und der fremden Kultur auch als Differenz der kommunikativen und damit kulturellen Betriebsenergie lesbar.

Thomas Keller zeigt in seinem Beitrag "Joseph Roth und Bronislaw Malinowski. Heilige und Argonauten. Gabe und Verausgabung in einer interkulturellen Literaturwissenschaft", daß die Lesbarkeit der Kultur und die immanente Poetik der Rituale und Gesten durch eine Figuration miteinander in Beziehung gesetzt werden können, die Keller mit Marcel Mauss als kulturelle Energie und Ökonomie der Gabe bezeichnet. Durch die Parallellektüre der scheinbar weit auseinander liegenden Rothschen "Legende vom heiligen Trinker" und des "ethnologischen" Tagebuchs eines Aufenthalts in Neuguinea von Malinowski kann Keller deutlich machen, daß die — mit Derrida formuliert — zu Tage tretende "Ethik der Gabe" Möglichkeiten einer kulturwissenschaftlich reformulierten Literaturwissenschaft zeigt, die die Literarizität und Textualität literarischer Texte weniger als "Demonstrationen anthropologischer Thesen" (S.184) liest, sondern die inhärenten Energien "lebens- und kulturgeschichtlich" (ebd.) verortet.

Daß bestimmte Redeordnungen für die Rolle und die Funktion literarischer Texte aufschlußreich sein können, ist banal und aufschlußreich zugleich. Die Groteske, die sich auf den ersten Blick einem reduktionistischen Verstehen verweigert, setzt sich, so Erich Kleinschmidt in seinem Beitrag "Differenzen und Affekte. Kulturelle Energien grotesker Rede" in auffällige Distanz zu herrschenden Redeordnungen, da dem "grotesken Text [...] eine herkömmliche referentielle Ordnung" (S.188) fehle. Die Verschiebungen und Transformationen der überlieferten kulturellen Ordnungen macht groteske Texte zu Orten, die "sich der kommunikativen Stillegung, dem Festschreiben von Bedeutung und der Autorisation" (S.189) entziehen. Sie entfalten durch die Freisetzung der Wörter und des Sinns kulturelle Energien im Sinne Stephen Greenblatts, die die Zirkulation der Zeichen als Kybernetik der Kultur lesbar werden lassen.

In einen Band, der gleichsam programmatisch kulturwissenschaftliche Lektüren und Theoriebildungen versammeln will, gehören selbstverständlich auch Gründungstexte. Zu dieser Gattung gehört sicherlich der Beitrag des Tübinger Mediävisten Walter Haug, der 1999 in der DVjs mit dem Konstanzer Literaturwissenschaftler Gerhard von Graevenitz eine erregte Debatte geführt hatte. Haug führt die bekannte Argumentation nochmals aus und plädiert erneut für einen "Sonderstatus der Literatur" (S.215), der dazu berechtige, weiterhin von der Literaturwissenschaft als Literaturwissenschaft zu sprechen. Dabei faßt er als Resümee der bisherigen Problematik zusammen: die Auflösung der Individualität des Werkes in es bestimmende, es durchziehende Kon-Texte, das stets prekäre Verhältnis zwischen Funktion und Autonomie des literarischen Werkes und nicht zuletzt die Relativität des hermeneutischen Urteils, verweise jeden Versuch von Sinn-Verstehen und Bedeutungslektüre in die Zirkularität des hermeneutischen Zirkels. Dadurch entstehe nicht nur die Relativierung aller literaturwissenschaftlichen Erkenntnisansprüche in bezug auf das Werk, sondern stets ist die Gefahr präsent, daß der Literaturwissenschaft ihr ureigenster Gegenstand – nämlich die Literatur – abhanden komme.

Für Haug ist die Reformulierung der Literaturwissenschaft als Kulturwissenschaft erneut ein Beispiel für jene "Verlustrechnung" (S.215), die präsentiert wird, wenn Literaturwissenschaft sich gleichsam auflöst. Kulturwissenschaftliche Fragestellungen erhöhen, so Haug, vielmehr die "innerliterarische Problematik" (S.220) und formulieren damit einen Anspruch an die Literaturwissenschaften: Sie müssen die Komplexität der literarischen Werke immer wieder erhöhen, sich durch das Werk in Frage stellen lassen. Kulturwissenschaft ist bei Haug zu einer Art Umwelt geworden, die die Binnendifferenzierung des Systems Literaturwissenschaft erhöht.

Figuren und Figurationen der Lesbarkeit

Hans Blumenberg hat einmal geschrieben, daß Rhetorik Institutionen schaffe, wo Evidenzen fehlten. 12 Lektüre wäre demnach eine kulturelle Technik, die mit Hilfe von Instrumenten Felder der Kultur und damit Wissensfelder vermißt. Dementsprechend hat man von der Topik als "feldtheoretische[m] Konzept" 13 gesprochen, das eine Karthographie des Wissens nach sich ziehe. Dies hat Konsequenzen für den Begriff, die Methode und die Kultur des Gedächtnisses, wie verschiedenen Beiträge dieser Sektion zeigen.

Den Kreis der üblichen Verdächtigen kulturwissenschaftlicher Theoriebildung erweitert Thomas Macho um Ludwig Wittgenstein. Dessen bemerkenswerter und von Macho einer historisch weit zurückgehenden Lektüre unterzogener Satz "Kultur ist eine Ordensregel" bedeutet, daß man eine Kultur von jenen Texten her beschreiben muß, die eine Regulierungsfunktion im Hinblick auf soziale Komplexitäten besitzen. Die Ordensregeln der Anachoreten tun dies auf paradigmatische Weise. Kultur ist, wie Macho nicht nur mit Wittgenstein belegen kann, kein Sprachspiel, sondern eine Phänomen der "sozialen Regulierung" (S.225) durch Texte. Genau diese Texte gilt es zu lesen, wenn man Kultur lesen will.

Sigrid Weigel erinnert in ihrem Beitrag daran, daß die Vorstellung der Lesbarkeit ihrerseits einem metaphorologischen und phantasmatischen Grund aufruht, der die Strukturen der Lesbarmachung in den Blick rückt. Es geht also um "Allegorien der Lesbarkeit" (S.247), die ihrerseits die Lesbarkeit von Texten, Städten und Kulturen steuern. An Heines "Florentinischen Nächten" zeigt sie eindrucksvoll, wie kulturwissenschaftliche Lektüre vor der Erfindung der Kulturwissenschaft funktioniert.

Daß sowohl die Konstruktion der Lesbarkeit als auch die Konstruktion der Unlesbarkeit kulturelle Artekfakte sind, deren Logik nachzuvollziehen kulturwissenschaftlichen Lektüren aufgegeben ist, zeigt Birgit Erdle in ihrem instruktiven Beitrag "Das Trauma im gegenwärtigen Diskurs der Erinnerung". Insbesondere die Kultur der Erinnerung an die Shoah konfrontiert kulturwissenschaftliche Lektüre mit einem Fundus an Topoi, Tropen und Denkfiguren, die gerade die Les- und damit auch die Analysierbarkeit verstellen. Anhand der Lektüre einer Passage aus Adornos "Minima Moralia" vermag Erdle genau zu zeigen, wie Traumata als Orte der Unlesbarkeit konstruiert werden. Der Rückgriff auf psychoanalytische Traumatheorien (Freud), den Erdle unternimmt, und gleichzeitig die Freudsche Traumatheorie unter Rückgriff auf Benjamins Adaption in "Über einige Motive bei Baudelaire" vom Familiarismus der Psychoanalyse befreit, macht ihre Überlegungen paradigmatisch für eine kulturwissenschaftlich geschulte Lektüre des Gedächtnisses.

Im Anschluß an den Beitrag Erich Kleinschmidts kann Klaus Reichert zeigen, daß die grotesken Energien, die die Rede Hamlets in Shakespeares Stück durchziehen, vor allem solche des Vergessens sind: der inszenierte Verstoß Hamlets gegen das höfische Decorum setzt einen Oblivionismus sozialer Regeln voraus; sein Versuch, die Spuren der gebildeten Lektüre zu löschen, machen Shakespeares Text für Reichert zu einem Modell der Lesbarkeit der Grosteske unter mnemopoetischen Voraussetzungen.

Aleida Assmann arbeitet in ihrem Beitrag drei unterschiedliche Arten des Bildgedächtnisses heraus, denn die Frage nach der Medialität des Erinnerns und des Erinnerten ist konstitutiv für die Konstruktion des Gedächtnisses. Doch über diese Referenz an die von ihr und Jan Assmann begründete Kultursemiologie des Gedächtnisses hinaus kann Assmann zeigen, daß man die Präferenz für eine bestimmte Form des Mediums – Walter Pater bevorzugt die Mona Lisa Michelangelos, Prousts Swann die Fresken in der sixtinischen Kapelle, James Joyces Helden in "The Dead" Klänge und Photographien – als Ausdruck eines "männlichen Bildgedächtnisse" (S.298) lesen. Die Mnemotechnik verbindet sich bei Assmann auf innovative Art und Weise mit der Frage nach dem sozialen Ort des Geschlechts im Gedächtnis der Kultur.

Rudolf Käser verfolgt in seinem Beitrag "Metaphern der Krankheit" die "kulturspezifische Spaltung des Diskurses über das Pathologische" (S.323) im Prozeß der Modernisierung. Anhand von Susan Sontags "Illness as Metaphor", der Romane "Mars" von Fritz Zorn und "Fuß fassen" von Maja Beutler sowie einer Auswahl aus Texten von Brustkrebs-Patientinnen kann Käser die Metaphern der Krankeit in eine kulturtheoretische Perspektive integrieren, die in Ansätzen so etwas wie eine Poetologie des pathologischen Diskurses deutlich werden läßt.

Thomas Bönings "Dichtung und Wahrheit. Fiktionalisierung des Faktischen und Faktifizierung der Fiktion. Anmerkungen zur Autobiographie" zeigt, daß die Gattung der Autobiographie nicht nur einfach eine Gattung der Literatur ist, sondern sie vielmehr Grundprobleme der Wissenschaft von der Literatur verhandelt. Grundbegriffe wie Text und Kontext, der stets prekäre Status des Werkes, das Problem der Autorschaft, das Verhältnis von Individualität des Selbstausdrucks und Allgemeinheit des Sprechens machen die Beschäftigung mit der Autobiographie zu einer Beschäftigung mit der Literaturwissenschaft überhaupt.

In Auseinandersetzung mit dekonstruktivistischen Positionen (Paul de Man) kann Böning zeigen, daß das Autobiographische eine Lese- und Verstehensfigur nicht nur von Texten, sondern auch von Kulturen ist. Anhand einer dekonstruktivistischen Lektüre von Goethes "Dichtung und Wahrheit" und Nietzsches "Ecce homo", der Auseinandersetzung mit dem autobiographischen Pakt, wie er von Philipp Lejeune untersucht wurde, promoviert Böning die Autobiographie zur Quelle der Quellen. Allerdings bleibt die Frage, warum ein Wissen von der Literatur, ein Wissen von der Kultur auf dem Wissen des Menschen von sich selbst aufbaut in Bönings Studie eher unterbelichtet. In dieser Hinsicht wären zumindest Anmerkungen zur Tradition der Autobiographie und der Autobiographik, zum Verhältnis von Selbstthematisierung der Subjekte und Selbstbeschreibung von Institutionen wünschenswert. Denn diese Anmerkungen könnten im Sinne der generellen Zielsetzung des Bandes auch die Frage der Lesbarkeit von Kulturen, die ihr Archiv auf ständig fließende Tintenströme der Selbstprüfer aufbaut, stärker in den Blick nehmen.

Anthropologische Annäherungen
an die Wirklichkeit der Medien

In einem Band, der sich der Lesbarkeit der Kultur widmet und die Literaturwissenschaft zwischen Etnographie und Kulturtechniken situiert, dürfen die Medien nicht fehlen. Die Beiträge der den Band abschließenden Sektion sind aber keine medientheoretischen Exerzitien. Vielmehr situieren sie die Frage nach den Medien und der Medialität einer Kultur im Kontext einer historisch verortbaren Nachfragelogik. Es geht um Rückkopplungsverhältnisse zwischen Semantik und der Materialität der Medien, die die Wahrnehmungs- und Erfahrungsweisen kultureller Prozesse und Artefakte steuern. Die einzelnen Beiträge dieser Sektion versammeln geneaologische Erzählungen zur Entstehung der Kulturwissenschaft aus dem Geiste der Pathologie (Kittler) bis hin zur Auseinandersetzung mit der medialen Differenz zwischen Text und Bild (Kremer, Brandstetter), Musik und Sprache (Caduff).

In der Sektion, die sich den Medien und den Kulturtechniken der Lesbarkeit widmet, darf natürlich ein Beitrag nicht fehlen, der aus der >Tastatur< eines der Gründerväter der bundesrepublikanischen Medienwissenschaft stammt. Seit dem Erscheinen der "Aufschreibesysteme 1800 / 1900" verkörpert Friedrich Kittler die hardwarerorientierte Fraktion der Medienwissenschaft. In seinem Beitrag "Pest und Cholera. Die Geburt der Kulturwissenschaft aus dem Geiste historischer Pathologie" zeichnet er den "Umschlag von Literaturwissenschaft in Kulturwissenschaft" (S.377) nach. Justus Friedrich Carl Heckers "Tanzwuth in Deutschland und den Niederlanden" aus dem Jahre 1832 ist deswegen ein Gründungstext, weil er als einer der ersten versucht, Geschichte der Krankheiten mit der Geschichte der, wie es heißt, "wechselnden Gestaltungen des politischen und socialen Lebens" (S.379) in Verbindung zu setzen. Es geht Hecker darum, Ereignisse wie die Pest von 1348 in kulturellen Ritualen zu lesen: Epidemien wie die Pest werden zu "Tanzepidemien" (S.380). Im weiteren kann Kittler zeigen, daß Nietzsches "Geburt der Tragödie" sich als Exzerpt, Auseinandersetzung und Überwindung der Heckerschen historischen Pathologie lesen läßt.

Hans Jürgen Bachorski zeigt an einem Text aus der Mitte des 16. Jahrhundert die Möglichkeit einer "Dekonstruktion gängiger Weltbilder" (S.393) durch literarische Texte. Anhand der Kategorien Raum und Zeit, Maßverhältnisse / Kausalität, Körper / Identitätskonzepte und Kommunikation verweist er auf das Widerständige und Querstehende literarischer Kommunikation. Dekonstruktion wird bei Bachorski zu einem immanenten Funktionsprinzip der Texte selbst, darüber hinaus zeigt er, daß die Dekonstruktion ein gesteuertes Lektüreverfahren nicht nur von Texten, sondern vor allem von Lektüren darstellt. Dekonstruiert werden müßte, so Bachorksi, nicht nur der Text, sondern auch die Literaturwissenschaft selbst.

Daß Bücher ein Schicksal haben, ist bekannt. So geschieht es, daß aussagekräftige Titel zu Metaphern werden. So oder so ähnlich verhält sich mit dem Buch "Die zwei Körper des Königs" von Ernst Hartwig Kantorowicz. Sein auf die politischen und juristischen Probleme Englands im Mittelalter konzentriertes Buch, das nicht eine Metapher, sondern ein juristisches Problem im Blick hat, ist mittlerweile zum Bildspender geworden (oder wenn man so will auch verkommen). Das juristische Problem der zwei Körper des Königs (eines physischen Körpers, der hinfällig ist und stirbt und eines institutionellen Körpers, der unvergänglich und mit so unterschiedlichen Termini wie >Amt< und >Verwaltung< umschrieben werden kann) ist ein historisch einzigartiges Problem. Ingeborg Harms, deren Kantorowicz-Lektüre am Problem des Buches vorbeigeht, indem sie es auf die Vorgeschichte der eucharistischen Debatte verengt, übernimmt die Rede von den zwei Körpern des Königs und läßt sie zu den zwei Körper der Sprache werden, ohne daß auch nur an einer Stelle deutlich würde, welchen Part innerhalb der Sprache der physische Körper und welchen der institutionelle Körper spielt.

Die Theorie der Übersetzung von literarischen Werken hat ihren Ort, wie Utz zeigt, "im Zwischen-Grenzraum der Kulturen" (S.424). An diesem Ort gerät die Übersetzung zu einem Verfahren, das die "Differenz zwischen den Sprachen, die ihrerseits wieder das Differente in der eigenen Sprache sichtbar macht". (S.435) Anhand von E.T.A. Hoffmanns Erzählung "Der Sandmann" kann Utz die Modellhaftigkeit der Übersetzung für mögliche Lesbarkeiten der Kultur verdeutlichen.

Poetologien

Die Entscheidung der Herausgeber, auf theoretische Vorgaben zu verzichten und die Kulturwissenschaften in der Heteronomie ihrer Diszplinen arbeiten zu lassen, ist ein durchaus hervorzuhebender Zug des Bandes. Die große Zahl der Beiträge und ihre sowohl thematische als auch methodologische Heterogenität machen den Band daher zu einer >Enzyklopädie der Kulturwissenschaften<. Er zeigt, wie die unterschiedlichsten Disziplinen (Literaturwissenschaft, Ethnologie, Medienwissenschaft, Musikwissenschaft, Ethnologie, Anthropologie etc.) ihr spezifisches Wissen von >Kultur< perfomativ werden lassen.

Die Poetik einer Kultur ist – daran hat jüngst Joseph Vogl 14 erinnert – immer schon Poetologie ihres archivierten, transportierten, übertragenen Wissens. Poetologien sind Kartierungen von heteronomen Diskursfeldern. Ein empfindlicher Mangel des Bandes ist von daher das Fehlen sowohl eines Sach- als auch eines Personenregisters, das die unterschiedlichen Beiträge allererst miteinander vernetzen würde. Dieses Register würde seinerseits die Lesbarkeit des Bandes erheblich erleichtern.


Markus Steinmayr M.A.
Ruhr-Universität Bochum
Fakultät für Philologie
Germanistisches Institut
Universitätsstr. 150
D-44780 Bochum

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Ins Netz gestellt am 23.07.2002
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Anmerkungen

1 Die Legende will, daß die Studie "Geistewissenschaften heute" die Inititalzündung einer kulturwissenschaftlichen Reformulierung und institutionellen Neubegründung der Geisteswissenschaften gewesen sei (vgl. Wolfgang Frühwald / Hans Robert Jauß / Reinhart Kosseleck / Jürgen Mittelstraß / Burkhart Steinwachs. Geisteswissenschaften heute. Ein Denkschrift. Frankfurt / M.: Suhrkamp 1991).   zurück

2 Hartmut Böhme / Klaus R. Scherpe: Einleitung. In: H.B. / K.S. (Hg.): Literatur- und Kulturwissenschaften. Positionen, Theorien, Modelle. Reinbek: Rowohlt 1996, S.7–26, hier S.12.   zurück

3 Ebd.   zurück

4 Friedrich Kittler: Eine Kulturgeschichte der Kulturwissenschaft. München: Fink 2000, S.18. Vgl. die Rezension von Nicolas Pethes: http://www.iasl.uni-muenchen.de/rezensio/liste/pethes.html sowie die Sammelrezension von Petra Kuhnau in IASLonline:http://www.iasl.uni-muenchen.de/rezensio/liste/kuhnau.html    zurück

5 So Niklas Luhmanns Kommentar zur Tendenz gesellschaftlicher Selbstbeschreibung, sich auf althergebrachte Begriffe wie >societas civiliis< oder >communitas< zu beziehen, ohne daß diese analystisch etwas einbrächten. Vgl. Niklas Luhmann: Jenseits der Barbarei. In: N.L.: Gesellschaftsstruktur und Semantik. Studien zur Wissenssoziologie der modernen Gesellschaft. Bd. 4. Frankfurt / M.: Suhrkamp 1999, S.138–150, hier S.150.   zurück

6 Ebd.   zurück

7 Stephen Greenblatt: Kultur. In: Moritz Baßler (Hg.): New Historicism. Literaturgeschichte als Poetik der Kultur (Fischer Taschenbuch) Frankfurt / M. 1995, S.48–60, hier S.51.   zurück

8 Stephen Greenblatt (Anm. 7), S.56.   zurück

9 Vgl. Gerhard Neumann (Hg.): Poststrukturalismus. Herausforderung an die Literaturwissenschaft. Stuttgart, Weimar: Metzler 1997.   zurück

10 Vgl. Manfred Schneider: Bilder sind die Schrift der Idioten. Zur Frage der Gewalt und der Faszination von Gewaltbildern aus Anlaß des Films "Beruf Neonazi". In: Norbert Bolz u.a.(Hg.): Riskante Bilder. München: Fink 1994, S.11–26.   zurück

11 Immanuel Kant: Anthropologie in pragmatischer Hinsicht (1798). In: Werke in sechs Bänden, Bd.6. Hg. v. Wilhelm Weischedel. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft 1998, S.400.   zurück

12 Hans Blumenberg: Anthropologische Annäherung an die Aktualität der Rhetorik. In: H.B.: Wirklichkeiten in denen wir leben. Stuttgart: Reclam 1981, S.105–136, hier S.110.   zurück

13 Lothar Bornscheuer: Topik. Zur Struktur der gesellschaftlichen Einbildungskraft. Frankfurt / M.: Suhrkamp 1976, S.158.   zurück

14 Joseph Vogel: Einleitung. In: J.V. (Hg.): Poetologien des Wissens um 1800. München: Fink 1999, S.7–19.   zurück