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Methodengeschichte der Germanistik zwischen Akkumulationsmodell und Arbitraritätsthese

Review article zu

  • Jost Schneider (Hg.): Methodengeschichte der Germanistik. Unter redaktioneller Mitarbeit von Regina Grundmann. Berlin, New York: Walter de Gruyter 2009. VII, 794 S. Gebunden. EUR (D) 149,95.
    ISBN: 978-3-11-018880-6.
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Gegenstand und Programmatik des Bandes

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In seiner 1999 publizierten Geschichte der Sprachwissenschaft in Deutschland. Vom Mittelalter bis ins 20. Jahrhundert umreißt Andreas Gardt als Ausgangsbasis seiner Darstellung, dass diese sich nicht als »Geschichte der sprachwissenschaftlichen Germanistik« verstehe, könne eine solche Fachgeschichte doch »nicht (oder nur in wenigen ihrer Aspekte) vor das 19. Jahrhundert zurückgreifen und wäre zudem an die Universität als Ort der Institutionalisierung gebunden.« 1

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Genau diese Perspektive auf die germanistische Fachgeschichte in ihrer Koppelung an die Institutionengeschichte nimmt nun das zehn Jahre nach Gardts historischem Abriss zur Sprachwissenschaft von Jost Schneider herausgegebene Handbuch Methodengeschichte der Germanistik ein. Wo der Band seinen Gegenstandsbereich einerseits historisch mit Blick auf die Entwicklung germanistischer »Methoden« seit der universitären Institutionalisierungsphase im 19. Jahrhundert eingrenzt, weitet er ihn andererseits systematisch – zumindest dem Anspruch nach – über die einzelnen Teildisziplinen auf die gesamte Germanistik aus.

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Jost Schneider expliziert in seiner umfangreichen Einleitung (S. 1–31) zunächst die methodischen und terminologischen Vorentscheidungen, die dem Band zugrunde liegen. Anders als es eine systematische Darstellung zu leisten habe, könne eine historische Darstellung nach Schneider nicht mit einer scharfen begrifflichen Unterscheidung zwischen ›Theorie‹ und ›Methode‹ operieren, da diese Systematisierung »zu einer vor-pluralistischen und deshalb anachronistischen […] Perspektivierung führen müsste« (S. 2). Der Band legt daher einen weiten Methodenbegriff zugrunde, bzw. ein Methodenverständnis,

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das nicht auf einer vorgängigen Differenzierung zwischen Theorien, Methoden, Paradigmen usw. beruht, sondern alle ›Ansätze‹ zu integrieren versucht, die zumindest von bestimmten wissenschaftstheoretischen Positionen aus, die aber nicht diejenigen des Herausgebers oder des Artikelautors sein müssen, als Methoden wahrgenommen und bezeichnet worden sind. (S. 2)
[6] 

Diese methodische Abgrenzung einer Methodengeschichte der Germanistik gegenüber einer systematischen Darstellung gegenwärtiger »germanistischer« Methoden und Theorien trägt grundsätzlich der notwendigerweise unterschiedlichen Perspektivierung diachroner und synchroner Darstellungen Rechnung. Dass die spezifische Perspektivierung des vorliegenden Bandes einleitend reflektiert und argumentativ plausibilisiert wird, ist in jedem Fall sehr zu begrüßen. Trotz der im Gesamten nicht zu bestreitenden Leistungen des Bandes 2 weisen meines Erachtens allerdings sowohl die Konzeption als auch – in der Folge – einzelne Beiträge einige Schwächen auf.

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Die weite Fassung des Methodenbegriffs ist dabei zumindest ein strittiger Punkt. Schneider verweist darauf, dass Termini wie ›Theorie‹, ›Methode‹ oder ›Paradigma‹ einerseits (wissenschafts)historischem Wandel unterworfen sind, dass andererseits deren Gebrauch zur Benennung der eigenen Position innerhalb des wissenschaftlichen Diskurses häufig Widerspruch hervorgerufen habe (vgl. S. 2). In seiner Ablehnung absoluter Begriffssetzungen ist Schneider durchaus anschlussfähig; nicht mehr anschlussfähig erscheint seine Position in der Konsequenz, auch eine differenzierende, relationale Begriffsverwendung zugunsten einer unspezifizierten Begriffsverwendung zu unterlassen und so die zu Beginn der Einleitung angesprochene Funktion derselben (d.h. die »Vorbesinnung und Reflexion« über die Probleme der Methodengeschichtsschreibung, nämlich »die Selektion und die Reihenbildung sowie die innere Strukturierung und die Anordnung der Artikel«, S. 1) zu verabschieden.

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Schneider argumentiert für einen weiten Methodenbegriff mit Blick auf die Vermeidung eines terminologischen Anachronismus (vgl. S. 2). Problematisch dabei ist jedoch, dass sich durch die undifferenzierte Verwendungsweise des ›Methoden‹-Begriffs als Oberkategorie für Theoriemodelle, Methoden, Paradigmen etc. – so schwierig deren Abgrenzung voneinander im Einzelnen auch sein mag – letztlich eine ahistorische Begriffsverwendung ergibt. Die von Schneider proklamierten »neutrale[n] deskriptive[n] Kategorien« (S. 3) können ›Theorie‹, ›Methode‹ und ›Paradigma‹ überhaupt erst dann sein, wenn sie in ihrer jeweiligen Bedeutung ein- und abgegrenzt sind. Denn sonst sind sie möglicherweise neutral in dem Sinne, dass keine klare Wertung mit ihnen verbunden ist, keineswegs jedoch deskriptiv.

[9] 

Neben dem diskutablen Methodenverständnis werden die konzeptuellen Schwächen des Handbuchs meines Erachtens in zwei zentralen Punkten virulent, nämlich (1.) in Bezug auf das nominalistische Konzept von ›Geschichte‹, das der Darstellung zugrunde liegt, sowie (2.) in Bezug auf das faktische Auseinanderklaffen von Anspruch und Einlösung, was den Geltungsbereich einer gesamten Germanistik angeht.

[10] 

Methodengeschichte der Germanistik –
oder doch eher der Literaturwissenschaft?

[11] 

Zunächst zum zweiten Kritikpunkt: Schneider zufolge wird in der vorliegenden Zusammenstellung »keine Dominanz der Neugermanistik unterstellt, sondern auch – soweit dies im jeweiligen Fall sachlich angemessen ist und soweit es den Artikelverfassern möglich war – das Feld der Linguistik und der Mediävistik mit einbezogen.« (S. 3) Der Band soll damit etwas leisten, was, so Schneider, »nicht in allen Publikationen zu diesem Thema berücksichtigt wird« (S. 3) – doch gerade in Formulierungen wie der obigen zeigt sich, dass auch die vorliegende Publikation diesbezüglich keine Ausnahme darstellt: Die Perspektive des Handbuchs ist dezidiert literaturwissenschaftlich – wäre sie »germanistisch« im Sinne einer den drei Teilfächern entsprechenden dreifachen disziplinären Perspektive, würde sich die Frage nach der sachlichen Angemessenheit und der Kompetenz, Zuständigkeit etc. der Artikelverfasser (und des entsprechend zu erwartenden Herausgeberteams) nicht stellen. Linguistik und Mediävistik bzw. ältere Philologie wären dann keine Felder, die miteinzubeziehen wären, sondern Teilbereiche des Feldes, das in der methodengeschichtlichen Darstellung abgedeckt werden soll.

[12] 

Den Anspruch, eine Methodengeschichte der gesamten Germanistik vorzulegen, d.h. sowohl der germanistischen Sprach- wie Literaturwissenschaft (der neueren wie älteren Philologie), kann der Band nicht einlösen. 3 Die »gesamtgermanistische« Öffnung des Sichtfelds erfolgt nur punktuell: Methodisch-theoretische Zugriffe der Mediävistik bzw. der Älteren deutschen Philologie werden etwa im Beitrag von Rüdiger Nutt-Kofoth zur »Editionswissenschaft« (S. 109–132) und im Beitrag zur »Performativitätsforschung« von Hans Rudolf Velten (S. 549–571) näher beleuchtet. Der gelungene Beitrag von Doris Mosbach zur »Semiotik« (S. 629–660), der strukturell durch seine differenzierte Untergliederung 4 heraussticht, liefert im Abschnitt 3 zu Institutionengeschichtlichem unter »3.1 Frühe Zeichenkonzeptionen« und »3.2 Klassische Theorien und Schulen der Semiotik im 20. Jahrhundert« einen pointierten methoden- und theoriegeschichtlichen Überblick. Unter Abschnitt 3.2 gelingt Mosbach auf knapp sechs Seiten eine dichte und dennoch übersichtliche Darstellung der verschiedenen strukturalistischen und poststrukturalistischen Sprach- und Zeichentheorien mit ihrer jeweiligen Axiomatik, ihrer wissenschaftsgeschichtlichen Kontextualisierung und ihrer gegenwärtigen Relevanz. Einen theorie- und methodengeschichtlichen Beitrag zum »Strukturalismus«, der auch für die Linguistik fach(geschicht)liche Relevanz beanspruchen kann, liefert Kerstin Kucharczik (S. 679–700). Wie Mosbach nimmt auch Kucharczik die breiteren wissenschaftsgeschichtlichen Zusammenhänge und theoriegeschichtlichen Traditionslinien in den Blick. In ihrem Fazit im Abschnitt »Fachgeschichtliche Einordnung« (S. 696 f.) macht sie deutlich, dass eine Methodengeschichte auch methodisch, d.h. in Fragen der Selektion und Reihenbildung (vgl. Einleitung von Schneider, S. 1 ff.) von einem weniger auf Theorieakkumulation als vielmehr auf Theorie(ko)evolution gerichteten Blick nur profitieren kann. So lässt sich mit Kucharczik der vermeintlich arbiträre, synchron vorliegende Methodenpluralismus als diachroner Prozess der Ausdifferenzierung perspektivieren:

[13] 
In der Literaturwissenschaft sind trotz z.T. erheblicher Differenzierungen strukturalistische Grundannahmen auch in aktuelleren wissenschaftstheoretisch orientierten Literaturtheorien zu finden, so in der Empirischen Literaturwissenschaft, der Systemtheorie, der Analytischen Literaturwissenschaft sowie in dem von Umberto Eco konzipierten semiotischen Textmodell. Letztlich basieren auch Dekonstruktion und Poststrukturalismus, die wesentlich zur Überwindung des Strukturalismus beigetragen haben, auf der Möglichkeit der Anwendung strukturalistischer Methoden und Verfahrensweisen. (S. 687)
[14] 

Während hier im Artikel zum Strukturalismus die Perspektive auf den literaturwissenschaftlichen Anwendungs- und Diskursbereich eher partiell gesetzt wird, steht diese in den Beiträgen von Ulrich Schmid zur »Linguistische[n] Poetik« (S. 323–336) und zum »[Russischen] Formalismus« (S. 155–169) hingegen klar im Zentrum.

[15] 

Vermisst wird in jedem Fall ein Beitrag zur Begriffsgeschichte und/oder Historischen Semantik – hier hätte zudem die Chance bestanden, sprach- und literaturwissenschaftliche Theorie-/Methodenentwicklungen zueinander in Bezug zu setzen. 5 Auch die (in sich keineswegs homogene) literaturwissenschaftliche Emotionsforschung 6 hätte in der Methodengeschichte der Germanistik Beachtung finden können – sei es im Beitrag zur »Literaturpsychologie / Psychoanalytische Literaturwissenschaft« von Joachim Pfeiffer (S. 355–384), auf den im Folgenden näher einzugehen sein wird, sei es im Beitrag »Textwirkungsforschung / Empirische Literaturwissenschaft« 7 von Margrit Schreier (S. 721–745). Auch hier hätte sich ein fruchtbarer Blick über die Disziplinengrenzen hinaus ergeben können, da die Emotionsforschung in jüngerer Zeit sowohl innerhalb der NDL wie auch der Mediävistik bzw. ÄDP an Relevanz gewonnen hat. 8

[16] 

Problematische Verengungen des Blicks
– fehlende Differenzierungen und Relationen

[17] 

Problematisch erweisen sich einzelne Beiträge dort, wo der Fokus auf die Theorie- und Methodengeschichte einzelner Ansätze den gegenwärtigen Forschungsstand ausblendet und hinter den Stand der disziplinären Ausdifferenzierung zurückfällt. Dieses Differenzierungsdefizit resultiert dabei letztlich, wie im Folgenden deutlich gemacht werden soll, aus einer nominalistischen Konzeptualisierung theorie- und methodengeschichtlicher Konstellationen.

[18] 

Werfen wir zunächst einen Blick auf zwei konkrete Beiträge, an denen die diesbezüglichen konzeptuellen Schwächen des Bandes exemplarisch deutlich werden: die Artikel »Literaturpsychologie / Psychoanalytische Literaturwissenschaft« von Joachim Pfeiffer (S. 355–384) und »Feministische Literaturwissenschaft« von Sara Lennox (S. 133–153). In beiden Fällen handelt es sich um Beiträger, deren grundsätzliche fachliche Expertise außer Zweifel steht. 9 Dennoch liegt in beiden Fällen ein sehr enger Fokus auf die methodisch-theoretischen Konstellationen und damit schließlich ein problematisches – und mit Blick auf theorie- und methodengeschichtliche Zusammenhänge meines Erachtens besonders schwerwiegendes – Differenzierungsdefizit vor. In Lennox’ Beitrag blendet die Subsumption gendertheoretischer Ansätze unter dem Signum »Feministische Literaturwissenschaft« die seit den 1970er Jahren vollzogene Theorieentwicklung völlig aus: Die zunehmende Institutionalisierung der anfänglich klar ideologie- und gesellschaftskritisch ausgerichteten feministischen Ansätze in Form von gendertheoretisch (z.T. dekonstruktivistisch, narratologisch oder diskursgeschichtlich) ausgerichteten Zugriffen innerhalb des literatur- und kulturwissenschaftlichen Kernbereichs. Dass die Unterscheidung zwischen »feministischen« und gender-theoretischen Ansätzen axiomatisch betrachtet nicht immer ohne weiteres vorzunehmen ist, dass aber nichts destotrotz Gender Studies eine eigene Forschungsrichtung darstellen, macht etwa die aktuelle Einführung von Franziska Schößler deutlich. 10 Eine sehr differenzierte Darstellung der entsprechenden Theorie- und Forschungsgeschichte liefert auch Jutta Osinski mit ihrer Einführung in die feministische Literaturwissenschaft (Berlin: Schmidt 1998). Anders als der Titel des Bandes suggeriert, nimmt Osinski gerade keine Gleichsetzung von feministischen und gender-orientierten Ansätzen vor. Stattdessen skizziert sie die unterschiedlichen Forschungstraditionen vor allem im französischen, angloamerikanischen und deutschen Sprachraum, beleuchtet die einzelnen Positionen in deren jeweiligen kulturhistorisch-institutionellen Kontexten und zeigt deren mitunter problematische, da ideologisch basierte Prämissen auf. 11 Gender Studies nicht als eigenes Lemma in einer Methodengeschichte anzuführen, ließe sich nun auf der Basis von Osinskis Begriffsexplikation sogar plausibilisieren:

[19] 
Die Gender Studies sind […] in den 90er Jahren zum Sammelbegriff für feministische und nichtfeministische Arbeiten in den Kulturwissenschaften geworden, die Geschlechterverhältnisse als kontextabhängige Konstrukte in den verschiedensten Bereichen thematisieren. Sie sind keine »Methode« und haben kein »Modell«, sondern sie bezeichnen ein thematisches Interesse, das in verschiedenen Disziplinen mit unterschiedlichen Gegenstandsbestimmungen und Verfahren verfolgt wird. 12
[20] 

Mit Blick auf den einleitenden Abschnitt in Lennox’ Beitrag wird jedoch meines Erachtens deutlich, dass nicht Vorbehalte gegenüber einer begrifflichen Unschärfe und der Suggestion einer einheitlichen Methodik gender-orientierter Ansätze Grund für die Abwesenheit dieses Lemmas ist – sondern das Ausblenden theorie- und methodengeschichtlicher Ausdifferenzierungsprozesse:

[21] 
Feministische Literaturwissenschaft setzt sich mit inhaltlichen und formalen Repräsentationen von Frauen, von Gender und von Genderbeziehungen sowie mit der Darstellung von Weiblichkeit in literarischen Texten auseinander. (S. 133)
[22] 

In gender-orientierten Ansätzen liegt der Fokus mittlerweile gerade nicht mehr ausschließlich auf literarischen/medialen Repräsentationen von ›Weiblichkeit‹, sondern auch auf Repräsentationen von ›Männlichkeit‹ bzw. von Geschlechtlichkeit allgemein.

[23] 

Ähnlich selektiv bleibt der Blick auf die Theorie- und Forschungsgeschichte auch im zweiten Fall: Zwar grenzt Pfeiffer ›psychoanalytische Literaturwissenschaft‹ von dem weiteren, »auch nicht-analytische Richtungen« (S. 355) umfassenden Begriff der ›Literaturpsychologie‹ ab, geht im Folgenden jedoch nicht auf die beiden exemplarisch genannten »nicht-analytischen« Ansätze von Norbert Groeben (»empirische Leserpsychologie«) und Reinhold Wolff (»assoziationstheoretische Verfahren«) ein. Die faktische Gleichsetzung von Literaturpsychologie mit »psychoanalytischer Literaturwissenschaft« ignoriert völlig die Heterogenität dieses Theoriebereichs respektive die aktuellen Entwicklungen innerhalb der literaturpsychologisch ausgerichteten Forschung. 13 Dass die in der Auswahlbibliographie aufgeführten Schriften der beiden exemplarischen Vertreter aus den 1970er Jahren stammen, 14 macht den methodengeschichtlichen »Tunnelblick« noch einmal sehr deutlich: Aktuelle Studien wie die emotionspsychologische Analyse der Literatur der Aufklärungsepoche von Katja Mellmann, 15 die auf evolutions- und kognitionspsychologischen Ansätzen basieren, finden keine Erwähnung.

[24] 

Thomas Anz – dessen einschlägige Arbeiten 16 in der Auswahlbibliographie wie auch im Text selbst ebenfalls nicht genannt werden – geht in seinem Artikel »Psychologie« im Theorie- und Methodenband des Handbuchs Literaturwissenschaft auf die aktuelle Ausdifferenzierung innerhalb des Forschungsbereichs der Literaturpsychologie ein:

[25] 
Im ersten Jahrzehnt des 21. Jh.s existiert nach wie vor eine zumindest schwach institutionalisierte, vereinzelt von ausgebildeten Psychologen, in der Mehrzahl von psychologisch interessierten Literaturwissenschaftlern betriebene Literaturpsychologie. In ihrem Rahmen hatte die Psychoanalytische Literaturwissenschaft lange eine auffällige Dominanz. Im 21. Jh. hat sie vor allem durch literaturwissenschaftliche Rekurse auf Theorieelemente und Forschungsansätze der Kognitionspsychologie (vgl. II.5.4.3) und der Evolutionären Psychologie (vgl. II.6.14) starke Konkurrenten bekommen. 17
[26] 

Dass eine diachron ausgerichtete Perspektive auf Theorien und Methoden gut daran tut, nicht aufgrund der vermeintlichen »Nichtdarstellbarkeit« gegenwärtiger Entwicklungen zu weit vor der Gegenwart halt zu machen, zeigen Anz’ Ausführungen zum Aktualisierungs- und »Verwissenschaftlichungspotential« neuerer literaturpsychologischer Ausrichtungen in Bezug auf tradierte Bereiche philologischer Konzeptualisierung:

[27] 
Die Leistung kognitionspsychologischer und evolutionspsychologischer Orientierungen in der Literaturwissenschaft, die im ersten Jahrzehnt des 21. Jh.s. zunehmende Dominanzgewinne für sich verbuchen können, liegen nicht zuletzt in der präzisierenden Reformulierung und -aktualisierung älterer, vielfach schon ad acta gelegter Begriffe und Konzepte der Poetik, Ästhetik und Hermeneutik. 18
[28] 

Hier zeigt sich meines Erachtens die Problematik des historisch sehr verengten Blicks, der sich aus Schneiders Selektionsstrategie ergibt. Wie eine Tabelle auf Seite 5 der Einleitung illustriert, liegt der Fokus des Bandes auf der Entwicklung und Etablierung theoretisch-methodischer Ansätze für den Zeitraum von 1830 19 bis 2009 – unterschieden in Formationsphase, Durchsetzungsphase und Perseveranzphase. 20 Eingang in das Handbuch finden jedoch nicht alle ›Methoden‹, sondern nur solche, die als bereits vor dem Jahrtausendwechsel etabliert gelten können. So lässt der 2009 erschienene Band mit Blick auf die Herausbildung neuer Theorie- und Methodenkonzepte beinahe zwei Dekaden in seiner Darstellung letztlich unberücksichtigt:

[29] 
Da in diesem Band konzeptionsgemäß nur solche Methoden berücksichtigt werden sollten, die bereits ihre Durchsetzungs-/Akutphase durchlebt haben, wurde in der Tabelle für den Zeitraum ab 1990 [!] keine Auflistung der Formationsphasen geliefert. (S. 7)
[30] 

In diesem Sinne sind die hier exemplarisch umrissenen Beiträge letztlich kaum zu beanstanden – erfüllen sie doch voll und ganz die vom Herausgeber vorgestellte Programmatik. Die einzelnen Differenzierungsdefizite erweisen sich damit aus meiner Sicht als Effekte einer konzeptionellen – methodischen – Schwachstelle des methodengeschichtlichen Handbuchs. Den Schlusspunkt für die Berücksichtigung sich »formierender« Theorie- und Methodenzugriffe in der vorliegenden historischen Darstellung um 1990 zu legen, ist als pragmatische Entscheidung nachvollziehbar; unbefriedigend wird sie jedoch dann, wenn sie im Einzelnen dazu führt, dass wesentliche Ausdifferenzierungen und relevante Neupositionierungen der vorgestellten Ansätze ausgeblendet werden.

[31] 

Geschichte ohne Geschichte – eine Akkumulation literaturwissenschaftlicher ›Methoden‹?

[32] 

Damit komme ich zum zweiten eingangs formulierten Kritikpunkt, dem nominalistischen Geschichtsbegriff, der innerhalb der Programmatik des Bandes deutlich wird. Wie oben bereits umrissen, grenzt sich der Band Methodengeschichte der Germanistik von methodengeschichtlichen Darstellungen wie etwa Thomas Anz’ Handbuch Literaturwissenschaft 21 ab (vgl. S. 3, Fußnote 4), die nach Schneider dazu neigen, »›große Erzählungen‹ (Lyotard) zu produzieren, in denen ›die‹ Entwicklung ›der‹ Germanistik als geordnetes Nacheinander von sich ablösenden Paradigmen dargestellt wird.« (S. 3)

[33] 
›Der‹ Entwicklungsgang der Germanistik führt dann im Wesentlichen von einer theologisch-altphilologisch geprägten Vor- oder Frühzeit des Faches über die Ära der Nationalphilologie und die Epoche der Geistesgeschichte hin zu den Innovationen der 1960er- und 1970er-Jahre. Eine graphische Veranschaulichung der Argumentationsstruktur derartiger Darstellungen würde eine Kette ergeben, von deren Einzelgliedern zwar hier und da Nebenwege abzweigen, die jedoch eine Hauptrichtung, einen Hauptstrom der Entwicklung, erkennen lässt. (S. 3 f.)
[34] 

Abgesehen davon, dass das Bild der Kette mit den »abzweigenden Nebenwegen« und dem »Hauptstrom der Entwicklung« in seiner Verbindung dreier semantischer Felder recht schief ist, stellt sich die Frage, auf welche aktuellen fach- und theoriegeschichtlichen Darstellungen Schneiders Vorwurf einer solchen unterkomplexen »Argumentationsstruktur« tatsächlich zutrifft – neben dem in Fußnote 4 genannten Handbuch Literaturwissenschaft von 2007 führt Schneider als exemplarisch noch Jost Hermands Geschichte der Germanistik von 1994 an, weitere konkrete Beispiele finden sich nicht.

[35] 

Die – abstrakte – Abgrenzung von wissenschaftsgeschichtlichen Darstellungen, die auf Relationen, Verbindungen und (vermeintlich linearen) Entwicklungen fokussieren, stellt dennoch eine praktikable Basis für Schneiders Programmatik: Ihm geht es gerade nicht darum, Traditionslinien in der Konzeption, Rezeption und Veränderung von Theorien, Modellen und Methoden aufzuzeigen. Sein gewähltes Bild ist entsprechend das der Anhäufung, Anlagerung:

[36] 
Die der vorliegenden Übersicht zu Grunde liegende Vorstellung ist demgegenüber [d.h. in Abgrenzung zu Darstellungen, die auf wissenschaftsgeschichtliche Entwicklungen fokussieren, N.I.] eher die einer Akkumulation. Wir haben es dabei nicht mit einer Ausdifferenzierung zu tun, wie sie in Gestalt eines sich immer feiner verzweigenden Baumes graphisch veranschaulicht werden könnte, sondern mit einer Akkumulation, bei der immer mehr einzelne Komponenten von außen hinzutreten und sich anlagern. (S. 4)
[37] 

Indem er den (Gegen-)Begriff der ›Ausdifferenzierung‹ anspricht, grenzt sich Schneider implizit gegen wissenschaftsgeschichtliche Ansätze wie etwa den Niklas Luhmanns ab, der evolutions- und systemtheoretische Theoreme vereint: Mit Luhmann bedeutet Ausdifferenzierung im Bereich von Wissen(schaft), dass von Wissens- und Forschungstraditionen abweichende Ansätze – also theoretisch-methodische Innovationen –»positives feedback« aus der (disziplinären) Umwelt erfahren. 22

[38] 

Mit dem von Schneider gewählten Bild des sich verästelnden Baumes wird deutlich, dass sich für ihn das Konzept der ›Ausdifferenzierung‹ mit der Annahme eines Organismus-Modells verbindet. Dass ein solches Modell, das zumeist mit ideologisch gefärbten Prosperitäts- und Dekadenzthesen einhergeht, mittlerweile in wissenschaftsgeschichtlichen Darstellungen eine deutliche Randposition einnehmen dürfte, scheint mir gegeben. Ebenfalls deutlich wird an dieser Stelle aus meiner Sicht ein grundlegender »radikal-konstruktivistischer« Fehlschluss, nämlich dass Evolutionsmodellen eine Teleologieannahme zu eigen sei. Hier hilft ein – durchaus kritischer – Blick in Luhmanns Ausführungen zur wissenssoziologischen Adaption der Evolutionstheorie, der Abgrenzung von evolutiven Phasenmodellen und einem teleologisch interpretierbaren Konzept der ›Adaptation‹. 23

[39] 

Schneiders ›Akkumulationsmodell‹ mag nun gewissermaßen dem Innovationsgebot geschuldet sein, dem sich auch der Bereich der Wissenschaftsgeschichte nicht entziehen kann; mindestens so relevant wie der innovative Gehalt einer diachronen Darstellungen ist jedoch ihre sachliche Angemessenheit. 24 Ein kumulatives Darstellungsprinzip blendet jedoch die vielfältigen Abgrenzungs- und Ausdifferenzierungsbeziehungen aus, die die Methoden- und Theoriengeschichte auch der Germanistik prägen. Schneiders erster, »für offenkundig« gehaltener »Befund« (S. 8) ist dementsprechend relationsverweigernd:

[40] 
Die Methodengeschichte der Germanistik folgt dem Prinzip der beständigen Akkumulation. Es treten fortlaufend neue methodische Instrumente hinzu, die aber am Ende ihrer Durchsetzungsphase nicht ganz verschwinden, sondern gewissermaßen in der Werkzeugkiste verbleiben und weiterhin zur Lösung bestimmter Spezialaufgaben benutzt werden. (S. 8)
[41] 

Die wissenschaftsgeschichtliche Annahme eines »Prinzip[s] der beständigen Akkumulation« hat kaum Erklärungspotential für historische Entwicklungen – und kann ›Methoden‹ nur als im Wesentlichen nicht zueinander in Beziehung stehende ›Tools‹ in einem Werkzeugkasten erfassen. Um es noch einmal deutlich zu machen: Das Bild vom ›tool kit‹ ist nicht generell »schlecht« – für eine diachron ausgerichtete Darstellung liefert es jedoch meines Erachtens kein befriedigendes Konzept. Anders als die (eng verstandene) Synchronie bzw. Systematik muss die Diachronie Fragen zu den Gründen und Prinzipien historischen Wandels beantworten können. Das hier postulierte ›Akkumulationsprinzip‹ scheint dies dem Begriff nach zu leisten, bei genauer Betrachtung zeigt sich aber, dass es sich der Schwierigkeit gerade entzieht, Strukturwandel erklären zu müssen: Wo Kumulation vorliegt, gibt es keinen eigentlichen Wandel, sondern nur Zuwachs. Entsprechend fällt konsequenterweise auch Schneiders »Resümee« aus,

[42] 
dass in mehr als 90 Prozent aller dokumentierten Fälle kein Absterben und endgültiges Verschwinden einer einmal etablierten und konsolidierten Methode konstatiert werden kann, sondern dass in aller Regel erhalten bleibt, was in einer Durchsetzungsphase durchgesetzt wurde und in der alltäglichen Berufspraxis zumindest in bestimmten Anwendungsgebieten solide Arbeitsergebnisse erbringt. Die Bezeichnung einer Methode mag in ihrer Perseveranzphase aus dem fachöffentlichen Diskurs verschwinden; die Sache selbst bleibt jedoch in der Regel erhalten. (S. 9)
[43] 

Auch wenn Schneider sich hier vermeintlich von einer nominalistischen Perspektive distanziert, liegt seinem Akkumulationsmodell eine ebensolche nominalistische Axiomatik zugrunde, die nicht auf Relationen, Interdependenzen und Abgrenzungsstrukturen blickt, sondern auf unabhängig voneinander existierende ›Entitäten‹, deren jeweilige Benennung zwar historisch variieren kann, die jedoch selbst keinen historischen Wandel erfahren. Nimmt man die Akkumulationsthese ernst, wird Wissenschaftsgeschichte damit letztlich arbiträr.

[44] 

Dass jedoch auf der Basis der Arbitraritätsthese die Schwierigkeiten diachroner Darstellungen – also ganz zentral: die Probleme der Selektion und Präsentation historischer Ereignisse, Entwicklungen, etc. – nicht zu lösen, sondern nur als unliebsamer Ballast über Bord zu werfen sind, wird bei den entsprechend ausgerichteten Unternehmungen recht schnell deutlich. Verwiesen sei hier exemplarisch auf den von David E. Wellbery et al. herausgegebenen Band Eine Neue Geschichte der deutschen Literatur (2007) 25 , der – ganz ähnlich dem hier besprochenen Band – den Faktor der Kontingenz (vgl. S. 18 f.) als grundlegend für historische Abläufe ansieht. Martin Huber fasst Wellberys Programmatik in seiner Rezension zusammen:

[45] 
Sie [i.e. Wellberys Literaturgeschichte bzw. deren Programmatik, N.I.] geht davon aus, dass die Bedeutung literarischer Texte untrennbar an den einzelnen Moment gebunden ist, sowie an die Tatsache, dass Texte kontingente Ereignisse sind, die nicht miteinander im Zusammenhang stehen. Traditionelle Literaturgeschichten verfehlten diese Dimension, da sie die Texte als Ausdrucksform einer bestimmten Kraft, Tendenz oder Norm verstehen. Ein Hauptziel der »Neuen Geschichte« sei es hingegen, einen Präsentationsstil zu finden, der diese Dimension der kontingenten, zufälligen Begegnungen wieder sichtbar macht. 26
[46] 

Wie Martin Huber anhand des Auseinanderklaffens von Programmatik und tatsächlich gebotenem Programm zeigt, löst die Neue Literaturgeschichte den aufgestellten Innovationsanspruch nicht bzw. höchstens im Sinne einer Entäußerung der Textsortenfunktion literaturgeschichtlicher Darstellungen ein. 27

[47] 

Literatur- wie Wissenschaftsgeschichte teilen hier die gleichen Probleme, wie sie Rainer Rosenberg für den Bereich der Literaturgeschichtsschreibung auf den Punkt gebracht hat: In seinem Überblickskapitel zu literaturgeschichtlichen Epochenbegriffen in dem etwas älteren Einführungsband Literaturwissenschaft. Ein Grundkurs (1992) umreißt er das poststrukturalistische Arbitraritätsaxiom, das die Diskussion Ende des 20. Jahrhunderts kennzeichnete:

[48] 
Mit dem Auslaufen der meisten größeren Literaturgeschichtsprojekte in den letzten Jahren ist die Diskussion um Periodisierungsfragen in der deutschen Literaturwissenschaft abgeebbt. Während die von Luhmann erwogene Möglichkeit, die Epochensequenz auch in strukturgeschichtlich konzipierte Geschichtsverlaufsdarstellungen aufzunehmen und nach den Stufen der Systemdifferenzierung zu periodisieren, eigentlich dazu angetan war, die Historiker-Debatte über das Verhältnis von Struktur- und Ereignisgeschichte neu anzufachen, wird vom poststrukturalistischen Standpunkt aus wieder häufiger die »Arbitrarität der Konstitution von Epochenbegriffen« hervorgehoben und die gesamte Problematik als wissenschaftlich unergiebig angesehen. 28
[49] 

Erfreulich ist nun, dass post-poststrukturalistisch die Nachfrage nach diachronen Perspektiven auf die Gegenstands- wie Fachgeschichte wieder zu steigen scheint; Modellierungsversuche wie der von Wellbery und auch der von Schneider bleiben aufgrund ihrer problematischen Axiomatik jedoch unbefriedigend.

[50] 

Exemplarisch für wissenschaftsgeschichtliche Darstellungen, die den Aspekt der Relationalität besonders stark machen, lässt sich im Kontrast der Band Sprachphilosophie der Linguistin Elisabeth Leiss anführen. In dieser – ohne Frage perspektivisch selektierenden – Geschichte sprachwissenschaftlicher und -philosophischer Theoriebildung präpariert Leiss die verschiedenen Axiomatiken heraus und macht Traditionslinien wie Abgrenzungsverhältnisse, Radikalisierungen wie »Wiederentdeckungen« von Theoriemodellen deutlich. Am Beispiel der verdeckten Traditionslinie einer aus heutiger linguistischer Perspektive anschlussfähigen Grammatiktheorie, die auf der Mereologie (i.e. der Lehre der Teil-Ganzes-Beziehungen) basiert und von Aristoteles über die mittelalterlichen Modisten bis hin zu Peirce und Wittgenstein nachzuzeichnen ist, weist Leiss entschieden darauf hin,

[51] 
dass man im Bereich der geisteswissenschaftlichen Erkenntnisse nicht einfach komplexe Produkte des menschlichen Geistes aus dem Boden stampfen kann. Genauso wenig wie ein Einzelner ohne jegliche Kenntnisse des technischen Wissenstands einen Satelliten entwickeln kann, genauso wenig kann ein einzelnes Individuum in einer genialischen Geste eine hochentwickelte Grammatiktheorie oder irgendein anderes komplexes geistiges Produkt entwickeln. Der Geniekult hat von dieser einfachen, aber elementaren Einsicht lange abgelenkt. 29
[52] 

Geht man z.B. auf der Basis eines kumulativen Modells nicht von Entwicklungszusammenhängen methodisch-theoretischer Ansätze aus – die natürlich nicht unterkomplex als geradlinige »Ketten« gedacht werden –, lassen sich weder »verdeckte« Traditionslinien erkennen, noch lässt sich die axiomatische Unvereinbarkeit oder Anschlussfähigkeit verschiedener Positionen erfassen.

[53] 

Schneiders Ablehnung einer methoden- und theoriegeschichtlichen Darstellung, die die Bedingungsgefüge (Traditionen, Abgrenzungen) der jeweiligen Perspektiven sichtbar machen will, ist dabei natürlich weniger dem Geniemodell geschuldet, als eben einer nominalistischen Axiomatik. ›Akkumulation‹ als Ordnungsschema ist aus dieser Perspektive vielleicht die einzig sinnvolle Strukturierung – in jedem Fall aber weicht dieses Schema den Grundproblemen diachroner Betrachtungen aus, die Erklärungen für historischen Wandel liefern müssen. Dass geschichtliche Darstellungen (motivierte) Konstrukte sind und über intersubjektiv plausibilisierte Selektionen und Perspektivierungen zustande kommen, steht außer Frage. Dass ein Handbuch, das sich »Methodengeschichte der Germanistik« nennt (man möchte eigentlich alles kursivieren …), gut daran tut, diesen Konstruktionscharakter zu beachten und die eigenen Selektions- und Systematisierungskriterien zu reflektieren sowie zu plausibilisieren, erscheint als ebenso basal. Die Selektionskriterien, die Schneider in seinem einleitenden Beitrag präsentiert, genügen diesen Ansprüchen dabei meines Erachtens nicht.

[54] 

Die Stärken des Bandes: gelungene Einzelbeiträge
außerhalb der programmatischen Grenzlinien

[55] 

Die ausführliche Auseinandersetzung mit den programmatischen Schwächen des Bandes soll dennoch nicht über seine Stärken hinwegsehen: Überzeugen können die Einzelbeiträge gerade dann, wenn sie über die von Schneider in dessen Einleitung eng gezogene Grenzlinien hinaustreten – beziehungsweise die programmatisch angekündigten »Grenzöffnungen« auch tatsächlich vornehmen. Wie eingangs bereits umrissen, lösen etwa die Beiträge von Doris Mosbach zur Semiotik und von Kerstin Kucharczik zum Strukturalismus die eigentlich angekündigte Perspektive über die germanistischen Teildisziplinen hinweg neben einer Handvoll anderer überzeugend ein.

[56] 

Ernst nimmt den in der Einleitung angekündigten Geltungsbereich der Methodengeschichte auch Lothar van Laak in seinem Artikel »Literarische Anthropologie« (S. 337–353), hier in historischer Hinsicht: Trotz des problematischen Ausschlusses von Theorie- und Methodenkonstellationen, die erst nach 1990 ihre »Durchsetzungsphase« (vgl. S. 5 bzw. meine obigen Ausführungen zur dort präsentierten Tabelle) erfahren haben, ist es nach Schneider Ziel des Handbuchs, methodisch-theoretische Entwicklungen bis 2009 zu behandeln (vgl. ebd.). Wie exemplarisch an den Beiträgen »Literaturpsychologie / Psychoanalytische Literaturwissenschaft« und »Feministische Literaturwissenschaft« und deren »blinden Stellen« gezeigt wurde, wird der Band diesem Anspruch jedoch nicht durchgehend gerecht. Van Laaks Beitrag bezieht nun im Gegensatz dazu die – in Relation zum Publikationsdatum des Handbuchs – aktuelle Forschung in seine Darstellung ein und liefert zudem einen pointierten Ausblick auf erwartbare zukünftige Methodendiskussionen der Literarischen Anthropologie hin »zu einem umfassenderen Forschungsprogramm einer Literatur- und Medienanthropologie« (S. 352).

[57] 

Andere Beiträger wiederum ignorieren Schneiders Akkumulationsmodell und legen ihrer Darstellung eine auf Entwicklungszusammenhänge ausgerichtete Perspektive zugrunde. So geht etwa Hans-Edwin Friedrich in seinem Beitrag zur »Rezeptionsästhetik / Rezeptionstheorie« (S. 597–628) – der eine knapp neunseitige kommentierte Auswahlbibliographie umfasst – explizit auf kontextualisierende theorie- und methodengeschichtliche Entwicklungen und Positionierungen rezeptionsästhetischer Ansätze gegenüber anderen Theoriekonstellationen ein, vgl. exemplarisch S. 615:

[58] 
Die Rezeptionsästhetik als paradigmatische Tradition hob sich von der werkimmanenten Interpretation kritisch ab. Insbesondere die Auflösung des ontologischen Werkbegriffs markierte eine entscheidende Differenz. Weitere Frontlinien verliefen zum Marxismus, dessen heterogener Literaturkonzeption Jauß den Entwurf einer autonomen Literaturgeschichte entgegenhielt. […] Das Verhältnis zum Formalismus und zum Prager Strukturalismus wurde als Fortsetzung und zugleich kategoriale Erweiterung um die soziologische Komponente verstanden.
[59] 

Abschließend beleuchtet Friedrich die theorie- und methodengeschichtliche Relevanz der Rezeptionsästhetik zudem mit Blick auf umfassendere Entwicklungslinien:

[60] 
Aus heutiger Perspektive lässt sich die Rezeptionsästhetik nicht als Paradigmawechsel bewerten; man kann höchstens feststellen, dass Jauß den Versuch unternahm, angesichts des tiefgreifenden Wandels in den Geisteswissenschaften ein theoretisches Konzept anzubieten. Sein paradigmatischer Anspruch wurde schon früh in Zweifel gezogen. (S. 617)
[61] 

Friedrich fasst schließlich pointiert zusammen, weshalb die Rezeptionsästhetik (nach Jauß) nicht mehr praktizierter Forschungszugriff, sondern »zum Gegenstand wissenschaftshistorischer Untersuchungen geworden« (S. 619) ist:

[62] 
Die Ausdifferenzierung der unterschiedlichen Problemfelder, für die die Rezeptionsästhetik trotz ihres holistischen Anspruchs keine arbeitsfähige Grundlage bereitstellte, führte zum Zerfall des Konzepts. Es ist Ende der 1980er-Jahre faktisch aufgegeben worden; seither finden sich auch nur mehr historisierende Zusammenfassungen des Gesamtkonzepts. 30
[63] 

Dem Faktor ›Kontinenz‹ kommt dabei – anders als in Schneiders Programmatik eigentlich vorgesehen (vgl. S. 18 f.) – in Friedrichs differenzierten Ausführungen kaum eine relevante Erklärungsfunktion zu.

[64] 

Die Ausführungen zu den Qualitäten der verschiedenen Einzelbeiträge ließen sich fortsetzen – bei den Beiträgern liegen die Schwächen des Bandes nicht, auch wenn die programmatischen Schwachpunkte vorangehend an einzelnen Artikeln demonstriert wurden. Etwas unglücklich ist es dennoch: Was der Band leistet, leistet er zum Teil trotz seiner in Schneiders ausführlicher Einleitung explizit gemachten Programmatik, nicht so sehr wegen und mit ihr.

[65] 

Fazit

[66] 

Wer sich über historische und aktuelle Perspektiven und Modellierungen des Gegenstandsbereichs, Theoriezusammenhänge und -entwicklungen und – ja: auch methodische Ansätze innerhalb der germanistischen Literaturwissenschaft (und dort vor allem der Neueren deutschen Literaturwissenschaft) informieren möchte, findet in dem von Schneider herausgegebenen Band eine nützliche Anlaufstelle. Seinen Anspruch, über die literaturwissenschaftliche Perspektive hinauszugehen, löst das Handbuch dabei nur in einzelnen Beiträgen ansatzweise ein. Insgesamt liefert es in seiner relativ kompakten Struktur und mit dem überzeugenden Aufbau der Artikel eine praktikable, diachron orientierte Ergänzung zu systematisch ausgerichteten Darstellungen wie etwa dem dreibändigen Handbuch Literaturwissenschaft von Thomas Anz oder auch dem Standardwerk Grundzüge der Literaturwissenschaft von Heinz Ludwig Arnold und Arnold Detering (1996 in neu erarbeiteter Fassung, 2008 in der 8. Auflage erschienen). Letztere umfasst – anders als der hier besprochene Band – zudem neben dem Personenregister noch ein umfangreiches Glossar sowie ein Sachregister, was den Gebrauch als Handbuch erheblich befördert.

[67] 

In ihrer Grundkonzeption ist Schneiders Methodengeschichte jedoch durchaus kritisch zu sehen. Prämissen können unterschiedlich gesetzt sein – und müssen sich letztlich in der Praxis als fruchtbar erweisen. Auf der Basis der Akkumulationsthese, die Jost Schneider der »Selektion« und »Reihenbildung« in der Einleitung des Bandes zugrunde legt, müssen übergeordnete theorie- und methodengeschichtliche Entwicklungs- und Abgrenzungszusammenhänge – wie sie eine diachrone Darstellung aus Sicht der Rezensentin in den Blick nehmen sollte – notgedrungen eher randständig bleiben. Genau genommen liegt dem Band also zwar durchaus eine Selektion methodisch-theoretischer Ansätze zugrunde, eine Reihenbildung findet aber gerade nicht statt.

[68] 

Wie oben ausgeführt wurde, werden in einzelnen Beiträgen wie etwa dem zur Literaturpsychologie und dem zur Feministischen Literaturwissenschaft problematische Verengungen des Sichtfelds deutlich, die auf die dem Handbuch zugrundeliegende Axiomatik zurückzuführen sind. Und hier liegt trotz der nicht in Abrede stehenden Stärken des Bandes und der im Einzelnen sehr gelungenen Beiträge die Krux: Ein Handbuch zur Methodengeschichte der Germanistik sollte es vermeiden, zum einen Grundlagen diachroner Darstellungen in seiner Programmatik zu verabschieden und zum anderen beim Erscheinen in Hinblick auf einige Beiträge bereits selbst – historisch zu sein.

 
 

Anmerkungen

Andreas Gardt: Geschichte der Sprachwissenschaft in Deutschland. Vom Mittelalter bis ins 20. Jahrhundert. Berlin, New York: de Gruyter 1999, S. 1.   zurück
Vgl. hierzu auch die Rezension von Ralf Klausnitzer in der Zeitschrift für Germanistik (20 [2010], S. 714–718).   zurück
Allerdings spiegelt er die gegenwärtige Tendenz, ›Germanistik‹ mit der »großen« Teildisziplin Literaturwissenschaft gleichzusetzen; insofern mag das verwendete Etikett »historisch plausibel« sein.   zurück
Das Grundgerüst der Beiträge besteht aus folgenden Gliederungspunkten: 1. Definition, 2. Beschreibung, 3. Institutionengeschichtliches, 4. Publikationen, 5. Fachgeschichtliche Einordnung, 6. Kommentierte Auswahlbibliographie.   zurück
Zur interdisziplinären Relevanz des Forschungsansatzes siehe aktuell folgenden Band: Jörg Riecke (Hg.): Historische Semantik. (Jahrbuch für Germanistische Sprachgeschichte, 2) Berlin, Boston: de Gruyter 2011; darin besonders die Beiträge von Carsten Dutt, »Historische Semantik als Begriffsgeschichte. Theoretische Grundlagen und paradigmatische Anwendungsfelder« (S. 37–50) sowie einleitend Gerd Fritz, »Historische Semantik – einige Schlaglichter« (S. 1–19).   zurück
Über den jüngeren Stand der Forschungsdiskussion informiert u.a. der Band von Thomas Anz / Martin Huber (Hg.): Literatur und Emotion. (Mitteilungen des Deutschen Germanistenverbandes 54/3) Aisthesis: Bielefeld 2007.   zurück
Margit Schreier geht in ihrem Beitrag durchaus auf literaturpsychologische Studien ein, dabei vereinzelt auch auf den einen oder anderen kognitions- und emotionspsychologisch ausgerichteten Beitrag; ein umfassenderer Überblick zur aktuelleren Methodendiskussion erfolgt jedoch nicht.   zurück
Vgl. dazu den gelungenen Überblick von Elke Koch: Bewegte Gemüter. Zur Erforschung von Emotionen in der deutschen Literatur des Mittelalters. In: Literaturwissenschaftliches Jahrbuch 49 (2008), S. 33–54.   zurück
So ist z.B. Joachim Pfeiffer neben Wolfram Mauser und Bernd Urban Mitherausgeber von Literaturpsychologie. Eine systematische, annotierte Bibliographie (Würzburg 1989, Fortsetzungen und Nachträge in den Freiburger literaturpsychologischen Gesprächen 1991, 1994, 1998 und 2001).   zurück
10 
Franziska Schößler: Einführung in die Gender Studies. (Studienbuch Literaturwissenschaft) Berlin: Akademie 2008.   zurück
11 
In der kommentierten Auswahlbibliographie wird auch Osinskis Band aufgeführt; die grundsätzlichen Ausführungen von Lennox zu Institutionen- und Fachgeschichtlichem sind – das sei hier noch einmal betont – differenziert und anschlussfähig. Der aus meiner Sicht problematische Differenzierungsmangel liegt in Bereich der Begriffsverwendung.    zurück
12 
Jutta Osinski: Einführung in die feministische Literaturwissenschaft. Berlin: Schmidt 1998, S. 122.   zurück
13 
Vgl. dazu auch die kritische Anmerkung von Mellmann zur Gleichsetzung von ›Psychologie‹ mit ›Psychoanalyse‹ innerhalb der Germanistik: »Es ist erstaunlich, wie lange sich im Laienverständnis der Philologen ein Theoriemodell hat halten können, das in der zünftigen Psychologie längst nur noch historischen Wert hat.« Katja Mellmann: Emotionalisierung – von der Nebenstundenpoesie zum Buch als Freund. Eine emotionspsychologische Analyse der Literatur der Aufklärungsepoche. (Poetogenesis, 4) Paderborn: Mentis 2006, S. 14.   zurück
14 
Norbert Groeben: Literaturpsychologie. Literaturwissenschaft zwischen Hermeneutik und Empirie. Stuttgart 1972; Reinhold Wolff: Strukturalismus und Assoziationspsychologie. Empirisch-pragmatische Literaturwissenschaft im Experiment: Baudelaires ›Les chats‹. Tübingen 1977.   zurück
15 
Katja Mellmann: Emotionalisierung – Von der Nebenstundenpoesie zum Buch als Freund. Eine emotionspsychologische Analyse der Literatur der Aufklärungsepoche. (Poetogenesis, 4) Paderborn: Mentis 2006.   zurück
16 
Zu nennen gewesen wären etwa Anz’ Studie Literatur und Lust. Glück und Unglück beim Lesen (München: Beck 1998 / München: dtv 2002) oder sein Beitrag »Kulturtechniken der Emotionalisierung. Beobachtungen, Reflexionen und Vorschläge zur literaturwissenschaftlichen Gefühlsforschung« in: Karl Eibl / Katja Mellmann / Rüdiger Zymner (Hg.): Im Rücken der Kulturen. (Poetogenesis 5) Paderborn: Mentis 2007, S. 207–239.   zurück
17 
Thomas Anz: Psychologie [Artikel]. In: Handbuch Literaturwissenschaft. Bd. 2: Methoden und Theorien. Hg. von Thomas Anz. Stuttgart, Weimar: Metzler 2007, S. 478–486, hier S. 479. Die von Anz genannten Ausdifferenzierungen der Literaturpsychologie – die Kognitionspsychologie und die Evolutionäre Psychologie – werden im Methodenband des Handbuchs im Artikel »Leserorientierte Theorien und Methoden« (Tilmann Köppe / Simone Winko, ebd., S. 324–336, bes. S. 332–336) bzw. im Artikel »Naturwissenschaft« (Karl Eibl, ebd., S. 486–495) behandelt. Die jeweils zitierte einschlägige Forschungsliteratur datiert durchaus nicht nur auf die letzte Dekade.   zurück
18 
Anz, Psychologie (siehe Anm. 17), S. 485.   zurück
19 
Der Zeitraum vor 1830 wird in der ersten Spalte zusammengefasst; als dominante Ansätze werden Editionsphilologie, Gattungstheorie/ -geschichte und Hermeneutik aufgeführt; als in der Herausbildung begriffen sind markiert: Positivismus, Nationalistisch-rassistische Germanistik, Geistesgeschichte und Mythen-Analyse.   zurück
20 
In Bezug auf die jeweils ohne Bildunterschriften abgedruckte Tabelle (S. 5) sowie das korrespondierende Liniendiagramm auf Seite 6 stellt sich die Frage, wie die Datierungen im Einzelnen zustande gekommen sind. Wie wurde etwa die »Durchsetzung« eines methodisch-theoretischen Ansatzes »gemessen«, um die entsprechende Durchsetzungsphase datieren zu können?   zurück
21 
Spezifisch angeführt ist hier der 3. Band des Handbuchs, Institutionen und Praxisfelder.   zurück
22 
Vgl. Niklas Luhmann: Die Wissenschaft der Gesellschaft. Frankfurt/M.: Suhrkamp 1990, S. 556. Der grundsätzliche Modus von Strukturveränderung ist mit Luhmann »die Differenz von Variation und Selektion« (ebd., S. 557).   zurück
23 
Vgl. exemplarisch Luhmann, Wissenschaft der Gesellschaft (siehe Anm. 22), S. 554–557.   zurück
24 
Zumal sich der innovative Gehalt eines radikalkonstruktivistischen Ansatzes durchaus in Grenzen hält. So bringt etwa der Religions- und Geschichtsphilosoph Richard Schaeffler in seiner 1973 publizierten Einführung in die Geschichtsphilosophie (im Folgenden zitiert in der 2., erw. Aufl. Darmstadt: WBG 1980) den generellen Konstruktionscharakter von Geschichte auf den Punkt. Kulturhistorisch lässt sich Geschichte nach Schaeffler als Überlieferungszusammenhang verstehen (vgl. ebd., S. 11); an seine Grenzen stößt das kulturgeschichtliche Modell dabei »angesichts des historischen Befundes, daß sich sowohl die Selektion des Überlieferungsstoffes als auch die Funktionszuweisung dessen, was als überlieferungswürdig ausgewählt wird, nicht allein aus dem vorliegenden Material, sondern weit mehr aus der jeweiligen Perspektive der gegenwärtig Lebenden ergibt. Nicht die »geschehene Geschichte«, sondern die unter wechselnden Gesichtspunkten »gesehene Geschichte« bildet diejenige Vergangenheit, zu der die jeweilige Gegenwart sich verhält.« (Ebd.) Dieser Befund lässt sich durchaus auch mit Blick auf den hier besprochenen Band bestätigen.   zurück
25 
David E. Wellbery / Judith Ryan / Hans Ulrich Gumbrecht / Anton Kaes / Joseph Leo Koerner / Dorothea E. von Mücke (Hg.): Eine Neue Geschichte der deutschen Literatur. Übersetzt aus dem Amerikanischen von Volker von Aue, Christian Döring, John von Düffel, Peter von Düffel, Helmut Ettinger, Gerhard Falkner, Herbert Genzmer, Nora Matocza und Peter Torberg. Berlin University Press, Berlin 2007 [Orig.: Harvard University Press, 2004].   zurück
26 
Martin Huber: Im Tigersprung. Zu David Wellberys Neue Geschichte der Deutschen Literatur. In: Literaturkritik.de Nr. 7, Juli 2008. URL: http://www.literaturkritik.de/public/rezension.php?rez_id=12077&ausgabe=200807 (zuletzt aufgerufen: 06.08.2012).   zurück
27 
Vgl. Huber, Tigersprung (siehe Anm. 26).   zurück
28 
Rainer Rosenberg: Epochen. In: Helmut Brackert / Jörn Stückrath (Hg.): Literaturwissenschaft. Ein Grundkurs. Reinbeck: Rowohlt 1992, S. 269–280, hier S. 279. Rosenberg bezieht sich hier auf den Beitrag »Gespräch über Epochen am Freitag dem 13., 1984.« im Band von Hans-Ulrich Gumbrecht / Ursula Link-Heer (Hg.): Epochenschwellen und Epochenstrukturen im Diskurs der Literatur und Sprachhistorie. Frankfurt/M. 1985, S. 503 f.   zurück
29 
Elisabeth Leiss: Sprachphilosophie. (de Gruyter Studienbuch) Berlin, New York: de Gruyter 2009, S. 147.   zurück
30 
Dass rezeptionstheoretische Ansätze gegenwärtig gerade in Verbindung mit aktuellen psychologischen, kognitions- und neurowissenschaftlichen Forschungsergebnissen in jüngerer Zeit durchaus an Präsenz gewonnen haben, macht etwa der bereits angesprochene Beitrag »Leserorientierte Theorien und Methoden« von Tilmann Köppe und Simone Winko im Handbuch Literaturwissenschaft deutlich (siehe Anm. 17).   zurück