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Konrad Haebler und die Inkunabelkunde im XX. Jahrhundert

  • Edoardo Barbieri: Haebler contro Haebler. Appunti per una storia dell'incunabolistica novecentesca. Mailand: Diritto allo Studio - Università Cattolica 2008. 150 S. Gebunden. EUR (D) 10,00.
    ISBN: 978-88-8311-583-7.
  • Alessandro Ledda (Hg.): Konrad Haebler e l'incunabolistica come disciplina storica. (Humanae Litterae 14) Milano: Cooperativa Universitaria Studio e Lavoro CUSL 2008. LII, 245 S. Gebunden. EUR (D) 20,00.
    ISBN: 978-88-8132-491-0.
[1] 

Gegenstand der beiden Werke sind der deutsche Inkunabelforscher Konrad Haebler (1857–1946) und die Inkunabelforschung als historische Wissenschaft. Diese soll – Haebler zufolge – 1640 entstanden sein, als anlässlich des zweihundertsten Jahrestages der Entstehung der Schwarzen Kunst die ersten Inkunabelverzeichnisse gedruckt wurden. Als selbstständige historische Wissenschaft entstand sie aber erst um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert, als ein wissenschaftlicher und methodologischer Ansatz zu diesem Fach erstmals entwickelt wurde. Dies führte kurz danach zur systematischen Erschließung der Inkunabelbestände und Veröffentlichung der ersten Handbücher und Fachberichte, die eine Grundlage für die Kenntnis der ältesten Produkte der Buchdruckerkunst darstellten.

[2] 

Zu Konrad Haebler
und seinen Nachfolgern

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In ihren Arbeiten stellen Ledda und Barbieri Konrad Haebler als Altmeister der Inkunabelforschung vor. Mit dem Typenrepertorium der Wiegendrucke (1905–1924) 1 gelang es ihm, ein handhabbares Arbeitsinstrument zu schaffen. Mit Hilfe des Drucktypenvergleichs erreichte er, einen Druck der Inkunabelzeit nach Ort, Drucker und ungefährem Druckdatum auf wenige Jahre festlegen zu können. Den ersten Versuch, dem Typenvergeich eine wissenschaftlich exakte Basis zu verschaffen, hatte Henry Bradshaw (1831–1886) 2 schon im Jahr 1870 unternommen. Er schlug vor, die Inkunabeln nach Typenformen einzuteilen, und sprach sich des Weiteren für die geographisch-chronologische Ordnung der Verzeichnisse nach dem Vorbild Georg Wolfgang Franz Panzers (1729–1805) 3 aus. Seine Ideen kamen jedoch erst durch das Wirken Robert George Collier Proctors (1868–1903) 4 zu ihrer vollen Wirkung. Inspiriert von Bradshaws Ansatz begann dieser, ein Verzeichnis aller Inkunabeln des British Museum und der Bodleian Library Oxford zu erstellen 5 . Dabei ordnete auch er die Titel nach Druckorten und Druckern und erst nachfolgend chronologisch an. Proctor konzentrierte sich in seinem Werk ganz auf die drucktechnische Seite der Wiegendrucke. So verzichtete er auf jede textliche Beschreibung 6 und gab lediglich den kurz gefassten Titel sowie das Jahr und gegebenenfalls den Tag des Erscheinens des jeweiligen Werkes an. Darauf folgten ausführliche Angaben zu den verwendeten Schriftarten. Proctor gab dabei für jede Druckerwerkstatt einen breiten Überblick über die verwendeten Typen. Sein wichtigstes Hilfsmittel, um die Größe einer Type zu bestimmen, war dabei das am Rand der Seite gemessene Maß von zwanzig Zeilen, das heißt von der Basis der untersten bis zur Basis der einundzwangisten Zeile.

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Während Proctor den Typenvergleich initiiert hat, kam Konrad Haebler zu einer Systematik, in der die varianten- und facettenreichsten Typen, nämlich das »M« (in den gotischen Schriften) und die Ligatur »Qu« (in den Antiquaschriften), so vollständig wie möglich erfasst und katalogisiert wurden. Er bemühte sich, Bradshaws und Proctors Methode weiter zu verbessern. Als ein entscheidendes Kriterium des Typenvergleichs übernahm Haebler von Proctor das Maß von zwanzig Zeilen, verbesserte jedoch den Modus der Messung. 7

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1904 übertrug man Haebler die Leitung der Kommission für den Gesamtkatalog der Wiegendrucke (GW) 8 , das erste moderne Gesamtverzeichnis aller jemals erschienenen Inkunabeln nach Hains Repertorium bibliographicum. 9 Dabei handelte es sich um ein bahnbrechendes Projekt von weltweiter Bedeutung sowohl im Hinblick auf das ehrgeizige Ziel einer vollständigen Inkunabelbibliographie als auch wegen der durch den GW begründeten neuen Erschließungsmethode, die durch die ausführliche Beschreibung der einzelnen Inkunabelausgaben gekennzeichnet ist. Die Beschreibung jeder Inkunabelausgabe setzt sich aus fünf Teilen zusammen: der bibliographischen Notiz (d.h. Name des Verfassers, Sachtitel, Herausgeber, Übersetzer, Kommentator, Korrektor, Druckort, Drucker, Verleger, Druckdatum und Format), der Kollation (d.h. Umfang des Druckwerkes, Lagen, Signaturen, Blattzählung, Kustoden), der textlichen Beschreibung, den bibliographischen Nachweisen und den Exemplarnachweisen. Was die textliche Beschreibung angeht, wird insbesondere auf den Schrifttypus, die Interpunktion, die Abbreviaturen, die Initialen, den Zeilenschluss und die Blattbezeichnung geachtet. Zum Inhalt einer jeden Inkunabel werden unbedingt der Titel, die Dedikationsverse nach Anzahl und mit ihrem Anfang, Widmungen und Vorreden, der Anfang des Textes, die erste Zeile der zweiten Lage, die letzten Worte der eigentlichen Textes, die Schlussschrift angeführt.

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Bis heute gültig sind auch Haeblers Publikationen zu Wiegendrucken. 1925 erschien sein Handbuch der Inkunabelkunde, 10 das eine [die erste?] umfassende Einführung in jenen speziellen Zweig der Buchkunde darstellt. 11 In knapper und übersichtlicher Form behandelt es alle Fragen der Inkunabelkunde und ist auch heute noch für jeden, der sich mit ihr beschäftigt, ein unentbehrlicher Führer.

[7] 

1927 erschien in München Haeblers Monographie zu den Italienischen Fragmenten vom Leiden Christi, 12 bei denen es sich Haeblers Ansicht nach um das älteste Druckwerk Italiens handelt.

[8] 

Anlage und Ziel der Arbeiten

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Alessandro Leddas Publikation bietet eine italienische Übersetzung dieser letztgenannten Werke. Vom Handbuch der Inkunabelkunde gab es bis heute nur eine englische (1933) 13 und eine spanische Übersetzung (1995). 14 Was die Passio Christi angeht, handelt es sich um die erste Übersetzung der Studie Haeblers aus dem Deutschen, die diese einem italienischsprachigen Publikum zugänglich macht.

[10] 

Den beiden Übersetzungen ist eine ausführliche und detaillierte Einführung vorangestellt, in der die wichtigsten Etappen der Entstehung dieser Werke, Konrad Haeblers Leben, 15 die Beziehungen zum Nationalsozialismus, der Briefwechsel mit Ilse Schunke (1892–1979) 16 und dem berühmten Antiquariat Jacques Rosenthal (1854–1937) 17 aus München beschrieben sind.

[11] 

In der Übersetzung wurde sowohl die Anlage als auch die Seitenzählung des Originaltextes beibehalten; die einzigen Ausnahmen sind der Abbildungsapparat, die aktualisierte Bibliographie aller genannten Werke, inklusive der Bände vom British Museum Catalogue und dem Gesamtkatalog der Wiegendrucke, und das Namensregister.

[12] 

Zur Entwicklung der Inkunabelkunde
nach Haebler

[13] 

Edoardo Barbieri bietet einen Überblick über die Entstehung und Entwicklung der Inkunabelkunde im 20. Jahrhundert anhand der wichtigsten Persönlichkeiten Europas, die sie förderten: Henry Bradshaw, Robert Proctor, Alfred William Pollard (1859–1944) 18 und Victor Scholderer (1880–1971) 19 für Großbritannien; Marie Léontine Catherine Pellechet (1840–1900) 20 und Marie-Louis Polain (1866–1933) 21 für Frankreich und Belgien; Konrad Haebler für das deutsche Sprachgebiet.

[14] 

Das letzte Kapitel enthält einige Überlegungen über die Inkunabelforschung in Italien. Vorgestellt und kurz beschrieben werden einige der wichtigsten Verzeichnisse und Kataloge der italienischen Inkunabelbestände, zum Beispiel in der Biblioteca Nazionale di Palermo bearbeitet von Antonio Pennino 22 , der Biblioteca Universitaria di Bologna durch Andrea Caronti 23 , der Universitätsbibliothek Sassari durch Federico Ageno, 24 der Biblioteca Guernacci di Volterra bearbeitet von Tommaso Accurti 25 und das Gesamtverzeichnis aller italienischen Bestände im Indice generale degli incunaboli delle biblioteche d’Italia 26 – besser gekannt als IGI –, der 1931 begonnen und 1972 beendet wurde.

[15] 

Das letzte Kapitel ist den heutigen Projekten über die Inkunabelkatalogisierung gewidmet: Von (I)ISTC 27 – heute auch als Online-Datenbank verfügbar – bis zum 2005 erschienenen Inkunabelkatalog der Bodleian Library Oxford 28 . Berücksichtigt ist auch noch BMC XI, das heißt der elfte Band vom BMC, der 2007 veröffentlicht wurde. 29

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Am Ende des Buches findet man vier Tafeln und das Namenverzeichnis: Die ersten zwei Abbildungen geben drei verschiedene Inkunabelbeschreibungen wieder, 30 auf der dritten ist eine Seite aus dem Typenrepertorium von Konrad Haebler wiedergegeben, 31 die vierte und letzte bietet Beispiele für die Anwendung von Haeblers Klassifizierungssystem. 32

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Fazit

[18] 

Die teilweise erhebliche Spezialisierung der Beiträge lässt nur einen begrenzten Leserkreis erwarten. Außerdem setzen die Aufsätze ein polyglottes Publikum voraus: Die Publikationen sind beide in italienischer Sprache verfasst. Beide Werke sind jedoch von unbestreitbarer Bedeutung. Leddas italienische Übersetzung von Haeblers Handbuch der Inkunabelkunde war für das italienische Fachpublikum nötig und lange erwartet. Damit wurde den italienischen Inkunabelforschern und Katalogbearbeitern ein unabdingbares Werk der Inkunabelkunde zugänglich gemacht, das anderen Beiträgen den Weg geöffnet hat. 33 Für deutsche Forscher zeigt Leddas Publikation, dass Haeblers Werk in Italien große Anerkennung findet und bis heute wirksam geblieben ist. Barbieris Monographie enthält zahlreiche aufschlussreiche Erkenntnisse; sie bietet eine Gesamtübersicht der wichtigsten Entwicklungen in der Inkunabelkunde im letzten Jahrhundert, als die wichtigsten Inkunabelkataloge weltweit bearbeitet wurden. Es ergänzt und aktualisiert in dieser Hinsicht das erste Kapitel von Haeblers Werk, in dem die Geschichte des Buchdrucks und die dazu gehörige Literatur behandelt wird.

 
 

Anmerkungen

Konrad Haebler: Typenrepertorium der Wiegendrucke. Halle a.d. Saale, Leipzig: Rudolf Haupt / Harrassowitz 1905–1924.   zurück
Von Henry Bradshaw: Henry Bradshaw's correspondence on incunabula with J.W. Holtrop and M.F.A.G. Campbell. Asterdam: Hertzberger 1968–1978; Über ihn: Alfred William Pollard: Letters of Henry Bradshaw to officials of the British Museum. In: The Library, 2. Ser., 5 (1904), S. 266–292, 431–432; David McKitterick: Henry Bradshaw and M.F.A.G. Campbell. Some further correspondence. In: Hellinga: Festschrift, Feestbundel, mélanges. Forty-Three studies in bibliography presented to Prof. Dr. Wytze Hellinga on the occasion of his retirement from the Chair of Neophilology in the University of Amsterdam at the end of the year 1978. Amsterdam: Nico Israel 1980, S. 335–338; Paul Needham: The Bradshaw Method. Henry Bradshaw’s contribution to Bibliography. Chapel Hill: The University of North California 1988.   zurück
Von Georg Wolfgang Panzer: Annales typographici ab artis inventae origine ad annum MD. Nürnberg: impensis Joannis Eberhardi Zeh, bibliopolae 1793–1803, 11 Bände (Nachdruck: 1962–1964); Alte deutsche Bibelsausgaben: Sammelband. Nürnberg: in der Felßeckerischen Buchhandlung 1777–1781 (Nachdruck: 1971); Litterarische Nachricht von den allerältesten gedruckten deutschen Bibeln aus dem fünfzehnten Jahrhundert, welche in der öffentlichen Bibliotheck der Reichsstadt Nürnberg aufbewahret warden. Nürnberg: in der Felßeckerischen Buchhandlung 1777–1781 (Nachdruck: 1971). Über ihn, vgl. hier hinzu auch: Heinrich Pallmann: Panzer, Georg Wolfgang Franz. In: ADB: Allgemeine Deutsche Biographie, Band 25, S. 132–134; Hoppe, Brigitte: Panzer, Georg Wolfgang Franz. In: NDB: Neue Deutsche Biographie, Band 20, S. 42–43; D. Leitschuh: Ein von Panzer irrthümlich ins Jahr 1497 gesetztes Druckwerk. In: Neuer Anzeiger für Bibliographie und Bibliothekwissenschaft (1876), S. 88–90; Konrad Burger: Beiträge zur Inkunabelbibliographie: Supplement zu Hain und Panzer. Nummernconcordanz von Panzers lateinischen und deutschen Annalen und Ludwig Hains Repertorium bibliographicum. Leipzig: K. W. Hiersemann 1908 (Nachdruck: 1966).   zurück
Von Robert Proctor, u.a. Bibliographical essays. London: printed at the Chiswick press 1905; The Printing of Greek in the Fifteenth Century. Oxford: The Bibliographical Society 1990. Über ihn: Alfred William Pollard: Robert Proctor. In: The Library, Neue Serie, 5 (1904), S. 1–34; auch in Robert Proctor: Bibliographical essays. London: Proctor Memorial Found 1905, S. ix-xl; Sidney Lee: Proctor, Robert. In: The Dictionary of national biography. Supplement 1901–1911. Oxford: Oxford University Press 1927, Band 3, S. 140–141; Victor Scholderer: The private diary of Robert Proctor. In: The Library, 5. Ser., 5 (1951), S. 261–269; auch in: Ib.: Fifty Essays in Fifteenth- and Sixteenth-Century Bibliography herausgegeben von Dennis E. Rhodes. Amsterdam: Hertzberger 1966, S. 31–37: 31–2); Barry C. Johnson: Lost in the Alps. A portrait of Robert Proctor the »Great Bibliographer« and of his career in the British Museum. London: s.n 1995.   zurück
Robert Proctor: An Index to the Early Printed Books in the British Museum: from the Invention of Printing to the year 1500. With Notes of those in the Bodleian Library: part I. London: Kegan Paul 1898 (dann London: The Holland Press 1960, 2 Bände); Ib.: An index to the early printed books in the British Museum: part II. MDI-MDXX. London: Kegan Paul 1903–1938 (2 Bände). Nur der Teil über Deutschland wurde von Robert Proctor verfasst und 1903 veröffentlicht; der zweite und dritte Teil sind dem Typenforscher Frank Isaac Schechter (1890–1937) zuzuschreiben. Von ihm, u.a.: Types used by Wynkyn de Worde, 1501–1534. In: The Library, 4. Ser., 9 (1929). S. 395–411 mit Faks.   zurück
Als textliche Beschreibung ist die Wiedergabe von Titel, Überschrift und Schlussschrift, von Anfang und Ende des Textes und erster Zeile der zweiten Lage zu verstehen. Ein Beispiel von textlicher Beschreibung ist im Gesamtkatalog der Wiegendrucke zu finden, wo für jeden Wiegendruck u.a. die textliche Beschreibung im Sinne von originalgetreuer Wiedergabe bestimmter Teile des Textes gegeben wird.   zurück
Das Typenrepertorium der Wiegendrucke hat die von Proctor eingeführte Messung von zwanzig Zeilen beibehalten und einen weiteren Faktor in der Form des Majuskel-M eingeführt, die für das Typenrepertorium als Hauptmethode für die Identifizierung von Frühdruckschriften gilt. Die Wahl des »M« hängt von der Tatsache ab, dass es sich um den Buchstaben handelt, der in den gotischen Schriften der Frühdruckzeit die zahlreichsten Formverschiedenheiten (im Typenrepertorium sind davon insgesamt 207 wiedergegeben) aufzuweisen hat. Was die Antiquatypen angeht, ist die von Proctor beliebte Unterscheidung des mit dem »u« verbundenen oder von ihm getrennten »Q« in das Typenrepertorium ebenfalls übernommen worden.   zurück
Gesamtkatalog der Wiegendrucke. Leipzig, Stuttgart: K.W. Hiersemann 1925–. Die Druckausgabe ist noch nicht beendet. Bisher liegen zehn Bände und vier Lieferungen des elften Bandes vor. Unter http://www.gesamtkatalogderwiegendrucke.de ist die Online-Version verfügbar. Dort sind alle im ungedruckten Manuskript nachgewiesenen Ausgaben (Buchstaben I–Z) durch die digitalisierten handschriftlichen Beschreibungen aus dem Manuskript des GW ergänzt. Über den Gesamtkatalog der Wiegendrucke vgl. Hermann Fuchs: Aus den Anfängen des Preußischen Gesamtkatalogs. In: Aus der Welt des Bibliothekars. Festschrift für Rudolf Juchhoff zum 65. Geburtstag. Köln: Greven 1961. S. 355–362; Hans Lülfing: Das Buchwesen des 15. Jahrhunderts und der Gesamtkatalog der Wiegendrucke. In: Biblos. 13 (1964), S. 209–219 und 14 (1965), S. 14–25; Ninon Suckow / Werner Klarkowski: Die Datenbank der Gesamtkatalog der Wiegendrucke. In: Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie 4 (2004), S. 200–206; die Veröffentlichung im Gutenberg-Jahrbuch 2006 der Akten zum internationalen Workshop in der Staatsbibliothek zu Berlin. Preußischer Kulturbesitz »Kunst, Literatur und Wissenschaft in den Inkunabeln. 100 Jahre Gesamtkatalog der Wiegendrucke« (25.11.–27.11.2004); Severin Corsten: Gesamtkatalog der Wiegendrucke (GW). In: Lexikon des gesamten Buchwesens (LGB2). Stuttgart: Hiersemann 1991 S. 147–149 (zweite Ausgabe).   zurück
Seit 1821 verwendete Ludwig Friedrich Theodor Hain (1781–1836) den riesigen Besitz an Inkunabeln der damaligen Münchener Hof- und Staatsbibliothek, um eine methodisch alle Vorgänger weit übertreffende Bibliographie der Wiegendrucke zu erstellen. Dieses Werk erschien unter dem Titel Repertorium bibliographicum in quo libri omnes ab arte typographica inventa usque ad annum 1500 typis expressi ordine alphabetico vel simpliciter enumerantur vel adcuratius recensentur. Davon sind zwischen 1826 und 1838 beim Verleger Johann Friedrich Cotta aus Stuttgart vier Bände erschienen. Nach Hains Tod wurde das Repertorium vor allem von Walter Arthur Copinger (1847–1910) und Dietrich Reichling (*1845) ergänzt und öfters nachgedruckt. Über Ludwig Friedrich Teodor Hain, vgl. Ferdinand Geldner: Hain, Ludwig. In: NDB: Neue Deutsche Biographie, Bd. 7, S. 523 sowie zuletzt Bettina Wagner: Von der Klosterbibliothek zum Gesamtkatalog der Wiegendrucke. Zur Geschichte der Inkunabelkatalogisierung in Bayern. In: Gutenberg-Jahrbuch 81 (2006), S. 168–178.   zurück
10 
Konrad Haebler: Handbuch der Inkunabelkunde. Leipzig: K. W. Hiersemann 1925.   zurück
11 
Nicht zu vergessen für das deutsche Sprachgebiet ist Ferdinand Geldners Inkunabelkunde. Eine Einführung in die Welt des frühesten Buchdrucks (Wiesbaden: L. Reichert 1978). Vierzig Jahre davor bekam auch Italien sein erstes Handbuch der Inkunabelkunde: Domenico Fava: Manuale degli incunaboli. Milano: Mondadori 1939 (Enciclopedia del libro).   zurück
12 
Passione di Cristo, ISTC ip00147000, GW M29659, Goff P147. Lamberto Donati hat den Druck Damianus de Moyllis aus Parma zugeschrieben. Laut Piero Scapecchi wurde er von Ulricus Pursmid für Paul Moerich gedruckt. Vgl. Konrad Haebler: Die italienischen Fragmente vom Leiden Christi, das älteste Druckwerk Italiens: Eine Untersuchung. München: Jacques Rosenthal 1927; Lamberto Donati: Passio Domini nostri Jesu Christi. Frammento tipografico della Biblioteca Parsoniana. In: La Bibliofilia 56 (1954), S. 181–215; Piero Scapecchi: Subiaco 1465 oppure [Bondeno 1463]?: analisi del frammento Parsons-Scheide. In: La Bibliofilia 103 (2001), S. 1–24.   zurück
13 
Konrad Haebler: The study of incunabula. New York: The Grolier Club 1933.   zurück
14 
Konrad Haebler: Introducción al estudio de los incunables. Madrid: Ollero & Ramos 1995.   zurück
15 
Über Konrad Haebler, vgl. u.a. Hermann Herbst: Konrad Haebler als Einbandforscher. In: Archiv für Buchbinderei 27 (1927) S. 109–111; Erich von Rath / Wieland Schmidt: Die Schriften Konrad Haeblers. Berlin: Kommission für den Gesamtkatalog der Wiegendrucken 1937; Victor Scholderer: Konrad Haebler: In memoriam. The library, 5. Ser., 2 (1948) S. 150–15; Wieland Schmidt: Konrad Haebler: *29. Oktober 1857 in Dresden, gestorben 13. Dezember 1946 in Dorf Wehlen/Sachsen. In: Zentralblatt für Bibliothekswesen 64 (1950), H. 11/12, S. 403–413; Hans Lülfing: Konrad Haebler. In: NDB: Neue deutsche Biographie 7 (1966) S. 422–423; Ilse Schunke: Erinnerungen an Konrad Haebler. In: Über Bücher, Bibliotheken und Leser. Gesammelte Beiträge zum 60. Geburtstag von Horst Kunze. Leipzig: Bibliographisches Institut 1969, S. 185–192; Frederick Richmond Goff: A few footnotes to Konrad Haebler's »Handbuch der Inkunabelkunde«. In: Essays in honour of Victor Scholderer. Mainz: Pressler 1970, S. 174–181; Katrin Nitzschke: Wissenschaft und Bibliothek. Gelehrte Bibliothekare in der Geschichte der SLUB. In: Wissenschaftliche Zeitschrift der Technischen Universität Dresden 55 (2006), H. 1/2 S. 61–62. Es lohnt sich hier auch folgende biographische Beiträge über Konrad Haeblers Leben zu konsultieren: Wie ich Inkunabelforscher wurde: Ein Stückchen Lebensgeschichte. St. Gallen: Tschudy 1931 (Philobiblon. 5, 1, Beil.); Meine Beschäftigung mit dem Bucheinband. In: Archiv für Buchbinderei 42 (1942) S. 73–75.   zurück
16 
Von Ilse Schunke: Studien zum Bilderschmuck der deutschen Renaissance-Einbände. Wiesbaden: Harrassowitz 1959; Zur Methode der Einbandforschung. In: Börsenblatt für den deutschen Buchhandel 23 (1967), S. 1251–1253; Einführung in die Einbandbestimmung. München: Bund Meister der Einbandkunst 1974; Von der Bedeutung der Einbandwissenschaft für den Bibliothekar. In: Zentralblatt für Bibliothekswesen 82 (1968), S. 522–529; Werkverzeichnis: Eine bibliogr. Dokumentation. In: Das Antiquariat 22 (1972), S. 225–240; Edith Rothe: Bibliographie der Veröffentlichungen von Ilse Schunke. In: Zentralblatt für Bibliothekswesen 76 (1962), S. 548–550; Bibliographie der Veröffentlichungen von Ilse Schunke. In: Einbandstudien: Ilse Schunke z. 80. Geburtstag am 30. Dez. 1972 gewidmet. Berlin: Deutsche Staatsbibliothek 1972, S. 9–20. Fest- und Gedenkschriften für Ilse Schunke: Kurt Hans Staub: Ilse Schunke in memoriam: Dresden 30.12.1892–1.3.1979. In: Gutenberg-Jahrbuch (1986), S. 367–369; Erstes Todestag der DDR-Einbandforscherin und Bibliothekarin Ilse Schunke: Geb. am 30.12.1892 in Dresden, gest. am 1.3.1979 in Dresden. In: Bibliographische Kalenderblätter der Berliner Stadtbibliothek 22 (1980) 3, S. 1–7; Friedrich Adolf Schmidt-Künsemüller: Ilse Schunke in memoriam. In: Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie 26 (1979), S. 249–250; Horst Kunze: Nachruf für Ilse Schunke. In: Marginalien 75 (1979), S. 65–68; Ferdinand Geldner: Ilse Schunke, 30.12.1892–1.3.1979: Ein Leben für die Erforschung des europäischen Einbandes. In: Börsenblatt für den deutschen Buchhandel 35 (1979), S. B114-B116; Helmut Deckert: Nachruf für Dr. Ilse Schunke. In: Sächsische Landesbibliothek. Neuerwerbungen u. Nachrichten (1979) 4, S. 51–53.   zurück
17 
Jakob (seit 1878 Jacques) Rosenthal. Über ihn, vgl. u.a. Sigrid Krämer: Rosenthal, Antiquare. In: NDB: Neue Deutsche Biographie, Band 22, S. 77–78; Elisabeth Angermair: Die Rosenthals: der Aufstieg einer Jüdischen Antiquarsfamilie zu Weltruhm. Wien: Böhlau 2002; Anton Löffelmeier: Vom Fellheim in München. Zum Aufstieg der jüdischen Antiquarsfamilie Rosenthal. In: Zeitschrift des Historischen Vereins für Schwaben 96 (2003), S. 223–249.   zurück
18 
Von Alfred William Pollard: English books printed abroad. In: Transactions of the Bibliographical Society 3 (1896), S. 195–209; Peter Schöffer at work. In: The book-lover's magazine 6 (1907), S. 50–55; The general catalogue of incunabula. In: The library, 4. Ser., 3 (1913), S. 105–108; Early illustrated books. A history of the decoration and illustration of books in the 15th and 16th centuries. London: Paul, Trench, Trubner 19172 (dritte Ausgabe: 1927); Greek types, old and new. In: The library, 4. Ser., 7 (1927), S. 414–418; Gwendolen Murphy: A select bibliography of the writings of Alfred William Pollard. Oxford: Oxford University Press 1938. Über ihn: Fred W. Roper: Alfred William Pollard: a selection of his essays. Metuchen N.J.: Scarecrow Press 1976.   zurück
19 
Von Victor Scholderer: Johann Gutenberg: the inventor of printing. London: British Museum 19702; Der Buchdruck Italiens im fünfzehnten Jahrhundert. In: Beiträge zur Inkunabelkunde 2 (1938), S. 16–61; Red printing in early books. In: Gutenberg-Jahrbuch (1958), S. 105–107; Fifty essays in fifteenth- and sixteenth-century bibliography. Amsterdam: Hertzberger 1966. Vgl. hierzu auch: George Duncan Painter: Victor Scholderer: in memoriam. In: Gutenberg-Jahrbuch (1972), S. 416–420; Dennis Everard Rhodes: In memoriam Victor Scholderer. In: Börsenblatt für den deutschen Buchhandel 27 (1971), S. A415-A416; Bibliography of the writings of Victor Scholderer. In: Essays in honour of Victor Scholderer. Mainz: Pressler 1970, S. 15–34.   zurück
20 
Ihr ist Einführung der textlichen Beschreibung der ersten Zeile der zweiten Lage zu verdanken, die vom Gesamtkatalog der Wiegendrucke übernommen wurde. Von Marie Pellechet: Catalogue des incunables de la bibliothèque publique de Dijon. Dijon: Gustav Lamarche 1886; Bibliothèque Publique de Versailles. Catalogues des incunables et des livres imprimés de MD à MDXX. Paris: Alphonse Picard 1889; Catalogue des incunables des bibliothèques publiques de Lyon. Lyon: Delaroche 1893; Alphabets des imprimeurs du XVe siècle. In: Revue des bibliothèques 3 (1893), S. 1–10; Catalogue des incunables de la bibliothèque de la ville de Colmar. Paris: Cercle de la Libraire 1895; Quelques alphabets d'imprimeurs au XVe siècle: Cologne, Trèves, Metz, Vienne. In: Revue des bibliothèques 6 (1896), S. 129–139; Catalogue general des incunables des bibliothèques publiques de France par M. Pellechet et Louis Polain. Paris: Alphonse Picard 1897–1909, 3 Bände. Über sie: Auguste M. P. Ingold, Notice sur la vie et les ouvrages de Marie Pellechet. Paris: Alphonse Picard 1902; Otto Hartwig: Marie Marie-Léontine-Catherine Pellechet. Leipzig: Harrassowitz; Ursula Baurmeister: Marie Pellechet ou l’odyssée bibliothécaresque. In: Bullettin du bibliophile (2004) I, S. 91–147.   zurück
21 
Von Marie-Louis Polain: Catalogue de la bibliothèque technique. Paris: Cercle de la librairie 1894; Le Système décimal en bibliographie et les publications de l'Office international de bibliographie. Paris: E. Bouillon 1896; Catalogue de la bibliothèque de feu M. le comte Riant. Paris: A. Picard et fils 1896–1899, 3 Bände; Catalogue de la bibliothèque de M. Léon de La Sicotière. Alençon: A. Manier 1902 (2 Bände); Bibliographie rabelaisienne. Les éditions de Rabelais de 1532 à 1711, catalogue raisonné, descriptif et figuré, illustré de 166 fac-similés (titres, variantes, pages de texte, portraits). Nogent-le-Rotrou: Imprimerie de Daupeley-Gouverneur 1905; Marques des imprimeurs et libraires en France au 15e siècle. Paris: Droz 1926; Catalogue des livres imprimés au quinzième siècle des bibliothèques de Belgique. Bruxelles: Fl. Tulkens 1978 (5 Bände); Du Placement des incunables sur les rayons dans les bibliothèques. Paris: Jouve 1924; Note sur deux impressions poitevines du XVIe siècle. Rennes: Imprimerie de F. Simon s. d. Über Marie-Louis Polain: Georges Colin: M.-Louis Polain ou l’incunabuliste malgré lui. In: Marie-Louis Polain: Catalogue des livres imprimés au quinzième siècle des bibliothèques de Belgique. Bruxelles: Fl. Tulkens 1978, Band I, S. V-XLIII. Auf den Seiten XLIV-XLVI ist die Bibliographie der Schriften von Polain.   zurück
22 
Catalogo ragionato dei libri di prima stampa e delle edizioni aldine e rare esistenti nella Biblioteca Nazionale di Palermo compilato dal sacerdote Antonio Pennino. Palermo: Stab. Tip. Lao 1875–1886.   zurück
23 
Gli incunaboli della r. Biblioteca universitaria di Bologna, catalogo di Andrea Caronti. Bologna: Nicola Zanichelli 1889.   zurück
24 
Fridericus Ageno: Librorum saec. 15. impressorum qui in Bibliotheca Universitatis studiorum Sassarensis adservantur catalogus. Florentiae: L.S. Olschki-Bibliopola 1923.   zurück
25 
Tommaso Accurti: Catalogo degli incunaboli della Biblioteca Guernacci di Volterra. Roma. Tipografia Cuggiani 1929.   zurück
26 
Indice generale degli incunaboli delle biblioteche d'Italia a cura del Centro nazionale d'informazioni bibliografiche a cura del Centro nazionale di informazioni bibliografiche. (Indici e cataloghi. N. S 1) Roma: Istituto poligrafico e Zecca dello Stato, Libreria dello Stato 1943–1981.   zurück
27 
The illustrated ISTC on CD-ROM. Illustrated incunabula short-title catalogue on CD-ROM. Reading: Primary Source Media: The British Library 1998. URL: http://www.bl.uk/catalogues/istc/index.html.   zurück
28 
A catalogue of books printed in the fifteenth century now in the Bodleian Library, Oxford. Bearb. v. Alan Coates, Kristian Jensen, Cristina Dondi, Bettina Wagner, and Helen Dixon. With the assistance of Carolinne White, Elizabeth Mathew. Blockbooks, woodcut and metalcut single sheets by Nigel F. Palmer, and an inventory of Hebrew incunabula by Silke Schaeper. 6 Bde. Oxford: Oxford University Press 2005. URL: http://www.bodley.ox.ac.uk/csb/bod-inc.html.   zurück
29 
Catalogue of books printed in the XVth century now in the British Library. BMC. Part XI. England. ‘t Goy-Houten: Hes & de Graaf 2007.   zurück
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Bei der ersten Tafel geht es um den Vergleich zwischen drei Inkunabelbeschreibungen derselben lateinischen Ausgabe von Aesopus: Fabulae. Antwerpen: Gerardus Leew 1464. Die Beschreibungen kommen aus drei verschiedenen Inkunabelkatalogen: Bei dem ersten handelt es sich um Marinus Frederik Andries Gerardus Campbell (1819–1890): Annales de la typographie néerlandaise au XVe siècle. La Haye: Nijhoff 1874–1980 (Nachdruck: 1962), 26; beim zweiten um den Catalogue général des incunables des bibliothèques publiques de France von Marie Pellechet, 210; beim dritten und letzten um den Catalogue des livres imprimés au quinzième siècle des bibliothèques de Belgique von Marie-Louis Polain, 39. Der wichtigste Unterschied liegt in der Liste der Bibliotheken, die ein oder mehrere Exemplare der beschriebenen Ausgabe besitzen: Bei Campbell werden keine Exemplarnachweise angegeben. Auf der zweiten Tafel sind fünf verschiedene bibliographische Notizen aus ebenso vielen Inkunabelkatalogen bzw. -bibliographien abgebildet: Die erste kommt aus Robert Proctors Bibliographical Essays edited by A.W. Pollard. London: printed at the Chiswick press 1905, S. XX; die zweite kommt aus Karl Dziatzko: Über Inkunabelnkatalogisierung. In: Beiträge zur Kenntniss des Schrift-, Buch- und Bibliothekswesens. Leipzig: Spirgates 1896, III, S. 94–133: 129; die dritte aus Konrad Haebler: The Early Printers of Spain and Portugal. London: The Bibliographical Society 1897, S. 121 (es soll hier daran erinnert werden, dass das Werk für den Druck von Proctor vorbereitet wurde); die letzten zwei Notizen beziehen sich auf Gutenbergs 42-zeilige Bibel und kommen aus dem Inkunabelkatalog des British Museum (heute British Library) Band I, S. 17 und aus dem Gesamtkatalog der Wiegendrucke. Leipzig, Stuttgart: K.W. Hiersemann 1925–, Nr. 4201.   zurück
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Konrad Haebler: Typenrepertorium der Wiegendrucke. Halle a.d. Saale, Leipzig: Rudolf Haupt / Harrassowitz 1905–1924, IV, S. X u. III (Gotische Schrift), S. X-XI (Antiquaschrift).   zurück
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Die Beispiele beziehen sich auf Druckerei von Luca di Domenico, von 1480 bis 1483 in Venedig tätig, und kommen aus Proctors Index to the Early Printed Books in the British Museum: from the Invention of Printing to the year 1500. With Notes of those in the Bodleian Library: part I. London: Kegan Paul 1898 (dann London: The Holland Press 1960), S. 297, aus Haeblers Typenrepertorium, II, 1908, S. 130 und aus dem BMC V, S. 279. Es wird ebenso eine Seite aus dem neu erschienenen BMC IX über die englischen Druckereien im 15. Jahrhundert wiedergegeben (S. 406).   zurück
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Man denke nur an Domenico Favas Manuale degli incunaboli. Anm. 11.   zurück