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German 'halls of fame'

Ein Sammelband zur Topografie 'deutscher Klassik' zwischen 1770 und 1830

  • Robert Charlier / Günther Lottes (Hg.): Kanonbildung. Protagonisten und Prozesse der Herstellung kultureller Identität. (Aufklärung und Moderne 20) Hannover: Wehrhahn 2009. 192 S. Broschiert. EUR (D) 20,00.
    ISBN: 978-3-86525-220-3.
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Der vorliegende Sammelband vereint neun ausgewählte Beiträge der Tagung »Kanonbildung im Zeitalter der Globalisierung – Protagonisten und Prozesse der Herstellung kultureller Identität», die in Kooperation mit der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften (BBAW) vom 1. bis 3. März 2007 am Forschungszentrum Europäische Aufklärung (FEA) der Universität Potsdam stattfand. Anders als das im Tagungstitel 1 noch enthaltene Schlagwort der ›Globalisierung‹ auf den ersten Blick implizieren könnte, geht es nicht um eine Auseinandersetzung mit aktuellen Kanonisierungsphänomenen in interkultureller, europäischer und / oder außereuropäischer Perspektive. Vielmehr wollen die Herausgeber ›Globalisierung‹ im Sinne eines »historisch erweiterte[n] Epochenbegriff[s]« (S. 9) verstanden wissen – ein durchaus legitimer Ansatz, wenn man der Explikation von Globalisierung als »die raum-zeitliche Ausdehnung sozialer Praktiken über staatliche Grenzen, die Entstehung transnationaler Institutionen und Diffusion kultureller Muster« 2 folgt –, um den literaturgeschichtlich speziell markierten Zeitraum der kulturellen Formation von »Weimarer Klassik« und »Goethezeit« zwischen ca. 1770 und 1830 in den Blick zu nehmen.

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Erklärtes Anliegen der Herausgeber ist zum einen der Versuch einer Zusammenführung von germanistischer Klassikforschung mit der ursprünglich kulturpolitisch motivierten Kanondebatte der so genannten Canon Wars in den USA und »der Blick auf die amerikanische Provenienz des Kanonthemas« (S. 8), zum anderen die Erweiterung der Perspektive in fachübergreifender Hinsicht (Philosophie, Pädagogik, Geschichtswissenschaft). Die in drei Bereiche aufgefächerte Gliederung in 1. »Literarische Kanonbildung und ›Klassizität‹, 2. ›Andere‹ Kanonbildungen und die Pluralität von ›Klassiken‹ und 3. »Klassiker in Philosophie und Geschichtsschreibung» lässt sich auch insofern zweiteilig akzentuieren, als der Band zum einen Beiträge enthält, die vorrangig philologische und rezeptionsgeschichtliche Fragestellungen um Goethe mit Kanonfragen zu verbinden suchen (Mommsen, Charlier, Bosse, Maierhofer), während andere (Ziolkowski, Wiedemann, Treml, Arndt, Lottes) eher grundsätzliche definitorische Fragen von ›Klassizität‹ und verschiedene Dimensionen des Klassik(er)verständnisses verhandeln.

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Philologische und rezeptionsgeschichtliche Spurensuche

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Der Eröffnungsbeitrag von Katharina Mommsen beschäftigt sich unter dem Titel »Potsdam und Weimar um 1870. Gedanken zur Kanonbildung anlässlich von Friedrichs II. De la littératur allemande (S. 13–32) mit Aspekten der Entstehungsgeschichte des Pamphlets und den darin enthaltenen Invektiven Friedrichs II. gegen deutsche Literatur, deutsches Theater und insbesondere gegen den ›Weimarer Musenhof‹. Abweichend von Auffassungen innerhalb der einschlägigen Forschung, die dem König mit der Veröffentlichung seiner Postille die hehre Absicht einer Verbesserung der deutschen Literatur nachsagen, stellt Mommsen die Veröffentlichung als Attacke und »gezielten Racheakt des alten Fritz« heraus, der sich gegen Goethe und dessen Einfluss auf den Weimarer Hof seines Großneffen Carl August richtete (S. 27). Friedrichs II. »kanonpolitischer« Versuch, mit der völligen Ignoranz von Wieland, Herder, Klopstock und Winckelmann und der offensiven Ablehnung von Shakespeare und Goethe die deutsche Literatur- und Theaterproduktionen zu desavouieren, schlug indes nicht nur fehl, sondern provozierte am Hof zu Weimar die verstärkte Parteinahme insbesondere für Goethe und trieb nicht zuletzt damit dessen Kanonisierung an.

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Die Frage nach Kontingenz oder intersubjektiver Intentionalität der Kanonbildung bildet den Ausgangspunkt des Beitrags von Robert Charlier, »Klassikermacher. Goethes Berliner ›Agenten‹ der literarischen Kanonbildung« (S. 51–69). Der viel zitierten Komplexität literarischer Kanonbildung setzt Charlier einen Schematisierungsversuch entgegen, indem er mit den Begriffen ›Prägung‹ und ›Propagierung des protoklassischen Autors‹ zunächst eine zukünftige Rezeptionsgeschichte in Aussicht stellt und Kanonisierung in einer ersten Phase als komplexen und kontingenten »Inspirationsprozess eines oder einer kleinen Zahl von Individuen« fasst, »der sich in einer singulären Qualität und Quantität künstlerischer oder literarischer Schöpfungen manifestiert«. (S. 53) In einem zweiten Schritt der »Rezeptionskette« komme es, so Charlier, zur »Transformation des vereinzelten Werk- und Wirkungskomplexes zum repräsentativen Teil eines kulturellen Kontinuums«, wobei der Kanonisierungsprozess zahlreicher Vermittlungsinstanzen bedürfe (S. 54). Seine kanonsystematischen Überlegungen verdeutlicht Charlier an ausgewählten Beispielen der Rezeptionsgeschichte Goethes in Berlin und Weimar, indem er die von Berlin ausgehende Goethebegeisterung (Theater, literarische Salons) im Sinne einer »Klassikerrezeption« zunächst als »Kult um die Person« beschreibt und dessen Fortsetzung in der »lexikografische[n] Pflege des Dichterworts« sieht, als deren bekanntester Repräsentant der »philologische Klassikermacher« (S. 63) Georg Büchmann firmiert, wobei Charlier den maßgeblichen Anteil des Bibliothekars und Übersetzers Walter Heinrich Robert-tornows herausstellt (S. 64–65). Zahlreiche rezeptionsgeschichtliche Beispiele illustrieren die Fortschreibung der »historischen, biografischen und philologischen Goethe-Kultivierung« (S. 65) und des »berlingemachte[n] Weimarmythos« (S. 68), der, wie Charliers Beitrag vorführt, nicht zuletzt mit der Tradition der Goetheforschung bis in die unmittelbare Gegenwart hineinreicht.

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Am Beispiel von Goethes Gedichtzyklus West-östlicher Divan zeigt Anke Bosse in ihrem Aufsatz »Zur Wahrnehmung literarischer Fremdkanons am Beispiel von Goethes Orientrezeption« (S. 73–98) detailliert dessen Entstehungsgeschichte und Goethes potenzierte Transformationsleistungen im Licht zweier dialogischer Grundimpulse auf: des dichterischen Wettstreits, der »nicht auf Überlegenheit«, sondern auf die »Dynamisierung des eigenen Dichtens« ziele, und einer »Wahrnehmung, die von ›Eigenen‹ im ›Anderen‹ affiziert sei und so einer Irritation durch totale Alterität von vorneherein entkommt.« (S. 76) Auf der Grundlage eines Katalogs spezifischer intertextueller Verfahren veranschaulicht Bosse Goethes Umgang mit seinem »persönlichen Kanon der persischen Hauptdichter« und zeigt auf, inwiefern es Goethe gerade nicht um »eine normative Blickverengung durch Kanonisierung« ging, (S. 85) sondern um die Globalisierung einer dialogischen Kommunikationsform, die letztlich auch seine Idee einer ›Weltliteratur‹ geprägt habe (S. 98).

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Um das engere Umfeld Goethes und um Inklusions- und Exklusionsprozesse geht es dagegen in Waltraud Maierhofers Beitrag »Die Ausgeschlossenen. Drei Fälle von Fremdinszenierung und Kanonausschluss im Umfeld Goethes« (S. 99–120). Am Beispiel des Schriftstellers und Übersetzers Christian August Vulpius, der Schauspielerin Caroline Jagemann und der Malerin Angelika Kauffmann zeigt Maierhofer detailliert auf, wie alle drei Künstler/innen sich auf je spezifische Weise der Mittel der satirischen Anspielung bedienten, um spezifische Differenzen und Distanzen zu Goethe auf Grund einer größtenteils inkommensurablen Kunstauffassung zu markieren.

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Topografie und Dimensionen der ›Klassizität‹

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Den grundsätzlichen Konstruktionscharakter von Epochenbegriffen nimmt Theodore Ziolkowski in seinem Aufsatz »Zur Politik der Kanonbildung. Prolegomena zum Begriff einer ›Klassik‹ in Deutschland« (S. 33–50) in den Blick. Ziolkowski skizziert zunächst die bekannten Voraussetzungen der Idee eines Nationalstaates als sinnstiftende Kategorie für die Historiographie des 19. Jahrhunderts und zeichnet knapp nach, wie die Wende zur Historisierung als Folge umfassender, revolutionärer Erschütterungen auf politisch-gesellschaftlichem (Französische Revolution), ökonomischem (Industrielle Revolution) und geistig-wissenschaftlichem Terrain (epistemologische Revolution) auch die deutsche Literaturgeschichtsschreibung erfasst sowie zur Neubewertung von Literatur und zu Neugründungen von Professuren für deutsche Sprache und Literatur führte. Die literarhistoriographische Genese und Spezifik einer »Deutschen Klassik« und insbesondere einer »Weimarer Klassik« erläutert Ziolkowski unter Rückverweise auf rezeptionsgeschichtliche Zusammenhänge als Ergebnis einer Syntheseleistung insbesondere der »jungdeutschen« Zeitgenossen, die die »völlig verschiedenartigen Bilder« von Goethe und Schiller »durch ein hegelsches Manöver« (S. 47) dialektisch synthetisierten und aus den Gegensätzen die ›deutsche‹ bzw. ›Weimarer Klassik‹ konstruierten.

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Dem ›Klassischen‹ als konstruktiver Ordnungsbegriff gilt auch das Interesse von Conrad Wiedemann, der in seinem Beitrag »Die Klassizität des Urbanen. Ein Versuch über die Stadtkultur Berlins um 1800« (S. 121–139) die wechselseitige Bedingtheit von kultureller Erneuerung und Kanonrevisionen betont. Wiedemann geht von einer zweifachen Bestimmung des Klassikbegriffs aus, der zum einen auf die inhaltliche Aktualisierung antiker Vorbilder oder Wurzeln (und den kanonrhetorische Rekurs auf diese) abhebe, zum anderen die »Enthistorisierung, Pragmatisierung und Inflationierung des Wortfelds ›klassisch / Klassiker‹ im gegenwärtigen Sprachgebrauch« (S. 126) und damit eine »moderne Ablösung von jeglichem antiken Inhalt« (S. 124) markiere. Auf der Basis dieser Differenzierung unternimmt Wiedemann eine historische Vermessung der kulturtopografischen Differenzen von Weimar-Jena und Berlin (über deren Bedeutung als urbane ›Zentrifugalkräfte‹ für Kanonbildungsprozesse im Übrigen schon 1911 der Literaturhistoriker Richard M. Meyer Treffendes zu sagen gewusst hat 3 ) und gewährt aufschlussreiche Einblicke in die bislang wenig erforschte Genealogie der ›anderen Klassik‹ von Berlin, deren urbane, offene und emanzipatorische Kulturszene »die Rolle der klassischen Antike […] vor allem als Urbild einer freien Bürgerkultur verstanden« wissen wollte (S. 132–133) und damit nicht dem ästhetischen Programm von Weimar und Jena entsprach. Die Abgrenzung der Phänomene Weimar und Berlin mit den Stichworten »spekulative Entfremdungskritik« und »empirische Kontingenzkritik« (S. 133) bedingt neben »zwei klar unterschiedenen Auffassungen des ›Klassischen‹« auch »zwei eben so klar unterschiedene Grundlegungen der Modernität«, von denen – so Wiedemann – lediglich die »essentialistische von Weimar-Jena« den Deutschen »gefallen« habe, während die »andere, zivilgesellschaftlich ausgerichtete von Berlin« als mögliches Komplementärmodell nicht »angenommen« worden sei (S. 139).

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Die letzten drei Beiträge des Bandes erweitern den Themenschwerpunkt des Bandes im Hinblick auf Fragen von ›Klassizität‹ in (bildungs-)philosophischen und geschichtswissenschaftlichen Kontexten. So stellt Alfred K. Treml seinen Erklärungsversuch des ›Klassikerphänomens‹ im Anschluss an Luhmann in den Kontext einer allgemeinen evolutionstheoretischen Argumentation (»Klassiker: ›Herstellung‹ oder ›Herausbildung‹? Über die Evolution einflussreicher Semantik«, S. 143–160), indem er den Selektionsprozess bezogen auf den Rezipienten, den Autor und das Werk jeweils systematisch und konsequent vor der Folie der drei evolutionstheoretischen Selektionsebenen (›natürliche‹, ›sexuelle‹, ›kulturelle‹ Selektion) diskutiert. Ausschlaggebend für die Selektionshandlungen ist der aufgrund des Sinnüberschusses permanent bestehende Bedarf an sinnhafter Kontingenzunterbrechung (S. 150). Am »Bleibenden« kann das »viele Neue nicht-kontingent erträglich« abgearbeitet werden (S. 149), wobei es auf die Aufmerksamkeitsbindung und kommunikative Resonanz in der scientific community, die Vielzahl kommunikativer Anschlussmöglichkeiten und Optionen gemeinsamer Sinnaktualisierung ankommt.

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Am Beispiel der historischen Hegel-Rezeption beleuchtet Andreas Arndt die philosophiegeschichtliche Kanonbildung (»Kanonbildung bei und mit Hegel«, S. 161–176). Der grundsätzlichen Frage nach der Möglichkeit eines philosophischen Kanons vor dem Hintergrund der hegelianisch gedachten Voraussetzung einer starken »Totalität der geistigen Wirklichkeit« (S. 162) schließt Arndt eine Beschreibung der für das 19. Jahrhundert folgenreichen und erfolgreichen Kanonisierung der Philosophie Hegels an und zeigt, wie eine ideenpolitisch motivierte Edition der Hegel-Schule (ausgehend vom konstituierten »Verein der Freunde des Verewigten«) auf der Grundlage einer selektiven und kompilatorischen Editionspraxis aus heterogenen Überlieferungen ein geschlossenes System zu konstruieren versuchte. Gestützt und forciert wiederum durch neuerliche Editionen, kam es mit der massiven Historisierung des Hegel-Bildes im 20. Jahrhundert gleichzeitig zu einer ideenpolitisch kontrovers ausgetragenen Kanonrevision der Hegelschen Philosophie, die mit Hilfe des Reizwortes ›Dialektik‹ unter die Voraussetzungen des Marxschen Denkens eingereiht werden konnte (›Hegelmarxismus‹). Ein anderer, adäquater Umgang mit Hegel hätte im Hinblick auf zukünftige philosophische Kanonrevisionen und Kanonstiftung – so Arndt – »Hegels Philosophie als Gedankenexperiment auf seine Bedingungen und Realisierungschancen hin zu befragen«. (S. 176)

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Im Hinblick auf Kanonbildung in der Geschichtswissenschaft kann es nach Günther Lottes Auffassung nicht um so genannte Klassiker der Geschichtsschreibung (»Klassiker der Geschichtsschreibung?«, S. 177–185) gehen, sondern darum, die Reichweite des Klassikparadigmas für die Geschichtswissenschaft auszuloten und den »wissensgeschichtlichen und wissenstheoretischen Standort von als ›klassisch‹ geltenden Texten und Autoren« in der modernen Geschichtswissenschaft zu bestimmen« (S. 179–180). Denn im Unterschied zu Philosophie oder Literaturwissenschaft bleibe ›Kanonbildung‹ in den Geschichtswissenschaften »streng auf den Forschungsstand bezogen« (S. 182), von dem aus den ›Klassikern‹ vorrangig eine genealogische Funktion im Hinblick auf den wissenschaftlichen »Professionalisierungsprozess« zuerkannt werde (S. 183). Lottes verdeutlicht, dass die identitätsstiftende Funktion der historischen Texte sich nicht von einer normativen Bedeutungszuschreibung herleite, »derer sich das disziplinäre Schaffen immer wieder neu versichern müsste«, sondern dass die Genealogien der Geschichtswissenschaft »für die Weitergabe von Interpretationsmustern« stehen, »die durch die Arbeit der Forschergenerationen bestätigt, vertieft und dem zeitlichen Wandel angepasst werden« und so der »Fiktion einer progressiven Erweiterung und Verbesserung des Wissenstandes« dienten. (S. 184) Dass solche Genealogien von Interpretamenten indes, wie Lottes an Beispielen der deutschen Nationalhistoriografie nach 1945 illustriert, »stets zugleich eine Machtfrage« (S. 185) sind, gilt nicht minder für andere Wissenschaftsdisziplinen, insbesondere bekanntlich auch für die deutsche Literaturwissenschaft.

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Fazit

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Der Band offeriert teilweise interessante Ansätze und Detailansichten mit Blick auf den Zusammenhang von Kanonbildung und topografischen Bezügen und schließt insofern an den ›topographical turn‹ in den Kulturwissenschaften an, der auf den Raum als wichtigen Aspekt für kulturelle Bedeutungskonstitution verweist. In anderen Beiträgen des Sammelbandes hätten dagegen Impulse der kulturwissenschaftlichen Öffnung der Kanonforschung durchaus stärker akzentuiert werden können; dass dem nicht so ist, liegt vermutlich daran, dass die Mehrzahl der Beiträge bedauerlicher Weise entgegen der ausdrücklichen Ankündigung in der Einleitung (vgl. S. 7) ohne jeglichen Bezug auf die rezente literatur- und kulturwissenschaftliche Kanonforschung auskommt. Manche für das vorliegende Thema der »Herstellung kultureller Identität« möglicherweise ertragreichen Perspektiven bleiben daher ausgeblendet, etwa die Bedeutung institutionsgeschichtlicher Zugänge. Bedauern kann man das insofern, als nicht zuletzt die Provenienz des vorliegenden Sammelbandes auf geradezu performative Weise darauf verweist, wie institutionelle Faktoren den Umgang mit der so genannten ›kulturellen Überlieferung‹ steuern.

 
 

Anmerkungen

Vgl. URL: http://www.klassikermacher.de (letzter Zugriff am 15.01.2011).   zurück
Klaus Müller: Globalisierung. Frankfurt/M. 2002, S. 8.   zurück

Richard M[oritz] Meyer: Der Kanon der deutschen Klassiker. In: Neue Jahrbücher für das klassische Altertum, Geschichte und deutsche Literatur. Jg. 14 (1911), Abtlg. 1, S. 208–227, hier S. 225: »In der Literaturgeschichte aber spielt außer diesem Moment der Macht noch das des Ortes eine merkwürdige Rolle. […] Natürlich ist hier eine Wechselwirkung nicht zu verkennen. Die literarische Hauptstadt zieht die großen Talente an, fördert die Genies, macht ihre Werke sicherer bekannt. Trotzdem aber – das literarhistorische Bedürfnis, die Zeitgenossen auch räumlich vereint zu sehen, wirkt hier so gewiß mit wie bei den literarischen Legenden vom Wartburgkrieg und von dem Wettkampf zwischen Homer und Hesiod. […] Daß die Zugehörigkeit zu Weimar Anteil an dem offiziellen Kanon habe, war der erste Gedanke, der sich mir aufdrängte, als ich mir überhaupt die Frage nach seiner Entstehung vorlegte. […] Natürlich ist das geistige Weimar gemeint, nicht einfach der geographische Begriff. Jean Paul half der Aufenthalt in Weimar nicht zur Aufnahme in diesen Kreis, noch weniger Kotzebue sein Geburtsort – obwohl dieser den Triumph erleben konnte, in einem dramatischen Nebenkanon zu glänzen […].«

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