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Die Edition des Pirckheimer-Briefwechsels
ist vollendet

  • Helga Scheible (Hg.): Willibald Pirckheimers Briefwechsel VII. Band. München: C. H. Beck 2009. XXIX, 631 S. Broschiert. EUR (D) 168,00.
    ISBN: 978-3-406-57780-2.
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Mit diesem im Februar 2009 erschienenen Band wird die Edition des Briefwechsels des Nürnberger Gelehrten Willibald Pirckheimer (1470–1530) zum Abschluss gebracht. Der Jurist Pirckheimer, in Italien humanistisch gebildet, war an Kunst interessiert und mit Albrecht Dürer freundschaftlich verbunden. Sein Interesse galt aber auch der Literatur. So förderte er die Ausbreitung der griechischen Sprache und Literatur 1 und unterhielt in seiner Vaterstadt Nürnberg einen Humanistenkreis, dem auch Hartmann Schedel und Konrad Celtis angehörten. Neben Brant, Peutinger und Zasius war Pirckheimer einer der führenden deutschen Juristen, der die Einführung des römischen Rechts betrieb und mit Georg Haloander für die kritische Herausgabe der Pandekten des Justinian sorgte. 2

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Geschichte der Edition

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Bereits gegen Ende des 19. Jahrhunderts begann Emil Reicke (1865–1950), der nachmalige Bibliotheks- und Archivdirektor in Nürnberg, mit den Vorbereitungen zur Edition von Pirckheimers umfangreichem Briefwechsel. Im Vordergrund stand zunächst die Sichtung und Ordnung und Auswertung seines schriftlichen Nachlasses. Der erste Band der Edition erschien 1940, als Reicke sich bereits im Ruhestand befand. Seine Einleitung (S. V-XLII), verfaßt »im Kriegsmai 1940«, ist ausgesprochen instruktiv, umfassend und lesenswert. Der zweite Band erschien 1956, sechs Jahre nach Reickes Tod. Damit waren die 378 Briefe (von und an Pirckheimer) aus der Zeit bis Ende 1514 ediert.

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In den achtziger Jahren kam es auf Betreiben von Franz-Josef Worstbrock zu einer von der DFG geförderten Fortsetzung der Edition. Als Bearbeiterin konnte die Heidelberger Philologin Helga Scheible gewonnen werden, die seit 1990 zusammen mit Worstbrock die Verantwortung für diese Edition getragen hat. Im Jahre 1989 erschien der dritte Band (hg. von Dieter Wuttke). 1997 der vierte, 2001 der fünfte und 2004 der sechste. An den Editionsgrundsätzen Reickes wurde im Wesentlichen nichts geändert, wenn man von den etwas knapper gehaltenen Anmerkungen und gewissen Verfeinerungen der Edition ab Band 3 absieht.

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Zum Abschlussband

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Der vorliegende Band enthält die Edition des Briefwechsels der Jahre 1528, 1529 und 1530. Dabei handelt es sich um 189 Briefe (Nummern 1146–1334) von sehr unterschiedlicher Länge. 113 sind in lateinischer, 75 in deutscher und einer in französischer Sprache abgefaßt. Wie schon bei den 1145 in den ersten sechs Bänden edierten Briefen ist nur rund ein Achtel der Briefe von Pirckheimer verfaßt; sieben Achtel der uns überlieferten Briefe sind an Pirckheimer gerichtet.

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Zu Pirckheimers wichtigsten Korrespondenten gehörte in seinen letzten drei Lebensjahren der militante altgläubige Theologe Johannes Cochlaeus. Pirckheimer kannte ihn als früheren Nürnberger Schulrektor. Bis 1547 war Cochlaeus Stiftsherr in Mainz; dann wurde er Domherr in Meißen. Ebenfalls gut vertreten im Briefwechsel dieser Jahre sind der humanistisch gebildete schwäbische Arzt und Botaniker Gabriel Hummelberg und Erasmus von Rotterdam (von diesem drei sehr ausführliche Berichte über einen Prozeß und über den Umzug nach Freiburg im Breisgau). Pirckheimers weitere Korrespondenten sind nebst anderen Veit Bild, Beatus Rhenanus, Ulrich Zasius, Eoban Hessus, Martin Bucer und Gregor Haloander. Besonders hervorgehoben wird von Scheible in der Einleitung der Brief (Nr. 1331), den Pirckheimer zwei Wochen vor seinem Tod an den Wiener Arzt gerichtet hatte und in ihm in aller Offenheit Bilanz über Erfolge und Mißerfolge in den zurückliegenden Jahrzehnten zieht und sich als ziemlich lebensmüde zu erkennen gibt.

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Der Edition des Briefwechsels der letzten drei Lebensjahre schließt die Edition eines von Erasmus von Rotterdam am 12. Mai 1531 verfaßten Nachrufes an (S. 445–451). Versehentlich ist hier im Kopfregest als Datum der 15. Mai angegeben. Im Anschluss daran (S. 452–510) finden sich die Nachträge zu den ersten sechs Bänden der Briefedition. Dabei handelt es sich um 30 Briefe und außerdem um Verweise auf die bereits im fünften Band enthaltenen Ergänzungen. Den Abschluß bildet (S. 511–588) die briefähnliche Ergänzung zu einem in Band 6 (Nr. 1070) edierten Brief des Basler Reformators Johannes Oekolampad. Die Edition ist durch ein chronologisches Verzeichnis der Briefe, ein Verzeichnis der Korrespondenten und ein umfassendes Register (Personen, Orte, Sachen) sehr gut erschlossen.

 
 

Anmerkungen

Niklaus Holzberg: Willibald Pirckheimer. Griechischer Humanismus in Deutschland. (Humanistische Bibliothek 41) München: Fink 1981.   zurück
Guido Kisch: Haloander-Studien. In: Gestalten und Probleme aus Humanismus und Jurisprudenz. Neue Studien und Texte. Berlin: de Gruyter 1969, S. 199–240.   zurück