Bettina Wagner

In Büchern wird das Mittelalter greifbar

Ergebnisse einer Berliner Tagung germanistischer Handschriftenforscher




  • Hans-Jochen Schiewer / Karl Stackmann (Hg.): Die Präsenz des Mittelalters in seinen Handschriften. Ergebnisse der Berliner Tagung in der Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz, 6.-8. April 2000. Tübingen: Max Niemeyer 2002. 361 S. Gebunden. EUR 68,00.
    ISBN: 3-484-10847-9.


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Das Vergangene vergegenwärtigen – kaum ein historisches Objekt kann dies in solcher Fülle leisten wie das mittelalterliche handgeschriebene Buch, das in großer, bis heute nicht zuverlässig erfaßter Stückzahl 1 erhalten geblieben und damit für moderne Benutzer greifbar ist. Auch wenn in der Mediävistik in den letzten Jahren das Konzept der »Performanz« im Blickpunkt des Interesses stand, das gerade auf die nicht schriftlich fixierbaren Dimensionen geschichtlicher Sachverhalte ausgerichtet ist, und die Erforschung der Materialität von Schriftquellen demgegenüber eher in den Hintergrund des Wissenschaftsbetriebs gerückt ist, so vermag doch Klaus Grubmüller in seinem einleitenden Beitrag zum Berliner Tagungsband (S. 5–17) zu zeigen, daß gerade der Begriff der »Präsenz« die Brücke zwischen diesen auf den ersten Blick so gegensätzlichen Forschungsansätzen zu schlagen vermag.

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Mittelalterliche Handschriften haben sich nämlich nicht nur bis heute erhalten und können daher mit quasi-archäologischen Methoden untersucht werden, sondern sie waren auch im Mittelalter in vielfacher Hinsicht präsent. So vergegenwärtigten sie zum Beispiel in der Liturgie zeichenhaft den, dessen Worte sie enthielten, oder demonstrierten die Machtfülle und Finanzkraft ihres Auftraggebers. Zwar kommt eine solche Funktion vor allem herausragend gestalteten Bibelhandschriften zu wie dem karolingischen »Codex aureus« von Sankt Emmeram, dem der anschließende Beitrag von Helmut Bansa (S. 19–39) gilt, aber auch andere, weniger spektakuläre Buchtypen wie der monastische ›Liber vitae‹ oder Chroniken verdanken ihre Existenz der mittelalterlichen Hochschätzung des schriftlich festgehaltenen Wortes. Einschränkend warnt Grubmüller jedoch davor, diesen Aspekt allzu stark zu betonen: die situationsbezogene öffentliche Präsentation ist nur eine punktuelle Gebrauchsform von Büchern, die erheblich weniger wirkungsmächtig ist als die ›longue durée‹ ihrer kontinuierlichen Verfügbarkeit für die Lektüre. Als Träger von Schrift fungiert der Codex in erster Linie als »Mittel zur Aufbewahrung von Texten« (S. 16), daneben als Grundlage für deren öffentliche Wiedergabe durch Vorlesen und als Arbeitsinstrument für die Auseinandersetzung mit und Neuschaffung von Texten.

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Mit diesem breiten Funktionsspektrum des mittelalterlichen Codex setzen sich die weiteren Beiträge des Tagungsbandes auseinander. Trotz der Konzentration auf die Beziehungen zwischen Inhalten und ihrer materiellen Umsetzung ist die thematische und methodische Vielfalt auffallend: konzis gehaltene Vorstellungen eines Großprojekts wie des ›Marburger Repertorium deutschsprachiger Handschriften des 13. Jahrhunderts‹ (Joachim Heinzle, S. 41–48) und seiner Ergebnisse (Christa Bertelsmeier-Kierst, S. 49–63) stehen neben der weit ausgreifenden Studie der Überlieferung der lateinischen und deutschen Werke eines einzelnen, wenn auch prominenten Autors wie Meister Eckharts (Georg Steer, S. 209–302); Musikhandschriften werden ebenso untersucht (Martin Staehelin, S. 65–81) wie bebilderte Erzählungen (Rudolf Kilian Weigand, S. 83–105). Aus unterschiedlichen Perspektiven werden Handschriften geistlichen Inhalts vorgestellt: mit dem Einfluß von Reformbewegungen auf liturgische Bücher befaßt sich Felix Heinzer (S. 107–129), bildliche Darstellungen eines Heiligen interpretiert Jeffrey F. Hamburger (S. 131–175), und eine für Laienbrüder angelegte Büchersammlung analysiert Freimut Löser (S. 177–208).

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Den Abschluß des mit zahlreichen Schwarzweißillustrationen und 40 Farbtafeln illustrierten sowie mit Registern erschlossenen Bandes bilden zwei Beiträge, die sich mit dem Wachstum zweier Handschriftensammlungen in neuerer Zeit befassen und die einschlägigen Neuerwerbungen der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz (Tilo Brandis, S. 303–336) sowie der Privatsammlung des Berliner Unternehmers Hans-Jörg Leuchte (Hans-Jochen Schiewer, S. 337–349).

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Ein goldenes Evangelienbuch
als öffentliches Zeichen

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Über die physische Beschaffenheit einer einzelnen Handschrift, nämlich des im Auftrag Karls des Kahlen in Nordfrankreich hergestellten »Codex aureus«, der sich bereits seit dem Ende des 9. Jahrhunderts im Regensburger Benediktinerkloster St. Emmeram befand, referiert Bansa. Sein Bericht über die Restaurierungen der Prachthandschrift, deren erste bereits im 10. Jahrhundert erfolgte, macht deutlich, welch hoher Wert dem Codex durch die Jahrhunderte zugemessen wurde. Der materielle Wert des Goldeinbandes und seiner kostbaren Edelsteine ist Zeichen für die Hochschätzung des Inhalts durch den Auftraggeber des Buchs und für die enge Beziehung zwischen dem Schenker und dem empfangenden Kloster. Beides wurde in der öffentlichen Zurschaustellung der Handschrift in Erinnerung gerufen, die auch heute noch gelegentlich erfolgt. 2 Eine solche Benutzung setzt voraus, daß der Band regelmäßig konservatorisch behandelt wird. Welche Spuren derartige Eingriffe im Buch hinterlassen und welche Erkenntnisse sie ermöglichen, wird durch zahlreiche auch farbige Abbildungen nachvollziehbar.

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Zwei Großprojekte
zur Handschriftenerschließung

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Zwei großangelegte Handschriftenerschließungsunternehmen von germanistischer bzw. musikwissenschaftlicher Seite stellen die Beiträge von Heinzle und Bertelsmeier-Kierst sowie von Staehelin vor. In beiden Projekten sollen die aus einem bestimmten Zeitraum erhaltenen handschriftlichen Quellen mit klar definierten Inhalten vollständig verzeichnet werden und so einer traditionell auf ein recht schmales Spektrum herausragender, aber gerade dadurch eher untypischer Werke und Handschriften fixierten Fachwissenschaft neue Impulse geben.

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Während das ›Marburger Repertorium‹ sich zum Ziel gesetzt hat, alle etwa 850 deutschsprachigen Handschriften des 13. Jahrhunderts in einem online-Katalog 3 zu erfassen, strebt das Göttinger Unternehmen an, die Kleinüberlieferung mehrstimmiger Musik vor 1550 vollständig nachzuweisen. Der Blick der Wissenschaft wird so auf Textsorten und Quellentypen gelenkt, die bisher inhaltlich als weniger interessant galten, wobei paradoxerweise gerade ihre Beliebtheit im Mittelalter, die sich in der massenhaften Überlieferung spiegelt, der wissenschaftlichen Bearbeitung im Wege stand. Beide Projekte vermögen jedoch zu zeigen, daß erst die Berücksichtigung der gesamten literarischen oder musikalischen Produktion einer Zeit deutlich macht, in welchem Kontext innovative Ansätze erfolgten. Eine intensive Nutzung des erschlossenen Materials und eine Verlinkung mit anderen Handschriftendatenbanken 4 ist zu wünschen.

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Welche neuen Erkenntnisse bei der Verzeichnung der deutschsprachigen Handschriften des 13. Jahrhunderts bereits gewonnen werden konnten und noch zu gewinnen sind, zeigen schon Heinzles knappe Hinweise auf Neufunde, revidierte Datierungen und Lokalisierungen sowie auf die zentrale Frage nach dem Verhältnis von Textvariabilität und zunehmender Normierung der Buchgestaltung.

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Darüber hinaus legt Bertelsmeier-Kierst dar, welches Licht die im ›Marburger Repertorium‹ gesammelten Informationen auf den Verschriftlichungsprozeß der deutschen Literatur wirft, der im 13. Jahrhundert in eine entscheidende Phase trat, in der der Typus der rein deutschsprachigen Handschrift herausgebildet wurde. An den drei Bereichen des geistlichen Schrifttums, der Rechtstexte und der höfischen Dichtung zeigt Bertelsmeier-Kierst, daß gerade auch Textsorten, die – wie die Rechtsliteratur – bisher von der Forschung eher stiefmütterlich behandelt wurden, interessante Einsichten in den Verschriftlichungsprozeß ermöglichen. Im Bereich der höfischen Literatur werden gattungsspezifische Unterschiede ebenso deutlich wie die Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen: Während die Lyrik und Epik vergleichsweise spät schriftlich aufgezeichnet wurden, aber gerade die ältesten Werke ungewöhnlich lange und breit tradiert wurden, setzte die Überlieferung der sogenannten ›nachklassischen‹ Literatur sehr früh ein. Die Handschriften erweisen die etablierten literarhistorischen Entwicklungsmodelle als moderne Klassifizierungen, die nur ein sehr eingeschränktes Bild davon vermitteln können, welche Art von Literatur einem mittelalterlichen Leser präsent war. Auch die Frage nach den Produzenten und Rezipienten von deutscher Literatur ist auf der Basis der erhaltenen Handschriften neu zu stellen; auch hier erweist sich eine »rigide Trennung in Kleriker- und Laienkultur« (S. 61) als wenig tragfähig.

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Das musikhistorische Göttinger Projekt geht zwar methodisch ähnlich vor, seine Quellenbasis unterscheidet sich aber erheblich von der des ›Marburger Repertoriums‹. Während deutsche Texthandschriften des 13. Jahrhunderts auch in späterer Zeit noch verständlich und damit nutzbar waren, veränderte sich die musikalische Notation rasch, was ein schnelles Veralten von Musikhandschriften zur Folge hatte. Große Überlieferungsverluste sind die Folge, und die fragmentarische Kleinüberlieferung ist daher von besonderem Interesse. Die wenigen erhaltenen Großhandschriften verdanken ihr Überleben oft nicht der enthaltenen Musik, sondern anderen mitüberlieferten Werken oder ihrer aufwendigen Illuminierung. Welche Aufschlüsse demgegenüber Fragmente geben können, zeigt Staehelin an drei Beispielen, die Einsichten in die Entstehungsgeschichte einer musikalischen Form (der Motette), in die Musikkultur einer Region und in die Geschichte des Instrumentalspiels ermöglichen.

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Text- und Bildbeziehungen
in Handschriften

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Mit der malerischen Ausstattung von Handschriften im Spannungsfeld von Text und Bild befassen sich die Aufsätze von Weigand, Heinzer und Hamburger. Allen drei Beiträgen gemeinsam ist eine sehr präzise Detailanalyse der Wechselbeziehung von Text und Bildschmuck einzelner Handschriften; sie sind damit auch methodisch richtungweisend. Während Weigand anhand der Bebilderung von Handschriften die Aussagen literarischer Quellen zur Figur des Ritters verifiziert, beschreibt Heinzer die Korrelation zwischen Text und künstlerischer Gestaltung in Handschriften aus dem Umfeld klösterlicher Reformbewegungen; Hamburger dagegen interpretiert den Initialschmuck einer einzelnen Handschrift als Ausdruck des Heiligenkults eines Konvents.

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Deutlich wird aus allen drei Beiträgen, daß die Illuminierung nicht bloß textliche Vorgaben umsetzt, sondern eigene Akzentuierungen vornimmt. Weigand zieht bildliche Ritterdarstellungen als Zeugnisse »der Lebensrealität des Mittelalters« (S. 101) heran, um im Vergleich mit didaktischer Literatur zu erweisen, daß auch vermeintlich unglaubwürdige Schilderungen in fiktionalen Werken Elemente der mittelalterlichen Wirklichkeit spiegeln. Die Auswirkungen monastischer Reformbewegungen auf die optische Gestaltung von Handschriften beschreibt Heinzer, wobei er unterschiedliche Ausprägungen der Reform je nach ihren Trägern herausarbeitet. Er weist darauf hin, daß das Bemühen der karolingischen Liturgiereform um normierte Inhalte auch eine äußerlich-formale Vereinheitlichung des geschriebenen Worts mit sich brachte, daß die Hirsauer Reform die einfache Federzeichnung bevorzugte, die den Buchinhalten als Gebrauchskunst untergeordnet war, und daß die opulente Buchmalerei Lorcher Chorbücher des frühen 16. Jahrhunderts nur mit finanzieller Unterstützung durch Stifter denkbar ist, deren Wappen denn auch an prominenter Stelle in den Codices präsentiert werden. Am Initialschmuck des Graduale von St. Katharinenthal in der Nähe von Schaffhausen vermag Hamburger eine spezifische Tendenz in der Verehrung des Evangelisten Johannes zu demonstrieren: in der Spiritualität der Nonnen verkörpert der Evangelist exemplarisch die Vergöttlichung des Menschen durch die Nachfolge Christi.

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Zwei Fallstudien zur
Überlieferung geistlicher Literatur

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Geistliche Literatur und ihre Überlieferung stehen im Zentrum der Beiträge von Löser und Steer. Am Beispiel des bis heute weitgehend intakt erhaltenen Handschriftenbestands der Stiftsbibliothek Melk weist Löser nach, daß für die – oft als Analphabeten angesehenen – Laienbrüder des Konvents eine eigene ›librei‹ aufgebaut wurde, in der ihren Bedürfnissen angepaßte Texte gesammelt wurden. Zentrale Figur dieser Bemühungen war der ritterbürtige, lese- und schreibkundige Lienhart Peuger, dessen geistiges Profil Löser aus Melker Handschriften rekonstruiert. Schon bei seinem Übertritt aus Sankt Lambrecht ins Reformzentrum Melk brachte Peuger sechs einheitlich gebundene Codices mit. Von seinen geistlichen Interessen und von seiner Vermittlung religiösen Wissens an die Melker Laienbrüder, denen er wohl als Meister vorstand, zeugen zwei in Melk als Vorlagen für bearbeitende Abschriften genutzte und daher umgebundene Handschriften mit Deutschordenstexten. Auch in der bildlichen Ausstattung und der Schrift der Bücher wird Peugers spirituelle Entwicklung faßbar: das anfangs noch voller Stolz auf seine Abstammung eingemalte Familienwappen wird später geschwärzt und durch die ›arma Christi‹ ersetzt; der zunächst selbstbewußt-großzügige Schriftduktus wird zunehmend bescheidener und kleiner. Lösers Beitrag vermittelt faszinierende Einblicke in das Geistesleben in einem spätmittelalterlichen Reformkonvent und ist ein Musterfall dafür, welch weitreichende Erkenntnisse allein durch das sorgfältige Studium handschriftlicher Zeugnisse – in Lösers Terminologie durch »Handschriftenphilologie« (S. 183) – gewonnen werden können.

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Während Löser den Aspekt der Rezeption geistlicher Literatur durch Nicht-Theologen in den Vordergrund rückt, widmet sich Steers Beitrag der Frage, welche Erkenntnisse aus der berlieferung der Werke eines einzelnen Autors, nämlich Meister Eckharts, für die Wirkungsgeschichte, aber auch die Entstehungsgeschichte seiner Werke zu gewinnen sind. Der materialreiche Aufsatz behandelt zwar methodische Grundsatzfragen, die Gegenstand der Berliner Tagung waren, sprengt aber schon wegen seines Umfangs den Rahmen des Tagungsbandes und setzt zudem eine intensive Kenntnis der Forschungsdiskussion und der Werküberlieferung voraus – so werden die Handschriften fast durchwegs mit den Siglen der Werkausgabe zitiert und die vollständigen Signaturen nur in dem von Wolfram Schneider-Lastin erstellten Handschriftenregister angeführt. Steer widmet sich vor allem der Frage, welche »generelle[n] Einsichten« (S. 225) der Vergleich der schmalen Überlieferung der lateinischen mit der vergleichsweise breiten deutschen Werküberlieferung gestattet. Eine Fülle neuer Detailergebnisse zu Echtheit und Chronologie der Werke, Überlieferungs- und Rezeptionstypen wird geboten. Der Aufsatz spiegelt den Methodenwandel, der in der germanistischen Editionswissenschaft in den letzten Jahrzehnten stattgefunden hat, und ist damit nicht nur für Benutzer der von Josef Quint begonnenen und von Steer weitergeführten Werkausgabe Eckharts von Interesse.

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Sammlungen als Fundgruben
für die Forschung

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Die beiden abschließenden Beiträge des Bandes präsentieren bedeutende Sammlungen deutschsprachiger Handschriften, die in den vergangenen Jahrzehnten um Neuerwerbungen bereichert bzw. neu aufgebaut werden konnten. Tilo Brandis, bis zum Jahr 2000 Leiter der Handschriftenabteilung der Staatsbibliothek zu Berlin, läßt die Handschriftenkäufe während seiner Amtszeit in den thematischen Gruppen Prachthandschriften, höfische Dichtung, Didaktik, geistliche Literatur, Liturgica und Gebetbücher sowie Sachprosa in 60 Einzelbeschreibungen Revue passieren – ein kleiner Ausschnitt aus dem gesamten Spektrum der Neuerwerbungen von 1974 bis 1998, die sich auf fast 350 mittelalterliche Codices beliefen.

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Hans-Jochen Schiewer, der Organisator der Tagung, stellt den selten gewordenen Fall eines privaten Sammlers mittelalterlicher deutschsprachiger Handschriften vor: den Berliner Unternehmer und Juristen Hans-Jörg Leuchte, dessen Sammlung 29 Codices umfaßt, die ebenfalls kurz beschrieben werden. Wie die Staatsbibliothek, aber eben im Gegensatz zu ihr nicht selbstverständlich, lädt auch die Sammlung Leuchte Handschriftenkundler und Philologen dazu ein, sich mit ihren Beständen zu beschäftigen. Die beiden Kurzkataloge sind damit symptomatisch für den engen Quellenbezug, der für die Berliner Tagung und den aus ihr hervorgegangenen Band charakteristisch ist.

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Für den Verlust an Greifbarkeit der Handschriften, die bei der Tagung in den Räumen der Berliner Staatsbibliothek unmittelbar präsent sein konnten und auf deren Materialität besonders im Beitrag von Löser intensiv Bezug genommen wird, entschädigen die zahlreichen Abbildungen, die dank der großzügigen finanziellen Unterstützung durch Dr. Leuchte möglich waren. Der Band ist so nicht nur ein anschauliches Dokument eines fruchtbaren Austausches zwischen Altgermanisten und Wissenschaftlern benachbarter Disziplinen, sondern kann auch bleibende methodische Anregungen für das Studium mittelalterlicher Handschriften vermitteln.


Dr. Bettina Wagner
Staatsbibliothek Bamberg
Neue Residenz, Domplatz 8
DE - 96049 Bamberg

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Ins Netz gestellt am 23.02.2004

IASLonline ISSN 1612-0442

Diese Rezension wurde betreut von unserer Fachreferentin Dr. Bettina Wagner. Sie finden den Text auch angezeigt im Portal Lirez – Literaturwissenschaftliche Rezensionen.

Redaktionell betreut wurde diese Rezension von Natalia Igl.

Empfohlene Zitierweise:

Bettina Wagner: In Büchern wird das Mittelalter greifbar. Ergebnisse einer Berliner Tagung germanistischer Handschriftenforscher. (Rezension über: Hans-Jochen Schiewer / Karl Stackmann (Hg.): Die Präsenz des Mittelalters in seinen Handschriften. Ergebnisse der Berliner Tagung in der Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz, 6.-8. April 2000. Tübingen: Max Niemeyer 2002.)
In: IASLonline [23.02.2004]
URL: <http://www.iaslonline.de/index.php?vorgang_id=506>
Datum des Zugriffs:

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Anmerkungen

Allein die Handschriftenbestände in deutschen Bibliotheken werden auf mehr als 60.000 Bände geschätzt, vgl. die von der DFG 2001 vorgelegten Neuen Konzepte der Handschriftenerschließung. Informationssysteme zur Erforschung des Mittelalters und der Frühen Neuzeit. In: http://www.dfg.de/forschungsfoerderung/ wissenschaftliche_infrastruktur/lis/foerderbereiche/mittelalter_fruehneuzeit.html (12.1.2004), S. 11 Anm. 4.    zurück
So zum Beispiel in der aktuellen Ausstellung der Bayerischen Staatsbibliothek: Lebendiges Büchererbe, vgl. http://www.bsb-muenchen.de/verwaltg/saekular.htm (12.1.2004), zu der auch ein reich bebilderter Katalog erschienen ist: Lebendiges Büchererbe: Säkularisation, Mediatisierung und die Bayerische Staatsbibliothek. Red. Dieter Kudorfer. München: Bayerische Staatsbibliothek, 2003, Nr. 62 (Abb.)   zurück
Als zentrales Handschriftenportal fungiert www.manuscripta-mediaevalia.de. Eine Verlinkung zu Handschriftenbeschreibungen, die in Projekten erarbeitet wurden und online zugänglich sind (vgl. z.B. http://www.parzival.unibas.ch/hsverz.html), wäre sehr hilfreich.   zurück