Wittmann über Haefs: Aufklärung in Altbayern

Reinhard Wittmann

Bayerische Aufklärungsliteratur

  • Wilhelm Haefs: Aufklärung in Altbayern. Leben, Werk und Wirkung Lorenz Westenrieders. Neuried: Ars Una Verlag 1998. 1178 S. Gb. DM 348,- ISBN 3-89391-352-1

Inhalt

Lorenz Westenrieder - Bayerns bedeutendster Schriftsteller im 18. Jahrhundert | Leitlinien von Westenrieders Denken | "Baierische Beyträge zur schönen und nützlichen Litteratur" - Westenrieders publizistisches Hauptwerk | Zur Poetik Westenrieders | "Leben des guten Jünglings Engelhof" - der erste bayerische Originalroman | Gemäßigte Aufklärung | Zensur | Vaterländische Geschichtsschreibung als Fundament einer Nationalerziehung | "Historische Calender" - Paradebeispiel historischer Aufklärung im populären Medium | Literarische Utopien | Rezeptions- und Wirkungsgeschichte | Historische Bedeutung Westenrieders | Fazit



Bavarica non leguntur – die Devise der Aufklärungsperiode scheint sich bis heute auch in der Literaturwissenschaft unverminderter Beliebtheit zu erfreuen. Die ältere Literaturgeschichte Bayerns - eines Territoriums immerhin von der Größe Österreichs, der Schweiz, erst recht der Niederlande oder Belgiens - ist nach wie vor über weite Strecken so gut wie unerforscht. Auch das vor einigen Jahren gegründete "Institut für Bayerische Literaturgeschichte" an der Universität München (jüngst unter Namensänderung von der Philologie zum Historikerdepartment transferiert) hat daran nichts geändert.

Dieser Blick auf eine desolate Situation erscheint nötig, um ermessen zu können, in welchem Umfeld die Monographie von Wilhelm Haefs anzusiedeln ist, die bereits 1986 (nicht an dem erwähnten Institut, sondern bei Wolfgang Martens) als Dissertation eingereicht worden war, aber erst 1998, erweitert und ergänzt, als dickleibiges Buch erschien. An Umfang (von nicht weniger denn 1178 Seiten), Anspruch und Qualität ragt sie singulär über die bescheidene einschlägige Forschungslandschaft hinaus. Mit ihr erst hat die Erforschung bayerischer Aufklärungsliteratur als eines unverzichtbaren Teils deutscher Literatur- und Kulturhistorie insgesamt auf einem hohen Erkenntnisniveau eingesetzt.

Lorenz Westenrieder
– Bayerns bedeutendster Schriftsteller des 18. Jahrhunderts

Lorenz Westenrieder (1748-1829), Bayerns bedeutendster Schriftsteller des 18. Jahrhunderts, kommt in einem literarhistorischen Kanon nicht vor, in dem weit mediokrere (aber norddeutsch-protestantische) Gestalten jener Zeit vom Schlage eines Cramer oder Ramler überlebt haben. Auch bei den meisten Dixhuitièmisten stößt die Nennung des Namens auf verlegenes Achselzucken. Längst obsolet ist die unzulängliche Werkausgabe (1831-1838), neben wenigen älteren Aufsätzen und zwei ortsgeschichtlichen Reprints sind nur marginale Nennungen in der Forschung zu verzeichnen.

Diese erste Monographie sah sich deshalb über eine (vergleichsweise gedrängte) Biographie und (sehr eingehende) Werkdarstellung hinaus veranlaßt, grundsätzlich das Thema "Aufklärung als Kommunikationsprozeß" in Kurbayern aus literaturwissenschaftlicher Perspektive zu bearbeiten, das bisher als ausschließliche Domäne der landesgeschichtlichen Forschung galt. Dabei stellt die exemplarischen Untersuchung wichtige Bausteine für ein "konfessions- und territorialspezifisches und interdisziplinäres Modell literarischer Kommunikation" (S.16) bereit.

Haefs würdigt Westenrieder als "Typus des territorial-patriotischen Reformaufklärers, der unermüdlich vorwärtsweisende wie konservative [...] Ideen vertrat [..], der in seiner Entwicklung nur scheinbar von Progression in Regression umschlug"(S.17). Seine Darstellung orientiert sich an der Lebens- und Werkchronologie, greift jedoch in Exkursen und systematischen Abschnitten weiter aus. Die eingehende Würdigung des umfangreichen, 69 selbständige Schriften umfassenden Oeuvres setzt ihre Schwerpunkte bei der bedeutendsten Zeitschrift der katholischen Aufklärung (Bayerische Beyträge zur schönen und nützlichen Litteratur, 1779-1781), dem ersten bayerischen Originalroman (Leben des guten Jünglings Engelhof, 1781-82), der langen Folge seiner Historischen Calender (1788-1815) und der zeitgleich herausgegebenen Zeitschrift Beyträge zur vaterländischen Historie, Geographie, Staatistik und Landwirthschaft (1788-1817).

Dem kritischen Forschungsüberblick folgt ein schmales Kapitel zu Westenrieders unspektakulärer Biographie: in bescheidenen Verhältnissen 1748 in München geboren, Jesuitenschüler wie fast alle bayerischen Aufklärer, 1771 Priesterweihe, Gymnasiallehrer, nach seiner Freistellung 1779 Autor von Lehrbüchern, Bücherzensor, geistlicher Rat und Schulkommissar, vor allem aber überaus fruchtbarer Publizist und Autor über die Zeitläufte hinweg, 1808 in den Adelsstand erhoben, schließlich Domherr und Sekretär der Akademie der Wissenschaften. Im März 1829 ist er in München gestorben.

Westenrieders Veröffentlichungen vor 1777 stehen im Zeichen der Anfänge aufklärerischer Pädagogik in Kurbayern. Die Aufhebung des Jesuitenordens 1773 hatte auch dessen Bildungsmonopol in Bayern beendet, doch die Umsetzung der Modernisierungspläne bereitete – wie in allen deutschen Territorien – erhebliche Probleme. Hier stand Heinrich Brauns humanistisches, den sächsischen Sprachnormen verpflichtetes Konzept einem "realistisch"-utilitaristischen gegenüber, das der Kreis um den Ingolstädter Universitätsreformer Johann Adam von Ickstatt vertrat. Daraus entwickelte sich der immer schroffere Antagonismus der gemäßigten und radikalen bayerischen Aufklärerfraktionen.

Leitlinien von Westenrieders Denken

Als Syntheseversuch beider Positionen nimmt Westenrieders anonymes Frühwerk Wesentliche Begriffe des pracktischen Christenthums bereits 1774 Leitlinien seines Denkens vorweg: diese "poetologische Programmschrift für das katholische Deutschland" (S.56) mißt der tugendempfindsamen Literatur hohe Bedeutung bei, propagiert eine literarisch vermittelte Gefühlsreligion im Sinne Schlossers, Gellerts und auch Klopstocks ebenso wie eine christlich vermittelte Ciceronianische Pflichtethik.

Um sein ebenfalls 1774 anonym publiziertes Religionslehrbuch für Realschulen entbrannte ein heftiger Konflikt, nach bischöflicher Anstoßnahme wurde es vom Kurfürsten verboten, der jedoch dem Autor Schutz vor scharfen Maßregelungen der geistlichen Oberen gewährte. Dieser exemplarische Kompetenzkonflikt zwischen staatlicher und kirchlicher Schulaufsicht fand auch im protestantischen Deutschland (etwa bei Nicolai) Aufmerksamkeit. Westenrieders kritische Distanz zur Kirchenobrigkeit war damit ebenso befestigt wie sein aufklärerischer Pragmatismus. Seine gesammelten Schulreden dieser Jahre (leider fehlt ein Seitenblick auf die Gattung Schulreden als wichtiges publizistisches Instrument der Aufklärung in Kurbayern) entfalten ebenso wie die geographischen Lehrbücher die Konstanten seines kritischen, zunehmend traditionsbewußten Aufklärungsverständnisses. Ebenfalls bereits 1774 erscheint in Gellerts Nachfolge sein gesellschaftskritisches Lustspiel in ungebundener Rede Die zween Candidaten.

Mit der Aufnahme in die Münchner Akademie der Wissenschaften im Juni 1777 und der Ernennung zum Professor der Rhetorik wenig später war Westenrieder in die Gelehrtenrepublik aufgenommen und wandte sich verstärkt seinem lebenslangen publizistischen Kampf sowohl gegen die aufklärungsfeindliche Orthodoxie wie gegen zersetzende Freigeisterei zu. Allerdings siegte auch bei ihm der rigide Moralismus über den empfindsamen Humanismus. Nur kurz schloß er sich den Illuminaten an, deren entschiedener Widersacher er bald wurde.

Der Regentenwechsel 1778 beeinflußte das geistige Klima in Altbayern tiefgreifend. Der neue Kurfürst Karl Theodor setzte die Reformbemühungen seines Vorgängers Max III. Joseph nur partiell fort, vielmehr enttäuschte er die hochgespannten Erwartungen der Aufklärer und verhielt sich immer restaurativer. Ein Spiegelbild dieser Umbruchzeit geben Westenrieders anonym erschienene Briefe bairischer Denkungsart und Sitten (1778), die sich als literarische Bestandaufnahme der "vox populi" und um Authentizität bemühte Rollenprosa von den üblichen Briefsatiren der Aufklärung abheben. Die fingierten Korrespondenzen einfacher Leute, bürgerlicher Handwerker und empfindsamer Jünglinge werden ergänzt durch Briefe eines Gelehrten, hinter dem sich unschwer der Autor ausmachen läßt – mit einem kämpferischen Plädoyer nicht nur für religiöse Toleranz, sondern auch für bayerische Autonomie im Sinne der "Patriotenpartei". 1

"Baierische Beyträge zur schönen und nützlichen Litteratur"
– Westenrieders publizistisches Hauptwerk

Mehr als hundert Seiten (S. 141-247) gelten Westenrieders publizistischem Hauptwerk, den Baierischen Beyträgen zur schönen und nützlichen Litteratur (1779-1781). Für Altbayern höchst innovativ, mit der erstaunlich hohen Zahl von 750 einheimischen Subskribenten, verbindet diese "kulturelle Territorialzeitschrift" auf ungewöhnliche Weise Literatur und Ökonomie. Weit wichtiger als die Vorbildfunktion der überlebten Moralischen Wochenschriften war jene des Teutschen Merkur, des Deutschen Museums, der Journale Iselins und Schlözers. Die Zeitschrift repräsentiert ein spürbar gewachsenes kulturelles Selbstbewußtsein, eine erwachende literarisch-politische Öffentlichkeit, als deren führendes Kommunikationsforum sie sich ungescheut in den Kontext des deutschen Reformdiskurses der Spätaufklärung stellt. Der Vergleich mit dem konkurrierenden Journal Der Zuschauer in Baiern (1779-1782), das die radikale Aufklärung repräsentierte, bleibt leider sehr kursorisch; dieses aggressive Blatt als "primär unterhaltend" (S. 840, Anm. 21) zu charakterisieren, greift allzu kurz.

Westenrieder war mit rund 85 % der Texte auch der Hauptbeiträger seiner Zeitschrift (was er verschleierte). Neben der fiktionalen Prosa, die ein Drittel der Beiträge und etwas mehr des Gesamtumfangs ausmacht, entfaltet der größere Teil ein ungewöhnlich breites pragmatisches Themenspektrum; im Vordergrund steht die Landesökonomie. Die Bedeutung der agrarreformerischen Beiträge (v.a. von Kollmann und Rottmanner) für den bayerischen Modernisierungsdiskurs ist kaum zu überschätzen. Soziale, pädagogische und moralphilosophische Themen nehmen gleichfalls breiten Raum ein.

Zu den literarischen Texten zählt neben dem Leben des guten Jünglings Engelhof auch die Geschichte der schönen Bürgerstochter von München (die nicht separat als Buch erschien). In diesem didaktisch-empfindsamen Roman nach Richardsons Vorbild nimmt die Polemik gegen das "unvernünftige Lesen" eine zentrale Rolle ein. Dem Vorbild von Wielands Abderiten verpflichtet ist der Quintus Aninius: in antikem Gewande eine verschlüsselte, episodisch strukturierte Satire auf das zeitgenössische Kulturleben Kurbayerns und das Scheitern der Aufklärung. Sicher sind Westenrieders Expektorationen zu Theater, Buchmarkt, Zeitschriften- und Rezensionswesen von Nicolais Sebaldus Nothanker angeregt, doch betont Haefs die Originalität einer solch ausführlichen Satire auf das literarische Leben – noch dazu aus dem scheinbar so rückständigen Kurbayern. Das Romanfragment Aus dem Leben des Junker Höhers erscheint ihm als herausragender satirischer Text Westenrieders. Statt des Vergleichs mit Anton von Buchers anders gearteten publizierten Satiren (S. 225) wäre allerdings ein Blick auf dessen unpublizierte, erst aus dem Nachlaß erschienene Romane wie den Pankraz sinnvoller gewesen.

Die kritische Reaktion auf die Baierischen Beiträge war geteilt und insgesamt eher spärlich – erstaunlich positiv bei Nicolais Allgemeiner deutscher Bibliothek, distanziert bis ironisch bei den Organen der radikaleren süddeutschen Aufklärer. Anhaltspunkte über die Rezeption geben die Subskribentenverzeichnisse: mit 313 stammt fast die Hälfte der lokal bestimmbaren Subskribenten aus der Hauptstadt München, die anderen verteilen sich auf nicht weniger als 145 weitere Orte in Bayern. Diese ungewöhnliche Streuung dürfte die Nuklei eines aufgeklärten Publikums repräsentieren. Damit hat nahezu die gesamte Trägerschicht der kurbayerischen Aufklärung (darunter der gerade neunzehnjährige Montgelas) diese Zeitschrift, die am Beginn der bürgerlich-literarischen Öffentlichkeit des Landes steht, subskribiert. Allerdings repräsentiert dieser Befund nur einen flüchtigen, geradezu euphorischen Augenblick der (scheinbaren) Identität reformaufklärerischer, pragmatischer Positionen und gesellschaftlicher Reformziele, die sich bald differenzierten, radikalisierten und bekämpften.

Zur Poetik Westenrieders

Bevor sich Haefs Westenrieders großem Roman zuwendet, gilt ein kürzeres Kapitel seiner Poetik, wie sie in der Einleitung in die schönen Wissenschaften (1777) dargelegt ist. Durchaus unsystematisch, eklektizistisch und teils schwärmerisch, legt sie den Hauptakzent auf die moralisch bessernde Wirkung von Literatur und repräsentiert insgesamt einen "durchschnittlichen aufklärerischen Geschmackshorizont in der Tradition Gellerts" (S. 251). Bemerkenswert ist vor allem für das katholische Oberdeutschland das Roman-Kapitel, das schon Programm und Ausführung des ersten bayerischen "Originalromans" andeutet.

"Leben des guten Jünglings Engelhof"
– der erste bayerische Originalroman

Dieses Leben des guten Jünglings Engelhof, zunächst in seiner Zeitschrift erschienen, hat Westenrieder für die Buchausgabe um etwa 60 % erweitert. Haefs wertet es als einen der interessantesten Romane der Jahre zwischen 1765 und 1785. Abseits vom Klischee des "bayerischen Werther" versucht er eine sozialgeschichtlich akzentuierte Deutung dieser "Passion eines empfindsamen Aufklärers", in der sich Neuhumanismus, Empfindsamkeit, Katholizismus und Reformaufklärung auf spezifische Weise kreuzen. Neben der Psychopathologie Engelhofs zwischen Pragmatismus, Schwermut, naiver Schwärmerei und schließlich Passion in christlicher Ergebenheit erhält der aufklärerische Reformdiskurs, etwa über Erziehung und Beamtentum, breiten Raum. So bietet der frühe soziale Roman (den Haefs nicht nur wegen der zahlreichen autobiographischen Bezüge und der religiösen Komponenten mit Jung-Stillings Romanen vergleicht) auch ein verfremdetes, dabei scharfes Bild der Aufklärungsgeschichte in Kurbayern.

Trotz freundlicher zeitgenössischer Rezensionen konnte der Engelhof jedoch keine Vorbildwirkung entfalten. Die schnelle Polarisierung der oberdeutschen Aufklärung ließ die Romane von Pezzl, Milbiller und Wolf ungleich radikaler und aggressiver werden.

Gemäßigte Aufklärung

Während bis gegen Ende seines Lebens die literarische Produktion zurücktritt, erhalten nun der Begriff wie die Ziele der Aufklärung, wenngleich unsystematisch und zunächst eklektizistisch, für Westenrieder immer entschiedener eine territorialpatriotische, praxisbezogene Akzentuierung. Für seine spezifisch katholische Spielart der "limitierten" Aufklärung bleibt die Rolle der Kirche ein entscheidendes Moment. Deshalb nimmt er auch an der regen publizistischen Diskussion um das Zölibat teil, so als Mitautor einer anonymen Dringenden Vorstellung an Menschlichkeit, und Vernunft, um Aufhebung des ehelosen Standes der katholischen Geistlichkeit (1782).

Die Achtzigerjahre sehen Westenrieder im vergeblichen Bemühen um die Festigung seiner Rolle als Praeceptor Bavariae. Weder erreicht er eine soziale Sicherung als "ordentlicher baierischer Geschichtsschreiber" noch ist er am deutschlandweiten Aufklärungsdiskurs gleichberechtigt beteiligt (nur Christian Felix Weiße bleibt sein regelmäßiger Briefpartner). Die Enttäuschung über geringe Resonanz wird begleitet von der Skepsis gegenüber der stagnierenden Politik Karl Theodors und der weiteren Polarisierung der Fortschrittsbewegung, deren linker Flügel Bayern immer ressentimentgeladener zum Schreckensszenario aufbaut.

Sein Beharren auf gemäßigter, religionsverbundener Aufklärung läßt Westenrieder als Renegaten zwischen alle Fronten geraten. Als exemplarisch für diese erbitterten Auseinandersetzungen skizziert Haefs den Streit zwischen den Münchner Verlegern Strobl und Cräz und deren jeweiligen Parteigängern. 2 In mehreren Pamphleten wird Westenrieder (auch vom Illuminatengründer Weishaupt) geschmäht als unduldsam und ruhmsüchtig. Zugleich verstärkt der quälende Trismus (Kinnbackenkrampf) seine Misanthropie und Schwermut.

Zensur

Die vergleichsweise moderate, aufklärungsfreundliche Zensur im Kurfürstentum überdauerte noch die ersten Jahre Karl Theodors. Dem Kollegium gehörte Westenrieder u.a. neben Karl von Eckartshausen und (zeitweise) dem jungen Montgelas an. 1791/92 jedoch wurden die Bestimmungen wesentlich verschärft, ein umfänglicher Verbotskatalog wollte nun auch Schriften Wielands, Lessings, Kants und Goethes unterdrückt wissen, wogegen sich die Münchner Buchhändler 1791 mit einer erstaunlich freimütigen Denkschrift wandten. In diesem, so Westenrieder, "Narrenkollegium" kämpfte er entschieden, doch folgenlos, gegen Auswüchse der Repression, ohne doch die schrankenlose "Preßfreyheit" zu verteidigen – er selbst hatte bei seinem Historischen Calender darunter zu leiden. Nach dem Regierungswechsel 1799 kurzzeitig Direktor der Zensurkommission, erschien er der säkularisierungswütigen Montgelas-Regierung bald allzu traditionsverhaftet und präzeptorial.

Haefs' Bewertung der bayerischen Zensur und ihrer Aktivitäten leidet wie alle einschlägigen Arbeiten darunter, daß nach wie vor eine Gesamtdarstellung dieses Themas fehlt. Wichtige Hinweise auch auf Westenrieders Agieren bietet jetzt die Darstellung von Silvia Wimmer. 3

Vaterländische Geschichtsschreibung
als Fundament einer Nationalerziehung

Unter all diesen Auspizien zieht sich Westenrieder weitgehend zurück auf die "vaterländische Geschichtsschreibung" als Fundament einer umfassenden Nationalerziehung. Die Kapitel 16 bis 23 (S. 433-674) widmen sich seinen historisch-landeskundlichen Aktivitäten.

1782/3 brachte Westenrieder das kurzlebige Jahrbuch der Menschengeschichte in Baiern heraus, das eine Bestandaufnahme der Reformfortschritte und -hemmnisse im Lande bieten, aber auch als "lebensweltliche Sinngebungsinstanz" (S. 437) wirken sollte. Bald folgen die historiographischen Hauptwerke. Die Geschichte der Baierischen Akademie der Wissenschaften (1784/1807) war angelegt als Gesamtdarstellung der Aufklärung unter Kurfürst Max III. Joseph, zeigt jedoch Westenrieders typische Schwächen: Positivismus, Strukturmängel, unhistorische territoriale Reduktion. Vor allem der zweite Band trägt massiv apologetische Züge gegen die von Nordlichtern geprägte Reformära Montgelas.

Auch die im Auftrag der Akademie verfaßte Geschichte von Baiern (1785) ist landespatriotisch und traditionsbewußt, verbindet die Abwertung Luthers mit Kirchen- wie Regentenloyalität. Innerhalb der Historiographie der Spätaufklärung werden die sprachlichen, Darstellungs- und methodischen Schwächen gerade im Vergleich mit Möser, Spittler, Johannes von Müller und Herder unübersehbar. Dennoch wertet Haefs die populärhistorischen Schriften Westenrieders angesichts seines didaktischen Ziels als "objektiv beste Leistung des Territorialhistorikers" (S. 493), der im Bayern der Goethezeit keine vergleichbare an die Seite zu stellen sei.

"Historische Calender"
– Paradebeispiel historischer Aufklärung im populären Medium

Auf knapp hundert Seiten werden als Paradebeispiel historischer Aufklärung im populären Medium Westenrieders Historische Calender (1787-1815) vorgestellt. Sie waren - obgleich ein rein territoriales Projekt – jahrelang konkurrenzlos in Deutschland, abgesehen von Göschens und Schillers kurzlebigem Historischen Calender für Damen, überlebten in relativ hoher Auflage und guter Ausstattung alle ähnlichen Unternehmungen, ja können gelten als "überhaupt der erfolgreichste und bedeutendste aufklärerische Almanach in Oberdeutschland" (S. 501).

Entsprechend dem Selbstverständnis einer traditionalistischen Reformaufklärung war die Zielgruppe der gebildete Laie, dem ein bemerkenswert breiter, zivilisationshistorisch dimensionierter Geschichtsbegriff mit stark biographischem Akzent vermittelt wird. Im synoptischen Vergleich von Schillers synthetischer und Westenrieders deskriptiver Darstellung des Dreißigjährigen Krieges werden Normen und Werte des gemäßigten Spätaufklärers deutlich. Aufschlußreich sind etwa seine Ehrenrettung der Erbauungsliteratur, die Neubewertung der Jesuiten, vor allem in den letzten Jahrgängen die teils peinlich eifernde Generalabrechnung mit der antiklerikalen und retrospektive Verklärung der maßvollen Aufklärung in Bayern. Damit wurde Westenrieder zu einem Bindeglied zwischen Spätaufklärung und katholischer Romantik.

Mit unerschütterlicher Beharrlichkeit versuchte der Kulturpolitiker, den landeshistorischen öffentlichen Diskurs in seiner Person "zu monopolisieren, wie man es in dieser Form in keinem zweiten deutschen Territorium findet" (S. 582). Seine publizistische Strategie gegenüber der mißtrauischen Akademie, den staatlichen Institutionen und einer wachsenden Öffentlichkeit gipfelte in den Beyträgen zur vaterländischen Historie, Geographie, Staatistik, und Landwirthschaft (1788-1817). Ihr – die Schöne Literatur ausgenommen – breites Interessenspektrum lassen sie "mit an der Spitze der historisch-geographischen Periodika der deutschen Spätaufklärung" (S. 587) stehen. Der führender altbayerische Wissenschaftsorganisator erweist sich darin als Geschichtsforscher, Geograph, Topograph und Kulturhistoriker mit einer Vielzahl wichtiger Quelleneditionen, Statistiken, Biographien, aber in den letzten Bänden auch als unbeirrter Konservativer (was gar zur Konfiskation des neunten Bandes führte).

Über die Neunzigerjahre hinaus setzt Westenrieder seine patriotisch-populäre Geschichtsschreibung fort als "grundlegende Vermittlung historischer Kontinuität" (S. 624) in schwierigen Umbruchszeiten. Seine Lehrbücher (1798 jeweils ein Abriß der bairischen und deutschen Geschichte, 1820 ein erfolgloses Handbuch der baierischen Geschichte) bevorzugen weiterhin den erzählenden Diskurs. Aus den geographisch-topographischen Schriften ragt insbesondere die Beschreibung der Haupt- und Residenzstadt München (1782) heraus durch ihren damals ungewöhnlichen dokumentarisch-volkskundlichen Akzent auf der Stadtphysiognomie. Für die Entdeckung der oberbayerischen Landschaft war die literarisch-essayistische Beschreibung des Starnberger Sees (1784) von erheblicher Bedeutung. Sein ehrgeiziges Glossarium Germanico-Latinum (1816) würdigt die von der norddeutschen Aufklärung stets bekrittelten bairischen Spracheigenheiten. Auch diese philologische Pioniertat zeigt mit ihrer Hauptschwäche, der Vermischung des lexikographischen mit dem sprachhistorischen Aspekt, wieder einmal Westenrieders Zwiespalt von innovativem Ansatz und wenig überzeugender Ausführung.

Literarische Utopien

Das letzte werkgeschichtliche Kapitel ist den literarischen Utopien des Autors vorbehalten. Vor allem Mein Traum in dreyen Nächten (1782) nimmt für Haefs eine Schlüsselstellung in Westenrieders Gesamtwerk ein. Diese wohl bedeutendste deutsche Adaptation von Merciers Utopie L'an deux mille quatre cent quarante (1770) wurde von der einschlägigen Forschung bisher ignoriert. Die bürgerliche Fortschrittsutopie versammelt fortschrittliche wie konservative Gedanken der aufklärerischen Reformdiskussion in Kurbayern und bildet auch eine Konfession der Überzeugungen ihres Autors.

Mehr als vierzig Jahre später zeugen die Hundert Sonderbarkeiten oder das neue München im Jahre 1850 (1824) und dessen Fortsetzung Das neue München und Bayern im Jahre 1850 (1828) von seinem Kampf gegen den säkularen Zeitgeist und für die katholische Restauration. Wiederum thematisch disparat, wird das Bild einer neuen "Bavaria Sancta" entworfen, die Jesuiten rehabilitiert, die Benediktiner gepriesen, die Akademie der Wissenschaften reformiert, der Sittenverfall getadelt, der Zunftzwang verteidigt, eine Dorfutopie entwickelt, der Verfall von Buchmarkt und Presse beklagt.

Mit solchen Überzeugungen erfuhr Westenrieder gegen Ende seines Lebens von Seiten des neuen Königs Ludwig I. die lange ersehnte Anerkennung als Verkörperung altbayerischen Stammesbewußtseins und Landespatriotismus. Verhaftet freilich im 18. Jahrhundert, grenzte sich der tiefgläubige Katholik gegen die "falsche Aufklärung" der Ära Montgelas ebenso ab wie vom romantischen Mystizismus.

Rezeptions- und Wirkungsgeschichte

Ein abschließendes Kapitel versammelt mit einer Fülle oft entlegener Nachweise die wesentlichen Aspekte der Rezeptions- und Wirkungsgeschichte: Die anfängliche große Hoffnung als repräsentative Leitfigur der bayerischen Aufklärung stand bald als Renegat zwischen den sich verhärtenden Fronten, was sein Bild auch außerhalb Bayerns verdunkelte. In den Neunzigern erschien der konsequente Einzelgänger wieder in freundlicherem Licht. Das neue Regime des Königs Max I. war dem fleißigen Aufklärer und Volkserzieher nur kurz gewogen, bis es ihn als scharfen Gegner der Säkularisationspolitik erkannte.

Erst um 1820 wurde er als Landesgeschichtsschreiber und "Cato Baierns" kanonisiert, gar zu seinem 50jährigen Akademiejubiläum 1828 von Schelling und Thiersch emphatisch gewürdigt. Die intensive Rezeption der ersten Jahrhunderthälfte mit der Stilisierung zum "Nationalschriftsteller" (am deutlichsten in der Werkausgabe von Ernst Grosse 1831-1838) gipfelte 1854 in der Denkmalsenthüllung. Doch nach diesem Kulminationspunkt folgte schnell der Abstieg des Unzeitgemäßen in die weitgehende Vergessenheit.

Historische Bedeutung Westenrieders

Westenrieder mußte freilich an seiner herkulischen Aufgabe scheitern, als Nachfolger des "bayerischen Gottsched" Heinrich Braun 4 seinerseits quasi der bayerische Gellert, Weiße und Wieland in einer Person zu werden. Die Sozialstruktur Kurbayerns war dafür denkbar ungünstig, das Bildungswesen hinkte nach. Es war undenkbar, in fünfzehn bis zwanzig Jahren all das nachzuholen an bürgerlicher Aufklärung und kultureller Bildung, was in Sachsen unter weit günstigeren Voraussetzungen fast ein Halbjahrhundert früher begonnen hatte. Sein Werk "verkörpert das charakteristisch umfassende, enzyklopädisches Interesse mit größten Wirkungsabsichten verbindende Spektrum des deutschen Spätaufklärers, der sich zu allen kulturell, sozial und politisch relevanten Themen äußert und nicht nur in die Politik, sondern auch in die Lebenspraxis der Individuen hineinwirken will" (S. 749).

Haefs zeichnet den Autor des ersten bayerischen "Nationalromans" und wichtigsten Landeshistoriker zwar wortreich als "das personifizierte kulturelle Gedächtnis Altbayerns" (S. 751), verweist aber auch auf seine unleugbaren Schwächen, Widersprüche und Inkonsequenzen - die Absage an die großen Umwälzungen politischer, literarischer und philosophischer Art, die traditionalistische Verwurzelung in den Zeiten von Reformabsolutismus, "wahrer Aufklärung", katholischer Religiosität und Landespatriotismus. Dennoch gebühre ihm ein Platz nicht nur in der ersten Reihe der altbayerischen Geistesgeschichte, sondern der deutschen Aufklärung insgesamt, weil er mit seiner umfassenden Publikationsstrategie entscheidend beitrug zur Konstituierung einer literarischen Öffentlichkeit in Bayern, zu dessen Führungsrolle unter den katholischen Territorien. Die folgenden beiden Generation der Literaten und Publizisten, Historiker und Volkskundler Bayerns stehen auf seinen Schultern.

Fazit

Haefs schreibt bei aller begrifflichen Präzision flüssig 5 und bleibt stets auf der Höhe der aktuellen Forschung und Reflexion. Es ist ein Hauptverdienst seiner Monographie, daß hier erstmals ein jeder patriotischen Voreingenommenheit unverdächtiger Literaturwissenschaftler die bayerische Literaturszene des 18. Jahrhunderts in ihren übergeordneten Kontext setzt und eine Vielzahl zäh überdauernder Klischees (hoffentlich endgültig) zerstört. Haefs widmet sich den Werken des Schriftstellers mit einer differenzierten Akribie, wie sie bisher noch keinem bayerischen Dichter jener Zeit zuteil wurde (angesichts des Umfanges verbietet sich die Krittelei, daß man manches gerne noch eingehender untersucht sähe) 6 .

Der rund 300 engbedruckte Seiten umfassende Anmerkungsteil bildet auch ein bibliographisches Kompendium sowohl entlegener Primärquellen wie der Sekundärliteratur zur Aufklärung (mit ihren Aspekten Literatur, Historiographie, Volkspädagogik) überhaupt. Das Literaturverzeichnis umgreift den gesamten Komplex der bayerischen und deutschen Aufklärung, das Personenverzeichnis macht den Band zum Nachschlagewerk. Erstmals bietet die Bibliographie der Veröffentlichungen Westenrieders eine solide Forschungsgrundlage. 7

Haefs' Monographie weitet sich so zu einer großen Darstellung der oberdeutsch-katholischen Aufklärungsbewegung überhaupt. Sie kann als Standardwerk nicht nur zur bayerischen Kultur- und Geistesgeschichte im 18. Jahrhundert, sondern zur Aufklärungsforschung überhaupt gelten.


Prof. Dr. Reinhard Wittmann
Universität München
Institut für Deutsche Philologie
Schellingstr. 3
D-80799 München

Ins Netz gestellt am 20.03.2001

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Anmerkungen

1 Vgl. in diesem Zusammenhang die Vielzahl weiterer, teils satirischer Schriften zum Tod Max III. Josephs und dessen Folgen. Verdienstlich ist Haefs' Exkurs zur bisher (von einem Hinweis des Rez. abgesehen) gänzlich unbeachteten Gattung der Predigtsatire. Die Zuschreibung der Stephansrede (1777) an Westenrieder weist H. zurück. Daß er wohl mit Recht Anton von Bucher als deren Autor vermutet, steht freilich seinem Argument entgegen (S. 134), Bucher sei nicht (Mit-)Begründer dieses Genres.   zurück

2 Vgl. dazu jetzt ausführlicher auch den Beitrag des Rez., der über Haefs hinaus die Gerichtsakten berücksichtigt: Eine bayerische Inquisitionsgeschichte. In: Frédéric Barbier / F. Dupuigrenet-Desroussilles (Hg.): Le Livre et l'Historien. Etudes offertes à Henri Jean Martin. Genf: Droz 1997, S. 381-399.   zurück

3 Die bayerisch-patriotischen Geschichtsdramen (Schriftenreihe zur bayer. Landesgeschichte, 116) München: Beck 1999; vgl. dazu auch die Dissertation von Werner Konrad: Patriotendrama - Fürstendrama (Regensburger Beiträge zur deutschen Sprach- und Literaturwissenschaft B, 57), Frankfurt u.a.: Peter Lang 1995. Darin wird v.a. der bei Haefs wenig beachtete Anton Nagel gewürdigt. Insgesamt fällt auf, daß bei Haefs die um 1780 heftige bayerische Diskussion über die patriotischen Geschichtsdramen mit nur zwei Sätzen (S. 228) abgetan wird, die doch für das Geschichtsverständnis der bayerischen Aufklärer wichtige Erkenntnisse bietet.   zurück

4 Vgl. zu ihm jetzt die umfassende Untersuchung von Christian Keck: Das Bildungs- und Akkulturationsprogramm des bayerischen Aufklärers Heinrich Braun. Eine rezeptionsgeschichtliche Werkanalyse als Beitrag zur Kulturgeschichte der katholischen Aufklärung in Altbayern. Mit einer Werkausgabe auf CD-ROM. München: Vögel 1998.   zurück

5 Zuweilen stören Überpointierungen wie das Urteil, Theodor Haecker sei "einer der wenigen großen Schriftsteller des Katholizismus im 20. Jahrhundert" (S.11). Von Distanz zum Oberdeutschen zeugt u.a. die mehrfache unhistorische Verwendung von "Münchner Jungen" (S.88) statt der hochdeutschen Knaben oder oberdeutschen Buben.   zurück

6 Einige kleinere Irrtümer und Ergänzungen seien genannt: Ein "gedrucktes, zur Aufführung erschienenes Inhaltsverzeichnis mit der Liste der auftretenden Personen und ihrer Darsteller" (S. 102) ist nichts anderes als die im Jesuitentheater übliche Perioche. – S. 366 recte Amand Berghofer. – S. 417: der bayerische Zensurkatalog von 1770 (dessen Reprint in den Quellen zur Geschichte des Buchwesens Haefs entgangen ist) umfaßte laut Johann Pezzl keineswegs "drei Oktavbändchen", sondern nur "Oktavblättchen".

Die Verzeichnung der Briefe Westenrieders ist zu ergänzen um drei Briefe von 1817, 1827 und 1828, abgedruckt bei Hugo Graf von Walderdorff: Joseph Rudolf Schuegraf, der verdiente bayerische Geschichtsforscher. Ein Lebensbild. Stadtamhof: Druck von Jos. Mayr 1870. (SA aus Bd. XXVII der Verhandlungen des Historischen Vereins von Oberpfalz und Regensburg).

Für seine mehrfache Vermutung, ein Text sei auf Kosten des Verfassers gedruckt worden, gibt Haefs keine Indizien an (so Kap. IV, A. 34, S. 236). Irreführend ist die mehrfache Folgerung aus einem fehlenden Imprimierungsvermerk, Westenrieder und sein Verleger Strobl hätten "an der Zensur vorbei" publiziert (so S. 365). Zuweilen genehmigte die Zensurkommission Schriften ausdrücklich mit der Bedingung, kein Imprimatur vorzudrucken.

Ausgeklammert bleibt bei Haefs die heftige Kontroverse um die Schrift Die Hypokriten in Baiern zwischen reformfreudigen Aufklärern wie Kajetan Weiller und deren Gegnern. Beispielsweise ist in den Bemerkungen über das Pasquill: Die Hypokriten in Baiern. Aus den Briefen eines Theologen von München (1802) auch Westenrieder Ziel der Angriffe.   zurück

7 Die Kollationen sind nicht durchwegs exakt, zwischen Titelkupfern (Frontispizen), gestochenen Titeln und Drucktiteln mit gestochenen Titelvignetten wird nicht immer korrekt differenziert. Bei 40.16 (Geschichte des dreyßigjährigen Kriegs) ist die im Text zitierte, XXII Seiten umfassende Vorrede nicht mitkollationiert. Die drei dem zweiten Band der Akademiegeschichte (36.2) beigebundenen Tafeln sind keine Tabellen, sondern Kupferstichabbildungen von Ausgrabungen. Unbekannt blieb Haefs die Titelvariante dieses Bandes, die nicht den Verlagsvermerk "in Kommission bey Joseph Lindauer" trägt, sondern "zu finden im akademischen Bücherverlag". Dieser Vermerk steht im Widerspruch zur Behauptung S. 454, der Band sei 1807 erschienen "ohne das ausdrückliche Imprimatur der Akademie, wenn auch auf deren Kosten". Die bei F. Wernigg: Bibliographie österreichischer Drucke 1781-1795 (Wiener Schriften, 35) Wien: 1973, S. 39 genannte Edition der Briefe bairischer Denkungsart und Sitten bei dem Wiener Verleger Wappler noch 1781 wird von Haefs nicht erwähnt. Sie wäre ein bemerkenswertes Rezeptionszeugnis Westenrieders durch den Josefinismus.   zurück



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