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Philologie als Provokation

Eine Neuedition literaturwissenschaftlicher Arbeiten Eberhard Haufes

  • Eberhard Haufe: Schriften zur deutschen Literatur. Herausgegeben von Heinz Härtl und Gerhard R. Kaiser unter Mitwirkung von Ursula Härtel. Göttingen: Wallstein 2011. 544 S. 12 Abb. EUR (D) 34,90.
    ISBN: 978-3-8353-0827-5.
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Da die Hochschulen der Deutschen Demokratischen Republik jetzt zu sozialistischen Bildungsstätten umgestaltet werden, muss sich auch die Karl-Marx-Universität von denjenigen Mitarbeitern trennen, die den sich hieraus ergebenden Anforderungen nicht gewachsen sind. 1
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Das Kündigungsschreiben, mit dem der Leipziger Rektor Georg Mayer 2 Ende Januar 1958 die akademische Laufbahn des Literaturwissenschaftlers Eberhard Haufe – Assistent von Hermann August Korff – beendet, nimmt kein Blatt vor den Mund: Weil Haufe sich der zunehmenden Ideologisierung der Literaturwissenschaft unter dem Zeichen des Marxismus-Leninismus widersetzt, kann es für ihn keine Zukunft an der Leipziger Universität geben.

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Waren in der Gründungsphase der DDR die Versuche ideologischer Einflussnahmen noch relativ zaghaft, 3 so stieg der Druck auf die als »bürgerlich« betrachtete Leipziger Literaturwissenschaft gegen Ende der 50er Jahre erheblich 4 – eine Entwicklung, die etwa auch zur Exmatrikulation Uwe Johnsons 1959 5 und zur Flucht Hans Mayers führte, der nach anfänglicher gegenseitiger Sympathie zunehmend auf Widerstand seitens der SED stieß und die DDR 1963 verließ.

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Schaufenster als Gefahrenquelle

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Äußerer Anlass der Kündigung, die sich schnell zum universitätsweiten »Fall Haufe« entwickelte, war eine Berlin-Exkursion, in deren Rahmen Haufe zusammen mit einigen Teilnehmern auch eine Theaterprobe und eine Kunstausstellung im Westteil der Stadt besuchte. Doch im Zuge der Auseinandersetzung zeigte sich schnell, dass der eigentliche Grund der Kündigung – betrieben von der FDJ-Hochschulgruppe und der Universitätsgewerkschaftsleitung – Haufes literaturwissenschaftliche Methodik war. Als Haufe gegen seine Kündigung klagt, kann ihm nur ein einziges justiziables Vergehen nachgewiesen werden: es zugelassen zu haben, dass seine Studierenden dem Anblick Westberliner Schaufenster ausgesetzt gewesen seien. 6

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Für Haufe hatte die Kündigung, gegen die Beteuerungen seines direkten Vorgesetzten und auch des Dekans wirkungslos blieben, tragische Folgen. Eine Fortsetzung seiner hoch ambitionierten literaturwissenschaftlichen Arbeiten war nur noch außerhalb der Universitäten möglich. Seit 1959 war er zunächst in der Redaktion der Schiller-Nationalausgabe in Weimar tätig, wurde 1972 frühpensioniert und publizierte seither als freiberuflicher Literaturwissenschaftler. 7 Doch erst nach dem Ende der DDR fällt das Interesse der Fachwissenschaft auf Haufe: Seine 1964 bei dem als bürgerlich geltenden Joachim Müller in Jena abgeschlossene Dissertation erscheint 1994. 1991 erhält Haufe die Ehrendoktorwürde der Ludwig-Maximilians-Universität München, wird 1992 von der Universität Leipzig rehabilitiert und wird Honorarprofessor. Hinzu kommen die Ehrengabe der Deutschen Schillerstiftung, der Weimar-Preis und die Eichendorff-Medaille. 8

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Späte Ehre

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Vor allem ist es diese Vorgeschichte, die die von Heinz Härtl und Gerhard R. Kaiser herausgegebenen Sammlung ausgewählter Schriften Eberhard Haufes zu einem wissenschaftsgeschichtlich äußerst wertvollen Dokument macht: Sie zeigt die Kontinuitäten einer nicht-marxistischen Literaturwissenschaft in der DDR und macht deutlich, wie eine streng philologisch verfahrende Literaturwissenschaft zum Fluchtpunkt und zum Ort einer impliziten Kritik werden kann – indem sie ihre Gegenstände geschickt auswählt und mit einer Präzision behandelt, die sie für ideologisch intendierte Kritik unangreifbar macht.

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Zentral für Haufes Schaffen sind Anthologien und Editionen, die – versehen mit weitsichtigen Einleitungen oder Nachworten – im Berliner Union-Verlag und im Verlag Gustav Kiepenheuer in Weimar erschienen. Haufe widmet sich vor allem wenig beachteten Texten des 17., 18. und frühen 19. Jahrhunderts – etwa Johann Beers verloren geglaubter Satire Der neu ausgefertigte Jungfer-Hobel (1681), die Haufe wiederentdeckte, 9 Otto Ludwigs Die Heiterethei und ihr Widerspiel (1857) und, von zentraler Bedeutung, Carl Gustav Jochmanns Aphorismen, Glossen und Essays, die er 1977 unter dem Titel Die unzeitige Wahrheit veröffentlichen kann. Sein Interesse fällt immer wieder auf das aus politischen Gründen Missachtete, wie etwa auf Johann Gottlieb Seume und dessen »politischer Mythologie«. Ließ sich in »Seumes Tagen […] von prekärer Gegenwart [nur, L.H.] grundsätzlich und in einem höchsten Ernst reden« (S. 293), so gilt dies ganz ähnlich auch für Haufes eigene Gegenwart: Hier half nicht mehr »der homerische Hexameter aus Epos und Hymne« (ebd.) als Medium von Kritik, sondern ein immenses literaturwissenschaftliches Wissen, das Parallelstellen und Vorläuferfiguren zu der eigenen, prekären Gegenwart aufrufen konnte.

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Zudem befasste Haufe sich immer wieder mit der Gegenwartsliteratur der DDR – insbesondere mit dem Dichter Johannes Bobrowski, als dessen erster wissenschaftlicher Bearbeiter er gelten kann und dessen gesammelte Werke er Ende der 1990er Jahre herausgibt.

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»Aufgipfelung« der Philologie

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Haufes literaturwissenschaftliches Verfahren ist stark geprägt von der werkimmanenten Methode Emil Staigers: 10 Ein streng textzentriertes, zwischen Philologie und Hermeutik oszillierendes Verfahren hat nicht die strukturale Analyse eines Textes zum Gegenstand, sondern dessen literaturgeschichtliche Beurteilung in einem weit reichenden, auch normativen Sinne. Dieses Verfahren ist historisch erklärbar aus seiner Gegnerschaft gegen eine monokausal verfahrende sozialhistorische Literaturgeschichtsschreibung. Doch Haufes gleichsam ›prästrukturalistischer‹ Ansatz müsste sich heute den Vorwurf unpräziser Begriffsverwendung gefallen lassen – wie etwa im Falle des Begriffs der »Aufgipfelung«, den Haufe von seinem Vorbild Emil Staiger übernimmt. 11 Protagonisten haben eine »innere Geschichte«, andere dagegen nur eine »äußere« (S. 180), ein »äußerer Handlungsverlauf« dagegen eine »innere Natur« (S. 184). Autor- und Figurenperspektive werden unhinterfragt und manchmal leichtfertig überblendet. Der Vergleich zwischen der Prosa- und der Versfassung von Goethes Iphigenie auf Tauris zeigt die Genauigkeit, mit der Haufe die sprachlichen Eigenschaften literarischer Texte fassen kann; doch die »poetische Sphäre« (S. 228), in die der Inhalt durch die Versfassung erhoben wird, bleibt eine unscharfe Kategorie.

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Bereits sein Erstling, Die Aufhebung der Zeit im »Heinrich von Ofterdingen«, erschienen in der Festschrift zum 75. Geburtstag seines Lehrers Hermann August Korff 1957 in Leipzig, macht den zentralen methodischen Ansatz Haufes deutlich – nämlich nach der »letzten poetischen Intention des Dichters« zu fragen, die »hinter allem Spiel der Figuren und Mächte als geheimes, alles zusammenfassendes und zugleich erklärendes Zentrum steht« (S. 253). Die zentrale Methode, durch deren Anwendung man zu einer solchen Erkenntnis gelange, sei jedoch nicht allein durch eine »philosophische Betrachtung« (S. 253), sondern »die vom Stil ausgehende Interpretation des Romans« (S. 253). Ausgehend von der Struktur der Syntax analysiert Haufe hier Novalis’ Ofterdingen-Fragment als einen Text, der statt einer dynamisch-fortschreitenden Handlung das »Geschehen ins Durativ-Zuständliche« (S. 256) lenke und zu einer »Innigkeit des lyrischen Inseins von Ich und Welt« (S. 259) führe. Auf diese Weise nehme die »Aufhebung der Zeit« im Text die von Novalis anvisierte Zerstörung des »Sonnenreichs« poetisch vorweg. Nicht allein die Wahl des Gegenstands, sondern auch dessen geschichtsphilosophische Lektüre widersprach der ideologischen Literaturwissenschaft im Sinne des Marxismus-Leninismus: Die Feststellung, dass bei Novalis eine »Regeneration des Paradieses« erfolgen solle durch die »Errichtung des Reiches der Poesie« (S. 264), widersprach einer sich als materialistisch begreifenden Ideologie mit ähnlich heilsgeschichtlichem Gehalt in allen Punkten. Haufes Rettungsversuch der Romantik bleibt deren Programm durch und durch treu, er will die Romantik nicht auf Linie bringen, sondern markiert ihre eigene Linie als Abweichung von der herrschenden.

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Das Verdeckte entdecken

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Haufes Ziel, das Unbekannte, Verkannte und Verdrängte der Literaturgeschichte ins Bewusstsein zu rücken, führt etwa zu dem Vorschlag, auf das »vielbemühte Reizwort ›Barock‹« zu verzichten und von der »vorklassischen und voraufklärerischen Lyrik« (S. 32) zu sprechen. Bereits diese, und nicht etwa die Lyrik des 18. Jahrhunderts sei, so Haufe, die Wiege der modernen Vorstellung eines Gedichts: »Das klassisch-humanistische Zeitalter ist wohl ein breites und starkes Wurzelgeflecht, aber darunter gehen noch Pfahlwurzeln in selten aufgegrabene Tiefen hinab – auch mit ihrer Hilfe wächst und blüht noch der Baum der Gegenwart« (S. 149). Haufes Einleitung zu der 1985 erschienenen zweibändigen Anthologie zentraler Gedichte des Barock tritt in diesem Sinne mit dem Ziel an, dem an die um 1800 entstandene Lyrik gewöhnten Leser neue Horizonte zu eröffnen. Mit einem Höchstmaß literaturgeschichtlicher Kenntnis reflektiert Haufe hier vor allem die pragmatischen Rahmenbedingungen lyrischen Schaffens im 16. und 17. Jahrhundert, um auf diese Weise ein neues Verständnis für die ausgewählten Texte, aber auch für die Geschichte der Lyrik als solcher zu entwickeln.

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In diesem Sinne widmet sich Haufe zudem Werkbiografien einzelner Autoren, ist jedoch auch hier – wie etwa in einem detailreichen Aufsatzes zu den geistlichen Liedern Paul Gerhardts deutlich wird – um eine kulturgeschichtliche Integration bemüht. Gerade in ihrem Bemühen um wenig beachtete Autoren können Haufes Texte uneingeschränkte Gültigkeit für sich beanspruchen: Wer sich zu vergessenen Gestalten wie dem Lyriker Daniel Stoppe (1697–1747), zu den »lyrischen Kleinmeistern« zählend und »eins der frühesten Arbeiterkinder der deutschen Literaturgeschichte« (S. 103), informieren möchte, für den sind die Arbeiten Haufes auf lange Sicht ein Informationsmedium von unschätzbarem Wert.

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Und auch in ihrer philologischen Exaktheit sind einige der Ergebnisse Haufes uneingeschränkt gültig: So konnte er etwa 1968 nachweisen, dass die Autorschaft des anonym erschienenen Briefromans Fiormona oder Briefe aus Italien (1794) »weiter offen« (S. 171) ist und die Zuschreibung zu Gottlob Heinrich Heinse auf einem simplen Lektürefehler beruht – bis heute ist diese Auffassung nicht widerlegt; vielmehr hält sich die falsche Angabe umso hartnäckiger. 12

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Im engeren Sinne biografische Skizzen gelten Figuren wie etwa Johann Joachim Christoph Bode, dessen soziale Stellung im Weimar des ausgehenden 18. Jahrhunderts Haufe beschreibt. Aufwendige Archiv- und Quellenstudien machen den »biographischen Versuch« zu einer detailreichen Milieustudie zum gesellschaftlichen Leben im Weimar des ausgehenden 18. Jahrhunderts, an deren Ende explizit eine Parallele zwischen dem Freiheitsdenker Bode und den Ereignissen des Jahres 1989 gezogen wird. Im Zuge der Ereignisse 1989 und 1990 ergreift Haufe auch öffentlich das Wort, fordert Aufklärung, »Abrechnung« (S. 439) und richtet emphatische Grüße nach Prag.

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Identifikation mit dem Widerständigen

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Das kontinuierliche Auf- und Entdecken erfolgt bei Haufe nicht nur aus genuin philologischem Antrieb heraus. Sein Interesse für Literatur und Literaten fungiert immer wieder als Spiegel der eigenen Situation. So behandelt er Goethes italienisches Reisetagebuch, um daraus auf den ›Geist‹ des Autors schließen zu wollen. Was aus heutiger Sicht leicht als literaturtheoretische Rückständigkeit angeprangert werden könnte, entspringt – in der Wahl wie in der Art der Behandlung des Themas – der unmittelbaren biografischen Erfahrung Haufes: In der Feststellung, seine fluchtartige Reise habe Goethe die Erfahrung vermittelt, »wie menschliches Dasein in der physischen Sphäre sich scheinbar mühelos selbst genug sein konnte« (S. 238), artikuliert sich kaum verhohlen der eigene Wunsch nach einem solchen Dasein, das die eigene »physische Sphäre« nie hat vermitteln können. Goethes in Italien erfahrene »Fülle von angeschauter Welt in Natur, Kunst und Volksleben« (S. 242) spielt auf den Mangel eigener Reiseerfahrung an. Goethes »Leiden der letzten Weimarer Jahre« (ebd.) ist gewiss auch das Leiden an der eigenen Existenz ebenda. »Das Bleibende wurde sichtbarer im Strom des Vergänglichen. Der alte Goethe nannte es ›Dauer im Wechsel‹« – deutlicher war auf den Wunsch eigenen Wunsch nach »Wechsel« kaum artikulieren.

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Ein anderer Gegenstand identifikatorischer Lesart ist Kleist: »Unter einem anderen Gesetz war er angetreten, von Anfang an stand er im Widerspruch zu seiner Zeit« (S. 266), schreibt Haufe in einem Nachwort zu einer Anthologie kleiner Prosa-Stücke, erschienen 1964 in Weimar – und scheint damit ebenso seine eigene Lage auszudrücken. Was für die Situation Kleists im Preußen des frühen 19. Jahrhunderts galt, das galt für Haufe in der DDR der 1960er Jahre mit wohl in noch höherem Grade: »Dieser despotische Staat verlangte blinde Unterwerfung, gegen die seine Vernunft – genährt mit allen Idealen der Aufklärung – aufs heftigste sich sträubte.« (S. 267)

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Literatur und Religion

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Immer wieder widmet sich Haufe auch der kulturgeschichtlichen Schnittmenge von Literatur und Religion, was bereits im Rahmen seiner Lehrtätigkeit den Widerspruch vonseiten der FDJ provozierte. 13 So veröffentlicht er 1960 Weimar eine Sammlung mittelalterlicher Marienlyrik, die in einen weit ausgreifenden, vor allem religionsgeschichtlichen Kontext integriert wird, der bis auf die Entstehung des Marienkultes in der Spätantike zurückführt. Auch Klopstocks Messias-Epos integriert Haufe in ein umfassendes geistesgeschichtliches Tableau: Hintergrund für die Literarisierung des biblischen Stoffes ist für Haufe nicht primär die Säkularisierung, sondern die Ablösung des ptolemäisch-aristotelischen Weltbildes durch das kopernikanische – als Teil einer Pluralisierung des Kosmos, von der auch Leibniz’ Monadologie geprägt ist. Parallel dazu wird in wenigen Sätzen eine Ideengeschichte des Erhabenen als neuem »verinnerlichten[n] Begriff der Größe« (S. 163) skizziert, die seit Klopstock Inbegriff von Sprachkunst sei.

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An Brockes Irdischem Vergnügen in Gott illustriert Haufe die Problematik der aufgeklärten Physikotheologie, die in ihrem Bemühen, das Wirken Gottes in der Natur kenntlich zu machen, diese immer exakter beobachten muss und auf diese Weise einer theologischen Deutung natürlicher Vorgänge zunehmend den Boden entzieht. Wissensgeschichtlich bestens informiert wird Brockes Naturbegriff mit jenem Goethes in Bezug gesetzt, wobei Epochensignaturen zutage treten, die nicht immer als solche kenntlich gemacht werden.

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Rezeptionsgeschichtliche Skizzen, mit denen Haufe immer wieder seine detailgenauen Werkanalysen abschließt, dienen dazu, eine übergreifende literaturgeschichtliche Perspektive zu gewinnen und überraschen mit faszinierendem Detailwissen: Welcher Literaturwissenschaftler kennt Hans Henny Jahnn als begeisterten Leser von Klopstocks Messias?

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Fazit

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Haufes literaturwissenschaftliche Aufsätze und Essays sind wertvolle wissenschaftsgeschichtliche Dokumente, die die Kontinuitäten nicht-ideologiekonformer literaturwissenschaftlicher Ansätze abseits der universitären Wissenschaft der DDR dokumentieren. Zwar offenbaren sie in methodischer Hinsicht mitunter ihre eigene Zeitlichkeit, zeigen aber dennoch ein beeindruckendes, vielschichtiges Wissen, das in mühevoller Detailarbeit gewonnen wurde und zu bis heute unstrittigen Ergebnissen führt. Insbesondere gilt dies für Texte und Autoren, die auch heute nur selten das Interesse der Literaturwissenschaft treffen. Dieses Wissen zu sichern und verfügbar zu halten, ist ein wichtiges Verdienst des vorliegenden Bandes.

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Darüber hinaus zeigen Haufes Texte die Fähigkeit der Philologie zur kontinuierlichen subkutanen Provokation, gegen die in ihrer bestechenden Genauigkeit jede ideologische Kritik machtlos war. Die Philologie war und ist für Haufe – wie er selbst im Rückblick auf seine Vergangenheit bemerkt – »ein Terrain, von dem aus Abwehr und Beharren im unangepaßten Geist am ehesten möglich war« und das »eine subtile, gewiß bescheidende Gegenwehr gegen die Phrasen und die Schlagworte des Parteijargons« (S. 422) möglich machte.

 
 

Anmerkungen

Schreiben des Rektors der Karl-Marx-Universität Leipzig, Prof. Dr. Georg Mayer, an Eberhard Haufe vom 22. Januar 1958; zitiert nach: Volker Schulte: In der »Angelegenheit Haufe « oder Wie man eine akademische Laufbahn verhindert. In: Universität Leipzig: Mitteilungen und Berichte für die Angehörigen und Freunde der Universität Leipzig, Heft 6 1992, S. 5–10, hier S. 9.   zurück
Zum Rektorat Mayers: Senatskommission zur Erforschung der Leipziger Universitäts- und Wissenschaftsgeschichte (Hg.): Geschichte der Universität Leipzig 1409–2009. Bd. 3: Ulrich von Hehl, Günther Heydemann, Klaus Fitschen, Fritz König: Das zwanzigste Jahrhundert 1909–2009, S. 415–420; die Besetzung Mayers erfolgte nicht durch den Senat, sondern durch die Hochschulbetriebsgruppe der SED und ist das gilt als Ergebnis »kaderpolitischer Überlegungen« (ebd., S. 415).    zurück

Vgl. Jens Saadhoff: Germanistik in der DDR. Literaturwissenschaft zwischen »gesellschaftlichem Auftrag« und disziplinärer Eigenlogik (Studien zur Wissenschafts- und Universitätsgeschichte, 13) Heidelberg: Synchron 2007, S. 133.

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Vgl. Günther Öhlschläger, Ludwig Stockinger: Germanistik. In: Senatskommission zur Erforschung der Leipziger Universitäts- und Wissenschaftsgeschichte (Hg.): Geschichte der Universität Leipzig 1409–2009. Bd. 4: Ulrich von Hehl, Uwe John, Manfred Rudersdorf (Hg.): Fakultäten, Institute, zentrale Einrichtungen, S. 534–562, hier S. 554.    zurück
Vgl. dazu Gesichte der Universität Leipzig (Anm. ii), S. 559.    zurück
Vgl. Volker Schulte (Anm. i), S. 5–7.    zurück
Vgl. dazu auch: Heinz Härtl, Gerhard R. Kaiser: Nachwort, in: Eberhard Haufe. Schriften zur deutschen Literatur, hrsg. v. Heinz Härtl und Gerhard R. Kaiser unter Mitwirkung von Ursula Härtl, Göttingen: Wallstein 2011, S. 504–522.   zurück
Vgl. ebd., S. 519.   zurück
Vgl. ebd., S. 507.   zurück
10 
Vgl. ebd., S. 504.   zurück
11 
12 
Vgl. ebd., S 510.    zurück
13 
Vgl. Volker Schulte (Anm. i), S. 5–7.   zurück