Wischmann über Küster-Schneider: Texte im Fenster

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Antje Wischmann

Texte im Fenster

  • Christiane Küster-Schneider: Schaufenster Zukunft. Gesellschaftliche und literarische Diskurse im Zeichen der Stockholmausstellung 1930 (Rombach Wissenschaften. Reihe Nordica 4) Freiburg im Breisgau: Rombach Verlag 2002. 380 S. Kart. Eur (D) 39,90.
    ISBN 3-7930-9309-3.


Mit Schaufenster Zukunft 1 wurde eine umfangreiche, gründliche und nuancierte Studie zur Stockholmausstellung 1930 vorgelegt. Das Jahr 1930 markiert in der schwedischen Kulturgeschichtsschreibung den Beginn des Funktionalismus, wobei sowohl an ein ästhetisches und modernistisches Programm (z.B. funktionalistische Architektur) als auch an gesellschaftliche Umwandlungsprozesse zu denken ist, die über eine funktionalistische Ideologie legitimiert werden (u.a. Industrialisierung, Technisierung und Kommerzialisierung einschließlich ihrer Konsequenzen für Individuum und Gemeinschaft im schwedischen >folkhem<). In paradigmatischer Weise >inszeniert< und demonstriert die untersuchte Ausstellung Modernität.

Das Ereignis bietet sich zudem als Kreuzungspunkt von Diskursen dar, die Modernität >reflektieren< und sich wechselseitig kommentieren. Hierdurch wurde eine vielschichtige Diskussionslage geschaffen, die Küster-Schneider anhand einer Vielzahl heterogener Texte sowie Bild-, Ton- und Filmmaterialien rekonstruiert. Für die inszenierte Modernität ist die Leitfrage wesentlich, welche ihrer Aspekte offiziell beglaubigt werden sollten: Welche Objekte und Darbietungen sind dafür geeignet, auf exemplarische Weise schwedische Modernität zu repräsentieren?

Die reflektierte Modernität läßt sich besonders ergiebig anhand der Debatte über drei Festspiele analysieren, die anläßlich der Ausstellung in Auftrag gegeben wurden. Dabei sind die Texte selbst, aber auch der Auftrags- und Auswahlprozeß sowie die Rezeption dieser populärkulturellen Auftragsdichtung höchst aussagekräftig. Reflektierte Modernität ist das Schlüsselthema auch vieler weiterer literarischer Texte, die um 1930 verfaßt wurden und die Küster-Schneider in ihre Darstellung miteinbezieht. Indem gesellschaftliche und literarische Diskurse miteinander in Verhandlung treten, wird nachvollziehbar, daß Modernität in erster Linie ein kulturelles Phänomen ist, das ein spezielles kulturwissenschaftliches Interesse verdient und mit Hilfe einer entsprechenden Methodik erschlossen werden sollte.

Der Blick durch die Fenster

Die reiche Metaphorik des Fensters und seine vielfältige ideologische Instrumentalisierung in der öffentlichen Debatte ermöglichen der Verfasserin, Ambivalenzen der Modernisierung zu benennen und sich jenseits einer dichotomischen Argumentationsstruktur von fortschrittlich-modern versus rückschrittlich-traditionell zu bewegen. Funktionalistische Architekten und >Gesellschaftsplaner< wollten ein Fenster zur Zukunft eröffnen, konkret und im übertragenen Sinne.

Der Topos von Licht, Luft und Offenheit bestimmt vor allem das heute überlieferte positive Bild der funktionalistischen Bauweise. Wird hervorgehoben, daß diese Transparenz sowohl städtebaulich als auch gesellschaftspolitisch verordnet sei, treten negative Konnotationen der Zwangsgemeinschaft, Standardisierung oder sozialen Überwachung hinzu. Dieser Auffassung nach befinden sich öffentlicher, >einsehbarer< Raum und intimer Privatraum in einem Mißverhältnis; die Intimsphäre wird verdrängt.

Die Verfasserin betont, daß auch der psychoanalytische Blick nach innen, das "Fenster zur Seele", mit Kontrolle in Verbindung gebracht wurde und Skepsis hervorrief (siehe die Vorbehalte gegen eine sogenannte Psychotechnik). Beispielsweise wurden die Kollektivhäuser – ursprünglich mit dem Ziel angelegt, die Berufstätigkeit der Frauen mit der Versorgung der Kinder zu vereinbaren und die Bevölkerungsstatistik auf diese Weise wieder anzuheben – in der öffentlichen Debatte als ein Indiz für eine erstarkende staatliche Bevormundung gedeutet. Kollektivhäuser erhielten damit den Anstrich sozialistischer Bauvorhaben, die eine Standardisierung der Verhaltensmuster der Bewohner anstrebten.

Das temporäre Stockholmer Ausstellungsgebäude mit seinen zahlreichen Schaufenstern ist als eine Homologie des in Entstehung begriffenen schwedischen >folkhem< aufzufassen. Es kann einerseits fürsorglich und familiär gestaltet sein, andererseits auch wie ein Babelsturm oder wie ein niemals vollendbares, utopisches Gebäude wirken. Als internationale Messe und >Fenster zur Welt< stellt die Stockholmausstellung Warenästhetik und Reklame in den Dienst der nationalen Imagepflege und der ökonomischen Stabilisierung. Es gilt nicht nur, Schwedens Position als Handelspartner zu stärken, sondern auch auf die besonderen, national begründeten Tugenden schwedischer Arbeiter aufmerksam zu machen. Die funktionalistischen Produkte und Ideologien werden zur Schau gestellt; in einem vorteilhaften Licht, aber auch in ambivalenter Beleuchtung, wie die Ausstellungsfestspiele verdeutlichen.

Das Ziel, mit den technischen Errungenschaften den Fortschritt der Nation zu demonstrieren (der Blick der anderen durch das Fenster hinein), ging auch mit dem Entwurf eines Fremdbildes auf das Schwedische einher, das in der Teilausstellung Svea Rike kulminierte. Diese Ausstellung wird von der Verfasserin als wichtiger Intertext herangezogen. Die rassenbiologische Porträtgalerie von Svea Rike eröffnet den Blick auf die totalitären Züge, die sich innerhalb einer sozialdemokratischen Gesellschaft entwickeln konnten.

Da mit dieser auf die beiden nächsten Jahrzehnte verweisenden Problematik der Zeitrahmen der Untersuchung überschritten wird, bleibt Küster-Schneider bei der Beschreibung der Schattenseiten und ethischen Verfehlungen der Modernisierung etwas vage: Sie stellt fest, "daß eine überzogene Demokratisierung, so widersprüchlich und falsch dieser Satz zunächst auch anmutet, menschenverachtende Züge besitzen kann" (S. 48) und daß "der Funktionalismus [...] in letzter Konsequenz als die Vorbereitung eines sehr wirkungsvollen Systems zur Anpassung und Indoktrination von Menschen angesehen werden" kann (S. 326).

Ausgehend von der im New Historicism vertretenen Annahme der >Theatralik der Kultur<, die angesichts der Inszenierungsthematik besonders passend erscheint, und Clifford Geertz' Kulturmetapher eines >selbstgesponnenen Bedeutungsgewebes< untersucht Küster-Schneider ihr heterogenes Textkorpus. Ihre Perspektive ist diskursanalytisch, und die Zielvorgabe lautet entsprechend, die "diskursiven Regelmäßigkeiten" des Textmaterials zu "rekonstruieren". Diese Absicht ließe sich auch mit der Frage umschreiben, wie sich das kulturelle Phänomen Modernität konstituiert und welche Komponenten ausgewählt und verknüpft werden. Ebenso könnten die >Dispositive der Macht< als Fenster bzw. Fensterrahmen verbildlicht werden.

Die Festspiele
der Stockholmausstellung

Ein besonderes Verdienst der Verfasserin ist die Wiederentdeckung eines verschollenen Festspiels: Stjärnan i triangeln (Der Stern im Dreieck) von Isaac Grünewald (Bild) und Bertil Malmberg (Text). Zur Dokumentation der Festspiele sind 12 Abbildungen in die Arbeit eingefügt, die außerordentlich interessante Zeitdokumente darstellen; über Grünewalds Bühnendekoration geben Abb. Nr. 2, 5, 7, 12 und das Titelbild Auskunft, das sich der seltenen Projektionstechnik des Skoptikonbildes bedient.

Das Grundlagenmaterial setzt sich aber auch aus vielen weiteren unveröffentlichten Texten wie Briefen, Protokollen, Entwürfen, Verträgen, Empfehlungen, Absprachen, Gutachten, Kostenvoranschlägen, Rechnungen und dergleichen zusammen (siehe das 50seitige Quellenverzeichnis). Neben den einschlägigen Bibliotheken wurden das Theatermuseum Drottningholm, das Stockholmer Stadtarchiv und das schwedische Reichsarchiv (Riksarkiv) aufgesucht. Forschungsarbeiten und literarische Publikationen werden im Quellenverzeichnis mit "Andere Literatur" überschrieben, eine etwas verwirrende Bezeichnung, die aber auf das Bestreben zurückgeht, die Texte nicht auf anachronistische Weise in Primär- und Sekundärliteratur aufzuteilen, sondern ihnen einen gleichrangigen Status zu verleihen.

Die Analyse der drei erwähnten Festspiele macht das Kernstück der Arbeit aus und bietet eine überaus spannende Lektüre. Ihrem methodischen Ansatz entsprechend führt Küster-Schneider keine herkömmlichen Werk- oder Textanalysen durch, sondern analysiert die Festspieltexte – einschließlich ihrer Vorfassungen, Umarbeitungen und / oder Aufführungen –, indem sie diese in vier Diskursbereiche einbettet und mit anderen thematisch verwandten Texten in Beziehung setzt. Die vier Diskursbereiche lauten: Technik (Kap. 5), Psychoanalyse (Kap. 6), die >neue Frau< (Kap. 7) und nationale Typisierung (Kap. 8; s. Inhaltsverzeichnis).

Folgende Auftragsformulierung läßt sich für die Ausstellungsspiele rekonstruieren:

Auf einem leeren Platz sollte unter schwierigen Arbeitsbedingungen und mit eng gesteckten finanziellen Grenzen etwas Prachtvolles, Künstlerisches, Monumentales, Erzieherisches und Festliches zu einem funktionalistischen Thema zustande gebracht werden (Eva Sundler, 1975, zitiert nach Küster-Schneider, S. 81).

Hjalmar Bergman:
Spelet om flickan och frestelsen

Die erste Fassung des Festspiels von Hjalmar Bergman kam aufgrund interner Konflikte der Veranstalter und terminlicher Schwierigkeiten nicht zur Aufführung. Der Autor arbeitete das Stück zu einem Hörspiel um, in das er die im Vorfeld der Ausstellung entstandenen Konflikte einbezog und den Ausstellungsleiter Gregor Paulsson als Wachtmeister-Gestalt karikierte. In der Hörspielfassung Spelet om flickan och frestelsen (Das Spiel um das Mädchen und die Versuchung) 2 erreichte das Stück, das noch vor Ausstellungsbeginn gesendet wurde, ein wesentlich größeres Publikum, als wenn es zur Aufführung gebracht worden wäre. Interessanterweise arbeitet das Stück die Situation der Festspielinszenierung innerhalb der übergeordneten Inszenierung der Ausstellung deutlich heraus (>Spiel im Spiel<).

Isaac Grünewald / Bertil Malmberg:
Stjärnan i triangeln

Das unveröffentlichte Festspiel Stjärnan i triangeln verfügt über eine knappe Textgrundlage, weil Bild, Musik und Choreographie im intermedialen Zusammenhang des Gesamtkunstwerks von übergeordneter Bedeutung sind. Da sich der Maler Isaak Grünewald in seinen Stockholmbildern und der Dichter Bertil Malmberg in seiner Dichtung bereits mit dem neuen Thema der Urbanität befaßt hatten, wurde das Stück zu einer Huldigung an die moderne Weltstadt Stockholm.

Die Ästhetik der Technik wird durch leitmotivische geometrische Formen in Bühnenbild, Choreographie und Kostümgestaltung verherrlicht, die eine Abbildung der sich aus dem Urchaos allmählich herausbildenden Ordnung der Welt darstellen. Dieser Prozeß wird veranschaulicht durch die interagierenden Formen Kone, Sphäre, Zylinder, die sich schließlich zu einem Stern verdichten (vgl. S. 64–66). Die Geometrie dient dazu, die ordnungsstiftende Macht der Technik positiv herauszustellen, die eine Balance zwischen Zivilisation und Natur schafft. Das mögliche Gegensatzverhältnis von Technik und Natur wird vermieden oder aufgehoben, so als wären Industrialisierung und Technisierung bereits natürlicher Teil der >Evolution< des schwedischen Volkes. Es wird als Merkmal des Schwedischseins aufgefaßt, der Technik auch positive Komponenten der Natur einzuverleiben. 3 Über Einzelheiten der tatsächlich durchgeführten Aufführung liegen jedoch nur wenige Angaben vor.

Sigfrid Siwertz:
Det stora bygget

Sigfrid Siwertz' Stück Det stora bygget (Das große Gebäude) 4 wurde von den Veranstaltern u.a. deshalb favorisiert, weil es rechtzeitig eingereicht wurde und an den Erfolg von Siwertz Roman Det stora varuhuset (Das große Warenhaus) von 1926 anknüpfen sollte. Dieses zugängliche Festspiel möchte ich etwas genauer kommentieren, da noch andere Akzente gesetzt werden können als in Küster-Schneiders Analyse.

Das große Unbehagen
im unfertigen Gebäude

Das Bühnenbild dieses Festspiels besteht aus sechs Schaufenstern auf drei Etagen und einem unfertigen, nicht überdachten Obergeschoß in der Art eines Rohbaus. Die Bühnenarchitektur ist damit gleichermaßen Homologie der Stockholmausstellung wie des >folkhem<. Das Stück umfaßt 46 Seiten und ist, was die Verfasserin versäumt zu erwähnen, von der skandinavischen Revuekultur beeinflußt. Ein Moderator, der "himmlische Conferencier" organisiert und kommentiert Handlung und Dialoge. Hierbei treten Figuren auf, die verschiedene Institutionen repräsentieren, einmal gesellschaftliche Modernisierungsträger: die Reklamefirma Fulgus-Victoria, die Baustoffirma Amollit, die Textilfirma >Weltkonfektion<, der Ingenieur, der Politiker, der Geschäftsmann, der Genius des Rades, die Michelin-Männer und die Roboter.

Die Repräsentanten unterschiedlicher gesellschaftlicher Gruppen, wie z.B. die jungen Frauen oder Mütter sowie die jungen und die reifen Männer sind fragende Zweifler, die der technisierten und kommerzialisierten Lebensweise skeptisch gegenüberstehen und nach Orientierung suchen. Den selbstbewußt auftretenden Repräsentanten der Fachdiskurse werden damit >volkstümliche< Modernisierungsskeptiker in verschiedenen Lebensphasen gegenübergestellt. Das junge, wohnungssuchende Paar inkorporiert die Heimatlosigkeit, die als ein >Unbehagen an der Moderne< umschrieben wird.

Der >philosophische Flaneur<

Besondere Beachtung erfordert der einzige >Literat< im Stück, der sogenannte philosophische Flaneur. Er beklagt sich über die akustische Reizüberflutung in der Stadt: "Sogar das Schweigen wird man bald künstlerisch darstellen müssen." (Det stora bygget, S. 20). Mit dieser kleinen Bemerkung teilt diese Figur dem literarischen Diskurs eine zivilisationskritische und >Natürlichkeit< bewahrende Aufgabe zu. Der Flaneur befürchtet, daß sich die ästhetischen Ausdrucksformen dem kapitalistischen Prinzip werden unterordnen müssen und daß auch die Literatur skrupellos kommerzialisiert wird. Die Form würde bald den Inhalt vorgeben, d.h. eine bedrohliche Entindividualisierung und Vereinheitlichung steht in Aussicht. Der Flaneur zeigt Verständnis dafür, daß sich die Bevölkerung – angesichts der quälenden Verunsicherung – von der Psychoanalyse Heilung und Linderung erhofft (vgl. ebd. S. 29). (Dieses Verständnis befindet sich in einem Spannungsverhältnis zur Freud-Parodie des Dr. Famos im selben Festspiel.) Die Verfasserin schenkt dem Flaneur als Repräsentanten des literarischen Diskurses keine besondere Bedeutung und sie ordnet die Psychoanalyse eher einem naturwissenschaftlichen Diskursstrang zu.

Auch wenn der Flaneur kein auffälliges Sprachrohr ist, positioniert er den literarischen Diskurs doch als einen gegenläufigen, modernisierungskritischen Diskurs. Nach dem dramatischen >Krisentanz< der stolpernden und übereinander herpurzelnden Roboter, die eine menschliche Rolle fordern, ruft der Conferencier die genialische Zukunftsgöttin Manjana um Hilfe an. Sie bietet dem Flaneur Anlaß zur trostreichen Feststellung, daß das derzeitige Leben der Menschen aus Manjanas Zukunftsperspektive bereits Erinnerung und Fiktion sei (vgl. ebd.,
S. 39 f.).

Das Übergangsstadium und der Weg in die Modernisierung sind nur in Form einer Zwischenbilanz darstellbar, wie sie diese Festspiel-Revue fixieren kann. Auch die anachronistisch wirkende Erlöserfigur Manjana, die ihre kleinen Schwestern der Träume als Hoffnungsträger auf der Erde zurückläßt, wo sie sich den technischen Tänzerfiguren erfolgreich entgegenstellen, verweist auf einen >Fiktionsbereich<, der allerdings den Modernisierungsskeptikern eine eher schale Versöhnung offeriert: "Die Zeit wird kommen, da das Rad Freiheit für Euch alle spinnen wird" (S. 43). Dieses Versprechen, oft mit der Formel >emanzipatorische Moderne< umschrieben, wirkt in Siwertz' Stück kaum überzeugend, eher geflissentlich eingefügt, als eine Verneigung vor den Veranstaltern, wie auch Küster-Schneider kritisch anmerkt.

Das Schlußbild von Det stora bygget zeigt, wie sich alle Tänzer etwas unvermittelt zu einer harmonischen Blütenform arrangieren: Technik als positive Fortsetzung der Natur, d.h. als >gute Kultur<. Das Menschlich-Individuelle und Erfahrungsbasierte wird – wie die Verfasserin feststellt – in diesem Festspiel an ein weibliches Prinzip gebunden. Die "Vor-Sängerin der Mütter" bittet die "Maschinenmänner" um Gnade und ermahnt sie, die Weiblichkeit nicht an den "harten Kanten" (der technischen Zivilisation) zu zerbrechen (vgl. ebd., S. 11). Die neue Frau tritt hier nur als wenig geistreiches, kokettes Mannequin auf, das einen prototypischen Körper wie eine Schaufensterpuppe hat und sich einfältig darauf einstellt, in hundert Jahren mit einer Maschine zu flirten (vgl. ebd., S. 13). Die jungen Männer kündigen an, daß sich mit Manjanas Fantasiehilfe der dröhnende Gesang des Rades in eine Herzensmelodie verwandeln könne (vgl. ebd., S. 44).

Der Ausverkauf der Ordnungsvorstellungen und Ideologien wird besonders vehement und zynisch am Beispiel der technischen Parteizentrale von Det stora bygget vorgeführt, die sich manipulative Werbestrategien zu nutze macht und sowohl Propaganda, Parteiprogramme und Wahlmechanismen feilbietet. In dieser Darstellung gehen die Amerikanisierung der Alltagskultur und die politische Diktatur eine Synthese ein. Angesichts der fast defätistischen Untertöne dieses Festspiels stellt sich die Frage, ob sich das kritische Potential während der Aufführung eigentlich entfalten konnte.

Aufführungstechnische
Unzulänglichkeit

Ein wichtiger Hinweis der Verfasserin ist die aufführungstechnische Unzulänglichkeit der beiden schließlich ausgewählten Stücke, die zu unfreiwilligen Verfremdungen führte.

Die Tänzer in Det stora bygget sollten bei der Freilichtaufführung nicht selbst sprechen, sondern dieser Part wurde von separaten Sprechern (mittels Mikrofon und Lautsprecher) übernommen. Die Übertragung gelang jedoch nicht zeitlich synchron und auch sonst in nicht zufriedenstellender Weise, so daß unfreiwillig ein bedeutungstragender Abstand zwischen Bühnengeschehen und Sprechtext entstand. Aus diesem Grund muß der versöhnende Auftritt der Zukunftsgöttin Manjana in Det stora bygget für das Publikum um so merkwürdiger, vielleicht auch anachronistischer gewirkt haben: Die Menschheit wird in der Handlung des Festspiels von ihrem "Technisierungskomplex" (Küster-Schneider, S. 114) erlöst, von einer Gestalt, die sich in einen tanzenden und in einen sprechenden Körper aufgeteilt hat! Auch die Moderation des himmlischen Conferenciers, dessen Rollenbezeichnung sich auch auf den Durchbruch des >Äthermediums< Radio beziehen ließe, trat sicher bei der Aufführung hinter den visuellen Effekten der in Unruhe versetzten Statistenmenge zurück.

Was die pro-funktionalistische Zeitschrift acceptera lautstark verkündete, nämlich den Aufbruch in die neue Zeit und die Bereitschaft zur grundlegenden gesellschaftlichen Veränderung, fällt in diesem Stück mehr als verhalten aus: Ein Arrangieren mit den neuen Verhältnissen, unter Beibehaltung privater und wertekonservativer Traumvorstellungen, fast so als ob eine tendenziell eskapistische, in die bürgerliche Intimität driftende Haltung empfohlen würde, die die ratlose Menge aus der brausenden großstädtischen Öffentlichkeit errettet. Der Großstadt- und Verkehrslärm, der in den Regiebemerkungen explizit erwähnt ist, wurde bei der Aufführung ausgespart, eventuell mit Rücksicht auf die komplizierte und bereits schlecht funktionierende Stimmwiedergabe.

Drei Stücke in vier Fenstern

Küster-Schneiders Analyse der Stücke in der Reihenfolge der vier genannten Diskursfelder verzahnt die Festspiele mit anderen Texten, vergleicht die unterschiedlichen Fassungen und Kommentare, zieht vielfältiges literarisches und journalistisches Material heran. Obgleich diese Darstellung überaus gelungen ist, stellt sich bei der Lektüre mitunter der altmodische Wunsch ein, mehr Informationen und Abbildungen zu den interessanten Festspielen gesammelt in einem Kapitel zu erhalten. 5 Durch die Berücksichtigung vieler, ineinander greifender Faktoren entsteht auch die Schwierigkeit, die Informationen lesefreundlich abzustimmen. Die Gewichtungen der Stücke in der Analyse und die Textvergleiche sind jedoch gut strukturiert, so daß bewundernswerterweise keinerlei Redundanzen entstehen. Eine weitere Herausforderung ist der insgesamt geglückte Versuch, ein didaktisches >timing< zu halten, da in jedem der vier Kapitel meist alle drei Stücke wieder herangezogen werden. Allerdings erfolgen die Angaben zum Manuskriptvergleich und zur Aufgabenstellung der Festspiele (vgl. Küster-Schneider, S. 145 u. 149) mit einer gewissen Verspätung.

Zur Psychoanalyse

Während Küster-Schneider in der Einleitung die Psychoanalyse als einen Nachbardiskurs des naturwissenschaftlichen und des medizinischen Diskurses präsentiert, fächert sie die Anwendungsbereiche des popularisierten psychoanalytischen Diskurses im 6. Kapitel weiter auf. Dadurch wird ersichtlich, daß Freud in Schweden sowohl pro- als auch anti-funktionalistisch, z.B. im Sinne der individuellen Befreiung in der primitivistischen Literatur, rezipiert wurde.

Die rasch übersetzten Texte Das Unbehagen in der Kultur (dt. 1930, schwed. 1932) und Die Zukunft der Illusion (dt. 1927, schwed. 1928) messen einer vernunftbegründeten Lebenseinstellung große Bedeutung bei und wurden daher im Sinne eines rationalen Funktionalismus rezipiert. Die Psychoanalyse verliert die Eigenschaften eines Spezialdiskurses, einer Fachdisziplin: "Die Antworten, die sie [die Psychoanalyse] bereithielt, konnten eine wissenschaftliche Beweisführung und die Tiefe eine Lebensanschauung miteinander vereinbaren". 6 Dem literarischen Diskurs ist als Metadiskurs das Vermögen zu eigen, diese Ambivalenz auszugestalten: So demonstriert Karin Boye in der Kurzgeschichte Mammas duktiga flicka (Mammas tüchtiges Mädchen), 7 wie es einer Krankenschwester gelingt, durch eine psychoanalytisch inspirierte Gesprächsform ein Mädchen vorübergehend dem neurotischen Einfluß seiner Mutter zu entziehen, während in Boyes Zukunftsroman Kallocain (Kallocain, 1940) das Gedankenexperiment vorgeführt wird, wie sich eine staatliche Überwachung des Unterbewußtseins auswirken könnte. Gerade in diesem Roman wird in der Tat das >Fenster nach innen< als eine bedrohliche Option der Überwachung dargestellt. In auffälliger Weise ist es damit eher Freuds verspätet rezipiertes Werk Die Traumdeutung (dt. 1900, schwed. 1927), das in Schweden die literarische Darstellung eines aus bürgerlichen Zwängen befreiten Individuums inspiriert, das sich neuen ästhetischen und erotischen Impulsen ausgesetzt sieht.

Mit anderen Worten: Das Frühwerk wurde vornehmlich vom literarischen, das Spätwerk vom sozialwissenschaftlichen und journalistischen Diskurs popularisiert. Diese interdiskursive Entfaltung der Psychoanalyse belegt auch das Pionierwerk des Freud-Übersetzers John Landquist über Gustaf Frödings Dichtung (1916), das eine eigene psychoanalytisch-literaturwissenschaftliche Forschungsrichtung begründete.

Die >Neue Frau<

Hinsichtlich des Diskursfeldes der >Neuen Frau< kommt Küster-Schneider zu dem Ergebnis, daß die Ausstellung von traditionellen polaren Geschlechterkonzepten beherrscht bleibt, wie sie auch das oben erläuterte Festspiel Det stora bygget dominieren. Auch als Mitwirkende bei der Ausstellung hatten Frauen kaum Einfluß (vgl. Küster-Schneider, S. 221). Das Weibliche wird als modernisierungswiderständig (hier im positiv gemeinten Sinne), als emotionales und naturverbundenes Korrektiv zur Technisierung sowie als >moralisches Kontinuum< aufgefaßt. Auf diese Weise können sich weiblicher Körper und weibliche Psyche der Rationalisierung widersetzen: Im Verhältnis zu den planvoll errichteten Ordnungsstrukturen können sie für eine anheimelnde basale Nicht-Ordnung garantieren.

Vor diesem Hintergrund bleibt es erstaunlich, wie sich der "Alltagsmythos der >neuen Frau<" (ebd., S. 203; vgl. auch S. 266) eigentlich verbreiten konnte. Das Ideal der neuen Frau wurde vornehmlich im journalistischen Diskurs und in der breiten Populärkultur lanciert, in der sich Ende der 1930er Jahre eine massenkulturelle Verflachung des ursprünglich provokanten Typus beobachten läßt. Auch für diesen Bereich stellt Küster-Schneider einen Vorsprung des literarischen Diskurses fest, was die Differenziertheit der problematisierten Geschlechterkonzepte betrifft. Den auf Zeitungsfotos abgebildeten strahlenden Models stehen in vielen literarischen Texten kostspielige Luxushausfrauen gegenüber, die sich trendgerecht in ein funktionalistisches Interieur einfügen, aber wie zuvor gesellschaftlich marginalisiert bleiben (siehe Boyes Kurzgeschichte Ur funktion). 8 Der von Küster-Schneider untersuchte Emanzipationsroman Kamrathustru von Dagmar Edquist (1937) endet sowohl glücklich als auch desillusionierend, indem die berufstätige Frau nach ihrer Heirat der Öffentlichkeit wieder entzogen wird und die komplementäre Arbeitsteilung in der Firma der Ehe fortsetzt.

Nationalistische Aufladung

Das letzte Kapitel ist der nationalistischen Aufladung des Funktionalismus gewidmet, der mit Rasseschau in der Ausstellung Svea Rike seinen maliziösen Höhepunkt erreichte. Der Redakteur von Svea Rike, der umstrittene Autor und Journalist Ludvig Nordström, hatte eine >Totalismus<-Utopie entwickelt, die die Entstehung einer universellen Weltstadt voraussah. Vor dem Hintergrund von Massenarbeitslosigkeit und Wirtschaftskrise schien die Vision einer freien Migration von Arbeitskräften attraktiv, wobei die nationalspezifischen Tugenden der schwedischen Arbeiter im Rahmen der Ausstellung hervorgehoben werden sollten.

Die Parallelen zur heutigen Zeit veranlassen die Verfasserin, Verbindungen zu den Ängsten und Versprechungen herzustellen, die das Phänomen der Globalisierung heute begleiten, und die aktuellen rassistischen Tendenzen auf die schwedische Debatte der 1930er Jahre zu beziehen. Nordströms Texte für die Rasseschau setzen den Aufstieg der nordischen Rasse zur Elitenation mit dem industriellen, gerade auch medientechnologischen Fortschritt (Pressewesen, Radio) analog und überbrücken den Widerspruch zwischen der nationalen Institution eines spezifisch schwedischen >folkhem< und der internationalen Ausrichtung des Funktionalismus. Auf diese Weise gelang es ihm und anderen Diskutanten, schwedische Mentalität und Funktionalismus als zwei Seiten einer Medaille zu präsentieren.

Küster-Schneider hätte in diesem brisanten Kapitel noch deutlicher herausarbeiten können, wie die kollektivistische Botschaft des Funktionalismus von Vertretern wie Nordström aus dem Konnotationsbereich des Sozialistischen entfernt und statt dessen in der Kategorie Ethnizität verankert wird: "Die Individuen verschwinden, doch die Rasse lebt" (Bildtext in der Porträtgalerie, zitiert nach Küster-Schneider, S. 286). Die Verfasserin zeichnet nach, wie das Profit- und Effizienzdenken (Taylorismus) sogar die "Qualitätskontrolle des Menschenmaterials" (ebd., S. 287) rechtfertigen sollte und wie eine rhetorische Transformierung markwirtschaftlicher Kräfte in militärische Kräfte vollzogen wurde (vgl. S. 307).

Die Autorin will uns bewußt machen, daß auch in der postindustriellen Umbruchsgesellschaft die Erfahrung krisenhafter Modernisierung vorherrscht. Die gefährlichste Komponente des Funktionalismus bestehe in der "bedingungslosen Akzeptanz der eigenen Gegenwart" (ebd., S. 326).

Anknüpfungsmöglichkeiten

Zwischen einer inszenierten und einer reflektierten Modernität hätte in der Studie noch stärker unterschieden werden können, um deutlicher zu machen, warum die Ebene der Reflexion gerade das Charakteristikum literarischer Texte ist und eben nicht vorrangig solcher Texte, die den gesellschaftlichen Diskursen zugerechnet werden und die zum Teil proklamieren statt reflektieren. Das von der Verfasserin angenommene Merkmal des literarischen Diskurses "Originalität und freie Wahl der zu vertextenden Elemente" (S. 103) reicht zur Bestimmung des Reflexionspotentials noch nicht aus. Dies ist in der Sprachkritik und in der interdiskursiven Beschaffenheit des literarischen Diskurses begründet, der sich Elemente aus anderen Fachdiskursen aneignet, diese popularisiert und mehrdeutig gestaltet und dadurch mit neuen Konnotationen versieht. Im Verhältnis zu vielen anderen Diskursen kann Literatur auf diese Weise meta-kommentierend eingesetzt werden.

Um ein Beispiel aus einem der Ausstellungsspiele aufzugreifen: Das in der Reklame auftretende Michelinmännchen hat im Vergleich zu den tanzenden Michelinmännern in Det stora bygget (in Kooperation mit gesprochenem Text, Musik, Bühnenbild etc.) eine reduzierte Funktion. Indem diese Figur als Akteur im Festspiel eine >poetische Funktion< (R. Jakobson) erhält, erscheint das einem anderen Diskurs entnommene figurative Reklamelogo mehrdeutig (>ver-uneindeutigt<) und verfremdet. Weiterhin sind Intertextualitätsbeziehungen herstellbar, die ein Reklamebild unmittelbar nicht aktivieren würde: Die Zuschauer könnten sich an das Figurenballett des Bauhaus-Künstlers Oskar Schlemmer erinnern, dessen voluminöse und starre Kostüme die Beweglichkeit einschränken und die Schauspieler zu einem starren, maschinellen Tanz zwingen.

Literatur ist anderen >Dispositiven der Macht< unterworfen als andere Diskurse. Dies korrespondiert auch mit einem der Untersuchungsergebnisse der Verfasserin, daß ausgerechnet dasjenige Festspiel abgesetzt wurde, das auftragsgemäß funktionalistische Ideologie zumindest ansatzweise transportierte (Hjalmar Bergman: Festspelet), und Siwertz' Det stora bygget zugelassen wurde, obgleich dieses Stück gerade Modernisierungsängste formulierte. Keines der Stücke ordnet sich ganz dem Auftrag unter, pro-funktionalistische Ideologie zu vermitteln, sondern die Festspiele "experimentieren mit den Möglichkeiten industrieller Entwicklung" (ebd., S. 320).

Die Darstellungsweise von Schaufenster Zukunft, Unterschiede zwischen Textsorten, Gattungen und Spezialdiskursen einzuebnen, 9 ist für diese Untersuchung produktiv und überzeugend. Eng mit ihrer Feststellung verbunden, daß "die Ambivalenzen des Textmaterials die Illusion eines >roten Fadens<" zerstören (S. 21), ist das Vermögen dieser Arbeit, nicht nur ein außergewöhnlich interessantes Textmaterial zu entdecken und zu erschließen, sondern die Ambivalenzen der Modernität intensiv und anschaulich herauszuarbeiten.


Antje Wischmann
Södertörns högskola
Box 4101
S - 14104 Huddinge

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Ins Netz gestellt am 02.06.2003
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Diese Rezension wurde betreut von unserem Fachreferenten Prof. Dr. Annegret Heitmann. Sie finden den Text auch angezeigt im Portal Lirez – Literaturwissenschaftliche Rezensionen.

Redaktionell betreut wurde diese Rezension von Karoline Hornik.


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Anmerkungen

1 Inhaltsverzeichnis: 1. Einleitung | 2. Ein Fenster zur Welt: Eine Zeit und ihre Architektur | 3. Methodische Ansätze der Kulturanalyse und ihre Übertragbarkeit auf das Schweden der 1930er Jahre | 4. Eine kurze Geschichte der Ausstellungsfestspiele | 5. >acceptera<: Mensch und Industrialisierung | 6. Eine späte Entdeckung: Freud und die Psychoanalyse in der kulturellen Debatte | 7. Die >neue Frau<: Weiblichkeitskonzepte auf dem Prüfstand | 8. Unerschrocken – unterentwickelt: Selbst- und Fremdbilder zwischen Natur und Fortschritt | 9. Zusammenfassung    zurück

2 Bergman, Hjalmar: "Ett festspel". In: Ders.: Samlade skrifter. Radiodramatik. Ett proverb, ett festspel. Stockholm 1958, S. 139–176.   zurück

3 Diese natur-integrative Haltung, die im Verhältnis zu anderen europäischen Begriffsauffassungen einzigartig ist, läßt sich auch in einigen schwedischen und finnischen Definitionen von Urbanität nachweisen.   zurück

4 Siwertz, Sigfrid: Det stora bygget. Stockholm: Bonniers 1930.   zurück

5 Diesen Wunsch hat sich die Rezensentin im vorausgegangenen Abschnitt selbst erfüllt.   zurück

6 Luttenberger, Franz: Freud i Sverige. Psykoanalysens mottagande i svensk medicin och idédebatt 1900–24. Stockholm: Carlssons 1989, S. 314.    zurück

7 Boye, Karin: "Mammas duktiga flicka". In: Dies.: Ur funktion. Noveller. Stockholm: Bonniers 1940, S. 135–157.   zurück

8 Boye, Karin: "Ur funktion". In: Dies: Ur funktion. Noveller. Stockholm: Bonniers 1940 [1935], S. 5–21.   zurück

9 Die Aufteilung der Diskursstränge bzw. die Bündelung der Texte als Diskursfragmente in sozialpolitische, funktionalistische und literarische Diskurse (siehe Küster-Schneider, S. 137) stellt die Verfasserin vor Probleme, die für den diskursanalytischen Ansatz generell charakteristisch sind:
Die Diskursgrenzen müssen (meist von den Forschenden selbst) u.a. institutionell, thematisch oder über bestimmte Produktions- und Rezeptionsbedingungen hergeleitet und damit konstruiert werden. Auch lassen sich die diskursiven und nicht-diskursiven Praktiken, wie Küster selbst im Methodenkapitel anmerkt, nicht immer trennscharf voneinander unterscheiden. Wie die leicht abweichenden Untertitel der Untersuchung auf dem Titelblatt und der ersten Seite der Arbeit verraten, war sich die Verfasserin dieser Schwierigkeit durchaus bewußt ("Gesellschaftliche und literarische Diskurse im Zeichen der Stockholmausstellung 1930" / "Die Stockholmausstellung 1930 als literarisches und gesellschaftliches Ereignis").   zurück