IASLonline

Wiederbegegnung und Neuentdeckung - die gotischen Handschriften in der Staatsbibliothek Bamberg

Zur wissenschaftlichen Erschließung des Handschriftenbestands aus dem 13. und 14. Jahrhundert

  • Karl-Georg Pfändtner / Stefanie Westphal: Die Handschriften des 13. und 14. Jahrhunderts der Staatsbibliothek Bamberg. Mit Nachträgen von Handschriften und Fragmenten des 10. bis 12. Jahrhunderts. 1: Texte, 2: Abbildungen. (Katalog der illuminierten Handschriften der Staatsbibliothek Bamberg 3) Wiesbaden: Harrassowitz 2015. XXXIX, 380 S. zahlr. Abb. Gebunden. EUR (D) 248,00.
    ISBN: 978-3-447-10466-1.
[1] 

Die wissenschaftliche Erschließung der illuminierten Codices in öffentlichen Sammlungen gehört zu den vornehmsten Aufgaben der bedeutenden Handschriftenbibliotheken des In- und Auslandes. Zu diesen ist mit Recht auch die Staatsbibliothek Bamberg zu zählen, deren Bestand an reich mit Bildschmuck ausgestatteten Codices nicht allein spektakuläre Einzelstücke aus karolingischer, ottonischer und romanischer Zeit umfasst, die den besonderen Ruhm und Glanz der Bibliothek ausmachen. Sie wurden von der Forschung entsprechend eingehend untersucht, auf zahlreichen Ausstellungen einem großen Publikum im Original präsentiert und in Voll- und Teilfaksimile-Ausgaben und Digitalisaten 1 zugänglich gemacht.

[2] 

Was sich aber hinter den weitbekannten Spitzenstücken in der Bibliothek an weiteren illuminierten Codices verbirgt, ist selbst der einschlägigen Forschung oftmals nicht hinreichend geläufig. Erstes Ziel eines Katalogs illuminierter Handschriften muss es daher sein, die malerische Ausgestaltung des Handschriftenbestandes eines bestimmten Entstehungszeitraums ungeachtet ihres künstlerischen Ranges umfassend aufzuarbeiten, das Beziehungsverhältnis zwischen Text und Ausstattung ebenso wie die Besonderheiten der Bildikonographie, Ornamentik, Initial- und Schriftgestaltung aufzuzeigen, neben Datierung und Lokalisierung eine stilistische Einordnung zu versuchen und den Bildschmuck selbst in charakteristischen Proben ausreichenden Umfangs vorzustellen, um damit eine eingehendere wissenschaftliche Auseinandersetzung mit illuminierten Codices zu ermöglichen.

[3] 

Das hier anzuzeigende zweibändige Werk, das neben einem umfangreichen, 412 Seiten umfassenden Textband einen separaten Tafelband mit insgesamt 701 erstmals durchgehend farbigen Abbildungen umfasst, setzt die nach den gültigen Regeln der Deutschen Forschungsgemeinschaft 2 durchgeführte systematische kunsthistorische Aufarbeitung des Buchschmucks der Staatsbibliothek Bamberg als Band 3/1 und 3/2 des »Katalogs der illuminierten Handschriften der Staatsbibliothek Bamberg« fort. Bereits 1995 war als Band 2 des Katalogunternehmens die von Gude Suckale-Redlefsen vorgelegte Beschreibung der illuminierten Handschriften des 12. Jahrhunderts in einem Band erschienen. 3 2004 folgte die Katalogisierung der Handschriften des 8. bis 11. Jahrhunderts, die ebenfalls Gude Suckale-Redlefsen besorgte. Dieser Band 1 der Gesamtreihe erschien erstmals in zwei Teilen, wobei Teil 1/1 die Texte und Teil 1/2 die Abbildungen umfasste. 4 Bemerkenswert ist dabei die Tendenz zur stärkeren Berücksichtigung von Farbabbildungen innerhalb des überwiegend schwarz-weißen Tafelbandes. 5

[4] 

Im Unterschied zu den beiden früher erschienenen Katalogbänden wurde der Handschriftenbestand in Band 3 erstmals von zwei Bearbeitern beschrieben, die ebenfalls durch zahlreiche Publikationen zur Geschichte der Buchmalerei im hohen und späten Mittelalter ausgewiesen sind. Das seit Ende 2005 in Bamberg von Stefanie Westphal begonnene Katalogisierungsvorhaben wurde am 1. Mai 2008 von Karl-Georg Pfändtner »übernommen und im Handschriftenerschließungszentrum der Bayerischen Staatsbibliothek in München fertiggestellt« (S. XVII). Dabei verzeichnete Stefanie Westphal mit 32 Katalogisaten ca. 15% des Gesamtbestandes, weitere acht Beschreibungen (ca. 3,7%) verfassten Westphal und Pfändtner gemeinsam, einen Eintrag steuerte Gude Suckale-Redlefsen bei (Kat.-Nr. 97). Somit lag die Hauptlast der Erfassung von überwiegend unpublizierten Handschriften und Fragmenten bei Karl-Georg Pfändtner, von dem 175 Katalognummern (81%) gezeichnet sind. Folgerichtig zeichnet Pfändtner auch für die substantielle, auf alle denkbaren Fragestellungen sorgsam eingehende, dabei dennoch auf das Wesentliche konzentrierte Einleitung (S. XIX-XXXIX) allein verantwortlich.

[5] 

Die Einleitung

[6] 

Diese Einleitung verleiht dem bearbeiteten Handschriftenbestand des 13. und 14. Jahrhunderts in vielfacher Hinsicht neue, bislang unbekannte Konturen und fügt alle bei der Katalogisierung der einzelnen Handschriften und Fragmente gewonnenen Erkenntnisse zu einem einprägsamen Gesamtüberblick zusammen.

[7] 

1. Räumliche und zeitliche Zusammensetzung des erfassten Bestandes

[8] 

Der bearbeitete Bestand umfasst insgesamt 143 Handschriften in 149 Bänden sowie 93 Fragmente, womit »sämtliche illuminierten und mit Fleuronnée bzw. Ornamenten versehenen Handschriften sowie alle Fragmente des 10. bis 14. Jahrhunderts der Fragmentensammlung IX A und I Qa und der als Makulatur in Inkunabeln und Frühdrucken (bis ca. 1530) der Signaturgruppe Inc. typ. verwendeten Einzelblätter« (S. XIX) erfasst sind. Dazu gehört eine größere Anzahl von Nachträgen, die von den bislang veröffentlichten Bänden 1 und 2 des Katalogunternehmens nicht berücksichtigt werden konnten. Überblickt man die insgesamt in 216 Katalognummern beschriebenen Handschriften, Einzelblätter und Fragmente, so fällt zunächst die Gliederung des erfassten Handschriftenbestandes nach räumlich-geographischen Kriterien auf. Den Anfang machen die deutschen Handschriften, die je nach Herkunftsregion einer Binnengliederung unterzogen und darunter neben Nachträgen des 10. bis 12. Jahrhunderts 6 chronologisch aufsteigend von 1200 bis Ende 14./Anfang 15. Jahrhundert angeordnet werden. Deutschland (unter Einschluss der Schweiz und der Niederlande) als Entstehungsgebiet gilt für insgesamt 102 bibliographische Einheiten. Diese Bestandsgruppe wird einer Feineinteilung nach den Gebieten »Süddeutschland«, »Südwestdeutschland/Schweiz«, »Süddeutschland unbestimmt«, »Westdeutschland« sowie »Mittel- und Norddeutschland/Niederlande« unterzogen. Unter den insgesamt 80 Süddeutschland zugewiesenen illuminierten Handschriften findet eine weitere räumliche Differenzierung statt. Voran gehen die innerhalb Frankens mit Bamberg verbundenen Bestände (Kat. Nr. 1–22); es folgen Würzburg (Kat. Nr. 23), Nürnberg (Kat. 24–41) und Neunkirchen am Brand (Kat. Nr. 42–45). »Franken allgemein« zugewiesen werden weitere 10 Handschriften und Fragmente (Kat. Nr. 46–55), von denen die meisten freilich im Katalogisat selbst in »Regensburg oder Nürnberg«, in »Regensburg« oder »Regensburg (?)« verortet werden.

[9] 

Die in Skriptorien außerhalb des deutschen Sprachraums entstandenen Handschriften werden nach Ländern zusammengefasst. An einen schmalen englischen Bestand (Kat. Nr. 103–107) schließen sich 50 französische Handschriften an, untergliedert in »Nordfrankreich/Paris« (Kat. Nr. 108–133), »Nordfrankreich allgemein« (Kat. Nr. 134–141) und »West- und Südfrankreich« (Kat. Nr. 142–157). Aus Italien stammen schwerpunktmäßig oberitalienische Handschriften, zumeist aus Bologna oder Padua (Kat. Nr. 158–211); dem restlichen Italien werden drei weitere Handschriften zugewiesen (Kat. Nr. 212–214). Spanien ist lediglich mit einer Handschrift und einem Fragment vertreten (Kat. Nr. 215–216). Einen anschaulichen Überblick bietet ein »Diagramm zur zeitlichen und räumlichen Zusammensetzung der Codices und Fragmente« (S. XXI), das zu dem erstaunlichen Ergebnis führt, dass unter den Codices und Fragmenten des 13. Jahrhunderts (Ober)Italien und Paris zahlenmäßig weitaus am meisten vertreten sind, während im 14. Jahrhundert vor allem Nürnberg, aber auch Südfrankreich und – in gleicher Häufigkeit – (Ober)Italien dominieren.

[10] 

2. Die Provenienzen

[11] 

Vergleichsweise breiten Raum nehmen in der Einleitung Pfändtners Ausführungen zu den Provenienzen der Codices und Fragmente ein (S. XXI-XXIV). Der größte Teil der Handschriften entstammt, wie nicht anders zu erwarten, der Bamberger Dombibliothek selbst. Sie sind durch die blindgeprägten weißen Schweinsledereinbände unschwer zu identifizieren, mit denen in den Jahren zwischen 1611 und 1614 Handschriften der Dombibliothek in erheblichem Umfang neu gebunden und mit dem Wappen des Domkapitels, dem Bindejahr und den Wappen der Domherren versehen wurden, die die Neubindung veranlassten und finanzierten. 7 Nur in Einzelfällen konnten dabei ältere Besitzeinträge bewahrt werden. Daneben gelangte aus Bamberger Klöstern ein weit geringerer Bestand an illuminierten Handschriften des Berichtszeitraums in die Staatsbibliothek, darunter aus dem Benediktinerkloster Michelsberg (6), dem Franziskanerkloster (5), dem Dominikanerkloster (4), dem Karmelitenkloster (1), dem Klarissenkloster (1) sowie dem Jesuitenkolleg (4). Sie sind teilweise über ihre Einbände aus klostereigenen Buchbindewerkstätten und Besitzeinträge eindeutig zu bestimmen.

[12] 

Die Herkunft aus Klöstern des Bamberger Umlandes lässt sich für teilweise bedeutsame Bestände aus der Zisterzienserabtei Langheim (7), dem Benediktinerkloster Banz (5) sowie dem Franziskanerkloster Kronach (1) bestimmen. Wichtige Handschriftenbestände gelangten aus dem Augustinerchorherrenstift Neunkirchen am Brand (8) teilweise über die Dombibliothek Bamberg in die Staatsbibliothek Bamberg. Weit weniger Klarheit herrscht naturgemäß über die Herkunft der als Makulatur aus Handschriften des 15. Jahrhunderts sowie aus Inkunabeln und Frühdrucken ausgelösten oder noch heute eingebundenen Fragmente. Sie wurden in der Regel bei Bindearbeiten in klostereigenen Werkstätten benutzt. Vornehmlich im 19. Jahrhundert wurde der Buchbestand durch Stiftungen von Sammlern, Forschern und Gelehrten wie Joseph Heller und Johann Lukas Schönlein erweitert.

[13] 

Im Unterschied zur überwiegend geklärten Herkunftsbestimmung bleibt freilich in den meisten Fälle der ursprüngliche Bestimmungs- und Nutzungsort der Codices ungeklärt, sofern es sich nicht um für den eigenen Bedarf geschriebene Bücher oder Liturgica für den Bamberger Dom handelt.

[14] 

3. Der Weg auswärtiger Handschriften in die fränkischen Bibliotheken

[15] 

Im Folgenden gelingt es Pfändtner, mit der Analyse von Kauf-, Besitz-, Pfändungs- und Zollvermerken für ausgewählte Handschriften den Weg nachzuzeichnen, über den vor allem französische und italienische Codices nach Franken kamen. Eine wichtige Rolle spielten dabei nicht zuletzt Studenten verschiedener Disziplinen, die sich die zum Studium jeweils notwendige Literatur in den hauptsächlichen Zentren der Buchproduktion wie Paris oder Bologna durch Kauf, Tausch oder Verleih beschafften und bei ihrer Rückkehr nach Franken mit sich führten, von wo sie häufig als Stiftungen oder Vermächtnisse in die Büchersammlungen lokaler geistlicher Institutionen gelangten. Weiteren Zuwachs an Handschriften und Fragmenten des Berichtszeitraums erfuhren die Bamberger Bibliotheken durch Bücherstiftungen und spätere Bücherkäufe.

[16] 

4. Die Texte

[17] 

Eine knappe Würdigung finden die Texte des bearbeiteten Handschriftenbestandes. Vorhanden sind Texte aus allen Fächern, wobei juristische und kanonistische Handschriften an bemerkenswerter Zahl und Bedeutung herausragen. Es folgt eine größere Gruppe von Bibelhandschriften unter Einschluss der Psalterien und Bibelkommentare. Daran schließen Liturgica, patristische und historische, sodann klassische und medizinische Texte an. Astronomische, philosophische und philologische Texte bleiben dagegen Einzelerscheinungen.

[18] 

Angesichts dieser Textzusammensetzung kann es nicht überraschen, dass es sich in der großen Mehrzahl um Handschriften in lateinischer Sprache handelt. In deutscher Sprache liegen vor allem Codices mit hagiographischen Texten wie Elisabethleben, Maria-Magdalena-Buch und zwei Zeugnisse des St. Klara-Buches vor, die alle aus dem Nürnberger Klarissenkloster stammen. Hinzu kommen in lateinischen Handschriften sporadisch deutsche Gebetsanweisungen, Titel, Rubriken, Verweisungen und Nachträge; niederländische Einträge finden sich in zwei Handschriften des Deutschen Ordens.

[19] 

5. Ergänzende Beobachtungen

[20] 

Überraschend ist das völlige Fehlen auch nur ansatzmäßig mit Zierausstattung versehener Handschriften und Fragmente mit volkssprachlichen literarischen Texten. Hingegen ist der Buchbestand des 13. und 14. Jahrhunderts schwerpunktmäßig geprägt durch Handschriften, die nicht nur im Schulbetrieb der Bamberger Domschule, sondern ebenso beim Studium an auswärtigen Universitäten wie Paris, in Südfrankreich, Bologna oder Padua intensiv genutzt wurden. Nur wenige lassen sich genau datieren, auch Namen von Schreibern und Buchmalern werden allenfalls sporadisch genannt. Hingewiesen wird in diesem Zusammenhang auf insgesamt 15 illuminierte Pecien-Handschriften, von denen Msc.Can.56 »eines der seltenen ›Exemplare‹, d.h. eine Vorlage für die stets sorgfältig in Pecien kopierten, universitätsintern korrigierten und somit autorisierten Abschriften von Texten« darstellt, »die sich laut Einträgen im Besitz des Pariser Stationarius Thomas de St. Paul (nachgewiesen 1296–1300) befand« (S. XXVIII).

[21] 

6. Die kunsthistorische Einordnung der illuminierten Handschriften und Fragmente

[22] 

Was den intensiven Benutzer eines Katalogs wie des vorliegenden neben der Lektüre ausgewählter Bestandsbeschreibungen naturgemäß besonders interessieren wird, sind die zusammenfassenden Aussagen zur Einordnung des Handschriftenmaterials in die allgemeine Entwicklung der Buchkunst in den verschiedenen lokalen bzw. regionalen Produktionszentren, im vorliegenden Fall namentlich der innerhalb Frankens vermuteten Malwerkstätten in Bamberg, Würzburg und Nürnberg bzw. der professionellen französischen und italienischen Schreib- und Malbetriebe, in denen der Großteil des im Katalog erfassten Handschriftenmaterials entstanden ist. Der Autor weist auf die besondere Problematik insofern hin, als er konstatiert, dass namentlich seit der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts die Produktion illuminierter Handschriften in nahezu allen Regionen Deutschlands quantitativ und qualitativ stagniere, wenn nicht deutlich abnehme, während sich der Zufluss an illuminierten Handschriften aus den universitären Zentren Paris und Südfrankreich bzw. Oberitalien erheblich verstärke.

[23] 

Dabei liegt es nahe, angesichts der Fülle des Bestandes den Blick zunächst auf Franken zu richten. Während Gude Suckale-Redlefsen noch für das 12. Jahrhundert in Bamberg eine kohärente Entwicklung der künstlerischen Ausstattung der lokalen Buchproduktion konstatieren konnte, fällt es mit Beginn des 13. Jahrhunderts zunehmend schwerer, auch nur vage Leitlinien einer eigenständigen Bamberger Buchmalerei aufzuzeigen. Was unter Autoren wie Arthur Haseloff, Eberhard Lutze, Hanns Swarzenski und weit darüber hinaus als weitgehend gesichert galt, 8 wurde in den letzten Jahren durch die kontroverse Beurteilung des berühmten Bamberger Psalters Msc.Bibl.48 und weiterer teilweise ebenfalls in Bamberg aufbewahrter Handschriften heftig erschüttert. Pfändtner ist sich der Problematik bewusst und beschränkt sich in seiner Einleitung im Wesentlichen auf die Nennung der »allerdings bis heute nie zweifelsfrei« nach Bamberg gegebenen Handschriften, vermeidet aber, wenn er etwa zum Bamberger Psalter nur bemerkt: »wird hier von Stefanie Westphal für Regensburg vorgeschlagen« (S. XXIX), unter Berufung auf die Katalogbeschreibungen Stefanie Westphals eine eindeutige Festlegung. Dennoch hält er am Fortleben einer – wenn auch in der Qualität eingeschränkten, gelegentlich wohl auch von auswärtigen Künstlern beigesteuerten – lokalen Buchmalereitradition fest, die sich nicht zuletzt in liturgischen Handschriften manifestiere wie etwa dem Graduale RB.Msc.169 (Kat.-Nr. 21), die schon aus liturgischen Gründen kaum anderswo als in der Diözese Bamberg selbst entstanden sein können.

[24] 

Im Folgenden widmet sich Pfändtner Regensburg und Nürnberg, wobei die auf Regensburger Gestaltungsmustern des Fleuronnées basierende Ausstattung nicht immer eine eindeutige Zuweisung nach Regensburg oder Nürnberg erlaubt. Immerhin bietet das reichlich vorhandene Material vertiefte Einblicke in die Produktionsweise in den Schreib- und Malzentren der Reichsstadt Nürnberg. Eine wichtige Rolle spielen dabei die örtlichen Ordensniederlassungen der Dominikanerinnen und Klarissen. Dabei scheint das Schreiben eine der Hauptaufgaben der Nonnen und vor allem der Äbtissinnen gewesen zu sein, während die Ausstattung auch professionellen Floratoren überlassen werden konnte.

[25] 

Auffallend ist, dass trotz der räumlichen Nähe zu Bamberg lediglich ein einziges, erst seit 1982 als zum sog. Komburger Psalter in Stuttgart gehöriges Fragment I Qa 2 (Kat. Nr. 23) »vermutlich« nach Würzburg bzw. »Diözese Würzburg (?)« (S. 40) lokalisiert werden kann. Auch es erfährt, wie die übrigen vornehmlich süddeutschen Codices und Fragmente, eine kurze Erwähnung mit dem Versuch einer stilistischen Einordnung, deren Einzelheiten freilich erst beim Studium der einzelnen Katalogisate Kontur gewinnen. Dies gilt ebenso für die zahlenmäßig geringen Bestände norddeutsch-niederländischer, englischer und spanischer Herkunft.

[26] 

Auf ähnliche Weise werden in der Einleitung auch die übrigen Buchmalereizentren des deutschsprachigen Raumes skizziert. Ein besonderer Schwerpunkt liegt freilich auf der Analyse der französischen und italienischen Handschriften, wobei sich insbesondere bei den südfranzösischen Codices (Montpellier, Toulouse oder Avignon), überwiegend Rechtshandschriften, stilistische Überschneidungen mit oberitalienischen Werken ergeben, wie Pfändtner einprägsam aufzeigen kann.

[27] 

Für die bemerkenswert hohe Zahl vor allem oberitalienischer Handschriften liegen zum Teil bereits ausgedehnte Studien vor. Doch erst im Überblick ergibt sich ein weitgehend zusammenhängendes Bild von der künstlerischen Entwicklung der regionalen Buchmalereizentren, vor allem Bologna, woher etwa als eines der bedeutendsten Zeugnisse die Vulgata Msc.Bibl.3 (Kat.-Nr. 192) sowie einige besonders reich und qualitätvoll ausgestattete Rechtshandschriften stammen.

[28] 

7. Die Einbände

[29] 

Auch das »Gewand des Buches«, der original überlieferte wie der neu gebundene Einband, findet seine Würdigung, selbst wenn vor allem die Codices der ehemaligen Dombibliothek ab 1611 mit neuen, uniformen Bucheinbänden versehen wurden. Besondere Beachtung finden neben dem für die Gattung des Hornplatteneinbandes konstitutiven Prachteinband des Bamberger Psalters 9 auch Zeugnisse der Buchbinderwerkstatt des Michelsbergs. Auf bemerkenswert gestalteten Blindstempeldekor und Messingbeschläge wird ebenso hingewiesen wie auf die im Berichtszeitraum noch vergleichsweise seltene Bemalung des Buchschnitts.

[30] 

Der insgesamt kursorische Überblick über die Einbandgestaltung gewinnt Kontur, zieht man die entsprechenden Aussagen in den jeweiligen Handschriftenbeschreibungen und vor allem die vorzüglichen seitengroßen Farbtafeln Abb. 200, 201 und 691–701 hinzu.

[31] 

Die Erfassung der Handschriften und Fragmente im Katalog

[32] 

Will man sich einen weiterreichenden Überblick über die künstlerische Bedeutung der in Bamberg aufbewahrten Handschriften des Berichtszeitraums verschaffen, können die einleitenden Bemerkungen Pfändtners naturgemäß nur erste Orientierung bieten. Dagegen halten die teilweise umfangreichen Katalogaufnahmen jeweils eine Fülle von Informationen bereit, die kaum eine sachbezogene Frage unbeantwortet lassen. Die Erfassung der malerischen Ausstattung einer jeden Handschrift und eines jeden Fragments beruht dabei in erster Linie auf einer akribischen Analyse des jeweils vorliegenden Handschriftenmaterials, hinzu kommt die Berücksichtigung der gesamten bislang zu den Zeugnissen vorliegenden Forschungsliteratur. 10 So gelingen auf der Basis eines breit gestreuten, souveränen Überblicks über die gesamte Überlieferung vergleichbarer illuminierter Handschriften des 13. und 14. Jahrhunderts und unter Berücksichtigung aller aus der Textüberlieferung sowie der geschichtlichen Gegebenheiten ableitbaren Informationen zuverlässige Handschriftenbeschreibungen. Sie können je nach Umfang und künstlerischem Rang des Buchschmucks manchmal kurz, häufig jedoch auch recht umfangreich ausfallen. Die Beschreibung des Bamberger Psalters Msc.Bibl.48 ist dafür nur ein Beispiel. Doch spiegelt die Länge des Eintrags nur bedingt die Bedeutung der Handschrift wider. Gerade bei bislang weniger bekannten, kaum ausgestellten und oftmals noch unpublizierten Handschriften zeigt sich, wie notwendig, erhellend und ertragreich die Katalogisierung sein kann.

[33] 

Das Graduale RB.Msc.169 als Beispiel

[34] 

Im Folgenden sei zur Verdeutlichung stellvertretend die Katalogaufnahme für das Graduale RB.Msc.169 (Kat.-Nr. 21 mit Abb. 53–62 und 692) vorgestellt. Im Wesentlichen an den Vorgaben der Richtlinien der Deutschen Forschungsgemeinschaft orientiert, gliedert sich der Eintrag nach den Schlagzeilen mit Signatur, Titel, Lokalisierung und Datierung in mehrere auch durch die Schriftgröße von einander abgesetzte Abschnitte. Dabei wird zunächst in kleinerem Schriftgrad die Provenienz der Handschrift ausführlich erörtert; es folgt eine vollständige codicologische Beschreibung sowie eine eingehende Erfassung des Bucheinbandes. Der nächste Abschnitt wendet sich dem Text und gegebenenfalls dem Notationssystem und den Gesängen der Handschrift zu, wobei für Einzelheiten auf die immer noch gültigen Textkataloge von Friedrich Leitschuh und Hans Fischer verwiesen werden kann. 11

[35] 

Den ersten Hauptabschnitt in der größeren Grundschrift bildet sodann die Beschreibung der Ausstattung. Dabei werden die im Codex vorkommenden Bildbestandteile in einer hierarchischen Abfolge von den kleinen Einheiten (im Graduale zunächst Fleuronnéelombarden und –initialen, Cadellen) über die wesentlichen Fleuronnéeformen bis hin zu den historischen Initialen und Randillustrationen eingehend erörtert. Sofern eine Handschrift auch von der Initiale losgelöste, autonome Bildminiaturen enthält, werden diese ans Ende gestellt. Daran schließt sich, gleichsam als »Herzstück« eines jeden Katalogisats, eine detaillierte Auseinandersetzung mit dem Stil und der Einordnung der malerischen Ausstattung an. Hier werden die historischen und gegebenenfalls liturgischen Gegebenheiten mit dem Stil und der Thematik des Schmucks in Beziehung gesetzt und mit stil- und motivverwandten Handschriften aus anderen Bibliotheken verglichen.

[36] 

Wie bei vielen anderen Handschriften des Bestandes spielt im Fall des Graduales RB.Msc.169 die Beschäftigung mit den Stileigentümlichkeiten des Fleuronnées eine besondere Rolle. Aus der Summe der Beobachtungen zieht Pfändtner überzeugend das Fazit, das für den Gebrauch im Bamberger Dom bestimmte Graduale aus dem ersten Viertel des 14. Jahrhunderts mit späteren Zusätzen repräsentiere eine bislang weitgehend unbekannte Spielart der Bamberger Buchmalerei der Zeit: »Aus der Bamberger Region sind bisher weder vergleichbares Fleuronnée noch vergleichbare Miniaturen bekannt, doch wird man aufgrund der Lokalisierung der ganzen Handschrift auch von einer Entstehung der sehr lokal geprägten Ausstattung in Bamberg ausgehen dürfen« (S. 36).

[37] 

Ein letzter Abschnitt der Katalogbeschreibung fasst die gesamte zur Handschrift vorliegende Literatur von ihrer ersten Erwähnung bis 2014 zusammen; eine kunsthistorische Auseinandersetzung mit dem Bildschmuck des Graduales im engeren Sinne setzt freilich erst mit Beginn der Katalogisierungmaßnahmen durch mehrere Beiträge Pfändtners ein und nimmt teilweise deren Ergebnisse schon vorweg. 12

[38] 

Die eingehende Beschreibung und Auseinandersetzung mit der Ausstattung des Bandes konkretisiert sich, zieht man die im Bildband vorliegenden Farbabbildungen 53–62 und 692 (Einband) hinzu. Dennoch sind manche der im Text notierten Stileigentümlichkeiten – etwa bei den Cadellen – nur eingeschränkt nachzuvollziehen, wenn sie nicht durch eine entsprechende Abbildung im Bildband begleitet werden. Verständlich ist, dass nicht alle Abbildungen in Originalgröße wiedergegeben werden können. Zwar ist die »tatsächliche Größe der abgebildeten Seiten bzw. Seitendetails in der jeweiligen Beschreibung im Textband zu entnehmen« (S. XXXIX), doch wird nicht immer deutlich, ob bzw. inwieweit bei den Maßangaben Teile des Besatzfleuronnées bzw. der Fleuronnéeleisten und Fadenfortsätze einbezogen werden. Hier hätten bei den jeweiligen Abbildungen Angaben der jeweiligen Verkleinerung oder Vergrößerung in Prozent hilfreich sein können.

[39] 

Der Beitrag des Katalogs zur Neubewertung der Bamberger Buchmalerei im 13. und 14. Jahrhundert

[40] 

Angesichts des heutigen Aufbewahrungsorts in der Staatsbibliothek und oftmals auch der Herkunft der Bestandes aus der alten Bamberger Dombibliothek stellt sich notwendig die Frage, inwieweit die ersten 22 Nummern des Katalogs auch in Bamberg entstanden bzw. dort zwischen dem 1. Viertel des 12. und dem zweiten Drittel des 14. Jahrhunderts malerisch ausgestattet wurden. Sie wären dann als Zeugnisse der Bamberger Buchmalerei zu werten, deren weitgehend geschlossenes Bild für das 12. Jahrhundert im zweiten Band des vorliegenden Katalogwerkes und für das 13. Jahrhundert zuletzt in größerem Umfang im Katalog der Ausstellung »Die Andechs-Meranier in Franken« (Bamberg 1998) entworfen worden war. Für die eigentliche Blütezeit in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts wurden freilich inzwischen Neubewertungen vorgenommen, die auch in den Katalog eingegangen sind. Dies gilt insbesondere für den berühmten Bamberger Psalter Msc.Bibl.48, der nun – im Wesentlichen aufbauend auf Untersuchungen von Elisabeth Klemm 13 – »Regensburg (?), 1./2. Viertel 13. Jahrhundert (1220–1230)« (S. 90) zugeschlagen wird. Der Psalter sei für eine Empfängerin im Eichstätter Raum bestimmt gewesen, aber nicht dort, sondern in »Regensburg-Prüfeninger Tradition« (S. 95) hergestellt worden. Schon bald, spätestens um die Mitte des 13. Jahrhunderts oder kurz danach, habe er sich bereits in Bamberg befunden und dort wohl als Vorbild auf die Ausstattung eines ›Liber extra‹ Papst Gregors IX. eingewirkt.

[41] 

Von Bamberg nach Würzburg wegverlegt wird auch der Entstehungsort des Einzelblattes I Qa 2 (Kat.-Nr. 23). Es stammt aus dem vor allem wegen seines Hornplatteneinbandes berühmten Komburger Psalter, Stuttgart, Cod.bil.2°46. 14 Aufgrund liturgischer Besonderheiten ist die Bestimmung des Psalters für die Diözese Würzburg inzwischen zwar nicht mehr strittig, wohl aber der Entstehungsort des Codex. Stefanie Westphal anerkennt das unmittelbare stilistische Beziehungsgefüge zwischen dem Komburger Psalter, dem Missale Arundel MS 156 und dem St. Marienthaler Psalter, dessen Bestimmungsort im Bereich des Bistums Eichstätt weitestgehend akzeptiert wird. 15 Nun weisen die Miniaturen der Gruppe gewisse stilistische und ikonographische Parallelen zu Bamberger Handschriften auf, namentlich zum sog. Älteren Bamberger Psalter Msc.Bibl.47 (Kat.-Nr. 8), aber auch zum Bamberger Psalter Msc.Bibl.48, wie Gude Suckale-Redlefsen und der Rez. aufzuzeigen versuchten. Die Frage nach einer Bamberger oder Würzburger Malwerkstätte, die in größerem Umfang illuminierte Psalterhandschriften zum Export hergestellt hätte, ist damit weiterhin offen.

[42] 

Dass die Autoren des Katalogs, insbesondere Stefanie Westphal, in dieser Hinsicht höchst unentschieden bleiben, beweist schon, dass bei den 22 für Bamberg in Anspruch genommenen Handschriften und Fragmenten als Entstehungsort fünfzehnmal »Bamberg (?)« bzw. »wohl Bamberg« angegeben ist. Das Blatt aus dem Komburger Psalter wird der »Diözese Würzburg (?)« zugeschrieben und selbst beim großen Bamberger Psalter heißt es einschränkend »Regensburg (?)«. Hier sollte der Benutzer des Katalogs wohl doch etwas mehr Entschiedenheit in der Beurteilung erwarten dürfen. Die Frage nach der Entwicklung der Bamberger Buchmalerei im 13. und 14. Jahrhundert ist jedenfalls noch immer nicht hinreichend geklärt.

[43] 

Freilich kann Stefanie Westphal auch einen Zugewinn zur Bamberger Buchmalerei verzeichnen, indem sie den von der Kunstwissenschaft bislang kaum beachteten ›Liber extra‹ des Gregorius IX. (Msc.Can.24; Kat.-Nr. 15) einer sorgfältigen Stilanalyse unterzieht und insbesondere in den Deckfarbeninitialen neben Stileinflüssen des ›Channel style‹ und französischen Stilelementen wie dem ›Muldenfaltenstil‹ auch eine Beeinflussung durch den Bamberger Psalter konstatiert: »In der Qualität, der Farbwahl bzw. -verwendung, der Inkarnatgestaltung und nicht zuletzt im Initialstil (Ranken) liegen enge Parallelen zur zweiten Hand des Bamberger Psalters […] vor, der sich vermutlich bereits zur Entstehungszeit von Ms.Can.24 vor Ort befunden hat« (S. 23). Nicht zuletzt dadurch hält sie »Bamberg als Entstehungsort [für] wahrscheinlich« (ebd.). 16

[44] 

Hochrangige illuminierte Handschriften in einer Zeit vermuteter künstlerischer Stagnation

[45] 

»Betörend schönes Kirchenrecht« finde sich laut eines Presseberichts im Bamberger Handschriftenbestand des Berichtszeitraums. Zur Recht, dürfen doch neben dem luxuriös ausgestatteten Bamberger Psalter insbesondere die zahlreichen zivil- und kirchenrechtlichen Codices als Höhepunkte des im Katalog erfassten Bestandes gelten. Sie legen Zeugnis von den besonderen Interessen des gelehrten Benutzerkreises für das Studium von Recht und Kirchenrecht ab, wofür vor allem die Dombibliothek einen umfangreichen, geschlossenen und laufend aktualisierten Band bereithielt. Dabei ist es nicht verwunderlich, dass die Rechtshandschriften schon seit der Wende zum 13. Jahrhundert in den universitären Zentren Norditaliens, Süd- und Nordfrankreichs und besonders in Paris produziert, ausgestattet und vertrieben wurden und über die üblichen Wege nach Bamberg fanden.

[46] 

Auf die kunsthistorische Bedeutung des Bamberger Bestandes kann an dieser Stelle nicht näher eingegangen werden, doch sind Meisterwerke aller Regionen über den gesamten Berichtszeitraum hinweg überliefert und bestechen durch die Vielfalt der Gestaltungsmöglichkeiten in Hinblick auf die historisierten Deckfarbeninitialen wie durch die Fantasie in der Gestaltung des Fleuronnée als Bestandteil oder Randbesatz der ornamentalen Initiallombarden, zwischen den Textblöcken sowie in den Randillustrationen des Bas-de-page. Für das Fleuronnée sei als frühe oberitalienische, wohl in Bologna entstandene Beispiele schon des späten 12. und frühen 13. Jahrhundert stellvertretend auf Handschriften wie Msc.Jur.19 (Kat.-Nr. 160) und Msc.Can.19 (Kat.-Nr. 169) verwiesen. Üppigen Initialschmuck in deckenden Farben enthält unter vielen anderen Rechtshandschriften Msc.Can.72, dessen Miniaturen dem Bologneser »Meister von 1328« (Kat.-Nr. 204) zugeschrieben werden. Auf die Bedeutung dieses Bestandes an Rechtshandschriften hat Stefanie Westphal schon 2011 nachdrücklich aufmerksam gemacht. 17

[47] 

Wie bei einer so vorzüglich ausgestatteten Handschriftenbibliothek wie der Staatsbibliothek Bamberg nicht anders zu erwarten, gehören auch teilweise mehrbändige Bibelhandschriften aus verschiedenen Zeiten und Herkunftsregionen zu den wichtigsten Stücken der Sammlung. Aus dem Berichtszeitraum stechen dabei fünf Bibelausgaben hervor. Dabei liegt aus Paris eine charakteristische einbändige Bibel aus dem 2. Viertel des 13. Jahrhunderts vor (Msc.Bibl.4; Kat.-Nr. 116). Jeweils in Oberitalien (Bologna) im 3. Viertel des 13. Jahrhunderts entstanden, spiegeln zwei Bibelhandschriften den hohen Stand der Bologneser Buchmalerei der Zeit (Msc.Bibl.5, Kat.-Nr. 185 und Msc.Bibl.3, Kat.-Nr. 192) wider. Besonders reizvoll und bislang nicht erforscht ist eine nach »Südost- oder Mitteldeutschland (Franken?), um 1300« (Msc.Bibl.10; Kat.-Nr. 47) gegebene Bibel sowie die weitaus besser bekannte dreibändige Bibel aus dem Augustiner-Chorherrenstift Neunkirchen am Brand (Msc.Bibl.9, Kat.-Nr. 42). Von der Schönheit ihrer Miniaturen und ihres Fleuronnéedekors zeugen die zahlreich beigegebenen Farbabbildungen.

[48] 

Anhang und Register

[49] 

Im Anhang schließt sich nach einem umfassenden Literaturverzeichnis (S. 335–345) eine Reihe von Registern an. Der im Text zitierte Ausstellungskatalog »Die Zeit der Staufer. Geschichte, Kunst, Kultur« (Stuttgart 1977) wurde im Literaturverzeichnis übergangen; der Name seines Herausgebers ist S. 96 in Haussherr zu korrigieren.

[50] 

Es folgen ein Verzeichnis der Abkürzungen, ein Verzeichnis der im Katalog beschriebenen Handschriften, ein zuverlässiges Personen-, Orts- und Sachregister sowie ein Register der erwähnten Handschriften, wo freilich der in Kat.-Nr. 23 zitierte St. Marienthaler Psalter Ms. F: 5 nur über Ostritz aufzufinden ist; der dort angezeigte Verweis auf Kat.-Nr. 31 ist in der entsprechenden Beschreibung allerdings nicht auffindbar. Auch ein zur Gruppe um den Älteren Bamberger Psalter Msc.Bibl.47 gehöriger und zum Vergleich herangezogener Psalter in Privatbesitz wird zwar in der entsprechenden Beschreibung als ehemals im Handel befindlich angesprochen, kann über das Register jedoch nicht ermittelt werden.

[51] 

Der Abbildungsband

[52] 

Eine konzeptionell wie verlegerisch besondere Leistung stellt der als Teil 2: Abbildungen separat gebundene Tafelband dar. Er vereinigt auf unpaginierten Tafeln insgesamt 701 durchgehend farbig reproduzierte, vielfach seitengroße Abbildungen aus den beschriebenen Handschriften. Dies stellt ein nicht hoch genug zu veranschlagendes Novum in der Editionsgeschichte der Kataloge illuminierter Handschriften in deutschen (und ausländischen) Bibliotheken dar, das ohne namhafte Zuschüsse bibliotheksfremder Stiftungen und Organisationen wohl kaum möglich geworden wäre. Ob in Originalgröße, geringfügig verkleinert oder zur besseren Übersicht vergrößert, leisten die brillanten Digitalaufnahmen, die durchaus gegenüber der Konkurrenz mancher Faksimileausgabe bestehen können, wesentliche Dienste beim Nachvollzug der Handschriftenbeschreibungen, wenngleich im Idealfall immer noch das eine oder andere zusätzliche Bild hätte hinzugefügt werden können. Auch die Beigabe vereinzelter Vergleichsabbildungen hätte beim Nachvollzug der Argumentation der Autoren hilfreich sein können. Einen gewissen Ersatz dafür bilden die Abbildungsverweise, die fast jede Katalogbeschreibung zahlreich bereithält.

[53] 

Fazit

[54] 

Insgesamt ist den beiden Autoren Stefanie Westphal und Karl-Georg Pfändtner, dem Fotografen Gerald Raab und den an der Endredaktion des Katalogs Beteiligten ein überzeugendes Werk gelungen, das trotz einiger Monita die uneingeschränkte Bewunderung jedes Benutzers verdient. Der Katalog setzt durch die Kennerschaft seiner Autoren einen Markstein für die künftige wissenschaftliche Beschäftigung mit der Buchkunst des 13. und 14. Jahrhunderts nicht nur im Bestand der Staatsbibliothek Bamberg selbst, sondern auch im Vergleich zu ähnlichen Unternehmungen anderer Handschriftenbibliotheken, die, wie etwa die Bayerische Staatsbibliothek München, die Staatsbibliothek zu Berlin oder die Württembergische Landesbibliothek Stuttgart, in ihrer Zusammensetzung ähnlich zahlreiche bedeutende Handschriftenbestände der Zeit besitzen. Die aus den Katalogbeschreibungen zu entnehmenden reichen Informationen werden gewiss schon sehr bald in neue, einschlägige Forschungen eingehen. Es bleibt zu hoffen, dass die bislang noch ausstehende Katalogisierung des ebenfalls spektakulären Bestandes an illuminierten Handschriften und Inkunabeln des 15. Jahrhunderts bald in vergleichbarer Intensität erarbeitet und in gleichermaßen brillanten Farbaufnahmen in einem Nachfolgeband des »Katalogs der Illuminierten Handschriften der Staatsbibliothek Bamberg« wird erscheinen können. Vielleicht wäre als wünschenswerte »Neuerung« dann bei den Handschriftenbeschreibungen eine möglichst komplette Liste der Ausstellungen des jeweiligen Codex hinzuzufügen, die – wie etwa beim Bamberger Psalter Msc.Bibl.48 – ganz nebenbei auch interessante Einblicke in die Geschichte der öffentlichen Wahrnehmung und die möglicherweise unmittelbar daraus resultierende wissenschaftliche Rezeption ermöglichen könnte.

 
 

Anmerkungen

Verwiesen sei stellvertretend auf die Digitalisate der sog. Kaiser-Heinrich-Bibliothek, http://bsbsbb.bsb.lrz.de/~db/ausgaben/index.html, sowie auf die bisher digitalisierten Handschriften der Staatsbibliothek Bamberg, http://digital.bib-bvb.de/R/RH61KS8C2RIDAGUTB4I4BA992QXR8YI7MN5RBNLSBSYL3UQNGY-01739?func=collections-result&collection_id=2247&local_base=SBG&pds_handle=GUEST (jeweils letzter Zugriff 24.10.2017).   zurück
Deutsche Forschungsgemeinschaft, Richtlinien Handschriftenkatalogisierung, 5. erweiterte Auflage. Bonn/Bad Godesberg 1992.   zurück
Bd. 2 (1995) umfasst lediglich 14 Farbabbildungen, Bd.2 (2004) bereits 113 Farbabbildungen, was sicherlich nur zum Teil auf den insgesamt »prominenteren« Handschriftenbestand und den höheren Anteil von farbig angelegten Miniaturen gegenüber Schmuckinitialen mit ornamentalem oder figürlichem Beiwerk und eher spärlicher Kolorierung zurückzuführen sein dürfte.   zurück
Die Nachträge des 10. bis 12. Jahrhunderts werden den Katalogbeschreibungen der jeweiligen Herkunftsregion vorangestellt.   zurück
Zu bedauern ist, dass keine Proben dieses charakteristischen Bamberger Dombibliothekseinbandes im Abbildungsteil des Katalogs berücksichtigt wurden. Hier ist auf entsprechende Abbildungen im Band 2 der Katalogreihe S. XLIII zu verweisen.   zurück
Ein noch weitgehend einheitliches Bild von einer Bamberger Buchmalerei in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts zeichnet Gude Suckale-Redlefsen: Buchkunst zur Zeit der Andechs-Meranier in Bamberg. In: Ausstellungskatalog Bamberg 1998: Die Andechs-Meranier in Franken. Europäisches Fürstentum im Hochmittelalter. Mainz 1998, S. 239–261, 365–380; vgl. dazu auch Helmut Engelhart: Neues zur Bamberger Buchmalerei im »Andechser Jahrhundert«. In: 134. Bericht des Historischen Vereins Bamberg 1989, S. 75–85.   zurück
Helmut Engelhart: Bemalte Einbände an mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Handschriften. Form – Bildprogramm – Funktion. In: Einbandforschung Heft 26/April 2010, S. 9–23.   zurück
10 
In der Regel wird die Forschungsliteratur komplett verzeichnet, nur bei besonders häufig erwähnten und ausgiebig untersuchten Handschriften wie etwa dem Bamberger Psalter (Kat.-Nr. 48) oder der sog. Bamberger Motettenhandschrift (Kat.-Nr. 145) erfolgt eine Auswahl aus der vorliegenden Literatur.   zurück
11 
12 
So etwa im Katalog zur Bamberger Ausstellung: »Gekrönt auf Erden und im Himmel – das heilige Kaiserpaar Heinrich II. und Kunigunde«. Veröffentlichungen des Diözesanmuseums Bamberg Band 26. Münsterschwarzach 2014, Kat. VII.1, S. 149–150.   zurück
13 
Maßgeblich Elisabeth Klemm: Schwerpunkte der Regensburger Buchmalerei im späten 12. und ersten Drittel des 13. Jahrhunderts. Anmerkungen zum Forschungsstand. In: Zeitschrift des Deutschen Vereins für Kunstwissenschaft 63 (2009), S. 9–45, hier bes. S. 36–45.   zurück
14 
Regina Hausmann: http://www.manuscripta-mediaevalia.de/dokumente/html/obj31906872. Digitalisat: http://digital.wlb-stuttgart.de/purl/bsz349399964. Neue Erkenntnisse zur Provenienz des Einzelblattes liegen vor in: Karl-Georg Pfändtner: Zur Provenienz des Einzelblattes des Komburger Psalters in der Staatsbibliothek Bamberg. In: Codices Manuscripti & Impressi 105 (2016), S. 9–12.   zurück
15 
Zur Katalogisierung des St. Marienthaler Psalters durch Matthias Eifler (Leipzig) vgl. vorläufig: http://www.manuscripta-mediaevalia.de/dokumente/html/obj31586390.   zurück
16 
Vgl. dazu auch Stefanie Westphal: Illuminierte Rechtshandschriften des 13. und 14. Jahrhunderts in Bamberg. Ein Einblick unter besonderer Berücksichtigung der Bamberger Buchmalerei des 13. Jahrhunderts im kulturhistorischen Kontext. In: Klaus Gereon Beuckers, Christoph Jobst und Stefanie Westphal (Hg.): Buchschätze des Mittelalters. Forschungsrückblicke – Forschungsperspektiven. Regensburg 2011, S. 237–250, hier bes. S. 247–250. Dort wird der Bamberger Psalter noch unter »Bamberg (?), 1220/1230« verortet.   zurück
17 
Westphal, Illuminierte Rechtshandschriften (wie oben, Anm. 16). Für einzelne Handschriften wurde die dort vorgenommene Lokalisierung und Datierung im Katalog revidiert bzw. aktualisiert.   zurück