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Lektoratsarbeit als Freiberufler

  • Verband der Freien Lektorinnen und Lektoren (VFLL) (Hg.): Leitfaden Freies Lektorat. Amorbach: Verband der Freien Lektorinnen und Lektoren e. V. Verband der Freien Lektorinnen und Lektoren e. V. 2014. 248 S. EUR (D) 39,90.
    ISBN: 978-3-9808876-3-2.
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Mit der zehnten Auflage liegt der Leitfaden Freies Lektorat, dessen erste Ausgabe 2005 erschien, zum ersten Mal in einer Ausgabe vor, die auch über den Buchhandel zu beziehen ist. War die Schrift bislang eine dünne Broschüre mit Plastikspiralbindung im unhandlichen Hochformat, so haben wir jetzt ein professionell gemachtes broschiertes Buch vor uns. Wichtiger als dieser äußerliche Wandel ist aber die inhaltliche Erweiterung zu einer umfassenden Darstellung dessen, was ein freier Lektor/eine freie Lektorin heute einerseits als Dienstleistungspalette anbieten muss, was dabei aber andererseits ganz konkret bei einer Tätigkeit in einem Freien Beruf 1 zu beachten ist.

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Nach dem kurzen ersten Kapitel zum Berufsfeld Freies Lektorat wird im zweiten Kapitel die ganze Spannbreite der Arbeitsfelder vom Lektor bis zur Producerin abgehandelt. Dabei wird zwischen dem Lektorat im Verlagsbereich (u. a. klassisches Buchlektorat, Übersetzungslektorat), den Arbeitsfeldern jenseits der Verlagsbranche (zum Beispiel Unternehmenskommunikation, Werbelektorat und Self-Publishing) und den Arbeitsfeldern rund um die Publikation (von Producing über Bildredaktion bis Ghostwriting und PR-Arbeit) unterschieden.

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Auch Buchhaltung gehört zum Freien Lektorat

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Das dritte Kapitel versammelt unter der Überschrift »Freies Lektorat als Dienstleistung« u. a. die Fragen der Auftragsakquise, der Honorierung sowie die betriebswirtschaftlichen und sozialrechtlichen Aspekte einer freien Tätigkeit (Buchhaltung, Steuern, Künstlersozialkasse etc.). Im vierten Kapitel werden unter der nicht sonderlich originellen Formulierung »Tipps und Tricks für das Freie Lektorat« Hinweise, Anregungen und Anleitungen gegeben, die teilweise recht kleinteilig geraten sind (»Korrigieren und Kommentieren im PDF«). Das folgende Kapitel behandelt den wichtigen Aspekt der Fortbildung; es geht dabei vom Berufsbild im Wandel aus und skizziert die Wege, die zu einer Tätigkeit als freier Lektor/freie Lektorin führen können.

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Mit einer Selbstdarstellung des Verbands, der sich als Berufsverband, Netzwerk und Interessenvertretung versteht, und einem Anhang mit einer umfangreichen, systematisch gegliederten Link- und Literaturliste sowie einem sehr detaillierten Register schließt der Band.

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Die Darstellungen werden durch kurze Erfahrungsberichte veranschaulicht und gewinnen so für den Leser einen hohen praktischen Nutzwert. Leider sind diese Berichte in einem Grauton gedruckt, der die Lektüre der interessanten Texte erschwert.

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Insgesamt liegt nun ein Handbuch vor, das nicht nur den Mitgliedern des Verbands der freien Lektorinnen und Lektoren das »Handwerkszeug« (S. 7) vermittelt, sondern weit darüber hinaus einen tiefen Einblick in die Mechanismen vor allem der Buchbranche bietet. Für interessierte Neueinsteiger dürfte – gerade in Zeiten des vergütungslosen Praktikums – der Ladenpreis prohibitiv hoch sein. Als Mitglied des Verbands erhält man das Buch zum halben Preis.

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Der Weg in die digitale Medienproduktion

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Diese Neuausgabe des Leitfadens führt durch die Beiträge der rund 70 Autorinnen und Autoren in beeindruckender Weise die Arbeit des Verbands fort, der sich seit seiner Gründung im Jahr 2000 stets darum bemüht hat, die Berufsbezeichnung »Lektor« aus der engen Bindung an die klassische Buchbranche zu lösen und die Chancen und Möglichkeiten herauszuarbeiten, die sich für ein Freies Lektorat im weiten Feld der – auch digitalen – Medienproduktion eröffnen. Durch Informations- und Fortbildungsveranstaltungen, aber auch durch die Vernetzung der Mitglieder untereinander hat der Verband zu einem erheblichen Professionalisierungsschub beigetragen, der der Buchbranche nur gut tun kann.

 
 

Anmerkungen

Der Bundesverband der Freien Berufe definiert freiberufliches Arbeiten wie folgt:
»Die Freien Berufe haben im Allgemeinen auf der Grundlage besonderer beruflicher Qualifikation oder schöpferischer Begabung die persönliche, eigenverantwortliche und fachlich unabhängige Erbringung von Dienstleistungen höherer Art im Interesse der Auftraggeber und der Allgemeinheit zum Inhalt.« (http://www.freie-berufe.de/ueber-die-freien-berufe/definition-und-profil.html)   zurück