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Vom Mythos der Gruppe 47 zum Gründungsmythos des modernen Literaturbetriebs

Der Literaturkritiker Helmut Böttiger schreibt die Geschichte der Gruppe 47

  • Helmut Böttiger: Die Gruppe 47. Als die deutsche Literatur Geschichte schrieb. München: Deutsche Verlagsanstalt 2012. 478 S. EUR (D) 24,99.
    ISBN: 9783421043153.

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Ein Versäumnis der Germanistik

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Das Thema lag sozusagen auf der Straße, und es ist doch etwas blamabel für die institutionalisierte Germanistik, dass sie bislang keine literaturhistorische Gesamtdarstellung der Gruppe 47 zu Stande gebracht hat. Mit dem vorliegenden Buch muss die Literaturwissenschaft regelrecht kampflos das Feld dem Literaturkritiker und -kurator Helmut Böttiger überlassen, der getrost für sich in Anspruch nehmen darf, dass seine Monographie jene Lücke füllt, die er im Vorwort zutreffend ausstellt: »Merkwürdigerweise gibt es aber bis heute keine umfassende Gesamtdarstellung dieser Gruppe und ihrer Geschichte« (S. 10). Dass dieses Thema vernachlässigt wurde, mag den öffentlichen Alterserscheinungen einiger immer noch unüberhörbarer Gruppenvertreter geschuldet sein, oder auch einfach daran liegen, dass die Gruppe heute als verstaubt gilt. In der Germanistik profiliert man sich jedenfalls derzeit mit Arbeiten über andere Autoren und Epochen. Zu Grass etwa, dem sicher prominentesten und erfolgreichsten aller 47er, arbeiten – neben den berufsmäßigen Biographen – vor allem auslandsgermanistische DoktorandInnen. Was aber eine nach den Regeln philologischer Kunst gearbeitete Gesamtdarstellung des Grass’schen Oeuvres angeht, steht Volker Neuhaus bald seit Jahrzehnten allein auf weiter Flur. 1 Kurz: Wenn derzeit irgendetwas innerhalb der Germanistik wenig interessant scheint, dann ist dies die Gruppe 47.

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Das war nicht immer so. Die Geburt der mittlerweile kanonischen Reihe »text+kritik«, die Heinz Ludwig Arnold begründet und zu einer Institution in der Gattung der Autorenbücher gemacht hat, verdankt sich dem Interesse damals junger Germanisten an der Gegenwartsliteratur. Und das war unzweifelhaft die Literatur der Gruppe 47: Der erste Band war 1963 Günter Grass gewidmet. Reinhard Lettau, 1967 an die University of California berufen, gab anlässlich des zwanzigjährigen Gruppenbestehens ein Handbuch heraus, das bereits den Titel »Die Gruppe 47« trug und trotz der Nähe Lettaus zur Gruppe auch heute noch eine bemerkenswerte Materialsammlung darstellt. 2 Ein zentraler Protagonist der Gruppe, der dann die so genannte dritte Generation der 47er in seinem Literarischen Colloquium Berlin heranzog, war schließlich Walter Höllerer. Und Böttigers Darstellung ist zu entnehmen, dass die Gruppe 47 in Schweden von Intellektuellen wie Lars Gustafsson, dem späteren Professor für German Studies an der University of Texas, als vorbildhaft für eine neue europäische Literatur angesehen wurde: Deutschland, so die damalige Wahrnehmung im Jahrfünft nach der Blechtrommel (1959), war literaturästhetisch wie literaturpolitisch vorn – dank der Gruppe 47 (vgl. S. 347).

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Der berühmte Pudding an der Wand, oder: Wie die Literaturgeschichte einer Gruppe schreiben?

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Es gibt weitere Gründe, warum dem Interesse der Zeitgenossen, das naturgemäß mit dem Ablauf der aktiven Zeit der Gruppe vor allem in dem knappen Jahrzehnt zwischen ihrem endgültigen kulturpolitischen Durchbruch 1958 und ihrer Auflösung 1967 verflogen ist, augenscheinlich keine literaturhistorische Motivation gefolgt ist. Wie soll man, und dies ist durchaus ein literaturwissenschaftliches Problem, eine ›große Erzählung‹ einer losen Gruppe von Schriftstellern aus drei Generationen schreiben, die weder ein ästhetisches oder politisches Programm teilten, noch das Faktum einer festen Mitgliedschaft kannten? Spätestens seit Sabine Cofalla 1997 die Briefe Hans Werner Richters veröffentlicht hat, 3 ist klar, dass eine biographische Fokussierung auf den Mann im Zentrum nicht in Frage kommt: Er war ein Vehikel verschiedener Kräfte, eher Ausgleichsmasse und Briefkasten als Spiritus Rector, beileibe kein ›Diktator‹. Es bleibt aber trotz des methodischen Problems einer Gruppengeschichtsschreibung, die um etwas eigentlich Un- oder nur schwer und widersprüchlich Definierbares kreist, die Gruppe 47 der ›Ort‹, von dem aus das gesamte literarische Geschehen der bundesrepublikanischen Nachkriegszeit aus betrachtet werden kann und – kommt es auf die Erfassung ihrer Gesamtheit an – wohl auch muss.

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Das mutet nur auf den ersten Blick paradox an, aber die Gruppe 47 muss nicht zwingend als kriegsgeprägte Erlebnisgemeinschaft, SPD-affiner Kreis oder schlicht das Erfolgsmodell der Autorenschmiede avant la lettre betrachtet werden (was jeweils auch erhebliche Ausschlüsse zumindest der Nichtdabeigewesenen implizierte). Sie war dies alles auch und jeweils beileibe nicht nur, aber sie lässt sich auch unter dem Paradigma der Entstehung des modernen Literaturbetriebs im deutschsprachigen Raum verstehen. Böttigers Schilderung wird von der These der Geburt eines literarischen Marktes – mit Eventcharakter und unter gezielter Zuhilfenahme außerliterarischer Medien – aus dem Geiste der Gruppe 47 grundiert, was ein ebenso arbeitspragmatischer wie plausibler Zugriff ist. Vor diesem Hintergrund wirkt allerdings der Untertitel »Als die deutsche Literatur Geschichte schrieb« deplatziert, er trifft den Inhalt dieses Buches jedenfalls nicht und wirkt eher wie eine Marketingentscheidung. Zwar konzediert Böttiger, dass man heute kaum an der Gruppe vorbei komme, wenn man sich mit der Literaturgeschichte der Bonner Republik befasst, und er schildert auch, wie sich manche 47er als Wahlkampfhelfer Willy Brandts engagierten, aber sein Buch legt eben gerade nicht das Hauptaugenmerk auf die politischen Interventionen der Gruppe (bei Lettau war hier 1967 mehr zu finden) und streift bestenfalls den Flirt mit der Macht im Kanzleramt (der jüngst wieder erforscht worden ist). 4 Die Verquickung der Literaten mit der Geschichte als politischer Sphäre ist ebenso wenig das Thema Böttigers wie die Nobilitierung der Gruppe als herausragendes geschichtliches Ereignis. Gerade hierin unterscheidet sich seine Darstellung von den hagiographischen Selbstdarstellungen Richters oder eines Gefolgsmanns wie Hans A. Neunzig, die noch dann, wenn sie sich bescheiden wähnten, keinen Zweifel an der ihr zukommenden Bedeutung ließen. 5

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Die Geburt des Literaturbetriebs aus dem Geiste des Events

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Eine Darstellung wie die Böttigers hat also bislang gefehlt, daran hat auch die späte kleine Monographie Heinz Ludwig Arnolds, auch er eher ein Protagonist in mittlerer Distanz zur Gruppe, nichts zu ändern vermocht 6 – und noch weniger die wiederholt aufgelegte Gemeinschaftsarbeit seines »Göttinger Seminars Gruppe 47«, die noch 2004 teilweise den Stand von vor 1978 präsentierte. 7 Doch was hat Böttigers Die Gruppe 47 nun konkret zu bieten? Schon der Einstieg etabliert die Literaturbetriebsthese: »Ein Gespenst geht um im deutschen Literaturbetrieb – das Gespenst der Gruppe 47« (S. 9). Immer noch geistere sie durch die Debatten, träten ihre Vertreter und ihre Verächter auf, diene sie als Popanz oder Vorbild – der Betrieb arbeite sich immer noch an ihr ab, und das 45 Jahre nach ihrer letzten regulären Tagung. Die Gruppe sei dessen Gründungsveranstaltung gewesen, hier habe sich jenes Zusammenspiel von Autoreninszenierung und Autorselbstinszenierung, von ihrem Spiel mit Kritik, Medien und Markt entwickelt, seien die jeweiligen Rollen der Marktteilnehmer gefunden worden. Insofern ist es folgerichtig, dass Böttiger am Ende seiner Studie Reich-Ranickis Klagenfurter Bachmann-Lesewettbewerb und das Literarische Quartett als letztlich konsequente Weiterentwicklungen (oder Auswüchse?) des Kritikerschaulaufens in der Gruppe 47 anführt.

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Die Gegenbewegung, die Fortführung des intimen Werkstattgesprächs unter Autoren, die Günter Grass – Böttigers Schilderung zufolge wohl der ehernste Getreue Hans Werner Richters – mit dem von ihm gestifteten Döblin-Preis versuchte, könne dagegen als weitgehend gescheitert angesehen werden: lediglich Debütanten wagten es noch, hier zu lesen und sich kritisieren zu lassen; für die Etablierten sei das Ur-Modell der Gruppenkritik zu riskant oder schlicht unattraktiv (vgl. S. 430f.). Das hat auch maßgeblich mit der Veränderung und Ausdifferenzierung des literarischen Feldes inklusive seiner Distribuenten zu tun: War die Gruppentagung in den fünfziger Jahren noch der konkurrenzlos einzige literarische Event des Jahres, so stehen heute unzählige konkurrierende Preise, Stipendien, Stadtschreiberämter und Gastprofessuren zur Verfügung, bieten republikweit Messen, Literaturhäuser und Redaktionen Gelegenheit zum öffentlichen Gespräch. Vor allem aber scheint auch unter den Autoren der Impuls vergangen, sich zusammenschließen zu wollen – oder wenn, dann geschieht dies nurmehr als Travestie, wie die Popliteraten der neunziger Jahre mit ihrer Hotel-Performance Tristesse Royale gezeigt haben.

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Exil zum Beispiel: eine kritische Gruppengeschichte

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Böttiger würdigt zunächst die allgemeine literaturpolitische Situation im Nachkriegsdeutschland, verweist auf die etablierten Schriftsteller, die sich dem Exil oder einer »Inneren Emigration« zurechneten, rekapituliert die »Große Kontroverse« um Thomas Mann und Frank Thiess und findet vergleichbare Muster der Abwehr auch unter den frühen 47ern: Nach dem Scheitern als Redakteur des Ruf versuchte Richter sich an einer Satirezeitschrift namens Skorpion, die nicht erscheinen konnte. Stattdessen trafen sich die Verfasser der Nullnummer und lasen sich gegenseitig ihre Texte vor, darunter Walter Heist, der sich an Klaus Mann und dessen Exil abarbeitete. Böttiger: »und das unterscheidet sich in der Tonlage und den Selbstschutzmechanismen kaum von den Polemiken, die die älteren, dezidierten ›inneren Emigranten‹ gegen Thomas Mann verfassten – jede Generation suchte sich anscheinend ihr Pendant bei den Exilanten« (S. 57). Es sind Hinweise wie diese (die Ablehnung des Exils wird im weiteren Verlauf des Buches wiederholt aufgenommen, vgl. etwa S. 64, 155, 318), die schlagartig verdeutlichen, warum eine neue Gesamtdarstellung der Gruppe 47 so lange schon dringend nötig war. Böttiger interessiert sich mit Recht nicht mehr für die Selbstdarstellungen der Protagonisten, sondern sucht die literarischen Quellen auf. So lange die amtierenden 47er ihre eigene Historisierung betrieben, war der ungeschönte Blick darauf scheinbar verstellt, und selbst aus großer Distanz verfasste Darstellungen nahmen immer wieder diese autohagiografischen Mythenbildungen unhinterfragt auf. 8 Auch der lange Zeit anscheinend völlig unproblematische und noch in den späten Autobiografien mancher Beteiligter peinsam offen zelebrierte Chauvinismus der Männerrunde wird von Böttiger immer wieder ausgestellt und richtet sich so selbst.

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Personalisierung und anekdotische Gefahr

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Der Schwierigkeit, das diffuse Gebilde der Gruppe zu fassen, begegnet der Autor im Folgenden vor allem dadurch, dass er in den insgesamt 21 Kapiteln (plus einem »Vorspiel«) seines chronikalischen Durchlaufs der Gruppentreffen immer wieder herausragende Gruppenvertreter vorstellt und an ihnen bestimmte Züge der Zeit zeigt. Natürlich sind dies u.a. Günter Eich und das Hörspiel der fünfziger Jahre, Andersch und der Rundfunk, die Herausforderung des radikalrealistischen Konsens der frühen Gruppenmitglieder durch Ingeborg Bachmann und Paul Celan, die sich erst etablieren mussten, Grass’ Lesung der Blechtrommel als kulturpolitischer Durchbruch der Gruppe, Enzensberger und das Spiel mit den Medien oder Handkes Auftritt in Princeton als die (deutsche) »Geburt der Popliteratur«, der allseitig und sehr kenntnisreich kontextualisiert wird. Aber es werden auch die »großen Außenseiter« Wolfgang Koeppen und Arno Schmidt gewürdigt (der die Gruppe 47 der »literarische[n] 175erei« bezichtigte – S. 187) und auch Außenseiter in der Gruppe wie die letztlich tragisch gescheiterte Gisela Elsner, der – zusammen mit ihrem Mann Klaus Roehler – ein ganzes Kapitel gewidmet ist.

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Die Zuneigung, die Böttiger diesen beiden entgegenbringt, erscheint gerade vor dem Hintergrund ihrer bis heute unterbelichteten Rezeption nachvollziehbar und sympathisch, allerdings streift sie auch zuweilen gefährlich den Boulevard, wenn etwa genau zu rekonstruieren versucht wird, wann die 17– und der 25-jährige sich zum ersten Mal geküsst haben mögen: »Bereits am Abend des 8. Januar 1955, in der ›Königin-Bar‹, gingen die beiden zum Du über. Und im März besuchten sie eine Opernaufführung und verbrachten anschließend den Abend bis Mitternacht in der ›Rigoletto-Bar‹. Er begleitete sie mit dem Taxi nach Hause, aber das Auto musste ein Stück entfernt von ihrem Haus halten. Dabei kam es zum ersten Kuss« (S. 250). Auch bei der aufgrund »seine[r] serbische[n] Herkunft« gefühlten »osteuropäische[n], slawischen Verbindung« (S. 150) Milo Dors mit Celan führen wohl eher triviale Muster beziehungsweise Projektionen Regie.

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Die biographischen Miniaturen – die meisten sind dann doch gehaltvoller, etwa die Portraits von Peter Weiss und Hans Magnus Enzensberger als paradigmatische Figuren für verschiedene Entwürfe des Intellektuellen in den sechziger Jahren – sind eine Möglichkeit, mit dem Darstellungsproblem umzugehen, das sich auch daraus ergibt, dass sich bestimmte Problemkonstellationen in der Gruppe zyklisch zu wiederholen scheinen, etwa die zahlreichen Versuche, die Macht der einst auf den Plan gerufenen Kritiker wieder zurückzudrängen und zum Werkstattgespräch zurückzukehren, oder die Richter immer wieder überkommende Erkenntnis, dass er ästhetisch nicht mehr auf der Höhe der Zeit ist. Doch die Personalisierung der Darstellung, die diese ermüdenden Rituale, Pendelbewegungen und manche immer gleichen Konflikte oft – nicht immer – aufzulockern vermag, befördert das Anekdotische, das in Sachen Gruppe 47 Legion ist und häufig schon mangels verlässlicher Belege in die Irre führt. Dies geht zu Lasten eines eher problemorientierten Zugriffs.

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Grenzen der publizistischen Methode

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Böttiger erweist sich als profunder Kenner der Szene, gerade seine Hinweise auf Schlüsselpublikationen, Zeitschriftenprojekte, briefliche und publizistische Positionskämpfe usw. rufen oft Abgedrängtes in Erinnerung, doch einen wissenschaftlichen Anspruch, den sein Werk zumindest durch den Endnotenapparat, das Literaturverzeichnis und gelegentliche Bezüge zur Forschung suggeriert, 9 kann er nicht einlösen. Vermutlich will er dies auch gar nicht. Denn um hier konkurrieren zu können, wäre zuallererst die Wahrnehmung der Spezialliteratur zu einzelnen Aspekten der Gruppe 47 von Nöten gewesen. Und eben hier stößt die publizistische Methode an Grenzen. So ist es ein Versäumnis, dass zur Darstellung der Vorgeschichte der Gruppe nicht die alte, aber immer noch gültige Untersuchung von Jérôme Vaillant zum Ruf herangezogen wurde, die schon 1978 mit etlichen Mythen der Gruppengründerväter um Richter aufräumte. 10 Auch ein hoch karätig besetzter, zentraler Sammelband zum Konstrukt der »Jungen Generation«, den Hans-Gerd Winter 2002 herausgegeben hat, fehlt in der Bibliographie. 11 Dass die Frage des Antisemitismus in der Gruppe am Beispiel des Umgangs mit Paul Celan ausführlich diskutiert wird, ist nach Klaus Brieglebs Streitschrift Missachtung und Tabu 12 klar und einleuchtend, weniger allerdings, dass eine zentrale, im letzten Jahrzehnt mehrfach aufgelegte Studie zu diesem Thema, Stephan Braeses gewichtige Habilitationsschrift Die andere Erinnerung, überhaupt nicht herangezogen wurde. 13 Stattdessen wird aber (an anderer Stelle) aus Quellen wie »einer Konstanzer Magisterarbeit« (S. 71) zitiert – verkehrte Welt, auch in einem Sachbuch oder populärwissenschaftlichen Werk. Insbesondere Braeses Studie wäre Pflichtlektüre für Böttiger gewesen, gerade weil das jüdische Gruppenmitglied Wolfgang Hildesheimer in seiner Darstellung eine prominente Rolle einnimmt, unter anderem auch als Kronzeuge gegen Brieglebs Antisemitismusvorwürfe. Würde man Braeses Darstellung der Situation jüdischer Autoren im Literaturbetrieb der Nachkriegszeit zugrunde legen, die sich sehr ausführlich Hildesheimers Versuchen widmet, im deutschen Betrieb Fuß zu fassen, und anhand von Korrespondenzen und Rezensionen nachzeichnet, um welchen Preis des (mitunter auch freundlichen) Missverstehens und Verleugnens dies nur gelingen konnte, so geriete diese Verteidigung der 47er doch merklich ins Wanken.

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Dort, wo Böttiger sich hingegen auf die Diskussion der Forschung einlässt, kann er ihr nicht auf Augenhöhe begegnen. Problematisch erscheint etwa die Verteidigung Alfred Anderschs, dessen biographische Volten und – gerade an seinem eigenen Anspruch gemessen – moralisch fragwürdigen Stellen seit der Sebald-Debatte mehrfach kontrovers diskutiert wurden. Hierzu haben Jörg Döring und Markus Joch 2011 einen vielbeachteten Sammelband herausgegeben, der die Debatte auf ein ziemlich festes Fundament gestellt hat und es allzu blinden Apologeten Anderschs seither recht schwer macht. 14 Kommunistisches Engagement, KZ-Haft, Desertation – all das, was Andersch für seine widerständige Biographie in Anspruch genommen und woraus er später nicht unbeträchtliches kulturelles Kapital bezogen hat, steht mittlerweile aufgrund fundierter Quellenkenntnis in Frage. Dieses Buch hat Böttiger, der postuliert, Andersch biete »recht wenig Anlass, ihn moralisch zu diskreditieren« (S. 120), nicht wahrgenommen, obwohl andere Titel von 2011 und sogar 2012 bei ihm durchaus verzeichnet sind und kritisch diskutiert werden (vgl. S. 146, 393). Schwerer wiegt aber, dass er einen Autor dieses Bandes, Rolf Seubert, nur aufgrund der journalistischen Paraphrase eines Tagungsbeitrages (auf eben jener Frankfurter Tagung, die dem Band Andersch revisited vorausging) 15 abkanzelt als jemanden, dessen Lesart »offenbar alles Literarische ausgrenzen möchte«. Das sei »[s]ymptomatisch für das Erkenntnisinteresse mancher Literaturwissenschaftler« und sei »nicht mal im Ansatz reflektiert«, ein »groteskes Missverständnis«, das eben entstehe, »wenn man einen literarischen Text lediglich nach verwertbaren Daten durchforsten will, die eine schon vorgefertigte These untermauern sollen« (S. 121). Das ist nicht allein schlicht falsch, wie sich an Seuberts Argumentation in dem genannten Band nachvollziehen lässt, sondern auch üble Nachrede, die sich auf nicht mehr zu stützen weiß als auf das Hörensagen. Hier findet die publizistische Methode nun eindeutig ihre Grenzen.

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Nun ließe sich der Furor der Andersch-Verteidigung als Einzelfall abtun, und es finden sich derartige Ausrutscher sonst kaum. Aber die Unkenntnis oder das Ignorieren der Quellen- und Forschungslage in diesem Fall erscheint doch in gewisser Weise symptomatisch. Warum? Weil in den letzten Jahren nicht nur über Andersch fragwürdige biographische Details ans Licht gekommen sind – an denen ja weniger die Verstrickung werdender und kommender Schriftsteller in ein totalitäres System in jungen Jahren das Skandalon darstellt, als die unterschiedlichen Grade der Unehrlichkeit, auf die, wie im Falle Andersch, die Selbstinszenierung gründete. Kein Wort ist zu vernehmen über die angeblichen (das für das Germanistenlexikon erstellte Gutachten des Historikers Michael Buddrus vom Münchner Institut für Zeitgeschichte sagt: unzweifelhaften) 16 NSDAP-Mitgliedschaften von 47ern wie Walter Jens, Martin Walser, Walter Höllerer oder Dieter Wellershoff, auch keines über die erst 2006 eingestandene Waffen-SS-Vergangenheit des Günter Grass. Wohl aber wird die SS-Vergangenheit Hans Egon Holthusens wiederholt angesprochen – sicher auch, um den erklärten Feind der Gruppe in den fünfziger Jahren zu diskreditieren. Das mutet ein wenig einseitig an, nicht allein hinsichtlich der Ausgewogenheit der Darstellung, sondern weil sich daraus eine nicht unwichtige Frage zur Gruppe 47 ergibt, die sich so eben erst in der Rückschau herauskristallisiert hat: Wie ist der viel beschworene antifaschistische Konsens der Gruppe zu bewerten, wenn so absolut zentrale Mitglieder wie Andersch, Grass und andere dergestaltige Vergangenheiten zu überdeckeln hatten und in der Gruppe einen Multiplikator für diese Inszenierung fanden? Böttiger stellt diese Frage nicht, obwohl sie sich gerade auch für eine journalistische, anekdotisch und biographisch interessierte Darstellung aufdrängt.

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Fragen der Historisierung

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In den Blick genommen werden ausschließlich Kontexte aus der Zeit des Gruppenbestehens selbst: mit Gruppenmitgliedern verbundene Zeitschriftenprojekte wie der Ruf, Richters Skorpion und die Literatur, Anderschs Texte und Zeichen, Höllerers Akzente, Enzensbergers Kursbuch etc., politische Gruppen wie der Grünwalder Kreis, die Anti-Atomtod-Bewegung, der SDS, die Kommune I, die SPD natürlich. In der Entfaltung eines Panoramas der fünfziger und sechziger Jahre hat Böttigers Buch seine unbestrittenen Stärken. Die Frage nach der historischen Einordnung der Gruppe 47 wird nicht aufgeworfen. Wäre es vor dem Hintergrund der Literaturbetriebs-These nicht interessant, die Leser wissen zu lassen, dass es schon in der Weimarer Republik junge Männer gab, die sich als »Junge Generation« ausgaben und in ihrem Habitus manche Züge mit den entlassenen Soldaten nach dem Krieg teilten? 17 Und wie steht die Gruppe in einer Reihe mit früheren Formen der Dichtervergesellschaftung in Kreisen, Bünden, Salons? Gerade im historischen Vergleich hätte sich so das spezifische Profil der 47er noch schärfen lassen. Das gleiche gilt für das literarische Leben der Weimarer Republik, das zugunsten der These von der Erfindung des modernen Literaturbetriebs durch die Gruppe unerwähnt bleibt, obwohl doch auch hier »Aspekte der Medialisierung und Kommerzialisierung von Literatur« (S. 10), die Böttiger exklusiv für die Gruppe in Anspruch nimmt, zu beobachten wären. Aus dem gleichen Grund gerät aus dem Blick, dass längst vor der Nobilitierung der Gruppe Autoren wie etwa Martin Walser von Auftritt zu Auftritt tingelten und die Öffentlichkeit zu bespielen wussten (Böttiger nimmt diesen schriftstellerischen Veranstaltungstourismus erst für die Zeit nach der Gruppe an, vgl. S. 429) – die Tagebücher Walsers geben darüber ebenso Auskunft wie die Walser-Biographie Jörg Magenaus, die gerade in der umfassenden Schilderung des bundesrepublikanischen Literaturbetriebs und seiner Vernetzungen ihre unbestrittenen Stärken hat. Magenau ist Kollege, auch seine Darstellung keine streng wissenschaftliche, trotzdem kennt Böttigers Buch sie nicht. 18 Trotz des Verweises auf Bachmann-Wettbewerb und Döblin-Preis sowie eines Schlusskapitels zum »schier endlose[n] Weiterleben der Gruppe 47« (S. 419) interessiert Böttiger sich auch nicht wirklich für die Gruppe als Impulsgeber für andere Zusammenschlüsse von Schriftstellern, nicht einmal die Gruppo 63, die mit Schützenhilfe des Richter-Kreises in Italien zu etablieren versucht wurde, und auch nicht die schon im Namen an das Vorbild, von dem es sich nun abzusetzen galt, erinnernde Dortmunder Gruppe 61 werden erwähnt. 19

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Durch die gewählte eher journalistische Methode beraubt sich Böttiger mitunter auch der Möglichkeit, überkommene Stereotype aufzubrechen. So wird auch in seinem Buch die alte These von Günter Eichs »Inventur« als »Manifest einer Literatur des ›Kahlschlags‹«(S. 86) wiederholt und das Gedicht als »ein herausgehobener, unwiederholbarer Moment« (S. 87) gefeiert, obwohl seit vier Jahrzehnten bekannt ist, dass der vermeintlich so neue, knappe Ton dem »Jean Baptiste Chardin« Richard Weiners abgeschaut war. 20 Und wo Böttiger instinktiv das richtige Gespür hat, etwa in der Bewertung der alle Opfer- und Täterkategorien auflösenden Larmoyanz eines Wolfgang Borchert (vgl. S. 96), dringt er nicht bis zum Kern der Sache vor, weil er eine so brillante Lesart von »Draußen vor der Tür« wie die Jan Philipp Reemtsmas nicht kennt. 21 Die Frage aber, die hier mit Reemtsma aufzuwerfen wäre, ist: Warum beruft sich die sich so hart gebende »Junge Generation« ausgerechnet auf einen spätpubertären Kitschdichter, der erkennbar weder für einen sprachlichen ›Kahlschlag‹, noch für ein ›anderes Deutschland‹ einstehen kann? Nun mag man einwenden, dass eine Darstellung der Gruppe mitnichten die Integration sämtlicher Forschungsbeiträge zu den weit über einhundert Personen, die mit ihr assoziiert werden, leisten kann und muss. Das stimmt, einerseits. Andererseits existiert spezifisch zur Gruppe 47 erschienene Literatur nicht im Übermaß, so dass die Berücksichtigung zumindest der wichtigsten Literatur zu so zentralen Protagonisten wie Hildesheimer, Walser oder Eich Pflicht gewesen wäre.

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Mit Martin Walser wird ein zentraler Protagonist, wenn auch mitunter Störer im engeren Kreis um Richter, auffällig ausgeklammert. Dies beruht augenscheinlich auf Antipathie, gilt Walser doch eine der wenigen Boshaftigkeiten des Autors, der befindet, es gehöre »zu den kleinen, fast tragisch zu nennenden Konnotationen in der Laufbahn dieses Schriftstellers,« dass eine frühe Miszelle Walsers zum Kritikergehabe in der Gruppe »zu den besten [Texten] gehört, die er jemals geschrieben hat« (S. 267). Euphemismen werden von Böttiger dagegen subtil eingesetzt, etwa um Andersch auf- und den in der Gruppe wenig geliebten Marcel Reich-Ranicki abzuwerten: Anderschs Bemühen, in die Reichsschrifttumskammer aufgenommen zu werden und sich hierzu durch Scheidung von seiner jüdischen Frau zu ›arisieren‹, nennt Böttiger lapidar ein Bemühen um eine »Schreiberlaubnis« (S. 119). Reich-Ranickis Geschichte als verfolgter Jude während des Holocaust, die dieser ja überaus eindrücklich und ohne den ihm ansonsten offenbar eigenen Hang zu Selbstinszenierung und -überschätzung in seiner Autobiografie Mein Leben geschildert hat, fasst Böttiger dagegen in einem allzu harmlosen Halbsatz zusammen: »Nach einer schwierigen Zeit im Warschauer Ghetto etablierte er sich im sozialistischen Polen schnell als Kritiker« (S. 276).

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Fazit: Ein Standardwerk – bis auf weiteres

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In gewisser Weise, so ließe sich resümieren, beißt sich die Katze in den Schwanz. Der laut Buch von der Gruppe 47 erfundene Literaturbetrieb greift in Gestalt des Literaturkritikers Helmut Böttiger auf die Gruppe 47 zurück und schreibt sich seinen Gründungsmythos selbst. Gleichwohl: Helmut Böttiger hat ein Werk vorgelegt, das – mit den genannten Kritikpunkten – momentan wohl als das Standardwerk zur Gruppe 47 bezeichnet werden muss. Wünschenswert wäre eine Synthese gewesen, die auf Augenhöhe mit der Forschung zu operieren vermag. Die aber bleibt ein Desiderat – bis auf weiteres. Bis dahin empfiehlt es sich, die Lektüre von Böttigers eher populär gehaltener Monographie etwa mit den ausgezeichneten, aber eben mittlerweile auch schon relativ alten literaturwissenschaftlichen Sammelbänden, die Justus Fetscher (mit Eberhard Lämmert und Jürgen Schutte) sowie Stephan Braese in den neunziger Jahren zum Thema herausgegeben haben, zu flankieren. 22

 
 

Anmerkungen

Vgl. u.a. Volker Neuhaus: Günter Grass: Schriftsteller – Künstler – Zeitgenosse. Eine Biographie, Göttingen: Steidl 2012; Ders.: Günter Grass, 3. akt. u. erw. Aufl. Stuttgart, Weimar: J. B. Metzler 2010; Schreiben gegen die verstreichende Zeit. Zu Leben und Werk von Günter Grass. München: dtv 1997.   zurück
Reinhard Lettau (Hg.): Die Gruppe 47. Bericht. Kritik. Polemik. Ein Handbuch. Neuwied: Luchterhand 1967.   zurück
Sabine Cofalla (Hg.): Hans Werner Richter. Briefe. Berlin: Hanser 1997.   zurück
Vgl. Kai Schlüter (Hg.): Günter Grass auf Tour für Willy Brandt: Die legendäre Wahlkampfreise 1969. Berlin: Ch. Links 2011.   zurück
Hans Werner Richter: Im Etablissement der Schmetterlinge. Einundzwanzig Portraits aus der Gruppe 47. München: Hanser 1986; Hans A. Neunzig (Hg.): Hans Werner Richter und die Gruppe 47. München: Nymphenburger Verlagshandlung 1979.   zurück
Heinz Ludwig Arnold: Die Gruppe 47. Reinbek: Rowohlt 2004.   zurück
»Leider konnten die Ergebnisse der Untersuchung Vaillants in der vorliegenden Analyse nicht mehr berücksichtigt werden, da sie erst nach Abschluß des Manuskriptes erschien«, heißt es noch in der 3. Auflage des text+kritik-Bandes von 2004 über Vaillants 1978 erschienene Studie (Heinz Ludwig Arnold (Hg.): Die Gruppe 47. München: edition text+kritik 3. Aufl. 2004, S. 14).   zurück
So z.B. in Teilen auch der an und für sich verdienstvolle Aufsatz von Ingrid Gilcher-Holtey: »Askese schreiben. Schreib Askese.« Zur Rolle der Gruppe 47 in der politischen Kultur der Nachkriegszeit. In: IASL 25 (2009), H. 2, S. 134–167.   zurück
Das Literaturverzeichnis versammelt ohne Binnendifferenzierung eine unsystematische Mischung von Primärliteratur, Sekundärliteratur und Pressebeiträgen. Es weist die verwendete Literatur nach und ist durch seine Lücken und seine Anlage dezidiert nicht als eine weiterführende Auswahlbibliografie angelegt. Böttiger hat die Literatur zur Gruppe 47 nicht komplett erhoben bzw. verwendet, allerdings haben manche der nachfolgend angegebenen Werke auch nur noch Wert, wenn man sie selbst als Quelle liest. In der Bibliografie fehlen v.a. diverse frühe Bücher über die Gruppe 47, neben Vaillants Studie zum Ruf (siehe die folgende Anmerkung) sind dies u.a.: . Hans Dollinger (Hg.): außerdem. Deutsche Literatur minus Gruppe 47 = wieviel?. München: Scherz 1967; Gerd-Rüdiger Helbig: Die politischen Äußerungen aus der Gruppe 47. Eine Fallstudie über das Verhältnis von politischer Macht und intellektueller Kritik, Diss. Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg 1967; Urs Widmer: 1945 oder die »Neue Sprache«. Studien zur Prosa der »Jungen Generation«. Düsseldorf: Pädagogischer Verlag 1966; Siegfried Mandel: Group 47. The Reflected Intellect. London, Amsterdam: Southern Illinois University Press 1973; Fredrik Benzinger: Die Tagung der »Gruppe 47« in Schweden 1964 und ihre Folgen. Ein Kapitel deutsch-schwedischer Kultur- und Literaturbeziehungen. Universität Stockholm 1983; Antiquariat Blank: Gruppe 47. Erstausgaben, Sammelbände, Zeitschriften. Für Hans Werner Richter zum 80. Geburtstag. Stuttgart 1988.   zurück
10 
Jérôme Vaillant: Der Ruf. Unabhängige Blätter der jungen Generation 1945–1949. Eine Zeitschrift zwischen Illusion und Anpassung. München: Saur 1978.    zurück
11 
Hans-Gerd Winter (Hg.): »Uns selbst mussten wir misstrauen.« Die »junge Generation« in der deutschsprachigen Nachkriegsliteratur. München: Dölling und Galitz 2002.   zurück
12 
Klaus Briegleb: Mißachtung und Tabu. Eine Streitschrift zur Frage: »Wie antisemitisch war die Gruppe 47?«. Berlin: PHILO 2002.   zurück
13 
Stephan Braese: Die andere Erinnerung. Jüdische Autoren in der westdeutschen Nachkriegsliteratur. Berlin: PHILO 2001, ²2002, unveränderte Neuauflage München: edition text+kritik 2010.   zurück
14 
Jörg Döring und Markus Joch (Hg.): Alfred Andersch ›revisited‹: Werkbiographische Studien im Zeichen der Sebald-Debatte. Berlin: De Gruyter 2011. – Vgl. auch die ausführlichen Rezensionen dazu: Peter Stein: »Alfred Andersch revisited« – die Diskussion geht weiter. In: IASLonline [10.10.2012] (www.iaslonline.de/index.php?vorgang_id=3546); Stephan Braese: [Rezension]. In: Zeitschrift für Germanistik 23 (2013), H. 1, S. 189–191; Erhard Schütz: Biografie als Eigenkapital, in: Freitag 23.4.2012; Hans-Joachim Hahn: Anderschs Leben und Werk als Gegenstand der Philologie. Ein Bericht über die Frankfurter Tagung »Alfred Andersch ›revisited‹. Die Sebald-Debatte und ihre Folgen. In: literaturkritik.de 12/2010 (http://www.literaturkritik.de/public/rezension.php?rez_id=15056).    zurück
15 
Vgl. Hinsehen und Wegschauen. W. G. Sebald und Alfred Andersch: Eine Frankfurter Tagung über den Opportunismus in der Literatur. In: Süddeutsche Zeitung, 23.11.2010.   zurück
16 
Vgl. Rainer Blasius: Michael Buddrus. Der Gutachter. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 28.01.2004.   zurück
17 
Vgl. z.B. Daniel Siemens: Kühle Romantiker. Zum Geschichtsverständnis der »jungen Generation« in der Weimarer Republik. In: Martin Baumeister, Moritz Föllmer, Philipp Müller (Hg.): Die Kunst der Geschichte. Historiographie, Ästhetik, Erzählung. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2009, S. 189–214.   zurück
18 
Jörg Magenau: Martin Walser. Eine Biographie. Reinbek: Rowohlt 2005.    zurück
19 
Die Dortmunder gaben sogar in Anlehnung an Richters Gruppe, die sich 1962 mit einem »Almanach der Gruppe 47« feierte, 1966 ebenfalls einen »Almanach der Gruppe 61« heraus.   zurück
20 
Vgl. Susanne Müller-Hanpft: Lyrik und Rezeption. Das Beispiel Günter Eich. München: Hanser 1972, S. 36.   zurück
21 
Vgl. Jan Philipp Reemtsma: Generation ohne Abschied. Wolfgang Borchert als Angebot. In: Ders.: Der Vorgang des Ertaubens nach dem Urknall. 10 Reden und Aufsätze. München: DTV 1998, S. 24–61.   zurück
22 
Justus Fetscher, Eberhard Lämmert, Jürgen Schutte (Hg.): Die Gruppe 47 in der Geschichte der Bundesrepublik. Würzburg: Königshausen & Neumann 1991; Stephan Braese (Hg.): Bestandsaufnahmen. Studien zur Gruppe 47. Berlin: Erich Schmidt 1999.   zurück